Besser spät als nie…mein Januar!

Meine lieben Blogleserinnen und Blogleser!

In letzter Zeit wahr ich wohl eine sehr untreue Berichterstatterin, denn mein Blog ruhte einige Zeit, um genau zu sein, für länger als eineinhalb Monate. Dabei hätte ich bzw. habe jetzt sehr vieles zu berichten, denn ich sitze gerade schon zu Hause in meinem Zimmer und lasse das letzte halbe Jahr Revue passieren. Die Zeit nach Weihnachten verging wie im Flug, für meinen Geschmack viel zu schnell, um alle Eindrücke in sich aufnehmen zu können. Zu wissen, dass man seine letzten Wochen, Tage, Stunden mit den Menschen verbringt, die einem innerhalb kürzester Zeit ans Herz gewachsen sind und die einen in einer sehr prägenden Lebensphase ein Stück weit treu begleitet haben, ist irgendwie ein sehr mulmiges Gefühl. Ein sehr tröstender Gedanke ist dabei allerdings, dass man sich ja immer zweimal sieht im Leben und das dürfte bei der geografischen Nähe zu Polen auch nicht schwerfallen! Dies ist wohl auch ein entscheidender Vorteil, nicht in ein weit entferntes Land wie etwa im südamerikanischen oder asiatischen Raum gewesen zu sein, denn so fällt das Kontakthalten womöglich einfacher.

Dies soll noch kein Abschlussbericht werden, dieser folgt erst in einem nächsten Eintrag. Was ich euch nun auf keinen Fall vorenthalten möchte, ist meine Reise nach Białystok, eine Stadt, die ungefähr 5 Stunden Busfahrt von Olsztyn in südöstlicher Richtung entfernt liegt. Ich habe dort eine langjährige Freundin, Katarzyna, besucht! Wir hatten uns bestimmt seit 8 Jahren nicht gesehen und es war toll, dass sie mir ihre Heimatstadt zeigen konnte! Białystok hat an die 300 000 Einwohner und ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Podlachien im Nordosten Polens. So viel zu den Fakten! Ein genaueres Bild über die Stadt ermöglichen euch vielleicht die folgenden Fotos, die ich bei zwar niedrigen Temperaturen, aber sehr viel Sonnenschein knipsen konnte:

Für einen Tag ließen wir das Stadtleben hinter uns und machten einen Ausflug ins 80 km entfernte  Białowieża, ein kleines Dörfchen nahe der weißrussischen Grenze. Wieso? Dort gibt es den sehr bekannten Białowieża-Urwald, den ältesten Naturpark Polens, der unter Naturschutz steht und der sogar als UNESCO-Weltnaturerbe angesehen wird. Vor allem in den wärmeren Jahreszeiten weist er eine unwahrscheinliche Pflanzen- und Tierartenvielfalt auf. Der Urwald erstreckt sich über die Grenze bis tief in weißrussisches Gebiet hinein. Früher diente der Naturpark als Jagdgebiet des russischen Zaren. Wir sind an dem Tag tatsächlich über 20, gefühlt allerdings über 100 km, über Stock und Stein durch das dortige Waldgebiet gewandert und kamen letztlich im Naturparkreservat an, in dem wir für unserer Ausdauer mehr als entlohnt wurden, denn wir bekamen echte Wisente zu Gesicht! Diese sind eine freilebende Wildrinderart, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahezu ausgerottet wurde. Die gesamte heute bestehende Wisentpopulation stammt nur von einigen wenigen Wisenten ab, die in Zoos und Tieraufzuchtbetrieben gepflegt wurden. Vor rund 60 Jahren begann man mit der Auswilderung einer Wisentherde im Bialowieza-Nationalpark, in dem heute ungefähr 60 Prozent des gesamten Weltbestandes an Wisenten leben – eine ganz beachtliche Menge!

