Die Shumenshow

Aprilwetter im März, dem Monat der Feste (Tag 141-148)

здравейте!

Der Monat der Feste. Die zweite Märzwoche hat begonnen und es geht kaum ein Tag vorbei, an dem nicht massenhaft Blumen verkauft werden. Zuerst war am 1. März Baba Marta, die hier für das „Aprilwetter“ im März verantwortlich ist, am 3. März dann der Nationalfeiertag und letzten Montag Weltfrauentag, der hier so wie Muttertag gefeiert wird.

Zurück zum Nationalfeiertag. Feiertag = keine Schule. Aber ich war trotzdem den ganzen Tag beschäftigt. Vor jedem Denkmal der Stadt, und Schumen hat sehr viele Denkmäler, wurden Blumen gelegt. Traditionell zwei Nelken. Das war schon mein erster Fauxpas, denn ich hatte nur eine…

Vor der Schule gab es dann auch noch eine Zeremonie. Musik vom Band, ein Schüler trug die Flagge von Bulgarien, ein anderer Blumen. Die Mädchen standen als Zierde daneben. Fand ich ein wenig altmodisch.

Dann wurde die Nationalhymne abgespielt, Gedichte vorgetragen und der Direktor hielt eine Rede. Im Anschluss wurden noch zahlreiche Fotos gemacht und sowieso wurde während der ganzen Zeremonie ein Livestream für Instagram gemacht. Danach hat Soner noch ein Video mit mir, unabhängig vom Fest, aufgenommen. Aber das mussten wir am nächsten Tag nochmal filmen, zu schlechte Qualität.

Die Cafés und Restaurants haben jetzt wieder geöffnet, also wollten Soner und ich uns irgendwo hinsetzen, aber alles war rappelvoll. Also sind wir bis zum „Wiener Garten“ gelaufen und haben dort Pizzen zum Mitnehmen bestellt.

Ich habe една малка пица хавай без жунка bestellt. Und was gibt es besser, als auf einer Parkbank, bei strahlendem Sonnenschein und riesigem Hunger, Pizza zu essen? Das war der Himmel! Dann ging es ab zum Sprachkurs und dann auch schon wieder los ins Zentrum, zum Kristall. Auch auf Bulgarisch wird der Ort Kristall genannt. Eine Art Kreuzung, mit Parkplatz, der leer war, weil dort die große Zeremonie stattfand. Wir haben uns zu der Menschenmasse gestellt, ein Orchester hat Marschmusik gespielt, da kamen Dorffesterinnerungen auf. Jedoch bin ich aus Deutschland nicht so viel Patrotismus gewöhnt. Alles neu und aufregend. Bulgarienfahnen wurden verteilt und das Militär ist in voller Montur aufmarschiert. Dazu noch eine Gruppe von Männern in traditioneller Uniform und alles sehr feierlich.

Die Menschen haben sich dort versammelt um später festlich die Blumenkränze zum Denkmal zu tragen

Traditionelle Uniform und dazu noch ein Lächeln direkt in die Kamera

Es wurden ein paar militärische Übungen gezeigt und dann wurden wieder Gedichte vorgelesen und im Anschluss die Namen von jedem Revolutionär, Helden,…, der Bulgarien zu dem Land gemacht hat, das es heute ist. Auch wenn an anderen Tagen die Leute oft ihren Missmut über Bulgarien, wirtschaftliche und politische Probleme mir gegenüber äußern, habe ich am 3.März doch sehr genau miterleben können, wie stolz die Bulgaren auf ihr Land sind. Wie dankbar sie den ganzen Schriftstellern, Professoren, Politikern, … sind. Dann sind alle Leute in die Hocke gegangen um ihre Dankbarkeit und ihren Respekt zu zeigen. Eine schöne Geste. Überhaupt ist mir am 3.März dieser große Unterschied zu Deutschland aufgefallen. Solche Zeremonien wären in Deutschland undenkbar. Aber gerade diese Dankbarkeit für Revolutionäre hat mir wirklich sehr gut gefallen. Obwohl es von Musik her und Uniformen, könnte bei uns auch an Karneval so aussehen, sehr ähnlich zu Deutschland war, habe ich trotzdem einen Teil der bulgarischen Kultur kennengelernt.

Nach der Zeremonie gab es noch ein ziemliches lautes Feuerwerk. Danach bin ich voll mit neuen Eindrücken und Reizüberflutung nach Hause gegangen.

Mit Bulgarisch schlag ich mich so mehr oder weniger durch. Teilweise werde ich dazu gezwungen zu sprechen. Soner hat eie Art Schnitzeljagd für mich in der Schule organisiert und ich musste zu verschiedenen Lehrern, Schulpersonal und dem Direktor gehen und auf Bulgarisch Fragen stellen. Alle waren eingeweiht und am Ende habe ich mein Geschenk: Blumen, bekommen.

Soner, mein persönlicher Dolmetscher, Assistent und Google in einem. Am Donnerstag habe ich bei ihm Hagen und Blanka kennengelernt. Zwei deutsche Auswanderer und wir haben gemeinsam Bulgarisch gelernt.

