Permalink

off

Andere Länder, andere Sitten #1 – Personenbeförderung

Wer hier kein eigenes Auto hat, muss zwar sein Leben nicht im Linksverkehr riskieren, hat aber eine Möglichkeit weniger, um von A nach B zu kommen. Fahrrad fahren ist auch nicht sonderlich angesagt (bei der Topographie der Stadt absolut verständlich – Berge stinken), das reduziert dann die Möglichkeiten um eine weitere. Öffentliche Verkehrsmittel, das heißt Bus, Straßenbahn, S-Bahn, irgendwas – Fehlanzeige. Was bleibt: Laufen oder Taxi fahren. Windhoek ist zwar nicht sehr groß, man kann also viel zu Fuß erkunden, aber – unter anderem aufgrund der fürchterlichen Anstiege – nicht alles. Womit nur noch das Taxi bleibt.

Für ein einfaches Mädchen vom Lande wie mich ist Taxifahren etwas ganz Besonderes. Die Male, die ich in Deutschland Taxi gefahren bin, kann ich an einer Hand abzählen. Bin ich überhaupt schonmal Taxi gefahren? Ja, doch. Nachts und so. Kostet ja auch Geld, das man nicht hat, der Körper ist noch jung, also läuft man oder fährt Fahrrad, Bahn und Bus. Der aufmerksame Leser ruft nun: Ha! Kannse doch gar nich da unten! – Richtig. Womit wir dann wieder beim Ausgangspunkt der Geschichte wären:

Das Taxi ist DAS öffentliche Verkehrsmittel hier und definitiv nicht zu vergleichen mit unserer Vorstellung vom Taxifahren. Zuerst einmal die Preise. Zehn Euro für zehn Kilometer? (Da ich wie gesagt nicht sehr oft Taxi gefahren bin, kenne ich die aktuellen Preise pro Kilometer nicht und bitte, eventuelle Fehlkalkulationen zu entschuldigen. Berichtigungen von Experten aus dem deutschen Taxigewerbe werden im Kommentarbereich gerne gesehen.) Hehehe. Guter Witz. Hier zahlt man 9 Namibische Dollar, umgerechnet etwa 70 Cent für die Fahrt. Egal, wohin. Gut, nachts steigen die Preise dann um 100%, aber auch das sprengt nicht unbedingt den Monatsetat.

Man stellt sich also an den Straßenrand und schon hupt’s. (Siehe auch „Wer hätt’s gewusst“) Man blickt freundlich zum Fenster rein, nennt seine ungefähre Destination (Straßennamen werden überbewertet, eher so grobe Orientierungspunkte wie Tankstellen, Supermärkte oder Banken), der Taxifahrer nickt (auch wenn sich später herausstellt, dass er eigentlich keine Ahnung hat) und man steigt ein. Kein Problem, wenn da fünf Leute oder sechs Leute oder sieben Leute mitwollen (ich habe die politisch total unkorrekte Vermutung, dass auch eine hellere Hauttönung eine Rolle spielen könnte), schließlich zahlt man ja pro Person und der Taxifahrer möchte was verdienen. Während man dann zur traditionellen Taxi-Musik abrockt und sein Haar im Winde der geöffneten Fensterscheiben wehen lässt, kann es schonmal vorkommen, dass man den 23. Heiratsantrag leider ablehnen muss, bzw. den guten Mann vertröstet, es sich noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. (Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob er nicht noch was Besseres findet. Wusste schon Goethe. Oder Schiller. Oder beide. Ich jedenfalls auch.) Dann ist es auch nicht immer der Fall, dass man den direkten Weg zum Ziel nimmt, aber das wäre irgendwie langweilig, vorausschaubar und so sieht man viel mehr von der Stadt (und weiß bei der nächsten Taxifahrt erst recht, dass das definitiv NICHT der schnellste Weg ist).

Letztendlich bin ich bis jetzt aber immer gut und sicher an meinem Zielort abgeliefert worden, oft hat sich dann derselbe Taxifahrer sofort angeboten, die Rückbeförderung auch zu übernehmen („Just call or write me, when you want to go back“), und auch alleine Taxi zu fahren ist nicht die dümmste Idee überhaupt, die einer nichtmaximalpigmentierten Person hier kommen könnte. (Nachts habe ich das allerdings auch noch nicht ausprobiert. Da sollte es dann schon der Taxifahrer meines Vertrauens sein; Chris, John und Moses sind in der engeren Auswahl.)

 

Kommentare sind geschlossen.

Zur Werkzeugleiste springen