Ich spanne ein Netz von Shumen nach Gabrovo nach Sliven nach Haskovo (Tag 50-57)

Wem gehört das Netz? Wer es weiß, kann mir gerne schreiben, ich bin noch nicht dahinter gekommen…

Nachdem ich am Dienstag nach einem Friseurbesuch und dem Unterricht erfolgreich meinen ersten abendlichen Spaziergang im weihnachtlich beleuchteten Shumen unternommen und ein nicht so weihnachtliches Feuerwerk beobachtet habe, ging es zurück in meine Wohnung zum „Aufwärmen“.

Am Mittwoch habe ich am Seminar für Online-Unterricht während Corona teilgenommen und mich mit den anderen Freiwilligen ausgetauscht und neue Inspirationen bekommen. Donnerstags wurden noch ein paar Besorgungen gemacht und abends ging es dann wieder ans Rucksack packen. Ganz schön hart so ein Leben als Globetrotter.

Freitag morgens um 9:12 Uhr mache ich mich also auf den Weg durch das nebelige Shumen, begleitet von dem Geschrei der Möwen. Ein wahnsinns Kontrast zur winterlichen Atmosphäre.

Die Zugfahrt wurde genutzt um ein paar wenige bulgarische Vokabeln zu lernen und mit Sophia, aus Brasov, zu telefonieren. Nach dem Telefonat, wollte ich unbedingt meinen Eindruck übers Zugfahren durch die Jahreszeiten: wenig Schnee in Shumen, sehr viel Schnee, gar kein Schnee, wieder viel Schnee und immer so weiter, aufschreiben. Die winterliche Landschaft ist wirklich beeindruckend. G(k)ras(s)grüne Wiesen, Puderzucker-Schneedecken und braune tote Blätter an den Bäumen. Wirklich als ob man durch verschiedene Länder fährt, dabei ändert sich die Landschaft minütlich. An sich ist Zugfahren wirklich perfekt für faule Museumsgänger, da die Aussicht wie Gemälde im Museum so viel verrät und doch muss man sich nicht die Mühe machen zu laufen, sondern die Kunst zieht an einem vorbei.

Nach meinem zweiten Umstieg in einen wahrhaft erstklassigen Zug dauerte es nur noch eine halbe Stunde und ich war pünktlich im sonnigen Gabrovo.

Lieblingsreisebegleiter

Connor und Tom haben mich abgeholt und eine Stunde später kam noch Pius dazu. Es gab einen kurzen Nachmittagssnack: Fladenbrot mit Ajvar und Sirene, Oliven und natürlich Mandarinen! Danach habe ich meinen ersten Ouzo getrunken, kein Wiederholungsbedarf, und wir haben einen kleinen Spaziergang zur Uni von Gabrovo gemacht von wo aus man einen guten Blick auf die Stadt und die Berge hat. Der Weg zurück wurde Dank mehrer Unterbrechungen länger als gedacht, weshalb ich zu spät zu meiner Online-Unterrichtsstunde kam.

Abends haben wir dann noch Paula vom Bahnhof abgeholt und die Runde war komplett. Nach dem Abendessen gab es noch eine sehr hitzige Runde 11 nimmt und das ein oder andere Bier, weswegen wir es dann auch als eine gute Idee empfanden eine Nachtwanderung auf einen Berg zu machen. Jedoch dauert der Weg sehr lange, wenn man Musik hört und immer wieder neue interessante Dinge entdeckt bei denen man unbedingt stehen bleiben muss.  Umwege wurden noch dazu auch gemacht. Ein weiteres Problem war die Dunkelheit, bei der natürlich alles ganz anders aussieht als am Tag. Das war der einzige Grunde weshalb der Weg nicht wiedergefunden wurde… Nachdem wir alle ein paar Mal auf dem matschigen Pfad ausgerutscht sind und meine Schuhe immernoch dementsprechend aussehen, haben wir auf die Stimme der Vernunft gehört und sind auf halber Strecke umgekehrt. Projekt verschoben auf Sonntag bei Tageslicht. Trotzdem war es eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt, mit ihren zahlreichen Lichtern, bei Nacht.

