Die kleinen Dinge machen den Unterschied: Tanzende Apotheker und Buchsbaum-Dinosaurier

Jetzt neigt sich meine Zeit in Mexiko bereits dem Ende zu. Nächsten Samstag geht es zurück. Die Zeit fliegt. Und wie das so bekanntermaßen ist, gefällt es mir gerade jetzt besonders gut. Ich fühl mich jetzt vollständig eingearbeitet, bewege mich mit viel mehr Sicherheit und fast schon routiniert durch die Stadt, kenne mein Viertel einigermaßen gut (der Tamales-Mann an der Metro-Station kennt mich mitlerweile und im Café um die Ecke weiß man bereits, was ich immer bestelle) und ich habe ein paar Freunde gefunden. Nichtsdestotrotz könnte ich noch getrost 6 weitere Monate hierbleiben, um noch mehr von der Stadt und Umgebung zu entdecken.

Bei aller Routine stelle ich trotzdem während meines Alltags immer wieder fest, dass ich in Mexiko-Stadt lebe. Auch wenn ich in einer deutschen Einrichtung mit 50% deutschen Kollegen und ungefähr genauso viel verwendeter deutscher Sprache – wenn nicht sogar mehr, denn ich teile mir schließlich mit der deutschen Rike meine Wohnung – arbeite. Es gibt da einige Unterschiede zum Leben in Deutschland, an die ich mich noch nicht gewöhnt habe. Dinge, die mich ab und zu stutzen lassen oder über die ich mich wundere, weil sie mir unbekannt oder einfach nur ungewohnt sind.

Da wäre zunächst der Blick in den nächtlichen Himmel. Heute leider nicht zu sehen, da es bewölkt ist: der Mond. Der Mond sieht hier nicht aus wie ein C, sonder viel mehr wie ein Lächeln (wenn sich gerade nur eine Sichel abbildet). Das scheint wohl ganz logischerweise an der Perspektive zu liegen, die ich von hier aus auf den Mond habe. Irgenwie logisch erklärbar, trotzdem ist es jedes Mal ungewohnt diesen Blickwinkel einzunehmen. Wie ich von einem Freund erfahren habe, lernen die meisten Kinder in der Schule allerdings die Mondphasen anhand eines Models, das aussieht wie das, das man aus europäischer Perspektive kennt. Eurozentrismus hallo!

Eine weiteres scheinbar mexikanisches visuelles Phänomen, das mir immer wieder auffällt, ist die weiße Farbe am unteren Drittel der meisten Baumstämme. Dies ist eine Art Insektenschutz. Und eine Mischung aus Kalk und Farbe. Was außerdem von außen bemalt ist, sind die Fassaden der meisten kleinen Geschäfte. Meist sehr bunt und es erweckt den Anschein, dass das Werk von Hand und in sehr kunstfertiger und kreativer Weise aufgetragen wurde. Auch Werbungen oder Protest-Äußerungen begegne ich hier oft in dieser Form.

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Ein Protest-Gemälde gegen den Ausbau der Autobahn in Tepotzlán

Wasser ist eine weitere Sache, mit der hier anders umzugehen ist bzw. umgegangen wird. Zunächst wäre da die Tatsache, dass Leitungswasser nicht genießbar ist. Sprich, den Kaffe bereit ich mir morgens mit gekauftem, abefülltem Wasser zu. Mancheiner putz sich sogar die Zähne nur mit abgepacktem Wasser. Auf so gut wie jedem Dach befinden sich hier große schwarze Wassertanks, denn das Wasser bleibt auch mal aus – so wie jetzt gerade zum Beispiel– oder der Wasserdruck ist sehr gering. Die Wasserversorgung ist in dieser Riesen-Stadt mit ihren 20-Millionen Einwohnern ein großes Problem – 1,6 Milliarden Liter werden hier pro Tag verbraucht und viele Stadtteile haben des Öfteren einen oder mehrere Tage lang kein Wasser. Kein Wunder, da die Stadt nämlich keine eigenen Wasservorkommnisse besitzt. Sie wird mit Grundwasser und Wasser, das aus einem im umliegenden Bundesstaat befindlichen Stausee angeliefert wird, versorgt. Dass sie sich dadurch quasi selbst den Boden unter den Füßen wegzieht, bringt weitere Probleme hinzu. Mehr gibt es dazu hier zu lesen.

Das gleiche gilt für das Stromnetz, das hier oberirdisch verläuft. In der letzen Woche hatten beispielsweise einen Tag lang keinen Strom. Zum Glück ist an unser Büro ein Generator, der mit Gas läuft, angeschlossen und der im Notfall anspringt. Trotzdem gibt es da meist den ein oder anderen PC, der dann nicht anspringt und man muss Däumchen drehen. Schlimmstenfalls gehen dabei auch Geräte kaputt, sowie vor einigen Jahren der gesamte Server des Büros. Leider bemerkt man den dadurch veursachten Datenverlust manchmal heute noch.

Täglich zwischen 9.30 und 10h höre ich außerderm aus meinem Büro heraus den Kaffee-Mann über die Straße laufen und lauthals brüllen: „Haaaaay Cafeeeee“. Nicht täglich aber doch auch mehrmals pro Woche gesellt sich zu ihm der Schrottwagen, aus dessen Lautsprechern eine Frauenstimme anpreist, was alles angekauft wird: Matratzen, Mirowellen, Mixer und und und. Später am Tag fährt außerdem, der in diesem Blog schon öfter erwähnte, Tamales-Mann mit seinem Fahrrad um die Häuser. Auch hier ertönt ein entsprechendes Tonband mit sehr machanisch klingendem Verkaufsspruch. Ein akustischer Eindruck, den ich sicherlich vermissen werde.

Eine weitere Lärm verursachende Tatsache, an die ich mich nicht so ganz gewöhnen will, sind die Apotheken. Zunächst werden hier viel mehr Dinge verkauft, als in deutschen Apotheken. Und zwar Produkte, die dort eher nicht zu finden sind, wie Softdrinks, Kekse oder auch mal Zigaretten. Hinzu kommt außerdem die laute Musik – jeder Art – die vor allem in den „Dr. Simi“-Apotheken erschallt. Diese Apotheken-Kette wirbt mit einem dicken, lächelnden, schnurbärtigen Apotheker, dessen rundes Gesicht auf allen Produkten abgedruckt ist. Hinzu kommt außerdem ein als Dr Simi verkleideter Mensch, in einem überdimensionalen Plüsch-Kostüm. Dieser steht dann vor der Apotheke und bewegt sich zur Musik, mal weniger mal mehr verausgabend. Hier gibt es eine sehr sehenswerte Tanzeinlage zu bewundern. In meiner von Deutschland geprägten Weltsicht, will Musik, Tanz und Arzneiprodukte auch nach 5 Monaten noch nicht zusammenpassen.

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Wenn ich hier in Mexiko einen Park oder einen grünen Platz betrete, begegne ich außerdem häufig Buchsbaum-Figuren. Wie zum Beispiel diesen hier:

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Das lässt mich immer an Tim Burtons „Edward mit den Scherenhänden“ denken, da manchmal auch sehr bizarre Figuren darunter sind.

Abschließen möchte ich meine Auflistung mit einem verbalen Eindruck: Buen provecho! – Guten Appetit! Was mich anfangs zunächst verwirrt hat, ist meiner Ansicht nach einer der schönsten Unterschiede, die ich hier im Vergleich zu meinem Alltag in Deutschland feststelle. Beim Betreten oder Verlassen eines Lokals wird den Essenden ein Guter Appetit gewünscht, sodass es sein kann dass einem während einer Mahlzeit 5 Mal ein Buen Provecho hinübergworfen wird und das von Menschen, die man meistens nicht ansatzweise kennt.

Ungewohnte Dinge, die in Deutschland oft sehr viel mehr Chaos anrichten würden bzw. einfach viel seltener oder garnicht vorkommen. Wie schön solche Unterschiede zu bemerken. Sicherlich werden mir noch sehr viel mehr auffallen, wenn ich erstmal wieder zurück bin und dann werde ich anfange diese zu vermissen.

Von Taranteln, Kolibris, Leguanen, laufenden Blättern, Delfinen, bunten Fischen, Pelikanen, Krebsen, Krokodilen und Affen

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Die 20-tägige Reise durch Oaxaca, Chiapas und Quintana Roo, während der ich mit meinen 2-4 Mitreisenden an 8 Orte und in 7 Unterkünften verweilt habe, lässt sich schwer zusammenfassen. Die Tiere, die wir hier und da zu Gesicht bekommen haben, sind da ein ganz guter Ansatz.

