Schlangen, Sport und endlich Sprachkurs

22 11 2009

Dieses Mal gilt es, gleich zwei Wochen zusammenzufassen. Es waren wieder zwei sehr erlebnisreiche Wochen, von denen die erste eine Projektwoche in der Schule zum Thema „Typisch Thailand“ und die zweite eine gewöhnliche Arbeitswoche darstellte.

Am Montag (9.11.) begann also die Projektwoche der Primarstufe, bei der Liss und ich im Prinzip noch gar nicht wirklich vorgesehen waren. Zwar hatte mich ein Lehrer bereits auf den Besuch in einer Schlangenfarm angesprochen und ich hatte eine Mitteilung bekommen, beim Schattentheater mitmachen zu müssen, aber weder hatte ich eine Vorstellung von den Inhalten der Projekte, noch war ich mir sicher, wo und ob ich überhaupt eingeteilt war. Jedenfalls suchte ich mir also für den Montag eine Beschäftigung in meiner Basisstufengruppe: Hintergründe für ihre Bilder gestalten, d.h. einfach eine weiße Pappe mit Farbe bestreichen! Das Thema für die Basisstufe war „chang“, deshalb malten sie auch viele Elefanten und sangen ein Lied auf Thai dazu. Es war interessant, aber doch nicht wirklich sehr anspruchsvoll. Am Nachmittag sollte dann die ECDL-Prüfung im Physikraum stattfinden, vor der ich irgendwie keine Angst hatte, da ich die drei Probeprüfungen über das Wochenende problemlos bestanden hatte. Es waren auch ein paar Schüler und Philipp anwesend, drei Lehrer beaufsichtigten uns. Doch irgendwie war das Internet von Anfang an äußerst langsam. Es bestand nahezu keine Verbindung in die Schweiz, wo der Prüfungsserver steht, sodass es schon eine halbe Stunde dauerte, bevor der Erste überhaupt einen Test beginnen konnte. Ich hingegen saß zwei (!) Stunden in dem Raum vor meinem Rechner und konnte keinen einzigen Test starten, während andere schon zwei Tests erledigt hatten! Um 4, offizielles Prüfungsende, versuchte es ein Lehrer mit seinem Rechner noch einmal und als bei ihm nach einer Weile die Verbindung stand, konnte ich immerhin einen Test an seinem Mac durchspielen. So bestand ich mit 91% die Windows-Vista-Prüfung.

Am nächsten Tag (10.11.) sollte ich zusammen mit Mira beim Schattentheater mitmachen. Da ich keine Ahnung vom Basteln oder von Theater habe, wusste ich nicht, was mich erwarten würde und was ich von dieser Aufgabe halten sollte. Schließlich wurde mir gesagt, dass die Kinder eine Geschichte mit Thai-Namen erfinden sollen, die sie am Freitag mit den Figuren, die sie schon am Montag gebastelt hatten, hinter einer Schattenwand aufführen sollten. Zwischendurch sollte ich noch ein paar Englisch-Vertretungsstunden übernehmen, was aber weder mir, noch der Leiterin des Schattentheater-Projekts passte, weil ich doch dann kaum einen Bezug zu meiner Gruppe, die sich die „Geschichte von der Prinzessin Tippah“ ausgedacht hatten, hätte aufbauen können. Nachdem wir das „Script“ sozusagen fertiggestellt hatten, schrieb ich es schnell auf dem Computer, druckte es aus und wir übten die Szenen. Vor der Mittagspause stellten alle drei Schattentheatergruppen (Miras, meine und die der Projektleiterin) ihre bisherigen Leistungen vor, es gab jeweils Feedbacks, Kritiken und Komplimente von den anderen Schülern und nach der Pause sollte das Werk abgeschlossen werden. Am Mittwoch und Donnerstag war dann nämlich für jeden Schüler ein anderer Workshop an der Reihe. Während der Mittagsbetreuung erfuhren wir, dass wir ab sofort nicht mehr mit den Kindern mitessen dürften, da wir vier Freiwilligen ja nichts bezahlten, angeblich mit der Begründung, dass das Essen je nach Bezahlung abgezählt sei und so nichts mehr für die Kinder übrig bliebe. Wie dem auch sei, die RIS hat über ihre Kantine zu bestimmen und da können wir nichts machen. So würden wir halt ab sofort immer unser kostenpflichtiges Essen in der großen Kantine eine Etage tiefer holen müssen, während zwei von uns oben bei den Kindern bleiben sollten. Nachdem der Workshop Schattentheater für heute beendet war, fuhr ich nach Hause, fiel völlig übermüdet ins Bett und wachte erst zum Abendbrot wieder auf, um im Restaurant gegenüber unseres Apartments, wo wir mittlerweile schon Stammgäste waren, Essen zu gehen. Mittlerweile konnte ich genug Thai, um für die Bestellung kein Englisch mehr sprechen zu müssen. Schließlich fragte ich den Kellner sogar auf Thai, ob das kleine Mädchen, das immer um meinen Stuhl herumrannte, seine Tochter sei. Er verstand, verneinte und erklärte, sie sei seine Schwester. Nun ja, ich mache also Fortschritte mit der Sprache, aber es geht schleppend …

Für den Mittwoch (11.11.) war es wichtig, dass ich nicht verschlafen durfte, denn ich war ja beim Projekt Schlangenfarm eingeteilt, was hieß, dass an diesem Tag eine Exkursion zur „Snake Farm Bangkok“ stattfinden sollte. Tatsächlich war ich auch pünktlich in der Schule – und auch fast alle Schüler! Auf der anderthalbstündigen Fahrt mit einem komfortablen Montri-Bus Richtung Innenstadt wurde die DVD „Ab durch die Hecke“ eingelegt; anfangs fand ich es eher nervig, da ich mich ziemlich interessiert mit einer ehemaligen Lehrerin der DsSB unterhielt, die nur noch manchmal an die Schule kommt, aber schließlich war der Film doch sehr erheiternd. Kann ich nur weiterempfehlen für langweilige Busfahrten! In der Schlangenfarm angekommen, besichtigten wir zuerst die Außenterrarien, dann gab es eine Show extra für uns, bei der uns verschiedene Schlangen, mal mehr, mal weniger aggressiv, vorgestellt wurden, und zum Schluss durfte sich jeder noch eine Anakonda um den Hals hängen lassen, was ich mir natürlich auch nicht entgehen ließ. Danach gingen wir noch in die Ausstellung im Schlangenhaus, ich half den Kindern bei der Aufgabe, von einigen Schlangen den lateinischen Namen zu finden, dann sahen wir noch einen Film zur Farm selbst und zum Abschluss wurde zwei Schlangen noch Gift entnommen, die anschließend total erschöpft in der Ecke lagen …

Auf der Rückfahrt schauten wir „Sams“, was auch sehr lustig war. Da wir ohnehin an meinem Haus vorbeifuhren, dachte ich, ich könnte doch gleich dort aussteigen und wäre so eher zu Hause. Blieb nur noch die Sache mit der Verständigung. Bis wir kurz vor meinem Haus waren, hatte ich ja Zeit zum Überlegen – und in jener Sekunde, als der Projektleiter dem Fahrer auf Englisch erklären wollte, dass ich bald aussteigen möchte, legte ich mit meinen hervorragenden Thai-Kenntnissen los und fragte „khun jud soi haa daai mai“. Er verstand zu meinem Erstaunen und tat, was ich befahl. Haha, ich hätte nicht gedacht, dass ich das hinkriegen würde, aber es hatte schließlich geklappt und ich war zu Hause. Am Nachmittag fuhr ich dann wieder nach Bangna zu den beiden Jungen, die Deutsch von mir lernen wollten, aber meine bisher herausgesuchte Busroute klappte irgendwie nicht, weil ich wohl den Ausstieg aus dem zweiten Bus verschlafen haben musste … so fuhr ich bis zur Endstation, alle stiegen aus und ich sah mich verwundert um. Nun mussten mir die nette Kassiererin und der Busfahrer erklären, dass ich zu weit gefahren war. Sie verstanden kaum Englisch und ich nur mit Mühe ihr Thai, aber es gefiel ihnen, mir ein paar Wörter beizubringen und meine Aussprache zu verbessern. Sie halfen mir auch, einen weiteren Bus zu finden, der mich dann zu der von mir gewünschten Station fuhr und so kam ich mit leichter Verspätung an. Ich lernte den Vater der Kinder, einen Deutschen, kennen und begab mich mit den total übermüdeten und unruhigen Jungen ins „Unterrichtszimmer“. Auf dem Nachhauseweg fand ich wieder den zweiten Anschlussbus nicht, sodass ich insgesamt von der 61. bis zur 111. Soi (≙ 3,5 km) lief, bis ich eine stärker befahrene Bushaltestelle fand. Völlig erschöpft von diesem Marsch stieg ich in einen Bus und fuhr endlich nach Hause.

Der Donnerstag (12.11.) war der Auswertung der Schlangenfarmexpedition gewidmet; die Kinder arbeiteten in Gruppen, erstellten Plakate und ich konnte viel mit ihnen reden, lachen und erzählen, teils half ich bei der Gestaltung der Plakate, teils bei der Recherche an den Computern. Als der Workshop beendet war, kam die Deutschlehrerin, in deren Klasse ich ja noch eine Präsentation zur Geschichte der deutschen Sprache halten sollte, auf mich zu und meinte nur kurz: „Du machst doch jetzt die Präsentation in meiner Klasse, oder?“ Völlig überrannt stammelte ich wirres Zeug, mit den Gedanken war ich doch schon zu Hause … ich hatte mich eigentlich für den folgenden Tag vorbereitet, hätte aber natürlich sofort den Vortrag machen können. Das Einzige, was gefehlt hätte, wären die Kopien für die Schüler gewesen. So verschoben wir die Präsentation – in diesem Falle glücklicherweise – wieder auf die folgende Woche, da am nächsten Tag ja die Vorstellung der Projekte sein sollte. Auf dem Nachhauseweg ließ ich mich von einem Lehrer an der Hauptstraße absetzen, um ein Hotel für meine Eltern, die mich im nächsten Sommer besuchen kommen wollen, zu inspizieren. Leider war es an dem Tag wieder weit über 35 °C, sodass der Fußmarsch mit der schweren Tasche keinen Spaß machte. Nach dem Hotelbesuch fand ich auch keinen adäquaten Bus, also lief ich den restlichen Weg auch noch bis nach Hause (insgesamt also zwei Kilometer mit 6 kg Tasche und 37 °C Sonne). Den Abend verbrachte ich mit einer Reiseplanung für den Weihnachts- und Neujahrstrip nach Neu-Delhi über Land – und ich unterhielt mich bis spät in die Nacht endlich mal mit einer anderen kulturweit-Freiwilligen in Paraguay über ihre Erlebnisse dort. Es war schön, dadurch auch wieder an das tolle Vorbereitungsseminar erinnert zu werden, und wir freuten uns beide auf ein Wiedersehen im nächsten Sommer.

Der Freitag (13.11.) begann mit dem Aufbau der Workshops im Innenhof. Ich half also bei der Installation der Diashow für die Schlangenfarm, suchte entsprechende Verteiler aus der ganzen Schule zusammen und half hier und da ein bisschen beim Aufbau des Standes. Dann gab es eine kleine Eröffnungszeremonie vor der Schule in Form einer Rede der Primarstufenleiterin und eines Tanzes des Kindergartens, jeder Workshop wurde noch einmal kurz vorgestellt und im Anschluss konnten alle Eltern, Kinder und Lehrer in den Innenhof gehen, um die Stände zu bestaunen. Zeitgleich startete der Schlangenfänger mit seiner Show, ließ sich von einem seiner Tiere fast das Bein abschnüren und führte die armen Schlangen den Kindern vor. Kurz danach startete auch das Schattentheater, was ich leider nicht sehen konnte, da ich an diesem Tag die Englischvertretung der 9. Klasse übernehmen sollte. Wie es sich für einen solchen Lehrer gehörte, redete ich selbstverständlich nur Englisch und erwartete dies auch von den Schülern, wobei ihnen das ja hier nicht so schwer fällt. Das Mittagessen fiel dieses Mal so aus, dass es typisch thailändische Nudelsuppen gab, sodass ich mich zu einer Thai-Lehrerin setzte, mit der ich mich über den Schlangenfänger, die Projektwoche und die eigentlich chinesische und nicht thailändische Suppe unterhielt. Momentan ist ihr Deutsch noch besser als mein Thai, aber ich hoffe, das wird sich bald ändern. 😉 Anschließend hatte ich noch eine Englischvertretung in der 7. Klasse, die wieder eine Stillarbeit zu erledigen hatte. Danach waren kaum noch Lehrer da, so fuhr ich mit einem RIS-Mathelehrer nach Hause.

Am Samstag (14.11.) war ich unterwegs in der Stadt, kaufte mir eine Landkarte für Laos, ein großes Thai-Englisch-Wörterbuch, sah mir eine Casting-Show im Siam Paragon an und hatte mich auf richtig schöne Hamburger im McDonald’s gefreut – bekam aber nur matschige und kalte Cheeseburger. Von den vier bestellten ließ ich einen liegen, er ging einfach nicht mehr herunter. Anschließend kaufte ich mir noch ein paar CD- und DVD-Rohlinge in einem Computerladen, traf einen Lehrer vom Goethe-Institut, fuhr mit der MRT zum Hua Lamphong, um mir dort noch ein paar Ansichtskarten zu kaufen, und von dort aus mit meiner geliebten 113 zurück nach Hause. Bei meiner weiteren Recherche im Internet bezüglich meiner Weihnachtsreise musste ich einen herben Rückschlag erleiden: Mir wurde aus verschiedenen verlässlichen Quellen mitgeteilt, dass es um die 1000 Dollar kosten würde, wenn ich über Land von Tibet nach Kathmandu, der einzigen zugänglichen Route von Bangkok nach Neu-Delhi, reisen wollte, da man sich als Alleinreisender einer Reisegruppe oder einem örtlichen Führer anschließen müsste. Damit war meine Idee, eine solche Strecke per Landweg zu schaffen, geplatzt, doch ich schmiedete schon neue Pläne, um bis nach Shanghai zu kommen … Der Sonntag (15.11.) war auch nicht viel erlebnisreicher: Ich plante weiter meine Reise, verbrachte den Großteil des Tages im Bett und am Abend gab es wieder eine tolle kulturweit-Konferenz mit zwei anderen Freiwilligen (Paraguay und Bangladesch), währenddessen ich eigentlich superbillige Flüge für den Sommer buchen wollte, da die AirAsia-Aktion mit kostenlosen Sitzplätzen für kommenden Juni bis August an diesem Abend enden sollte. Leider kam ich aber zu spät und schon um 23 Uhr desselben Abends waren alle Flüge um einiges teurer …

Am Montag (16.11.) kam ich pünktlich, wie es sich gehörte, zur Schule und wurde, noch bevor ich das Schulhaus betreten konnte, vom stellvertretenden Schulleiter angesprochen, ob ich denn am heutigen Tag nicht die Sportvertretung übernehmen könnte, weil der Sportlehrer aus gesundheitlichen Gründen ausfiele. Hm, ich war mir nicht sicher, ob ich das wollte, sagte aber zu. Dazu musste ich natürlich wieder nach Hause, um Sportzeug zu holen. Zunächst arbeitete ich jedoch an einer Aufgabe, die ich mir von einer Englischlehrerin hatte geben lassen: Definitionen der möglichen Antworten in einem Lückentext des CAE 1 heraussuchen. Insgesamt ist es eigentlich eine Jahresaufgabe, aber so habe ich wenigstens in den Freistunden immer etwas zu tun. Dann schnappte ich mir Philipps Fahrrad, radelte nach Hause, ergriff mein Sportzeug, kehrte zurück zur Schule und kam so natürlich zu spät zur Pausenbetreuung, wofür ich mir verständlicherweise einen Tadel einfing. Dann erfuhr ich, dass ich an diesem Tag kein Sachkunde hatte, sodass ich eigentlich auch in dieser Stunde hätte das Sportzeug holen können, denn Sport sollte ich erst in der 5. Stunde haben – und zwar mit der 9. Klasse, die ich vorher noch nie unterrichtet hatte. Was sollte ich mit denen also machen? Ich wurde ja praktisch ins kalte Wasser geworfen, also machte ich, was ich am besten konnte: Handball. Sie bekamen von mir eine Einführung, wie man mit so einem runden Ding in der Hand umgeht, ich fand eine super Torhüterin und es gab wirklich ein paar Schüler, die richtiges Potential zeigten. Anschließend duschte ich schnell, raste zur Mittagsbetreuung der Basisstufe und hatte in der 6. Stunde mit der 11. und 12. Klasse wieder Sport. Mit denen hatte ich ja bereits Handball trainiert, also wollte ich mein Training ausbauen – leider vergaß ich aber, dass ich nur eine, nicht zwei Stunden bei ihnen hatte, sodass einige mich kurz vor Schluss der Stunde fragten: „Wie sollen wir das denn schaffen?“ Ich war verdutzt und wusste natürlich nicht, was sie meinten, bis sie mir erklärten, dass sie jetzt eine Prüfung zu schreiben hätten. Nun ja, das musste der folgender Lehrer jetzt verschmerzen … Anschließend hatte ich noch bei der 10. Klasse Sport. Ihnen ließ ich die Freiheit, ob sie lieber Handball spielen oder joggen gehen wollten. Zwei Mädchen entschieden sich für Letzteres, also spielten die anderen ein etwa halbstündiges Handballspiel, so lernten sie auch sehr viel Neues über die Sportart. Der Schultag endete mit dem Thai-Unterricht, der wieder sehr lustig war, denn dieses Mal lernten wir die Farben und ein paar hilfreiche Sätze zum Shoppen. Am Abend fuhr ich mit Philipp, Mira und Gregor ins Fashion Island und wir gönnten uns eine All-You-Can-EatSushi-Bar. Für 280 Baht pro Person stopften wir uns tatsächlich jegliche Art von Sushi, japanischem Essen und leckeren Getränken in die Bäuche und fürchteten, den Laden in den Bankrott zu treiben. 🙂 In der Nacht bereitete ich noch meine nächste Mathe-Stunde vor …

