Es ist nie langweilig in Riga

Tualetinis papirius. Klingt magisch oder? Wie ein Zauberspruch. Aber das heißt Toilettenpapier auf litauisch. Wollte ich einfach gerne teilen. Habe in den letzten Tagen ein bisschen meine Wochenendausflüge geplant und Litauen steht in zwei Wochen auch an. Bin sehr gespannt.

Gerade habe ich voll viel Energie und großen Tatendrang. Es gibt noch so viel zu sehen!

Nach der Wanderung im Gauja Nationalpark und einer Erasmusparty auf der ich die Musik absolut nicht gut fand und früh gegangen bin um mir nachts noch Pelmeni zu kochen, habe ich den Sonntag sehr ruhig verbracht. Für lettisch habe ich mich dabei gefilmt, wie ich Pfannkuchen gemacht habe. Das war’s.

Unsere Klospülung war kaputt und ist andauernd gelaufen. Das hat mich mental ganz schön gestresst. Der Wasserverbrauch. Zum Glück hat Arturs (Hausmeister) die ganz schnell repariert und der Psychoterror war vorbei.

Montag morgens sind wir mit einem gemieteten Minibus in eine Waldorfschule gefahren. Der Bus hat über 100 € gekostet. Ilze hat sehr geheimnisvoll gesagt: I found the money for it. Also ich wäre auch mit den Öffis gefahren. Hat sich angefühlt wie in ner Limousine.

Eigentlich bringt man ja immer Blumen oder Schokolade mit, wenn man zu Besuch kommt. Da Ilze keins von beidem gefunden hat, hatten wir 2 Ananas dabei (ich hab keine Ahnung was die Mehrzahl von Ananas ist). Und auch keine Ahnung, wieso es leichter ist an eine Ananas als an Schokolade zu kommen, aber sehr lustig. Die Schule war in Baltezers (Weißsee, über den ich in einer anderen Vorlesung gelernt habe, dass das Grundwasser von dort von sehr hoher Qualität sein soll). Sehr schöne Waldorfarchitektur. Wir wurden in verschiedene Klassen geschleust. Am Anfang ein Morgenkreis. Ich fahr sehr müde, nachdem die Klasse Flöte geübt hat, war ich dann einigermaßen wach. Wir haben mit Stöcken verschiedene Übungen gemacht, ging ganz schön in die Arme, dann noch ein paar andere Koordinationsübungen und dann ging der „normale“ Unterricht los. War alles sehr spannend.

Zurück in Riga habe ich Taifun Tofu gefunden! Dann habe ich endlich einen Mittagsschlaf gemacht.

Das Wetter ist gerade sehr schön, Riga wacht auf, meine Sommersprossen kommen zum Vorschein, der Wind wird wärmer. Am Dienstag war ich in einem neuen Park, klappere langsam alle ab. Viele Kinderwägen und Hunde. Ich habe Kreuzworträtsel gemacht und Postkarten geschrieben. Irgendwie war ich nicht so gut drauf. Nur die Kochvideos im Lettischunterricht konnten mich kurz ein bisschen zum Lachen bringen.

Ich laufe so viel seit ich meine Buskarte verloren habe. Richtig gut. Am Mittwoch habe ich ausgeschlafen, mir ein gutes Vesper in meiner kulturweitbrotbox gemacht (Danke Josi!) und in der Unibib für einen essay recherchiert. Hat sich sehr nach studieren angefühlt. Es ist richtig schön durch die Stadt zu laufen. Ich entdecke neue Dinge, telefoniere, höre podcasts und genieße die wunderbare (nicht) Luft. Es ist echt krass wie viel Staub aufgewirbelt wird und in die Augen und die Lungen kommt. Laute Motorräder sind mit dem Frühling aufgetaucht und seltsamerweise auch echt viele SUVs. Sind die nicht winterfest? Oder wo waren die?

Am Donnerstag habe ich morgens in der obersten WG einen Rotweinkuchen gebacken, meinen Essay angefangen, spontan Verena mitgenommen und wir haben im Uzvaras Park (wieder ein neuer Park) gepicknickt. So schöne Kirschblüten!

