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Chiang Mai und die Wochen danach …
7 06 2010Kommentare : Kommentare deaktiviert für Chiang Mai und die Wochen danach …
Kategorien : In Thailand
Buffalo Village, ein voller Zug und langweilige Wochenenden
26 03 2010Das war sie also, die Landschulwoche. Das ist übrigens das Schweizer Wort für Klassenfahrt. Eigentlich fährt man in solch einer Woche auch auf das Land, aber außer der 4. Klasse, die ich begleiten durfte, machte das wohl keine andere. Unser Ziel lautete, den Kindern das Leben auf einem Reisfeld inklusive Feldbestellung mit Büffeln, Aussaat, Pflanzen und Verarbeitung von Reis sowie dem eigenständigen Reiten eines Büffels näherzubringen. Das Wochenprogramm war vorgeplant, alles schien organisiert und so ging es auch am Montagmorgen wie geplant gegen acht an der Schule los.
Montag, 15.02.2010
Die Fahrt dauerte nur zweieinhalb Stunden (da ich nichts gefrühstückt hatte, war mir das aber auch zu lange!), wir waren also früher da als geplant. Die Thailehrerin war hinter dem Bus hinterhergefahren, da sie eher wieder nach Hause musste als wir anderen. Während der Fahrt kamen wir schon an den wunderschön hellgrünen Reisfeldern vorbei – und alle freuten sich auf die Woche fernab von Schule, Büchern und Tests.
Nach dem Zimmerbeziehen (es waren leider nahezu Hotelzimmer mit Badewanne, Handtüchern, TV, Kühlschrank und regelmäßigem Service, gar nicht ländlich – und davon hatte ich auch noch ein eigenes) veranstalteten wir ein Suchspiel, bei dem die Kinder verschiedene im Voraus fotografierte Objekte auf dem Gelände finden sollten. Dann gab es das von mir lang ersehnte Mittagessen, chinesische Nudelsuppe. Hmmm, lecker! 🙂 Nach einem Nickerchen für alle ging es schon auf das Reisfeld, wo wir
- mit einem Büffel das noch schlammige Feld pflügen
- mit zwei Büffeln noch einmal pflügen
- Reis gekonnt aussäen und
- schon vorbereitete Schößlinge setzen.
Es war verdammt heiß, ein Cappi war also sehr hilfreich. Trotzdem hatten die Kinder sehr viel Spaß im Schlamm – ich auch! –, und das anschließende Abduschen mit einem Schlauch tat bei der Hitze sichtlich gut.
Danach gingen wir auf einen zum „Buffalo Village“ gehörigen Markt, konnten noch einmal richtig im Zimmer duschen und die Kinder sprangen in den lang ersehnten Swimming-Pool. Zum Abendbrot gab es sehr süßes Pad Thai und für die Erwachsenen andere lokaltypische Gerichte (z.B. etwas zu zartes Hühnchen und seltsame Eier), die die Kinder nie gegessen hätten. Das Abendprogramm war von vier Jungen organisiert worden: ein rotierender Spiele-Abend mit vier Varianten à drei Spieler: Mikado, Labyrinth, Lotti Karotti und UNO. Die Thailehrerin und Khun Num, unser persönlicher „Betreuer“ aus dem „Buffalo Village“, lernten so auch ein paar deutsche Spiele kennen. Eine Nachtwache brauchten wir angesichts der erstaunlichen Ruhe in den Zimmern nicht, und so konnten wir vier Aufsichtspersonen alle zeitig schlafen gehen.
