Crashkurs Finnland :)

Meine einwöchigen Herbstferien sind vorbei, aber ich finde, gut genutzt wurden sie auf jeden Fall. Johanna, die derzeitige kulturweit-Freiwillige in Tartu hatte die Idee, nach Finnland zu fahren und mich gefragt, ob ich mitkommen möchte. Die Planung und Organisation (wobei mein Beitrag hier letztendlich wohl nicht ganz so groß war ;))  und vor allem Buchung von Fähren und Zügen – bei noch immer nicht funktionierendem Onlinebanking – bescherte mir dann noch einige Komplikationen und stressige Tage, aber die lohnten sich letztendlich auf jeden Fall.

So ging es Sonntag vor anderthalb Wochen in fast unmenschlicher Frühe los Richtung Finnland, für je zwei Nächte nach Helsinki, Turku und Tampere. Übernachten wollten wir als Couchsurfer bei Hosts vor Ort, das hatte ich noch nie vorher gemacht, aber freute mich total darauf, es auszuprobieren. Für die erste Nacht hatten wir dann schließlich doch noch niemanden gefunden und landeten so im CheapSleep-Hostel in Helsinki, aber danach hat das immer wunderbar geklappt und wir haben ein paar wirklich nette Menschen kennen gelernt. Im leider ziemlich, ziemlich teuren Finnland sparten wir dadurch natürlich außerdem noch einiges an Geld 😉

In Helsinki hatten wir bestes Wetter und generell gefiel mir die entspannte Atmosphäre dort supergut. Wir sahen uns Innenstadt und Hafen an und am zweiten Tag fuhren wir auf die kleine Inselgruppe direkt vor Helsinki, auf der die Suomenlinna, eine noch aus dem 18. Jh. stammende Festung zu bewundern ist.

Hier ein paar Eindrücke aus Helsinki:

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Der majestätische Senaatintori (Senatsplatz) in Helsinki

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Hanna im Muminladen…

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…und bei einer unserer zahlreichen kreativen Entspannungs- und Picknickpausen – hier auf der Insel von Suomenlinna

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Nach einer Nacht bei unserem sehr netten und meinem allerersten Couchhost Jari ging es dann weiter nach Turku, auch einer richtig schönen Stadt. Dort übernachteten wir bei einem Pärchen, Juho und Emma im sogenannten „Student Village“ Turkus. Die Zeit mit ihnen war wirklich super, sie zeigten uns die Stadt, gaben uns eine Einführung in richtige finnische Lakritze und backten mit uns auf Hannas Vorschlag hin typisches finnisches „Pulla“-Gebäck 🙂

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Die Kirche der ehemaligen Hauptstadt Finnlands, Turku

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Unser ganzer Stolz: weltbeste Pullas 🙂

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In Tampere kamen wir dann noch bei Jatin, einem Studenten aus Indien und dem besten Koch, den man sich vorstellen kann, unter. Ich sah mir am zweiten Tag das Vapriikki-Museum an, wo ich einige der berühmten Terracotta-Armee-Figuren der Qin-Dynastie in China bewundern und auch noch so einiges über Finnlands und Tamperes Geschichte lernen durfte. Vielleicht eine Bildungslücke, aber ich wusste vorher zum Beispiel noch gar nicht, dass Nokia aus Finnland kommt.

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Unser Host Jatin, Johanna und ich auf einem Aussichtsturm in Tampere

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Außerdem war ich in Tampere zum ersten Mal seit Beginn meines kulturweit-Jahres in einer richtigen Sauna – und die ist eigentlich sowohl in Estland als auch Finnland von großer Bedeutung – gibt’s in jedem Schwimmbad, Studentenwohnheim und in vielen Privatwohnungen.