Angefangen mit der Tarantel und den Kolibris in Oaxaca: Oaxaca ist ein Bundesstaat mit gleichnamiger Hauptstadt südöstlich von Mexiko-Stadt. Neben Bergen und Wäldern ist der Bundesstatt vor allem für seine gute Chocolate, Mole, Mezcal und sein Kunsthandwerk bekannt. Die Hauptstadt selbst ist ein kleines, buntes koloniales Städtchen, das sich rund um die obligatorische Hauptplaza mit Kathedrale quadratisch strukturiert ausbreitet. Ein entspanntes und irgendwie friedliches Städtchen. Nach den Menschenmassen in D.F. war diese Abwechslung sehr angenehm und willkommen. Hier habe ich die allerbeste Trinkschokolade getrunken, bin stundenlang über die Kunsthandwerksmärkte (die vor allem mit allen erdenklichen Stoffprodukten, Ledertaschen, Hüten und Ton-Keramik gefüllt sind) geschlendert, habe Mole und Mezcal probiert, beeindruckende Mineral-Formationen namens Hierve el Agua bestaunt, eine unglaublich anstrengende Radtour durch die umliegenden Berge gemeistert und mich in in der Nacht zum 24.12. über lustige Schnitzerein aus Rettichen gewundert.

Hierve el Agua

Was aussieht wie eingefrorene Wasserfälle mitten in den Bergen, sind sprudelende Mineralquellen, die hier den Berg hinunterlaufen und quasi eine riesige Kalkstein-Spur hinterlassen. Ganz in der Nähe konnten wir in einer kleinen Hütte übernachten und Nachts den sternenübersähten Himmel betrachten. So viel Natur und Ruhe tut gut! Bilder drücken das besser aus:

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„Ich in Quelle des Lebens.  Ich gebe dir alles was du brauchst, ich bitte dich bloß darum dass du mich beschützt.“

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Monte Albán

Die ehemalige Zapoteken-Stadt, die hoch oben nahe der Stadt in den Bergen trohnt war ziemlich faszinierend. Von oben betrachtet wirken die zum Teil nach-konstruierten Gebäude auf dem hell-beigen Grasteppich fast wie ein Modell.

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Noche de los Rábanos

Wie kommt man eigentlich auf die Idee Rettiche zu kleinen Figuren zu schnitzen und damit Alltaagsszenen der oaxquenischen Kultur darzustellen? Um der reichen Kultur Oaxacas Ausdruck zu verleihen und gleichzeitig durch diesen Wettbewerb Touristen in die Stadt zu locken. Rund um den Zócalo waren kleine Tische mit kleinen Szenen aus Rettich aufgebaut. Diese reichten von der Feria de la Tlayuda bis zur Krippenszene. Ja, es wurde tatsächlich ein kleiner Rettich gefunden, der die form eines kleinen Jesus-Kindes zu haben schien, mit zwei runzelig-wurzeligen Beinen und Armen. Etwas befremdlich so viel Rettich – es roch tatsächlich etwas schärflich, wie nach Radieschen – aber auch beeindruckend. Auch hier fand sich ein Zeugnis von gutem und detailverliebtem Kunsthandwerk. Gekrönt wurde die Nacht durch ein abschließendes Feuerwerk, das gefährlich nah an der Menschenmenge entzündet wurde und dessen Highlight ein „Feuer-Regen“ war, der auf die Fassade der kolonialen Katehdrale prasselte.IMG_7112

Mountain-Biking-Tour

Was sollte man besseres an Weihnachten tun, als eine Mountain-Biking-Tour durch die umliegenden Berge Oaxacas? Die Tour war viel anstrengender, als ich dachte und mein Outfit war nicht so ganz passend. Aber auch in Sandalen und Blüschen schafft man es die steilsten Schotterpisten hinauf und wieder hinunter. Nachdem die Angst zu stürzen einen etwas verlassen hatte, hat es sogar Spaß gemacht. Weitere Höhepunkte waren oben genannte Tarantel, die unseren Weg kreuzte und ein ganzer Schwarm von Kolibris, der die Bäume am Sraßenrand bewohnte.

Heilig Abend haben wir dann im Bus Richtung San Cristobal de las Casas verbracht.

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San Cristobal de las Casas

Tag 7 der Reise. Nach einer Woche haben wir unsere Reise in Chiapas, einem der ärmsten Bundesstaaten Mexikos, fortgesetzt. Hier hat die Zapatista-Bewegung  ihren Urpsrung. Das Städtchen ähnelt in seiner Schachbrettartigen Form, in der er um die Hauptplaza (auch hier mit Kathedrale) angelegt ist, Oaxaca. Die Temepraturen sind allerdings um einges niedriger und die Berge scheinen näher an der Stadt zu liegen. Die Straßen sind leicht hügelig, die 1-stöckigen Häuschen im Kolonial-Stil noch bunter und netter. Lauschig, alternativ und noch voller von Kunsthandwerk als Oaxaca. Man könnte den ganzen Tag nur durch die Stadt schlendern von Laden zu Laden, von Markt zu Markt und von Café zu Café – denn auch dafür ist Chiapas bekannt: guten Kaffee Das haben wir dann den ein oder anderen Tag auch tatsächlich gemacht).

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San Juan Chamula

Ich gehe eher selten und eher ungern in Kirchen. Bei meinen Besuchen habe ich schon oft betende Menschen gesehen. Aber diese sind nicht zu vergleichen mit San Juan Chamulas Gläubigen. Eine kleine hübsche weiß Kirche auf einem großen Platz, vor dem ein bunter und etwas schmutziger Markt aufgebaut ist, ist die Hauptattraktion des Örtchens, das einige Kilometer nördlich von San Cristobal de las Casas liegt. Hier haben sich Maya-Traditionen und christliche Bräuche vermischt. Der Boden der Kirche ist mit Kiefernadeln bedeckt, wodurch ein angenehmer Tannengeruch in der Luft liegt. Fotografieren und Notizen machen ist verboten, da – so der Glaube – sonst die Seelen der Heiligen verletzt werden könnten. Die sonst üblichen Bänke fehlen hier. Rechts und links entlang der Wände sind Heiligenfiguren in Glaskästen aufgereiht. Überall stehen Kerzen und ein Akkordeon-Spieler gibt eine monotone Melodie zum Besten. Hier und da haben sich kleine Grüppchen zum Beeten zusammengefunden und werden dabei oft von Touristengruppen beobachtet. Sie stellen Kerzen zwischen die Tannennadeln, zünden diese an und geben Gebete in Tzotzil (die Sprache der indigenen , von der Maya-Kultur abstammenden, Bevölkerung) von sich. Meist steht außerdem ein Erfrischungsgetränk und/oder eine Flasche Pox (traditioneller Schnaps aus Zuckerrohr) dabei. Es wird zu einem der Heiligen gesprochen und sich bei ihm durch die Getränke bedankt, die dann auch meist getrunken werden. Das mir am befremdlichsten erscheinende Ritual war allerdings die Ermordung eines Huhns (Genickbruch), das vorher über den Kopf des Kranken, der durch die Gebete geheilt werden soll, geschwungen wird.PC261786

Tulum – kann mal einer die Fototapete abmachen?

Nach einem weiteren entspannten Tag in San Cristobal, haben wir unseren Weg in Tulum fortgesetzt. Tulum liegt an der Karibik-Küste und ist in einer ca. 15-stündigen Fahrt von Chiapas aus zu erreichen. Und hier darf ich nun mit den Tieren fortführen, denn hier sind wir einem laufenden Blatt und jeder Menge Leguanen begegnet.

Tulum besitzt eine der beeindruckendsten, da direkt am Meer gelegenen, archälogischen Stätten und dort wimmelt es nur so von Leguanen, sodass man beginnt sich zu fragen, wer die denn dort ausgesetzt hat. Nachdem man hier an grünen von Palmen bestanden Wiesen und uralten Ruinen vorbeigetrottet ist (es wimmelt nämlich auch von Touristen) erreicht man die Seite der Stätte, die vom Meer begrenzt ist und staunt erstmal. Das Wasser ist hier nämlich genauso, wie man sich die Karibik vorstellt: galsklar und hell- bis dunkeltürkis hinter einem weißen Sandstrand. Die grauen alten Mauern der Gebäude bilden einen beeindruckenden Kontrast dazu. Das einizige Manko an diesem zauberhaften Ort, an dessen Stränden man sich von Postkartenmotiven umgeben fühlt, sind die vielen Touristen und die damit ins unermessliche steigende Essenspreise.

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Playa del Carmen

Der touristischste Ort unserer Reise, allerdings der, der sich am bequemsten erreichen lies. Von Tulum aus waren wir im Sammel-Taxi innerhalb von 40 Minuten dort. Hier wirkt ausnahmslos alles für Touristen errichtet, man sieht kaum Einheimische. Der Ort lebt für und durch dieTouristen.  Playa (wie der Ort von den Mexikanern genannt wird) gilt allerdings auch als Touristen- und Partyhochburg. Die Strände waren nichtsdestotrotz schön und entspannend.