Dienstag, 16.02.2010
Nach einem klasse „Continental Breakfast“ wurden die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt: Zuckerrohrverarbeitung und Reisernte. Ich ging mit der ersten Gruppe zuerst zur Verarbeitung des Zuckerrohrs:
- Auspressen der Zuckerflüssigkeit mithilfe eines Büffels an einer dafür vorgesehenen Gerätschaft, die auch gleich zerbracht
- Verrühren des gewonnenen Zuckers über offenem Feuer zu Brei
- Gießen des Zuckerbreis in runde Bambusförmchen
- Ausdrücken der Förmchen, nachdem sie getrocknet waren
- Verpacken in kleine Plastiktütchen
Dieser Prozess geht heutzutage natürlich maschinell und viel schneller, aber die Kinder hatten wieder ihren Spaß. Anschließend kamen beide Gruppen wieder zusammen und ihnen wurde der botanische Garten mit seltsamen Pflanzen „für den Mann“ erklärt. Zur Belohnung für die bisher getane Arbeit durften sich die Kinder im Swimming-Pool wieder austoben, den ich bisher noch mied, um ihnen die Vorfreude nicht zu nehmen, bis ich tatsächlich im Laufe der Woche einmal mit hineinspringe. Das Mittagessen war ganz gut, der Nachtisch mit komisch grünem, laichähnlichem Pudding etwas gewöhnungsbedürftig.
Nun war Gruppenwechsel. Ich ging mit meiner Gruppe zur Reisernte, dieses mal als einziger Betreuer, da die Thailehrerin in der anderen Gruppe als Dolmetscherin gebraucht wurde. Der Ablauf war wie folgt:
- Ausschlagen der Reissamen aus den Ähren (sehr aufwändig, deshalb nicht weiter ausgeführt)
- Ausbreiten des geernteten Reises auf dem Boden, um die Samen mittels eines Büffels „herauszutreten“
- Führen des Büffels über den auf dem Boden ausgebreiteten Reis
- Heraussuchen der Samen
- Trennung der Reiskörner von Unreinheiten in einer dafür vorgesehenen Maschine
- Schälen der Reiskörner in einer rotierenden Mahltrommel
- Trennung fertiger von nicht geschälten Reiskörnern mittels eines Siebes
Auch dieses Verfahren ist veraltet und wird heute meist vollständig maschinell durchgeführt. Wiederum hatten die Kinder aber Spaß bei der Arbeit, vor allem beim Sieben, da insgesamt etwa 90% des Reises dabei verloren gingen. Nebenbei zeigte mir und einigen anderen Interessierten Khun Num den traditionellen Fischfang mittels eines Netzwurfes, bei dem ich aber kläglich scheiterte. Bis zum Abend gab es wieder das übliche Programm: Pool, Aufenthalt in den Zimmern, Abendbrot, Tagebuch schreiben. Letzteres mussten die Kinder im Rahmen des Schulunterrichtes tun und wer fertig damit war, durfte mit mir Federball oder Frisbee spielen. Das Abendprogramm gestaltete sich etwas anders als geplant, weil das für diesen Tag vorgesehene Organisationsteam ihr Material nicht mehr finden konnte. So improvisierte der Klassenlehrer ein paar Spiele … eigentlich hätte ich das auch gerne gemacht, aber ich erfuhr erst zu spät von dem nicht planmäßig stattfindenden Abendprogramm. Neben Muffins, Zimtschnecken und einem überaus lustigen „Gummi-Spiel“ wurden alle bald sehr müde, sodass ich in der Nacht als erste Ansprechperson bei Problemchen keine Arbeit hatte.