Tolles Essen. Deboras Guacamole, Gespräche über Verschwörungstheorien, Russland, Heiden. Leider musste ich dann in die Vorlesung. Habe nicht so viel aufgepasst. Denn mein Lieblingsding am Donnerstag ist der russische Telegram Kanal (It’s never boring in Riga) auf dem die Wochenendveranstaltungen veröffentlicht werden. Kleiner Energieoverflow. Was meine Aufmerksamkeit gecatched hat: der lettische Professor, der plötzlich über das Humormuseum in Gabrovo, Bulgarien, im Kontext von Energie sparen spricht. Das war ja ein Zufall. Die Vorlesungen hier sind mit ihren 3-5 Stunden echt lange. 1,5 Stunden gehen jetzt immer voll schnell um.

Habe im anderen Unigebäude meinen Essay beendet, da ist die Bibliothek nämlich auf der Sonnenseite und man fühlt sich wie im Gewächshaus.

Und dann bin ich auf die andere Flussseite in die Moskauer Vorstadt gelaufen. Über die Riesenbaustelle. Wie Stuttgart 21 wird hier auch ein neuer Bahnhof gebaut. Ein Bauprojekt, dass am Ende Helsinki mit Berlin verbinden soll. Das will ich sehr gerne sehen. Die Baustelle ist sehr witzig. Hinter Absperrungen stehen E-Scooter. Wieso wurden die nicht woanders hingestellt bevor die Baustelle eröffnet wurde? Menschen laufen verirrt auf irgendwelchen Steinhaufen herum und suchen den Weg, mich eingeschlossen. Es ist ein großer Spaß.

Vor oder besser hinter der Akademie der Wissenschaften (Lenins Geburtstagstorte) ist das Kreativ/Künstlerviertel. Dort war ich im freeshop und habe sogar eine Art foodsharing Regal entdeckt (war aber leer). Den ganzen Tag auf den Beinen habe ich mich erstmal in die Sonne gelegt und auf Vaclav gewartet. Dann haben wir uns CIder gekauft und die Stühle in die letzten Sonnenstrahlen gerückt. Im HIntergrund russischer Reggae und Rap. Zwei Lagerfeuer, coole Leute, schöne Abendstimmung. Hatte zuhause WG feeling.

Eigentlich wollten wir nicht zu lange bleiben, aber wir haben uns verquatsacht und es ist echt schwer vom Lagerfeuer wegzukommen. Als ich aufs Klo gegangen bin hat davor einer Klavier gespielt. Ein sehr cooler Ort. Die Nächte sind wärmer. Nach Hause weg wird immer von den Ampel bestimmt. Ist ne Ampel in die richtige Richtung grün, dann nehm ich den Weg. Vaclav geht einfach über rot. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass das kein gutes Vorbild für Kinder ist meinte er, dass er die Kinder zu starken Individuen inspiriert. Naja. Wenn ich nachts nach Hause laufe sehe ich von weitem immer eine Schlange in meiner Straße: 24 Stunden Apotheke. Immer interessant die Menschen zu beobachten.

Am nächsten Morgen bin ich mit Anja und Vaclav ins Freilichtmuseum gefahren. Besser gesagt sind wir in verschiedenen Bussen hingefahren. Ich habe meinen Bus verpasst, bei Anja ist er nicht gekommen und Vaclav hat einen anderen genommen. Ich war als erstes da, Vaclav wurde aus dem Bus geschmissen, weil er kein Ticket hatte und Anja ist in zig verschiednen Bussen, aber mit leckeren Keksen als letzte gekommen. Das Museum ist riesig, aber man kann nur in wenige Häuser wirklich reingehen. Wir haben coole heidnische Mobiles gesehen, vieles was ich bei meinem workaway Aufenthalt gesehen habe.

Haben gefragt was die Bedeutung ist. Antwort: ist nur Deko. Hat mich sehr enttäuscht. Ich denke mir ne Bedeutung aus

Der Wald hat wunderbar nach Kiefern gerochen. Es war schön zu laufen und nur wenige Menschen da.

