Nun ist es soweit, meine letzten Tage in meiner Stadt sind an einer Hand abzuzählen und ich sitze hier und verstehe das nicht so ganz. Ich wollte noch viel mehr schreiben, sehen, machen, aber man kann so viel Zeit zur Verfügung haben wie man will, am Ende fehlt es einem doch wieder daran. Die Minuten verstreichen, die Tage vergehen und nun kann ich das Ende meiner Zeit hier schon am Horizont erkennen. Sobald man erstmal an diesem Punkt ist, an dem Punkt, an dem man anfängt über sein Gepäck und diverse Fahrkarten nachzudenken, beginnt man auch unwillkürlich mit der Zurückdenkerei. Wie war es noch, als ich zum ersten mal meine Stadt gesehen habe, zum ersten mal durch diese Straßen gegangen bin, Menschen zum ersten mal begegnet bin… Besonders im letzten Monat kamen mir diese Gedanken viel, denn ich hatte wunderbarerweise oft Besuch hier und bin also eben so oft meine Lieblingsplätze und Sehenswürdigkeiten in Iași abgegangen. Ich habe erzählt und berichtet und mich daran erinnert was ich empfunden habe, als ich all das zum ersten mal entdeckt habe. Mit Besuch dabei, mit Familie und Freunden, sieht man die eigene Stadt und den Alltag plötzlich ein bisschen anders, ein bisschen mehr von außen und es war schön zu bemerken, dass von mehr als nur meiner Perspektive aus, mein Leben hier ziemlich gut ist. Ich kann sagen, dass ich mehr erlebt habe, als ich erwartet habe (wobei ich nicht mal weiß, was genau ich erwartet habe), ich kann sagen, dass es ganz genau richtig war hier zu sein und ich kann sagen, dass es so ziemlich meine beste Entscheidung war. Und nun fällt es mir schwer mich von all dem, was ich hier so habe zu verabschieden. Schon jetzt gibt und gab es zu viele Abschiede, zu viele Versprechen von baldigen Wiedersehen und Kontakt und zu viele letzten Male. Der letzte Schultag war schon letzte Woche, meine letzten Projekte sind bald beendet, meine letzten Tage in der Stadt sind schon hier. Und dann denke ich an meinen ersten Tag, an all die Wege, die mir damals (und ja bei einem zeitlichen Abstand von über acht Monaten ist es durchaus erlaubt Wörter wie „damals“ zu verwenden) so wirr und undurchsichtig vorkamen, an die Zeiten, in denen ich mich in Gebieten verlaufen habe, die ich jetzt Abkürzungs-gut kenne und die ersten Eindrücke, die ich hatte. Ich bin froh, dass ich im Moment nicht „letzte Eindrücke“ mache, denn ich weiß, dass ich zurück kommen werde, zu Besuch oder für mehr und dieses Wissen macht es leichter für eine Zeit wieder zu gehen. Natürlich, es wird nicht wieder so wie es mal war, das wird es ja eigentlich nie, denn Menschen gehen und Orte verändern sich, aber das muss ich ja nicht erklären. Doch obwohl sich die Zeit in Richtung Abschied bewegt, mein Schrank sich leert und es immer weniger Menschen werden, denen ich noch Aufwiedersehen sagen muss, fühle ich mich nicht nur traurig. Natürlich, Abschiede sind immer schwer, besonders wenn man sich von einer Zeit und einem Ort verabschieden muss, aber dann gibt es da wieder so viele Dinge auf die ich mich freuen kann: Auf meinen Besuch in die Ukraine und die Zeit dort, auf meine baldige Reise zurück nach Hause, die mich und meine liebe Reisebegleiterin durch sechs Länder und vermutlich ein paar Abenteuer führen wird, auf Zuhause, mein zweites oder erstes Zuhause, wie man es nimmt, auf eine Zeit voller neuer Menschen und neuen Entdeckungen und natürlich auch auf meine Rückkehr hierher und so vieles mehr. Und schlußendlich ist es so wie meine Oma mir neulich gesagt hat: „Dann wirst du ja mit Heimweh nach Hause kommen.“
Autor: Philippa von Schönfeld
über das Lehren
