Liebe LeserInnen, herzlich willkommen auf meinem Blog!
Mir wird die große Freude zuteil, euch das kommende halbe Jahr die Tschechische Republik, unser wohl exotischstes Nachbarland, etwas näherzubringen.
Tschechien also. Ich gebe zu, als ich mich Anfang Mai letzten Jahres für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei „kulturweit“ für die Region „Süd-Ost-Europa“ beworben hatte, habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Irgendwie weiter weg. Irgendwie weniger zivilisiert. Welche Vorstellungen ich genau hatte, kann ich gar nicht mehr sagen, auf jeden Fall wollte ich weder Brunnen buddeln, noch in brütender Hitze provisorische Holzhäuser bauen. Deswegen hatte ich mich ja schließlich bei kulturweit beworben, einem kulturpolitischen Freiwilligendienst der UNESCO in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt. Die Vermittlung deutscher Sprache und Kultur steht auf dem Programm, keine Entwicklungshilfe.
Mittlerweile sehe ich meine Reise in die Tschechische Republik schon mit anderen Augen. Ohne BackpackerInnen zu nahe treten zu wollen, ist Australien oder Ähnliches schon mainstreamig genug geworden, dass jeder Person, der ich von meinen Plänen erzählt habe, der Kinnladen nach unten geklappt ist. Auch die Frage „Was machst du denn da?“ kam in fast allen Fällen auf. Das lässt sich schnell beantworten: Ich arbeite an einer deutschen Partnerschule des Goethe-Institutes (GI) als LehrerInnen Assistent mit. Konkrete Aufgaben habe ich zwar noch nicht erhalten, Bereiche wie Deutschstunden und SchülerInnenhilfe am Nachmittag zeichnen sich aber bereits ab. Im Gegenzug bekomme ich einen Sprachkurs, die Möglichkeit mir eine eigene kleine Existenz aufzubauen (keine Angst, das klingt dramatischer als es ist. Ich komme wieder!) und insgesamt einen tiefen Einblick in die tschechische Kultur. Mein Magen muss sich auf jeden Fall nicht auf besonders scharfe Küche oder Speisen, deren Namen wir hier in Deutschland nicht einmal aussprechen können, einstellen. Das Nationalgericht schlechthin ist wohl Braten mit Klößen und Kraut. Auch die Landschaft, soweit ich das jetzt beurteilen kann, erinnert stark an Bayern oder Deutsche Mittelgebirge.
Aber Vorurteile sind dafür da, über kurz oder lang erkannt und eliminiert zu werden. Auch das ist ein Punkt, der mir sehr am Herzen liegt. Vor dem Stellenangebot und meiner damit einhergenden intensiveren Recherche „wusste“ ich nur eine Hand voll Dinge über Tschechien: „Tschechenmärkte“, überhaupt günstiger Alkohol und Drogen, krasse Pyrotechnik und eine für mich unverständliche Sprache. Mit solchen Stereotypen würde ich gerne aufräumen.
Diese Gedanken im Hinterkopf, musste ich in den letzten Tagen schon häufiger Abschied nehmen. Von Freunden und Familie und vermutlich auch von dir. Danke für die schönen Momente, wir bleiben in Kontakt! Insgesamt habe ich das Gefühl (Ja, auch über Gefühle und mein Empfinden werde ich sprechen), dass ich noch nicht so ganz realisiert habe, was das wirklich bedeutet. Abschied nehmen, immerhin für ein halbes Jahr. Irgendwann Ende April, wenn sich die Reizüberflutung des neuen Alltages legt, werde ich erst gänzlich verstehen, worin ich da gerade Stecke. Ein aufregende Tatsache.
Es gibt unzählige offene Fragen, die mein Herz stärker klopfen lassen: Was ist mit der enormen Sprachbarriere? Finde ich Anschluss? Wie komme ich damit klar, unter diesen Umständen das erste mal alleine zu leben? Zum Thema Sprache: Ich habe schon eine Hand voll Wörter gelernt. Bier kann ich bestellen und auf mehrere Worte lange Fragen, die ich definitiv noch nicht verstehe, kann ich mir aussuchen ob ich mit „ja“ oder „nein“ antworte. Aber wie bereits gesagt, ich werde einen Sprachkurs absolvieren und hoffe, das ich als Tschechisch-Crack wiederkomme.
Über diesen Blog halte ich euch sehr gerne auf dem laufenden. Aber ich habe schon jetzt das Gefühl, als schriebe ich gegen eine Wand. Ich freue mich über jede Rückmeldung! Den nächsten Blogeintrag werde ich vermutlich erst in zwei Wochen schreiben können, nach meinem Vorbereitungsseminar in Berlin. Was es damit auf sich hat, eindrückliche Bilder und vieles mehr dann zu gegebener Zeit.
Schön, dass du mich begleitest!
Herzlich, Lukas