… die ich dann auch gleich am nächsten Morgen (17.11.) verschlief! Ja, ob ihr’s glaubt oder nicht, ich habe den Wecker einfach überschlafen … und bin erst 7.25 Uhr aufgewacht (Schulbeginn ist 7.30 Uhr!). Da ich den Mathelehrer per Telefon nicht erreichte, musste Philipp, der schon in der Schule war, ihm Bescheid sagen. Schnell machte ich mich fertig und kam „pünktlich“ zur zweiten Stunde. Mann, war das peinlich! Dann rechneten wir meine herausgesuchten Mathe-Aufgaben, ich zeigte den Schülern einen neuen Rechenweg für den Dreisatz, den sie meines Erachtens auch ziemlich schnell verstanden hatten, aber den wir leider nicht mehr üben konnten, da ich ja nur noch eine Stunde hatte … Noch dazu kam ich erst zwei Minuten nach dem Klingeln zur anschließenden Pausenbetreuung des etwas zu aktiven Basisstufenjungen, weshalb ich die nächste Peinlichkeit einstecken musste! Ich musste erst einmal wieder herunterkommen und hatte glücklicherweise eine Freistunde. Die anschließende Sachkundestunde verlief dagegen bestens; wir behandelten die Bundesländer und deren Hauptstädte – wobei der Witz des Tages die Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern war. Na, wisst ihr’s? Allen lag es auf der Zunge, irgendwas mit „Schw…“ musste es sein, aber was nur? Dann schien es ein Junge sehr wohl zu wissen und er rief: SCHWEIN! Tja, das war dann natürlich der Lacher der Stunde. Er muss wohl beim Lernen das R ständig überlesen haben … Auch war die folgende Sportstunde mit den Basisstufenmädchen wie immer sehr lustig. Nach der Mittagsbetreuung durfte ich den Kindern wieder eine Geschichte vorlesen, dann war für mich Schluss und ich wurde freundlicherweise von einem Jungen aus der 12. Klasse bis zur Hauptstraße mitgenommen. Bis zu unserer ersten „kommerziellen“ Thai-Stunde schlief ich mich aus, dann holte ich die gute Frau wie abgemacht unten vorm Apartment ab, da man bei uns nur mit Fingerabdruck hereinkommt, und begleitete sie in Miras Zimmer, wo wir nun ab sofort immer Thai-Stunden nehmen sollten. Den Unterricht fand ich sehr schön und war ein bisschen stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte, die Lehrerin zu engagieren. Nach dem Unterricht gingen wir alle ins Mood Food und besprachen die Qualität der letzten Doppelstunde Thai. Fazit: Wir machen weiter, denn es war toll.

Da ich am Mittwoch (18.11.) immer die ersten drei Stunden frei habe, konnte ich die Zeit gut für die CAE-Definitionen nutzen. Anschließend trafen sich alle Schüler und Lehrer zur Aktion „Just Community“, bei der die Schüler in gemischten Altersklassen als Gruppe Vorschläge zur Verbesserung der Schule, insbesondere der Pausen hervorbringen sollen. Es gab sehr interessante, aber auch nicht so originelle Einfälle. Die Ideen reichten von Lehreruniform über eine Strandbar auf dem Schuldach bis hin zu einer Seilbahn auf dem Spielplatz mit einem Kiosk vor der Schule als Finanzierungsvorschlag! Andere wollten gleich die ganze Schule neu streichen, eine Kletterwand außerhalb der Sporthalle installieren oder einen Getränkeautomaten mit Wasser, grünem Tee und Orangensaft, da Cola an der Schule verboten ist. Tja, bin ja mal gespannt, was davon umgesetzt wird … Während der Mittagsbetreuung brachte ich manchen Kindern wieder ein paar deutsche Wörter in Schriftform bei, den Thai-Kindern zeigte ich es auf Thai. Es ist schon hilfreich, endlich die Schrift zu können, so kann ich sogar den kleinen Thais noch etwas beibringen, denn die Schrift können noch nicht alle von ihnen. Anschließend hatte ich noch eine Stunde DaF, bei der die Kinder eine kurze Revision über „Just Community“ schreiben sollten, und danach Prüfungsaufsicht für eine Elfklässlerin in Englisch. Zunächst dachte ich, es sollte nur eine Stunde sein, bis sie mich darauf hinwies, sie habe doch zwei Stunden Zeit. So war ich erst um fünf Uhr heim, schlief dann aber auch gleich zwölf Stunden bis zum nächsten Morgen.

Für den Donnerstagmorgen (19.11.) war ausgemacht, dass ich den Sportlehrer in den ersten beiden Stunden beim 500-m-Schwimmen und 3-km-Lauf unterstützen würde, weil er noch nicht wieder ganz fit sei. Für mich war es ein gutes Training, aber da ich lediglich als Schlusslicht bzw. Aufpasser mitlaufen sollte, war es keine besondere Anstrengung. Die nächsten Freistunden taten gut, um wieder auf normale Temperatur zu kommen, bis ich in der 5. Stunde wieder Sport mit den Basisstufenjungen haben sollte. Da ich aber nicht mitspielte, sondern nur beobachtete und bei Problemchen eingriff, war diese Stunde auch nicht wirklich mühsam. Ich wartete lange bis zur 8./9. Stunde, weil ich in da noch einmal mit einer anderen Klasse das Programm vom Morgen wiederholen sollte. Kurz davor kam aber der Sportlehrer ins Lehrerzimmer und meinte, er habe mich in den letzten beiden Stunden vermisst … hm, da lag in der Tat ein Missverständnis vor, denn zu der Zeit hatte ich ja Mathe gehabt. Zum Glück war ich dieses Mal nicht schuld an einer „verpassten“ Stunde, so konnte ich aber umso zeitiger nach Hause, wieder mal schlafen, meine Dokumente und losen Blätter sortieren und mich mental auf den Thai-Unterricht vorbereiten, der ab sofort immer dienstags und donnerstags stattfinden würde. Auch dieses Mal fand ich ihn wieder sehr amüsant und lehrreich.

Die erste Stunde des Freitags (20.11.) hatte ich wieder frei, so kam ich erst zum Matheunterricht in der 2. Stunde. Bis auf meine Kenntnis, woher das £-Symbol stamme, wurde von mir aber nichts Großartiges verlangt. Die CAE-Definitionen musste ich heute abschließen, da ich die restlichen freien Stunden über das Wochenende meinen China-Reise-Vorbereitungen und der Korrektur von 80 Seiten deutschem Text, die ich mir als kleinen Nebenverdienst außerschulisch aufgebrummt hatte, widmen wollte. Also nutze ich jede freie Minute in der Schule für die englischen Definitionen, was auch eine super Vorbereitung für meinen geplanten ACT oder SAT zur Bewerbung an einer amerikanischen Uni darstellte. Nach der Mittagspause klärte ich noch schnell, dass ich den Montagvormittag frei bekommen möchte, um in die chinesische Botschaft zu fahren, da man nur bei persönlichem Erscheinen ein Visum bekommt, bevor ich meine letzte Stunde in der DsSB für diese Woche hatte: Französisch-Konversation. Zuerst machte ich in einer kleinen Gruppe ein Konjugationsspiel mit einem Würfel, dann brachte ich zwei Schülerinnen, die neu in die Französisch-Klasse gekommen waren, die ich aber schon vom Schattentheater-Projekt kannte, die Grundlagen der französischen Konjugation bei. Als ich zu Hause angekommen war, zog ich mir schnell etwas Legereres an und machte mich auf nach Bangna zu den beiden Jungen, denen ich ja bekanntlich Deutsch beibringe. Der Verkehr war furchtbar und so musste der arme Daniel, der ältere der beiden Jungen, 20 Minuten auf mich warten. Danach kam Florian dran. Diese Trennung ist für den Lernerfolg viel effektiver und so erzählen sie auch mehr auf Deutsch. Bisher hatte ich sie immer zusammen, das war ziemlich unruhig. Als ich fertig war, unterhielt ich mich noch mit der Jüngsten im Hause: Vanessa. Sie spricht nur Englisch und ein bisschen Chinesisch. Auf dem Rückweg stieg ich aus Versehen in die 115 statt in die 113, weil die Zahl schlecht lesbar war. So fuhr ich einen furchtbaren Umweg, kam aber tatsächlich fast in Minburi, meinem Bezirk, an. Irgendwo auf der Suan Sayam stieg ich dann aus, lief auf die Seri Thai und fand mich plötzlich auf einer Autobahn, an der überall Verbotsschilder für Fußgänger standen … ich wusste zwar, wo ich hinmüsste, aber in diese Richtung gab es einfach keinen Weg! Also nahm ich mir ein Taxi und unterhielt mich mit dem Fahrer auf Englisch, Thai und Deutsch. Er gab mir auch seine Nummer, ich ihm meine und er meinte, ich könnte ihn stets anrufen, wenn ich mich mal verlaufen sollte. 🙂

Den Samstag (21.11.) verbrachte ich zu Hause und plante meine China-Reise im Detail durch, schrieb alles mit Datum und Zeit akribisch auf und buchte immerhin ein Hostel. So muss es doch mit dem Visum am Montag in der Botschaft klappen! Für den Abend hatten wir eine Einladung ins Sammakorn, einer Moobaan unweit von unserem Apartment ähnlich dem Perfect Place, zur Filmfigurenparty, die ein paar Lehrer unserer Schule organisiert hatten. Fehlte nur noch das Kostüm: Mira ging als gestiefelter Kater, Liss als Catwoman und ich als … ja, haltet euch fest: Pretty Woman! Ich zog Miras Kleid an, wurde geschminkt und gelockt und schon konnte die Party losgehen! Im Taxi setzte ich mich natürlich vor und machte dem Taxifahrer, der mich etwas verwundert beäugte, gleich klar „Mai tschai gathöi“. Ich weiß nicht, ob er es verstanden hatte, aber er lachte und grinste die ganze Fahrt über. Den Treffpunkt fanden wir auch nicht gleich, also musste ich einen anrufen, der bereits da war. Als wir endlich angekommen waren, schauten uns alle echt überrascht an, wie wir uns zurecht gemacht hatten und ich bekam schon gleich ein paar „heiße“ Angebote … als Pretty Woman. So pretty fand ich mich gar nicht, aber na ja … bei der Auslosung des originellsten Kostüms gewann ich dann auch. Mein Preis war ein silberner Oscar, der sich zu Hause als Musikspiel-Tigger entpuppte. Ansonsten war der ganze Abend sehr lustig, wir tanzten viel und unterhielten uns auch mit den „Angehörigen“ der bereits bekannten Lehrer.

Für heute (22.11.) hatte ich mir eigentlich vorgenommen, die verbleibenden 70 Seiten der bereits erwähnten Tschechisch-Deutsch-Übersetzung zu korrigieren, aber davon habe ich genau eine geschafft! Etwa um vier Uhr nachmittags versuchte ich, mit dem Bus zum Fashion Island zu gelangen, kam aber nicht an, also lief ich immer einige hundert Meter, wartete an einer Haltestelle wieder auf einen möglichen Bus und lief weiter, wenn ein solcher nicht kam. Irgendwann reichte es mir und ich hielt ein Taxi an. Der Fahrer war sehr beeindruckt, dass ich schon „so viel“ Thai nach nur 60 Tagen im Land konnte. Er wollte wissen, was ich noch für Sprachen könnte, also tat ich so, als könnte ich auch „ Französisch“>farangsee“. Demzufolge sollte ich ihm alle möglichen Wendungen ins Deutsche und Französische übersetzen, aber schon „Danke“ war ihm zu schwer. Das Einzige, was er bereits kannte, war „Bonjour“. 😉 Im Fashion Island selbst kaufte ich mir endlich einen Toaster, einen Fön, neue Hemden und einen Gürtel. Dann aß ich noch ausgiebig bei McDonald’s, man verstand dort sogar meine Bestellung auf Thai.

Dazu ein kurzer Thai-Kurs:

Es ist gar nicht so leicht, so etwas zu bestellen, denn ich kenne leider noch immer nicht den Klassifikator für Hamburger. Beispiel: Um „drei Colas“ zu bestellen, sagt man „goog saam gääo“ (wörtlich: Coke drei Glas), wobei „gääo“ ein Klassifikator für Sachen in einem Glas oder in Glasform sind. Menschen, Schüler, Leute, Lehrer usw. werden mit „khon“ („phüang soong khon“) gezählt, Flaschen mit „khuat“ („naam som nüng khuat“) und alles, was in Paaren auftritt (Schuhe, Ohrring) mit „khaang“ („roong thaau haa khaang“). Was man aber für Hamburger verwendet, weiß ich nicht. Vielleicht denselben Klassifikator wie für Brot oder eher wie für runde Sachen? „Mai ruu“. Trotzdem hat sie „häämböögöö sii“ verstanden.





Von Krücken, Kerzen und Krathongs in der Schule

8 11 2009

Mein letzter Artikel endete damit, dass ich mich noch nicht entscheiden konnte, ob ich am letzten Montag (2.11.) zum Loy Krathong in die Schule gehen sollte, wollte oder meinem Gewissen zufolge müsste … und tatsächlich entschied ich mich gegen 10 Uhr morgens nach einer recht geruhsamen Nacht, mich mit meinen Krücken in die Schule zu begeben. Wie, das wusste ich noch nicht genau. Jedenfalls machte ich mich soweit fertig, übte ein paar Schritte und Treppen im Apartment mit den Dingern und suchte mir ein Taxi. Der Weg zur Schule war somit gesichert. Vom Gate der Schule bis zum Innenhof musste ich mich dann wieder auf Krücken vorwärts schieben – und das bei über 30° C! Ich fühlte mich furchtbar hilflos: Die Brille rutschte mir von der Nase, weil ich so sehr schwitzte – die Hose rutschte mir von der Taille, weil ich meinen Gürtel verschlampert hatte – und die Krücken rutschten mir unter den Achseln weg, weil die Geräte hier einfach furchtbar blöd konstruiert sind. Aber schließlich wurde ich herzlich von den Lehrern begrüßt, mir wurde extreme Aufmerksamkeit geschenkt, weil keiner damit gerechnet hatte, dass ich es mit den Teilen bis zur Schule schaffen würde und weil einen Tag zuvor eine Rundmail an alle Lehrer gegangen war, dass ich für mindestens eine Woche ausfallen würde, und auch die Kinder erkundigten sich nach meinem Befinden.

Aber zurück zum eigentlich Grund meines Erscheinens in der Schule: Es war Loy Krathong! Das ist das zweitgrößte traditionelle Fest in Thailand nach Songkran. Loy Krathong ist das so genannte Lichterfest und fällt auf den ersten Vollmond des 12. Monats im Mondkalender, was typischerweise Anfang November ist. Dabei bedeutet „loy“ „schwimmend“ und ein „krathong“ ist ein kleines Floß, das man sich aus einem Stück Stamm des Bananenbaums, einigen Bananenblättern und reicher Verzierung mit Blümchen bastelt. Oben drauf steckt man eine Kerze und zwei Räucherstäbchen. Je nach Belieben fügt man noch Fingernägel und/oder Haare hinzu, um die körperlichen Leiden davonschwimmen zu lassen. Wer möchte, kann auch ein paar Baht-Münzen hineintun, um sich Reichtum zu erbeten. Am Abend wird es dann in einen Khlong, oder vorzugsweise in den großen Chao Phraya gelassen. Normalerweise lässt man es immer mit einem Partner zusammen losfahren, sodass prophezeit wird, ob man zusammenbleibt oder sich trennen wird, je nach Fahrt der beiden Krathongs. Na ja, da mir sowohl aber der Partner als auch die Lust, mit Krücken in die Innenstadt zu laufen, fehlte, hatte ich anfangs kein großes Interesse an so einem Ding. Dann aber sah ich bei der Ausstellung die vielen schönen Boote der Kinder und unterhielt mich ein wenig mit den beiden Thai-Lehrerinnen unserer Schule darüber. Sie überredeten mich schließlich dazu, auch so einen Krathong zu basteln, obwohl ich eine furchtbare Niete in Sachen Kunst bin. Ich fand sogar Gefallen daran, steckte auch noch Liss damit an und am Ende hatten wir beide richtig schöne Krathongs. Vor allem tat es mir aber gut, mit den Lehrern zu reden und überhaupt in der Schule zu sein, da ich mich zu Hause nur gelangweilt hätte! Tja, und natürlich hätte ich die Kinder, die ich mittlerweile richtig lieb gewonnen habe, echt vermisst, obgleich ich an dem Tag nicht viele gesehen habe, da ich eigentlich nur über die Mittagspause an der DsSB war.

Der Abend war selbstverständlich langweilig, da ich meinen Krathong nicht fahren lassen konnte. Aber ich wusste mir zu helfen, flutete meine Dusche, zündete das Schiffchen an und ließ es in der Dusche Kreise drehen. Vielleicht war ich ein Spinner, aber irgendwie gefiel es mir. 🙂 Die anderen verbrachten ihren Abend am Chao Phraya, meinten aber, dass weniger los gewesen war als erwartet.

Den Dienstag und Mittwoch (3.11. & 4.11.) kann ich zusammenfassen: Ich habe beide Tage wie vom Arzt verordnet im Bett verbracht, war aber abends mal wieder aus, um mit den anderen Pizza zu essen.

