Ich könnte jetzt behaupten, dass ich absichtlich den Februar von Einträgen her übersprungen habe, um mehr Spannung aufzubauen und nun mit großem Traraaa einen frohen ersten März zu wünschen (wenn auch selbst das verspätet), denn hier bedeutet dieser Tag Frühlingsanfang und damit viele „O primăvară frumuosă“s und schöne kleine Armbänder und Anstecker (Mărțișoare, auf deutsch Märzchen) in rot-weiß, als Symbol für Schnee und Sonne, da unter dem Schnee die keimenden Körner der Feldfrüchte liegen, die von der Sonne dann ans Licht geholt werden, das ergab jedenfalls mein kleines Nachlesen. Ich habe auch schon gehört, dass das rot für die Erde steht und das weiß für die Wolken und den Himmel oder, dass das rot die Männlichkeit und das weiß die Weiblichkeit symbolisiert und irgendwo war auch von Liebe die Rede, selbstverständlich. Aber insgesamt ist es einfach eine schöne Tradition, die dazu führt, dass meine Arme und Kleider nun von einem Haufen rot-weißer Bänder geschmückt sind und ich schon gespannt bin, ob bald einige Blumen und Bäume diesen Schmuck übernehmen, denn wie ich gehört habe, darf man bei Sicht einer blühenden Pflanze ein Band darum binden und sich etwas wünschen. Der tatsächliche Grund für das Ausbleiben von Februarworten ist trotz der Schönheit dieser Tradition allerdings ein anderer. Es ist einfach sehr viel im letzten Monat passiert und in gewisser Weise kann man einige dieser Ereignisse wohl als kleine verschiedenartige Weltenwechsel bezeichnen, so wie ich es beschlossen habe zu tun. Zum einen gab es zu Beginn des Monats wieder mal einen Ausflug nach Bukarest, zu einem Treffen in der Deutschen Botschaft, was definitiv eine andere Welt ist als meine normale Umgebung. Dann war ich in den Ferien mit Freunden in der Ukraine, eine wunderbare Reise in ein so schönes Land mit Essen, das ich schon jetzt vermisse. Ich fand es recht interessant was für Reaktionen man auf derartige Reisepläne bekommt: von Hinweisen oder Fragen zu den Gefahren oder der politischen Lage zu von Vorurteilen geprägten Ratschlägen zu Korruption oder Wodka, je nachdem. Natürlich war auch das irgendwo ein Weltenwechsel, wie vielleicht jede Reise ein solcher ist, da man doch immer Neues entdeckt und vielleicht ja auch gerade dafür fort geht. Nach einer Woche in der Ukraine, wo mir besonders die Universität, die schönen Häuser und die rosa strahlende Kirche der Stadt Czernowitz, die Rebellenflaggen, die öfters mal auftauchten, die Kälte in den Bergen, das Rätseln über die hübschen kyrillischen Buchstaben, die für mich gelegentlich Hieroglyphen gleichen, all die schönen Momente und wie gesagt das herrliche Essen in Erinnerung geblieben sind, ging es dann auf einen weiteren Ausflug, vielmehr einen Aus-Flug. Ich war für ein paar Tage zu Besuch zu Hause. Es ist ungewohnt wie gewöhnlich es plötzlich wieder ist zurück zu sein, die Straßen dort entlang zu gehen, Freunde und Familie zu umarmen, sich für Karneval zu verkleiden und all die entsprechende, absurde Musik wieder zu hören, in meinem Zimmer zu leben und zum Kühlschrank zu gehen, vor allem um einfach hineinzusehen, schnelle Züge zu nehmen und Auto zu fahren, so wie letztes Jahr eben. Und trotzdem war es anders, ich habe gemerkt, dass mir mein rumänisches Zuhause mit all den Menschen und Orten gefehlt hat und auch diese Sprache um mich zu haben, von der ich eben nicht immer alles verstehe und mit der ich auch nicht den Großteil meiner Gedanken in Worte fassen kann, die ich aber trotzdem oder vielleicht auch ein wenig deswegen so lieb gewonnen habe. Es gab also in letzter Zeit zwei schöne Rückkehrten nach Hause. Die letzte Veränderung, der letzte kleine Weltenwechsel ist dann mein Umzug in Iași. Ich wohne nun viereinhalb Minuten entfernt von meiner Schule, in einer herrlichen, bunten, multikulturellen WG und bin glücklich über das viele gemeinsame Kochen, mein schönes Zimmer, all die Sprachen, die umherschwirren, mein wunderbarer Zitronenkuchen in der ersten Woche mit eigenem Ofen und die Tatsache, dass wir eine Zwiebelschublade haben, eine Schublade nur für Zwiebeln, das bringt mich immer wieder zum Lachen. Mittlerweile verstehe ich mich auch mit dem kleinen Wachhund, in unserem Vorhof, dessen Stimmung schon mal von regnerisch-traurig, zu hungrig auf mein Bein oder süß auf den Hinterpfoten sitzend schwankt, man muss aber auch zugeben, dass wir ihn ganz korrupt mit Knochen oder Leckerchen bestechen, damit er nicht immer beim Hinein- oder Hinausgehen bellt oder gar versucht jemanden wieder anzuknabbern (die Theorie, dass er vor allem Franzosen nicht mag, hat sich widerlegt, als er mich aus irgendwelchen Gründen auch als des Eintretens unwürdig empfand), aber so langsam kennt er uns alle ganz gut, auf den Besuch muss man dann eben immer etwas aufpassen. Und das waren dann alle Weltenwechsel des Februars, all die Veränderungen, die mir mehr im Kopf herumgingen als das Schreiben, was ich nicht so gut finde, also versuch ich mal ein wenig wieder bei dieser Welt zu bleiben.