Viaje de Trabajo – das erste Mal auf Dienstreise

Bereits am ersten Tag überfiel man mich mit der Ankündigung, dass ich am 14.10. für eine Woche mit auf Dienstreise fahren werde. Eine Dienstreise in 4 Städte, mit 3 Busfahrten, 2 Flügen, Übernachtungen in 3 Hotels, zwei ausgiebigen sehr mexikanischen Abendessen, 3 Messeauftritten, unzähligen neuen Bekanntschaften, gefühlten 3000 Beratungsgesprächen und ziemlich wenig Schlaf. Alles in allem eine beeindruckende und tolle Erfahrung.

Los ging es Montagmorgens um 7.00h. Zunächst stand ein Auftritt in einer deutschen Schule hier in Mexiko-Stadt an. Deutsche Schule bedeutet, dass die Kinder hauptsächlich auf deutsch unterrichtet werden, nach dem Deutschen Schulsystem ausgebildet werden und die Möglichkeit haben das deutsche Abitur zu machen. Dadurch sind sie dann automatisch berechtigt an einer Uni in Deutschland zu studieren. So wäre also der Anlass unseres Besuchs zu erklären. Vor insgesamt 140 Schülern wurden von den 6 awesenden Unis kleine Vorträge gehalten und dann gabs eine Art kleine Messe. An Infotischen konnten sich die Schüler über Studienangebote informieren. Irgendwie ein seltsames Gefühl mal wieder in einer Schule zu sein. Und dieses Mal auf der anderen Seite zu stehen… Die Schüler waren sehr durchmischt. Wer glaubt an einer deutschen Schule nur Schüler mit deutschen Vorfahren zu treffen, irrt sich. Einige haben schon einen deutschen Hintergrund, allerdings ist das längst nicht mehr die Mehrheit, wie uns die Studienberaterin mitteilte. So früh los ging der Tag übrigens, da ich alle Teilnehmer der Schulmesse in ihrem Hotel einsammeln durfte und mit ihnen zusammen im Bus richtung deutsche Schule fahren durfte. Das war tatsächlich das erste Mal, dass ich mit einem Schild in der Hand in einer Hotellobby stand und quasi „meine“ Reisegruppe in Empfang genommen habe.

Pseudo-friedliches Puebla und Beratungsmarathon

Nach der Schulmesse ging es dann nach einem kurzen Halt, bei dem noch weitere Aussteller von weiteren deutschen Unis hinzugestiegen waren, Richtung Puebla. Puebla liegt eine ca. 4-Stündige Autofahrt südöstlich von Mexiko-Stadt und zählt zu einer der vielen Kolonialstädte Mexikos. Den Zócalo (zenraler Hauptplatz) der Stadt säumt eine rieeeesige Kathedrale, die mich an die sevillanische erinnerte. Genauso die umstehenden Gebäude – eben alle im Kolonialstil. Puebla war im Vergleich zu Mexiko-Stadt eine willkommene Abwechslung. Überschaubar, relativ ruhig und irgendwie friedlich. Mein Hotelzimmer rundete diesen Eindruck ab. Ersteinmal überhaupt die Tatsache ein eigenes Hotelzimmer zu bewohnen (das habe ich vorher noch nie) und dann das super-breite und bequeme Bett, das großzügige Bad mit Badewanne. Das Hotel hatte sogar einen Pool (so wie die zwei folgenden auch), allerdings waren die Öffnungszeiten und meine Arbeitszeiten nicht wirklich kompatibel. Hier konnte ich mich ganz gut vom Tag erholen. Der nächste Tag würde nämlich sehr anstrengend werden..

Tag 2 der Reise fing erneut mit einer Schulmesse im Colegio Humboldt in Puebla an. Im Grunde das gleiche Prozedere, wie in Mexiko-Stadt, allerdings vor weniger Schülern und in einer größeren und noch besser ausgestatteten Schule. Auf dem übergroßen Schulhof wirkten unsere 7 Stände fast verloren. Auf der Fahrt zur Schule erfuhr ich, dass Puebla, als eine der Städte gilt, die von vielen Familien der narcos (Drogenhändlern) bewohnt wird. Demzufolge wäre auch der friedliche Eindruck Pueblas zu erklären, man spricht sich unterneinander ab, dass es hier friedlich bleibt, damit die eigenen Familien in Sicherheit sind.

 

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Der Zócalo in Puebla

 

Zum Abschluss gabs noch ein Mittagessen, bevor es dann mit 5-Minütigem Stopp im Hotel direkt zum ersten Messeauftritt ins Centro de Convenciones ging. Dort hieß es dann an unserem Infostand, zwischen ca. 45 anderen Infoständen von Unis aus 10 europäischen Ländern, 5 Stunden (fast) ohne Pause beraten. Hauptsächlich zu den Stipendienangeboten des DAAD aber auch zu allgemeinen Fragen bezüglich des Studiensystems in Deutschland. Eine weitere interessante Frage war allerdings auch die, wo es in Deutschland wärmer wäre als in Hamburg (im Sommer), der Interessentin war es da zu kalt…. Auch eine Möglichkeit den geeigneten Studienort zu finden. Nach diesem Beratungsmarathon, wurde schnell zusammengepackt und es ging zurück ins Hotel.