Isla Cozumel – Ruhe satt

Nur einige Kilometer entfernt von Playa del Carmen liegt die Insel Isla Cozumel. Hier gibt es nicht viel, außer schönen Stränden und vielen Tieren. Am ersten Abend konnte wir vom Strand einer Hotelanlage aus Delfine sichten. Ausserdem bin ich an einem Tag von einem Pelikan angegriffen worden (zum Glück hat er mich nicht erwischt). Die Insel ist unter Tauchern und Schnorchlern bekannt und beliebt. Am 1.Januar  haben wir eine kleine Schnorcheltour unternommen und viele Schwärme bunter Fische bestaunt. Die Infrasturktur lässt zu wünschen übrig, ohne Auto kommt man hier nicht vom Fleck und leider auch zu keinem Strand. Entsprechend viele Taxis sind hier unterwegs. An Silvester krabbelte ein kleiner Krebs über den Strand an uns vorbei. Der Tag selbst viel auf Grund einer Magenverstimmung allerdings ins Wasser. Ich kann mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal an Silvester so früh im Bett war und keinen Akohol getrunken habe.

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Cenote Cristalino

Mehrer Personen hatten uns empfohlen eine der vielen Cenotes auf  der Halbinsel Yucatán zu besichtigen. Die gesamte Halbinsel ist von einem unterirdischen mit einander verbundenem Höhlensystem, das mit Süßwasser gefüllt ist, übersäht. Allein der Bundesstaat Quintana Roo (in dem wir unterwegs waren) zählt ca. 950. Wahrscheinlich diente dieses System den Maya-Zivilisation früher zur Wasserversorgung und wird mit als Grundstein für ihre Entwicklung und Ausbreitung gesehen. Einige der Höhlen sind bis zu 100 Meter tief und viele ind von oben eingeborchen, sodass man darin schwimmen und tauchen kann. Wir waren in einer ganz kleinen in der Nähe von Tulum, die weil sie so klar ist Cenote Cristalino genannt wird.

Palenque – Willkomen im Dschungel

Zu dritte haben wir auf unserem Rückweg dann noch die Ruinen in Palenque besichtigt, die in Chiapas liegen. Hier war es tropisch-feucht, allerdings etwas kühler und 2 Tage lang wolkenverhangen und verregnet, was wir als angenehme Abwechslung empfunden haben. Genächtigt haben wir dort in einer kleinen Cabaña (Hütte) mitten im Wald und in der Nähe der Ruinen. Nachdem ich nun schon einige Ruinen und Pyramiden besichtigt hatte, war ich etwas besorgt, dass diese irgendwann mal langweilig werden würden. Aber nein, hier erwartete uns wieder eine komplett andere Architektur umgeben von grasgrünem und dichtem, wucherndem Wald, der von der höchsten Pyramide aus betrachtet kein Ende zu nehmen schien.

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Geburtstag im Canyon

Nach einem weiteren Stop in San Cristobal haben wir an meinem Geburstag einen Ausflug in den nahe gelegenen Cañon del Sumindero gemacht. Ein Canyon, an dessen Nordende ein Stausee liegt und dessen Wände bis zu 800 Metern hoch sind. Während der ca. 2-stündigen Bootstour, die wir durch den Cayon unternommen haben, haben wir zwei Krokodile und einige Affen zu sehen bekommen. Ein eher unschöner Anblick waren die Berge an Müll, die sich hier und da im Canyon sammeln und von den nahegelegenen Stätten in der Regenzeit dort hingespült werden. Bis zu 2 Tonnen werden täglich herausgefischt und trotzdem, kommt man kaum gegen die Verschmutzung an.

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Wieder zurück in der Großstadt fallen mir vor allem die schlechtee Luft, die Menschenmassen und der Lärm auf. Wie gut es doch manchmal tut Natur um sich zu haben. Die Reise hat mir vor allem deutlich gemacht, wie vielseitig Mexiko ist und dass, obwohl wir auf das gesamte Land bezogen, nur einen Bruchteil gesehen haben. Ich weiß nicht wie häufig ich in diesem Beitrag das Wörtchen „beeindruckend“ verwendet habe. Das hat seinen Grund: ich habe das Gefühl mit so vielen Eindrücken zurückzukehren, dass ich diese kaum sortieren und reflektieren, geschweige denn gut in Worte fassen kann. Die Landschaften, die Menschen, die Städte, das wechselnde Klima, die unterschiedlichen Kulturen…  das ist schwer zu fassen!

Tlacuayotl: Tag 15

Jetzt bin ich bereits an Tag 15 meines Ernährungsexperiments angekommen. Auf dem Herd köcheln Jicama und Karotten vor sich hin, gleich werd ich noch Kichererbsen für morgen einweichen und ein Viertel Apfel liegt hier schon bereit. So langsam hab ich zumindest in der Zubereitung eine gewissen Routine entwickelt. Trotzdem fällt mir das Einhalten der Regeln in den letzten Tagen nicht mehr so wirklich leicht. Das mag aber auch daran liegen, dass ich trotz Alkohol- und Softdrink-Abstinez bereits zwei Mal auf einem Konzert war. Um mich herum haben natürlich alle Bier getrunken und komisch geguckt, dass ich nur Wasser trinke. Ganz schön isoliert fühlt man sich da. Die Weihnachtsfeier in unserem Büro letzte Woche fiel mir da noch leichter. Auch wenn der Weihnachts-Punsch ziemlich gut gerochen hat und der Apfelstrudel verlockend aussah. Den frisch zubereiteten Hühnchen-Kartoffel-Apfel-Ananas-Salat von der Großmutter eines Freundes abzulehnen, war dann wiederum schon fast grenzwertig.

Körperlich geht es mir wunderbar, ich fühle mich ziemlich fit und ausgeglichen. Trotz wenig Schlaf, verspür ich kaum Müdigkeit. Ich fühl mich gesund und fast durchgängig satt. Jetzt, da mir nur noch 4 Tage fehlen, kehrt die Lust auf all die gewürzten und duftetenden Lebensmittel, die ich momentan nicht essen darf, allerdings zurück.

Mal für eine Zeit auszusteigen aus dem alltäglichen Konsumverhalten sensibilisiert ganz schön dafür, was und wie viel man sonst isst. Vor allem hier in Mexico fühle ich mich ständig von Essen umgeben. Die Kollegen bieten einem Süßigkeiten an, der deutsche Bäcker klingelt einmal die Woche, der leckere Sandwichmann ist nur 10 Meter entfernt, an jeder Ecke gibt es ein 7-Eleven oder Oxo (quasi der mexikanische Späti), aus denen ein ziemlich künstlicher Kaffe-Moka-Geruch hervorströmt, an den Eingängen der U-Bahn-Höfe werden alle möglichen Speisen verkauft, in den Durchgängen zu den Gleisen werden Süßigkeiten verkauft, in der U-Bahn kommen dann wiederrum die Verkäufer mit ihren Nüssen und Kaugummis, auf Konzerten laufen Menschen mit Mini-Pizzen, Popcorn und Eis durch die Menge und selbst wenn ich in der Wohnung bin höre ich draußen den Tamales-Mann mit seinem Tonband vorbeifahren und sein Essen anpreisen. Brauchen wir das tatsächlich alles? Nein. Ein Überangebot, nur damit wir konsumieren.

Ein weiterer Vorteil dieser 20 Tage ist, dass ich tatsächlich das Gefühl habe, dass sich meine Geschmacksnerven verfeinert haben. Reis, Haverflocken und Kartoffeln haben Eigengeschmack! Außerdem habe ich eine Vielzahl an Lebensmitteln probiert, die ich noch nicht kannte, wie Nopal, Süßkartoffel, Frijoles und Amarant.

Meine Vorfreude auf Dienstagk der Tag unserer Abschlussklausur des Náhuatl-Kurses, steigt. Als Belohnung werden wir nämlich schon nach der Klausur das Tlacuayotl abschließen und was gutes ordentlich gwürztes Kochen und dann gemeinsam essen!

Macehualtlahtolli – Wie es ist Náhuatl zu lernen und was ich in den nächsten 20 Tagen essen werde

Dieses Gefühl, wenn ich von der Náhuatl-Stunde nach Hause fahre ist mir neu. Ich fühl mich unglaublich ruhig, aufmerksam, zufrieden und gleichzeitig etwas traurig. Die Beiträge unseres Lehrers Fernando zur Náhuatl- Kultur sind immer so spannend und ergreifend und belehrend, dass ich das Gefühl habe danach anders zu denken bzw. anders denken und leben zu wollen. Vieles ist so einfach und vielleicht gerade deswegen so schön, berührend und regt zum Nachdenken über die eigene Lebensweise an. Allein die Tatsache von jemandem wie Fernando, der selbst unglaublich stolz auf seine Kultur ist und diese mit jeder seiner Zellen zu verkörpern scheint, all diese fremden und manchmal auch befremdlichen Bräuche und Auffassung zu erfahren, ist ziemlich beeindruckend und bereichernd.

