Was macht man so als Freiwilliger?/What did he go to Georgia for?

This time an awesome song with a genius video from my favorite records in recent months.
Als Begleitung ein grandioser Song mit genialem Video von einem meiner Lieblingsalben in letzter Zeit.

Disclaimer: German first this time because of market research results & anniversary of German reunion.

Solltest du, werter Leser, meinen Blog soweit verfolgt haben könntest du allzu leicht den falschen Eindruck erhalten haben, dass ich hier nichts mache als zu reisen und mich in Sachen zu verlieben. Der einzige Grund, warum ich bisher noch nicht über meinen Alltag hier berichtet habe, ist, dass er allzu schnell genau das geworden ist: ein Alltag. Routine, die zu erleben zwar aufregend ist, jedoch nicht ganz so aufregend mitzuteilen scheint. Dennoch werde ich im Folgenden einige Absätze über meinen Arbeitsalltag verfassen, allein schon um sicherzustellen, dass ich nicht nachhause gesendet werde, sobald jemand von meiner Organisation über meinen Blog stolpert und sich entscheidet meinem scheinbar arbeitslosen Urlaub in Georgien die finanzielle Unterstützung zu entziehen:

Ich arbeite an der Privatschule namens Euro 2000. Die Schule ist in einen russischen und einen georgischen Sektor unterteilt, sodass beide Sprachen Unterrichtssprache sind. An der Schule sind über 600 Schüler und 73 Lehrer. Davon sind ungefähr ein dutzend Deutschlehrer und einer deutscher Lehrer. Ab der zweiten Klasse wird bereits Deutsch unterrichtet, wobei die Schüler bei ihren ersten Sprachversuchen einen wahrlich putzigen Anblick bieten. Ab der 6. Klasse werden die Schüler, basierend auf ihren Leistungen, in die Stufen A, B oder C eingeteilt (wobei das System fluide ist und die Schüler auch umgestuft werden können). Die C Stufe ist für Sprachanfänger, da Schüler häufig auch später in ihrer Schullaufbahn auf die Euro-2000 (Privatschule halt) kommen. Ich gehe meisten gegen halb zehn zur Schule. Wenn ich spät bin oder es regnet, fahre ich mit der Marschrutka; wenn ich Zeit habe bummele ich den Boulevard am Strand entlang und high-five Palmen.

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Das Schulgebäude der Euro-200/The School Building

Meine Rolle hier in Georgien an der Schule ist nicht ganz festgelegt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich jeder Freiwilliger wöchentlich die Frage stellt, was man hier eigentlich genau machen sollte und ob was man macht, Kulturweit gefallen würde. Zumindest tue ich das regelmäßig. In den ersten Wochen habe ich sämtliche Klassen abgeklappert, mich vorgestellt, haufenweise Fragen beantwortet (Hast du Haustiere? Magst du georgisches Essen? Bist du verheiratet? (Antworten: ja, ja, nein)) und verzweifelt versucht, mir alle Namen und Gesichter zu merken. Letzteres stellte sich als äußerst schwierig heraus, aber wenn man sich nicht sicher ist kann man die Jungs mit Gio und die Mädchen mit Marie/Keti ansprechen und liegt meistens richtig.

Nach nun zwei Monaten, besuche ich die Klassen nur noch gezielt und sporadisch und verbringe die meiste Zeit mit dem Organisieren und Durchführen meiner Projekte. Was für Projekte? Nun, hier ist eine Liste der Projekte, die momentan am Laufen sind:

Schülerzeitung: Soweit mein wichtigstes Projekt. Ich treffe mich jede Woche mit der sehr eifrigen Dutzendschaft Schülerinnen und plane Themen, diskutiere fertige Texte und tausche Ideen aus. Die erste Ausgabe hat unsere Schule Euro-2000 (anlässlich des 15. Jubiläums), sowie die Interessen der Schüler als Thema. Geplant ist unter anderen ein Text über Austauschprogramme nach Deutschland, ein Interview mit dem Schulleiter und Fotos von allen Teilnehmern wie sie in Zitronen beißen. Vom Letztgenannten wissen allerdings sie noch nichts.

Schülerwettbewerb: Nordrhein-Westfalen hat einen Projektwettbewerb unter dem Motto „Begegnung mit Osteuropa“ ausgerufen, an dem Schulen aus dem Bundesland und Osteuropa teilnehmen. Die Schüler können aus einer Reihe Projektvorschläge unterschiedlicher Themen auswählen und ihre Kreativität durch schreiben, filmen, malen, fotografieren und/oder singen ausdrücken. Ich begleite das Ganze helfend.

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Cinéma: Wer liebt es nicht einen netten Abend im Kino zu verbringen und einen guten Film zu genießen? Wären doch nur nicht diese dicken Leute, die sich in den Sitz neben dir gequetscht haben und laut durch ihre Nase atmen während sie durchgehend in ihrem Popcorneimer rascheln. Zum Glück gibt es Alternativen: etwa zum Kinoabend in die Schule kommen. Aber nicht für einen dieser ach so lehrreichen Dokumentationsfilme über das Paarungsverhalten von Schaukelpferden. Dieses Wochenende gab es zum Beispiel einen Film, dessen Titel gottseidank nicht die arbeitseinstellung Einstellung der Schüler widerspiegelt: Fack Ju, Göthe.

Webseite übersetzen: Ziemlich öde. Ich haue die georgische Texte der Schulinternetseite in einen Übersetzer und mache aus dem resultierenden Kauderwelsch anständiges Deutsch.