Klassenfahrt-Flair

Der dritte Tag der Reise war quasi ein freier Tag. Wir saßen den Großteil der Zeit im Bus nach León , das nordwestlich von D.F. liegt. Insgesamt hat die Fahrt 6 Stunden gedauert, da einer der Busse an einem Autobahnübergang gefilzt wurde. Die Reise traten wir mit allen 48 Ausstellern in 2 Bussen an. Mein Kollege Edi, der die Reise hauptsächlich begleitete, um die deutsche Delegation zu betreuen und Ansprechpartner für landesspezifische Fragen und Probleme zu sein, und ich bemühten uns darum die Deutschen möglichst in einen Bus zu setzen, um den Überblick zu behalten. Ein paar Holländer waren allerdings auch dabei und ich glaube auch Engländer. Auf jeden Fall war diese Busreise von einen klassenfahrtsähnlichen Stimmung geprägt. Alle unterhielten sich munter und wanderten ab und zu im Bus hin und her, um auch mal bei den anderen mitzureden, jeder musste irgendwann mal die Bus-Toilette aufsuchen, die sich nur mit Gewalt öffnen ließ, was den nahesitzenden Personen Freude bereitete, und irgendwer hatte einen ziemlich lang anhaltenden Lachanfall, der ziemlich ansteckend war. Trotzdem war die Fahrt lang und die Klimaanlage viel zu kalt.

Abendessen mit der Honorarkonsulin und Mariachi-Band

Am Abend fanden sich dann alle deutschen Aussteller in einem Restaurant zusammen, dass seinem Namen alle Ehre machte Tequila y mariachi. Für den Mittwochabend war ein Abendessen mit der Honorarkonsulin und ihrem Ehemann angesetzt. Im Vorfeld hatte ich mich mit ihr in Verbindung gesetzt und sie hatte uns das Restaurant empfohlen. Es war vollgepackt mit allerlei mexikanischem Dekorationsartikeln. Die Decke war restlos mit bunten Papier-Girlanden behangen und auch sonst gab es eigentlich nichts, das nicht bunt gewesen wäre. Und eine mariachi-Band spielte natürlich auch. An unserer langen 20-Mann-Tafel, erwischte ich den Platz neben dem Ehemann der Honorarkonsulin. Ich habe mich an dem Abend ziemlich viel unterhalten und bin garnicht so viel zum Essen gekommen, da ich ausserdem beauftragt war den Abend fotografisch zu dokumentieren. Insgesamt aber ein sehr spannender Abend, der damit endete, dass die herzliche Frau Honorakonsulin uns dazu einlud das zu besichtigen, was León als Hauptatraktion zu bieten hat: die Lederproduktion. So sollten wir am nächsten Tag eine Lederfabrik und eine Stiefelfabrik besuchen.

 

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Leder und Cowboystiefel – Mit einer Vegetarierein in der Gerberei

Fast alle Aussteller meldeten sich für die Tour durch die Fabriken an. Die Tour war interessanter, als ich erwartet hätte. In der Lederfabrik stank es etwas und die arme Vegetarierein der Gruppe, hielt sich fast durchgängig die Nase zu. Auch die Nicht-Vegetarier staunten allerdings über die Masse der Produktin: 4.000 Kuh-Häute werden hier täglich zu Autositz-Bezügen verarbeitet. Spannend war außerdem der Blick ins Labor, in dem die Abnutzung des Leders durch Feuchtigkeit, Abreibung und Licht getestet wird. Die Stiefelfabrik stellte nur Stiefel im Cowboy-Stil her. Entsprechend dekoriert war auch die Fabrik, mit vielen Kuh-Totenköpfen und alten Ledersatteln. Der Leiter der Fabrik ist Vegetarier, wie er stolz erklärte. Denn ihm liegt Nächstenliebe und ein bewusster Lebensstil am Herzen. So geht er auch mit seinen Mitarbeitern um und diese übertragen diese Liebe entsprechend in die Schuhe, die sie herstellen. An sich ein schöner Ansatz, allerdings konnte er die kritische Nachfrage der Vegetarierin, wie er denn die Verwendung von Tierhäuten in seiner Fabrik damit vereinbare, nicht wirklich beantworten.

 

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Messemarathon die zweite und Ausflug nach Guanajuato

Nach diesen beiden interessanten Ausflügen liefen wir dann alle gemeinsam ins fußläufig gelegene Messezentrum. Ein unglaublich großer, moderner Neubau. Unser Stand war direkt am Eingang, es war zwar weniger los, aber der Ansturm wirkte dadurch größer. Die 5 Stunden vergingen wieder wie im Flug. Einem meiner Kollegen blieb am Abend im warsten Sinne des Wortes die Stimme weg.