Was war sonst noch so los? Am Samstag war es superkalt. Soner und ich saßen trotzdem im Café und haben ein Projekt geplant, bis mir so kalt wurde, dass wir zu dm gegangen sind um uns aufzuwärmen. Wir haben Katzenfutter gekauft und ein paar Straßenkatzen gefüttert.

Ich war auch endlich mal in dem Bio-unverpackt-Laden mit Viki. Es gab sehr viel Körner/Getreide/Samen. Da muss ich noch ein bisschen Bulgarisch lernen, bis ich dort weiß, was ich eigentlich kaufe. Wie es die Tradition bei Viki und mir will: wenn es regnet, dann gehen wir zu Mania. Zuerst habe ich gar nichts gefunden, aber dann haben Viki und ich richtig angefangen zu stöbern, bis mir irgendwann fast der Arm abgefallen ist. Zum Glück stand ein leerer Korb ganz in der Nähe.

Wir waren so vertieft ins Klamotten suchen, dass die zwei damenlosen Körbe einfach so in der Gegend herumstanden und mehrmals von Mitarbeitern zur Seite geräumt wurden

Bei Mania findet man wirklich wahre Schätze. Als nichts mehr in unsere Körbe gepasst hat, sind wir in die Umkleidekabinen gegangen. Ein erfolgreicher Shoppingtrip! Materielles macht eben doch glücklich. Neuste Erkenntnis. Habe sogar eine neue Jeans gefunden die passt. Ein Wunder! Davor hat die einer Marta gehört. Der Name ist reingestickt. Sehr interessant. Die meisten Klamotten kommen als „Spenden“ aus Deutschland, ich kaufe Mania leer und Re-importiere die Sachen im August wieder nach Deutschland. Da schließt sich der Kreis.

Sonntag war meditativer Putztag. War echt mal wieder nötig. Ein Tag ganz für mich allein, ohne Termine. Hätte nie gedacht, dass ich mal so glücklich und zufrieden bin, nur allein in meiner Wohnung zu sein. Im Moment lese ich die Bücher für die Lesefüchse im Akkord. In den letzten 4 Tagen 2,5 Bücher. Ich bin selbst ganz erstaunt.

Weltfrauentag wird hier auch nochmal heftiger gefeiert, als in Deutschland. on zuhause kenne ich Weltfrauentag als etwas, das erwähnt wird, Demonstrationen, ein politischer Tag. Hier schenkt man den Frauen ähnlich wie am Muttertag Blumen um sich dakbar zu zeigen. Ich war echt die einzige Person, die nicht mit Blumen in der Hand durch die Stadt gelaufen ist.

Beim Monument war ich auch endlich mal wieder. Viel zu lange her. Das sagt auch meine Kondition. Soner wollte allen ernstes die Treppen hochjoggen. Nicht mit mir! Ein ganz kurzes Stück sind wir oben gelaufen, aber ich war echt völlig fertig.

Ich habe auch etwas entdeckt, was mir sehr großen Spaß macht: Schüler mit langen deutschen Wörtern zu schocken. Darüber können wir immer wieder lachen. Ich über ihre schockierten Gesichter und sie aus Verzweiflung. Meine Top 2: Versicherungsfachangestellte und Nasennebenhöhlenentzündung.

Im Moment bin ich total im Alltag angekommen und fühle mich so wohl und zuhause, wenn ich die Nachbarn grüße und nach einem langen Tag meine Wohnung betrete. Meine Tage sind so gefüllt mit Erlebnissen und Begegnungen. Trotz Stress und obwohl es mir manchmal passiert, dass ich mich total verplane und Verabredungen zur gleichen Zeit ausmache, fühle ich mich doch entspannt und genieße die Sonnenstunden und Gespräche.

Mit Rumys Hilfe habe ich nun auch Paletten für meinen Balkon bekommen. Luxus-Lieferung mit dem Taxi und Transport in den 1.Stock. Aus meinem trostlosen Balkon wird jetzt hoffentlich ein kleines Paradies.

Da in Bulgarien das Aprilwetter im März passiert, muss ich aber noch ein wenig warten auf Balkonmomente. Heute ist richtig ekliges kaltes Regenwetter. Aber vor ein paar Tagen konnte ich tatsächlich in der Sonne auf dem Balkon frühstücken. Ein richtiges highlight, worauf ich mich die letzten Monate so gefreut habe und es sehr herbeigesehnt habe den Balkon zu nutzen. Ich hoffe, dass ich den Balkon bald in meinen Alltag integrieren kann.

Kleiner Tipp noch zum Schluss: Wenn man Schokolade zu einer Flasche mit heißem Tee in die Tasche legt, dann verändert die Schokolade ihren Aggregatszustand von fest zu flüssig und das Ergebnis verdampft auch leider ncith, weshalb ich jetzt meine Tasche, meinen Block und USB-Stick von Schokolade befreien muss…

Die mobile Version verlassen
Zur Werkzeugleiste springen