Eigentlich ist diese Bezeichnung so nicht ganz richtig, denn eigentlich ist die Art und Weise Allerheiligen und Allerseelen in Mexiko zu feiern kein katholischer Brauch, sondern hat aztekische Ursprünge (und hat außerdem nichts mit Halloween zu tun). Eigentlich wird der „Tag der Toten“ nach aztekischer Tradition nämlich schon im September gefeiert. Mittlerweile haben sich die christliche und aztekische Kulturen in einigen Dingen vermischt. So, wie gesagt die Verschiebung des Feiertag in den November, oder auch die Verwendung von Kerzen nach katholischem Brauch auf den sogenannten Ofrendas (Altaren). Am Día de los muertos wird den Toten gedacht, indem den Verstorbenen kleine (oder auch große) Altare gewidmet werden. Diese Altare bestehen traditioneller Weise aus drei Etagen. Die unterste steht dabei für die Unterwelt, die mittlere für die Erde und die oberste für den Himmel. In der Mitte wird ein Foto des Toten plaziert und um ihn herum Getränke und Speisen, die er zu Lebzeiten mochte. Außderdem wird die ofrenda mit saisonalen Früchten bestückt, mit bunten Girlanden, häufig auch mit buntbemalten Ton-Totenköpfen, Blumen und Kerzen. Insgesamt eine ziemlich bunte Angelegenheit, die vor allem vom leuchtenden Orange der cempaxóchitl (Aufrechte Studentenblume) dominiert wird. In kleineren Ortschaften ist es üblich eine Spur aus cempaxóchitl-Blüten vom Grab des Verstorbenen bis zum Haus seiner Familie zu legen, damit sich dieser auf seinem Weg nicht verirrt. Denn laut Tradition, kehren die Toten an diesem Tag zurück zu ihren Familien. Brauch ist es außerdem mit den Verstorbenen auf dem Friedhof an diesem Tag zu abend zu essen.
In Mexiko-Stadt ist der Día de los muertos vor allem ein großes, buntes, künsterlisches und kommerzielles Fest. Natürlich war es sehr sehr voll in der Stadt und vor allem die megaofrendas auf dem Zócalo (zentraler Hauptplatz der Stadt), sind eine Attraktion. Es fühlte sich an, als wäre die gesamte Stadt hierin gekommen. So wurden wir von einer ofrenda zur nächsten geschoben. Immer mal wieder begegnete man Kindern und Erwachsenen, die als Monster, Skelette, Vampire o.ä. (hauptsache angsteinflössend) verkleidet waren. Besonders beeindruckend waren die dem Künstler José Guadalupe Posada gewidmeten ofrendas, die über den gesamten Platz hinweg zu sehen waren. Aber auch die ofrendas der verschiedenen Ministerien, wie dem Gesundheitsministerium, oder dem Ministerium für öffentliche Sicherheit, die mit Pappmaché-Skeletten aufwarteten, die Todesursachen wie Fettleibigkeit, Diabetes oder Alkohol am Steuer hatten, waren sehr interessant, wenn auch etwas befremdlich. Einerseits empfinde ich es als gut auf diesem Wege darauf aufmerksam zu machen, dass betrunken Autofahren und ein ungesunder Lebensstil schneller zum Tod führen kann, als möglicherweise viele denken, andererseits fand ich die Darstellungen auch etwas makaber. Die Verbindung von bunten Farben, fröhlicher Musik, einer festlichen Stimmung und dem Tod passen meiner kulturellen Prägung nach nicht zusammen. Das vergangene Wochenende hat mich da allerdings in gewisser Weise eines besseren belehert.
Bilder können das wahrscheinlich besser beschreiben:
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