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Die Bürokratie, sie lebe hoch!

Eigentlich wollte ich mich hier heute mal mit dem Thema des nicht gepackten Koffers auseinandersetzen, aber das muss verschoben werden.

Heute, 11:07 Ortszeit: Klingeln an der Tür. Meine Mitbewohnerin und mir fährt der Schreck in die Glieder (tut er jedes Mal, wenn es bei uns klingelt, der Signalton ist nichts für schwache Nerven, wurde wohl für Damen und Herren höheren Alters mit ersten Schwerhörigkeitserscheinungen konzipiert), wir schauen uns unsicher an, erwartest Du jemanden? – Ne, Du? Kurzes Überlegen, ob wir uns totstellen, man kann ja nie wissen, wer zu dieser nachtschlafenen Zeit schon unterwegs ist, um arglose Mitbürger zu überfallen. Dann siegen aber doch Pflichtgefühl und Neugier und wir lassen die freundliche Dame von der Post hoch zu uns. Besser is auch, denn sie zaubert doch tatsächlich ein Einschreiben von der namibischen Botschaft aus ihrer Wundertüte!

Ich raste aus! Das kann nur mein Visum sein! Ganz sicher! Ich springe wie wild durch die Wohnung, verschiedene Laute der Freude ausstoßend (ich warte seit Anfang Juni auf irgendein Zeichen seitens der Botschaft, da ist das eine angemessene Reaktion) und versuche nebenbei, den Umschlag zu öffnen, was eine motorische Herausforderung darstellt. Endlich offen! Mir fällt eine Infobroschüre in die Hände – Namibia – Luxus der Weite – , außerdem eine Namibia Tour Planning Map. Ein gutes Zeichen, ich werde also tatsächlich „Ursprünglichkeit entdecken“ und „sich selbst erleben im anderen“, wie mir der Hochglanzprospekt verspricht.

Oder? Jetzt erst schaue ich mir Reisepass und das beigelegte Schreiben an und freue mich schon, endlich den Stempel zu sehen. Komisch. Die Seiten des Passes sind noch genauso jungfräulich wie vor der Reise in die Botschaft. Die Damen und Herren der namibischen Botschaft in Berlin teilen mir mit, dass sie meinen Antrag an die Damen und Herren des Innenministeriums in Namibia weitergeleitet haben, wo er nun aufs Neue geprüft werden soll. I mean, seriously?! Da bin ich jetzt aber wirklich froh, dass ich den Antrag schon im Mai gestellt habe, gerade noch rechtzeitig, damit er dann zeitnah an die zuständige Stelle geschickt werden konnte.

Ich zitiere da mal eine Mitfreiwillige, die sich mit Papier auskennt: „So ein Papierstapel muss erst atmen, bevor die Sachbearbeiter ihn genießen können… die Weinkenner haben das nur daher abgeguckt!“

Jetzt muss nur noch der Minister gute Laune haben und unterschreiben, dann kriege ich die Bestätigung per E-Mail, zeige diese und die Bestätigung, dass ich die Finanzen des Ministeriums unterstützt habe, am Flughafen in Windhoek vor und schwupps, wird ein wunderschöner Stempel eine Seite meines Reisepasses zieren. Let’s hope the very best!

 

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