Wo ich gerade wieder einmal hier in der Küche sitze und auf das Klingeln meiner inneren Küchenuhr warte, um diesmal sogar zwei Kuchen aus dem Ofen zu holen, habe ich das Gefühl, mal nach den verlorenen Worten von neulich zu kramen. Ich hatte von meinen Tätigkeiten berichten wollen, von diesen Dingen. Es geht also um das Lehren. Es ist nicht alles was ich hier tue und ich weiß eigentlich auch nicht inwieweit dieses „alles“ als Lehren bezeichnet werden kann, denn das scheint mir irgendwie eine gewisse Weisheit zu erforden, die ich nicht unbedingt inne habe, aber es klingt nach einer schönen Tätigkeit und letzterer Ausdruck beschreibt meinen Alltag dann doch schon eher. Es geht vielleicht einfach darum etwas weiterzugeben, weniger wichtig wie man dieses etwas dann genau erklärt. Egal, ob beim Zusammensitzen mit Schülern zum Vorbereiten verschiedener Prüfungen, beim gemeinsamen Textschreiben oder wenn wir uns einfach nur ein wenig unterhalten, ob beim Vertretungsunterricht oder beim Arbeiten an unserem Theaterstück, es ist so gut am Ende das Gefühl zu haben einen Unterschied gemacht zu haben. Für diesen Tag, für diese Schüler, für diesen Moment. Was immer das eigentlich bedeutet. Ein Unterschied ist aber eben nicht nur die ein oder andere Verbesserung bei einer Prüfung oder die glückliche Gegebenheit, dass sich jemand in Folge eines Treffens im passenden Moment an die passende Vokabel erinnert, ein Unterschied ist für mich allein schon die Tatsache, dass Menschen meinetwegen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort etwas erleben. Denn so oft beeinflusst man Dinge doch allein schon durch die eigene Präsenz. Einfach weil man gerade mal da ist, taucht bei jemand anderem ein bestimmter Gedanke auf und beeinflusst etwas mehr oder weniger Wichtiges. Die Liste der Unbekannten, die mich oder die Dinge um mich herum verändert haben ist lang, das erscheint mir irgendwie unheimlich und unheimlich faszinierend. Es ist also eigentlich sehr leicht einen Unterschied zu machen, es fühlt sich wohl einfach viel schwieriger an. Aber nun fort von der philosophierende Wörterei und zum zu Anfang erwähnten Bericht. Es kommt immer auf den Tag an, was ich so tun werde. Mehr als gelegentlich weiß ich nicht so recht, was so zu tun ist, wenn ich den herrlich kurzen Weg zur Schule nehme, von Tag zu Tag passieren verschiedene Dinge.obwohl es natürlich Rhythmen und Stundenpläne gibt. Vormittags bin ich meistens einige Zeit im Unterricht und helfe mal hier mal dort mit Vokabeln oder Erklärungen, korrigiere ein paar Texte oder erledige andere Dinge oder aber ich mache Vertretungsunterricht. Das passiert manchmal so zwischendurch eher spontan oder ich weiß schon vorher davon und naja ich habe ich bemerkt, dass die Freude bei Vertretungsunterricht und dessen Ankündigung immer noch besteht, so wie ich das aus meiner Schulzeit kenne (eine Ausdrucksweise, die mich doch tatsächlich irgendwie lächerlich ältern lässt). Doch ich selbst freue mich wohl nun noch mehr darüber als früher, denn es ist doch so oft so freudebringend allein mit Schülern zu sein. Egal, ob in der neunten Klasse, wo der beste Weg zur Gewinnung von Aufmerksamkeit das Erklären von Dingen auf Rumänisch ist, vielleicht damit einfach das Interesse an ihrer Sprache im Gegenzug zu ihrem Interesse an der meinen oder in der fünften Klasse, die immer noch gerne über Dinge klatscht und aus der ich neulich begleitet von Applauslärm und Schulschlussgejohle hinausgegangen bin, um vor der Tür ein paar verwunderte Blicke zu treffen (mein zuvor geäußerter Vorschlag stumm zu klatschen wurde nicht sehr geschätzt, was aufgrund der Onomatopoesie, die dieses Wort so an sich hat und dem Spaß am Geräuscherzeugen, den junge Menschen so in sich haben, doch verständlich ist). Oder natürlich in einer der anderen Klassen, es finden sich eben jeden Tag schöne Momente und vielleicht einfach besonders in solchen Stunden. Ich bemerke dazu auch, wie viel doch improvisiert und spontan ist und wie das Vorbereiten von Unterricht eben auch Teil des Lehrens ist. In den Pausen zwischen den Stunden schlender ich dann auf dem Schulhof umher, immer wieder umgeben von einem „Guten Tag!