Der kurze Dienstweg in Paraguay

Gestern machte ich mich von paraguays Hauptstadt Asunción auf in die Grenzstadt Ciudad del Este, von wo aus ich ins argentinische Puerto Iguazú fahren wollte. Die Städte liegen nebeneinander und es fährt ein Linienbus von Paraguay aus nach Argentinien.

Nun ergab sich das Problem, dass ich – im Gegensatz zu den Einheimischen- einen Aus- und Einreisestempel brauchte, um mich einige Tage legal in Argentinien aufzuhalten. Im Januar hatte ich von einer anderen Reisenden gehört, wie sie ohne paraguayanischen Ausreisestempel in Argentinien aufgegriffen wurde. Ihre Berichte hielt ich zwar für etwas übertrieben, aber da auch der Reiseführer davor warnt, beschloss ich, das Problem ernst zu nehmen.

Ich sagte also dem Typen, der die Tickets verkauft, dem, der sie kontrollierte, dem Busfahrer, seinem Helfer und noch drei anderen Typen, die im Bus neben mir sassen, dass ich unbedingt in der paraguayanischen AUsreisestelle aussteigen und meinen Pass stempeln lassen müsste. Dann ging es los, beziehungsweise wir standen im ersten Stau, bestehend aus einer Menge LKWs und dem Bus, der der letzte für diesn Abend war. Während wir wartete analysierte mein Sitznachbar die seiner Meinung nach grossten Unterschiede zwischen Paraguay und Deutschland (Ich kann mir nicht helfen, aber meiner Meinung nach ist das nicht unbedingt, dass bei uns Weihnachten im Winter ist…) und erzählte, dass Paraguay zwar Probleme mit dem Bildungsniveau hat, aber die Paraguayer alle sehr intelligent seien, weil sie Blut der Guaraní hätten. Auf seine Frage nach dem Geisteszustand der Deutschen, bedingt durch die Abstammung von diesem oder jenem Stamm wusste ich nicht genau zu antworten, war aber auch nicht nötig, weil mir der Busfahrer in diesem Moment, wir standen nach wie vor im Stau auf einer Art Autobahn und es war stockdunkel, bedeutete, ich solle doch schonmal aussteigen, ein bisschen der Strasse folgen, dann käme irgendwann die Ausreisestelle und dann könnte ich auf der argentinischen Seite wieder einsteigen. Ich guckte ihn nur unglüabig an. Ernsthaft jetzt?

Einer der anderen Passagiere, ein alter Kerl, mit dem ich mich schon im Terminal unterhalten hatte, beschloss, mich zu begleiten und ich lief ihm einfach mal nach in der Hoffnung, er kenne den Weg. Wir wurden auf dem Weg übrigens von keinem LKW überfahren, was auch eine Nachricht ist.

Auf jeden Fall kamen wir nach einem kurzen Fussmarsch zur Ausreisestelle, vor der sich eine schier endlose Schlange voll Touristen drängte, die alle scheinbar aus einem Langstreckenbus zu kommen schienen. Ich sah mich schon hier Stunden stehen und warten, doch mein Begleiter huschte an der Schlage vorbei ins innere des Gebäudes, ich folgte ihm etwas irritiert und mit ein wenig Abstand. Er ging schurstracks auf einen paraguayanischen Grenzbeamten in seiner Kaffeepause zu, begrüsste ihn- offenbar kannte man sich-, mein Pass wurde durch drei Hände gereicht und ich bekam ihn mit dem gewünschten Stempel wieder. Ich muss schon sagen, ich spürte die bösen Blicke der übrigen Reisenden, die nach wie vor in der recht langen Schlange standen. In Paraguay arbeitet die Bürokratie wirklich sehr langsam. Trotzdem konnte ich mir das breite Grinsen nicht verkneifen und als dann auch noch punktgenau der Bus um die Ecke bot, wurde es etwas ungläubig.

Nach Argentinien bin ich dann auch gekommen und war heute bei den Iguazú-Fällen. Ausserdem habe ich eine Inventur meines Hab und Guts gemacht und folgende Gegenstände müssen als Verlust verbucht werden: Ein Halstuch (in Santa Cruz im Bus vergessen), ein Adapter (in Sucre im Hostal), ein Handykabel (in Asunción gerissen); aber alles verkraftbar.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.