Nach einer sehr kurzen Nacht ging es am nächsten morgen übernächtigt los nach Veliko Tarnovo. Zum Glück ist es sehr einfach während der Zugfahrt entspannt zum Geräusch des Zuges einzuschlafen. In Tarnovo haben wir dann erst einmal Falafel Döner gefrühstückt und etwas planlos die Stadt erkundet. Es hat sich eher nach einem Tag im Frühling angefühlt und nicht nach Dezember.

Das Zentrum war voll mit Souvenir-Läden, weshalb ich tatsächlich einmal Postkarten gefunden habe und von der Aussicht auf die Stadt und den Fluss kann man wirklich sagen, dass es mal wieder anders ist, als alles andere, was ich bisher in Bulgarien gesehen habe. Jede Woche sehe ich Bulgarien in einer neuen Facette.

„Ob es hier wohl was Süßes gibt?“

Obwohl wir nur zu fünft waren, haben wir es geschafft uns mehrmals zu verlieren, was aber nicht wirklich schlimm war. Wir haben uns immer wieder gefunden.

Der Schnee der letzen Tage ist im Licht der Sonne langsam dahingeschmolzen und in den Rinnen von den Dächern geflossen, weshalb wir eine dauernde plätschernde Geräuschkulisse hatten, während wir durch die schmalen Gassen der Stadt bergauf, bergab liefen.

Als mal wieder jemand aus der Gruppe, Paula und Pius, verschwunden sind, haben wir uns auf eine privaten Terrasse mit Ausblick auf den Fluss und die Stadt gesetzt und uns mit der Frau des Hauses, in wirklich sehr coolem Spot, unterhalten, bevor es einen Pfad bergab, an den Felsen auf denen die Stadt erbaut wurde und über einen Eisenbahntunnel auf eine Halbinsel mit Denkmal ging.

Sehr schöne alte Häuser, hier das Haus mit Terrasse

Was für ein grandioser Ort für ein Haus

Wiedervereint ging es los auf weitere Essenssuche durch die Handwerksstraße der Stadt. Sehr hungrig haben wir uns für Pizza to go entschieden, die wir im Keller des Restaurants in einer Art Abstellflur auf einer Reihe von Stühlen gegessen haben, da wir nicht im Stehen draußen essen wollten.

Die Katzen der Stadt zu beobachten scheint auch sehr interessant zu sein

Nachdem wir unser Lieblingsspiel, den hässlichsten Gegenstand im Schaufenster zu finden, nach einer Runde herzhaftem Lachen beendet hatten, haben wir noch eine Kirche angeschaut und die Aussicht auf die Stadt im Abendlicht genossen.

 

Aufgrund sehr großer Müdigkeit und Kälte, haben wir uns dann für den Rückweg entschieden. Unterwegs haben wir allerdings noch einen wahren Schatz gefunden. Sperrmüllstühle. Es war liebe auf den ersten Blick. Nach ausführlichem Sitztest hat sich Paula den schönsten Stuhl geschnappt und es ging weiter zum Bahnhof.

Zurück in der Wohnung wurde dann kurzerhand die Box mit der eingefrorenen Kürbissuppe zerschlagen um schneller an Nahrung zu kommen und so saßen wir glücklich beseelt und still vor den besten Kürbisnudeln der Welt von unserem hauseigenen Koch Tom.

