Dear Batumi / Liebes Batumi

Dear Batumi,

I’ve only known you for a couple of weeks, so any attempt at describing you at this point will be embarrassing for both of us. So let’s do this!

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First we’ll talk about the obvious things, the elephants on the moon or how that phrase goes: You are trapped. Trapped between towering mountains in the east and the water of the Black Sea on the Western Coast. The Small strip of flat land that is the space you claim is covered by your many tall buildings, huge modern hotels, modest huts, strange arty towers, smaller more romantic houses, cobble stone and paved streets, pretty parks with artificial lakes and thousands of palm trees. I heard that after Sokhumi in Abkhazia became unavailable, the previous president Saakashvili decided that you should take on the role as the Georgian tourist magnet by the sea. So you got a whole lot of money and attention for the past few years. And it shows: Everything seems to be either under construction, recently finished or abandoned in the process. You are constantly growing in size and width and if you were a woman this claim would most certainly offend you. The streets cut you in squares like in American cities and in that one city I used to study in, which I find I don’t like all that much. It makes cities feel artificial, carefully planned out by architects, rather than something that grew organically over the centuries and you are no exception.

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Also, you are trapped in a non-physical way, between modernism and tradition. As a human you would be in the middle of puberty, uncertain of what you want to be and what direction is the right one for you. Accordingly, you seem to be really indecisive on your style. The collection of buildings that you consist of is rather perplexingly inconsistent. I like to imagine that a whole bunch of artists and architects where send to you and were told to go nuts, which they did. And everybody tried to build something that was as different from everything around it as possible. However, it works, somehow. Consistent inconsistency surprisingly leads to a heterogenic homogeneity. It all gives you a certain charm. At night you’re actually closer to what you want to be than at daylight. The darkness hides all those unfinished buildings and deserted ruins of yours while the pretty towers and the bombastic hotels are lit up by a bunch of multicoloured and flashing neons.

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I have to admit that you are hotter than I expected and you tend to make people sweat which is rather uncomfortable. You only cool down when one of the many rain showers hit you, which come without announcement or hesitation. Overall, you’ve got a tropical feel to yourself due to the moistly air and the palm trees. And due to that beach, obviously. Speaking of which: you are not fortunate enough to have a sand beach instead it is covered with stones, which is still nice enough for me. It seems like you are often celebrated and it’s rare to have an evening without a firework going off somewhere.

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But without people you are just a dead boring entity, so let’s talk them. It’s hard to pin down what the people inhabiting you are like without stumbling around in prejudgments, so these descriptions should be consumed with caution. During my time with you I’ve met just as many idiots as saints. I was helped many times when I had trouble with communication, orientation or other matters. Just as many times someone attempted to rip me off when I bought something or when I used transportation (taxi drivers can be quite obnoxious, telling you that there are no Marschrutkas available and that you have to drive with them). Boiling it down, Georgians are – according to my limited impression – relaxed and easy-going, often seem bored and very friendly to children. Also they are incredibly social: Your houses and flats tend to be build around small courtyards with football fields and a number of tables. These are usually covered with kids playing football and older people playing chess or backgammon. One evening some men just outside my apartment spontaneously began to perform some Georgian songs as a choir before going back to drinking and jesting.

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So summing up, I really like you despite and because of your many flaws. I’m definitely looking forward to spend more time here and experience all the sides you have to offer. I’m sure some of my judgments will change and my sentiments for you as well. How, I cannot say. Let’s wait and see.

Please write me back and tell me what you think of me,
Julian

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Your skyline and one of those typical sunsets. Deine Skyline in einem der typischen Sonnenuntergänge.

In case cities don’t speak English:

Liebes Batumi,

wir kennen uns erst seit einigen Wochen, also wird jeder Versuch meinerseits an einer Beschreibung deinerseits beschämend für uns beide. Also los:

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The italian inspired, untypical Piazza/Der italienisch angehauchte, untypische Piazza