Mittwoch, 17.02.2010
Das Frühstück war leider nicht ganz so lecker wie an den beiden Tagen zuvor, aber dafür sollte der gesamte Tag sehr interessant werden. Am Vormittag stand für eine Gruppe eine 15-Kilometer-Fahrradtour mit wahnsinnig guten und teuren Mountainbikes durch die umliegenden Dörfer und Reisfelder an und für die andere, in der ich unter anderem Betreuer war, das Büffelreiten. Da die Thailehrerin mit ihrem Auto als Versorgung bei den Radfahrern bei und wir keinen englischsprachigen „Guide“ bei den Büffeln hatte, mussten wir versuchen, diejenigen Kinder, die Thai und Deutsch sehr gut sprechen konnten, davon zu überzeugen, den anderen die Erklärungen zu übersetzen. Nach anfänglichem Zögern gelang es uns auch – und dann stellten wir fest, dass eigentlich fast alle in unserer Gruppe Thai ohnehin verstanden, bis auf eine Schülerin, die Frau des Klassenlehrers mit Tochter und ich. Natürlich hätte ich für mich persönlich keine Übersetzung gewollt, da ich mich ja hier zwingen muss, Thai zu sprechen, weil ich es andernfalls nie lernen würde. Die Übersetzungen klappten sehr gut, zwei Kinder haben das ganz erstaunlich gemacht, die anderen waren etwas schüchtern.
Zunächst gab es eine Einführung in das Leben eines Büffels bzgl. Verbreitung, Aussehen, Verhalten und Ähnlichem, danach mussten alle auf den Büffel aufsteigen und auf ihm Reiten. Dabei war aber der Aufstieg das wohl Schwierigste. Es gab drei Möglichkeiten:
- über die Hörner: mit dem rechten Fuß auf das linke Horn steigen, dann über den Hals krabbeln und sich schließlich auf dem Büffelrücken umdrehen – gefährlich!
- von der Seite: mit dem linken Fuß in die „Schulter“ des Büffels steigen und sich dann gekonnt mit dem anderen Bein über das Riesenvieh schwingen – unangenehm!
- von hinten: mit etwa fünf Schritten Anlauf auf den angespannten Wadenmuskel des Büffels steigen und von dort über den Hintern des Tieres springen, ähnlich wie bei einem Bocksprung – extrem gefährlich!
Nun wurde uns allen die Freiheit gelassen, welche der drei Varianten wir nehmen würden. Nahezu ausschließlich entschieden sich alle für Nummer 2, die Ängstlicheren nahmen das Geländer zu Hilfe, was den Aufstieg um einiges erleichterte. Ich habe nie einen Büffel sehr schnell laufen sehen und so war auch der Ritt eher entspannend als nervenaufreibend …
Da wir mit dem Programm bereits nach anderthalb Stunden fertig waren, ließen wir die Kinder wieder in den Pool. Die Jungen entschieden sich lieber für den Aufenthalt im Zimmer, also spielte ich mit den Mädchen Frisbee im Pool. Nach dem Mittagessen schlief ich mich noch eine gute halbe Stunde aus, bevor ich mich mit meiner Gruppe für die Fahrradtour sattelte, von der die Rückkehrer bereits geschwärmt hatten. Ihnen stand jetzt der Büffelritt bevor.
Die Fahrradtour führte über Hauptstraßen, Nebenstraßen, Sandwege, Dörfer, Reisfelder und zunächst bis zu einem kleinen Rastplatz, an dem wir ein Foto machten und die Aussicht über einen See genossen. Die zweite Rast fand an einem Abenteuerspielplatz mit Kletterwänden sowie einer Leiter und Hängebrücke über Wasser statt, auf dem sich die Kinder richtig austoben konnten, bevor es aufging zur dritten Rast, die an einer traditionellen Thai-Schule stattfand. Die Schüler spielten uns etwas auf ihren Instrumenten vor, unsere Kinder weigerten sich aber, auch etwas vorzusingen, während es die erste Gruppe getan hatte. Selbstverständlich wurden wir „farang“ (Ausländer) wie Autos angestarrt, oft genug hörte man dieses Wort auch, und schließlich konnte ich alle noch von meinem tollen Thai überzeugen, als ich zu einem Tagrau-Spiel (Fußballtennis) eingeladen wurde, indem ich durch die Menge rief „mi daai“ (ich kann nicht). Auf der Rückkehr über die matschigen Reisfelder machte eine Schülerin noch Bekanntschaft mit dem Boden, aber ansonsten verlief alles recht reibungslos. Wir konnten aber dank der Radtour das Reis in allen Stadien von einem brachen Feld bis zur Ernte beobachten, weil man diese Wasserpflanze dreimal im Jahr ernten kann.