“ oder einer winkenden Hand, hole meine Post aus dem Sekretariat, was dazu führt, dass ich dann folglich erstmal lesend umherwandernd anzutreffen bin, gehe ins Lehrerzimmer, um etwas zu erledigen, was ich immer noch amüsant finde, weil ich da doch irgendwie nicht so recht hingehöre (Lehrerzimmer haben irgendwie so etwas exklusives an sich), plauder mit Freunden oder setze mich frühzeitig für eine Freistunde irgendwo hin, um einen Brief zu schreiben (es stellt sich heraus, dass eine Freistunde genau die richtige Zeit für zwei geschriebene Seiten an sich hat). Am Nachmittag gibt es dann mal Konversationskurs mit verschiedenen Schülern, was doch irgendwie eleganter klingt als das Plaudern über die verschiedensten Dinge oder anderweitige Vorbereitungen auf verschiedene Prüfungen, je nach dem welche da gerade ansteht. Wir hatten in letzter Zeit einiges an solchen an der Schule, denn neben den vielen Tests, die es hier ohnehin immer gibt, war DSD1-Prüfung, schriftlich und mündlich und in verschiedenen Altersgruppen. Das hat mir meine erste Dienstreise beschert (etwas dass mich schon wieder älter erscheinen lässt als ich bin, deshalb also diesmal nicht mehr dazu) und dazu das Gefühl recht nützlich zu sein. Am Ende ist es ein ungewöhnliches Durcheinander, wenn man sich so gut für die einen und so enttäuscht für die anderen fühlt, stolz ist man aber zumindest auf alle. Dann gibt es noch die Arbeit mit der Theater-AG, die nun allerdings so gut wie vorbei ist. Inzwischen waren wir bei zwei Festivals und auch das hat mich so stolz gemacht, es war ganz wunderbar mit der Gruppe nach Timișoara zu fahren und auch in Iași zu spielen (dazu aber ein ander mal mehr). Im Moment überlege ich mir ein weiteres Projekt, mal sehen was daraus wird und naja insgesamt finde ich es ganz unangenehm zu wissen, dass der Schulalltag nicht mehr allzu lange vor sich hinmurmeln wird. So viel nun erstmal zu den Dingen, die ich so tue. Der Kuchen ist inzwischen fertig und ich auch ein wenig.
über eine Lehre
Ich wollte also eigentlich über meine Tätigkeiten hier berichten und davon erzählen, was ich so tue und wie und wann und überhaupt und dann habe ich es gelöscht. Ich habe einfach einmal zu viel auf den kleinen Pfeil nach links geklickt und es war fort. Und nun schreibe ich über eine Lehre und nicht über das Lehren und es ärgert mich natürlich noch immer. Die Lehre ist, wie vermutlich jeder (inklusive mir) schon mal erfahren hat, dass es gelegentlich wichtig sein kann Geschriebenes zwischenzuspeichern und wie leicht es ist, wenn man das nicht tut, Wörter zu verlieren. Und während ich so in meinem Kopf nach den Gedankenstücken krame und versuche sie wieder zusammenzusetzen, merke ich, dass das ein bisschen dauern wird und deshalb gebe ich hier erstmal etwas anderes als einen Bericht über meine Beschäftigungen. Hier ist das Rezept zu dem Kuchen, den ich heute gebacken habe und dessen Geruch mich so erfreut hat, dass ich beschlossen habe etwas zu schreiben.
Zitronenkuchen
Zutaten
250 g Butter,
250 g Zucker,
5 Eigelb,
1 Zitrone (Saft und abgeriebene Schale)
250 g Mehl,
2 Tl Backpulver,
5 Eiweiß (steif geschlagen),
2 El Puderzucker
Zubereitung
Butter und Zucker schaumig rühren, Eigelb und Zitronenschale beigeben, umrühren, Mehl und Backpulver portionsweise darüber sieben und unterarbeiten. Je nach Größe der Eier eventuell noch etwas Mehl beigeben. Den Eischnee vorsichtig unterheben.
