Der längste Sommer

Es fühlt sich an wie ein Endspurt. Ich denke an nach der Reise und gleichzeitig bin ich jetzt zum ersten Mal auf dieser Reise tiefenentspannt. Ich beginne den Anfang der Reise, Kroatien mit Lisa, zu verarbeiten. Es fühlt sich an wie ein anderes Leben.

Kroatien, Montenegro, Albanien, Griechenland liegen nun hinter mir.

Im Moment sitze ich im Bus nach Sofia София. Oh es ist so schön bulgarisch zu hören! Ich bin aufgeregt! Habe auch ein bisschen Angst. Seltsam, dass es nun über ein Jahr her ist, dass ich dort war. Es wird anders sein. Ich als Touristin. Die Leute, die Bulgarien für mich ausmachen sind nicht mit mir dort. Homecoming.

Die letzten Tage in Griechenland haben gut getan. Langsam merkt man, dass der Herbst kommt. Ich freue mich aufs Reisen in langer Hose und Pulli. Die Sonne knallt noch ganz schön. Auf einem süßen Campingplatz in Nea Kallikrateia haben wir die letzten Tage nochmal Landluft und Natur getankt. Sehr windig. Unfassbar elektrisierend balues Wasser und abends ein orangener Himmel. Die schönsten Komplementärfarben. Dazu am Horizont Berge. Die Silhouette sieht so 2D aus. Ich kann mich nicht satt sehen. Diese Farben!

Frühstück am Meer, laufen, baden, dösen. Sehr aufregend: die Saison ist vorbei, aber nicht für circa 20 französische Rentnerpaare, die nach und nach in ihrdn riesigen Wohnmobilen auf den Campingplatz eingerollt sind. War das ein Ereignis! Sehr spannend. Schnell habe ich meine Französischkenntnisse ausgepackt und nach Olivenöl gefragt. Die Gaskartusche ist magisch! So leer, kochen mit Adrenalin, aber es reicht immer wieder für noch eine Mahlzeit.

An der Küste wandern, baden, schlechtes Eis essen, gutes Olivenöl getoastetes Brot am Abend. Sehr liebe Campingplatzbesitzer. Sehr viel Karten spielen. Tolle erholsame Zeit dort. Ich liebe auch türkische/französische Toiletten. So hygienisch. Und ich habe gemerkt, eine Position in der ich sehr gut nachdenken kann.

Heute morgen sind wir wieder zurück nach Thessaloniki gefahren. Und jetzt Sofia!

Cut

Bis hier habe ich vor einer Woche geschrieben. Seitdem ist schon wieder so viel passiert.

Nach Hause kommen nach Bulgaruen. In Sofia vor dem NDK chillen, dem nationalen Kulturpalast. Ganz viel secind hand shoppen. Auf den Vitosha wandern, essen. Natürlich Shopska.

Wir haben bei den neuen Freiwilligen gewohnt, in einer Wohnung in der ich schonmal war. Es war eisig kalt in Sofia und wir haben viel gefroren. Aber meine Liebe zur Blockarchitektur wurde wieder neu entfacht.

Dann sind wir zum ersten Mal mit dem Nachtzug gefahren. Nach Istanbul! Sehr gemütlich haben wir uns eingerichtet und die Känguru Chroniken gehört während wir aus unserer Verpflegungstasche, die für eine ganze Woche gereicht hätte, genascht haben. Im Schlafwagen mit uns zwei Australier auf ihrer Selbstfindungsreise in Europa. Haben ein paar Witze darüber gemacht. Grenzkontrolle mitten in der Nacht. Viel Verspätung. In den Morgenstunden dann setzte die Akzeptanz ein, dass unser Anschlusszug nach Kappadokien weg ist. Da wollten wir nämlich eigentlich hin. Nachdem wir am Bahnhof dann herausgsfunden hatten, dass der Zug, der nur einmal am Tag kommt die nächsten Tage ausgdbucht ist, haben wir uns abgefunden mit der Idee in Istanbul zu bleiben.

Was für eine Stadt! Auch beim 2. Besuch. War schön sich schon ein bisschen orientieren zu können. Von einem Café in Asien aus ein Hostel auf der europäischen Seite gebucht. Ein paar Moscheen angeschaut, auf den Basaren gestöbert. Von den Unmengen an Konsumgütern erschlagen werden. So viel leckeres Essen!

Die Stadt hat uns verschlungen und wir die Stadt. Wenn wir länger dageblieben wären, dann hätten wir wohl entweder Diabetes bekommen oder wir wären von einem Rollerfahrer überfahren worden. Bäckereien können sie. Sich an die StVO halten, eher nicht. Wir sind laut Franzis Schritteapp 93 Stockwerke an einem Tag hochgelaufen. Ja, die Stadt ist hügelig. So viele Stufen.