Jedenfalls war die Woche dann wirklich schnell vorbei. Ich hoffe aber, irgendwann nochmal nach Finnland zu kommen, vor allem Lappland würde ich wahnsinnig gerne mal kennen lernen. Jetzt stecke ich aber erstmal wieder mitten im Schulalltag, gerade komme ich noch von einem französischsprachigen Treffen. Das war super und auf die Art und Weise kommen meine Franz.-Kenntnisse auch noch nicht ganz so schnell abhanden (;  Die Zeit rast in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit vorbei, in weniger als einem Monat haben wir schon unser Zwischenseminar und das ist wirklich noch kaum vorstellbar, aber ich freue mich total darauf.

 

 

 

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Die kleinen Anstrengungen des Alltags – oder nur der ersten Zeit?

Ob es um den Schulalltag, das Erkunden von Stadt und Umgebung oder Sprachprobleme geht, meine Zeit bisher war wie schon kurz erwähnt kein einziges Zuckerschlecken und sicher kein Erholungsurlaub. Aber man kommt durch, auch durch die anstrengenderen Seiten des Auslandsaufenthalts.

Da wäre erstmal das frühe Aufstehen, klingt echt nicht so schlimm, aber nach über 3 Monaten meist doch eher entspannter Nach-Abi-Pause hat mich das tägliche Aufstehen um 6.30 Uhr anfangs (mittlerweile kann ich mir meistens schon ein paar Minuten länger schlafen gönnen) doch etwas fertig gemacht – und auch mein Kaffeekonsum – vorher praktisch bei 0 – ist um einiges gestiegen 😉

Nach meiner Arbeit gab und gibt es dann meistens auch noch Dinge, die ich erledigen musste, zum Beispiel die ID-Card beantragen, mit der man hier in Tallinn kostenlos den öffentlichen Verkehr nutzen kann (der ist übrigens ein richtiger Segen, denn zumindest tagsüber ist das Bus-Tram-Trollbus-Netz einfach perfekt, mit Bussen, die bis zu 10mal pro Stunde fahren). Dazu musste ich zuerst zu meinem Student-Accommodation-Office gehen, das ich beim ersten Versuch gar nicht gefunden habe, beim zweiten geschlossen hatte und dessen Öffnungszeiten generell ziemlich deckungsgleich mit meinen Arbeitszeiten sind. Auf diese und ähnliche Weise habe ich in letzter Weise eine Menge Wege umsonst gemacht. Mit dem dort dann irgendwann unterschriebenen Mietvertrag gings dann aber weiter zum Registrierungsoffice, ca. 1 Woche warten, dann ins nächste Büro zur Beantragung der ID, wieder warten usw….aber es hat sich gelohnt, denn mittlerweile habe ich sie!

Sprachprobleme belegen definitiv den ersten Platz der schwierigen Seiten des Lebens hier. Gerade bei jüngeren Leuten und in allen von Touristen besuchten Einrichtungen kommt man mit Englisch super weiter,  aber es gibt trotzdem unzählige Situationen, die mit ein bisschen mehr Estnisch-Kenntnissen meinerseits tausendmal einfacher wären, allein schon, wenn ich versuche, dahinter zu kommen, worum es auf irgendwelchen Veranstaltungsplakaten geht oder ob die Schüler, die im Unterricht direkt vor mir sitzen, eigentlich gerade über mich reden und und und…

Schließlich wären da noch so Dinge wie erstmals alleine zu leben, hat auf jeden Fall sehr gute Seiten, aber plötzlich muss ich eben immer selbst einkaufen, Wäsche waschen, Geschirr spülen und kochen – letzteres mache ich allerdings nicht besonders oft, dafür esse ich unter der Woche meistens in der Söökla, der Schulmensa warm zu Mittag. Trotz E-stonia, in dem skype erfunden wurde und es an sehr vielen Stellen kostenloses W-lan gibt, habe ich bei mir zu Hause nur Kabelinternet, was aus mir unerklärlichen Gründen auch meistens erst nach dem dritten Neustart funktioniert.  Einmal war ich joggen und habe mich dann irgendwo im unbekannten Industriegebiet wiedergefunden, derartige Dinge kommen bei mir auch noch relativ häufig vor 🙂 Und dann fehlen eben auch immer noch irgendwelche Sachen, die man in Deutschland vergessen hat oder die das Freigepäck gesprengt hätten.

