Du bist, was Du isst

Essen spielt im Alltag der Jamaikaner eine große Rolle. (Was nicht unbedingt heißt, dass es dementsprechend genussvoll verspeist wird, aber dazu ein andermal mehr.) Das hat den Vorteil, dass man – egal zu welcher Veranstaltung man geht – sich sicher sein kann, dass für das leibliche Wohl gesorgt ist.

Der Nachteil: Dem Gesundheitsaspekt wird dabei kaum Beachtung geschenkt. Vegetarische Gerichte sind eine Seltenheit und meistens sind Fisch und Fleisch frittiert. Auch die Beilagen sind eher eintönig was den Nährstoffgehalt angeht. Standard: Rice & peas.

Bei den Getränken hat man die Wahl zwischen Pepsi / Schweppes / pappsüßen künstlich gefärbten Limonaden (http://bit.ly/1w28J5f ) und „Natural Juices“ „made in Jamaica“. Zutaten: Wasser, Zucker, Konzentrat. Für zwischendurch sind bei Kindern und Jugendlichen Snacks wie rot gefärbte Käsecracker (http://bit.ly/1w1VSjL) und Kekse sehr beliebt. Übergewicht und vor allem Diabetes sind ein nationales Gesundheitsproblem (ein Artikel der lokalen Tageszeitung zu dem Thema: http://bit.ly/1pJRaRM).

Dabei hängen die Bäume auf Jamaika voll mit den leckersten und nährreichsten Früchten!

Einer der größten Profiteure: Nestlé. Durch penetrante Werbung erzeugt der Konzern bei den Konsumenten den Glauben, sie könnten durch dessen Produkte Superpower erlangen. Angefangen bei Kindernahrung über Corn Flakes bis hin zu Energie Drinks. Die zähflüssige, gesüßte Kondensmilch, die großzügig dem Nestlé Instant Coffee beigemischt wird, ist in vielen jamaikanischen Rezepten fester Bestandteil.

Die Gründe für diese Misswirtschaft gehen auf die Unabhängigkeit Jamaikas von England 1962 zurück. In deren Folgejahren stieg der Schuldenberg ins Unermessliche an und somit auch die Zinslast gegenüber der World Bank und dem IWF. Unter Zugzwang willigte Jamaika einem vom IWF auferlegten Handelsabkommen ein, welches es den USA ermöglichte, zollfrei nach Jamaika zu importieren. Die Folge: Einheimische Bauern und Unternehmer konnten mit den günstigen importierten Massenwaren nicht konkurrieren und gingen Pleite. Zu dieser Zeit eroberten auch viele Fast Food Ketten den jamaikanischen Markt. Zwar unter der Bedingung, ihr Fleisch lokal anzubauen (das führte zum Niedergang McDonalds), doch der Amerikanisierung Jamaikas war nun kein Halt mehr geboten.

Auch eine Freihandelszone wurde im Hafen von Kingston errichtet, in der Halbfertigware wie Stoffe eingeschifft, von jamaikanischen Arbeiterinnen zusammengenäht und wieder ausgeschifft wurden. Steuerfrei versteht sich. Als die Löhne zu steigen drohten, wurden kurzerhand Chinesinnen eingestellt, um die Arbeit zu übernehmen. Ein weiterer herber Rückschlag für die bereits hohe Arbeitslosenquote. (Für mehr Infos kann ich den Film ‚Life and Dept’ wärmstens empfehlen: http://bit.ly/1w29NWP).

Heute ist eine Gegenbewegung erkennbar. Einheimische und importierte Produkte werden klar als solche deklariert. Aber die Essgewohnheiten bleiben in den Köpfen der Menschen verankert.

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