Česká republika | Der exotische Nachbar?

Ostrava & Praha

Die Zeit fliegt. Um nichts zu verpassen, schaue ich nur kurz zurück. Schnell drehe ich mich wieder um, denn das nächste Wochenende, die nächsten Menschen, die nächste Stadt und die nächsten Erlebnisse warten schon auf mich.

In den letzten vier Wochen ist viel geschehen. Ich war in den drei größten Städten des Landes, hatte den ersten Besuch, habe mein erstes Ostern, ganz ohne bunte Eier, verbracht und letztendlich auch so etwas wie ‚Alltag‘ gelebt. Die Arbeit an der Schule, mit den SchülerInnen, macht mir noch immer großen Spaß. Mittlerweile ist mein Aufgabenbereich definiert: Abhängig von der Lehrerin, die ich begleite, übernehme ich in den Stunden einige Aufgaben und Übungen, die ich selbst vor- und nachbereite. Grammatikübung, Sprachübung, Gruppenarbeit, Spiel zu Auflockerung, etc. Auch mit Korrekturen und individuellen Unterrichtsstunden für eine deutsche Mutter­sprachlerin, deren gesprochenes Deutsch perfekt, das geschriebene jedoch sehr lückenhaft ist, bin ich beauftragt. Außerdem habe ich auch schon eine AnnenMayKantereit-Stunde gehalten, da sich deren Lieder durch die Themen und die tiefe, langsame Stimme des Sängers gut für 16 Jährige SchülerInnen, die ihre Lieblingsband auf deutsch präsentieren sollen, eignet. Demnächst steht dann eine Präsentation zu regionalen (kulinarischen) Spezialitäten auf dem Programm. Aber Achtung, liebe Tschechen: Nicht jeder Bayer isst Weißwurst!

Zu guter Letzt wächst mein ‚Tschechisch-Bäumchen‘. Mit großen Schritten bin ich in den ersten Wochen voran gekommen. Seit einiger Zeit beschränkt sich mein Vokabular nicht mehr auf ‚ahoj‘ und ‚dobrý den‘, sodass ich in nicht allzu ferner Zukunft diesem Thema sicherlich einen eigenen Artikel widmen werde. Gleichzeitig lerne ich nach und nach die Fälle, Konjugationen und Deklinationen. Es wird unübersichtlich und ich verliere den Überblick. Nichtsdestotrotz (oder gerade deswegen?) kann ich mich oft und lange zum lernen motivieren und hoffe so zurechtzukommen, was bisher gut klappt.


Ostrava

Ostrava ist die dritt größte Stadt Tschechiens und liegt im Nordosten der Republik. Hier habe ich mein Osterwochenende verbracht. Zu Zeiten des Kommunismus boomte die Stadt, dank ihrer Kohlevorkommen und der angesiedelten Industrie. Nirgendwo sonst in Europa lagen die Kohlegewinnung, die Koks- und schließlich die Stahlverarbeitung so nahe beieinander. Um der wachsenden Bevölkerung Wohnraum zu bieten, wurden Arbeiterviertel zwischen Industrieanlagen und Halden gebaut, die heute Ostrava bilden. Nach der Wende, die Betriebe waren im internationalen Vergleich der Konkurrenz nicht gewachsen, wurden die riesigen Anlagen still gelegt und über 100.000 Menschen verließen die Stadt aufgrund von Arbeits- oder Perspektivlosigkeit. Heute ist Ostrava eine unglaublich interessante Stadt. 10 Minuten südlich des Stadtkerns  läuft man durch ein verlassenes, verrostetes Industrieviertel, 15 Minuten östlich des Zentrums kann man eine künstliche Halde besteigen, deren Material noch immer arbeitet.


Praha

Zu Prag muss ich denke ich nicht viel schreiben. Die bekannteste aller tschechischen Städte hat es in sich. Ende März habe ich dort ein Wochenende verbracht, weil ich Freitags einen Termin am Goethe Institut (GI) hatte. Als Tourist habe ich die Stadt im ‚Prager Frühling‘ bei herrlichem Wetter als unglaublich lebendige, wahrhaftig schöne und sehr gut besuchte Stadt erlebt. Im Juli sind überall in Tschechien Sommerferien, sodass das GI mir angeboten hat drei Wochen vor Ort zu arbeiten. Ich werde also einige Zeit in Prag leben und die Stadt dann hoffentlich aus einer anderen Perspektive kennenlernen.

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