 

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Vor dem großen Ansturm

 

Der nächste Tag war Ausflugstag. Alle, die Lust hatten, konnten an einem von vorne bis hinten durchorganisierten Touri-Programm teilnehmen. Und zwar in ein wunderschönes kleines buntes Kolonial-Städtchen, das mich nocheinmal mehr an Sevilla erinnerte. Guanajuato gilt als eine der Städte mit den meisten Tunneln. Als Minenstadt (hauptsächlich für Silber), ist sie quasi mitten in den Berg gebaut und man erreicht sie nur durch Tunnel. Auch spannend ist eine Straße, die sich quasi unter der Stadt hindurchzieht, die ehemals ein Fluss war. Zum Mittagessen wurden wir zu einem Restaurant oberhalb der Stadt gefahren und hatten einen atemberaubenden Ausblick auf das Panorama der Stadt. Guanajuato ist außerdem Austragungsort eines der größten Kulturfestivals Lateinamerikas, dem Cervantino. Der Name ist vom Schriftsteller Cervantes abgeleitet (sein wohl bekanntestes Werk: Don Quijote). Diese Jahr feierte das Theater-Festival, das zu Beginn nur aus sogenannten entremeses (Zwischenspielen) aus Cervantes-Stücken bestand, seinen 41. Geburtstag.

 

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Flug-Malheur und Müde im Museum

Vom Ausflug gings dann direkt weiter zum Flughafen und von dort aus zur letzen Station der Reise: Monterrey, ganz im Norden des Landes. Allerdings gestaltete sich die Weiterreise als nicht ganz so einfach. Der Flug hatte nämlich Verspätung, weil das Flugzeug, das uns befördern sollte, auf dem Weg nach León wieder zurückfliegen musste, da es irgendeinen Defekt hatte. Sehr vertrauenserweckend. Insgesamt sind wir letztlich 3 Stunden später losgeflogen. Die Fluggesselschaft bat uns als Entschädigung nichts anderes als ein paar Getränke und Erdnüsse an. Es gab allerdings sowieso keine andere Option, alle Flüge am nächsten Tag waren schon voll. Zudem fand am nächsten Morgen ab 9h ein Vernetzungs-Frühstück für die europäischen Unis und mexikanische Bildungseinrichtungen statt. Im Hotel in Monterrey platzten wir dann um 3h morgens in eine Hochzeits-Feier. Die gesamte Gruppe von ca. 50 Leuten, schob sich mit langen Gesichtern hinter der Bühne der Hochzeits-Band vorbei zur Rezeption – absurde Situation.

Am nächsten Morgen durfte ich mir freinehmen und habe das Museo Marco für zeitgenössische Kunst besucht. Irgendwie war ich zu müde, um viel aufzunehmen, allerdings war es wiederrum angenehm mal ein bisschen Ruhe um mich zu haben. Monterrey selbst wirkt unglaublich amerikanisch (ich bin noch nie in Amerika gewesen, aber so ähnlich stell ich’s mir vor). Große breite Straßen, hohe Häuser, riesige Autos, wenige Fußgänger. Auch das Hotel wirkte in vielen Dingen etwas überdimensioniert. Z.b. die riesigen schwarzen Käfige, die im Frühstückssaal von der Decke hingen und in denen Kanarienvögel zwitscherten.

Letzter Messemarathon und Cabrito – nie wieder Fleisch

Dann stand auch schon der letze Messeauftritt an. Eigentlich war das der entspannteste von allen. Möglicherweise lag es an der Lage des Stands oder daran, dass alle etwas müde und dadurch langsamer waren. Auf jeden Fall waren wir an diesem Tag mit mehr Leuten am Stand des DAADs vertreten, sodass auch mal eine Pause drin war. Trotz aller Müdigkeit ging es dann auf Wunsch einiger Aussteller ins Rey del Cabrito. Ein Restaurant, in dem nur Cabrito, sprich Zicklein, verkauft werden. Schon im Schaufenster des Restaurantes waren einige der kleinen Ziegen-Körper aufgehängt. Das Cabrito gilt als monterreyische Spezialität. Die Ziecklein werden geschlachtet bevor sie anfangen Gras zu essen. Eigentlich hätte mich das alles davon abhalten sollen Cabrito zu essen, hat es aber nicht. Ich dachte mir, dass ich es schließlich auch probieren möchte wenn es eine Spezialität ist. Dieses Mal saß ich während des Essens zwischen zwei Vegetarierinnen, die nichts anderes bestellen konnten, als ungewürztes gedünstetes Gemüse und Käse (natürlich mit Tortillas). Meine Cabrito-Brust war ziemlich groß. Erst schmeckte es auch ganz gut, irgenwann war’s aber einfach zu viel Fleisch und irgenwie war mir am nächsten Morgen etwas schlecht. Mein Vorhaben zumindest eine fleischlose Woche einzulegen, habe ich leider nicht gemeister. Es gibt vergetarische Optionen aber eben nicht überall und ohne Fleisch hießt hier meistens mit Hühnchen.

Zurück ging es dann ganz püntklich und entspannt, das Flugzeug war sogar so leer, dass ich mich auf drei Sitzen ausbreiten konnte. Endlich Zeit die vielen Eindrücke zu verarbeiten…

 

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