Merkwürdigkeiten (im Sinne von Dingen, die es würdig sind sich zu merken)

Mein großer schwarzer Koffer liegt leer und etwas verloren in der Ecke meines neuen Zimmers und irgendwie erweckt er den Anschein als könne er sich noch nicht ganz entscheiden, ob er nun angekommen ist oder nicht. Und das obwohl ich seit heute genau zwei Wochen und einen Tag hier bin, hier in Rumänien, in Iași, meiner Stadt für die nächsten sechs Monate. Oh mein Zeitgefühl hat bei all den Eindrücken und Geschehnissen wohl etwas gelitten, ich kann nicht einschätzen, ob es für mich nun eine lange oder eine kurze Zeit war, beides in einem wohl irgendwie. Um die letzten Tage ein bisschen zusammenzufassen, dem Rat die kleinen Dinge zu genießen und meiner Vorliebe für Listen nachzukommen, hier eine Liste mit 15 Merkwürdigkeiten aus meinen ersten 15 Tagen Abenteuer:

– das Feuerwerk am ersten Abend über dem Kulturpalast und der Scherz meines Ansprechpartners hier, dass es nur gestartet wurde, weil er Bescheid gesagt hätte, dass wir am Abend dort sein würden

– das Lächeln der Menschen, wenn ich mich auf Rumänisch bedanke („Mersi“ und „Mulțumesc“ als meine ersten und wichtigsten Wörter hier)

– die Schönheit der Stadt Brașov, die ich für vier Tage auf einem Schülerausflug dorthin besichtigen durfte

– das so lang vergessene Gefühl von einem drei-Meter-Brett in einem Schwimmbad zu springen und kurze Zeit über dem Wasser zu schweben (ich weiß ich bin ein kleiner Angsthase dafür, dass ich mich seit der dritten Klasse immer davor gedrückt habe)

– die Freude meine Mitfreiwilligen oder vielmehr Rumänienfreunde in Mediaș auf einem Seminar wieder zu treffen und sich über die erste Zeit auszutauschen und beisammen zu sein

– das wunderbare Bild von alten Herren, die zusammen im Park sitzen und spielen

– die Tatsache, dass ich in einem würfeligen Zimmer wohne und es hallt wenn ich eine Möhre essen möchte (oder viel mehr wenn ich eine esse, der alleinige Wunsch das zu tun reicht zum Glück nicht für unheimliche Geräusche dieser Art aus)

– die gelegentliche Erleichterung darüber nach hause zu telefonieren (hihi E.T.) und zur Abwechslung wieder so schnell zu reden wie sonst

– die Tatsache, dass das Lesen in Wörterbüchern tatsächlich deutlich spannender ist als es klingt, an dieser Stelle ein paar meiner neuen Lieblingswörter:

  • minunat – herrlich
  • ciocolată –Schokolade
  • hipopotam – Nilpferd
  • iubire – Liebe
  • comun – gemeinsam
  • miracol – Wundertat
  • aventură – Abenteuer

und ja ich muss dringend versuchen all diese Wörter in ein einziges Gespräch einzubringen!

– die Aufregung über meine erste Zugfahrt hier ganz alleine (von Brașov nach Sighișoara)

– die verrückte Geschichte von vier Männern und einer Frau, die in mein Zimmer kamen, um mein zweites Bett zu klauen

– das Chaos an rumänischen Wörtern, dass ich nun halbwegs beherrsche und dazu die Gewohnheit irgendwo zu sein und fast nichts zu verstehen

– die Neugier und Wissbegierigkeit der jüngeren Schüler über Deutschland und mich („Und..gibt es auch Oreokekse bei dir?“)

– im Kino den Trailer zu „Dracula“ zu sehen und mit einem Lachen zu hören „Es ist doch verrückt was die Amerikaner mit unserer Legende machen“

– und schließlich allgemein die Freundlichkeit und Offenheit, die mir hier schon so begegnet ist

So diese Liste zeigt nun hoffentlich nicht nur ein bisschen was von mir, sondern auch von dem Durcheinander was so ein Reiseabenteuer mit sich bringt. Ich könnte die Liste noch deutlich länger führen, hab grade dazu festgestellt, dass schon einunddreißig Seiten meines Reisetagebuchs gefüllt sind, aber bevor ich zu verrückte Dinge schreibe und alles durcheinander bringe, hier erstmal ein La revedere!