Da wäre beispielsweise die Art und Weise sich zu begrüßen. Man schüttelt sich als Nahua nicht die Hand oder gibt sich einen Kuss auf die rechte Wange. Man berührt sich zur Begrüßung garnicht, und trotzdem kommt man irgendwie in Berührung. In Fernandos Kultur funktioniert die Begrüßung so, dass man Handfäche an Handfäche hält, um so die Energie des Gegenübers zu spüren. Dabei spricht man dann ein freundliches „Niltze“, was Respekt gegenüber dem anderen ausdrückt. „Quen timoyetztica“ – die Frage nach dem Befinden des anderen, ist nicht etwa einfach mit „Wie geht es dir?“ zu übersetzen, sondern bedeutet „Wie geht es deinem Blut?“ oder „Wie läufts mit deinem Blut?“. Allein um diese Frage verstehen zu können, bedarf es einer ca. 15-Minütigen Erklärung. Menschen, die nach der Macehuallcopa (Sprache und Kultur Náhuatl) leben, sind der Auffassung, dass die Sonne in Form eines Vogels innherlab eines Tages über den Himmel fliegt. Dabei verliert der Vogel an dem Punkt, an dem die Sonne im Zenit steht, eine Feder. Diese Feder sinkt herab und trifft den Menschen genau am obersten Punkt seines Kopfes, wo diese dann in Form von Energie in den Körper und den Blutkreislauf eintritt und sich im Körper ausbreitet. Deshalb die Nachfrage, wie die Energie, sich im Blut verteilt hat bzw. wie man diese aufgenommen hat. Die Antwort wäre ein begeistertes Niyolpaqui (Mit Lebensfreude, mit Lebenslust) oder ein Nipahpaqui (Sehr zufrieden, sehr fröhlich und animiert).

Die Sprache der Nahua ist gespickt von respekt- und liebevollen Ausdrücken und Umschreibungen. Das Wort „Danke“ existiert bspw. nicht, stattdessen entgegnet man mit dem Ausdruck Tlazohacamati – „Du weißt zu lieben“, die Verabschiedung wird als ein „Ausgleich zwichen Personen beschrieben“ und jedem Mitglied der Familie (der Tocenyeliz – „Unsere Lebenseinheit“), wird ein -tzin angehängt, was Ausdruck von Respekt und Liebe ist. Ich bin demnach Elenatzin, oder auch Ellitzin. Genauso lässt sich diese Endung an Objekte anhängen, wie zum Bsp. an das Haus bzw. Heim caltzin. Dieses Maß an Respekt kommt außerdem gegenüber der Natur und Tieren zum Ausdruck. Es gibt sowieso, wie das Begrüßungsbeispiel schon ansatzweise zum Ausdruck gebracht hat, eine starke Verbindung zur Natur und einen immer wiederkehrenden Kreislauf von Natur und Mensch, der in sich geschlossen und logisch ist. Alles scheint eine Bedeutung zu haben, soger die Zahlen, die von 1-5 der Frau und von 6-10 dem Man zugeordnet sind, haben jede für sich eine Verbindung zum menschlichen Körper und zur Natur. 1 steht für den Mais, 2 für die Knochen, 3 für das Blut, 4 für die Haut und 5 für die Kreativität. 6-10 sind dann jeweils das Komplement des Mannes dazu.

Diese Logik und dieser Kreislauf, der fehlt in unseren Leben. Wir haben auch unsere Familien, unseren Zukunftspläne allerdings jeder für sich und nicht ungedingt im Einklang mit der eigenen Umwelt.

Außerdem besitzt die Náhuatl-Kultur bestimmte Rituale, um den Körper gesund zu halten. Es gibt zum einen bestimmte Atemntechniken, die die Lunge vergrößern sollen, zum anderen einen bestimmten Schlaf- und Trinkythmus, sowie ein Waschritual. Um danach leben zu können muss man Zeit und viel Disziplin haben. Wendy (auch KW-Freiwillige und mittlerweile eine gute Freundin) und ich haben trotzdem beschlossen das Tlacuayotl (das Essensritual) in Angriff zu nehmen. Fernando bezeichnet dieses auch als Náhuatl-Diät oder Kur. Einmal im Jahr wird 20-40 Tage nach einem bestimmten Plan und zu bestimmten Uhrzeiten gegessen. Es gibt 5 Mahlzeiten am Tag, alle 4-5 Stunden. Es wird komplett auf Salz, Zucker und Öl verzichtet. Das Menü besteht aus Obst, Obsäften, gekochten Gemüse, rohem Gemüse, Gemüsesäften,Cerealien, Hülsenfrüchten, Wurzelgemüse, Obstwasser, Wasser, Tee, Milchprodukten und Eiweißhaltigen Produkten und Lebensmitteln wie Nüsse, Oliven u.ä, aus denen sich Öl herstellen lässt. Jede einzelne Mahlzeit hat dabei eine bestimmte Reihenfolge, man isst also jedes Lebensmittel pur, damit man den eigenen Geschmackssinn wieder etwas stärkt. Eine Portion setzt sich aus der Menge zusammen, die in die eigene Hand passt. Idealerweise sollte beim Essen außerdem nichts anderes getan werden, sprich keine Unterhaltungen und keine Ablenkungen durch andere „Nebenbei-Aktivitäten“, wie SMS-Schreiben oder Zeitung lesen. Wünschenswert ist es auch keine industriell produzierten Produkte zu kaufen.

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So sah heute morgen mein Frühstück aus. In der Reihenfolge: Mandarinensaft, Honigmelone, gekochter Nopal (eine Kaktusart), Haverflocken und Milch

Jetzt bin ich an Tag drei der „Diät“ angelangt. Warum mache ich das? Einerseits, als anerkennende Geste für unseren Náhuatl-Lehrer, andererseits, glaube ich dass es meinem Körper gut tun wird, hier umgegeben von zu viel zucker- und fetthaltigen Speisen, mal eine Pause einzulegen. Und dann interessiert es mich auch, ob die versprochenen Effekte wie mehr Energie, mehr Konzentrationsfähigkeit und Ausgeglichenheit, tatsächlich auch eintreffen werden. Nach zwei Tagen hat sich noch nicht viel verändert, außer einer sehr beruhigten Verdauung, aber das ist bei der Schärfe des mexikanischen Essens auch kein Wunder. Zudem spüre ich so langsam den Zuckerentzug und produzieren gefühlte 80% weniger Müll. Zeitaufwendig ist das ganze bis jetzt schon. Zunächst haben wir einen Rieseneinkauf auf dem Markt gemacht und dann wurde für 3 Tage Reis und Mais vorgekocht und Salat geschnippelt.Während der Arbeit bleibt natürlich keine Zeit die Gerichte vorzubereiten, leider gestaltet sich auch das ohne „Neben-Aktivitäten“ essen etwas schwierig. Die letzten Tage habe ich nämlich allein an der Rezeption gesessen und das Telefon kann ich ja schlecht ausschalten. Eine weitere Herausforderung wird das regelmäßige frühe Aufstehen, um den Rhythmus der 5 Mahlzeiten einzuhalten, sowie der Verzicht auf ein Bierchen am Wochenende bzw. das Erklären-Müssen wieso ich nur Wasser trinke.

Ein Experiment. Ich in gespannt wie es weiterläuft und wie es mir in einer Woche geht. Ich halte euch auf dem Laufenden!

Día de los muertos – Allerheiligen auf mexikanisch

Eigentlich ist diese Bezeichnung so nicht ganz richtig, denn eigentlich ist die Art und Weise Allerheiligen und Allerseelen in Mexiko zu feiern kein katholischer Brauch, sondern hat aztekische Ursprünge (und hat außerdem nichts mit Halloween zu tun). Eigentlich wird der „Tag der Toten“ nach aztekischer Tradition nämlich schon im September gefeiert. Mittlerweile haben sich die christliche und aztekische Kulturen in einigen Dingen vermischt. So, wie gesagt die Verschiebung des Feiertag in den November, oder auch die Verwendung von Kerzen nach katholischem Brauch auf den sogenannten Ofrendas (Altaren). Am Día de los muertos wird den Toten gedacht, indem den Verstorbenen kleine (oder auch große) Altare gewidmet werden. Diese Altare bestehen traditioneller Weise aus drei Etagen. Die unterste steht dabei für die Unterwelt, die mittlere für die Erde und die oberste für den Himmel. In der Mitte wird ein Foto des Toten plaziert und um ihn herum Getränke und Speisen, die er zu Lebzeiten mochte. Außderdem wird die ofrenda mit saisonalen Früchten bestückt, mit bunten Girlanden, häufig auch mit buntbemalten Ton-Totenköpfen, Blumen und Kerzen. Insgesamt eine ziemlich bunte Angelegenheit, die vor allem vom leuchtenden Orange der cempaxóchitl (Aufrechte Studentenblume) dominiert wird. In kleineren Ortschaften ist es üblich eine Spur aus cempaxóchitl-Blüten vom Grab des Verstorbenen bis zum Haus seiner Familie zu legen, damit sich dieser auf seinem Weg nicht verirrt. Denn laut Tradition, kehren die Toten an diesem Tag zurück zu ihren Familien. Brauch ist es außerdem mit den Verstorbenen auf dem Friedhof an diesem Tag zu abend zu essen.