Der Donnerstag sollte mein letzter Tag mit Krücken sein, da ein erneuter Krankenhausbesuch anstand. Ich begab mich also per Taxi zum Samitivej Srinakarin, während in der Schule der deutsche Botschafter von der DDR und der Mauer erzählte. Beim Anmelden im Krankenhaus gab es einen großen Schock: Ich nannte den Namen des Arztes (wahrscheinlich auch nicht korrekt ausgesprochen) und die Empfangsdame versuchte mir zu erklären, dass der heute keinen Dienst habe und dass mein Termin wohl gestern gewesen sei! Das konnte doch nicht sein! Schnell kramte ich meinen Terminzettel heraus, auf dem glücklicherweise auch der Name des Arztes stand: Schnell wurde der Frau klar, dass ich Vor- und Nachnamen verwechselt hatte! Das ist in Thailand üblich, denn ich werde auch ständig als „Mr. Daniel“ (übrigens ein schwieriger Name für Thais) bezeichnet. Beim Doktor angekommen, wurden mir der Verband und die Schiene abgenommen und ich sollte schon mal „die ersten Schritte“ machen. Natürlich war ich während der letzten Tage bereits hin und wieder gelaufen und so gab ich vor, noch leicht humpeln zu müssen, was im Übrigen auch funktionierte! Der Arzt nahm mir tatsächlich ab, dass ich mich wohl die ganze Woche über im Bett aufgehalten haben musste. Er sagte mir aber zu, dass ich am kommenden Tag schon wieder versuchen könnte, in die Schule zu gehen, aber selbstverständlich nur mit Bandage. Diese sollte mir dann auch von zwei armen Krankenschwestern, die sich vergebens bemühten, angelegt werden. Erst nach Lesen der Beschreibung und Verwenden einer viel größeren Bandage, gelang es den beiden Mädels. Und nachdem ich mit dem Rollstuhl bis zum Taxi und mit diesem nach Hause gekommen war, stieg ich mit den Krücken auf der Schulter aus und lief, als wäre nichts gewesen, in mein Zimmer! Seltsam, wie schnell das ging – aber, ehrlich gesagt, merke ich den Schmerz immer noch.

Am folgenden Tag, Freitag (6.11.), ging ich wie versprochen wieder in die Schule. Und wirklich alle Lehrer waren extrem erstaunt, dass ich wieder so gut gehen konnte, nachdem sie mich noch am Montag mit diesen hässlichen Krücken gesehen hatten. Meine Pflichtstunden waren eigentlich nur Mathe, wobei ich dieses Mal kaum etwas zu tun hatte, und die Pausenbetreuung. So konnte ich mal wieder mit den Kindern reden, die sich wunderten, warum ich eigentlich die ganze Woche nicht da war. Natürlich hatten sie erfahren, dass mein Fuß kaputt gewesen war, aber das verstehen sie in dem Alter noch nicht, wenn es ihnen noch nicht selbst passiert ist. Im Laufe des Tages erfuhr ich, dass am Montag eine ECDL-Prüfung, für deren Übung ich immer mal wieder Freistunden geopfert hatte, in der Schule stattfinden sollte. Also ließ ich mich dafür eintragen, mir alles erklären und kam so mit dem Lateinlehrer, der das mit organisierte, ins Gespräch – wir redeten über Latein, Thai, Notebooks und … ach, das weiß er selbst, er liest ja meinen Blog, und dem Rest meiner Leser ist es auch egal. :-p

Am Abend sollte Martinsumzug in der Schule für alle Kinder bis zur 2. Klasse mit Eltern stattfinden. Dafür brauchte man natürlich eine Laterne, die ich mir dann auch teils von den Basisstufenkindern basteln ließ und teils selbst fertig stellte. Warum der St. Martin hier nicht am 11.11. gefeiert wird? Hm, eigentlich wird in Thailand so etwas gar nicht gefeiert, aber als Schweizer Schule gehört es zur Tradition und musste aufgrund der kommenden Projektwoche vorverlegt werden, damit die Kinder nicht unter der Woche abends so spät noch „wandern“ müssen. Auch war es an einem Freitagabend für viele Eltern leichter, anwesend zu sein. Der Abend begann etwa 5 Uhr mit einem leckeren Buffet, das von den Eltern organisiert wurde, und wir vier Freiwilligen plus Gregor, ein Praktikant im Kindergarten der DsSB, ließen uns diesen Festschmaus natürlich nicht entgehen, bevor es zum eigentlichen Laternenumzug gehen sollte. Für meine Basisstufengruppe musste ich noch schnell ein paar Kerzen in ihren Laternen festkleben und dann wurde die Martinsgeschichte vom Pfarrer vorgetragen. Der Weg führte uns durch eine benachbarte Siedlung, in der uns die Thais verwundert ansehen, da wir alle 200 Meter stehen blieben und irgendwelche deutschen Martins- und Laternenlieder trällerten, die ich vorher noch nie gehört hatte. Während des Umzugs wurden wir immer wieder von den thailändischen Eltern gefragt, wofür man bei St. Martin eine Laterne braucht. Weiß es vielleicht einer von euch? Ich wusste es nicht – und Philipp auch nicht … Wie auch immer, alles in allem fand ich die kleine Wanderung sehr angenehm und es war mal etwas anderes. Liss und Mira konnten übrigens nicht teilnehmen, weil sie zeitgleich beim Salsa in der Innenstadt waren. Dazu mehr auf Miras Blog. 😉

Nach dem Umzug hatten wir noch Gelegenheit, mit ein paar Eltern zu reden, die ich ausnahmslos als erstaunlich nett und offen kennen lernte. Schließlich half ich noch beim Aufräumen mit, spielte noch ein wenig mit den Kindern, deren Eltern sich festgequatscht hatten, und lief dann fast den ganzen Weg durch den Perfect Place zurück, da nahezu alle mir bekannten Leute mit dem Fahrrad statt dem Auto gekommen waren, also keine Mitfahrgelegenheit. Auf halber Strecke nahm mich dann ein Motorrad-Taxi mit und lieferte mich an der Sportsbar, ab, wo ich mir mit Philipp und Gregor ein paar Drinks gönnte. Danach ging es noch in eine Thai-Bar, wir bestellten irgendeinen Litschi-Cocktail in einem Glaskrug, bekamen Liebeserklärungen von den Mädels im Umkreis, Philipp wurde als Harry Potter bezeichnet und dann zogen wir gegen 12 nach Hause. Übrigens: Das habe ich alles mit meinem Fuß einen Tag nach offizieller Entlassung vom Arzt durchgemacht – und hat funktioniert.

Für den Samstag (7.11.) hatte ich mir einen riesigen Einkaufs- und To-Do-Zettel zusammengestellt, wovon ich aber nichts erfüllte, da ich es bevorzugte, zu Hause im Bett zu bleiben und für die ECDL-Prüfung zu trainieren. Der heutige Tag (8.11.) sollte wenigstens etwas erlebnisreicher werden, also suchte ich mir am frühen Morgen mögliche Routen für meinen geplanten Indien-Trip über Land für die dreiwöchigen Weihnachtsferien heraus – und musste feststellen, dass die einzige Route ohne Flugzeug durch Tibet führen würde; auf dem Rückweg wollte ich fliegen, sodass meine Reise in Neu-Delhi enden sollte. Mal sehen, ob ich das wirklich alles so packe. Myanmar und Bhutan muss ich auslassen, da kann man nur mit dem Flugzeug hinein – oder über Land mit monatelangem Papierkrieg. Für die Reise musste ich aber wenigstens einmal alle Botschaften vorher besucht haben, also machte ich mich auf, die laotische zu erspähen, da ich zwangsweise durch Laos musste. Sie war laut Karte nicht weit von meiner Wohnung entfernt, es stellte sich jedoch heraus, dass ich noch gut vier Kilometer von der Bushaltestelle, an der ich ausstieg, laufen musste – und dabei merkte ich, dass Flip-Flops und Bandage sich nicht vertragen, sodass ich mir den ohnehin schon verletzten Fuß auch noch wund lief. Als ich die Botschaft verschlossen vorfand (der Erfolg war aber schon das Auffinden!), nahm ich mir noch die Zeit, um ein wenig durch das touristisch kaum erschlossene Gebiet zu wandern, und danach ein Taxi zurück zur Hauptstraße.

Von dort aus sollte meine zweite Mission starten: Mit dem Bus nach Bangna, um Geld zu sparen, wenn ich zu den beiden Jungen fahre, denen ich Deutsch beibringe. Das mit den Buslinien ist gar nicht so leicht, denn davon gibt es in ganz Bangkok schätzungsweise 200. Man muss gut kombinieren und Karten lesen können, um die günstigsten zum Ziel zu finden. Schließlich kam ich aber mit meinem herausgesuchten Bus nach etwa zwei Stunden in Bangna an und traf dort zufälligerweise auch die gesamte Familie, bei denen ich ja schon öfter war. Wir verabredeten uns wieder für Mittwoch und dann trat ich auch den Heimweg per Bus an. Tja, den ersten Bus bekam auch gleich, doch das Umsteigen in den zweiten klappte einfach nicht, weil ich auf gut drei bis vier Kilometern weder eine Bushaltestelle (!), noch einen für mich geeigneten Bus fand. Nach einem ewigen und schweißtreibenden Fußmarsch ergatterte ich dann aber endlich einen und konnte mich nur schwer und unter Fußschmerzen nach Hause schleppen … tja, und jetzt muss ich noch für die ECDL-Prüfung lernen!





Eine interessante Messe, ein kaputter Fuß und eine Woche Bettruhe?!

1 11 2009

Ich fange beim Sonntag (1.11.) vor genau einer Woche an, weiß jedoch nicht mehr, was ich da so sehr Erlebnisreiches getan haben soll. Meine Toilette hatte ich bis dahin immer noch nicht repariert, also rang ich mich, nachdem ich im hauseigenen Restaurant zu Abend gegessen hatte, dazu durch, den armen Hausmeister nachts um 10 Uhr darüber zu informieren, dass mein Klo nicht mehr funktionierte. Eigentlich mussten wir beide lachen, doch ich weiß, dass ihm nicht wirklich zum Lachen zu Mute war. Trotzdem suchte er sich einen Pömpel, folgte mir aufs Zimmer und löste das Problem im Handumdrehen … woran ich stundenlang herumprobiert hatte!

Auch der Montag danach war nichts Besonderes, obgleich man sah, dass alle Lehrer und Schüler viel frischer und erholter nach den Ferien aussahen. Wir unterhielten uns darüber, wer wo gewesen war und was man so erlebt hatte. Ich erfuhr, dass nicht nur Mira und ich in Kambodscha gewesen waren, sondern auch andere Lehrer und Schüler, dass sich viele am Strand gesonnt hatten und dass es einige sogar in ganz andere Länder, meist per Flugzeug, verschlagen hatte. Bis auf die Mittagspause mit der Basisstufe hatte ich nur Freistunden, so konnte ich mit vielen über die Ferien reden und auch einiges aus Kambodscha berichten. Im Eifer, dass ich die nachträgliche Gratulation zum 6. Geburtstag eines Basisstufenmädchens nicht verschwitze, vergaß ich, dass auch der Junge, auf den ich in den Hofpausen immer besonders achten sollte, in den Ferien Geburtstag hatte. Das merkte ich spätestens, als ich ihn zur zweiten Pause im Klassenzimmer abholen wollte und fast über seinen Kuchen, den er an die anderen Kinder verteilte, stolperte! Hastig gratulierte ich ihm und ergatterte noch ein Stück. Während meiner anschließenden Freistunde wusch ich das für den Kuchen verwendete Geschirr ab und freute mich auf die Mittagsbetreuung. Zwar fiel an diesem Tag der Thai-Unterricht wieder aus, aber da das Internet zu Hause ohnehin nicht gehen sollte, entschied ich, mich noch ein paar Stunden länger in der Schule aufzuhalten und alles Wichtige für die nächsten Tage vorzubereiten. Am Abend trafen wir vier Freiwilligen und Gregor, ein Praktikant der DsSB uns im Restaurant gegenüber, um jeweils eine kleine Foto-Show über unsere Ferien zu präsentieren. Dann gesellte sich noch ein Neuseeländer zu uns, den Mira auf ihrer Kambodscha-Reise kennen gelernt hatte, und damit ging der Montag zu Ende.

Der Dienstag verlief gewohnt stressig, wobei mir der Mädchensport mit der Basisstufe wieder am meisten Spaß bereitete. Sie freuen sich immer so, wenn ich ihre Spiele mitmache. Die Sportlehrerin bot mir an, dass ich mal ein neues Spiel für die Kinder einführen könnte, weil sie eigentlich noch nicht sehr viele kannten. Dankend nahm ich das Angebot an und versprach, was ich bis zur nächsten Woche leider nicht halten können würde … Am Nachmittag war wieder Lehrersport angesagt und mir graulte es schon wieder vor dem Heimweg, da ich abermals mit meiner 5-kg-Tasche mehrere Kilometer bis zur Bushaltestelle, an der ohnehin nur jede halbe Stunde ein Songthaew vorbeikommt, laufen musste. Doch dieses Mal war mir das Glück hold und eine Mutter eines RIS-Schülers hielt an, um mich bis zur Hauptstraße mitzunehmen.

Der Mittwochvormittag begann mit schulfrei – und zwar für die Schüler! Die gesamte Lehrerschaft musste zur so genannten Fortbildung auf die WorldDidac 2009 Bangkok im Queen Sirikit Convention Center, einer großen Messe, auf der sich verschiedene Firmen mit ihren neuesten Erfindungen im Bereich Bildung präsentierten. Man konnte viel ausprobieren, wurde hin und wieder angesprochen und bekam einige Prospekte. Der wohl größte Stand ging von Deutschland aus, viel wurde auch vorgestellt aus Korea, Japan, Thailand und China. Da gab es beispielsweise Tafeln, auf denen man mit einem Magnetstift schreibt, die automatisch erkennt, ob die Antwort richtig oder falsch ist … oder wie wäre es mit Mikroskopen, deren Bilder auf der Tafel für alle sichtbar erscheinen? Auch Solarautos, die nur mit Sonne und Wasser fahren, waren eine der zahlreichen neuen Errungenschaften der bildenden Technik. Für die Lehrer war es Pflicht, bis 14 Uhr zu bleiben, Philipp, Liss, Mira und ich durften aber schon eher, das heißt um halb 11, gehen, da es für keine obligatorische Veranstaltung war. Was sollte man auch noch vier Stunden dort, wo ich doch in anderthalb Stunden jeden Stand zweimal besucht habe und von jedem ausgiebig beraten fühlte? Insgesamt fand ich die Messe wirklich sehr interessant und gut gestaltet, aber ich hatte mir mehr Stände erwartet. Anschließend gingen wir nach Chinatown, aßen beim Japaner und ließen uns von einem Thai, der wirres Zeug redete und uns immer wieder fragte, was wir heute schon so alles gesehen hatten, zum Bootssteg an den Chao Phraya fahren. Wir kauften uns ein Ticket und fuhren prompt in die falsche Richtung, denn unser Ziel hieß Nationalmuseum und nicht der Süden von Bangkok. So stiegen wir am nächsten Pier aus und fuhren mit demselben Ticket in die entgegengesetzte Richtung. Die Fahrt war angenehm erfrischend und auch recht schnell. Wir kamen auch bald am Nationalmuseum an, aber ich wusste ja, dass ich spätestens 16 Uhr zu Hause sein musste, um wieder zu den beiden Jungen zu fahren, denen ich Deutsch beibringe. Mittlerweile war es schon kurz vor zwei und mit dem Taxi bis nach Hause dauert es halt immer etwa eine Stunde, wenn man gut durchkommt. Dafür erwischte ich aber einen supernetten Taxifahrer, der mit mir viel Thai redete. Zunächst musste ich erklären, wer ich bin und was ich hier in Bangkok mache, dann sollte ich ihm von Deutschland erzählen: Welche Sprache man dort spricht, ob wir auch Taxis, Tuk-Tuks, Züge und Motorräder haben usw. Schließlich buchstabierte er erst seinen Namen auf Englisch, dann versuchte ich es auf Thai. Welch Glück, dass ich alle Buchstaben in seinem Namen kannte. Er erzählte mir, dass er Hunde liebt, und brachte mir die Tonhöhen bei, was ihn teilweise wohl sehr erheiterte. Schließlich schlief ich völlig übermüdet ein und kam sicher am Ziel an, sodass ich noch Luft bis zu den Deutschstunden hatte. Wieder zu Hause vom Unterricht arbeitete ich noch bis spät in die Nacht an meiner Präsentation in Deutsch, die ich endlich am Freitagmorgen halten sollte …

Da ich am Donnerstag die ersten beiden Stunden frei hatte, schlief ich auch aus und kam pünktlich zu meiner Pausenaufsicht. Ich öffnete die Tür der Basisstufe und sah schon wieder viel Kuchen! Wie ja bereits eher erwähnt, hatte auch ein Basisstufenmädchen in den Ferien Geburtstag. In der dritten Stunde, also meiner ersten, stand Sachkunde an. Der Klassenlehrer teilte seine 4., von der ich die eine Hälfte übernahm. Es ging um die Benutzung eines Atlasses, die wichtigsten Städte und Nachbarländer Deutschlands und das Erkennen und Einzeichnen von Grenzen. Mir machte die Stunde wirklich viel Spaß und so holte ich mir zusätzliche Stunden, bei denen ich diesbezüglich assistieren sollte.