In dem auf 160 Grad vorgeheizten Backofen 1 Stunde backen. Während der ersten halben Stunde die Backofentüre nicht öffnen! Den Kuchen sofort aus der Form nehmen. Noch warm mit einer Gabel vielmals einstechen. Den Zitronensaft mit dem Puderzucker vermischt über den Kuchen träufeln. Etwas Puderzucker über den fertigen Kuchen stäuben.
Weltenwechsel
Ich könnte jetzt behaupten, dass ich absichtlich den Februar von Einträgen her übersprungen habe, um mehr Spannung aufzubauen und nun mit großem Traraaa einen frohen ersten März zu wünschen (wenn auch selbst das verspätet), denn hier bedeutet dieser Tag Frühlingsanfang und damit viele „O primăvară frumuosă“s und schöne kleine Armbänder und Anstecker (Mărțișoare, auf deutsch Märzchen) in rot-weiß, als Symbol für Schnee und Sonne, da unter dem Schnee die keimenden Körner der Feldfrüchte liegen, die von der Sonne dann ans Licht geholt werden, das ergab jedenfalls mein kleines Nachlesen. Ich habe auch schon gehört, dass das rot für die Erde steht und das weiß für die Wolken und den Himmel oder, dass das rot die Männlichkeit und das weiß die Weiblichkeit symbolisiert und irgendwo war auch von Liebe die Rede, selbstverständlich. Aber insgesamt ist es einfach eine schöne Tradition, die dazu führt, dass meine Arme und Kleider nun von einem Haufen rot-weißer Bänder geschmückt sind und ich schon gespannt bin, ob bald einige Blumen und Bäume diesen Schmuck übernehmen, denn wie ich gehört habe, darf man bei Sicht einer blühenden Pflanze ein Band darum binden und sich etwas wünschen. Der tatsächliche Grund für das Ausbleiben von Februarworten ist trotz der Schönheit dieser Tradition allerdings ein anderer. Es ist einfach sehr viel im letzten Monat passiert und in gewisser Weise kann man einige dieser Ereignisse wohl als kleine verschiedenartige Weltenwechsel bezeichnen, so wie ich es beschlossen habe zu tun. Zum einen gab es zu Beginn des Monats wieder mal einen Ausflug nach Bukarest, zu einem Treffen in der Deutschen Botschaft, was definitiv eine andere Welt ist als meine normale Umgebung. Dann war ich in den Ferien mit Freunden in der Ukraine, eine wunderbare Reise in ein so schönes Land mit Essen, das ich schon jetzt vermisse. Ich fand es recht interessant was für Reaktionen man auf derartige Reisepläne bekommt: von Hinweisen oder Fragen zu den Gefahren oder der politischen Lage zu von Vorurteilen geprägten Ratschlägen zu Korruption oder Wodka, je nachdem. Natürlich war auch das irgendwo ein Weltenwechsel, wie vielleicht jede Reise ein solcher ist, da man doch immer Neues entdeckt und vielleicht ja auch gerade dafür fort geht. Nach einer Woche in der Ukraine, wo mir besonders die Universität, die schönen Häuser und die rosa strahlende Kirche der Stadt Czernowitz, die Rebellenflaggen, die öfters mal auftauchten, die Kälte in den Bergen, das Rätseln über die hübschen kyrillischen Buchstaben, die für mich gelegentlich Hieroglyphen gleichen, all die schönen Momente und wie gesagt das herrliche Essen in Erinnerung geblieben sind, ging es dann auf einen weiteren Ausflug, vielmehr einen Aus-Flug. Ich war für ein paar Tage zu Besuch zu Hause. Es ist ungewohnt wie gewöhnlich es plötzlich wieder ist zurück zu sein, die Straßen dort entlang zu gehen, Freunde und Familie zu umarmen, sich für Karneval zu verkleiden und all die entsprechende, absurde Musik wieder zu hören, in meinem Zimmer zu leben und zum Kühlschrank zu gehen, vor allem um einfach hineinzusehen, schnelle Züge zu nehmen und Auto zu fahren, so wie letztes Jahr eben. Und trotzdem war es anders, ich habe gemerkt, dass mir mein rumänisches Zuhause mit all den Menschen und Orten gefehlt hat und auch