Vor dem Abendbrot war noch Tagebuchschreiben und Federball angesagt, danach eine Geburtstagsfeier einer Schülerin mit leckerem Kuchen und danach schliefen die Kinder der Reihe nach beim Kinofilm „Madagaskar 2“ ein. So waren alle, inklusive Betreuer, bereits halb 10 im Bett.
Donnerstag, 18.02.2010
Gleich nach dem Frühstück ging es für die Kinder und den Klassenlehrer mit dem Pick-up auf den Morgenmarkt von Suphanburi. Die Frau des Klassenlehrers und ich hatten keinen Platz mehr auf dem Gefährt und stiegen in das Auto von Khun Num. Dort sollten sie Zutaten für unser Mittagessen kaufen. Leichter gesagt als getan: Der Einkaufszettel war auf Thai! Das konnten ja die meisten Kinder nicht lesen. Glücklicherweise hatten wir (Khun Num, die Thailehrerin, die Thai-Kinder und ich) es ins Englische übersetzt, sodass die Kinder danach fragen konnten. Nächstes Problem: Auf dem Markt verstand man selbstverständlich kein Englisch. Also war es an den Thai-Kindern, alle Waren für ihre Gruppe einzukaufen. Dabei war den „farang“-Kindern etwas ganz Einfaches nie eingefallen: Sie hätten ja den Verkäufern einfach nur den Einkaufszettel zeigen müssen …
Dann kehrten wir zum „Buffalo Village“ zurück und bereiteten in Gruppen die Speisen zu: Tom Jam Gung, Som Tam und Med Khanun. Das Herumrühren und -stampfen im Essen machte den Kindern sichtlich Spaß. Nebenbei konnte sich jeder mal am Papaya-Salat probieren; Khun Num bekam dabei Chili ins Auge und schrie fürchterlich, was wir alle zunächst für einen Scherz hielten, dann aber ziemlich ernst wurde … Schließlich schmeckten die drei Gerichte aber wunderbar, noch dazu hatte die Küche Extraspeisen zubereitet, sodass dieses Mittagessen das wohl beste war, dass ich je in Thailand hatte. Auch den Kindern schmeckte es außerordentlich gut.
Nach dem Mittagessen fuhr die Thailehrerin nach Hause und wir gingen mit den Kindern noch einmal auf den „Buffalo Village“-Markt, auf dem ich mir nun endlich einen Sonnenhut kaufte. Anschließend ging es zum lang ersehnten „Water Park“ in Suphanburi mit richtig teuren Minivans. Ich fuhr bei den Mädchen im Bus mit, in dem auch Khun Num saß, der immer wieder Witze auf Thai erzählte, sie dann übersetzte und schließlich auch noch den vollständigen Namen Bangkoks zum Besten gab. Der „Water Park“ war im Prinzip enttäuschend klein, aber es gab vier von fünf funktionierende Rutschen mit verschiedenen Geschwindigkeiten. Der Eintritt war mit 60 Baht auch spottbillig. Wir hatten im Wasserpark sehr viel Spaß, auch der Klassenlehrer und ich!
Am Abend wurde wieder Tagebuch geschrieben, Federball gespielt und für diesen letzten Tag eine Disko vorbereitet. Vor dieser wirklich gelungenen Disko gab es aber noch leckeres Barbecue mit Hühnchen- und Schweinefleischspießen. Ich glaube, ich habe die meisten Spieße gegessen!
