Eins der Dinge vom Vorbereitungsseminar von Kulturweit, an die ich mich am besten erinnern kann ist der TED-Talk der Buchautorin Chimamanda Adichie „The Danger of a Single Story“, der mich sehr beeindruckt hat. In ihrem 20-minütigen Vortrag den ich jedem nur empfehlen kann geht es darum, wie gefährlich es ist Menschen, Völker, Länder, immer nur aus einer einzigen Perspektive zu zeigen und warum wir versuchen müssen, uns dagegen zu wehren. Eine ihrer Hauptthesen ist die folgende: Wenn wir immer nur eine einzige Geschichte hören, bekommen wir eine zu eindimensionale Sicht auf die Dinge. Wir betonen immer wieder wie unterschiedlich wir sind, statt auf unsere gemeinsame menschliche Natur aufmerksam zu machen.
Dieser Vortrag hat mich während meiner gesamten Zeit in Omsk begleitet. Immer wieder habe ich daran gedacht, wie z.B. Medien in Deutschland und anderswo diesen „Single Stories“ Nachdruck verleihen und so bewirken, dass sich Menschen und Völker voneinander entfernen. Denn die größte Gefahr dieser Entfremdung ist die Angst, die entsteht, die Angst vor den „Anderen“. Plötzlich sind „Die Russen“ keine einzelnen Menschen mehr, sondern ein einziger Begriff, der alle einschließt, die in diesem unglaublich großen Land leben. Dass es auch hier Menschen gibt, mit denen wir vieles gemeinsam haben und die im Grunde genommen die gleichen Bedürfnisse nach Liebe und Verbindung haben gerät dabei leicht in Vergessenheit.
Aus diesem Grund habe ich mir überlegt im Rahmen von „kulturweit“ ein Projekt durchzuführen, das zeigt, dass die Welt und speziell Russland mehr ist als nur eine einzige Geschichte.
Auf meinem Blog „Дружба“ was auf Russisch soviel wie „Freundschaft“ bedeutet, möchte ich zusammen mit anderen Kulturweitfreiwilligen Geschichten von Menschen aus aller Welt erzählen, die sonst ungehört bleiben würden. Jeden Tag im August wird eine neue Geschichte auf diesem Blog veröffentlicht werden. Den „anderen“ mit Menschlichkeit und Empathie begegnen ist eine große Herausforderung, die wir bewältigen müssen, und je differenzierter wir über „andere“ Menschen Bescheid wissen, umso besser können wir auch auf sie zugehen.
Zum Schluss noch ein Zitat aus Chimamanda Adichies Vortrag:
„When we reject the single story, when we realize that there is never a single story about any place, we regain a kind of paradise.“
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen die „Single Stories“ zurückweisen und sich die Mühe machen, mehr zu erfahren.