„Liebe Landsleute, …“

Die deutsche Botschaft in Santiago schreibt mir (Anrede: „Liebe Landsleute“) über das Wahlrecht von Auslandsdeutschen. Die dürfen nämlich nur wählen, wenn sie „nach Vollendung ihres 14. Lebensjahres (das heißt vom Tage ihres 14.Geburtstages an) mindestens drei Monate ununterbrochen in der Bundesrepublik Deutschland gelebt haben und dieser Aufenthalt nicht länger als 25 Jahre zurückliegt“.

Ist mir aber recht egal, bin ja in 100 Tagen wieder zu Hause.

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„Es porque no sé“

Mein exzellentes Colegio nimmt jedes Jahr neue Schüler auch in den höheren Klassen auf, die natürlich vollkommen ohne Deutschkenntnisse an die Schule kommen. Im Grunde macht das nicht viel aus, weil man die kompletten Kenntnisse, die die Schüler in bis zu zwölf Jahren Deutschunterricht erlernt haben, einem engagierten Menschen in vier bis fünf Stunden beibringen könnte. Klingt jetzt gemein, ist aber wirklich so, ich hab‘ da inzwischen Erfahrung.

Diese vier bis fünf Stunden, die man bräuchte werden zu eineinhalb Stunden jeden Freitagnachmittag für ein Semester lang. Und ich sag‘ mal ganz unverblümt: Es ist eine Katastrophe!

Nun würde ich behaupten, dass ich schon ganz gut Deutsch spreche und in der fünften Klasse mal gelernt habe, ein Nomen zu deklinieren. Aber jemandem, der überhaupt keine Ahnung davon hat, zu versuchen, die Grundlagen der eigenen Muttersprache nahezubringen, ist schon eine Herausforderung, für die bloße Sprachkenntnisse nicht ausreichen. Deswegen ist es mir auch schleierhaft, warum die grade ich diese hübsche Aufgabe zugeteilt bekommen habe. Zum Glück habe ich die Praktikantin zwangsverpflichtet, so dass ich doch nicht mehr ganz allein mich damit auseinandersetzen muss.

In der ersten Stunde haben wir folgendes gemacht. Einen Text mit vier Sätzen an die Tafel geschrieben, der, sofern richtig ausgefüllt, Informationen über den Namen, das Alter, den Wohnort und die Sprachkenntnisse des Ausfüllers gewähren sollte. Ich war etwas skeptisch, wie wir denn die übrigbleibenden geschätzten eineinviertel Stunde füllen sollten, doch diese Frage erwies sich als nicht erforderlich: Man kann durchaus damit, vier Sätzen abzuschreiben, eineinhalb Stunden füllen. Während ich also überlegte, ob man mit einem Stift in der Hand auch einschlafen kann, schmiss die Praktikantin mit einem liebevollen „Sal de la sala“ all jene Kinder des Klassenraums verwies, die diesem Unterricht nicht die notwendige Bedeutung zukommen ließen (Wir haben offenes WLAN…).

Die nächsten drei Freitage über waren wir beide aus verschiedenen Gründen unpässlich, aber diese Woche musste es dann wieder sein. Die Aufgabe: Schreibe vier Sätze – auf Deutsch!- über dich selber. Nach gut einer Stunde kamen die ersten Ergebnisse und sie bestanden aus Sätzen wie diesen: „Ich vivo en Puente Alto“; „Ich spreche español y alemán“; (Die Liste ließe sich noch ein wenig fortsetzen.)

Darauf, dass das ja nun wirklich kein lupenreines Deutsch sei, antwortete der Betreffende meistens mit einem „Es porque no sé“, das man am besten mit dem übersetzen kann, was bei mir damals eine oft gehörte Phrase im Matheunterricht war: „Boah, weiß ich halt nicht.“

Ja, ich auch nicht.

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Champions League um kurz vor drei

Normalerweise würde ich den Tag der Arbeit ja damit zubringen, die arbeitende Bevölkerung bei ihren Kundgebungen zu unterstützen. Da ich jetzt aber in Chile bin, der Besitzer meiner Schule im letzten Jahr drei Lehrer entlassen hat, die einen Betriebsrat organisieren wollten und da es kalt ist, blieb ich zu Hause und guckte mit Judith, ihrer Schwester Belén, deren Freund Nico und zwei Freunden von Nico, deren Namen ich schon wieder vergessen habe, Fußball. Champions League, um genau zu sein. Die fängt dank Zeitverschiebung schon um Viertel vor Drei Uhr nachmittags an und das Dosenbier mit den Chips wirken um diese Zeit nicht ganz stilecht, aber sei es drum.