Trotzdem, mit der Zeit wird alles eine ganze Ecke einfacher. Mir ist eben aufgefallen, dass ich heute seit genau einem Monat hier bin – kaum vorstellbar, wie sehr die Zeit rast!

…und noch ein paar Fotos (:

die gibts nach der Beschreibung der ganzen Anstrengungen und Schwierigkeiten jetzt als Ausgleich – von allem Möglichen seit meiner Ankunft

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Leuchttürme, ujula und andere Neuentdeckungen

Erstmal muss ich mich entschuldigen, dass ich so lange nichts geschrieben habe, ich werde versuchen, mich zu bessern. Die letzte Zeit war sehr vollgepackt, aber dieses Wochenende war nicht so stressig und so kann ich endlich mal ein bisschen was von den vielen neuen Dingen, die ich in den letzten zwei Wochen gesehen und (kennen) gelernt habe, berichten:

Temperaturen an der Frostgrenze – Ende September. Der Temperatursturz, den ich hier erlebt habe, seit ich bei Badewetter angekommen bin, war nun wirklich mal eine neue Erfahrung. Das Thema, wie kalt genau es hier in der letzten Zeit nun wirklich schon war, wurde bereits heftig diskutiert, aber nah an der Frostgrenze waren wir auf jeden Fall schon, wenn nicht nachts sogar drunter. Es wird auch schon deutlich früher dunkel, was ich immer schade finde. Auf den richtigen Winter hier freue ich mich aber trotzdem, zumindest in mancher Hinsicht. Mir wurde schon von überall mit 100%-Garantie versprochen, dass ich bald erstmals ein zugefrorenes Meer bewundern kann, das man dann auf dem Weg zu bestimmten Inseln sogar mit dem Auto überqueren kann!

Kristiine Spordihall: Es gibt sie doch. Klettermöglichkeiten in einem Land, in dem der Gipfel des höchsten Berges, des Suur Munamägi („Großer Eierberg“) genau 318 m über dem Meeresspiegel liegt und der damit schon der höchste des gesamten Baltikums ist. Kristiine Spordihall ist eigentlich eine normale Sporthalle, aber mit einem einigermaßen guten Kletter- und Boulderbereich, in dem man montags bis donnerstags abends in einer offenen Gruppe und zu bezahlbaren Preisen klettern gehen kann. Ich war jedenfalls sehr glücklich, die kleine Halle zu finden und habe dort auch schon den Sicher- und Klettertest bestanden. (;

Ujula: Das Tallinna Saksa Gümnaasium hat seine eigene ujula, ein eigenes Schwimmbad an der Schule. Da können Lehrer, Freiwillige und sonstige Mitarbeiter zu bestimmten Zeiten kostenlos schwimmen gehen und das habe ich vor kurzem mal ausprobiert. Es war ziemlich cool, größer als ich gedacht hätte und – wie hier eigentlich fast alles – mit eigener Sauna. Im Schwimmbad habe ich dann auch gleich die sehr nette russische Reinigungskraft, Anneli und einige sonstige Kollegen getroffen. 🙂

Nõmme: Ein sehr hübscher kleiner Stadtteil ganz bei mir in der Nähe mit einem sehr schönen Markt und dem angeblich besten Outdoorladen Tallinns. Dort war ich heute mit einem ägyptischen Studenten namens Haitham joggen, der bei mir in der Nähe wohnt und den ich an meinem ersten Wochenende in Tallinn getroffen hatte. Was die Kommunikation mit ihm angeht, ist das oft etwas schwierig, finde ich, ich glaube, das kommt wohl einfach ein bisschen durch seine ziemlich andere kulturelle Herkunft, aber sonst ist er echt nett und gemeinsam mit anderen joggen gehen etc. finde ich sowieso immer super.