diese Sprache um mich zu haben, von der ich eben nicht immer alles verstehe und mit der ich auch nicht den Großteil meiner Gedanken in Worte fassen kann, die ich aber trotzdem oder vielleicht auch ein wenig deswegen so lieb gewonnen habe. Es gab also in letzter Zeit zwei schöne Rückkehrten nach Hause. Die letzte Veränderung, der letzte kleine Weltenwechsel ist dann mein Umzug in Iași. Ich wohne nun viereinhalb Minuten entfernt von meiner Schule, in einer herrlichen, bunten, multikulturellen WG und bin glücklich über das viele gemeinsame Kochen, mein schönes Zimmer, all die Sprachen, die umherschwirren, mein wunderbarer Zitronenkuchen in der ersten Woche mit eigenem Ofen und die Tatsache, dass wir eine Zwiebelschublade haben, eine Schublade nur für Zwiebeln, das bringt mich immer wieder zum Lachen. Mittlerweile verstehe ich mich auch mit dem kleinen Wachhund, in unserem Vorhof, dessen Stimmung schon mal von regnerisch-traurig, zu hungrig auf mein Bein oder süß auf den Hinterpfoten sitzend schwankt, man muss aber auch zugeben, dass wir ihn ganz korrupt mit Knochen oder Leckerchen bestechen, damit er nicht immer beim Hinein- oder Hinausgehen bellt oder gar versucht jemanden wieder anzuknabbern (die Theorie, dass er vor allem Franzosen nicht mag, hat sich widerlegt, als er mich aus irgendwelchen Gründen auch als des Eintretens unwürdig empfand), aber so langsam kennt er uns alle ganz gut, auf den Besuch muss man dann eben immer etwas aufpassen. Und das waren dann alle Weltenwechsel des Februars, all die Veränderungen, die mir mehr im Kopf herumgingen als das Schreiben, was ich nicht so gut finde, also versuch ich mal ein wenig wieder bei dieser Welt zu bleiben.
Etwas zu Iași
der Reiseführer sagt: „Eine Großstadt der Gegensätze“ (wobei man sagen muss, dass er das recht häufig und gerne verwendet)
junges Iași, altes Iași | früher mal Hauptstadt, heute ooh die Universität | stolz, aber keine Uni wenn’s regnet | Kultur und Kirchen | Bekreuzen im Bus, mehrmals | erbaut auf sieben Hügeln | hoch und runter | Fahrradwege, aber keine Fahrradfahrer | wilder Verkehr und Baustellen | Grillenzirpen außerhalb des Zentrums |mallsmallsmalls | „Palas“, Palast, Parks | Kaufpalast, Kulturpalast und der Botanische Garten | zwei Zentren: Copou mit der Universität, Piața Unirii mit Hotels | Supermärkte erfordern eine Reise durch die Stadt | minimarkets (non-stop) | Petru und Fornetti | Meru und meine Fensterbank | Biblioteca Centrală Mihai Eminescu, Piața Mihai Eminescu, Colegiul Național Mihai Eminescu | nicht groß genug, um niemandem über den Weg zu laufen | groß genug, um sich zu verlaufen | Taxis, Oberleitungen, Ampeln mit Countdown | Krähenschwärme über den Köpfen| eilige Schritte darunter | Jasi?, Iași (Jassy)
die niedlichen vehler
Ich gehe also wieder langsam in meiner Stadt. Diesmal nicht auf Grund von einem Überschuss an Zeit (falls es so etwas überhaupt geben kann), sondern einfach, weil mein Talent zu fallen seit dem Aufkommen von Schnee und Eis übermäßig gestiegen ist. Man schlittert seine Wege so vor sich hin und muss sich eben ein bisschen mehr Zeit für das Umherkommen nehmen, auch mal gut. Dabei hat man dann auch gleich mehr Zeit nachzudenken und wenn ich nicht gerade bemerke, dass ich wieder etwas zu spät losgerutscht bin, fallen mir Dinge ein, wie die Idee mal einen Text über die kleinen Fehler zu schreiben, die einem so begegnen. Es gibt nämlich diese kleinen Fehler, die eben gemacht werden, wenn man eine neue oder fremde Sprache lernt und die für Menschen, die diese Sprache perfekt beherrschen eben manchmal niedlich klingen. Bei mir hat es zum Beispiel ein wenig gedauert, bis ich