Es klingelte … die Stunde war vorbei, ich ging ins Lehrerzimmer und dann wieder heraus. Ihr fragt euch jetzt, warum ich so einen Blödsinn erwähne? Tja, eben, weil auch ich mich frage, warum ich wieder aus dem Lehrerzimmer herausging – denn das sollte die komplette kommende Woche verändern! Irgendwie lief ich mit Liss zusammen die Treppe hinunter und wollte wahrscheinlich beweisen, dass ich schneller als sie Treppen laufen könnte, sodass ich die letzten beiden Stufen gleichzeitig nahm … zumindest versuchte ich das … und dann: Krrrk! Autsch, das tat weh! Ich war mit der Ferse auf der letzten Stufe hängen geblieben und verknackste mir so den Fuß. Sofort wusste ich, dass für mich dieser Tag erst einmal gelaufen war! Woran ich mich noch erinnere: Die Sportlehrerin der Basisstufe kam gerade vorbei, fragte, was mit mir passiert sei, und ich konnte nur antworten „Ich kann heute wohl nicht zum Sport kommen“. Dann humpelte ich zu einem Sitzplatz nahe der Treppe und wurde von zwei Eltern, die in der Küche halfen, mit Eis versorgt. Nach ein paar Minuten fühlte es sich auch wieder besser an und ich konnte zu ihnen in die Küche, um mich noch mal zu bedanken. Sie schickten mich vorsichtshalber in die Schulklinik der RIS, wo mein Fuß verbunden und die Schmerzen mit einer Salbe gestillt wurden. Plötzlich ging es mir wieder gut, als wäre kaum etwas passiert. Ich lief zurück in die Küche, unterhielt mich noch eine Weile – im Stehen (!) – mit den beiden Eltern über meinen Aufenthalt in Thailand und ging zurück ins Lehrerzimmer. Selbst den Sportunterricht ließ ich nicht ausfallen (allerdings stand ich größtenteils nur herum und beobachtete), im Mathematikunterricht erzählte ich den interessierten Schülern im Stehen von meiner Kambodschareise und in der 8./9. Stunde beaufsichtigte ich noch eine Klausur der 11. Klasse in Deutsch. Als ich nach diesen letzten zwei Stunden wieder aufstehen wollte, merkte ich schon, dass der Fuß inzwischen größer als der Schuh geworden war. Ich suchte mir eine Mitfahrgelegenheit, damit ich nicht mehr viel laufen musste und legte mich zu Hause sofort schlafen. Als ich am späten Abend aufwachte, war die Schwellung immer noch nicht zurückgegangen. Ich hatte Angst vor einem Bänderriss und entschied, mich am nächsten Morgen ins Krankenhaus zu begeben, falls es so schlimm bleiben sollte. Vorsichtshalber sagte ich auch die Präsentation in Deutsch ab – ich weiß bis heute nicht, was aus den ersten beiden Stunden an dem Freitag geworden ist, denn eigentlich sollte ich die Präsentation halten, weil die Lehrerin zur Fortbildung sein würde … Zudem fiel mir ein, als der Computer meldete, dass der Akkustand schon sehr niedrig sei, dass ich mein Ladekabel in der Schule vergessen hatte! Falls ich nun am nächsten Morgen nicht in die Schule kommen sollte, müsste ich das ganze Wochenende ohne Computer verbringen …!

Am Freitagmorgen entschied ich dann doch, aufgrund des Zustandes meines Riesenfußes, mich ins Krankenhaus zu begeben und mich in der Schule für diesen Tag abzumelden. Um Geld zu sparen, wollte ich es mit dem Motorrad-Taxi versuchen, aber der Fahrer verlangte 150 Baht! Dafür konnte ich mir auch ein Taxi nehmen. Meine vergeblichen Versuche, ihm auf Thai zu erklären, dass ich nur 80 Baht oder sonst nur 1000er-Scheine, die er ohnehin nicht wechseln könnte, hatte, halfen da auch nicht. Er verstand ja nicht mal „roong phajaabaan“, obwohl man eigentlich für dieses Wort keine Töne braucht! Jede Silbe hat einen normalen mittleren Ton, aber gerade das ist für uns Deutsche schwer; wahrscheinlich treffen wir eher die tiefen Töne … wie dem auch sei, als ich ihm den Namen des Krankenhauses nannte, dämmerte es ihm, aber der Preis blieb. Da mir das Taxi aber zu teuer war, nahm ich den Bus die Hauptstraße herunter, stieg etwa auf der Hälfte der Strecke aus und fragte nun die Taxifahrer der Reihe nach, ob mich einer für meine übrigen 60 Baht zum Samitivej Srinakarin fahren würde. Darauf ließ sich keiner ein, aber immerhin einer erbarmte sich und fuhr mich an eine Tankstelle, um einen meiner Tausender zu wechseln. Am Krankenhaus angekommen zeigte das Taximeter doch tatsächlich 63 Baht an, als hätte ich es gewusst! Aus Höflichkeit verlangte der Taxifahrer auch nur 60 Baht, wie ich es im Voraus mit ihm ausmachen wollte. 😉

Vor dem Krankenhaus wurde mir gleich ein Rollstuhl angeboten, den ich dankend ablehnte. Das Stückchen sollte mein Fuß nun auch noch mitmachen. In dem riesigen Komplex angekommen, fragte ich nach der Orthopädie-Abteilung, wurde in die 3. Etage geschickt, die gar nicht so leicht zu erreichen war, und stand in der richtigen Etage vor der Baby-Abteilung. Weiteres Fragen war nötig und schließlich kam ich an, wo ich hinwollte. In meinem besten Thai gab ich den Damen zu verstehen, dass mir der Fuß wehtut, und schon bekam ich ein langes Formular auf Englisch, auf dem ich meinen Lebenslauf ausbreiten sollte. Ich musste sogar angeben, wer für mich entscheiden sollte, falls ich das nach der Behandlung nicht mehr selbst könnte. 😀 Und noch etwas: Da auf meinem Ausweis mein Nachname als „KRAUßE“ aufgeführt ist und die Thais sich ohnehin bemühen müssen, unsere Schrift zu lesen, bin ich ab sofort im Krankenhaus als Mr. KRAUBE bekannt. Aber danach ging alles ziemlich reibungslos: Ich wurde mit dem Rollstuhl zum Arzt gefahren, dieser beriet mich sehr gut auf Englisch, dann zum Röntgen und wieder zurück zum Arzt. Er diagnostizierte eine „ankle ligament injury“, also Bänderzerrung oder Supinationstrauma, wie auch immer es auf Deutsch heißt, und verordnete mir eine Woche Bettruhe. Schließlich schob man mich zur Kasse, an der ich die Unmengen an verschriebenen Medikamenten, die Behandlung, die Krücken und jegliche andere Gebühren bar bezahlen musste. Zum Glück hatte ich mir noch ein paar Tausender eingesteckt, bevor ich losgefahren war. Dann wurde mir ein Taxi gerufen und ich konnte in Ruhe nach Hause fahren.

Leider hatte ich zu Hause immer noch kein Ladekabel, also meldete ich per Handy, dass ich eine Woche ausfallen würde. Ich schlief ein und wurde von einem Anruf aus der Schule geweckt, ob ich tatsächlich eine Woche im Krankenhaus verbringen müsse! Na ja, irgendwie wurde meine Nachricht wohl missverstanden oder missverständlich weitergetragen … trotzdem war es gut zu wissen, dass sich alle Sorgen um mein Befinden machten. Das, was mich an der ganzen Sache ärgerte, war, dass ich nicht an Halloween, nicht am Lichterfest Loy Krathong und auch nicht am Unterricht in der nächsten Woche teilnehmen würde.

So geschah es dann auch, dass ich den gesamten Samstag zu Hause blieb, während sich die anderen für Halloween zurechtmachten und schließlich dann auch ausgingen. Aber ich fand es wirklich sehr toll, dass mir alle helfen wollten und Einkäufe für mich erledigten! Den Sonntag verbrachte ich damit, die Versicherungsunterlagen zusammenzusuchen, auszufüllen und schon einmal eine informative E-Mail an meine Auslandskrankenversicherung zu schreiben. Am Abend ging ich das erste Mal wieder auf die Straße, um mir im Restaurant gegenüber „seafood“ zu gönnen: Muscheln, Garnelen und irgendwelche Fischeier … sah nicht sehr appetitlich aus, schmeckte zum Glück a

ber gar nicht so schlecht. Danach trafen sich Philipp, Liss, Mira und ich wieder einmal, um einen Film zu schauen, aber mehr als eine Herr-der-Ringe-Parodie von Liss‘ Kumpels schafften wir zeitlich nicht.

Nun ist es wieder zwei Uhr nachts hier und eventuell wollte ich morgen bzw. heute mal in der Schule zum Loy Krathong vorbeischauen. Das entscheide ich, wenn ich aufwache …

Ach ja, Bilder gibt es dieses Mal fast keine, warum wohl?





Rundreise durch Kambodscha

24 10 2009

Das war er also: Mein erster Ausflug durch die wichtigsten Städte und Plätze eines außereuropäischen Landes – nur ich und mein Rucksack mit dem Nötigsten für knapp eine Woche Kambodscha. Viel hatte ich mir vorgenommen und ich muss sagen: Ich habe alles gesehen und geschafft, was ich wollte: Eine Zugfahrt von Bangkok bis zur kambodschanischen Grenze, die berühmten, Jahrhunderte alten Khmer-Tempel von Angkor, eine Bootstour durch den Tonlé Sap bis nach Phnom Penh, die noch an vielen Stellen von dem Khmer-Rouge-Regime vor 30 Jahren erzählt, den Strand von Sihanoukville ganz im Süden und eine Bustour entlang der Küste bis zurück nach Bangkok. Doch bevor ich diese Reise überhaupt antreten konnte, gab es noch drei wichtige Dinge zu regeln: Meinen sportgeprägten Donnerstag, die Einigung mit Mira, ob wir zusammen nach Kambodscha fahren sollten, und die letzten Hotelreservierungen …

Der Donnerstag vor einer Woche begann mit zwei Sportstunden der 10. Klasse, der ich als Vertretungslehrer ein paar Sachen zum Thema Handball beibringen sollte. Klar, als langjähriger Handballer sollte das für mich kein Problem sein, doch irgendwie hatte ich schon ein seltsames Gefühl, ob der Sport vor allem bei den Mädchen ankommen würde. Doch schließlich hatte ich ein gutes Trainingsprogramm mit Aufwärmung, Einwerfen und Täuschungsvarianten zusammengestellt, sodass am Ende über eine halbe Stunde für das Spiel, anhand dessen ich viele Regeln und Spielzüge erklären konnte, übrig blieb. Sogar die Mädchen spielten mit und manche Jungen zeigten echtes Potenzial! Nach einer mir gegönnten Freistunde hieß es Fußball mit den Basisstufenjungen. Auch hier gab es wieder ein paar, die wirklich etwas drauf hatten und andere, denen Fußball verständlicherweise wohl keinen Spaß machte. Nach der Pausenaufsicht durfte ich wieder ran: Handball mit der 11. und 12. Klasse. Ich baute ein paar neue Elemente ein, die ich bei der 10. Klasse weggelassen hatte, sodass am Ende weniger Zeit für das Spiel blieb. Trotz allem schien in diesen Klassen die Begeisterung noch höher, was mich echt stolz machte. Nun stand eigentlich nur noch die Präsentation in Deutsch an, doch die konnte ich ausfallen lassen, weil in der Stunde noch ein Test geschrieben werden sollte. Aus diesem Grund ging ich eher nach Hause, legte mich schlafen und wachte erst wieder zum DVD-Abend anlässlich der Verabschiedung einer Praktikantin der DsSB auf. Wir schauten „Die Welle“, einen Film, den ich sowieso schon immer mal hatte sehen wollen.

Der Freitag war der Planung meiner Kambodscha-Reise gewidmet: Die erste Stunde schlief ich aus, dann kam ich viel zu spät zur zweiten, weil ich noch etwas wegen der Französisch-Nachhilfe geklärt hatte. Doch da in Mathematik ohnehin nur ein Film zum Abschluss vor den Ferien geschaut wurde, musste ich dieses Mal nicht assistieren … eine Stunde mehr für meine Kambodscha-Vorbereitung! Ich reservierte also einen Platz in Phnom Penh im Dara-Reang-Sey-Hotel und bekam ein Sonderangebot für dieselbe Hotelkette in Siem Reap. Das nahm ich dann auch gleich an, beließ es aber auch bei diesen beiden Reservierungen; für Sihanoukville würde mir schon etwas vor Ort einfallen. Für die ZfA mussten wir an dem Tag noch eine Tätigkeitsbeschreibung abliefern, ansonsten verlief der Schultag bis zur 7. Stunde, bei mir also Französisch-Konversation mit der größten Klasse der DsSB, recht ruhig. Selbstverständlich freuten sich die Schüler auf die Ferien und konnten sich kaum konzentrieren. Als es dann endlich klingelte, freute auch ich mich auf meine bevorstehende Reise … und so richtig hatte ich mich mit Mira noch nicht geeinigt, ob wir nun zusammen, getrennt oder ob sie überhaupt nach Kambodscha reisen würde. Noch dazu bevorzugte sie es ohnehin, auf einem Dorf ohne Strom und Wasser zu leben, während ich herumkommen wollte. Ich wollte auch lieber auf dem Bangkoker Hauptbahnhof von Freitag zu Samstag übernachten, sie mitten in der Nacht mit dem Taxi dorthin fahren, weil unser Zug bis zur Grenze um 5.55 Uhr abfahren sollte … Bis zum frühen Abend war ich dann doch in Bangna, wo ich das erste Mal mit den beiden Kindern eine Stunde Deutsch lernte, bekam etwas zum Abendbrot, kaufte mir noch einen teuren, aber sehr guten Reiserucksack und machte mir mit Micha, dem fünften „kulturweit“-Freiwilligen in Thailand, aus, ihn in der Nacht zu besuchen, da er nahe dem Hua Lamphong, wohnte. Als Mira das mitbekam, entschloss sie sich auch dazu, die Nacht bei Micha durchzumachen und von dort aus früh zeitig mit mir zum Bahnhof zu fahren.

Alles, was jetzt folgt, kann auch als Reisetagebuch und Tipp für andere Kambodscha-Backpacker genutzt werden. Vielleicht werde ich auszugsweise hiervon auch etwas auf anderen Websites veröffentlichen. Viele Eindrücke sind subjektiv und sollen in keinster Weise eine Gesellschaft, ein Land oder gewisse Leute verletzen; scheint dies dennoch der Fall, so bitte ich meine Leser, mich darauf hinzuweisen, ich werde es umgehend löschen.

Mira und ich kamen überpünktlich halb 6 morgens auf dem Hua Lamphong an, von wo aus ein Dritte-Klasse-Zug für 58 Baht ab 5.55 Uhr bis Aranyaprathet fahren sollte. Die Fahrt dauerte sechs Stunden, die Sitze waren aus Holz und es gab keine Klimaanlage, nur offene Fenster. Mein Sitz brach während der Fahrt zusammen, ständig wurde Essen und Trinken für etwa 20 Baht das Stück angeboten und man saß recht eng; manche Leute bekamen nur Stehplätze. In Aranyaprathet angekommen, lernten wir einen Jura-Studenten und eine Medizin-Studentin aus Deutschland kennen, mit denen wir uns zunächst per Tuk-Tuk für insgesamt 100 Baht zum angeblichen Visa-Ausstellungsort in der Grenzstadt Poipet begaben. Die „Behörden“ schienen mit meinem e-Visa, das ich für 25 US$ online erworben hatte, nicht sehr glücklich. Dafür mussten Mira 1300 Baht und die anderen beiden 1500 Baht hinlegen. Normalerweise braucht man dafür Visabilder, und obwohl Mira sie vergessen hatte, lief alles recht reibungslos. Alle hatten nun ihr Visum und wir konnten aus Thailand ausreisen. Nach weiteren Kontrollen und ersten Eindrücken von Kambodscha reisten wir ein – ich muss sagen, obgleich das e-Visa noch nicht so bekannt ist, bin ich damit wohl am günstigsten und schnellsten gefahren. Ich hob zügig ein paar Dollar an einem ATM-Automaten ab und dann hatten sich die anderen schon in einen Shuttle-Bus zu dubiosen Taxiständen nach Siem Reap begeben. An dem Visa-Ausstellungsort in Poipet wurden wir noch vor Shuttle-Bussen u.Ä. gewarnt, nur damit wir ein Taxi von „denen“ nähmen. Schließlich stiegen wir dann in ein so genanntes „share taxi“ nach Siem Reap, für das jeder von uns 12 US$ zahlte. Dort angekommen, wurden wir in Tuk-Tuks verladen, die uns zu einem Hinterhof-Guesthouse für absolut niedrige Preise brachten. Wir stiegen aus und liefen zurück zu einem zentraleren Platz. Dort trennten sich Mira, ich und die anderen beiden; ich suchte mir einen Tuk-Tuk-Fahrer namens Pealy, der mich zu meinem Dara-Reang-Sey-Angkor-Hotel bringen konnte. Diesen Fahrer „mietete“ ich mir dann auch für die nächsten zwei Tage, wir machten eine Zeit für die Besichtigung Angkors aus und verabschiedeten uns. Beim Einchecken im Hotel gab es ein paar Schwierigkeiten, obwohl doch mein Name mit Reservierungsbestätigung auf dem Rezeptionsschalter lag; anschließend war der Empfang sehr herzlich, man bot mir ein Getränk an und zeigte mir den Raum. Wow! In so einer Luxus-Suite hatte ich noch nie vorher residiert: Es gab einfach alles, was man brauchte und nicht brauchte: ein großes Bett, eine Klimaanlage, einen Fernseher, einen Schrank, eine Dusche, eine Badewanne, ein Waschbecken aus Granit, täglichen Waschservice, eine tolle Lichtanlage vom Bett aus, Frühstück, Pick-up-Service und einen Swimming-Pool mit Unterwasserbeleuchtung. Mein Sonderangebot lautete 20 US$ pro Nacht, eigentlich kostete es 66 US$. Der Blick aus dem Fenster sei einmal unerwähnt, aber das ließ sich verschmerzen. Am Abend ließ ich mir ein Tuk-Tuk rufen, das mich für 2 US$ zum Angkor Mondial Restaurant mit Khmer-Show und Buffet und wieder zurück brachte, und bald darauf schlief ich in dem schönen Zimmer ein.