Leuchttürme der Ostsee: Letztes Wochenende ist meine Kollegin Katharina mit mir und Krissi, einer weiteren Freiwilligen in Tallinn für einen halben Tag raus in die Natur gefahren. Nachdem wir das Wochenende davor ja schon in Narva an der östlichen Grenze Estlands waren, ging es  nun ein bisschen in den Westen in Richtung Paldiski, einer kleinen Hafenstadt. Während dieses Ausflugs konnten wir insgesamt drei „tuletornid“, drei Leuchttürme (darunter waren auch zwei spektakuläre Rekorde – ich glaube es war der einzige Holzleuchtturm Nordeuropas und der höchste in Estland dabei 😀 ) sowie die wunderschöne und praktisch unberührt wirkende Natur Estlands bewundern. Eine Sache, die mir hier schon häufig aufgefallen ist, ist wirklich, wie wenige Leute und im Vergleich dazu viel Land es hier aus meiner Sicht gibt, dass es hier unglaublich viele wunderschöne Stellen gibt, an denen man dennoch ganz alleine ist. Straßen und Häuser sind meistens auch viel großzügiger und mit mehr Abstand gebaut, als ich es sonst kenne.

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Nachtleben Tallinns: Mittlerweile habe ich hier einiges an Parties und Bars in Tallinn mitbekommen, vor allem dank meiner Mitbewohnerin Siret und einem Bekannten vom Klettern. Mit ihm und zwei seiner Freunde war ich vor gut einer Wochen dann spontan noch auf einem Minikonzert der estnischen Band „Winny Puhh“. Die entpuppte sich dann als ziemlich schräge Metalband, wussten wir vorher beide nicht, war also nicht gerade so mein Fall aber whatever, wenigstens hatte ich nicht viel Geld dafür ausgegeben…;) Aber hier in Tallinn war ich auch auf meinem allerersten richtigen klassischen Konzert (soweit ich mich erinnere) im kontserdisaal „Estonia“, gemeinsam mit meinem Kollegen Michael. Der hatte eine Karte für ein kleines Wagner-Konzert übrig und da bin ich mal mitgekommen. Es gibt hier eine unheimlich ausgeprägte Musikkultur und ständig finden beeindruckende und vergleichsweise günstige Konzerte, Musicals, Festivals, Opern und Ballettaufführungen statt.

Humana: eine ziemlich beliebte Klamotten-Secondhandladen-Kette, gibt es hier fast überall, kannte ich vorher aber noch überhaupt nicht, mit ein bisschen Suchen findet man da hin und wieder echt gute günstige Sachen.

Der Toompea mit seinen Aussichtsplattformen:

Endlich habe auch ich es geschafft: Das obligatorische-Blick-auf-Tallinn-Foto vom Domberg aus - bei schönem Wetter

Endlich habe auch ich es geschafft: Das obligatorische-Blick-auf-Tallinn-Foto vom Domberg aus – bei schönem Wetter

Schließlich wären da noch die Empfänge in der Residenz der deutschen Botschaft: Schon zweimal war ich seit meiner Ankunft beim dort eingeladen, einmal zur Wahlparty am 22. September und dann am 3. Oktober zum Tag der Deutschen Einheit. Das war schon beide Male nicht schlecht und man kommt sich plötzlich ganz schön wichtig vor, bei Sekt und sehr leckerem Buffet-Essen zwischen schick angezogenen Diplomaten, Lehrern, Mitarbeitern des Goethe-Instituts und weiteren netten und interessanten Bewohnern Tallinns, die in irgendwelcher Form Beziehungen zu Deutschland haben 🙂

Das wären soweit einige der vielen neuen Entdeckungen und Erfahrungen der letzten Zeit, meine Arbeit am TSG sowie die anstrengenden Seiten meines Lebens hier (denn die gibt es wirklich auch zur Genüge) sind in diesem Beitrag etwas kurz gekommen, ich hoffe, da möglichst bald auch nochmal etwas zu schreiben zu können. Für jetzt aber gute Nacht und hoffentlich bis demnächst!