Beginnen wir mit den offensichtlichsten Dingen: Du bist eingeklemmt. Eingeklemmt zwischen grünen, wolkenumhangenen Bergen im Osten und dem Schwarzen Meer auf der Westseite. Dein ist der Streifen Land zwischen diesen beiden, bedeckt von deiner Architektur: große, unverputzte Wohnhochhäusern, riesige moderne Hotelbauten, bescheidene Hütten, künstlerisch anmutige Türme, romantische Häuschen, von Wäscheleinen durchzogene Innenhöfe, Kopfsteinpflasterstraßen, hübsch angelegte Parkanlagen mit Seen und außerdem tausende Palmen. Mir wurde erzählt, dass nachdem Georgien Abchasien und damit Sochumi verlor, der frühere Präsident Saakashvili dich als neuen Touristenmagneten am Meer ausgewählt hat. Demensprechende wurden finanzielle Mittel in dich investier, was man dir an wirklich ansieht: Alles scheint entweder im Bau, unmittelbar fertig gestellt oder zwischendurch aufgegeben. Du wächst begierlich und stetig in die Höhe und Weite und wärst du eine Frau, so hättest du jetzt allen Grund empört zu sein. Deine Straßen zerschneiden dich in Quadrate, wie bei vielen amerikanischen Städten und dieser einen Stadt, in welcher ich einst studierte, wofür ich wenig Begeisterung übrig habe. Städte wirken dadurch zu künstlich und durchgeplant, anstatt über Jahrzehnte gewachsen und du bist keine Ausnahme dieser Regel.

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Weiterhin bist du auch eingeklemmt zwischen einer neuen Modernität und dem Ursprünglichen. Wärst du ein Mensch, so hättest du gerade mit der Pubertät zu kämpfen und wüsstest nicht was du einmal werden willst und welcher der beste Weg dorthin ist. Dazu passt auch, dass du generell sehr unsicher scheinst was deinen Stil betrifft. Dein Stadtbild ist sehr schizophren und inkonsequent. Es scheint, dass man einmal eine ganze Horde an wilden Künstlern und Architekten auf dich losgelassen hat, mit der Anweisung völlig durchzudrehen. Dieser Aufforderung sind sie nachgekommen und dabei versucht jedes Gebäude so anders wie möglich vom Rest zu machen. Aber wenn alles abartig heraussticht, hat es doch etwas Gemeinsames und so hast du einen gewissen Charme. Nacht kommst du deiner eigenen Vision von dir näher als bei Tageslicht. Die Dunkelheit verschluckt die ganzen unfertigen Gebäude und verlassene Ruinen, während die hübschen Türme und riesigen Hotels mit bunten Neonlichtern an- und ausgestrahlt werden.

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Ich muss zugeben, dass ich nicht erwartet hatte, dass du so heiß sein würdest. Hohe Luftfeuchtigkeit mit 30°C kombiniert lassen einen schnell schwitzen, was unangenehm ist. Immer wieder wirst du von Regenschauern heimgesucht, die ohne Ankündigung oder Zurückhaltung über dich hinweg ziehen und dich ein wenig abkühlen lassen. Du bist ziemlich tropisch angehaucht mit dem Klima, den vielen Palmen und natürlich dem Strand. Dieser ist zwar kein Sandstrand, sondern von vielen Steinen groß wie Walaugen überzogen, aber das ist auch ok so. Du wirst auch ziemlich häufig gefeiert und es vergeht kein Abend, an dem kein Feuerwerk abgebrannt wird.

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Natürlich bist du nichts als ein toter, grauer Ort, also kommen wir zum Wichtigen: den Menschen. Es ist schwierig Menschen zu beschreiben, ohne sich in seinen beschränkten Einschätzungen zu verirren, also sollte die folgende Beschreibung mit Vorsicht genossen werden. Während meiner Zeit hier habe ich genauso viele Idioten wie Heilige getroffen. Mir wurde mehrere Male geholfen, als ich Schwierigkeiten hatte und genauso oft wurde versucht, mich über den Tisch zu ziehen (etwa von Taxifahrern, die einem einzureden versuchen, dass keine Marschrutkas fahren und man daher ihre Dienste benötige). Im Grunde sind Georgier und damit deine Bewohner – so mein begrenzter Eindruck – gemächlich und entspannt, scheinen häufig gelangweilt und sind ungemein kinderlieb. Außerdem sind sie sehr sozial: Deine Wohnbauten umrahmen meist kleine Innenhöfe mit Fußballplätzen und einer Vielzahl Tische. Hier sieht man zu fast jeden Zeitpunkt spielende Kinder und ältere Männer die gemeinsam Schach oder Backgammon spielen. An einem Abend sangen ein paar Männer nahe meiner Wohnung spontan georgische Lieder im Chor bevor sie wieder dem Trinken und Scherzen widemeten.

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Insgesamt gefällst du mir sehr gut – trotz und wegen deiner vielen Fehler. Ich freue mich auf die kommende Zeit und darauf auch alle anderen Seiten von dir kennenzulernen.

Schreib mir doch bitte zurück und erzähl mir was du von mir hältst,
Dein Julian

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