Nun finde ich so ganz allgemein und aus aktuellem Anlass, dass man seinen Gegnern nicht aus Prinzip mal die besten Spieler wegkaufen sollte, und auch dass man ganz allgemein auch seine Steuern zahlen sollte, und das ein Dialekt fast ohne Konsonanten auch nicht das Wahre ist. Und dann noch Stoiber und Marktwort an einen Tisch… Ich bin auf jeden Fall kein Bayern-Fan.

Nun musste ich das im Vorfeld klar stellen, was bei meinen chilenischen Mitguckern auf eine gewisse Verwunderung stieß, während der eine mir nur die ganze Zeit erzählte, dass er eine Tante in Holland hat. Um das Thema zu wechseln erzählte ich, dass mein Lieblingsspieler nicht mitspielte. Der wurde dann von Judith gegoogelt und für hässlich befunden. Im Gegenzug schwärmte sie von Mario Gomez. Der spielte aber jetzt auch nicht mit. Ich beschloss, die restliche Partie über nichts mehr zu sagen.

Das Spiel wurde auf FOX Sport übertragen und man merkte überdeutlich, dass die beiden Hyperaktiven mit dem Mikro in der Hand Argentinier sind. Sie machten nämlich aus Villa – mit ihrem unverkennbaren argentinischen Akzent- „Vischa“ und aus Montoya „Montoscha“ (über die Aussprache der deutschen Namen schweige ich mal lieber, aber dass sie Lahm wie „Lamm“ aussprachen, hatte was). Das schlimmst war aber, dass sie kurz davor waren, den Untergang des Abendlandes einzuleuten, weil: Der beste Spieler der Welt ist nicht dabei! Es klang so dramatisch, dass man fast schon eine Verletzung der Menschenrechtskonvention vermuten konnte.

Das Spiel plätscherte so vor sich hin und es war ja schon recht schnell klar, dass es mit den fünf Toren von Barcelona wohl nichts mehr wird. Meine fußballbegeisterten Freunde verloren das Interesse an der Partie, Judith googelte noch immer Bilder von Mario Gomez und ich dachte, heute würde nichts spannendes mehr passieren, bis dann das geschah:

Nach ungefähr einer Stunde wurde Xavi ausgewechselt und für ihn kam Alexis Sánchez. Nun muss man wissen, dass er Chilene ist und -zumindest von der Frisur her- ein Vorbild für viele seiner Landsleute. Die argentinischen Kommentatoren, immer noch entsetzt darüber, dass Messi auf der Bank ein doofes Gesicht machen musste, deuteten die Einwechslung so, dass nun die Zweite Garde zum Zuge kommen würden. Das hätten sie mal besser nicht so gesehen, denn in meinem Wohnzimmer brach plötzlich eine wüste Beschimpfungsorgie los, gegen die Kommentatoren, ihre Mütter Argentinien im Allgemeinen. Alles mit einem nachgemachten argentinischen Akzent… Lateinamerikanische Völkerfreundschaft ist noch in der Entwicklung.

Da musste ich daran denken, wie ich letztes Jahr mit meinem Papa das Finale der Champions League geguckt habe. Wir haben uns gefreut. Hoffentlich wird dieses Finale genauso. Nur mit anderer Begleitung.

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Was läuft hier falsch? Teil VI

Mal genau auf die Länge der Stuhlbeine achten. Bestimmt nicht TÜV-geprüft, aber auf jeden Fall eine kreative Idee, ein Platzproblem zu umgehen.

2013-04-27 17.06.43(gesehen in einem Imbiss in Santiago)

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Was läuft hier falsch? Teil III

Also das habe ich bestimmt niemandem beigebracht!2013-04-26 07.15.06

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No hablo español!

So, da ich jetzt wieder in Santiago bin seit einer Weile, bin ich mal auf die Idee gekommen, einen Sprachkurs anzufangen. Deshalb habe ich jetzt zweimal die Woche 90 Minuten lang Spanisch, Vorbereitung für das C1-Examen. Warum? Das frage ich mich langsam auch.

Ich besitze jetzt ein Heft, in das ich unbekannte Vokabeln reinschreibe und lerne dann in der Metro, in den Pausen, wo auch immer. Außerdem  habe ich heute die ersten Hausaufgaben seit dem Abi gemacht: Muss man sich auch wieder mal dran gewöhnen…

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