Wir haben uns Häuser ausgesucht in denen wir gerne wohnen wollen. Vaclav ist immer bei Bienenständen stehen geblieben und hat sie sich genauer angesehen, ich habe mich für die Kompostklos interessiert und Anja fand alles sehr interessant was man nicht gesehen hat und hat an jeder Tür und jedem Fenster gerüttelt. Wunderschöner Ausflug. Dann zum Bus gerannt, hab ich schon lange nicht mehr gemacht.

Direkt im Anschluss sind wir zu den old believers, einer Gemeinde, die nicht die Reformation der russisch orthodoxen Kirche mitgemacht hat.

Exkursion eines Unikurses, Anja und ich sind mitgekommen. Mein Wickelrock ist nur im Gebäude angemessen gewesen. Draußen war es zu windig und ich musste ihn die ganze Zeit festhalten. Schade, habe mich sehr gefreut den jetzt öfter zu tragen, aber es ist immer windig hier. Dann noch alle Kopftücher auf und von einem sehr alten Mann herumgeführt worden. War schon echt fertig, aber trotzdem interessant. Danach noch Eis im Park.

Und am Samstag dann Erasmusausflug nach Sigulda. 30 Leute angemeldet, über 50 sind gekommen. Eine zu große Gruppe um entspannt voranzukommen. Bin eins mit der Masse geworden. Schön in der Natur zu sein. Haben eine Höhle gesehen, die größte im Baltikum, und sind durch ein schönes Tal gelaufen.

Ein paar kleine Unterhaltungen mit Leuten, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. An der Burg auf einer mystische Wiese mit vielen Statuen liegen und die Sonne genießen. Aussichtsturm, wieder Sonnenspot. Eigentlich ging es die ganze Zeit nur darum in der Sonne zu sitzen.

Zurück sind wir in 2 Gruppen aufgeteilt gelaufen. Tatsächlich einen Hügel hoch, echte Seltenheit hier. Aber mit guter Musik halb so schlimm. Die Luft ist leider echt schwül sobald es warm ist.

So viele Menschen draußen. Vom Zug aus beobachtet: Leute, die neben den Schienen sitzen und eine Fahrradpause machen. Ich liebe die blauen Seen, das helle Schilfgras und die sattgrünen Wälder. Eine Wohltat für die Augen. Und auch in Riga ist das Abendlicht (golden hour) auf den wunderschönen Jugendstilbauten immer wieder so schön, dass ich doch nochmal ein Foto mache.

Gestern war dann ein bisschen Unisach angesagt. Dann ein bisschen Humana, aber finde gerade nicht so wirklich was. Markt, Eis und wieder ein Picknick. Das Eis war sehr fancy. Fast wie bei Klausgemacht. Das pendant zu Schlumpfeis war dort baluer Jasmintee. Da musste ich lachen bei der Vorstellung „Mama kann ich bitte blauer Jasmintee haben?“ Sonntags waren so viele Menschen unter den Kirschbäumen, dass ich von weiten dachte da ist ein Fest.

Wir haben Karten gespielt, Marek und seine Freunde haben Foccacia gemacht. Sehr leckeren Hummus dazu. Sie sind noch ans Meer gefahren. Marius und ich haben lange Cabo gespielt und geredet. Ich wollte nach Hause laufen, er nicht. Also bis zur Bushaltestelle. Dann „okay ich komm noch über die Brücke mit“. Dann „ach ich muss noch einkaufen“ und am Ende sind wir dann doch zusammen nach Hause gelaufen. War sehr schön mit ihm zu reden.

Fancy Nudeln mit Pesto gemacht. Und meinen Litauentrip ein bisschen geplant. Ich bin die ganze Zeit am denken. Muss mal wieder ein bisschen mehr genießen.

Heute ein weiteres Seminar beendet. Danach habe  ich im botanischen Garten gezeichnet und die ganzen schönen Pflanzen gesehen und gerochen.

Beeindruckende Bilder von Schulkindern

Heute hat es mir dann auch gereicht mit dem Laufen. Lieber Sofa-Filmeabend mit Verena noch.

Am Wochenende geht es auf die größte estnische Insel: Saaremaa. Das Wetter soll nicht so toll werden, aber ich freue mich schon drauf und hoffe ein paar trockene Stunden zu haben.

Ein Gedanke zu „Es ist nie langweilig in Riga“

Kommentare sind geschlossen.