Alte Steine, viel Regen und kein Taxi

JerashIn Jordanien ist mal wieder Wochenende gewesen. Also musste ein Ausflug her! Kein Problem, bei den dutzenden Möglichkeiten, die sich einem hier bieten. Also war ein Ziel schnell identifiziert und für freundliche Begleitung ist ja sowieso gesorgt.

Also haben L. und ich Freitagvormittag ein Sammeltaxi Richtung Jerash genommen. Schließlich wird die alte Römerstadt in wirklich jedem Reiseführer als unbedingtes Must-See beschrieben. Und das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Die Anfahrt war diesmal ziemlich unspektakulär. Dafür war bereits das erste zu bestaunende Bauwerk sehr spektakulär. Ebenso alle anderen, die darauf folgten und sehr gut erhalten waren.

Da es trotz Zeitverschiebung und -verwirrung auch in Jordanien November ist, war das Wetter auch super für eine Besichtigung. Die Sonne war weniger gnadenlos, dafür tauchten ab und zu immer mal wieder ein paar flauschige Wölkchen am Himmel auf.

So sind wir etwa 2 – 3 Stunden durch unglaublich viele und unglaublich alte Steine marschiert. Dabei war, wie gesagt, das meiste super gut erhalten. Den Rest, also die Steine, die sich nicht mehr in ihrer ursprünglichen Anordnung befanden und in Deutschland fein säuberlich nummeriert und in einer Vitrine nach Größe und Gewicht sortiert wären, fanden wir in einem uns sich nicht erschließenden System auf dem Boden aufgeschüttet.

In der Zeit, in der wir ehrfürchtig diese alten Ruinen und Bruchstücke angeschaut haben, hatten sich die einst flauschigen Wölkchen zu dunkelgrauen Monstern entwickelt, die sich aus 2 Richtungen kommend über Jerash zu sammeln schienen.

Kein Grund, die Anlage überstürzt zu verlassen. Immerhin gab es noch viel zu sehen. Und um irgendetwas überstürzt zu tun, waren wir eh viel zu fertig. Laufen und Gucken ist schon anstrengend!!

Dankenswerterweise war das Gewitter gnädig mit uns und hat sich erst über Jerash ergossen, als wir ein altes Theater erreicht hatten. Das konnten wir uns dann auch in aller Ruhe ansehen. Wir saßen dort nämlich bestimmt 40 Minuten fest. War ja aber nicht so schlimm, schließlich hatten wir ja ein Dach über dem Kopf. Und selbst wenn wir das nicht gehabt hätten, wäre das auch nicht schlimm gewesen. Denn unmittelbar nachdem die ersten Tropfen gefallen waren, wollte uns der nette Mann, der eben noch Nippes und Postkarten an die Geländebesucher gebracht hatte, einen Regenschirm käuflich erwerben lassen. In Jordanien ist einfach zu jeder Zeit und unter jeden Bedingungen immer einer mit der richtigen Geschäftsidee zur Stelle.

IMG_7480Wir haben dann einfach gewartet, bis der Regen weitergezogen war und uns dann aus unserem Versteck gewagt. Zumindest dachten wir, dass der Regen weitergezogen wäre. Kurz nachdem wir dann allerdings durch ein Loch im Zaun die Anlage verlassen konnten (der Ausgang war zu und wir wollten nicht den ganzen Weg wieder zurück zum Eingang), hat es dann wieder angefangen zu schütten. Mit nur einem Schirm ausgestattet waren wir dann natürlich entsprechend schnell entsprechend nass.

In dem Zustand wollten wir uns nicht mehr – wie ursprünglich angedacht – in ein Restaurant setzen, sondern haben es bevorzugt, möglichst schnell nach Hause zu kommen.

Denkste!

Als wir uns dann deswegen von einem Taxi zur Bushaltestelle haben bringen lassen, meinte der Taxifahrer schon: „Ma fi bas!“ – „Es gibt keinen Bus!“

Okay, kein Problem, dann nehmen wir eben eines von den weißen Sammeltaxis, die im Gegensatz zu den gelben Taxis befugt sind, die Stadt zu verlassen. Wir haben allerdings ziemlich schnell rausgefunden: „Ma fi Taxi!“ Zumindest nicht da, wo wir gerade waren. Also sind wir wieder zurückgewackelt. Und nein, es hatte zwischenzeitlich noch nicht aufgehört zu regnen. An der Hauptstraße angekommen, an der es einer mehr oder weniger kompetent scheinenden Auskunft nach auch an einem Freitag Taxis gäbe, waren L. und ich ziemlich schnell von 5 bis 6 Männern umringt, die uns alle gerne gegen ein kleines Entgelt nach Amman bringen wollten. Mit ihrem eigenen Auto. Diese verwirrten Europäer fallen einfach immer auf!

Nachdem wir uns natürlich strikt geweigert hatten, haben uns alle glaubhaft versichert: „Ma fi Taxi!“ Es sei ja schließlich Freitag. Das Argument, dass wir mit einen Taxi ja auch angekommen waren, zählte nicht. Das war ja schließlich morgens!

Hmm, wir waren nass und hatten keine Lust mehr. Wir hatten aber auch keine Lust, uns zu irgendwelchen wildfremden Kerlen ins Auto zu setzen.

Wie gut, dass auf der anderen Straßenseite ein vollbesetztes Polizeiauto stand. Dein Freund und Helfer. Einem der netten Polizisten konnten wir unsere missliche Lage erklären. Seine Reaktion? „Ma fi Taxi!“ Ja, das wussten wir ja schon! Sein Vorschlag: „Fahrt doch mit dem netten Mann mit, der sich angeboten hatte!“ Letzterer hatte sich auch schon zu unserem Gesprächskreis dazugesellt. Unsere Reaktion: …kann er vergessen… zu gefährlich… macht man nicht…  und wir schon gar nicht. Eben alles, was einem so von klein auf von seinen Eltern eingetrichtert wird. Das konnte der Polizist dann verstehen, meinte aber, dass das hier in Jordanien ganz normal wäre! Tja, naja, irgendwie musste ja jetzt ’ne Lösung her. Wir wollten ja heim. Die Alternative wäre gewesen, in Jerash zu übernachten und da hatten wir erst recht keine Lust drauf!

Nach viel Hin und Her und nachdem L. dann noch eine jordanische Freundin angerufen hatte, die zuerst mit dem Polizisten und danach mit dem Mann mit dem Auto auf Arabisch sprechen musste, hat sich eine Lösung ergeben. Der Mann hat angeboten, dem Polizisten seinen Ausweis zu geben, damit dieser sich seine Daten und dann auch sein Nummernschild notieren konnte. Außerdem haben wir noch unsere Namen und Handynummern bei der Polizei hinterlassen.

Naja, das Ende vom Lied war, dass wir eine sehr nette Fahrt nach Amman hatten unter optimalen Sicherheitsbedingungen. Immerhin kann man einem normalen Taxifahrer auch immer nur bis zur Stirn gucken!

In Amman angekommen stellten wir fest, dass hier zwischenzeitlich anscheinend fast die Welt untergegangen war. Die Straßen waren alle mehr oder weniger stark überflutet und an den Seiten lag eine dünne Schicht Hagelkörner.

Den nächsten Ausflug machen wir an einem Samstag (da gibt es Taxis) und bei gutem Wetter!