In den Sonntag starteten wir nicht mit der für Gabrovo üblichen Tradition: Frühstück bei Billa, sondern mit Joghurt, Haferflocken, Birnen und Honig. Gestärkt haben wir uns dann doch vor Billa versammelt und Proviant für unsere Bergbesteigung gekauft. In der Hitze des bulgarischen Winters ging es dann bergauf. Auf weniger matschigen Pfaden durch den Wald mit Ausblick auf die Stadt. Oben angekommen haben wir erst einmal die Aussicht genossen und dann unser Vesper aufgegessen. Auf anderem Weg ging es wieder zurück. Zwei Kirchen haben wir noch besichtigt und einen überaus sympathischen Mann in der ersten Kirche getroffen. Dann wurde noch Tikmenitsa? gekauft. Ich habe den Namen vergessen. War aufjedenfall ziemlich lecker. Walnuss-Kürbis-Teig Mischung mit Puderzucker.

Nach dem abendlichen (W)Einkauf haben wir eine Runde Wer bin ich? gespielt und nach dem Essen noch einen Nachtsspaziergang gemacht, die Weihnachtsdekoration der Stadt begutachtet und eine Runde Ninja gespielt. Die seltsamen Deutschen…

Am Wochenende gab es mehrere ganz unwirklich wirkende Momente. Die Stadt sah so friedlich aus bei Nacht und die ganze Landschaft an sich, als ob die Welt still steht.

Eigentlich wollte ich Sonntagnachmittag zurück fahren, habe mich dann aber doch fürs Bleiben entschieden. Hat sich wirklich sehr gelohnt für den Milchreis unserer Sterneköchin Paula am nächsten Morgen. Nachdem wir Tom und Connor, die Eigentümer unserer kurzzeitigen WG verabschiedet hatten, da sie die nächsten zwei Wochen auf Geschäftsreise in Cherni Osam sind, haben wir versucht uns aufzuraffen und noch etwas aus dem Tag zu machen. Während Pius leider vielbeschäftigt arbeiten musste, er hat es wirklich nicht einfach, haben Paula und ich uns nochmal auf den Weg zur Uni gemacht und neue Wege erforscht. Dann wurde Pius eingesammelt und wir sind losgezogen um eine weitere Kirche zu besichtigen. Zum Glück hat uns Tom davor noch eine sehr exakte Wegbeschreibung aufgezeichnet, sodass wir die Kirche ohne Probleme gefunden haben. Auf dem Rückweg ging es dann ans brainstormen was denn nun gekocht werden soll. Connor und Tom haben so viel im Kühlschrank, wie ich in meiner ganzen Zeit in Bulgarien insgesamt gegessen habe. Deshalb haben wir ein Vier-Gänge Menü angedacht: Kohlsuppe (mein erster Kohl in Bulgarien), Ofengemüse, gedünsteter Blumenkohl, Brokkoli und Sellerie und Salat. Jedoch waren wir schon nach dem zweiten Gang pappsatt. Während Pius und Paula noch einen Spaziergang zur Mülltonne gemacht haben, bin ich daran gescheitert, meinen Blogeintrag zu beenden, weshalb dieser nun mit einem Tag Verspätung veröffentlicht wird. Ich entschuldige mich bei allen, die es kaum erwarten konnten. Es tut mir leid!

Einen Film und ein Gespräch später waren wir schlafbereit und nach einer erholsamen Nacht ging es dann noch einmal ans Putzen und Lebensmittel verteilen. Seltsam, wenn man sich daran gewöhnt mit anderen zusammen zu wohnen wieder allein nach Hause zu fahren. Aber ich habe mich auch ein bisschen sehr gefreut. Leider hatte mein Zug jetzt wirklich Verspätung weshalb ich eine Stunde in der Kälte warten musste, aber die Züge hier sind sehr Rücksichtsvoll, weshalb ich meinen Anschlusszug nicht verpasst habe. Wirklich sehr toll. Nur meine Online-Stunde wurde dann ein bisschen stressig. Ansonsten freue ich mich jetzt auf ein paar Tage zuhause, bevor es wieder losgeht. Geschenke müssen gekauft und eingepackt werden. Langsam beginnt die Dezember-Melancholie, wieder ein Jahr rum…

Jetzt esse ich erst einmal meinen Schokonikolaus, den ich nachträglich aus meinem Adventskalender ausgepackt habe und genieße meinen Abend bei Kerzenlicht und mit sehr vielen Ideen im Kopf.