Die Disko wurde ein voller Erfolg für die Kinder, denn das kleine Organisationsteam hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Für die bei gutem Benehmen verdienten „Büffel-Doller“ im Laufe der Woche konnte sich die Kinder an der Bar verschiedene Süßigkeiten und Getränke kaufen. Luftballons, gute Musik und Taschenlampen machten die Atmosphäre perfekt. Alle wurden zum Tanzen animiert, indem das Organisationsteam mehrere Limbo-, Stopp- und Zeitungstänze vorbereitet hatte, bei denen natürlich auch wir Betreuer uns nicht lumpen ließen und zur Freude der Kinder begeistert mitmachten. Gegen halb 10 war die Disko dann beendet und ab ging es ins Bettchen …
Freitag, 19.02.2010
Die Rückfahrt war auch für die Kinder sehr angenehm. Mittlerweile hatte ich ja ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen aufgebaut und konnte auch im Bus mit ihnen spaßen. Nebenbei lud ich noch die Fotos von der Kamera des Klassenlehrers auf meinen Stick, sodass ich sie über das Wochenende zu einer schönen DVD verarbeiten konnte … leichter gesagt als getan! Wie sollte ich gut 1500 Fotos, die aus meinem Apparat und den Kameras der übrigen drei Begleiter entstanden waren, bis zum Montag bearbeiten, in ein Videoschnittprogramm einfügen, mit Effekten versehen, mit Musik unterlegen und auch noch mindestens 15 Mal brennen? Eine unlösbare Aufgabe, aber ich hatte es ja versprochen … selbst schuld!
Als wir gegen Mittag in der Schule ankamen, bot mir die Frau des Klassenlehrers, die ja auch mitgefahren war, mich in ihrem Taxi mit nach Hause zu nehmen. Das war äußerst praktisch, denn ich durfte keine Zeit mehr verlieren – wegen der vielen Fotos. Außerdem gab ich an diesem Tag noch den Deutschförderunterricht im zwei Stunden entfernten Bangna, der mir den gesamten Freitagabend raubte. Gegen zwölf Uhr nachts zu Hause angekommen, konnte ich nur noch todmüde ins Bett fallen.
Wochenende, 20./21.02.2010
Eintöniges Wochenende: Bilder bearbeiten, in ein Videoschnittprogramm einfügen, mit Effekten versehen, mit Musik unterlegen und auch noch mindestens 15 Mal brennen … davon schaffte ich immerhin die ersten drei Sachen bis zum Sonntagabend. Freizeit gab es nicht, es war Stress pur. Ich arbeitete teilweise bis spät in die Nacht und stand zu ungewohnt früher Stunde wieder auf, sodass ich am Montagmorgen völlig übermüdet eine SMS an den Klassenlehrer der 4. Klasse verfassen musste, dass ich die DVD noch nicht vorzeigen könne. Ich nutzte jede freie Minute in der Schule, um weiter an den Effekten und vor allem der passenden Musik zu arbeiten, wovon Letzteres teilweise wirklich mehrere Stunden in Anspruch nahm.
Woche vom 22. bis 28.02.2010
Die gesamte Woche bestand also aus Schule am Morgen und Video am Nachmittag. Nebenbei hatte ich ja auch noch Thai, musste irgendwann mal etwas essen und wollte nicht nur so schnell mit der ach so tollen DVD fertig werden, sondern auch am Wochenende in den Süden Thailands, um mich von meinem Stress zu erholen. Andere wichtige Sachen in der Schule beinhalteten die Installation der deutschen Rechtschreibprüfung für die Schüler der 9. Klasse, damit sie einwandfrei ihre Praktikumsberichte schreiben können, die Korrektur der unzähligen Jahrbuchbeiträge, der sich mittlerweile weiter etablierte und recht erfolgversprechende, wenn auch schleppend vorangehende Deutsch-Förderunterricht einer thaisprachigen Schülerin in der 3. Klasse, einen Begleitservice eines kleinen verletzten Schülers bis ins Krankenhaus tief in der Innenstadt sowie die Auswertung und zukünftige Verfahrensweise mit dem Deutschland-Test für die 12er, die ja bald nach Europa gehen würden. Bei Letzterem mussten wir, die Deutschlehrerin und ich, feststellen, dass der Test für die Schweizer selbstverständlich unfair gewesen war, weshalb nun noch die Projekte Schweiz-Test und Europa-Test anstehen. Die sich aus dem Deutschland-Test entwickelte Diskussion unterstrich jedenfalls den Erfolg, denn dabei erfuhren nicht nur ich, sondern auch die Schüler selbst, was es überhaupt heißt, in Deutschland zu leben, wenn man vorher aus einem Land mit einer völlig anderen Mentalität kommt. Außerdem gab es am Mittwoch noch den interessanten „Open House Day“, der im Prinzip einem „Tag der offenen Tür“ gleichkommt, wobei jedoch der Unterricht ganz normal stattfindet. Die Eltern nehmen daran teil, können ihre Kinder bestaunen, sich in der Pause mit den Kollegen und anderen Eltern unterhalten und selbstverständlich alle Lehrer befragen. Dazu bekamen wir alle, auch „kulturweit“, ein tolles Namensschildchen, mit dem wir richtig wichtig tun konnten.