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In Mexiko-Stadt ist der Día de los muertos vor allem ein großes, buntes, künsterlisches und kommerzielles Fest. Natürlich war es sehr sehr voll in der Stadt und vor allem die megaofrendas auf dem Zócalo (zentraler Hauptplatz der Stadt), sind eine Attraktion. Es fühlte sich an, als wäre die gesamte Stadt hierin gekommen. So wurden wir von einer ofrenda zur nächsten geschoben. Immer mal wieder begegnete man Kindern und Erwachsenen, die als Monster, Skelette, Vampire o.ä. (hauptsache angsteinflössend) verkleidet waren. Besonders beeindruckend waren die dem Künstler José Guadalupe Posada gewidmeten ofrendas, die über den gesamten Platz hinweg zu sehen waren. Aber auch die ofrendas der verschiedenen Ministerien, wie dem Gesundheitsministerium, oder dem Ministerium für öffentliche Sicherheit, die mit Pappmaché-Skeletten aufwarteten, die Todesursachen wie Fettleibigkeit, Diabetes oder Alkohol am Steuer hatten, waren sehr interessant, wenn auch etwas befremdlich. Einerseits empfinde ich es als gut auf diesem Wege darauf aufmerksam zu machen, dass betrunken Autofahren und ein ungesunder Lebensstil schneller zum Tod führen kann, als möglicherweise viele denken, andererseits fand ich die Darstellungen auch etwas makaber. Die Verbindung von bunten Farben, fröhlicher Musik, einer festlichen Stimmung und dem Tod passen meiner kulturellen Prägung nach nicht zusammen. Das vergangene Wochenende hat mich da allerdings in gewisser Weise eines besseren belehert.

Bilder können das wahrscheinlich besser beschreiben:

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Viaje de Trabajo – das erste Mal auf Dienstreise

Bereits am ersten Tag überfiel man mich mit der Ankündigung, dass ich am 14.10. für eine Woche mit auf Dienstreise fahren werde. Eine Dienstreise in 4 Städte, mit 3 Busfahrten, 2 Flügen, Übernachtungen in 3 Hotels, zwei ausgiebigen sehr mexikanischen Abendessen, 3 Messeauftritten, unzähligen neuen Bekanntschaften, gefühlten 3000 Beratungsgesprächen und ziemlich wenig Schlaf. Alles in allem eine beeindruckende und tolle Erfahrung.

Los ging es Montagmorgens um 7.00h. Zunächst stand ein Auftritt in einer deutschen Schule hier in Mexiko-Stadt an. Deutsche Schule bedeutet, dass die Kinder hauptsächlich auf deutsch unterrichtet werden, nach dem Deutschen Schulsystem ausgebildet werden und die Möglichkeit haben das deutsche Abitur zu machen. Dadurch sind sie dann automatisch berechtigt an einer Uni in Deutschland zu studieren. So wäre also der Anlass unseres Besuchs zu erklären. Vor insgesamt 140 Schülern wurden von den 6 awesenden Unis kleine Vorträge gehalten und dann gabs eine Art kleine Messe. An Infotischen konnten sich die Schüler über Studienangebote informieren. Irgendwie ein seltsames Gefühl mal wieder in einer Schule zu sein. Und dieses Mal auf der anderen Seite zu stehen… Die Schüler waren sehr durchmischt. Wer glaubt an einer deutschen Schule nur Schüler mit deutschen Vorfahren zu treffen, irrt sich. Einige haben schon einen deutschen Hintergrund, allerdings ist das längst nicht mehr die Mehrheit, wie uns die Studienberaterin mitteilte. So früh los ging der Tag übrigens, da ich alle Teilnehmer der Schulmesse in ihrem Hotel einsammeln durfte und mit ihnen zusammen im Bus richtung deutsche Schule fahren durfte. Das war tatsächlich das erste Mal, dass ich mit einem Schild in der Hand in einer Hotellobby stand und quasi „meine“ Reisegruppe in Empfang genommen habe.

Pseudo-friedliches Puebla und Beratungsmarathon

Nach der Schulmesse ging es dann nach einem kurzen Halt, bei dem noch weitere Aussteller von weiteren deutschen Unis hinzugestiegen waren, Richtung Puebla. Puebla liegt eine ca. 4-Stündige Autofahrt südöstlich von Mexiko-Stadt und zählt zu einer der vielen Kolonialstädte Mexikos. Den Zócalo (zenraler Hauptplatz) der Stadt säumt eine rieeeesige Kathedrale, die mich an die sevillanische erinnerte. Genauso die umstehenden Gebäude – eben alle im Kolonialstil. Puebla war im Vergleich zu Mexiko-Stadt eine willkommene Abwechslung. Überschaubar, relativ ruhig und irgendwie friedlich. Mein Hotelzimmer rundete diesen Eindruck ab. Ersteinmal überhaupt die Tatsache ein eigenes Hotelzimmer zu bewohnen (das habe ich vorher noch nie) und dann das super-breite und bequeme Bett, das großzügige Bad mit Badewanne. Das Hotel hatte sogar einen Pool (so wie die zwei folgenden auch), allerdings waren die Öffnungszeiten und meine Arbeitszeiten nicht wirklich kompatibel. Hier konnte ich mich ganz gut vom Tag erholen. Der nächste Tag würde nämlich sehr anstrengend werden..

Tag 2 der Reise fing erneut mit einer Schulmesse im Colegio Humboldt in Puebla an. Im Grunde das gleiche Prozedere, wie in Mexiko-Stadt, allerdings vor weniger Schülern und in einer größeren und noch besser ausgestatteten Schule. Auf dem übergroßen Schulhof wirkten unsere 7 Stände fast verloren. Auf der Fahrt zur Schule erfuhr ich, dass Puebla, als eine der Städte gilt, die von vielen Familien der narcos (Drogenhändlern) bewohnt wird. Demzufolge wäre auch der friedliche Eindruck Pueblas zu erklären, man spricht sich unterneinander ab, dass es hier friedlich bleibt, damit die eigenen Familien in Sicherheit sind.

 

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Der Zócalo in Puebla

 

Zum Abschluss gabs noch ein Mittagessen, bevor es dann mit 5-Minütigem Stopp im Hotel direkt zum ersten Messeauftritt ins Centro de Convenciones ging. Dort hieß es dann an unserem Infostand, zwischen ca. 45 anderen Infoständen von Unis aus 10 europäischen Ländern, 5 Stunden (fast) ohne Pause beraten. Hauptsächlich zu den Stipendienangeboten des DAAD aber auch zu allgemeinen Fragen bezüglich des Studiensystems in Deutschland. Eine weitere interessante Frage war allerdings auch die, wo es in Deutschland wärmer wäre als in Hamburg (im Sommer), der Interessentin war es da zu kalt…. Auch eine Möglichkeit den geeigneten Studienort zu finden. Nach diesem Beratungsmarathon, wurde schnell zusammengepackt und es ging zurück ins Hotel.

Klassenfahrt-Flair

Der dritte Tag der Reise war quasi ein freier Tag. Wir saßen den Großteil der Zeit im Bus nach León , das nordwestlich von D.F. liegt. Insgesamt hat die Fahrt 6 Stunden gedauert, da einer der Busse an einem Autobahnübergang gefilzt wurde. Die Reise traten wir mit allen 48 Ausstellern in 2 Bussen an. Mein Kollege Edi, der die Reise hauptsächlich begleitete, um die deutsche Delegation zu betreuen und Ansprechpartner für landesspezifische Fragen und Probleme zu sein, und ich bemühten uns darum die Deutschen möglichst in einen Bus zu setzen, um den Überblick zu behalten. Ein paar Holländer waren allerdings auch dabei und ich glaube auch Engländer. Auf jeden Fall war diese Busreise von einen klassenfahrtsähnlichen Stimmung geprägt. Alle unterhielten sich munter und wanderten ab und zu im Bus hin und her, um auch mal bei den anderen mitzureden, jeder musste irgendwann mal die Bus-Toilette aufsuchen, die sich nur mit Gewalt öffnen ließ, was den nahesitzenden Personen Freude bereitete, und irgendwer hatte einen ziemlich lang anhaltenden Lachanfall, der ziemlich ansteckend war. Trotzdem war die Fahrt lang und die Klimaanlage viel zu kalt.

Abendessen mit der Honorarkonsulin und Mariachi-Band

Am Abend fanden sich dann alle deutschen Aussteller in einem Restaurant zusammen, dass seinem Namen alle Ehre machte Tequila y mariachi. Für den Mittwochabend war ein Abendessen mit der Honorarkonsulin und ihrem Ehemann angesetzt. Im Vorfeld hatte ich mich mit ihr in Verbindung gesetzt und sie hatte uns das Restaurant empfohlen. Es war vollgepackt mit allerlei mexikanischem Dekorationsartikeln. Die Decke war restlos mit bunten Papier-Girlanden behangen und auch sonst gab es eigentlich nichts, das nicht bunt gewesen wäre. Und eine mariachi-Band spielte natürlich auch. An unserer langen 20-Mann-Tafel, erwischte ich den Platz neben dem Ehemann der Honorarkonsulin. Ich habe mich an dem Abend ziemlich viel unterhalten und bin garnicht so viel zum Essen gekommen, da ich ausserdem beauftragt war den Abend fotografisch zu dokumentieren. Insgesamt aber ein sehr spannender Abend, der damit endete, dass die herzliche Frau Honorakonsulin uns dazu einlud das zu besichtigen, was León als Hauptatraktion zu bieten hat: die Lederproduktion. So sollten wir am nächsten Tag eine Lederfabrik und eine Stiefelfabrik besuchen.

