Von Adressenlisten und Bastelprojekten

Jetzt muss ich doch mal ein bisschen ausführlicher über mein Tallinna Saksa Gümnaasium und meine bisherige Arbeit dort schreiben, mir ist aufgefallen, dass die bis jetzt vor lauter Erzählen von Reisen oder Freizeitaktivitäten noch etwas zu kurz gekommen ist.

Also erstmal: Wie funktioniert das hier eigentlich als „Deutsche Schule“. Bis ich das richtig verstanden hatte, hat es auch erstmal ein bisschen gedauert, aber eigentlich ist es ziemlich einfach: Die Schule umfasst alle Klassenstufen, von der 1. bis 12. Ab der zweiten Klasse hat jeder Deutschunterricht bei estnischen Deutschlehrern, in der 6. Klasse kann man sich für die deutschsprachige Abteilung bewerben, einer Art bilingualen Zweig, in der dann die Fächer Mathe, Deutsch, Geschichte, Biologie, Chemie, Physik (ich hoffe ich habe jetzt nichts vergessen) auf Deutsch unterrichtet werden – von Kollegen aus Deutschland. Gut für die Schüler: die Lehrer können bzw. sprechen im Unterricht normalerweise kein Estnisch. Das Ganze endet dann in der 12. mit einem Doppelabschluss aus Abitur und estnischem Riigieksam. Wer nicht in die deutsche Abteilung wechselt, hat einfach nur normal weiterhin ein paar Stunden pro Woche Deutschunterricht.

Nii (estnisches „So“/“Also“/ Lieblingsfüllwort für jede Gelegenheit), dann zu meinen bisherigen Aufgaben. Was ich wirklich genieße, ist die Vielfalt an Aufgaben, die ich habe. Dazu gehören auch mal wirklich langweilige und dennoch zeitaufwendige Dinge, wie das Zusammenstellen einer einigermaßen strukturierten Adressenliste für die Weihnachtspost. Dafür darf ich aber auch ganz kreative Aufgaben übernehmen – und muss keine Noten geben 🙂

Ich habe einen eigenen Raum, das sogenannte „Aquarium“ (also eigentlich nur so halb, denn der ist gleichzeitig noch deutsche Bibliothek, Kopier- und Proberaum für die Band, aber trotzdem super). Für die Außenwand von dem Raum habe ich mit der 4a Unterwassertiere gebastelt. Mit der 7. Klasse machen wir gerade ein Miniprojekt zum Thema Glücksmomente. Ich hänge die Vertretungspläne aus, halte Vertretungsstunden. Einmal pro Woche bin ich in der 2. Klasse und übernehme da meist die komplette Stunde. Nicht immer ganz einfach, weil viele ja erst seit September Deutsch lernen und oft entsprechende Kommunikationsschwierigkeiten herrschen, aber sehr spannend und gerade diese Stunden bei den Grundschülern, die einen oft noch zum Abschied umarmen wollen, machen echt Spaß. Dann biete ich noch einmal pro Woche eine Konversations-Nachhilfegruppe für die 7.-8. Klasse an. Die ist leider nicht immer optimal besucht. Nach der Schule haben die Schüler hier oft noch ihr eigenes Hobby-Programm: selbst die Jüngsten treiben häufig schon mehrmals pro Woche ihren Sport, nehmen häufig an Wettkämpfen teil, haben Musikunterricht, die Oberstufenschüler arbeiten oft parallel.

Ansonsten helfe ich noch bei allem möglichen, was so anfällt, z.B. Veranstaltungen, wie dem Familientag. Am Donnerstag habe ich der Huvijuht, der Eventmanagerin der Schule, beim Lichterketten-in-den-Weihnachtsbaum-hängen geholfen und am Freitag war ich bei einem Mini-Schulausflug zu einer Nikolausveranstaltung für einige Grundschüler dabei Fand ich beides superschön, so langsam kommt hier in Tallinn wirklich Weihnachtsstimmung auf.

Soweit erstmal zum Einblick in mein jetziges Schulleben und euch allen noch eine wunderschöne Adventszeit (:

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