Erschöpft und ein wenig durchgefroren von unserer Wanderung konnten wir uns am Abend auf einen reichlich gedeckten Tisch in unserer kleinen Pension freuen. Viele Menschen leben dort vom Konzept des Agrartourismus, das heißt, sie vermieten Zimmer in ihren Häusern und bewirten ihre Gäste. So hat man den direkten Kontakt zu Einheimischen und erfährt die besten und interessantesten Dinge über den jeweiligen Ort. Gestärkt (natürlich durch eine schmackhafte Tomatensuppe und typische polnische Pierogi Ruskie) standen wir am nächsten Morgen schon in der Frühe auf, um mit dem Pensionswirt in den Wald zu fahren, denn dort gibt es eine Lichtung, bei der man (bei viel Glück) freilebende Wisente antrifft. An diesem Tag hatten wir allerdings nicht so großes Glück, denn die Bisons wollten sich uns nicht zeigen. Der Sonntag ist nun mal zum Ausschlafen da, da kann man ihnen ja eigentlich nicht böse sein! 😀 Das zeitige Aufstehen hatte sich für uns dennoch gelohnt, denn wie heißt es so schön: „Der frühe Vogel fängt den Wurm!“ So machten wir uns auf ins Naturkundemuseum, das noch einmal sehr eindrücklich durch die nachgestellten Waldtypen mit ihren spezifischen Bewohnern, das heißt Pilzen, Insekten und Tieren, zu unterschiedlichen Jahreszeiten die Vielfalt des Ökosystems Wald bzw. Urwald aufzeigt!

Am Nachmittag ging es für mich dann nach einem sehr lehrreichen und einfach nur schönen Wochenende wieder zurück nach Olsztyn und als ich in meinem Studentenzimmer ankam, fiel ich auch bald müde und zufrieden ins Bett!

Was gab es noch im Januar? Meine letzten Arbeitsstunden an meinen beiden Einsatzschulen, die ich sehr genossen habe! Ich habe mich an beiden Schulen wirklich sehr wohl gefühlt, so ist es mir natürlich sehr schwer gefallen, mich von den Schülerinnen und Schülern und auch vom Lehrerkollegium zu verabschieden! Ich bin so dankbar für jede Geste und Anerkennung, die mir die Klassen entgegenbrachten und war am letzten Schultag wirklich sehr gerührt, als mir klar wurde, dass ich einige von ihnen vielleicht tatsächlich nicht wieder sehen werde. Ein abschließendes Highlight waren für mich der feierliche Gymnasialball und die Studniówka – vergleichbar mit dem deutschen Abiball, allerdings wird dieser in Polen 100 Tage (der Name kommt von sto dni = hundert Tage) vor dem Abitur gefeiert, bevor die kommenden 3 Monate dann dem Pauken gewidmet werden!

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Ich habe an diesem Abend tatsächlich auf zwei Festen getanzt, denn die beiden Feiern fanden im selben Restaurant an einem der großen Olsztyner Seen statt, so dass ich mir keines der beiden Ereignisse, auf das die Schülerinnen und Schüler schon so lange hin gefiebert hatten, entgehen lassen musste! Gutes Essen, viel Musik, Tanz und einfach nur wahnsinnig viel Spaß beschreiben diesen Abend wohl am treffendsten! Und was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass die Polen und Polinnen wirklich super das Tanzbein schwingen können, und das bereits mit 15 Jahren! Diese Feiern waren es wirklich wert „Ball“ genannt zu werden! Noch nie hatte ich so viel Vergnügen, sowohl beim Anblick der tanzenden Menge, als auch beim eigenen Tritt auf die Tanzfläche! Ein gelungener Abend für die Schüler und Schülerinnen, das Lehrerkollegium – und für mich mit der Bedeutung eines ganz besonderen Abschieds von meinem Schulalltag und all den liebenswerten Menschen, die ihn so wunderbar machten!

Danke dafür an dieser Stelle!