 

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Leder und Cowboystiefel – Mit einer Vegetarierein in der Gerberei

Fast alle Aussteller meldeten sich für die Tour durch die Fabriken an. Die Tour war interessanter, als ich erwartet hätte. In der Lederfabrik stank es etwas und die arme Vegetarierein der Gruppe, hielt sich fast durchgängig die Nase zu. Auch die Nicht-Vegetarier staunten allerdings über die Masse der Produktin: 4.000 Kuh-Häute werden hier täglich zu Autositz-Bezügen verarbeitet. Spannend war außerdem der Blick ins Labor, in dem die Abnutzung des Leders durch Feuchtigkeit, Abreibung und Licht getestet wird. Die Stiefelfabrik stellte nur Stiefel im Cowboy-Stil her. Entsprechend dekoriert war auch die Fabrik, mit vielen Kuh-Totenköpfen und alten Ledersatteln. Der Leiter der Fabrik ist Vegetarier, wie er stolz erklärte. Denn ihm liegt Nächstenliebe und ein bewusster Lebensstil am Herzen. So geht er auch mit seinen Mitarbeitern um und diese übertragen diese Liebe entsprechend in die Schuhe, die sie herstellen. An sich ein schöner Ansatz, allerdings konnte er die kritische Nachfrage der Vegetarierin, wie er denn die Verwendung von Tierhäuten in seiner Fabrik damit vereinbare, nicht wirklich beantworten.

 

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Messemarathon die zweite und Ausflug nach Guanajuato

Nach diesen beiden interessanten Ausflügen liefen wir dann alle gemeinsam ins fußläufig gelegene Messezentrum. Ein unglaublich großer, moderner Neubau. Unser Stand war direkt am Eingang, es war zwar weniger los, aber der Ansturm wirkte dadurch größer. Die 5 Stunden vergingen wieder wie im Flug. Einem meiner Kollegen blieb am Abend im warsten Sinne des Wortes die Stimme weg.

 

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Vor dem großen Ansturm

 

Der nächste Tag war Ausflugstag. Alle, die Lust hatten, konnten an einem von vorne bis hinten durchorganisierten Touri-Programm teilnehmen. Und zwar in ein wunderschönes kleines buntes Kolonial-Städtchen, das mich nocheinmal mehr an Sevilla erinnerte. Guanajuato gilt als eine der Städte mit den meisten Tunneln. Als Minenstadt (hauptsächlich für Silber), ist sie quasi mitten in den Berg gebaut und man erreicht sie nur durch Tunnel. Auch spannend ist eine Straße, die sich quasi unter der Stadt hindurchzieht, die ehemals ein Fluss war. Zum Mittagessen wurden wir zu einem Restaurant oberhalb der Stadt gefahren und hatten einen atemberaubenden Ausblick auf das Panorama der Stadt. Guanajuato ist außerdem Austragungsort eines der größten Kulturfestivals Lateinamerikas, dem Cervantino. Der Name ist vom Schriftsteller Cervantes abgeleitet (sein wohl bekanntestes Werk: Don Quijote). Diese Jahr feierte das Theater-Festival, das zu Beginn nur aus sogenannten entremeses (Zwischenspielen) aus Cervantes-Stücken bestand, seinen 41. Geburtstag.

 

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Flug-Malheur und Müde im Museum

Vom Ausflug gings dann direkt weiter zum Flughafen und von dort aus zur letzen Station der Reise: Monterrey, ganz im Norden des Landes. Allerdings gestaltete sich die Weiterreise als nicht ganz so einfach. Der Flug hatte nämlich Verspätung, weil das Flugzeug, das uns befördern sollte, auf dem Weg nach León wieder zurückfliegen musste, da es irgendeinen Defekt hatte. Sehr vertrauenserweckend. Insgesamt sind wir letztlich 3 Stunden später losgeflogen. Die Fluggesselschaft bat uns als Entschädigung nichts anderes als ein paar Getränke und Erdnüsse an. Es gab allerdings sowieso keine andere Option, alle Flüge am nächsten Tag waren schon voll. Zudem fand am nächsten Morgen ab 9h ein Vernetzungs-Frühstück für die europäischen Unis und mexikanische Bildungseinrichtungen statt. Im Hotel in Monterrey platzten wir dann um 3h morgens in eine Hochzeits-Feier. Die gesamte Gruppe von ca. 50 Leuten, schob sich mit langen Gesichtern hinter der Bühne der Hochzeits-Band vorbei zur Rezeption – absurde Situation.

Am nächsten Morgen durfte ich mir freinehmen und habe das Museo Marco für zeitgenössische Kunst besucht. Irgendwie war ich zu müde, um viel aufzunehmen, allerdings war es wiederrum angenehm mal ein bisschen Ruhe um mich zu haben. Monterrey selbst wirkt unglaublich amerikanisch (ich bin noch nie in Amerika gewesen, aber so ähnlich stell ich’s mir vor). Große breite Straßen, hohe Häuser, riesige Autos, wenige Fußgänger. Auch das Hotel wirkte in vielen Dingen etwas überdimensioniert. Z.b. die riesigen schwarzen Käfige, die im Frühstückssaal von der Decke hingen und in denen Kanarienvögel zwitscherten.

Letzter Messemarathon und Cabrito – nie wieder Fleisch

Dann stand auch schon der letze Messeauftritt an. Eigentlich war das der entspannteste von allen. Möglicherweise lag es an der Lage des Stands oder daran, dass alle etwas müde und dadurch langsamer waren. Auf jeden Fall waren wir an diesem Tag mit mehr Leuten am Stand des DAADs vertreten, sodass auch mal eine Pause drin war. Trotz aller Müdigkeit ging es dann auf Wunsch einiger Aussteller ins Rey del Cabrito. Ein Restaurant, in dem nur Cabrito, sprich Zicklein, verkauft werden. Schon im Schaufenster des Restaurantes waren einige der kleinen Ziegen-Körper aufgehängt. Das Cabrito gilt als monterreyische Spezialität. Die Ziecklein werden geschlachtet bevor sie anfangen Gras zu essen. Eigentlich hätte mich das alles davon abhalten sollen Cabrito zu essen, hat es aber nicht. Ich dachte mir, dass ich es schließlich auch probieren möchte wenn es eine Spezialität ist. Dieses Mal saß ich während des Essens zwischen zwei Vegetarierinnen, die nichts anderes bestellen konnten, als ungewürztes gedünstetes Gemüse und Käse (natürlich mit Tortillas). Meine Cabrito-Brust war ziemlich groß. Erst schmeckte es auch ganz gut, irgenwann war’s aber einfach zu viel Fleisch und irgenwie war mir am nächsten Morgen etwas schlecht. Mein Vorhaben zumindest eine fleischlose Woche einzulegen, habe ich leider nicht gemeister. Es gibt vergetarische Optionen aber eben nicht überall und ohne Fleisch hießt hier meistens mit Hühnchen.

Zurück ging es dann ganz püntklich und entspannt, das Flugzeug war sogar so leer, dass ich mich auf drei Sitzen ausbreiten konnte. Endlich Zeit die vielen Eindrücke zu verarbeiten…

 

Deutschsein in Mexiko

Während unseres Vorbereitungsseminars haben wir uns kritisch mit Vorurteilen und Klischees auseinandergesetzt. Ich bin da eigentlich immer sehr bedacht, keine Gemeinplätze einzunehmen oder vorschnell zu urteilen. Wenn man dann aber selbst mit Klischees gegenüber der eigenen Kultur konfrontiert wird, geraten all diese wohl-reflektierten Gedankengänge und Ideale manchmal ins Wanken. Im Folgenden möchte ich berichten, wie ich bis dato „dem Deutschen“ in Mexiko begegnet bin.

Zum einen wäre da die Wahlparty, zu der wir am 22. Dezember in die deutsche Botschaft eingeladen worden waren. Fast ausschließlich Deutsche hatten sich da zusammengefunden, um die Wahlergebnisse in Deutschland mitzuverfolgen. An sich natürlich ein Ereigniss, dass ich mir nicht entgehen lassen wollte. Zum einen, um die Ergebnisse der Wahl direkt zu erfahren, zum anderen, um auch mal einen Blick in die Botschaft werfen zu können. Leider fand das ganze dann allerdings im Innenhof statt und außer der Botschafts-Gäste-Toilette, hab ich leider wenig vom Gebäude zu Gesicht bekommen. Im Innenhof war alles dekoriert mit Wahlplakaten und Luftballons in allen Partei-Farben (natürlich hat die Botschaft hier nicht Partei ergriffen). Es gab auch einen Wettbewerb: wer mit seinem Tipp über das Wahlergebnis am nächsten am tatsächlichen Ergebniss lag, konnte einen I-Pod gewinnen. Zufälligerweise ging dieser an den Botschafter selbst. Außerdem gab es Bier aus 1-Liter-Biergläsern, Brezeln und Leberkäs. Man stand zusammen und unterhielt sich. Viele hatten ihre Kinder mitgebracht. Hinteher hab ich mich gefragt: Was die überwiegend mexikanischen Bediensteten da wohl für ein Deutschland-Bild erhalten haben? Die Deutschen trinken Bier, und das schon um 13h, sie essen Brezeln und Leber im Brötchen. Dazu käme natürlich noch das fachsimpelnde in-Grüppchen-Zusammenstehen, die Wette, um die Veranstaltung etwas spannender zu gestalten, und überhaupt die Tatsache, dass hier offen und in einer Art feierlichem Rahmen über Politik geredet wurde. Und, dass Mutti (leider) Deutschlands Repräsentantin bleibt.