Der Sonntagmorgen begann mit der Reservierung meines Bootstickets nach Phnom Penh für den folgenden Tag. Entgegen meinem Erwarten musste ich ganze 36 US$ im Voraus bezahlen! Damit waren meine ersten 100 Dollar schon fast alle und ich hatte noch nichts Besonderes gesehen. Der Rest sollte dann für die Angkor-Tour draufgehen. Meinem Tuk-Tuk-Fahrer musste ich auch noch fünf Dollar für den Sprit leihen, weil er angeblich in der frühmorgendlichen Eile sein Portemonnaie vergessen habe. Die Straße zu den Tempeln war erstaunlich gut ausgebaut, ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Dennoch schien mir der Ausflug nahezu gesundheitsgefährdend: Man fuhr durch die staubige und stinkende Stadt und saß im Tuk-Tuk praktisch direkt hinter dem Auspuff des Mopeds, an dem der Wagen hing. Nach einer langen Fahrt durch den Wald, während derer ich schon zahlreiche Touristen erblicken konnte, erreichten wir endlich einen See, von dessen Ufer aus man schon einen ersten Eindruck vom Angkor Wat kriegen konnte. Doch zunächst fuhren wir daran vorbei und hielten am Angkor Thom, der größten Tempelanlage insgesamt, die weitere Tempel in sich beherbergt. Ich kaufte mir auf Zurufen eine Art Reiseführer namens „Ancient Angkor“ für ganze 8 US$! Im Laufe meines Trips durch die Anlage sank der Preis von Angebot zu Angebot, bis man mir das Buch am Ende meiner Tour für nur einen (!) Dollar verkaufen wollte. Spätestens hier am Angkor Thom lernte man, wie arm viele Leute in dem Land wirklich sind und schon bald konnte man sich vor Bettlern und extrem zähen Verkäufern nicht mehr retten. Wie dem auch sei, am Bayon, einem der mächtigsten Bauten der Welt, angekommen, setzte mich Pealy ab und ging in ein Restaurant. Ich sollte mir in der Zeit die gesamte Angkor-Thom-Anlage ansehen. Vom Bayon aus ging ich zu dem sich in Restauration befindlichen Bapuon und dann ein Stückchen abseits durch eine Tempelruine zumPhimeanakas, auf den man teils auf einer schmalen Holztreppe, teils auf uralten, gefährlich steilen Steintreppen hochklettern konnte, um die schöne Aussicht über den dichten Dschungel zu genießen. Danach lief ich ohne Plan – obwohl ich ihn ja gekauft hatte, nur nicht hineinschaute – zur so genannten Elefantenterrasse und waghalsig über eine sehr morsche Brücke zu den zwölf wahrscheinlich religiös nutzlosen Suor-Prat-Türmen.

Dann suchte ich meinen Fahrer wieder (glücklicherweise hatte er mir die Nummer des Restaurants genannt) und er fuhr mich zu einem Tempel namens Ta Prohm, in dem auch der Film Tomb Raider gedreht worden war. Als ich nach einem längeren Marsch durch den Dschungel endlich ankam, merkte ich schnell, warum dieser Ort als Drehort auserkoren worden war: Es wirkte einfach unheimlich, gespenstisch und gleichzeitig aber auch sehr geheimnisvoll, wie die riesigen Würgefeigen mit ihren Wurzeln praktisch aus den Ruinen herauswuchsen. Ich stiefelte durch teilweise eingefallene Gemäuer, vorbei an riesigen Spinnenweben und von Weitem sichtbare Ameisenstraßen, bis ich am anderen Ende wieder herauskam. Auf der anderen Seite sollte mein Fahrer mich eigentlich wieder in Empfang nehmen, doch der ließ sich nicht blicken. Ich lief auf dem Markt, der mit bettelnden und handelnden Kindern übersät war, auf und ab, fand ihn aber nicht. Dann entfernte ich mich vom Markt, hätte aber nicht so leicht ohne Fahrer weiterkommen können, da der nächste Tempel gut zwei Kilometer entfernt war. Kurz vor der Verzweiflung half mir dann ein Junge, der erstaunlich viel auf Deutsch sagen konnte, meinen Fahrer zu finden. Ich hätte ihm sogar ein paar Riel (das ist die Landeswährung) gegeben, aber er wollte mir ständig seine kambodschanischen Flöten andrehen, die ich einfach nicht brauchte. Schließlich fanden wir zusammen dann Pealy, der mich zum letzten Tempel vor Angkor Wat brachte: Banteay Kdei. Hier traf ich gleich am Anfang auf die nervigsten Händler überhaupt, denen ich allen versprechen musste, dass ich ihre Bücher, Flöten, Armbänder, Ketten und sonstigen Waren auf dem Rückweg kaufen werde. Klar, das kann man schnell versprechen, aber mein Fahrer wartete ja auf dieser Seite des Tempels wieder auf mich – keinen Ausweg also, um die Händler zu umgehen. Ich traf auch auf ein paar Kinder, mit denen man sich auf Englisch und Deutsch gut unterhalten konnte. Sie verrieten mir ihre Namen und erklärten mir, dass sie am nächsten Tag wieder in die Schule müssten. Tipp meinerseits also: Lieber wochentags um die Vormittagszeit die Angkor-Anlagen besichtigen, umso weniger bettelnde Kinder muss man ertragen! Auf meinem Rückweg vom Banteay Kdei Richtung gegenüberliegendem Srah Srang, einem schon seit zehn Jahrhunderten existierenden See mit Plateau, traf ich wieder auf ein kleines Mädchen, das mir einfach so einen Armreif schenkte und dem ich dafür versprach, dass ich mir „ihren“ Laden ansehen werde, wenn ich zurück vom See komme. Ich hielt mein Versprechen und sah mir all ihre T-Shirts an. Dann verlangte ich ein blaues in der Größe M, auf dem wenigstens irgendetwas vom Angkor Wat stünde. Das gab es natürlich nicht, aber irgendwoher besorgte sie – das Mädchen war höchstens 12 Jahre alt! – mir dann doch eines, und ich gab ihr die versprochenen 3 US$. Ach Mensch … wie kann man diesen armen Menschen nur helfen? Das muss ein furchtbares Leben sein …

Bevor es zum Angkor Wat gehen sollte, wollte ich mich noch einmal in einem Restaurant stärken und kramte dazu meine letzten Dollar heraus – Riel hatte bis dahin kaum welche. Das Wirtshaus, an das mich Pealy brachte, schien von außen her nicht sehr vertrauenswürdig, aber es war innen sehr geräumig, sauber und das Essen schmeckte.

Schließlich fuhr mich Pealy zum Angkor Wat. Auf dem Weg dahin traf ich zufälligerweise Mira, die mir mit dem Fahrrad und einem Jungen entgegenkam. Dann redeten wir ungefähr gefühlte 30 Sekunden miteinander, bis ich wieder ins Tuk-Tuk und sie auf ihr Rad stieg. Das nächste Mal sollte ich sie erst wieder in einer Woche in der Schule sehen. 😉 Im Angkor Wat hielt ich mich dann gute zweieinhalb Stunden auf. Schon auf der Brücke, noch vor dem eigentlichen Eingang zum Tempel, wurde ich von einem, wie sich später herausstellte, Studenten empfangen, der mir einfach so ein paar geschichtliche und religiöse Erzählungen näherbrachte und mich herumführte, wo sonst kein Tourist entlang geht. Nach nicht einmal einer halben Stunde beendete er die Führung und verlangte Geld dafür. Mehr als zwei Dollar, die er bitter annahm, wollte ich ihm nicht geben; so viel hat er mir nun auch wieder nicht gezeigt. Das Nationalsymbol Kambodschas erklärt auf zahlreichen Steinreliefs an den Wänden diverse religiöse Riten, Kämpfe und Gottestaten. Nachdem ich mir alles im Tempel angesehen hatte, wanderte ich abseits jeglicher touristischer Route nördlich vom Angkor Wat in Richtung einer im Wald verborgenen Ruine. Der Weg dahin war schon etwas gruselig: Links und rechts standen seltsame Bäume im Morast, vor mir kroch ein 30 Zentimeter langer und 4 Zentimeter dicker roter Tausendfüßler über den Weg, an den Bäumen hingen und auf dem Boden krabbelten große blaue Spinnen, die ich zuvor noch nie gesehen hatte, und ständig verfolgten mich irgendwelche Moskitos. An der Ruine angekommen, fand ich leider nur einen einheimischen Fischer an einem mir unbekannten See vor. Der Weg zurück zur Zivilisation erschien mir ebenso gruselig, aber dennoch schaffte ich es, sodass ich noch zum Phnom Bakheng als letztem Tempel fahren konnte. Dieses Bauwerk kann man erst nach einer anstrengenden Bergbesteigung oder einem teuren Ritt auf einem Elefanten besichtigen, doch dafür hat man vom Gipfel des sich eigentlich in Restauration befindlichen Tempels aus eine wunderbare Aussicht über die Vegetation des Umlandes. Für den Rückweg nahm ich die Elefanten-Route, da ich es hasse, zweimal denselben Weg zu laufen. Dafür musste ich halt des Öfteren entgegenkommenden Elefanten ausweichen, kam aber trotzdem sicher unten an. Da nun auch mein Geld aufgrund von Almosen, Essen und Trinken alle wurde, musste ich zurück in die Stadt, am besten gleich nach Hause, um in den Pool zu springen. Das tat ich dann auch – und da es mittlerweile dunkel wurde und das Becken beleuchtet war, machte es umso mehr Spaß. Im Hotel holte ich mein bestelltes Bootsticket für den nächsten Tag ab und ließ mich von Pealy zu einem Handy-Shop für eine SIM-Karte zum Preis von 6 Dollar und anschließend zu einem sehr tollen Restaurant bringen. An dieser Stelle verriet er mir, dass er einen Kumpel, ebenfalls einen Tuk-Tuk-Fahrer, in Phnom Penh habe. Dieser könnte mich auch von der Bootsanlegestelle abholen und zwei Tage lang als mein persönlicher Fahrer fungieren. Ich ließ mir seine Handynummer geben, wir riefen ihn an und er willigte ein. Dann ging es zurück ins Hotel und ich gab meinem Fahrer wie versprochen 28 US$ für die drei Tage (20 Dollar für die Angkor-Tour und der Rest für alle übrigen Fahrten durch die Stadt).

Am Montagmorgen musste ich schon um sechs Uhr auschecken, da mein Boot um sieben ablegen sollte. Pealy hatte gemeint, er bräuchte etwa 40 Minuten mit dem Tuk-Tuk bis zur Anlegestelle. Hastig packte ich mein gesamtes Zeug in den Rucksack und zog los. Ich musste noch zu einem ATM, brauchte noch etwas zu trinken UND merkte nach fünf Minuten Fahrt, dass ich mein Handy-Ladekabel vergessen hatte! Wir kehrten noch einmal um und nun wurde es höchste Eisenbahn, dass ich zum Pier kam, um mein teures Ticket nicht verfallen zu lassen. Doch dieses Gefühl der Eile verging schnell, als wir durch das wohl ärmste Viertel von Siem Reap fuhren: Die Straßen waren überschwemmte, sandige Huckelpisten, die Kleider der Leute hingen irgendwo auf Zäunen oder einfachsten Leinen zum Trocknen, die Häuser waren aus einfachen Brettern auf Pfählen ins Wasser gebaut und die weiterführende Schule („Secondary School“ genannt) ähnelte eher einem Stall … teilweise mussten die Kleinen schon schwere Kübel schleppen und andere spielten in den Pfützen. Manche Häuser standen so weit im Wasser, dass sie nur per Boot erreichbar waren. Doch Letzteres sollte ich auf meiner Fahrt durch den Tonlé-Sap-See noch zu Genüge sehen. An der Bootsanlegestelle angekommen, drückte ich Pealy noch einen Dollar in die Hand, weil er mich ja noch einmal zurückfahren musste, dann stieg ich ins Boot, welches pünktlich um 7 Uhr ablegte. Übrigens: Alle Angebote VOR dem Boot, die sich auf Essen und Trinken beziehen, kann man getrost ignorieren. Das kann man auch alles an Bord kaufen, und sowieso sollte man sich für solche mehrstündigen Reisen durch Kambodscha immer etwas Proviant einstecken. 😉

Die Bootsfahrt durch den Tonlé Sap war zunächst sehr interessant, da man so einen guten Blick auf das schwimmende Dorf („Floating Village“), deren Bewohner sich während der Regenzeit nur mit Booten fortbewegen können, erhaschen konnte, wurde dann aber zunehmend eintöniger. Da unser Speedboat nur zu etwa einem Viertel besetzt war, konnte ich mich über drei Sitze gut schlafen legen. Im viel billigeren Bus von Siem Reap nach Phnom Penh wäre das natürlich nicht so schön gewesen. Schon bevor der Mekong in den Tonlé Sap mündet, konnte man die ersten kleinen Fischerhütten von Phnom Penh sehen, doch dann dauerte es immer noch eine gute Stunde, bis das Boot anlegte. Insgesamt sind wir etwa fünfeinhalb Stunden gefahren – das war schneller als geplant, weshalb auch mein Tuk-Tuk-Fahrer Sam noch nicht da war. Schon bevor man überhaupt aussteigen konnte, stürmten zahlreiche Tuk-Tuk-Fahrer ins Boot hinein und boten Fahrten zu allen möglichen Guesthouses an. Ich stieg unbeirrt aus, rief Sam an und er brachte mich schnell zu meinem Hotel. Dort fragte er gleich, wann er mich wieder abholen könnte und wohin ich möchte. So schnell war ich doch gar nicht! Ich wollte erst mal im Zimmer ankommen und mich akklimatisieren, bevor ich mir eine Sehenswürdigkeit nach der anderen zu Gemüte führte. Doch Sam wollte eine genaue Zeit und die Dinge, die ich unbedingt sehen möchte, wissen … Schon von außen wirkte das Hotel eher wie ein billiges Hostel; ich war halt noch von Siem Reap verwöhnt. Der Check-In war wieder schwierig und völlig chaotisch, doch schließlich bekam ich mein Zimmer für 15 US$ die Nacht. Nach dem ersten Eindruck von meinem moderaten Raum mit TV, großem Bett, hässlicher Klimaanlage, durchschnittlichem Bad und furchtbarem Blick aus dem Fenster in einen Hinterhof brachte mich Sam zu einem Restaurant. Dort lernte ich ganz unfreiwillig ein paar Bettler, die ich im Laufe meines Aufenthaltes in Phnom Penh noch mehrmals an anderen Stellen wiedertreffen sollte, kennen, aber auch den kanadischen Reiseleiter Johnny, der neben Deutsch und Englisch noch fünf andere Sprachen beherrschte. Für den Nachmittag verabredeten wir uns noch einmal, sodass ich schon wusste, wo ich zu Abend essen würde. Anschließend wollte Sam mich zu den „Killing Fields“, die an die Zeit der Roten Khmer erinnerten, führen, doch es setzte Regen ein, sodass er seinen Plan änderte und mich zum „Royal Palace“ fuhr. Dieses königliche Imperium war wirklich atemberaubend! Wie konnten in einem solch armen Land solch riesige und prunkvolle Prachtbauten stehen?! Anschließend ging es immer noch im Regen zum „National Museum of Cambodia“, in dem man viel über die alte Khmer-Kultur erfahren konnte. Mich interessierten jedoch viel mehr die Inschriften auf Alt-Khmer und Sanskrit in uralten, aber den heutigen sehr ähnlichen Khmer-Schriftzeichen. Danach ließ ich mich wieder ins Restaurant fahren, redete noch ein bisschen mit Johnny über Reisen und Sprachen, danach mit einer Kambodschanerin namens Linda, die erst vor Kurzem einen Deutschen geheiratet hat, aber aufgrund ihrer Herkunft kein Visum für Deutschland bekommt, und kam dann endlich nach Hause.