Ich war bis zum Wochenende jede freie Minute mit der DVD über die Landschulwoche beschäftigt. Da hatte ich mir wirklich etwas aufgebrummt! Zwar war der Film bereits Mittwoch fertig, aber er musste ja noch rendern! Dieses Rendern kann bei einem Film von 50 Minuten, wie es meiner war, zwischen zwei und zwanzig Stunden dauern … wenn der Computer mitmacht und nicht abstürzt! Als er dann Mittwochnachmittag fertig war, musste ich mit Bedauern feststellen, dass die einst so hoch auflösenden Bilder auf der DVD nur noch unscharf und verpixelt dargestellt waren. So konnte ich das Video natürlich nicht vorführen, schon gar nicht den Kindern mit nach Hause geben. Da ich dieses Problem mit den verpixelten Bildern bis zum Wochenende nicht lösen konnte, hatte ich auch keine richtige Lust auf Strandurlaub …
Ich gab dem Computer eine letzte Chance, startete den Brennvorgang und zog am Freitagabend schon leicht verspätet los, um meinen Zug in den Süden, für den ich noch nicht mal eine Fahrkarte hatte, zu bekommen. Ich war recht pünktlich, halb elf, auf dem Bahnhof, fürchtete aber angesichts der langen Schlange am Ticketverkauf um meinen Zug. Immer wieder sah ich in der Schlange vor mir Leute etwas am Ticketschalter erfragen und danach mit leeren Händen weggehen. Ich dachte schon, der Zug nach Surat Thani wäre ausgebucht! Aber das kann doch nicht sein, oder? Das war mir in Thailand noch nie passiert. Aber vielleicht hatten auch andere Leute die Idee gehabt, den kommenden freien Montag wegen Makha Bucha für einen Kurztrip in den Süden zu nutzen … Jedenfalls war ich nun an der Reihe und schon, als der Mann „Surat Thani“ aus meinem Mund hörte, fiel ihm schnell „full“ ein; da war nix zu machen!
Ich fand einen anderen Reisewilligen auf dem Bahnhof – vielleicht war er Thai oder Laote oder wer weiß. Er wollte nach Yala, also mit dem gleichen Zug wie ich fahren, hatte aber auch kein Ticket mehr bekommen. So einigten wir uns darauf, es noch mit einem Bus, der gegen elf (es war zehn vor elf!) am Bangkoker südlichen Busbahnhof abfahren sollte, versuchen. Aber so richtig Lust schien der andere Typ auch nicht zu haben. Nachdem wir uns mit den nervigen Taxifahrern auf eine Fahrt dorthin geeinigt hatten, sprang der seltsame Andere ab und ich stand allein da. Ich wollte aber unbedingt in meinen verdienten Urlaub! Also stieg ich in ein Taxi ein und forderte den Fahrer auf, das Taxameter anzustellen, was er aber partout nicht tun wollte. So wechselte ich das Taxi und kam schließlich auch ganz gut im weit entfernten südlichen Busbahnhof an. Doch es gab keinen Ticketverkauf mehr um diese Zeit!