Zufälligerweise begann in der selben Woche das Oktoberfest. Bier, Brezeln und Leberkäs gibt’s da auch, das weiß wahrscheinlich so gut wie jeder, der dieses Volksfest mit Deutschland verbindet. Und das tun viele. Neben einem Facebook-Post, den ich für dien DAAD México veröffentlich habe, bin ich auch noch auf anderen alltäglichen Wegen diesem Klischee-Bild begegnet. Und zwar bietet der Supermarkt Superrama, in dem ich immer einkaufe, passend zum Oktoberfest deutsche Wochen an. Fast ein wenig bedrohlich wirkt die überdimensionale schwarz-rot-goldene Flagge mit Adler in der Mitte, die direkt im Eingang des Markts trohnt. Daneben ein Riesen-Bierkrug und jede Menge deutsche Produkte. Bier – natürlich – Kekse, Zweiback, saure Gurken, Kuchen, Apfelschorle, Spätzle, eine Kartoffel-Salat-Saucen-Mix-Hilfe, Schokolade, Senf und neben einigen anderen Produkten seltsamerweise Gerolsteiner Mineralwasser. Würstchen konnte ich keine ausfindig machen. Auch wen ich mit denen wurde ich hier in letzter Zeit so häufig konfrontiert wurde, wenn ich neue Bekanntschaften gemacht habe.

Salchica y cervazaWurst und Bier

Deutschland? Wie schmeckt dir denn das mexikanische Bier? Trinkt ihr eigentlich immer zum Essen Bier? Ihr habt doch so unglaublich viele Wurst-Sorten. So oder so ähnlich, wurde sich schon häufig über die deutsche Kultur geäußert. Ich stelle fest, das mexikanische Bier schmeckt mindestens genauso gut wie das Deutsche. Ich habe ziemlich wenig Ahnung von Alt- und Schwarzbier und von deutscher Wurst. Gestern wurde ich, nachdem ich ein Hotdog verdrückt hab, gefragt: Und? Die Wurst schmeckt hier nicht so gut wie bei euch, oder? Ähhm, darüber hatte ich mir beim Essen eigentlich keine Gedanken gemacht. Auffällig anders hat die Wurst nicht geschmeckt. Irgendwie ist es ja schon absurd, dass ich mir hier viel mehr Gedanken über Wurst und Bier mache, als da, wo ich anscheinend immer davon umgeben sein müsste.

Eine weitere, etwas surreale, Begegnung mit deutscher Kultur, habe ich diese Woche in Form des „deutschen Bäckers“ gemacht. Auf einmal, rief meine Ansprecheperson im Büro Der deutsche Bäcker ist da, kommt doch mal mitrunter und guckt mal ob ihr was kaufen möchtet. Deutscher Bäcker? Wo kommt der denn her? Und warum steht der plötzlich vorm Büro des DAADs? Neugierig bin ich mit vor die Tür und erblickte einen kleinen weißen Lieferwagen. Daneben eine blonde Frau. Die hinteren Türen des Wagens waren geöffnet und darin. befand sich ein gut organisiertes Plastik-Schubladen-Sortier-System, das randgefüllt war mit allen erdenklichen Teilchen, Brot (geschnitten und ungeschnitten), Brötchen, Croissants, Schokobrötchen und und und. Die blonde Verkäuferin, infromierte uns mit ihrem bayerischer Dialekt gerne über ihr variationsreiches Angebot. Und dann haben wir tatsächlich ziemlich zugeschlagen und uns über Körner-Brötchen und Nusszöpfe gefreut. Der „deutsche Bäcker“ bietet einen Lieferservice innerhalb D.F.s an und fährt u.a. deutsche Institutionen, wie den DAAD an. Hätte die Dame noch Bier und Würstchen dabei gehabt, hätte mich das irgendwie nicht gewundert. Hätte ich plötzlich Lust drauf gehabt, hätte ich auch eine Ecke weiter ins Weltweit Bierhaus spazieren können.

Klischees sind ungenaue Verallgemeinerungen. Aber irgendwas ist dann vielleicht manchmal doch wahr dran.

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Abschließend noch ein schönes Zitat, das ich in Teoptzlán am Eingang zu einer Schule gelesen hab:

„Si esperas cambiar tú, cuando haya cambiado el mundo, morirás sin haber vivido. Si comienzas cambiando tú, ya estás cambiando el mundo“ (F. Macero)

Wenn du erwartest dich zu verändern, wenn sich die Welt geändert hat, wirs du sterben ohne gelebt zu haben. Wenn du aber selbst anfängst dich zu verändern, dann bist du bereits dabei die Welt zu verändern. (frei übersetzt)

Großstadt

Ich lebe in einer der größten Metropolregionen der Erde.  Ca. 20 Millionen Menschen leben hier im Valle de México. Im Hauptstadtbezirk selbst sind es um die 8 Millionen Einwohner.  Die erste Woche hab ich diese Riesenmasse an Menschen nicht wirklich wahrgenommen. Auf meinen alltäglichen Wegen hier im Viertel begegnet man dem ein oder anderen, aber es sind auch nicht mehr Personen unterwegs als ich es aus deutschen Großstädten gewöhnt bin. Das Verkehrsaufkommen ließ mich da schon eher erahnen, dass hier doch ein paar mehr Menschen verkeheren, als in Potsdam. Hier auf dem Dach der DAAD-Zentrale Mexikos bin ich stets begleitet von der unerschöpflichen Geräuschkulisse des Straßenverkehr: vom Hupen, vom Rauschen, von knatternden Motoren und klappernden LKWs. Dazwischen mischt sich immermal das Dröhnen eines Flugzeugs, Polizeisirenen, das Rattern eines Hubschraubers und das Bellen und Jaulen des hässlichen Hundes im gegenüberliegenden Gebäude. Auch bei meinem Ausflug letzten Samstag nach Xochomilco, inklusive Metro- und Tren Ligero-Fahrt, hielt sich der Menschen-Andrang in Grenzen. Die letzten Tage, haben mir allerdings zu spüren gegeben mit welcher Unmenge an Menschen ich die Stadt teile.

Nahkampf Metro

Jeden letzten Mittwoch des Monats haben die Museen hier in D.F. (Distrito Federal) bis in die Nacht hinein geöffnet. Das bot uns die Möglichkeit es nach Arbeitsschluss noch vor Ende der Öffnungszeiten in eines der viele Musseen zu schaffen. Unsere Wahl viel auf das Museo de la Mujer (Frauenmuseum) im Zentrum der Stadt. Dort sollte sogar nochein kostenlosen ein Konzert stattfinden. Also, schnell noch was gegessen und weil Rike und ich schon gehört hatten, dass es in der Woche abends ziemlich viel Trubel auf den Metro-Strecken gibt, machten wir uns ca. eine Stunde vor Konzertbeginn auf den Weg. 15 Minuten Fußweg zur Metrostation war schnell hinter uns, der Weg hinunter in die Metro-Unterwelt, in der es immer unglaublich heiß ist, ließ uns dann den Atem stocken. An beiden Seiten der Gleise standen in ca. 10 Reihen hintereinander Menschen. Jeder Zug, der anrollten, war allerdings schon so heillos überfüllt, dass nur mit ganz viel Mühe, mit Drücken und Schieben von außen und Ziehen von Innen,  sich noch  so ca. 3 Personen pro Wagon hineinquetschen konnten. Entsprechend eng war es am Bahnsteig und man empfohl uns netterweise uns doch besser ganz vorne anzustellen, dort wo nur Frauen und Kinder mitfahren dürfen. Dort war es natürlich noch viel voller. Gaaaanz langsam konnten wir uns weiter nach vorne Kämpfen. Mit jedem Zug der anrollte flammte kurz die Hoffnung auf reinzupassen, die dann beim Anblick des vollgestopften Zugs, ganz schnell wieder erlosch. Schwitzend und nach Luft schnappend schafften wir es dann doch nach ca. 1 Stunde uns in eine Metro hineinzudrängeln. Umfallen ging nicht mehr, kein Zentimeter Platz zu keiner Seite. Wenigstens ein wenig nach oben hin, zum Luft schnappen. Das Aussteigen war nicht weniger turbulent. Kurz vorm Halt machte die ein oder andere verständlich, dass sie jetzt aussteigen wollte, andere sagten, dass sie drinbleiben wollten und so wurde wieder gedrückt und gezogen und geschoben und das alles entgegen der Kraft der einsteigenden Personen, die nicht warteten bis wir ausgestiegen waren sondern nur darum bemüht waren selbst noch hineinzupassen. Zum Glück war der Bahnsteig hier dann leerer und die Weiterfahrt mit einer anderen Metrolinie war sehr viel entspannter. Das Konzert haben wir natürlich verpasst. Leider ist meine Jacke auch irgendwo abhanden gekommen. Der Museumsbesuch hat sich allerdings trotzdem gelohnt!