Für den Dienstag war ausgemacht, dass Sam mich halb 11 morgens vom Hotel abholte. Doch schon um 9 Uhr rief er an, dass ich lieber halb 10 mit ihm kommen sollte, weil wir einen weiten Weg zu den „Killing Fields“ vor uns hätten. Unten in der „Hotel-Lobby“, die eigentlich nur eine Mini-Rezeption und ein kleines Restaurant war, empfing mich mein Fahrer schon, doch ich bestellte ein deftiges Frühstück, sodass wir doch erst 10.30 Uhr losfuhren. Zum Choeung Ek, also den bei Touristen bekannten „Killing Fields“, dauerte es mit dem Tuk-Tuk eine gute halbe Stunde; wir fuhren durch Ghettos, schwierige Straßen und teils verwilderte Prärie. Aber schließlich kamen wir an und ich wusste nicht so recht, was mich erwarten würde. Ich hatte es mir wie ein KZ vorgestellt, aber es ähnelte eher einem Massengrab, auf dem es außer ausgestellten Schädeln, Texten und Bildern kaum noch etwas zu sehen gab, das an die Gräueltaten erinnerte. Ich fand es eher enttäuschend für so eine lange Tour, zwei Dollar Eintritt, die sengende Hitze und wieder zahlreiche bettelnde Kinder vor dem Eingang. Einem Kind habe ich 1000 រៀល (Riel, ca. 20 Cent) in die Hand gedrückt, schon kamen zehn weitere. Noch immer habe ich ihre Stimmen im Kopf: Ständig wiederholten sie „two thousand riel“, aber ich blieb kalt und stieg ins Tuk-Tuk, mit dem es nun zur Post gehen sollte, einem prächtigen Gebäude, das eher einem Rathaus ähnelte. Die Tour dahin führte mich durch wahrlich schöne Ecken von Phnom Penh, die ungelogen mit allen westlichen Parkanlagen mithalten könnten! Ich fuhr anschließend wieder in ein neues Restaurant. Nach einem Nickerchen unterzog ich mich rein aus Interesse einer Khmer-Massage, die ich insgesamt als viel schmerzfreier und gleichzeitig wirkungsvoller als eine Thai-Massage empfand. Nebenan gab es ein Restaurant für mein Abendessen, das sehr lustig ausfiel. Zunächst gab es zahlreiche Kellner, die sich mir alle vorstellten und die mir alle die Hand gaben. Mit dem einen, Laa, stieß ich immer wieder auf ein Bierchen an, man empfahl mir einen Fisch aus dem Mekong und ein kleines Mädchen namens Sobhamai arbeitete dort auch. Ständig wurde von irgendwoher mein Name gerufen, Laa wollte ständig anstoßen und Sobhamai brachte mir irgendwelche Früchte, mit denen sie mich dann fütterte. Das war schon ein seltsamer Laden, aber die Aussicht über die Flusspromenade war grandios. Zum Abschied umarmte mich das kleine Mädchen sogar und – das fand ich schockierend – verlangte noch ein paar Dollar extra von mir. Irgendwie bekam ich es hin, ihr nichts zu geben, aber ich fragte mich ernsthaft, ob sie das bei jedem so machte und ob sie wirklich dort für Geld arbeitete. Es gab im Übrigen noch mehr Kinder, die in dem Restaurant schufteten! Nach Hause konnte dann ich laufen; den Weg zu meinem Hotel kannte ich mittlerweile.

Der Mittwoch war mein Abreisetag aus Phnom Penh. Sam hatte mir bereits ein Busticket nach Sihanoukville für 6 Dollar besorgt, sodass ich ab 9.45 Uhr meinen Bus kriegen sollte. Frühestens um 9 wollte ich vom Hotel losfahren, doch schon um 8 rief Sam wieder an (?!). Beim Frühstück halb 9 stand er schon abfahrbereit vor der Tür. Er wollte halt nie zu spät kommen … Demzufolge waren wir auch überpünktlich an der Bushaltestelle; blieb nur noch eine Sache: Wie viel würde Sam für die drei Tage bekommen? Ich dachte, gebe ich ihm großzügig 30 Dollar, weil er ja alles für mich getan hatte, aber das gefiel ihm nicht. Er meinte, schon für die „Killing Fields“ würden andere 20 Dollar verlangen; er wollte also insgesamt 50 US$ von mir! Ich fand das echt unverschämt, aber dafür habe ich ja alles gesehen, was ich wollte. Man muss halt einsehen, dass Phnom Penh verhältnismäßig teuer ist.

Die Busfahrt nach Sihanoukville, Kâmpóng Saôm in der Landessprache, fand ich sehr angenehm; der Bus war ausreichend klimatisiert, ich saß am Fenster, die Straße war wunderbar ausgebaut und neben mir saß ein recht stiller Kambodschaner. Das Einzige, was mich störte, war der nervige Fernseher, auf dem irgendwelche uralten Schinken mit Superkriegern liefen. Es gab chinesische und englische Untertitel, so verstand ich wenigstens, wann die Kambodschaner im Bus lachten, verstand aber ihren Humor nicht wirklich. Ach ja, auf der Fahrt rief natürlich auch Sam wieder an und fragte, wie es mir ginge … ich glaube, er würde mich immer noch anrufen, wenn ich nicht wieder meine thailändische SIM-Karte nutzen würde!

In Sihanoukville angekommen kaufte ich mir ein Ticket nach Koh Kong, von wo aus ich wieder nach Thailand kommen wollte. Zahlreiche Motorradfahrer boten mir für wenige tausend Riel Fahrten zu besonders günstigen Hotels an, aber ich machte mich lieber selbst auf die Suche nach einem Guesthouse. Das erste, halbwegs gut aussehende nahm ich auch gleich: Für 11 US$ die Nacht bekam ich ein Zimmer im Erdgeschoss mit Klimaanlage, Fernseher, großem Bett und einem Fenster mit Blick in den Durchgang zum Hinterhof. Ich musste feststellen, dass es im Bad kein Licht und kein Klopapier gab, die Dusche mitten im Raum hing, es schon lange nicht mehr sauber gemacht wurde, das Abwasserrohr des Waschbeckens undicht war und dass auf dem „Schrank“, was eher einem Steinregal ähnelte, wohl noch nie geputzt wurde. Nun ja, ich hatte ja das billigste Zimmer bestellt und wollte ohnehin nur für eine Nacht bleiben. Ich packte meine Badesachen ein und begab mich für einen Dollar per Motorrad zum Ochheuteal-Strand. Das Wasser war wirklich sehr sauber, der Sand fein, die Liegen akzeptabel und das Wetter hervorragend! Leider gab es wieder zahlreiche Bettler und Händler, teils ziemlich zähe, aber das musste man verschmerzen.

Ich blieb bis zum Sonnenuntergang, lief dann, soweit ich mich erinnern konnte, den Weg zurück zu meiner Unterkunft und wurde den Rest für umgerechnet 50 Cent mit dem Motorrad gefahren. Ohne Abendessen schlief ich ein … das war also mein letzter Tag in Kambodscha, denn schon am nächsten Morgen sollte es, entsprechend meinem Plan, zurück nach Thailand gehen.

Da ich vergessen hatte, wann mein Bus nach Koh Kong fahren sollte, stand ich viel zu zeitig auf, hatte dafür dann aber genug Zeit, irgendwo zu frühstücken. Beim Auschecken fragte ich nach einem guten Restaurant, doch diese Empfehlung kann ich leider nicht weitergeben. Es gab keine Speisekarte, man verstand kein Englisch, statt „fried rice“ (gebratenem Reis) bekam ich trockenen und an dem Hühnchen war außer Knochen und Haut nichts dran. Schade eigentlich … Bis zum Busbahnhof konnte ich laufen, war danach aber total verschwitzt. Es war nicht sehr eindeutig, welcher Bus der richtige war, aber irgendwie kam ich dann doch hinein. Da mein Reisepass, meine Notfall-Baht und mein Proviant in meinem Riesen-Rucksack waren, nahm ich ihn mit nach oben, anstatt ihn in den Kofferraum zu tun … welch Fehler! Denn schon bald saß ein riesiger in Kambodscha lebender Finne neben mir, die Klimaanlage im Bus funktionierte nicht richtig und die Sitze waren schon ohne Rucksack zu eng, um mehrere Stunden darin auszuhalten. 8.15 Uhr ging es dann los und es wurde zur unbequemsten Busfahrt, die ich je erlebt habe. Ich sehnte mich nach einer Pause, die es nach zwei Stunden endlich gab. Trotz erstaunlich gut ausgebauter Straße waren wir gerade einmal 100 Kilometer gekommen. Rast wurde auf einem Dorf mit kleinem Restaurant gemacht, wo man sich eine kurze Erfrischung und eine Kleinigkeit zum Essen kaufen konnte. Meine Cola-Dose kostete umgerechnet etwa 30 Cent. Auf dem restlichen Weg nach Koh Kong stoppten wir immer mal wieder auf unerklärliche Weise für 10 Sekunden, dann ging es weiter. Die Straße zwang den Bus auch manchmal, Schritttempo zu fahren und nach weiteren zwei Stunden kamen wir in Koh Kong an einem guten Restaurant an. Hier ließ ich meine Fahrkarte für sieben weitere Dollar nach Trat verlängern, wo ich eventuell die Nacht verbringen würde. Ich setzte mich in dem Restaurant zu drei Sachsen, deren Ziel für diese Nacht Pattaya (!) war. Weder mit ihnen, noch mit sonst irgendwelchen Leuten habe ich mich großartig unterhalten. Mit dem Finnen neben mir klärten wir nur kurz, wer wir sind und was wir auf dieser Reise machten, und mit einer Kalifornierin, die in Bangkok Englischlehrerin ist, wechselte ich das eine oder andere Wort.

In der Grenzstadt Had Lek angekommen, wurden wir aus dem Bus geschmissen, unser Gepäck mit einem Wagen herübergefahren und in Richtung Visa-Schalter geschickt. Nach zwei langwierigen und schweißtreibenden Kontrollen waren wir in Thailand … unser Gepäck auch … aber der Bus nicht. Stattdessen standen die Koffer, Rucksäcke und Taschen an irgendeinem Laden, vor dem Minibusse parkten. Ein paar Kambodschaner verlangten Geld dafür, dass sie die Wagen mit den Koffern herübergefahren hatten, also gab ich ihnen 700 Riel (10 Cent), das musste reichen! Dann fragten irgendwelche Leute, wer nach Trat, wer nach Bangkok, wer nach Pattaya und wer nach Ko Samet wollte. Wir wurden entsprechend auf die Shuttle-Busse aufgeteilt, das Gepäck in den Kofferraum und zwischen die Sitze gepfercht und los ging die Fahrt. Nach 10 Minuten wurden wir in einen anderen dieser dubiosen Busse verladen, der nicht einmal vollgetankt war, bis wir schließlich eine recht angenehme Fahrt bis nach Trat hatten. Um 15.15 Uhr dort angekommen, suchte ich nach einem Ticketschalter für einen Bus nach Bangkok und sah, dass gerade um 15.30 Uhr der letzte losfahren würde. Wenn ich jetzt noch ein Ticket hierfür ergattern würde, würde ich ihn nehmen und müsste nicht in Trat oder auf Ko Chang übernachten, dachte ich mir. Gesagt, getan: Das Ticket für umgerechnet 3,50 Euro ins 360 Kilometer entfernte Bangkok war mir sicher, ich saß im Bus und kam kurz nach um neun abends in Bangkok an. Schnell noch ein bisschen Geld an der BTS-Station für die Waschmaschine gewechselt und los ging es nach Hause mit dem Taxi. Endlich wieder da!

Am Freitagmorgen kümmerte ich mich um meine E-Mails, schrieb ein bisschen an diesem Bericht, ging essen und fuhr mit dem Bus zu einer von mir auserkorenen Post, die aber freitags leider nur bis 13.00 Uhr aufhatte. So kaufte ich mir noch ein paar Utensilien in einer Mall und fuhr wieder nach Hause. Am Ende des Tages ging ich mit Liss und Philipp essen; sie hatten ihre Ferien mit ein paar Angestellten der DsSB auf Ko Tao und in Krabi verbracht, sodass wir uns alle viel zu erzählen hatte. Mira steckte immer noch in Kambodscha und will erst morgen, also am Sonntag zurückfliegen. Die Freitagnacht widmete ich dem Scheuern meiner Wohnung, reparierte und säuberte meinen tropfenden Kühlschrank und verstopfte irgendwie mit zu viel Klopapier die Toilette. Oh je …

Den heutigen Tag habe ich bisher ausschließlich zu Hause verbracht: Ich habe meine Präsentation in Deutsch vorbereitet, die Wohnung aufgeräumt, diesen Bericht geschrieben, versucht, meine Toilette zu retten, und ansonsten nichts Produktives getan. Jetzt muss ich den Hausmeister suchen, und danach ein Restaurant …

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Eindrücke, die ich gewonnen habe:

  • Das Erste, was mir als besonders hübsch auffiel, war das grüne Ampelmännchen. Die ganze Zeit über läuft es und je weniger Zeit dem Fußgänger bleibt, um noch bei Grün über die Straße zu gehen, desto schneller läuft das Männchen, bis es zum Schluss rennt. Sehr sinnvoll finde ich auch, wie ebenso in Thailand üblich, aber in keinem europäischen Land, in dem ich bisher war, die Zeitanzeige für Autofahrer und Fußgänger, wie lange noch Rot bzw. Grün ist.
  • Wenn keine Ampeln vorhanden sind, gibt es keine Kreuzungsordnung. Jede Straße ist gleichrangig, auch die, an denen ein STOP-Schild (darauf ist nur ឈប់ [tschup] zu lesen) steht. Selbst wenn es ein STOP-Schild gibt, wird also nicht angehalten, sondern nur flüchtig nach links und rechts geschaut und gegebenenfalls gewartet, wenn ein Stärkeres Auto kommt. Es gilt stets das Recht des Stärkeren.
  • Es herrscht Rechtsverkehr, aber es gibt zahlreiche importierte Autos, die das Lenkrad auf der rechten Seite haben, und es gibt natürlich auch Autos, die ein der Fahrtrichtung entsprechendes Lenkrad haben.
  • Überholt wird wie in Thailand links und rechts. Dabei wird auf Landstraßen immer gehupt; in Städten hupt man eher an Kreuzungen. Auch Fahrräder und fahrende Händler werden durch die Hupe vor einem Überholmanöver gewarnt.
  • Die Straßennamen sind für Ungeübte schwer zu finden. Auf Stadtplänen sind viele Straßen gar nicht benannt. Trotz allem sind sie aber nach einem gewissen Schema nummeriert, sodass man schon sagen kann, dass es eine recht gute Infrastruktur gibt.
  • Die Touristenstraßen haben teilweise europäischen Charakter, die Nebenstraßen sind größtenteils holprige Sandwege, die in der Regenzeit häufig überschwemmt sind. Es gibt Wege, die nur mit Motorrädern passierbar sind, und es gibt Straßen, die besser als viele westliche Autobahnen sind.
  • In den großen Städten gibt es mehr Motorräder als jegliche andere Fortbewegungsmittel. Viele Privatleute bieten sich mit ihren Krafträdern als Taxifahrer an und nehmen dafür ein paar Dollar. Überhaupt habe ich noch nie in meinem Leben so viele Motorräder auf einem Haufen gesehen!
  • Und wo keine Motorräder fuhren, da gab es Tuk-Tuks. Aber eine Fahrt im Tuk-Tuk ist auch nicht gerade gesund, vor allem, weil man direkt hinter dem Auspuff des Mopeds sitzt.
  • Das Reisen durch das Land und in die Nachbarländer wird einem auch sonst sehr leicht gemacht: Überall werden Bus- und Bootstouren sowie Flüge zu den nächstgrößeren Städten im In- und Ausland angeboten.
  • Das gesamte Land ist leider sehr dreckig und vermüllt. Es gibt wunderschöne Ecken in Phnom Penh, Sihanoukville und Siem Reap, aber die Müllberge, in denen nackte Menschen sitzen, überwiegen und bleiben im Gedächtnis. Der Strand von Sihanoukville ist absolut sauber, aber schon zehn Meter dahinter stapelt sich der Müll. Auch in den Dörfern auf dem Land, durch die ich gekommen bin, ist der Boden extrem staubig und vermüllt.
  • Trotzdem ist die Vegetation in ganz Kambodscha unglaublich schön! Man hat an vielen Stellen wunderbare Aussichten über die Wälder, den Dschungel und weite Grünflächen mit Kokospalmen.
  • Alle Läden und Händler akzeptieren und bevorzugen US-Dollar. Wechselgeld gibt es meist nur in Kambodschanischen Riel (1 រៀល entspricht etwa 4200 US$, man rechnet beim Bezahlen der Einfachheit halber aber immer einfach mal 4000). Es gibt im ganzen Land keine Cent-Münzen. Alles, was kleiner als ein Dollar ist, muss in Riel bezahlt werden. Oft werden sogar Thai-Baht und im Notfall auch Euro akzeptiert. Den Wechselkurs vom Euro kennen die Händler aber nicht.
  • Die Bankautomaten, also ATMs, geben nur in Dollar heraus – in 20ern und 50ern. Das ist zum Bezahlen besonders unpraktisch, da die meisten Händler, Restaurants und Fahrer so viel Geld auf einmal nicht wechseln können. Besser wäre, wenn die Automaten 10-Dollar-Scheine und hohe Riel-Scheine ausgäben.
  • Es gibt in allen Großstädten erstaunlich wenig Shops. Ich war es von Bangkok gewohnt, sich nur umdrehen zu müssen, um einen 7 Eleven, Tesco Lotus oder Family Mart zu sehen. Dafür überwiegen kleine Händler und Restaurants an den Straßenrändern. Wer Wasser oder Cola will, kann auch zu einem T-Shirt-Verkäufer gehen; überall stehen diese Getränkekühler herum, an denen man sich für 2000 bis 4000 Riel (30 bis 60 Eurocent) etwas kaufen kann.
  • Die Luft ist total staubig, dreckig, stickig und gesundheitsgefährdend. Das geht extrem auf die Schleimhaut. Ständig husten die Leute. Viele Kambodschaner ziehen den Schleim aus dem Hals hoch und spucken richtig auffällig auf die Straße, an den Strand, anderen vor die Füße etc. Wo es ausdrücklich verboten ist zu spucken, wird in eine Tüte gerotzt.
  • Die Sätze, die ich am häufigsten hören musste, waren „Where are you from?“ (Woher kommen Sie?), „Where’re you going?“ (Wohin gehen Sie?) und dann natürlich, wenn ich ihnen verraten habe, dass ich aus Deutschland komme „Wie heißen Sie?“ und „Wie alt sind Sie?“
  • Die Sprachkenntnisse aller Menschen in Kambodscha sind verhältnismäßig gut ausgeprägt. Ich war überrascht! Man kommt problemlos mit Englisch weiter, viele können wahrscheinlich noch Französisch, manche Straßen werden auch als „Rue“ bezeichnet. Die Händler können die wichtigsten Sätze zum Überleben in vielen Sprachen der Touristen, teils sogar besser als Schüler, die eine Sprache schon fünf Jahre lernen! Ein handelndes Mädchen erklärte mir, dass sie ihr Deutsch „hier“, also zwischen den Tempeln, Touristen und Marktständen, gelernt habe – und sie konnte sogar „Wollen Sie dieses T-Shirt kaufen? Eins für drei, zwei für fünf Dollar“ in fast akzentfreiem Deutsch sagen!
  • Die Bettler und Händler sind auf die Dauer aber wirklich sehr nervig. Sogar in Restaurants, Hoteleingängen, Bussen, Booten und Sehenswürdigkeiten wird gebettelt, was das Zeug hält. Viel schlimmer ist aber, dass es meist kleine Kinder oder verstümmelte Menschen ohne Arme, Beine, Augen, Zähne etc. sind, die betteln gehen müssen.
  • Insgesamt habe ich gemerkt, dass die Menschen in Kambodscha unglaublich nett und hilfsbereit sind, auch wenn sie meist bitterarm und noch immer traumatisiert sind

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Tipps für Reisende:

Wer auch in einer Woche von Bangkok aus durch Kambodscha reisen will, dem gebe ich hier ein paar Tipps, Daten und Fakten, die zu beachten sind. Dann dürfte alles ohne Probleme ablaufen. 🙂

Vor dem Ausflug sollten folgende Dinge vorhanden sein:

  • Ein e-Visum für 25 US$ (rund 17 Euro). Das geht ganz leicht online, erspart viel Ärger an der Grenze und ist günstiger als die meisten Anbieter in den Grenzstädten. Man kann es ausdrucken und mit Büroklammern im Reisepass befestigen.
  • Selbstverständlich auch ein gültiger Reisepass, zur Sicherheit auch Passbilder, werden aber weder bei einer Einreise nach Kambodscha, noch bei der Rückreise in ein Land, für welches man ein Visum hat, verlangt.
  • Genug Proviant für lange Fahrten zwischen den Städten.
  • Ein bisschen Geld, bestenfalls in Baht oder Dollar. Man kommt aber notfalls auch ohne aus und kann nach der Grenze abheben.
  • Eine SIM-Karte, die auch im Ausland funktioniert. Man kann sich für 6 US$ auch eine vom kambodschanischen Anbieter „metfone“ kaufen, um recht günstig innerhalb Kambodschas, aber auch nach Übersee telefonieren zu können.
  • Ein paar Englisch-, Französisch oder bestenfalls Khmerkenntnisse, denn mit Deutsch allein kommt man in Kambodscha nicht sehr weit.
  • Einen Plan, was machen und sehen will.

