LiveLaughLublin

Wichtig und Richtig

Nałęczów

Hallo erneut,

heute werde ich wahrscheinlich ein wenig melancholisch. Aber vorne weg, ich hatte ein sehr schönes Wochenende. Ich war in Nałęczów, ein kleiner Kurort in der der Nähe von Lublin und war mit einer Freundin und ehemaligen Schülerin (die gleiche Person) in der Stadt. Waren schöne und sehr lustige Erlebnisse mit wie immer leckerem Essen und ganz viel Lachen.

Auch mein Start in die neue Woche war gut. Nichts aufregendes, außer dass mir wieder bewusst wurde wie kompliziert deutsch ist. Wer hat sich denn ausgedacht, dass wir die Zahlen von hinten nach vorne lesen, ein „und“ dazwischen bauen und bei 70 die Hälfte fehlt, sodass es siebzig und nicht siebenzig heißt.

Wie auch immer. Gestern jedenfalls hatte ich dann unser Deutsch Projekt, auf das ich ziemlich stolz bin. Grundidee ist, dass Jugendliche aus Europa über Zoom zusammenkommen und mit immer neuen Leuten quatschen können. Dabei dient Deutsch als die Sache, die alle miteinander verbindet. Und es macht immer super viel Spaß mit allen zu quatschen und Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen. Man lernt viel über ihr Weltbild und man hinterfragt immer wieder das eigene. Ob das ohne Corona zustanden gekommen wäre? Ich glaube nicht. Und genauso wenig hätte ich die Mädels kennengelernt. Um es kurz zu machen: Zwei andere Freiwillige aus Rumänien und Tschechien und ich sind einfach mal am längsten geblieben und haben gequatscht. Über alles. Wirklich alles. Und es war so schön, dass wir das immer machen, wenn dieses Deutsch Projekt stattfindet. Und das tolle ist, es sind alle ungefähr auf der gleichen Wellenlänge. Vielleicht weil wir alle Freiwillige sind, vielleicht war es aber auch einfach Schicksal, dass ich das erste Mal mehrere Tage alleine in der Wohnung war und kurz vor der Vereinsamung stand. Und dann war abends das Meeting. Und auf einmal lerne ich beide kennen und wir reden bis um halb 1. Ein unbeschreibliches Gefühl. Mittlerweile kennen wir uns echt gut und nennen uns den Stammtisch. Und das allerschönste ist, dass man das Gefühl hat man kennt sich so gut, ohne sich je in echt gesehen zu haben. Einfach weil man über alles, wirklich alles, reden kann. Meistens von 19 Uhr bis um 1. Und zwar hemmungslos. Ich bin dafür so dankbar und ich freue mich da jedes Mal wie ein Kind drauf.

Gestern kamen wir dabei auf ein spezielles Thema: Freunde. Und dazu habe ich heute morgen mit einer lang vergessenen Freundin darüber geschrieben, die das gleiche durchmacht. Es ist irgendwie schwer, zu verstehen, dass gewisse Menschen einfach nur Schulfreunde waren. Und dass man an der Zeit nicht mehr festhalten kann. Es ist ein neues wundervolles Kapitel angebrochen (seit 5 Monaten schon, guten Morgen Leana) aber trotzdem trauert man dem letzten noch ein bisschen nach. Und das ist okay und darf auch sein. Man darf dabei nur nicht vergessen den Blick nach vorne zu richten und aus Altem zu lernen. Den Schlussstrich ziehen bedeutet nicht, alles vergessen. Sondern nicht mehr abhängig davon zu sein und sich neue Dinge ansehen. Neue Erfahrungen machen. Neue Menschen kennenlernen oder schon bekannte Menschen besser kennenlernen. Ich bin so dankbar, für die Freunde die ich habe. Und für die Familie, die immer hinter mir steht. Und ich freue mich über jede Erinnerung des vergangenen Kapitels. Aber ich freue mich noch mehr neue Kapitel zu erleben, mit Menschen, die richtig für mich sind. Richtig und wichtig. Also was ich damit sagen will, ich für meinen Teil mache mich frei von alten Dingen. Ich freue mich über eine Nachricht oder so etwas, von jemandem, der nicht ganz präsent in meiner Liste ist. Aber ich freue mich viel mehr über die Menschen, die dieses Kapitel mit mir erleben (sei es physisch oder auch nur psychisch oder digital) und die durch alle Kapitel mit mir gehen. Das sind die, über die ich mir Gedanken mache. Was ihr daraus ziehen könnt weis ich nicht. Vielleicht hat jemand von euch diesen Anschupser gebraucht. Konzentrieren wir uns auf Familie und Menschen, die wenn wir 100% geben, auch 100% zurückgeben.

Ich glaube, ich hab durch Corona so viel Zeit zur Reflektion, dass es mir gut tut, so etwas festzuhalten.

Man lernt immer was dazu, und auch wenn es nur über einen selber ist.

Bleibt lieb!

Leana

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