Zwei sehr gute Free walking Touren haben wir gemacht und viel neues erfahren. Ich habe Fabia vom Erasmus Youth exchange wieder getroffen.

Vergleiche mit letztem Jahr Istanbul. Viel mehr Menschen, aber eine viel angenehmere Temperatur um zu reisen.

Franzi wurde von einem Rollstuhlfahrer angefahren, wohl der witzigste Moment auf dieser Reise. Wir haben unzählige Cays getrunken, Bäckereien getestet.

Meine Top Reisetipps für Istanbul:

1. Eine free walking tour machen bei      Haktan Tursun

2. In einem Restaurant der Stadtbszirke essen gehen, z. B. durch „Beltur“ gekennzeichnet, billig und authentisch

3. Hamam auf der asiatischen Seite machen (sehr viel billiger und authentischer?

4. Generell die asiatische Seite

5. In die Borusan Kunstaustellung gehen (kostenlos)

6. Reispudding Sütlac essen

7. Auf die Prinzeninsel Adalar fahren und zum Kloster laufen und von dort die Aussicht genießen

Die ganze Zeit musste man aufpassen, dass man nicht überfahren wird. Wir waren sehr erschlagen von all den Eindrücken, aber es war so interessant. Die ganzen Kontraste zu sehen und Menschen zu beobachten.

Wir hatten Pechtage und Glücktage. 6 Tage Istanbul gut genutzt. Wir wurden von der Borusan Kunstaustellung geflasht. Das Beste war das Essen. Und in den Straßen abseits der Menschenmassen die zahlreichen ruhigen Ecken entdecken.

Es fiel uns echt ein bisschen schwer die Stadt wieder zu verlassen. Nach einem tiefenentspannten Hamamerlebnis und einer letzten Fährfahrt auf dem Bosporus bei der ich die Spiegelung der Sonne in der Fensterfront der Hochhäuser betrachten konnte und die Schiffe, die irgendwie total die Melancholie ausstrahlen. Ein gelungener Abschluss.

Das Meer wirkt schon rau und winterlich mit seinen zahlreichen kühlen Blautönen.

Trotzdem haben wir die Sonne noch sehr genossen. Und ich will wieder nach Istanbul! Die Stadt hat es mir wirklich angetan. So lebhaft, auch sehr ungerecht wenn ich sehe, wie manche Menschen jeden Tag so hart arbeiten. Das setzt mir schon auch zu.

Die Ignoranz der Menschen, die ihren Müll einfach an Ort und Stelle auf den Boden werfen. Dekadent!

Alles für ein gutes Bild! Zerstören die Menschen die Einrichtung der Agia Sofia. Ein Stück Holz aus der Tür essen, usw. Man glaubt es kaum…

Gestern Abend nahmen wir den Nachtzug zurück nach Sofia. Zahlreiche Passkontrollen (die ganze Zeit hat jemand geklopft und dann eine Sekunde lang auf unseren Pass geschaut. Keine Ahnung wer), und sehr viel Verspätung, außerdem wurde uns ohne Bescheid zu sagen ein 1. Klasse Abteil mit Minikühlschrank und Waschbecken angedreht. Nachts dann noch ein Käse-Tomaten-Toast aus dem free duty shop. Coole Atmosphäre. Heute haben wir den Tag am Busbahnhof verbracht und auf den Bus nach Belgrad gewartet. Auch ziemlich schwer nach und raus aus Serbien zu kommen. Zumindest mit dem Zug wird das wohl ein kleines Abenteuer. Wir fahren Richtung Deutschland und sobald man sich darauf einstellt will man dann auch irgendwie nach Hause. Trotzdem, Belgrad war einer meiner Hauptreiseziele für diesen Sommer. Ein wirklich langer Sommer. Meine Haare wurden immer blonder, meine Beine immer brauner, meine Füße und Klamotten immer dreckiger, meine Gelassenheit immer größer, genau wie meine Akzeptanz und Geduld. Nun werde ich langsam wieder ungeduldiger. Mein Hygieneanspruch steigt je näher ich Deutschland komme. Wie wir von Belgrad weiterfahren steht noch nicht fest. Franzi ist erkältet, aber wir machen das Beste draus. Schützen uns mit vielen Schichten gegen den Herbst. Sind süchtig nach free walking touren, Farben der Natur, gutem Essen. In jedem Land Blätterteig und Feta. Langsam reicht es. Aber es gibt auch so viele leckere Gemüsesorten. Wir haben beschlossen Gemüse ist ästhetischer als Obst, da es eine größere Varianz in den Farben gibt.

Wir werden immer besser im Reisen. Ein guter skill. Aber die to do Liste mit Dingen, die man zuhause in Angriff nehmen muss gewinnt auch an Länge und Platz im Kopf.

Ich bin gespannt auf Belgrad und sehr gespannt auf Deutschland.