verstanden habe, weshalb mir öfters zwei Brezeln gegeben wurden, als ich nach „un covrigi“ gefragt habe. Es bedeutet nun mal „eine Bretzeln“ und ergibt damit nicht unbedingt den größten Sinn. Da das nun behoben ist, kann ich weiter glücklich Schokoladenbrezeln schmausieren, wobei mein Schokoladen- und Teevorrat von der Weihnachtszeit momentan noch sehr groß ist und es draußen bei gelegentlichen – 18°C auch irgendwie zu kalt für Brezelspaziergänge ist. Ich bin mir sicher, dass ich neben diesem Fehler wohl noch einige andere Neukreationen zur Rumänischen Sprache hinzufüge, aber die bemerke ich nun eben nicht immer, auch wenn einem sehr häufig gesagt wird, wie niedlich man doch klingt, wenn man versucht sich auf Rumänisch zu verständigen und ich frage mich, wann oder ob das irgendwann aufhören wird, je nachdem eben, wie gut ich diese Sprache erlernen kann. Die Kleinigkeiten in der Deutschen Sprache fallen mir dann allerdings doch etwas schneller auf und egal ob ich nun im Kindergarten aushelfe, in der Unter- oder Oberstufe bin, ich muss immer lächeln, wenn mir Wörter begegnen, die es noch nicht gibt oder die eigentlich woanders hingehören. So kann ein einfacher Buchstabenverwechsler jedem Menschen ein „Gehörn“, statt ein „Gehirn“ geben oder die Frage nach dem Lieblingslied erkundigt sich plötzlich nach dem Lieblingslieb, was vermutlich eine weitaus interessantere Frage ist. Außerdem kann ein nicht gemachter Strich mit zugehörigem Punkt, den Schreiberling Musik leben, statt lieben lassen, was allerdings vielleicht auch gar kein Fehler ist, wer weiß. Amüsant war auch ein Wörterspiel, bei dem eines der Vorschulkinder das Wort „Regăbun“ gewählt hat und ich erst nach einer, dem Wort entsprechend niedlichen Zeichnung verstanden habe, dass es um einen Regenbogen ging. Oder die Kreation des Wortes „Pferdin“, was dann zu einem Gespräch über die Bedeutungen der Worte „Stute“und „Stier“ geführt hat, Verschiedenheiten, die doch überraschend ähnlich klingen. Und dann gab es noch den Lachanfall über das Wort „Geräusch“, was auch eindeutig ein ziemlich komisches Wort ist (besonders wenn man es mindestesn sechseinhalb mal hintereinander sagt). Diese kleinen Ungereimtheiten, die Bedeutungen verschieben können oder auch einige Ausdrücke, die für die Alltagssprache zu poetisch und elegant klingen, bringen mich öfters zum Lächeln, wobei man sagen muss, dass sie neben einer Menge von sehr vielen korrekten Sätzen stehen und gerade grammatikalische Fragen zu Akkusativen oder Genitiven besser an Schüler, als an mich gestellt werden sollten. Allgemein ist es jedenfalls sehr spannend anzufangen anders über Sprachen und ihre Eigenheiten nachzudenken und das nicht nur, weil ich so vielen Menschen aus aller Welt begegne und sie ständig nach Vokabeln fragen (Fledermaus heißt auf Kroatisch šišmiš und danke auf Ukrainisch Дякую), sondern auch weil man sich unweigerlich mehr mit der eigenen Sprache beschäftigt, wenn man seinen Stundenplan schon nach Klassen und nicht nach Fächern aufzählt, weil es eben immer Deutsch ist. Aber es bleibt mit all diesen schönen kleinen Fehlern interessant und freundlich. Oh und noch etwas, was ich gelernt habe: In Holland wünscht man zu Silvester ein „Gelukkig nieuwjaar!“, das für euch also, frohes 2015!
ein wenig (?) Weihnachtsdekoration
Zunächst einmal ein fröhliche Weihnachten!! Ich dachte mir, passend dazu zeige ich einen Teil der Weihnachtsdekoration in meiner Stadt. Ich habe sie bereits erwähnt, aber sie zu sehen ist dann doch etwas anderes, denke ich. Hier also Bilder, die für mich schon Alltag sind, entstanden am dreiundzwanzigsten Dezember, einem Tag mit wundervollem Licht.
