über das Lehren

Wo ich gerade wieder einmal hier in der Küche sitze und auf das Klingeln meiner inneren Küchenuhr warte, um diesmal sogar zwei Kuchen aus dem Ofen zu holen, habe ich das Gefühl, mal nach den verlorenen Worten von neulich zu kramen. Ich hatte von meinen Tätigkeiten berichten wollen, von diesen Dingen. Es geht also um das Lehren. Es ist nicht alles was ich hier tue und ich weiß eigentlich auch nicht inwieweit dieses „alles“ als Lehren bezeichnet werden kann, denn das scheint mir irgendwie eine gewisse Weisheit zu erforden, die ich nicht unbedingt inne habe, aber es klingt nach einer schönen Tätigkeit und letzterer Ausdruck beschreibt meinen Alltag dann doch schon eher. Es geht vielleicht einfach darum etwas weiterzugeben, weniger wichtig wie man dieses etwas dann genau erklärt. Egal, ob beim Zusammensitzen mit Schülern zum Vorbereiten verschiedener Prüfungen, beim gemeinsamen Textschreiben oder wenn wir uns einfach nur ein wenig unterhalten, ob beim Vertretungsunterricht oder beim Arbeiten an unserem Theaterstück, es ist so gut am Ende das Gefühl zu haben einen Unterschied gemacht zu haben. Für diesen Tag, für diese Schüler, für diesen Moment. Was immer das eigentlich bedeutet. Ein Unterschied ist aber eben nicht nur die ein oder andere Verbesserung bei einer Prüfung oder die glückliche Gegebenheit, dass sich jemand in Folge eines Treffens im passenden Moment an die passende Vokabel erinnert, ein Unterschied ist für mich allein schon die Tatsache, dass Menschen meinetwegen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort etwas erleben. Denn so oft beeinflusst man Dinge doch allein schon durch die eigene Präsenz. Einfach weil man gerade mal da ist, taucht bei jemand anderem ein bestimmter Gedanke auf und beeinflusst etwas mehr oder weniger Wichtiges. Die Liste der Unbekannten, die mich oder die Dinge um mich herum verändert haben ist lang, das erscheint mir irgendwie unheimlich und unheimlich faszinierend. Es ist also eigentlich sehr leicht einen Unterschied zu machen, es fühlt sich wohl einfach viel schwieriger an. Aber nun fort von der philosophierende Wörterei und zum zu Anfang erwähnten Bericht. Es kommt immer auf den Tag an, was ich so tun werde. Mehr als gelegentlich weiß ich nicht so recht, was so zu tun ist, wenn ich den herrlich kurzen Weg zur Schule nehme, von Tag zu Tag passieren verschiedene Dinge.obwohl es natürlich Rhythmen und Stundenpläne gibt. Vormittags bin ich meistens einige Zeit im Unterricht und helfe mal hier mal dort mit Vokabeln oder Erklärungen, korrigiere ein paar Texte oder erledige andere Dinge oder aber ich mache Vertretungsunterricht. Das passiert manchmal so zwischendurch eher spontan oder ich weiß schon vorher davon und naja ich habe ich bemerkt, dass die Freude bei Vertretungsunterricht und dessen Ankündigung immer noch besteht, so wie ich das aus meiner Schulzeit kenne (eine Ausdrucksweise, die mich doch tatsächlich irgendwie lächerlich ältern lässt). Doch ich selbst freue mich wohl nun noch mehr darüber als früher, denn es ist doch so oft so freudebringend allein mit Schülern zu sein. Egal, ob in der neunten Klasse, wo der beste Weg zur Gewinnung von Aufmerksamkeit das Erklären von Dingen auf Rumänisch ist, vielleicht damit einfach das Interesse an ihrer Sprache im Gegenzug zu ihrem Interesse an der meinen oder in der fünften Klasse, die immer noch gerne über Dinge klatscht und aus der ich neulich begleitet von Applauslärm und Schulschlussgejohle hinausgegangen bin, um vor der Tür ein paar verwunderte Blicke zu treffen (mein zuvor geäußerter Vorschlag stumm zu klatschen wurde nicht sehr geschätzt, was aufgrund der Onomatopoesie, die dieses Wort so an sich hat und dem Spaß am Geräuscherzeugen, den junge Menschen so in sich haben, doch verständlich ist). Oder natürlich in einer der anderen Klassen, es finden sich eben jeden Tag schöne Momente und vielleicht einfach besonders in solchen Stunden. Ich bemerke dazu auch, wie viel doch improvisiert und spontan ist und wie das Vorbereiten von Unterricht eben auch Teil des Lehrens ist. In den Pausen zwischen den Stunden schlender ich dann auf dem Schulhof umher, immer wieder umgeben von einem „Guten Tag!“ oder einer winkenden Hand, hole meine Post aus dem Sekretariat, was dazu führt, dass ich dann folglich erstmal lesend umherwandernd anzutreffen bin, gehe ins Lehrerzimmer, um etwas zu erledigen, was ich immer noch amüsant finde, weil ich da doch irgendwie nicht so recht hingehöre (Lehrerzimmer haben irgendwie so etwas exklusives an sich), plauder mit Freunden oder setze mich frühzeitig für eine Freistunde irgendwo hin, um einen Brief zu schreiben (es stellt sich heraus, dass eine Freistunde genau die richtige Zeit für zwei geschriebene Seiten an sich hat). Am Nachmittag gibt es dann mal Konversationskurs mit verschiedenen Schülern, was doch irgendwie eleganter klingt als das Plaudern über die verschiedensten Dinge oder anderweitige Vorbereitungen auf verschiedene Prüfungen, je nach dem welche da gerade ansteht. Wir hatten in letzter Zeit einiges an solchen an der Schule, denn neben den vielen Tests, die es hier ohnehin immer gibt, war DSD1-Prüfung, schriftlich und mündlich und in verschiedenen Altersgruppen. Das hat mir meine erste Dienstreise beschert (etwas dass mich schon wieder älter erscheinen lässt als ich bin, deshalb also diesmal nicht mehr dazu) und dazu das Gefühl recht nützlich zu sein. Am Ende ist es ein ungewöhnliches Durcheinander, wenn man sich so gut für die einen und so enttäuscht für die anderen fühlt, stolz ist man aber zumindest auf alle. Dann gibt es noch die Arbeit mit der Theater-AG, die nun allerdings so gut wie vorbei ist. Inzwischen waren wir bei zwei Festivals und auch das hat mich so stolz gemacht, es war ganz wunderbar mit der Gruppe nach Timișoara zu fahren und auch in Iași zu spielen (dazu aber ein ander mal mehr). Im Moment überlege ich mir ein weiteres Projekt, mal sehen was daraus wird und naja insgesamt finde ich es ganz unangenehm zu wissen, dass der Schulalltag nicht mehr allzu lange vor sich hinmurmeln wird. So viel nun erstmal zu den Dingen, die ich so tue. Der Kuchen ist inzwischen fertig und ich auch ein wenig.