Martinstag: Nächste Woche werde ich die 7. und 8. Klassen besuchen und ihnen die Geschichte des heiligen St. Martin erzählen und versuchen zu erklären, warum Deutsche bei Nacht und Kälte mit kleinen selbstgebastelten Laternen freiwillig durch die Dunkelheit stolpern und einfache Lieder singen.

Mauerfall: An diesem Wochenende haben wir der Einverleibung Ostdeutschlands gedacht, indem wir eine Podiumsdiskussion veranstaltet haben. Eingeladen waren drei in Batumi arbeitende Deutsche (davon zwei die den Mauerfall von Osten aus betrachtet durften/mussten), während der Schulleiter der Euro-2000 die georgische Seite beleuchtete, wobei die Moderation von zwei Schüler gemeistert wurde. Das Resultat war wirklich durchgehend interessant, teils bewegend, weitestgehend spannend, ab und zu witzig und kam gut an.

So mache ich also eine Reihe unterschiedlicher Sachen und habe bei den meisten ziemlich viel Spaß. Die Freiheit, die uns hier gegeben, war für mich anfangs etwas behindernd; aber jetzt da ich mich daran gewöhnt habe und realisiert habe, dass ich aus der Zeit hier mitnimmt, was man rausholt, ist sie sowohl befreiend als auch motivierend.

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Euro-Talk: 25 Jahre Mauerfall/25 Years since German reunion

Now for the non-German speaking or even Germanphobes among you:

If you’ve followed my blog so far you might get the false impression that all I’m doing is travelling and falling in love with things. The only reason that I haven’t written about my everyday life so far is that in a frighteningly short amount of time it has become exactly that: an everyday life. One that is certainly exciting to live, but doesn’t seem all that exciting to talk about. So let’s drop a few paragraphs on what I’m doing here if only to ensure that I don’t get send back home as soon as someone from my organization stumbles upon this page and decides to stop funding what appears to be a holiday:

I work in the private school Euro 2000 that poses a strong emphasis on Russian and German language. The school employs 73 teachers for its 600 students of which 10 are German teachers and 1 is a German teacher. The latter one is actually German. The students start learning the language in the 2nd grade and are cute as buttons when making their first attempts. From the 6th grade onwards the students are divided into three or two different level groups A, B or C depending on how good they are. As the school is a private one, it is not unlikely that students will come in in the 10th grade, so the C group is for those that start new. School starts at nine but I usually go there at around half past nine. When I’m late or it’s raining I take the Marschrutka; when I’m not late I stroll along the Boulevard by the beach high-fiving palm trees.

DSC_0196My role here is not really specified. I’m rather sure that every volunteer asks her-/himself at least once a week what they are supposed to do and if what they are doing is what the organization wants him/her to do. At least, that’s what I’m doing. In the first weeks, I visited all the classes and introduced myself, answered tons of questions (Do you have pets? Do you like Georgian food? Are you married? (Answer: Yes, yes, no)) and trying to remember faces and names. That last part is quite difficult but when in doubt you can always call boys Gio and girls Marie or Keti and be right in about 50% of the cases.

Now, two months in, I’m still occasionally in the classes helping out but mostly I’m organizing, planning and undertaking projects. What project, you ask? Well, here is list of things that I’ve currently going:

School Newspaper: So far my biggest and most important project. We meet once again to plan topics, discuss articles and exchange ideas. Our first edition will be about our school (due to its 15th anniversary) and the hobbies of the students and will include among other things articles on exchange programs to Germany, an interview with the headmaster and funny pictures of the participating students biting lemons. They don’t know about that last bit yet though.

Project competition: North Rhine-Westphalia invited schools from Germany and Eastern Europe to participate in a project competition under the motto „Encounter with Eastern Europe“. The students can choose from a number of projects from various fields and express their creativity by means of writing, singing, painting, photographing, filming or recording. I’m helping the students with these projects.

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Ich habe nicht so viele Bilder von der Schule, also etwas anderes…

Cinéma: Who wouldn’t like to spend a nice evening going to the cinema and enjoying a good movie? If only there were not all those fat guys squeezed in the seat right beside yours, breathing loudly through their nose and rustling in their popcorn for the entity of the movie. Luckily, you can avoid those by going to the school on weekends to watch a movie. But not those educational documentaries about the mating habits of rocking horses, oh no. For those evenings we don’t want to be educated about history, grammar or dead poets like Göthe. Fuck him. Yeah, let’s go with that: Fack Ju Göthe!

Translating Website: Rather boring. I put the texts from the school website into google translate and try to rewrite the resulting gobbledygook into proper German.

Martinmas: Next week I will be visiting the 7th and 8th grade of the school to tell them the story St. Martin and why Germans voluntarily run around the cold and dark for a few hours holding self made lanterns and singing simple songs.

Fall of the Wall: It’s fall so we came together and listen to the mad rock opera dealing with the madness of Roger Waters. Not really of course, that would be mad. Rather we celebrated/remembered/learned about the fall of the Berlin Wall 25 years ago by having panel discussion. As guests we invited three Germans (two of them from the eastern part) and the headmaster for the Georgian perspective and the whole things was exquisitely moderated by two students. The result was highly interesting, sometimes moving, mostly enlightening and partly funny.

As you see, I do a bunch of different things and also enjoy most of them. The given freedom to do whatever we want was at first crippling for me, but now that I’ve adapted to it and realized that I will get out of this voluntary service what I take out of it, it is both liberating and motivating.

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