Lichter, Lichter überall
Die Weihnachtszeit ist also endgültig da. Für mich kam sie gemeinsam mit dem Dezember langsam daher geschlichen, für die Stadt mit einem Wumms. Nun ist hier alles voller Dekoration, voller Weihnachtsbäume, voller Glühwein und voller Lichter! Wirklich, die Stadt ist abends ein einziges Fest mit all den blinkenden Lichterketten in den leuchtenden Straßen. Es gibt eine Schlittschuhlaufbahn, einen Weihnachtsmarkt, ein riesiges Geschenkgebilde im Park und ein Elfenhaus in der großen Mall, an dem Elfen hängen, die elektrisch ihre Flügel bewegen können. Man könnte also sagen, dass die Vorfreude recht präsent ist. Ich persönlich habe inzwischen einen Adventskranz, bestehend aus vier Teelichtern in meinem Zimmer und einen Schokoladenadventskalender, während mein eigener von Zuhause noch irgendwo auf dem Weg ist und angeblich gerade in Bukarest verweilt. Mein Zimmer ist also im Vergleich zur Stadt geradezu im Negativbereich der Weihnachtlichkeit. Aber dennoch freue ich mich schon auf Weihnachten und wünsche mir im Moment noch ein wenig mehr Schnee, denn im Moment ist er wieder ein wenig verschwunden und weiße Weihnachten wäre doch angebracht, finde ich. Meine Festpläne werden dazu immer konkreter und auch für Neujahr besteht schon eine wunderbare Feieridee. Ansonsten schreibe ich im Moment eine herrliche Unmenge an Briefen, überlege mir Geschenkideen und stricke an einem neuen Schal, es fehlt eigentlich nur noch das Kaminfeuer von Zuhause für die perfekte Gemütlichkeit.
Dem entgegengesetzt ist eigentlich nur die Aufbruchsstimmung, die hier langsam beginnt, denn natürlich kehren viele Freiwillige und Studenten für die Feierlichkeiten nach Hause zurück und dann muss man wieder mal für eine Zeit Aufwiedersehen sagen. Aber ich weiß jetzt schon, dass es sehr schön wird sie alle dann nächstes Jahr zurückzuhaben, auch wenn damit auch der Zeitpunkt näher rückt an dem einige von ihnen sich für noch länger („für ganz“ wäre eine hoffentlich unzutreffende Ausdrucksweise) verabschieden. Das ist wohl die traurige Seite des Weltenbummelns, es ist sehr schnell sehr schwierig alle seine Lieben an einem Ort zu haben und nicht mindestens einen Teil von ihnen zu vermissen. Aber es macht mich natürlich auch glücklich nun noch mehr Menschen aus aller Welt zu kennen und damit meine Reisezielliste noch zu erweitern. Und so eine Stimmung bringt ja dazu auch noch den Wunsch mit sich, die letzte Zeit noch mehr zu füllen und schön zu (v)erleben, bei mir zumindest. Genauso war es auch kurz bevor ich hierher aufgebrochen bin, man möchte alle noch einmal sehen und umarmen und sich versprechen sich ganz viel zu schreiben (am liebsten per Post, weil das doch einfach am schönsten ist). Was diesem Wunsch des Zeitfüllens hier recht gelegen kam, war der Geburtstagsmarathon der letzten Zeit. Es gab innerhalb einer Woche fünf Geburtstage, von denen zwei auch noch die von Geburtstagsmuffelchen waren, weshalb natürlich extra viel Kuchen gegessen werden musste, um zu zeigen wie gut solche Tage doch sind (nicht, dass ich nicht auch sonst Gründe für extra viel Kuchen finden würde). Aber ja, bei all der Feierei, dem Backen von Kuchen und Kreiren von Geburtstagspost oder interessanten Zeichnungen zu diesem Anlass, ist mir aufgefallen wie sehr mir die Menschen hier doch schon am Herzen liegen. Und weil es noch mehr schöne Erlebnisse gab und ich beschlossen habe noch zwei Bilder zeigen zu wollen, erzähle ich noch vom letztem Wochenende, an dem ich mit ein paar Freunden auf einer Uni-Geographieexkursion war. Wir sind in der Gegend von Iași umhergelaufen, mal auf Straßen und durch kleine Dörfer, mal über Hügel oder durch den Wald, wir haben Kirchen besichtigt und ein Weinmuseum besucht und wurden von einer orthodoxen Kirchengemeinde zu einem Festmahl, ein wenig țuică (dem traditionellen Schnaps Rumäniens) und ein wenig mehr Wein eingeladen, wobei uns der Geographieprofessor erklärte die wichtige Frage dabei sei stets „puțin?“ – „ein wenig?“, wobei die Definition dessen zwischen Einschenkendem und Trinkendem durchaus variieren kann. Dazu bin ich zum ersten mal diesen Winter mit dem Schlitten einen Berg hinunter gefahren, habe mit einer Hinfallquote von vier mal pro Tag und einer Fasthinfallquote im Undendlichkeitsbereich meinen neuen Rekord aufgestellt und hatte also, nicht zuletzt wegen all dem Geschlittere (hier sowohl auf die Schlittenfahrt als auch auf die unruhigen Schritte über Eis und Schnee bezogen) wirklich großen Spaß!