Ich nervte die Kassiererinnen an der Toilette, die kein Wort Englisch sprachen, wie ich denn nun nach „Sukhothai“ käme. Erst viel später merkte ich, dass ich natürlich nach „Surat Thani“ wollte! Deshalb verwiesen sie mich immer auf „Mo Chit“, den nördlichen Busbahnhof, und ich begriff nicht … ich brauchte eine Auszeit, drehte eine Runde auf dem Busbahnhof und kehrte wieder zu den Damen zurück, nun mit „Surat Thani“. Schließlich kapierten sie und ich erfuhr, dass gegen drei Uhr nachts ein Minivan, in dem man eigentlich keine 10 Stunde aushält, für viel zu teure 700 Baht nach Surat Thani fahren würde. Das wollte ich nicht und mein „phääng göön pai“ (zu teuer) gefiel den Ticketverkäufern auch nicht. Also streunte ich über den Busbahnhof, wieder zurück zur Hauptstraße, lief durch mir bisher unbekanntes Gefilde und hielt irgendwann ein Taxi an, um nach Hause zu kommen. Ich wollte nicht zu viel bezahlen, also sagte ich dem Fahrer „Khao San“ (als wär ich irgendein Touri), von wo aus ich einen Bus nehmen würde. Der Fahrer erklärte mir, dass zu dieser späten Stunde keine Busse mehr fahren würden und dass er mich für nur 150 Baht bis an die Ramkhamhaeng bringen würde. Dieser Preis beeindruckte mich – und er schaffte es tatsächlich! Die gesamte Fahrt war sehr unterhaltsam: Ich konnte ihm auf Thai erklären, dass ich eigentlich in den Süden fahren wollte, aber es keine Tickets mehr gab, und dass ich in der Ramkhamhaeng wohne. Minburi, was noch viel weiter entfernt war, wollte ich dann doch nicht zugeben! Dafür würde ich ein zweites Taxi nehmen. Da ich dem Fahrer immer wieder etwas auf Englisch beibrachte, wollte er am Ende noch meine Telefonnummer haben und berechnete mir nur 100 Baht! Wow, wie nett. Ich ärgerte mich etwas, dass ich nun in ein zweites Taxi steigen musste, aber was soll’s.
Zu Hause angekommen, musste ich mit Bedauern feststellen, dass die DVD, die das Endergebnis sein sollte und die ich vor der Klasse vorführen wollte, wieder nichts geworden war. Das Wochenende bestand also ausschließlich aus Tests, wie ich die DVD ordentlich hinbekommen könnte, denn ich wollte unbedingt bis zum Montag fertig sein. Irgendwann gelang es mir, immerhin eine riesige Datei auf dem Computer in guter Qualität zu sichern, die ich nur noch auf eine DVD komprimieren musste. Nebenbei zerstörte ich noch mein Programm, indem ich irgendein dämliches Plug-in installierte, und benannte aus Versehen alle Bilder in meinem Ordner um, sodass das Programm sie nicht wiedererkannte. Voller Schweiß konnte ich meine Arbeit aber noch retten und schaffte es schließlich irgendwann, ein zufrieden stellendes Ergebnis auf DVD zu erwirtschaften. Was für ein seltsames, unerwartetes Wochenende!
Woche vom 1. bis 7. März
Nun musste ich noch einen passenden Termin für die Videovorführung bekommen. Ich hatte auch noch nicht die DVDs für die Schüler gebrannt, noch nicht einmal alle Fotos auf eine CD, sodass der Montag noch nicht ging, Dienstag zeitlich schlecht lag, am Mittwoch ich nicht mit der gesamten 4. Klasse zusammen wäre und der Donnerstag als Aufführungstag festgelegt wurde. Nebenbei lud ich auch die Thai-Lehrerin, die ehemalige Klassenleiterin der jetzigen 4. Klasse und die DaF-Lehrerin ebenderselben Klasse ein; sie alle freuten sich schon auf die Vorführung, rechneten aber mit nichts Außergewöhnlichem.
