Zwischen Kolumbien und Panama gibt es keine Grenzverbindung ueber Land. Das ist jetzt trivial, wird aber zu einem echten Problem, wenn man sich grade in Kolumbien befindet und einen Flug von Panama aus hat. So ist es mir geschehen.
Dann ist das Mittel der Wahl ueber Turbo, Capurganá und Sapzurro, alle in Kolumbien, nach Puerto Obaldia in Panama und von da aus weiter in Richtung Zivilisation. Natuerlich alles im Boot. Klang nach keinem schlechten Plan, aber hier kommt die Ausfuehrung:
Bis Turbo war es noch kein Problem, erst im Bus, dann im Jeep. Turbo ist wirklich kein schoener Ort, aber es gibt Strom, Internet, Strassen, Autos. Das sollte auf meiner weiteren Reise nicht mehr so oft vorkommen.
Von Turbo aus kann man ein Speedboot fuer drei Stunden bis nach Capurganá nehmen und sich so immer naeher an die panamaische grenze rantasten. Das tat ich dann auch und -ohhh!- war das schrecklich. Es ist ein Boot fur vielleicht vierzig Personen, das gepaeck wird nach ganz vorne gelegt und dann fuellen sich die Reihen. Eigentlich haette es mir schon auffallen muessen, dass sich alle Ortskundigen sofort auf die hinteren Plaetze stuertzten und irgendwo hatte ich auch gehoert, dass es ein bisschen wackeln sollte, aber gut. Ich – zweite Rheie von vorne – dachte mir nichts boeses, als wir losfuhren. Das Boot fing leicht an zu huepfen, wobei sich der vordere Teil von einer Welle gedrueckte aus dem Wasser erhob, ein oder zwei Sekunden ueber der Wasseroberflaeche schwebte und dann mit einem Bam! wieder runterfiel. Das fand ich noch lustig. Dann fuhren wir aus der Hafenausfahrt raus. Nach unfegaehr zehn Minutenn war mir der Spass vergangen, denn mit jedem Bam! wurde man kraeftig durchgeschleudert und zudem auch kraeftig nass. Das ging dann drei Stunden so lang, wobei sich nach und nach aus dem Bam! auch ein BamBam! (doppelter Aufprall) und ein BamBamBam! (dreifacher Aufschlag) entwickelte.
Nach drei schrecklichen Stunden kamen wir endlich in Capurganá an. Gemeinsam mit Carolina und Jorge, die auch aus Santiago kommen und die ich in Turbo kennen gelernt hatte, suchte ich ein Hostel und wir beschlossen angesichts dieses Erlebnisses darauf zu verzichten, die „lancha de la muerte“ (span: das Speedboot des Todes) dann doch nicht nochmal fuer sieben Stunden zu nehmen, um bis nach Carti in Panama zu kommen. Aber was dann?
Es gibt die Moeglichkeit, mit einem Segelboot ueberzusetzen. Das dauert mindestens 30 Stunden, ist nicht ganz einfach zu organisieren, aber erschien als die angenehmste Methode, von Capurgtaná aus wegzukommen. Also begannen wir zu suchen.
Capurganá ist ein winziges Dorf, ohne Autos, mit ein bisschen Strom und Internet nur manchmal. Hoechstens 2000 Menschen wohnen dort und wir haben wohl jeden, wirklich jeden gefagt, wie man mit einem Segelboot nach Panama kommen kann. Dabei sind die Informationen ueber Kapitaene und wo sie sich grade befinden nicht grade gut verbreitet. Wir liefen also von Ort zu Ort und tasteten uns von einer ungefaehren Personenbeschreibung ueber einen Namen bis hin zu einer Wegbeschreibung an einen Kapitaen an, den es angeblich geben sollte und der Touren nach Panama machte. Auf dem Weg griffen wir noch einen weiteren Chilenen, auch aus Santiago auf, der den selben Plan hatte. Zu Viert gelangten wir schliesslich zu einem sehr abgelegenen Haus, in dem angeblich einer der Kapitaene wohnt.
Das stimmte auch tatsaechlich und er war auch zu Hause und hatte noch dazu drei seiner Kapitaensfreunde zu Besuch und bot uns an, sofort loszufahren. Das Problem dabei: Sie waren alle sturzbetrunken und waehrend wir mit dem einen sprachen, uebergab sich der andere im Hintergrund von seiner Haengematte runter. Mit denen wollte ich nicht segeln und da war ich nicht die einzige.
Wir gingen zurueck in das Ortszentrum und waren schon dabei, uns mit der lancha de la muerte ein weiters mal anzufreunden, als uns Freddi ueber den Weg lief, auch Kapitaen, der nach eigenen Angaben nicht trinken, sondern nur rauchen wuerde. Perfekt! Den nehmen wir!
Am naechsten Tag ging es dann los, drei Tage, zwei Naechte mit einem Stopp auf der Inselkette von San Blas vor der Kueste Panamas. Die Fahrt war bis auf das Schaukeln und die doch recht hohen Wellen recht ereignisarm und wir kamen am dritten Tag an einer kleinen Karibikinseln mit Palmen und drei Huetten an, wo man die Korallen schnorchelnd erkunden kann.
Den morgen danach Segelten wir nach Porvenir auf dem Festland, warteten drei Stunden auf einen Einreisestempel von Panama und verbrachten die Nacht in diesem Nest, das Strom von einen Dieselgenerator erhaelt, der von acht bis elf Uhr abends angeschaltet wird. Sonst nichts.
Dann ging es weiter in Gelaendewagen ueber eine recht hueglige Strecke nach Ciudad de Panamá und hier bin ich jetzt zwei Tagen. Dann doch noch geschafft.