Wenn Google-Maps versagt

In Berlin gibt es das Phänomen, dass Straßennamen zweimal oder dreimal auftauchen und man immer wissen sollten in welches Stadtviertel man fährt. Auch hier sollte man sich darüber besser im Klaren sein.  Gestern abend war ich auf einer Abschiedsparty eingeladen. Wendy, die als „kulturweit“-Freiwillige bei der nationalen Kommision der UNESCO hier in D.F. arbeitet,  hatte mich dorthin eingeladen. Wir machten einen Treffpunkt an einer Metrostation aus. Mit etwas Bier im Gepäck kam ich zu früh dort an. Wendy verspätete sich etwas – das Metronetz kann ziemlich verwirrend sein, Stationenn wie Tacuba und Tacubaya, sowie Constituyentes und Insurgentes, sind schnell mal verwechselt. Letztlich verspätet sie sich um ca. 45 Minuten, was allerdings auch dem zu schulden war, dass Metrostationen immer mehrer Ausgänge haben, die im ungünstigsten Fall – so wie gestern – durch eine dazwischenliegend autobahnähnliche Straße getrennt sind. Nachdem wir das festgestellt hatten, machten wir am Telefon aus uns unten am Gleis zu treffen, da wir uns nicht sicher waren welcher Ausgang nun der nähere zur Adresse der Party war. Dabei beobachtete ich eine Kakerlake, die schnelle von rechts nach links über die grauen kacheln des Metroeingangs sauste, wieder zurückkam, stehen blieb und mit den Fühlern wackelte. Im großen Bogen nahm ich meinen Weg über 3 Rolltreppen hinab zum Bahnsteig. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zurück zum Eingang, aus dem ich gekommen war. Laut Karte, die im Metroeingang aushing, musste es ganz nah sein. Auch Wendy wusste von der Person, die die Party veranstaltete, dass es nicht weit weg von der Metrostation sein sollte. Außerdem hatte sie die Adresse bei Google-Maps nachgegeuckt und auch dort hieß es, dass die Adresse nicht weit sein konnte. Als wir dann ,nachdem wir einen Passanten gefragt hatten, vor der richtigen Hausnummer standen, kamen Zweifel auf, ob wir tatsächlich richtig waren. Keine Musik, kein Licht, keine Stimmen, keine Reaktion aufs Klingeln… Beste Lösung in diesem Moment: mal bei der Party anrufen. Verwirrung. Wir waren auf der  richtigen Straße, auch die Hausnummer stimmte, alledings fehlte der Zusatz „B“. Wie Wendy erkärt wurde hatte diese Straße zwei Teile. Wir waren im anderen Teil, im falschen Teil und zwar in Teil A. Nach einem ca. 15-Minütigen Fußweg und mehreren verwirrenden Wegauskünften, erreichten wir unser Ziel dann endlich. Die Straße wird durch einen Park getrennt, hört vormParkeingang einfach auf und geht ca. 5 Straßen weiter, dann weiter. Und zwar, ganz logisch, mit Teil B der Straße. Dass sich Straßenamen doppeln können war mir bewusst, dass diese allerdings mehrere Teile besitzen können war mir neu. Google-Maps wohl auch.

Erste Eindrücke

Dies ist mein erster Eintrag und tatsächlich auch meiner erster Blog. Ich möchte meine Einträge dazu nutzen meine Eindrücke zu ordnen und zu reflektieren und im gleichen Zuge diejenigen, die sich dafür interessieren, wie es mir hier ergeht, auf dem Laufenden halten.

Ich wohne hier in Mexiko Stadt aufm Dach. Um mich herum Hochhäuser, kleine Häuser, die unterschiedlichsten Pflanzen, Autos (viele Autos) und eine beeindruckende Aussicht auf alles Umliegende. Ich bin in einem Schwebezustand. Um mich rum die Riesenstadt, in mir drin eine riesige Unwissenheit und Ungewissheit und damit eine gewisse Furcht vor der Megacity. Wie ich aber festelle besiegt meine Neugier mehr und mehr meine Angst und Vernunft. Die weißen Flecken in meinem Kopf, wenn ich auf die Karte der Stadt gucke, fangen so langam an sich zu füllen.

Unsere Wohnung

Das praktischste an meiner Wohnung ist (neben der Waschmaschine, die hier nicht unbedingt zum Inventar gehört): ich wohne direkt überm Büro. In ca. 37 Sekunden bin ich bei der Arbeit. Ein weiterer Pluspunkt: Rike. Mit ihr (meiner Mit-Freiwilligen) teile ich mir das Zimmer, das von den Kollegen auch als „Vogelhaus“ bezeichnet wird, da unsere Vorgängerinnen beide den Nachnamen Vogel haben. Rike und ich, wir verstehen uns sehr gut.

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Pachuca

Rike und ihr Freund Norberto haben mir die ersten Tage nach unserer Ankunft das hübsche Städtchen Pachucha und mit ihm einige mir unbekannte Gegebenheiten und vor allem Gerichte nahe gebracht . Pachuca wirkte auf mich zunächst chaotisch, zusammengewürfteltund improvisiert und sehr kreatitv. Wenn ich an die drei Tag in Pachuca zurückdenke, denke ich vor allem an laute Musik (überwiegend gute Musik), undurchschaubare Verkehrsregeln mit plötzlich auftauchenden Asphalt-Hubbeln, zur Geschwindigkeitsregulierung (Topes, Vibrantes, Mini-Topes, baches) mexikanische gegröhlten Schlager-Kitsch, und natürlich an das Essen: Quesadillas, Tortillas, Tacos, Tameles, Chalupas, Pastes, Empanadas, Elotes, supersüßen Pastel, leker-scharfe Suppe und schmackhafte Tunas. Aber auch an die herzliche Selbstverständlichkeit mit der mir die beiden alles zeigten und erklärten.

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Schwimmender Basar

Eine weitere einprägsame und wunderbare Erfahrung war mein Samstagsausflug nach Xochomilco. Eine Art Kanal-System im süd-östlichsten Punkt der Stadt. Die Kanäle wurde bereits von den Azteken angelegt und ihr fruchbarer Boden zum Anbau von Nutzpflanzen und Blumen genutzt. Noch heute sind dort sehr viele Blumenhändler ansässig. Nach einer ziemlich langen Metrofahrt und einer relativ langen Tour durch das eher dörfliche anmutende Xochomilco (wir mussten noch auf zwei Personen warten), sowie einer zähen Diskussion über den Preis für eine Tour durch die Kanäle, bestiegen wir dann endlich eine der knallbunten trajineras. Begleitet wurde ich von Wendy und Franzi (beide auch kulturweit-Freiwillige), sowie Franzis Mitbewohnerin Betty, plus zwei ihrer Freundinnen. Insgesamt eine unwirkliche aber auch sehr unterhaltsame Erfahrung. Unser Tisch, in der Mitte des Bootes, an dem wir uns gegenüber saßen, füllte sich im Laufe der Tour durch das Kanalnetz mehr und mehr.

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Mit Elotes (riesige Maiskolben ummantelt mit einer Schicht Mayo, Käse und Chili), mit Süßigekeiten, mit Chelas (Bier, wahlweise auch mit Chili-Geschmack), mit Pulque (fermentierter Agavensaft), mit einem Blumenstrauß mit kleinen Miniatur-Trajineras und sogar mit zwei Bonsaibäumchen. Immer wieder kamen kleinere Boote an unseres herangefahren und versuchten allerlei Dinge an den Mann zu bringen, unter anderem eben auch Bonsaibäumchen. Um uns herum tummelten sich eine Vielzahl weiterer Boote, die über die Kanäle gefahren wurden und die unterschiedlichten Anlässe zur Kanal-Tour darboten: Geburtstage, Familienfeiern, Parties, traute Zweisamkeit und Junggesellenabschiede. Ab und zu tauchten auch Mariachis (Gruppen mexikanischer Volksmusiker) auf, die gegen Bezahlung ein paar Lieder zum Besten gaben. Die Kanäle wurden gesäumt von einer Vielzahl kleiner Gärten, in denen zum Teil große Variationen von Blumen verkauft wurden oder ein paar Mariachis darauf warteten auf eines Boot aufspringen zu dürfen. An einen Teil der Kanäle grenzten wiederum kaum Gärten an, oder man sah sie nicht, weil sie durch ein Dickicht an Pflanzen versteckt wurden. Dieser Teil bot eine angenehme Abwechseln zum regen Treiben und Feilbieten auf den anderen Kanalarmen.

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