Die Fahrt kann jeden Tag um 5.55 Uhr im Hua Lamphong in Bangkok beginnen. Es fährt auch später noch ein Zug, aber dann kommt man nicht mehr am selben Tag über die Grenze. Das Ticket für den Zug kostet 58 Baht (ca. 1,10 Euro) und kann jederzeit kurz vor Abfahrt im Bahnhof geholt werden. Der Zug ist 3. Klasse, d.h. Holzbänke, die eventuell auch zusammenbrechen können, offene Fenster und natürlich keine Klimaanlage. Trotzdem ist die Fahrt recht angenehm, es gibt ständig kostenpflichtige Verpflegung und man sieht viel thailändische Landschaft. Ankunft in Aranyaprathet ist etwa halb 12 mittags.

Von Aranyaprathet nach Poipet, der Grenzstadt, ist ein Tuk-Tuk ganz praktisch. 50 Baht pro Gefährt sind ein fairer Preis; es passen bis zu drei Leute mit Gepäck in ein Tuk-Tuk. Man wird unter Garantie zu einer Visa-Stelle gebracht, die völlig überteuert ist. Einfach sagen, dass man weiterfahren will und schon ein Visum hat.

Am Grenzübergang in Poipet sollte man darauf achten, dass die bettelnden Kinder, die neben den Touristen herlaufen, einem nicht in die Tasche greifen, um zu klauen. Wichtig ist auch, dass man alle Dokumente bekommt und sorgfältig im Reisepass aufbewahrt, zumindest bis sie von irgendwelchen Behörden wieder herausgenommen werden; dazu gehören Visum, Stempel mit richtigem Datum, Ein- und Ausreisezettel für Kambodscha vollständig ausgefüllt und unterschrieben und ein gelbes Gesundheitszertifikat, das man am zweiten Grenzposten bekommt. Letzteres wird bis zur Ausreise aufbewahrt.

Von Poipet nach Siem Reap fahren „share taxis“, das man sich zu viert teilt, für 12 US$ pro Person. Als Alleinreisender sucht man sich besser drei Mitfahrer, sonst ist es zu teuer. Zu diesen Taxiständen fahren kostenlose Shuttle-Busse, man kann aber auch laufen. Es gibt alternativ auch Busse nach Siem Reap oder Sisophon, dem nächsten Ort, von wo aus die Taxis billiger sind.

In Siem Reap angekommen, sofort aus dem Taxi steigen – bezahlt hat man ja schon im Voraus – und entweder zum gebuchten Hotel laufen oder sich ein Guesthouse suchen. Ohne Klimaanlage kosten die meisten unter 10 Dollar, für eine AirCon zahlt man schon mal bis zu 5 Dollar mehr. Bloß nicht in Tuk-Tuks steigen, die einem Schwindelangebote mit billigsten Unterkünften machen wollen, das kostet am Ende nur extra. Hat man aber den Namen oder die Adresse eines gebuchten Hotels, so kann man sich getrost auf die meisten Fahrer verlassen, die einen für ein, zwei Dollar dorthin fahren.

Für die Zeit in Siem Reap kann man sich einen dauerhaften Fahrer oder jeden Tag einen neuen suchen, aber immer vorher den Preis ausmachen! 20 US$ zum Angkor Wat inklusive kleiner Rundreise durch die Tempel für einen Tag sind in Ordnung. Der Eintritt kostet noch einmal 20 Dollar. Man sollte sich aber immer ausmachen, wo der Fahrer wieder wartet, bevor es zum nächsten Tempel geht, oder sich die Handynummer geben lassen.

Die Angkor-Stätte lässt sich am besten entweder mit einem persönlichen Fahrer oder per Fahrrad erkunden. Man kann auch immer einen anderen Fahrer von Tempel zu Tempel nehmen, Angebote gibt es genug, empfiehlt sich aber nicht. Einen Plan für das Gebiet gibt es am Anfang für horrende Preise von bis zu 8 US$, bis zum Ende der Reise hin wird er immer billiger, teilweise kostet das Buch „Ancient Angkor“ dann nur noch einen Dollar.

Was man unbedingt sehen muss: Angkor Wat (das Nationalsymbol), Ta Prohm (Drehort für Tomb Raider), Bakheng (wunderbare Aussicht vom Berg aus) und Bayon (beeindruckende Gänge und pompöses Erscheinen). Wer bettelnde und handelnde Kinder meiden will, geht wochentags am Vormittag; da sind diejenigen, die es sich leisten können, in der Schule. Überhaupt sollte man wenig kaufen, sonst ist das Geld schnell alle und es kommen immer mehr Händler auf einen zu, wenn sie sehen, dass man kauft.

Vor allem im Angkor Wat bzw. davor sollte man scheinbar kostenlose Führer, die einem dieses und jenes anfangen zu erklären, ablehnen, denn am Ende verlangen sie für wenig Gezeigtes viel Geld. Natürlich kann man auch nichts geben, aber das ist unhöflicher, als sie gleich von Anfang an zu meiden.

Von Siem Reap nach Phnom Penh gibt es zwei Möglichkeiten: Per Speedboat oder Bus. Das Boot fährt ab 7 Uhr morgens bis ca. halb eins mittags durch den Tonlé Sap bis in den Mekong, vorbei am „Floating Village“ (Schwimmenden Dorf). Der Bus braucht ähnlich lange und die Straße ist gut ausgebaut. Wer schlafen will, nimmt das Boot für 36 US$, denn hier kann man sich über drei Sitze hinlegen, wenn es nicht zu voll ist, und auch an Deck laufen. Der Bus kostet nur etwa 10 Dollar, kann auf die Dauer aber sehr unbequem werden, da man nicht aufstehen kann.

Wer ein Hotel in Phnom Penh gebucht hat, kann den Pick-up-Service von der Bootsanlegestelle aus nutzen, muss aber im Voraus beantragt werden. Dann wartet jemand mit einem Namensschild am Ankunftsort. Hat man keine Unterkunft, so sucht man sie sich lieber zu Fuß; man kommt direkt an der Flusspromenade an, wo schon zahlreiche Gästehäuser stehen.

Auch in Phnom Penh kann man sich wieder für einen vorher festgelegten Preis einen Tuk-Tuk-Fahrer „mieten“. Ich musste für drei Tage 50 Dollar bezahlen, hätte es aber sicher billiger haben können, hätte ich vorher gefragt. Die Fahrer sind alle sehr nett und erklären bei Bedarf auch gewisse Stätten. Für Alleinreisende ohne Fahrer bieten sich Motorräder an, die einen günstig von A nach B bringen.

Interessante Orte in Phnom Penh sind der „Royal Palace“ (1-2 Stunden Aufenthalt), das „National Museum of Cambodia“ (60-90 Minuten Aufenthalt, je nach Interesse) und Toul Sleng (2-4 Stunden Aufenthalt, täglich um 15 Uhr Video). Was man sich eindeutig sparen kann, ist „Choeung Ek“ (Killing Fields), denn erstens ist die Anreise furchtbar weit und teuer (17 km südlich von Phnom Penh) und zweitens sieht man nichts Besonderes außer Infotafeln, verwachsene Massengräber und ein Video (um die Mittagszeit kein Film). Der Eintritt kostet auch noch zwei Dollar. Je nach Interesse können die Märkte (vor allem Psah Thmei und …) eine Attraktion oder langweilig sein. Man kann halt billig kaufen, aber sie ähneln den Märkten in Bangkok.

Worauf man sich in Phnom Penh einstellen muss, ist, dass die westlich geprägten Restaurants, Tuk-Tuk-Fahrer und Sehenswürdigkeiten extrem viel Geld für so ein armes Land verlangen! Kleine traditionelle Khmer-Restaurants und Motorradfahrer spart Geld.

Meine Empfehlung: Sich unbedingt mal einer Khmer-Massage unterziehen und die Restaurants am Mekong besuchen, deren Essen wirklich erste Sahne war. Es ist auch immer interessant, den Kontakt zu Kambodschanern, die nicht betteln, zu suchen; dadurch erfährt man viel Neues über das Land.

Von Phnom Penh nach Sihanoukville fahren zahlreiche Busse, für die man an vielen Orten in Phnom Penh Tickets kaufen kann. Meiner hat 6 US$ gekostet und fuhr 9.45 Uhr nahe der Post los. Der Bus entsprach westlichem Niveau und nach 5,5 Stunden kamen wir an.

In Sihanoukville kann man sich wieder ohne Probleme ein Guesthouse suchen; am Busbahnhof angekommen, kann man den Berg, über den man mit dem Bus gekommen ist, wieder hochlaufen, wo es zahlreiche Unterkünfte gibt. Ich habe ein unterdurchschnittliches Zimmer mit Klimaanlage für 11 Dollar bekommen.

Man empfahl mir, der Ochheuteal-Strand sei für Ausländer der Beste. Auch wenn ich an den anderen Stränden nicht war, kann ich insofern die Empfehlung weitergeben, als dass das Meer und der Sand sehr sauber waren. Eine Liege aus Holz kostete einen Dollar, es gab viele günstige Restaurants in Wassernähe, aber dahinter – also etwa 50 Meter vom Strand entfernt – liegen Müllberge, die auch so riechen. Am Strand selbst muss man sich wieder auf tausende Essens-, Armreif-, Halsketten-, Massage- und Pediküre-Angebote einstellen; meist reicht kein einfaches „no“, sondern erst muss man versprochen, dass man es vielleicht später will. Auch hier ist die Angabe von Herkunft, Name und Alter fast ein Muss!

Von Sihanoukville gibt es ab 8.15 Uhr einen Bus, wenn man noch am selben Tag Bangkok erreichen will. Von hier aus gibt es auch noch spätere Busse nach Koh Kong (alle 10 US$). Die Fahrt nach Koh Kong war unglaublich anstrengend: enge Sitze, kaputte Klimaanlage und eine Pause nach zwei Stunden auf einem Dorf. In Koh Kong angekommen, kann man entweder aussteigen, weiterfahren (wenn man ein Ticket für „Thai border“ hat) oder sein Ticket für 7 Dollar umschreiben lassen, sodass man bis zur thailändischen Grenze kommt.

Die Grenze erreicht man gegen um eins, muss aussteigen und sollte darauf achten, alle Sachen aus dem Bus mitzunehmen, denn nach der Grenze wird man in Minibusse verladen. Je nachdem, welches Ticket man gekauft hatte, kann man nach Trat, Ko Samet, Pattaya oder Bangkok weiterfahren. Das Gepäck wird mit einem Wagen über die Grenze, wofür die Leute noch Geld verlangen (freiwillig).

Ich nahm den Bus nach Trat, kam dort um 15.15 Uhr an und bekam für 188 Baht (ca. 3,50 Euro) ein Ticket nach Bangkok für einen sehr guten Reisebus ab 15.30 Uhr, den letzten von Trat nach Bangkok an diesem Tag. Wir kamen über Chantaburi (16.45 Uhr) und Rayong (17.45 Uhr) schließlich entlang der Bangna Trad Road und der Sukhumvit an der BTS-Station Ekkamai in Bangkok um 21.15 Uhr an. Von hier aus kann man natürlich mit dem Taxi oder der BTS zurück zur Unterkunft in Bangkok.





Einen Monat in Thailand und ein Wochenende im Dschungel

14 10 2009

Meine treuen Leser wissen ja, dass ich eigentlich immer am Sonntag schreiben wollte, aber dieses Mal ging es wirklich nicht. Auch in der nächsten Woche kann ich dieses Datum nicht einhalten. Der nächste Artikel erscheint also erst wieder am 25. Oktober.

Da der Artikel, den ich für die vergangene Woche schreiben möchte, sehr lange dauert, mache ich das lieber zu Hause. Jetzt sitze ich in der Schule und lade nur erst einmal die Fotos hoch. Ein bisschen Geduld bitte! 🙂

Der Mittwoch voriger Woche begann mit Schulschwänzen. 🙂 Na ja, nicht ganz … Philipp, Liss und ich sind zum Immigration Office gefahren, um endlich einmal Klarheit bezüglich unserer Visa zu schaffen. Dafür nahmen wir uns ein Taxi und fuhren zur neuen Adresse der Einwanderungsbehörde. Als wir viel zu früh ankamen, wurden wir schon von einer Menschenschlange begrüßt und bald danach auch von einer Dame, die uns ein Bogen zur Verlängerung unserer Visa in die Hand drückte, obwohl wir ausdrücklich nur nach Informationen verlangten. Wir bekamen eine Nummer für einen Schalter und kamen auch sehr bald dran. Doch auch diese Dame nahm an, dass wir unser Visum verlängern, statt Infos darüber kriegen wollten. Während wir alles aufklärten, kam eine weitere Frau mit besserem Englisch an den Schalter und gab uns die benötigten Infos. Demnach stünde meiner Reise nach Kambodscha nichts mehr im Wege. Dann fuhren wir wieder zurück zur Schule und waren viel früher als geplant da. So konnten wir auch bald zur Mittagsbetreuung, die Mira sonst hätte allein übernehmen müssen, und anschließend durfte ich ein paar Spiele mit den Kindern machen.

Da am Nachmittag eine Konferenz für die Lehrer stattfand, mussten wir vier Freiwilligen die Kinder von der Basisstufe bis zur 7. Klasse betreuen. Ein Mädchen stand nicht auf der Anwesenheitsliste – und so wurde ihr besondere Aufmerksamkeit geschenkt, was sich bald als äußerst nützlich für mich herausstellen sollte. Da ich beim Heimweg ohne Fahrrad immer noch auf andere Verkehrsmittel angewiesen bin, hoffe ich stets auf ein Taxi, ein Songthaew (offener Bus mit zwei Sitzreihen), ein Shuttle-Bus, einen Lehrer oder eine Privatperson, um mich wenigstens bis zur Hauptstraße vorzubringen. Man kann diese Strecke kaum zu Fuß laufen, schon gar nicht mit meiner Tasche! Nach ewigem Warten erschien plötzlich das Mädchen, dessen Name nicht auf der Anwesenheitsliste gestanden hatte, und meinte „Sie können gerne bei uns mitfahren“. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen, und prompt fuhr mich ihre Mutter bis zu meiner Straße.

Am späten Nachmittag besuchte ich nach langer Anreise eine Frau in einem Hochhaus in Bangna, deren Kindern ich eigentlich Nachhilfe in Deutsch geben sollte. Wie ich damit weiter verfahre, weiß ich noch nicht genau; heute war ich aufgrund von Überschwemmungen auch nicht da. Jedenfalls ist die Gegend super schön und echt nobel. Weitere Details gebe ich auf Anfrage heraus. Am Abend ging es mal wieder in den Carrefour, wo ich langsam durch alle Reihen schlenderte und mitnahm, was ich je irgendwann mal gebrauchen könnte. Am Ende waren es gut 60 Euro, die ich ausgegeben hatte, aber ich denke, es war eine Investition in die Zukunft. Mit dem Taxi ging es dann zurück und ich musste Liss bitten, auf meine ganzen Einkaufstüten aufzupassen, während ich alle nacheinander hoch in mein Zimmer schaffte.