Straßenkunst in București
București bedeutet übersetzt die Stadt der Freude (bucur als das rumänische Wort für Freude und ești als Nachsilbe für Städtenamen) und da ich neulich ein wenig Zeit dort verbracht habe, wollte ich einige Bilder der städtlichen Straßenkunst teilen. Die Bilder sind in der Stadt verteilt entstanden, in Ecken und Winkeln, eben dort wo man diese wundersamen Kleinigkeiten entdecken kann.

wie die Rumänen sagen: die Kartoffel auf dem Spieß, ein Kunstwerk bei dem die rote Farbe von einem selbsternannten Künstler hinzugefügt wurde
Es schneit, es schneit.
Heute, um 10:43Uhr hat es begonnen zu schneien und wie üblich gab es im Klassenzimmer die allgemeine Schneefröhlichkeit. Es ist aber auch immer wieder aufregend! Ich bin heute also durch Pfützen gehüpft und auf Treppen fastausgerutscht (was ab jetzt definitiv ein neues Bewebungsverb ist und gleichzeitig als Synonym für umhergeschlittert gilt) und hatte ganz viele schöne Schneeflocken im Haar. Oh, es wird kalt. Passend dazu hat sich übrigens mein Kühlschrank verabschiedet, aber ich habe beschlossen einen Fensterbank-Karton-Kühlschrank zu gestalten und bin mit dieser Idee auch ganz zufrieden, das ist auch einfach deutlich weniger laut. Ansonsten freue ich mich schon sehr auf mein Zwischenseminar nächste Woche, wo ich alle Freiwilligen aus Rumänien und Bulgarien wiedersehen werde und von ihren Erlebnissen und Abenteuern hören kann. Deshalb bin ich heute auch zum Bahnhof gelaufen, hab auf dem Weg die kleinen Seen auf den Fußgängerwegen und an den Straßen durchschritten (wenn man Stiefel hat, darf man das so machen) und dann auf Rumänisch ein Ticket für den Schlafwagenzug nach Bukarest erworben, wo ich dieses Wochenende hinfahre und dann von dort aus weiter mit den Anderen in die Mitte Rumäniens, nach Făgăraș. Ich mache also eine kleine Reise und wenn ich zurückkomme ist schon fast Adventszeit. Das ist schon wieder etwas auf das ich Vorfreude habe, genauso wie auf Weihnachten. Eine Schülerin fand es neulich gar nicht gut, dass ich dafür nicht nach Hause fahre, denn so gehöre es sich doch. Aber zum ersten mal an Heilig Abend irgendwo in der Welt zu sein und mir selbst etwas zu suchen, um dieses Fest besonders zu machen, ist auch schön. Der Plan dafür ist noch nicht ganz vollständig, aber ich bin mir sicher, dass es wunderbar feierlich wird, besonders natürlich wenn der Schnee bleibt und es weiße Weihnachten gibt! Oh Winter bedeutet für mich einfach herrliche Gemütlichkeit und damit meine ich nicht nur Heiße Schokolade, die aber natürlich auch essentiell dazu gehört, sondern auch warme Gedanken und Lichter und die permanente Vorfreude auf etwas, egal ob auf den Advent, Nikolaus, Schnee, Plätzchenbacken und Naschen, Geschenke, Wärme, Weihnachtspost oder all die Schokoladenweihnachtsmänner, die einen schon jetzt für immer fröhlich aus den Regalen ansehen. Wenn ich so daran denke fällt mir noch einiges mehr ein und ja ich bin schon ein Stückchen näher an der richtigen Weihnachtsstimmung, die natürlich das Singen von jeglichen Weihnachtsliedern in zuweilen auch unpassenden Situationen beinhaltet, doch dieses Jahr wird es schön, fast so wie immer.






