Viele liebe Grüße,

Caro

 

 

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Ma olen praegu Tallinnas! – Die erste Woche

Schon eine ganze Woche ist es jetzt her, dass ich hier angekommen bin. Ich werde mal versuchen, sie kurz zusammenzufassen, los gehts:

Was meinen Flug und meine Ankunft hier angeht, lief (trotz Freitagdem 13.) wirklich alles glatt. Ich bin bei strahlendem Sonnenschein gelandet und Lisa, meine sehr nette Betreuungslehrerin und die Frau meines Vorgesetzten haben mich abgeholt, bei meiner Unterkunft, dem Studentenwohnheim der Technischen Universität Tallinn vorbei gebracht und Lisa hat mir dann abends noch einen Teil der schönen Tallinner Altstadt gezeigt und ist mir mir etwas essen gegangen. Danach habe ich dann erstmals meine Mitbewohnerin Siret getroffen, mit der ich mir Bad und Küche teile. Sie wohnt schon seit über einem Monat hier, macht gerade ihren Master (welches Fach genau weiß ich gar nicht, fällt mir gerade auf, aber es hat auf jeden Fall etwas mit IT zu tun :D) Sie hat mich jedenfalls auch richtig herzlich begrüßt. Ob ich jemals in irgendeiner Form Estnisch mir ihr sprechen werde, bezweifle ich, denn sie spricht perfektes Englisch und kann außerdem Finnisch, Schwedisch, Spanisch, natürlich Estnisch und lernt gerade Französisch – sehr beeindruckend wie ich finde!

Am Samstag habe ich mich mit Lisa und einigen weiteren Kolleginnen getroffen. Wir waren auf dem Zwiebelmarkt (praktischerweise wurden dort auch Bettdecken und Kissen verkauft) und sind dann noch zum Sommerhäuschen von Anneli, einer der estnischen Deutschlehrerinnen etwas außerhalb von Tallinn gefahren. Dort haben wir das möglicherweise letzte bisschen richtigen Sommer ausgenutzt und waren noch kurz im Meer baden, was ich sehr super fand, da ich mich schon total auf kalten estnischen Herbst eingestellt hatte 🙂  Am Sonntag bin ich dann nochmal alleine in die Stadt gefahren, habe mir den Toompea, den Domberg angesehen und wurde in der Altstadt von einem ägyptischen Studenten, der von einem Kommilitonen die Stadt gezeigt bekam, netterweise aufgefordert, mich ihnen anzuschließen, was perfekt war. Ich bekam dann auch gleich noch das Einkaufszentrum Kristiine zu sehen.

Meine ersten Schultage waren dann sehr spannend, aber auch sehr anstrengend. Ich wurde allen Kollegen vorgestellt, bekam die Räumlichkeiten inklusive der Söökla (die Schulkantine, in der alle Schüler über den Vormittag und Mittag verteilt essen) und einer beachtlichen Sammlung an Sportpokalen gezeigt, habe bei verschiedenen Kollegen hospitiert und durfte schon am zweiten Tag weitestgehend selbstständig eine Stunde in der zweiten Klasse halten, zum Glück mit regelmäßiger Übersetzungshilfe durch Anneli, da die Schüler und ich uns sonst gegenseitig oft nicht verstanden hätten. Ein bisschen komisch fühlt es sich anfangs schon an, das Abi gerade erst hinter sich zu haben und jetzt selbst vor der Klasse zu stehen und jede Pause mehr oder weniger gestresst ins Lehrerzimmer zu marschieren, aber man gewöhnt sich dran. Ansonsten konnte ich mich diese Woche über gleich zwei Einladungen des deutschen Botschafters freuen, einmal morgen zur Wahlparty und eine zum 3. Oktober 😀 Ab nächster Woche bekomme ich dann Estnischunterricht bei meiner Kollegin Kaja. Auch wenn es wohl noch lange dauern wird, bis ich die Sprache sinnvoll einsetzen kann, freue ich mich schon sehr darauf, denn die extreme Sprachbarriere (ich spreche und verstehe was Estnisch angeht so gut wie nichts) stört schon oft wirklich.

