Die Weihnachtszeit ist also endgültig da. Für mich kam sie gemeinsam mit dem Dezember langsam daher geschlichen, für die Stadt mit einem Wumms. Nun ist hier alles voller Dekoration, voller Weihnachtsbäume, voller Glühwein und voller Lichter! Wirklich, die Stadt ist abends ein einziges Fest mit all den blinkenden Lichterketten in den leuchtenden Straßen. Es gibt eine Schlittschuhlaufbahn, einen Weihnachtsmarkt, ein riesiges Geschenkgebilde im Park und ein Elfenhaus in der großen Mall, an dem Elfen hängen, die elektrisch ihre Flügel bewegen können. Man könnte also sagen, dass die Vorfreude recht präsent ist. Ich persönlich habe inzwischen einen Adventskranz, bestehend aus vier Teelichtern in meinem Zimmer und einen Schokoladenadventskalender, während mein eigener von Zuhause noch irgendwo auf dem Weg ist und angeblich gerade in Bukarest verweilt. Mein Zimmer ist also im Vergleich zur Stadt geradezu im Negativbereich der Weihnachtlichkeit. Aber dennoch freue ich mich schon auf Weihnachten und wünsche mir im Moment noch ein wenig mehr Schnee, denn im Moment ist er wieder ein wenig verschwunden und weiße Weihnachten wäre doch angebracht, finde ich. Meine Festpläne werden dazu immer konkreter und auch für Neujahr besteht schon eine wunderbare Feieridee. Ansonsten schreibe ich im Moment eine herrliche Unmenge an Briefen, überlege mir Geschenkideen und stricke an einem neuen Schal, es fehlt eigentlich nur noch das Kaminfeuer von Zuhause für die perfekte Gemütlichkeit.
Dem entgegengesetzt ist eigentlich nur die Aufbruchsstimmung, die hier langsam beginnt, denn natürlich kehren viele Freiwillige und Studenten für die Feierlichkeiten nach Hause zurück und dann muss man wieder mal für eine Zeit Aufwiedersehen sagen. Aber ich weiß jetzt schon, dass es sehr schön wird sie alle dann nächstes Jahr zurückzuhaben, auch wenn damit auch der Zeitpunkt näher rückt an dem einige von ihnen sich für noch länger („für ganz“ wäre eine hoffentlich unzutreffende Ausdrucksweise) verabschieden. Das ist wohl die traurige Seite des Weltenbummelns, es ist sehr schnell sehr schwierig alle seine Lieben an einem Ort zu haben und nicht mindestens einen Teil von ihnen zu vermissen. Aber es macht mich natürlich auch glücklich nun noch mehr Menschen aus aller Welt zu kennen und damit meine Reisezielliste noch zu erweitern. Und so eine Stimmung bringt ja dazu auch noch den Wunsch mit sich, die letzte Zeit noch mehr zu füllen und schön zu (v)erleben, bei mir zumindest. Genauso war es auch kurz bevor ich hierher aufgebrochen bin, man möchte alle noch einmal sehen und umarmen und sich versprechen sich ganz viel zu schreiben (am liebsten per Post, weil das doch einfach am schönsten ist). Was diesem Wunsch des Zeitfüllens hier recht gelegen kam, war der Geburtstagsmarathon der letzten Zeit. Es gab innerhalb einer Woche fünf Geburtstage, von denen zwei auch noch die von Geburtstagsmuffelchen waren, weshalb natürlich extra viel Kuchen gegessen werden musste, um zu zeigen wie gut solche Tage doch sind (nicht, dass ich nicht auch sonst Gründe für extra viel Kuchen finden würde). Aber ja, bei all der Feierei, dem Backen von Kuchen und Kreiren von Geburtstagspost oder interessanten Zeichnungen zu diesem Anlass, ist mir aufgefallen wie sehr mir die Menschen hier doch schon am Herzen liegen. Und weil es noch mehr schöne Erlebnisse gab und ich beschlossen habe noch zwei Bilder zeigen zu wollen, erzähle ich noch vom letztem Wochenende, an dem ich mit ein paar Freunden auf einer Uni-Geographieexkursion war. Wir sind in der Gegend von Iași umhergelaufen, mal auf Straßen und durch kleine Dörfer, mal über Hügel oder durch den Wald, wir haben Kirchen besichtigt und ein Weinmuseum besucht und wurden von einer orthodoxen Kirchengemeinde zu einem Festmahl, ein wenig țuică (dem traditionellen Schnaps Rumäniens) und ein wenig mehr Wein eingeladen, wobei uns der Geographieprofessor erklärte die wichtige Frage dabei sei stets „puțin?“ – „ein wenig?“, wobei die Definition dessen zwischen Einschenkendem und Trinkendem durchaus variieren kann. Dazu bin ich zum ersten mal diesen Winter mit dem Schlitten einen Berg hinunter gefahren, habe mit einer Hinfallquote von vier mal pro Tag und einer Fasthinfallquote im Undendlichkeitsbereich meinen neuen Rekord aufgestellt und hatte also, nicht zuletzt wegen all dem Geschlittere (hier sowohl auf die Schlittenfahrt als auch auf die unruhigen Schritte über Eis und Schnee bezogen) wirklich großen Spaß!