Der Donnerstag begann ohne große Anstrengungen. Ich beendete meine Übersetzung, lud Office XP herunter, weil mein Computer die geplante Präsentation für Deutsch mit Office 2007 nicht anspielen konnte, und korrigierte die fehlerhaften PowerPoint-Folien. Da ich zusammen mit Mira mit einem Goethe-Bus zum Goethe-Institut gefahren werden sollte, um noch einmal kurz alles mit Timo, dem Koordinator des Deutschcamps, absprechen zu können, konnte ich schon eher gehen. Wir trafen Micha, einen anderen „kulturweit“-Freiwilligen, checkten dann im Ibis-Hotel ein und liefen zum Suan Lum Night Bazaar. Ich als Shopping-Muffel und als eher hungriger denn als interessierter Käufer wollte lieber durch den Markt rennen und nur schnell ein paar Flip-Flops, die ich zu Hause vergessen hatte, für das Deutschcamp erstehen, doch Mira blieb an jeder Ecke stehen und auch Micha schien an vielen Sachen sehr interessiert. Sie kaufte sich sechs gebrannte Filme an einem Stand, den sie eine gute halbe Stunde lang durchsuchte, und er beriet, welche Filme gut seien, bevor wir endlich zum Food Court, einem so genannte Coupon-Restaurant, stolzieren konnten. Anschließend drehten wir noch eine Runde im Lumpini-Park und fuhren dann mit dem Motorrad-Taxi zum Ibis zurück. Das war meine erste Fahrt mit so einem Ding – und dann saß auch noch Micha mit auf meinem Motorrad … das Gerät hatte es sichtlich schwer mit uns beiden, aber wir kamen sicher an und zahlten einen völlig überteuerten Preis dafür!

Im Hotel aßen wir Michas Kuchen, den er von uns zu seinem Geburtstag bekommen hatte, und sahen uns „My Sister’s Keeper“ an, einen recht traurigen Film, den Mira natürlich auf dem Basar geholt hatte. Das Hotelzimmer musste ich mir mit Mira teilen – und ich glaube, wir sind ganz gut miteinander ausgekommen, auch wenn wir das vorher nicht gedacht hätten!

Der nächste Morgen begann mit einem leckeren Frühstück in der Hotel-Lobby, wo wir schon einige Indonesier und Japaner erspähen konnten. Dann kam auch Timo und holte uns sowie auch alle anderen Nationalitäten ab, um sie zum Bus nach Khao Yai zu führen. Während die Teilnehmer einen bequemen Reisebus bekamen, mussten die Betreuer mit einem Minibus vom Goethe-Institut Vorlieb nehmen. Die Fahrt war aufgrund der Straßen teils recht unbequem, aber es war auszuhalten. Während des Trips erfuhr ich, dass wir 4 Tage im Camp bleiben würden … oh nein! Ich hatte doch nur Sachen für drei Tage mit. Und das Ladegerät für mein Handy hatte ich auch vergessen! Na ja, wird schon gehen, dachte ich mir. Mein Netzanbieter hatte dort schließlich sowieso keinen Empfang. Den Laptop hatte ich auch nicht mit, da es im Khao Yai ohnehin kein Internet geben würde. So musste der Blogartikel auch warten.

Da ich eigentlich als Mittler zwischen Betreuer und Teilnehmer mitgereist war, versuchte ich von Anfang an, mich den Schülern anzuschließen und am Abend etwas mit den Betreuern zu machen. So ging ich mit den DsSB-Jungen zu einer Hängebrücke über einen Sumpf, in den sie natürlich alle hineinfielen. Ich machte nicht mit, da ich ja ohnehin viel zu wenig Sachen und schon gar keine Badehose eingepackt hatte! Dann gingen die Jungen zum Pool, wo auch schon ein paar DsSB-Mädchen saßen, bis ein typischer Khao-Yai-Monsunregen einsetzte.

Anschließend trafen sich alle Betreuer in der so genannten Saalaa (Thai für „Pavillon“), um die Programmpunkte für den laufenden Tag zu besprechen. Als dann die Teilnehmer langsam eintrudelten, gab es verschiedene Spiele: Begrüßung mit Musik in allen fünf Sprachen (Deutsch, Japanisch, Thai, Hindi und Indonesisch), ein 6-Ecken-Spiel, bei dem man sich stets für eine von sechs Antworten entscheiden musste, und das Spiel „Alle Tiere sind frei“, ähnlich dem bekannten „Obstsalat“. Danach wurden das Reglement festgelegt und die Workshops vorgestellt, bei dem ich den Hindernislauf erklären musste. Das Ganze geschah natürlich in einfachem Deutsch und machte viel Spaß! Danach ging es zum Einschreiben für die Workshops am kommenden Tag: Sport war sowohl für den Vormittag als auch für den Nachmittag bis zum letzten Platz gefüllt. Dann ging es ans Teigkneten für die Stockbrote. Die Anleitung war auf Deutsch geschrieben – und obwohl in jeder Gruppe mindestens ein Schüler der Schweizer Schule war, gingen einige Teige wirklich in die Hose; mal zu flüssig, mal zu versalzen, mal zu klebrig. Aber am Ende konnten genug gerettet werden, um die Stockbrote über dem Lagerfeuer genießen zu können. Nachdem alle Teilnehmer pünktlich um 22 Uhr auf ihren Zimmern waren, konnten wir Betreuer den Abend bei ein paar Bier gelassen ausklingen lassen … bis auf Dieter und mich, die den Sport-Workshop am nächsten Tag leiten sollten. Wir bauten bis Mitternacht noch das Gestell für die Torwand auf, zogen alle Schrauben fest und konnten schließlich auch ins Bett gehen. Mein Zimmer teilte ich mir mit Pascal und Till aus der DsSB, doch die schliefen schon.

Der Samstag begann mit den Workshops. Als Sportler boten wir Hindernislauf mit Hürden, Ballzielwurf, Slalom und Frisbee-Zielwurf, Zweifelderball, Brennball und Torwandschießen an. In der Schweiz sagt man übrigens immer noch Völkerball. 😉 Der Workshop verlief sogar richtig gut und die Teilnehmer schienen echt begeistert. In der Mittagspause ging ich mit Micha auf den Berg, um den Schatz für den Schatzsuche-Workshop zu verstecken. Von da aus hatte man schon einen guten Überblick über das Sap-Tai-Resort, in dem wir residierten. Auch der nachmittägliche Workshop war sehr schön und wir ließen uns trotz des einsetzenden Regens nicht beirren. Als dann ein Fußball in den dreckigen Tümpel flog, musste Dieter über die Hängebrücke und fiel hinein. Auch Mira versuchte es noch, darüber zu gelangen, und schaffte es. Sie wollte unbedingt, dass ich das auch mache, aber da ich ja wusste, wie wenig Sachen ich mithatte, konnte ich mir das nicht erlauben.

Der Abend war mit Diskomusik aus allen vertretenen Nationen geschmückt und wer hätte gedacht, dass die Japaner so gut tanzen könnten? Auf jeden Fall hatten alle Teilnehmer, ob Inder oder Indonesier, Japaner oder Schweizer, Deutsche oder Thais, Rhythmus im Blut und waren schon sehr enttäuscht, aber auch geschafft, als die Musik am späten Abend ausging. Danach trafen wir uns noch als Betreuer im Restaurant zu unserer allabendlichen Runde.

Am Sonntag ging es dann endlich in den Dschungel, und zwar in den Khao-Yai-Nationalpark. Die Fahrt mit den Songthaews war schon sehr anstrengend, aber nicht so sehr, wie das ewige Warten am Einlass, denn wir waren in unserem Bus sehr viele „farangs“ (europäische Ausländer), die gewöhnlich den zehnfachen Eintritt zahlen müssen. Da ich aber meine ID-Karte von der Schule und andere Betreuer ihren thailändischen Führerschein mithatten, mussten sie schon nachgeben, denn welcher Tourist hat thailändische Dokumente?

Nach einer weiteren anstrengenden Fahrt kamen wir schließlich an einem Parkplatz an, wo wir aus den Bussen steigen, uns etwas zu trinken kaufen und schöne Egelsocken anziehen konnten. Die Wanderung verlief nach Nationen getrennt: Erst gingen die DsSBler, dann die Thais, danach die Japaner, schließlich die Indonesier und als letztes die Inder, welche am Ende über die meisten Blutegel klagten. Ansonsten sah man kaum seltene Tiere, hin und wieder ein paar riesige Schmetterlinge und Hinweisschilder auf Krokodile. Der Weg war schweißtreibend, teils sehr schwierig und auch gefährlich, führte über Baumstämme, Steine und Gewässer. Zunächst machten wir kurz Rast an einem kleinen Wasserfall, dann ging es weiter bis zum Parkplatz, wo wir, während einige noch immer im Dschungel steckten, als erste Gruppe erst einmal unser Proviant (Reis, was sonst!) essen und dann zum großen Haew-Suwat-Wasserfall laufen durften. Die meisten Schüler sprangen gleich in das Wasser, vor dem mit „no swimming“ gewarnt wurde, Mira auch, aber ich hielt mich mit den anderen Betreuern zurück, da ich ja keine Wechselsachen mithatte. Plötzlich setzte ein Monsunregen ein und in Sekundenschnelle waren alle Wege und die Treppe vom Parkplatz zum Wasserfall überschwemmt, sodass man fast schon durch die Rinnsale hätte schwimmen können. Na toll, jetzt war ich so nass, als wäre ich mit meinen Sachen in den Fluss unter dem Wasserfall gesprungen! Übrigens: Die Inder waren immer noch im Dschungel … und wir schon wieder abfahrbereit.

Die Rückfahrt verlief sehr müde, jeder nickte mal ein, manche schliefen sogar auf dem dreckigen und nassen Holzboden des Songthaew ein – und in einer Kurve krachte Pascal schlafend von der Sitzbank auf die ebenso schlafende Mira auf den Boden. Das sorgte für einige Minuten für ordentliches Gelächter, bis wieder ein paar einschliefen. Im Resort angekommen bereiteten sich alle Nationen auf den Kulturabend vor. Wir von der DsSB unterteilten noch einmal in die deutsche und die Schweizer Kultur und erstellten zwei Präsentationen. Dann startete der Kulturabend, doch vor den eigentlichen Präsentationen wurden noch richtig viele Fotos mit den anderen Nationen gemacht, in verschiedensten Positionen und mit den tollsten Grimassen, und es wurde Till und Paeng, den beiden Geburtstagskindern vom Sonntag, mit einer Unterschriftenaktion, kleinen Süßigkeiten und einem deutschen Ständchen gratuliert.

Endlich war es so weit: Der langersehnte Kulturabend begann mit den fünf Thai-Schulen, die jeweils ein anderes Programm vorbereitet hatten, mal mehr, mal weniger auf Deutsch. Dann stellten sich Japan mit Origami, Indonesien mit Tänzen, die Schweiz mit vielen Bildern und Plakaten, Deutschland mit der Nationalhymne und einem Walzer, sowie schließlich Indien mit Tanz und Gesang vor. Diesen schönen und sicher unvergesslichen Abend beendeten wir mit hauptsächlich indischer Musik, zu der noch einmal alle Nationen frei heraus tanzten. Wir versuchten, ein paar indische Bewegungen zu lernen, und bekamen des Öfteren auch Geschenke und Kostproben aus anderen Kulturen. Als eigentlich alle Teilnehmer schlafen sollte, was sie natürlich nicht taten, trafen wir uns als Betreuer wieder in einem Raum, um die letzten Tage zu besprechen, für ein nächstes mögliches Deutschcamp in einem anderen Land zu planen, und um noch einmal den letzten gemeinsamen Abend zu feiern. Paeng, das Geburtstagskind und eine Betreuerin, bereitete die Bildergalerie für den nächsten Morgen bis spät in die Nacht vor.

Am nächsten Morgen veranstalteten wir in der Saalaa einen tollen Kennlerntanz, bei dem „Mann“ immer um eine Partnerin nach vorn rückt. Danach wurde gewichtelt; wir Betreuer durften aber leider nicht mitmachen. Die meisten freuten sich riesig über ihren Wichtel, andere waren sehr enttäuscht. Es hatte am Samstag auch einen Workshop namens „Camplied“, welches nun endlich vorgetragen werden konnte:

Deutschcamp macht Spaß,
sehr schön, voll krass!
Deutschcamp im Park,
ist toll, echt stark!
Deutschcamp macht Spaß,
sehr schön, voll krass!
Zusammen sind wir hier!

Das war der Refrain, aber es gab noch fünf weitere Strophen, die kann ich aber leider nicht mehr. Auf jeden Fall hat es wirklich Spaß gemacht, das zu singen. Und ein Betreuer hat es mit seiner Gitarre begleitet. Dann folgte die von Paeng angefertigte Galerie der Fotos der letzten Tage, leider waren die Bilder aber recht klein eingefügt, sodass man nicht immer alles erkennen konnte. Anschließend wurde allen Nationen und allen Teilnehmern eine Urkunde ausgestellt, bevor wir unsere Sachen packen mussten. Nach dem Mittagessen setzte dann allgemeine Aufbruchstimmung ein, die letzten Adressen wurden ausgetauscht und nach ein paar Umarmungen wurden die DsSBler, die Japaner und die Inder in Minibusse gepfercht. Eine gute halbe Stunde später kamen dann auch zwei große Reisebusse, die die Inder, Indonesier und übrigen Betreuer mitnahmen. Im Bus unterhielt ich mich noch ausgiebig mit Timo, der bereits sieben Jahre in Thailand lebt und auch recht gut Thai spricht, zwei andere Betreuer lernten mit den Indonesiern ein paar hilfreiche Sätze auf Indonesisch und der Rest schlief.

Irgendwo in Bangkok kamen wir dann an – und von da aus nahmen Mira und ich dann ein Taxi nach Hause, wo ich endlich meine Sachen waschen konnte. Die gesamte Bus- und Taxifahrt über konnte ich meine Schuhe nicht mehr anziehen, weil ich sie nach dem Dschungelausflug mit in die Dusche zum Reinigen genommen hatte. Dank des vielen Regens in der Nacht wurden sie aber nie wieder trocken, also lief ich den gesamten Montag über barfuß durch das Resort, im Bus, in Bangkok bis nach Hause. An dem Abend konnte ich nicht mehr viel machen und schlief auch bald ein.

Am Dienstag ging es wieder in die Schule, aber da mittlerweile alle anderen Fahrradfahren, nur ich nicht, ist es mir früh selbst überlassen, wie ich zur Schule komme. Dieses Mal wollte ich es mit dem Motorrad-Taxi ausprobieren. Sie verstanden auch sofort, wohin ich wollte, und ich überholte so die Radfahrer. Dabei trockneten auch meine Haare, der Preis betrug umgerechnet 60 Cent und ich beschloss, das ab sofort immer so zu machen. Der Vormittag in der Schule war nicht besonders erwähnenswert, außer dass ich im DaF-Unterricht eine englischsprachige Schülerin privat betreut und beim Sport der Basisstufenmädchen Schwänzchenhasche sowie das so genannte Nesterspiel mitgemacht habe. Das sollte aber nicht der einzige Sport an diesem Tag für mich sein: Am Nachmittag war ja wieder Lehrersport, der die letzten Kraftreserven aus mir holte. Doch dieses Mal verarbeitete ich ihn besser als das letzte Mal und fühle mich noch immer gesund. Der Rückweg war abermals furchtbar, da ich wieder lange keine Mitfahrgelegenheit gefunden habe … und als ich dann endlich einen Taxifahrer finden konnte, verstand der mich ewig nicht, bis ich mich einfach hineinsetzte und sagte, er solle mal losfahren, ich werde ihm den Weg schon zeigen. Zu Hause angekommen wollte ich nur noch schlafen … und glücklicherweise konnte ich sogar ausschlafen, denn am Mittwoch habe ich immer die ersten beiden Stunden frei.

Ich fuhr heute also wieder mit dem Motorrad-Taxi zur Schule, kam gerade so pünktlich an und mein Tag begann mit einer Doppelstunde Sport der Basisstufe. Es gab Stationen, an denen sich jeder üben konnte; ich betreute hauptsächlich das Seilspringen, da viele Kinder so etwas vorher noch nie gemacht hatten. Danach musste ich erst einmal duschen – und war schneller fertig als ein paar Jungen, die sich nur umziehen sollten! Ich sah die Sportgruppe aber bei der Mittagsbetreuung schon wieder und danach erlaubte mir die Basisstufenleiterin sogar, dass ich heute mal eine Geschichte vorlese und mit den Kindern die Spiele festlege. Sozusagen war ich heute der Chef über die Kinder. 🙂 Anschließend konnte ich erstmals mit in den DaF-Unterricht der Primarstufenleiterin und durfte auch mithelfen, ein Diktat zu schreiben, das die Schüler danach selbst korrigieren sollten. Ich blieb noch etwas länger in der Schule, um die Fotos dieses Artikels hochzuladen. Ich musste eine halbe Stunde auf einen Songthaew warten, der mich bis zur Hauptstraße brauchte. Bis ich zu Hause ankam, verging über eine Stunde! Dann ging ich noch schnell mit Liss essen und bekam einen Anruf von der Schule, dass ich morgen die ersten zwei Stunden aufgrund von Lehrerausfall Handball im Sportunterricht trainieren sollte. Später bekam ich noch einen Anruf, dass ich noch am Nachmittag noch einmal für die älteren Klassen Handball unterrichten sollte. Zudem habe ich morgen Fußball mit den Basisstufenjungen und nachmittags noch eine Präsentation in Deutsch! Ich weiß schon, dass dieser Tag morgen echt Stress pur sein wird … und deswegen bereite ich nun auch meine Trainingspläne vor und spreche die Präsentation durch.

Der nächste Artikel wird länger auf sich warten lassen müssen: Ich werde ab Samstag in Kambodscha sein, und dort für eine Woche herumreisen. Der nächste Artikel erscheint also frühestes übernächsten Sonntag, dann aber mit einem großen Reisebericht!








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