Am Donnerstagabend war ich beim Lichterfest im Kadriorg-Park, das war superspektakulär und definitiv das erste Mal, dass ich einen Auftritt, der gleichzeitig aus klassischer Live-Musik, Lasershow, Ballett- und Akrobatikeinlagen und rhythmusmäßig abgestimmtem Feuerwerk (!)  besteht, gesehen habe.

 

Der wunderschöne Park am Donnerstag, kurz vor Sonnenuntergang.

Der wunderschöne Kadriorg-Park am Donnerstag, kurz vor Sonnenuntergang.

Erster Blick auf Russland

Heute bin ich dann so weit in den Osten gekommen, wie noch nie. Matthias, ein sehr engagierter hier lebender deutscher Pfarrer organisierte einen Ausflug nach Narva, an dem einige deutsche Kollegen und ich und viele weitere nette Leute teilnehmen konnten. Die drittgrößte Stadt Estlands liegt direkt an der Grenze zu Russland. Da die Altstadt im zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört wurde, gibt es dort kaum etwas, was man sich unter hübschen Touristenattraktionen vorstellen würde. Von dem Kirchturm, auf den wir gestiegen sind, hatte man jedoch einen beeindruckenden Blick auf zwei Festungen – nur durch den Fluss Narva getrennt – die eine auf der russischen Seite, die andere auf der estnischen. Dass ich heute nur 50 Meter von Russland entfernt war, finde ich immer noch schwer vorstellbar, weil dieses Land in meinem Kopf doch irgendwie noch sehr, sehr weit weg ist. Das frühe Aufstehen heute Morgen hat sich jedenfalls gelohnt – nicht nur dafür – ich habe auch aus dem Bus auch superschöne estnische Landschaft bewundern können (auf dem Hinweg noch größtenteils durch dicken Nebel verdeckt, auf dem Rückweg dann aber in einem perfekten Sonnenuntergang), nette Menschen kennen gelernt und nicht zuletzt wurden wir auch noch mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen komplett verpflegt 😉

Die zwei Burgen bei Narva, links die Hermannsfeste auf der estnischen Seite, rechts die Feste Iwangorod auf der russischen.

Die zwei Burgen bei Narva, links die Hermannsfeste auf der estnischen Seite, rechts die Feste Iwangorod auf der russischen.

Soo, ich höre dann mal auf, hoffentlich konnte ich euch einen ersten Eindruck von meinem Leben hier vermitteln. Wer sich bis hierhin durch meinen Roman gekämpft hat, dem wünsche ich einen wunderschönen Sonntag samt Wahlen und einen tollen Herbstanfang ich freue mich wie immer riesig, von euch zu hören!

ganz viele Grüße, Caro

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„Was spricht man da überhaupt?“

Englisch? Estländisch? Estisch? oder doch Russisch? Die richtige Antwort lautet „Estnisch“. Neben der offiziellen Landessprache gibt es tatsächlich aber auch einen beachtlichen russisch sprechenden Anteil.

Das ist jedoch nur eine von vielen Fragen, die mir in letzter Zeit oft gestellt wurden, wenn ich irgendjemandem erzählt habe, dass ich für ein Jahr nach Estland gehen werde: Estland? Was willst du denn da? Ist es da nicht total kalt? Gehört Estland eigentlich zur EU? Oder zählt es vielleicht doch zu den Entwicklungsländern? All das habe ich in der letzten Zeit zu hören bekommen. Zugegeben, als ich anfing, mich für ein FSJ im Ausland zu interessieren und mich bei „kulturweit“ bewarb, hätte ich nie damit gerechnet, in Estland zu landen. Als ich dann vor einigen Monaten das Einsatzstellenangebot zugeschickt bekam, habe ich mich aber riesig gefreut und sofort zugesagt.

