Hier bin ich wieder! Ich melde mich aus der schönen Altstadt Olsztyns (zu deutsch: Allenstein) und genieße noch die letzten spätsommerlich warmen Sonnenstrahlen bei einem Kaffee am Marktplatz! Die Atmosphäre ist wirklich eine ganz besondere hier! Die Tauben tümmeln sich auf dem gemütlichen Platz, in der Hoffnung, einen kleinen Imbiss von wohlwollenden Touristen oder tierfreundlichen Kindern ergattern zu können. Hinter mir wird Scott Joplin`s „Entertainer“ in einem Restaurant alle Ehre erwiesen und ich lausche bedächtig den heiter klingenden Klaviertönen, die die begabten Hände des Pianisten fröhlich und beschwingt aus der Tastatur locken! Ihr seht, unterhalten werde ich hier genug, die Altstadt ist wirklich sehr lebendig. Immer wieder erreicht mich der Klang deutscher Worte von deutschen Touristen, die auch sichtlich Freude am bunten Geschehen hier in der Altstadt haben. Manchmal habe ich das Gefühl, einfach in eine andere deutsche Stadt und nicht in ein anderes Land gezogen zu sein. Hier wird mir wieder klar, wie eng doch Deutschland und Polen miteinander verbunden sind! So viel zum Moment! Nun nehme ich euch mit auf eine kleine Reise durch die Altstadt, damit ihr euch bildlich vorstellen könnt, an welch schönem Fleckchen ich mich hier befinde!

Wir betreten die Altstadt durch das Hohe Tor, welches als Einziges von ursprünglich drei Stadttoren erhalten ist und welches das Backstein-Flair der Stadt gekonnt einleitet und uns ins mittelalterliche 14. Jahrhundert zurückversetzt. Das Hohe Tor ist ein beliebter, wenn nicht sogar DER Treffpunkt der Allensteiner! Wenn man weiß, wo es steht, hat man also schon gewonnen! 🙂

Eine breite gepflasterte Straße, links und rechts gesäumt von kleinen Geschäften und Cafés, führt uns auf direktem Wege zum Altstadtmittelpunkt, dem Marktplatz. Hier steht auch das Alte Rathaus, welches seinen Ursprung ebenfalls im 14. Jahrhundert hat und sich durch seine teils backsteinerne Fassade harmonisch ins Stadtbild einfügt. Hinter mit zartem Gelb verputzter Fassade verbirgt sich eine der vielen Stadtbibliotheken, die ein sehr angenehmer Ort zum Lernen sein soll. Ich werde mit Sicherheit mal reinschauen. Besonders schön anzusehen ist auch die Sonnenuhr am Rathaus, die uns darauf aufmerksam macht, wie schnell doch die Zeit verrinnt, also nehmen wir uns doch das Motto „Carpe diem“ zu Herzen und schlendern weiter durch die Straßen der Altstadt!       

Kleine Bars, Eisdielen und Restaurants zieren die Straßenränder und blickt man nach oben, ist man beeindruckt von den wirklich schönen Hausfassaden, die sich teilweise durch mit Mosaiksteinen verzierte Erker auszeichnen. So bringen die warmen Sonnenstrahlen die Mosaiksteine zum Leuchten, die Stadt wirkt wie verzaubert!

Rechter Hand vom Marktplatz befindet sich die Evangelische Kirche, die Tag und Nacht einen treuen Gefährten neben sich weiß, nämlich Nikolaus Kopernikus! Dieser lebte zu Beginn des 16. Jahrhunderts in fürstlichem Stil in der Burg Allensteins, in der heute das Ermländische Museum untergebracht ist, welches unserm Kopernikus eine eigene Ausstellung widmet. Die Allensteiner sind sehr stolz auf ihren ehemaligen Burgverwalter, schließlich hat er in erheblichem Maße durch seine astronomischen Erkenntnisse zu unserer heutigen Vorstellung der Welt beigetragen! Blickt man vom Burgturm herab, sieht man ein kleines Amphitheater, in dem vor allem im Sommer viele kulturelle Veranstaltungen stattfinden.

Linker Hand vom Marktplatz kann man über einer Häuserreihe die Turmspitze der Jakobskathedrale erkennen.

Auch hier ist die gotische Architektur unschwer zu erkennen. Das Innere von Kirchen übt immer wieder eine unglaubliche Faszination auf mich aus. Setzen wir uns einen Moment und lassen einfach das durch die bunten Glasfenster einfallende Licht und die Höhe der Gewölbe auf uns wirken.

Vor ein paar Tagen kam ich mit einem sehr netten älteren Herrn ins Gespräch, der seit seiner Kindheit in Olsztyn lebt und somit auch das Schicksal der Geschichte, nämlich den Nationalitätenwechsel Olsztyns nach dem zweiten Weltkrieg von deutscher zu polnischer Stadt miterlebt hat. Er bot mir an, ihn jederzeit in der Kirche zu besuchen, um mehr über die wirklich spannende Historie der Stadt zu erfahren. Dieses Angebot nahm ich natürlich gerne an, denn wann bekommt man denn schonmal die Möglichkeit, Geschichte durch einen Zeitzeugen, also aus erster Hand zu erfahren?!?

Das war sie, die kleine, aber feine, gemütliche und vor allem geschichtsträchtige Altstadt von Olsztyn in wenigen Worten und Bildern! Hier findet ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens statt und besonders am Abend laden unzählige kleine Bars und Kneipen zum gemeinsamen Ausklang des Tages ein.

Verlassen wir nun wieder die Altstadt durch das Hohe Tor, schlagen wir den Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, denn wir blicken auf das Neue Rathaus!

Dieser im Jahr 1915 fertiggestellte Bau ist ebenfalls ein Hingucker der Stadt und der Eintritt in die Neustadt. Täglich zur Mittagszeit ertönt aus dem Rathausturm die Hymne der Stadt, bei Gelegenheit folgt eine Aufnahme. 🙂

In der Neustadt hat Olsztyn einiges zu bieten: ob kulturell, geschichtlich, technisch-naturwissenschaftlich oder sportlich interessiert – für jeden Typ ist etwas dabei, seien es Theater, die Philharmonie, unzählige Bibliotheken und Kulturzentren, das Planetarium, große Einkaufszentren, Kinos oder Wassersporttouren in Flüssen und Seen!

Auch außerhalb der Stadt herrscht ein buntes Treiben! Denn Olsztyn ist eingebettet in eine abwechslungsreiche Landschaft, darunter ein Dutzend Seen und einige weite Wälder. Die teilweise neu gepflasterten Wege um einige Seen laden zum Radfahren oder Spazierengehen ein. Auch ich habe das wirklich tolle Wetter der letzten Tage genutzt, um ein paar Seen und Parks der Stadt zu erkunden!

Genug der Worte, ein Bild spricht manchmal Bände! Lasst die Stadt und Umgebung auf euch wirken, vielleicht kommt es ja bei dem ein oder anderen auf die Liste begehrter Urlaubsziele in naher Zukunft! 🙂