Idi Kurbon

Am Sonntag wurde in Tadschikistan das Opferfest gefeiert. Ich habe an den Festlichkeiten nicht teilgenommen, da ich nirgends eingeladen wurde. Dennoch konnte ich auch so einiges darüber in Erfahrung bringen:

Neben dem Ramadan sei Idi Kurbon eines der wichtigsten Feste für Muslime, haben mir meine einheimischen Kolleginnen erklärt. Anlass bietet die Geschichte, laut der Allah Ibrahim vor eine Glaubensprüfung stellte, indem er ihn bat, ihm seinen Sohn Ismael zu opfern. Als Allah erkannte, dass Irbrahim dazu bereit war, verschonte er den Sohn. Zum Dank opferte Ibrahim ihm einen Widder.

Sonja Bill (2010) beschreibt in ihrem Reiseführer, dass man in Anlehnung an diese Geschichte in den Tagen vor Idi Kurbon vermehrt ein Schaf oder einen Hammel in den Hinterhöfen angebunden sehen könne. Das Tier werde geschlachtet und aus seinem Fleisch ein frische Suppe zubereitet (die surbo).

Auf mich haben die Vorbereitungen einen ähnlichen Eindruck wie Weihnachtsvorbereitungen gemacht: der Bazar quoll über von Menschen, die Preise stiegen, Menschen waren beladen mit vielen Tüten. Einige trugen sogar Torten vor sich her. Jedoch wird an Idi Kurbon weniger geschenkt; eher feiert man das Ereignis, indem ein festlicher Dastarchan (eine Art ebenerdiger Tisch) gedeckt wird. Die Menschen besuchen sich gegenseitig und essen überall ein wenig.

Das Stadtbild war von herausgeputzten Menschen geprägt, wobei Frauen, Männer und Kinder oft in getrennten Grüppchen unterwegs waren. An keinem anderen Tag habe ich hier so viele Menschen unterwegs gesehen. Das Besuchen beginnt bereits am frühen Morgen (ich wurde gegen acht von den Geräuschen vorbeiziehender Kindergruppen geweckt) und zieht sich bis in den Abend. Der Tag selbst sowie der darauffolgende Tag sind Feiertage in Tadschikistan.

Erwähnenswert erscheint mir, dass Idi Kurbon zugleich den Höhepunkt der Hadsch (Pilgerreise nach Mekka) repräsentiert. Nach Sonja Bill ist die Reise nach Mekka seit der Unabhängigkeit für viele wieder zu einem Lebensziel geworden. Tatsächlich hat mir eine tadschikische Reisefachfrau erzählt, dass man in örtlichen Reisebüros diese Reise buchen kann. Wer die Hadsch absolviert hat, hat das Recht, einen Turban zu tragen. Mir sind bisher nur sehr wenige Männer mit Turban begegnet und daher ich bin gespannt, ob es in den nächsten Tagen eventuell mehr werden.