Meine Partnerorganisation ist der Pädagogische Austauschdienst und ich so werde ich für ein Jahr am Tallinna Saksa Gümnaasium (Deutsche Schule Tallinn) arbeiten. Wie genau meine Arbeit dort aussehen wird, weiß ich leider selbst noch nicht, laut ehemaliger Freiwilliger und meiner Kontaktlehrerin gibt es aber zahlreiche Möglichkeiten, sich einzubringen, ob bei der Unterstützung des Deutschunterrichts, dem Anbieten von Nachhilfestunden für schwächere Schüler und bei eigenen Ideen jeglicher Art. Ich hoffe auf jeden Fall, dass mir da ein paar dass mir ein paar kreative Erleuchtungen kommen und ich mir da ein bisschen was werde einfallen lassen können 🙂

Jedenfalls begannen anschließend verschiedenste Vorbereitungen, von der Kontaktaufnahme mit der Einsatzstelle über Wohnungssuche zur Flugbuchung usw. Estland ist wirklich Mitglied der EU (und seit 2011 bezahlt man dort mit dem Euro), das heißt ein Visum brauchte ich zumindest nicht und für die Einreise reicht ein Personalausweis. Die Wohnungssuche erwies sich als nicht ganz einfach – seit ich verstärkt mit estnischen Websites in Kontakt gekommen bin, glaube ich zu wissen, wie sich Analphabeten fühlen müssen. (Zum Glück gibt es aber meistens doch irgendwo den rettenden „English“ button. Jetzt habe ich jedenfalls zumindest für die ersten Monate einen Platz im Studentenwohnheim der Technischen Universität Tallinn und auch sonst habe ich hoffentlich an das Wichtigste gedacht. Gerade bin ich auf dem bisher sehr spannenden Vorbereitungsseminar am Werbellinsee bei Berlin, danach bleibt noch ein Tag, um mich von meiner Familie zu verabschieden und dann ist es schon so weit. Ich hoffe, ich schaffe es dann so bald wie möglich wieder, von meinen ersten Erfahrungen zu berichten!

Bis dahin ganz liebe Grüße und hoffentlich bis bald, Caro

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Tere! Bald geht es los!

Geschafft! Endlich bin auch ich dazu gekommen, meinen kulturweit-Blog zu erstellen, den ich in der nächsten Zeit hoffentlich so regelmäßig wie möglich nutzen werde, um von meiner Zeit in Tallinn, der Hauptstadt Estlands zu berichten. Noch vor zwei Wochen war ich im Sommerurlaub und seitdem ging alles sehr schnell. Mein Koffer ist weitestgehend gepackt, heute Abend mache ich eine Abschiedsfeier, um mich von meinen Freunden zu verabschieden. Dann folgen noch 10 spannende Tage Vorbereitungsseminar und auch wenn es gerade noch richtig schwer vorzustellen ist, sitze ich in kaum zwei Wochen schon im Flieger. Meine Anreise wird nur ca. 2,5 Stunden dauern, aber die gefühlte Entfernung zu meinem Einsatzort ist doch um einiges größer. Wie wohl die meisten kulturweit-Freiwilligen werde ich in einem Land leben, in dem ich noch nie zuvor gewesen bin, geschweige denn dessen Sprache, Kultur oder Geschichte ich kenne. Noch immer darf ich mich als wahre Estland-Anfängerin bezeichnen, aber anders als noch vor einem halben Jahr weiß ich mittlerweile z.B. wie die Hauptstadt heißt, dass Estland das nördlichste von „diesen drei Ländern da oben“ im Baltikum ist und dass die zur finno-ugrischen Sprachengruppe gehörende Landessprache mit ihren 14 Fällen definitiv eine der vielen Herausforderungen des kommenden Jahres darstellen wird (und bin damit schon um einiges schlauer als vorher… ;))

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