 

Human of Shumen:

Hallo! Ich heiße Borislava und ich bin 17 Jahre alt. Ich lebe in Madara – ein Dorf, das sich etwa 17 Kilometer von Shumen befindet. Ähnlich wie Karla liebe ich es auch zu lesen. Deshalb will ich euch ein bisschen über einige bulgarische Autoren und Autorinnen erzählen.

Einige von den bekanntesten bulgarischen Autoren und Autorinnen sind Iwan Wasow, Christo Botew, Elin Pelin, Aleko Konstantinow, Nikola Wapzarow, Petko Slawejkow, Dimitar Talew, Leda Milewa, Emilijan Stanew, Elisaweta Bagrjana, Dora Gabe und Atanas Daltschew. Ich erzähle nicht über alle diese Autoren und Autorinnen, weil es zu viel zu schreiben (und vielleicht zu lesen) ist.

Iwan Wasow (1850-1921) ist ein Schriftsteller, der in Sopot geboren ist. Er hat 5 Brüder. In seiner Familie sind die Religion und das Patriarchat sehr wichtig. Sein erstes veröffentlichtes Gedicht heißt „Kampf“. Er war aktiv in der Zeit 1870-1921. Normalerweise sind seine Werke traurig und patriotisch. Er schrieb oft über fiktionale Figuren.

Christo Botew (1847/1848-1876) ist ein bulgarischer Held, Revolutionär und Dichter. Er ist in Kalofer geboren. Er ist der Sohn von Botio Petkow – Lehrer, der beide Christo Botew und Iwan Wasow gelehrt hat. Botew hat 8 Geschwister. Drei von ihnen starben sehr jung. Er publizierte sein erstes Gedicht „Zu meine Mutter“ im Jahr 1867. Er kämpfte für die Freiheit von Bulgarien. Er ist gestorben im Jahr 1876. Auch wie Wasow schrieb er traurige und patriotische Werke. Aber seine Texte sind öfter angelehnt an seine eigenen Erfahrungen.

Aleko Konstantinow (1863-1897) ist in Swischtow geboren. Seine ersten Gedichte sindSpiegelundWarum?“ genannt. In seinen Büchern zeigt er, dass Bulgaren nicht immer gut sind. In seinem Buch „Bay Ganyo geht in Europa“ erzählt er über Bay Ganyo – ein grober, egoistischer und lauter Mann. Konstantinow fährt über Bay Ganyo zu erzählen in Folge von politische Erzählungen fort. In dem Buch „Bay Ganyo geht in Europa“ ist Bay Ganyo komisch für die Leser. Aber danach wird er vernarbt. Seine Dummheit wird gefährlich. Heutzutage bleiben diese Erzählungen aktuell.

Elisaweta Bagrjana (1893-1991) ist eine bulgarische Dichterin, Autorin von Bücher für Kinder und Übersetzerin. Als sie Kind war fing sie Gedichte zu schreiben an. Ihre ersten gedruckten Gedichte heißen „Abend Lied“ und „Warum“. Einige von ihren Bücher (Sammlungen von Gedichten) heißen „Menschliches Herz“, „Sterne“ und „Von Küste zu Küste“.

Dora Gabe (1886-1983) ist bulgarische Dichterin und Autorin. Sie ist europäischstämmig. Ihr erstes Gedicht – „Frühling“ wurde in Schumen erstmals gedruckt. Ihre Gedichte wurden in Magazinen gedruckt. Sie schuf auch ihre Sammlung von Gedichten„Veilchen“. Sie schrieb auch Kinderbücher, Romane und kurze Geschichten. Ihre Texte von verschiedenen Gattungen werden in verschiedenen Magazinen und Zeitungen publiziert.

 

 

 

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