In der Schule verfolgte ich weiterhin meine diversen Aufgaben: Jahrbuchkorrekturen, Unterstützung in verschiedensten Fächern, Vertretungen und Brennen von zig DVDs … bis zum lang ersehnten 4. März 2010, 3. Stunde im Raum der 4. Klasse:
Computer geholt, aufgestellt, angeschaltet. Beamer? Oh, nicht reserviert, hoffentlich ist er nicht gerade unterwegs. Glück gehabt, es gibt einen Beamer für mich. Beamer anschließen? Passt nicht in die Steckdose. Die Schüler sind schon da, aber der Beamer geht nicht. Neues Kabel holen, passt zwar, aber Beamer geht immer noch nicht. Langes Hin- und Her, dann geht alles. Lautsprecher angestellt, Fenster abgedunkelt, Projektion gestartet und alles läuft perfekt! Die Kinder sind die gesamte Vorstellung über begeistert, lachen über und mit sich, wundern sich über die tollen Fotos und ich bekomme aus allen Reihen nur positives Feedback bezüglich der Hintergrundmusik, in die ich stundenlange Arbeit investiert hatte.
Es gab keine Fehler, Unterbrechungen oder Missgeschicke, alle Fotos und Effekte saßen perfekt und ich war einfach nur glücklich, erleichtert und auch ein bisschen stolz auf meine Leistung, aus gut 1500 ursprünglichen Fotos nicht nur 1300 gute auszusuchen und komplett zu bearbeiten, sondern auch noch etwa 300 der authentischsten Bilder zu einer DVD in Bewegung, fernab jeglicher langweiliger Diashow, zusammenzustellen, die sowohl Klein als auch Groß begeisterte! Anschließend zeigte der Klassenlehrer noch kurz die Vorschau von „1, 2 oder 3“, wo drei der Viertklässler gegen Deutschland und Österreich angetreten waren. Die gesamte Show sollte kommende Woche innerhalb der Klasse und innerhalb des nächsten Monats vor der gesamten Primarstufe gezeigt werden, doch dazu später.
Schon innerhalb eines Tages, also noch am selben Abend nach der Landschulwochen-DVD-Präsentation, bekam ich sogar von einigen Eltern eine bestätigende E-Mail, wie toll doch der Film sei, nachdem sie sich ihn schon mehrmals mit ihren Kindern zusammen angesehen hatten. Das bestärkte mich natürlich umso mehr, mich nun auch weiter für die 4. Klasse zu engagieren. Am kommenden Tag bekam ich sogar eine Art „Urkunde“ dafür vom Klassenleiter mit den Unterschriften aller Kinder der Klasse.
Das Wochenende wollte ich nun endlich mal dafür nutzen, mich ein bisschen in Bangkok umzusehen, ein typisches Touri-Programm mit Bootsfahrt auf dem Chao Phraya und Besuch der zahlreichen Tempel Bangkoks durchzugehen und einfach die Stadt zu genießen, in der ich nun schon ein halbes Jahr lebe. Auf der Busfahrt zur nächsten U-Bahn-Station lernte ich zwei Tschechen kennen, die erst in der Nacht zuvor angekommen waren und sich ein Hotel nahe dem Flughafen, also dort, wo sich keine anderen Touristen aufhalten (in Minburi!), genommen hatten. Ich war stolz, ihnen erklären zu können, mit welchen Bussen sie günstig bis zur Khao San kommen könnten. Außerdem konnte ich mittlerweile viel über Thailand sowie die Sitten, Bräuche, Ängste und Verhaltensweisen dieser Nation erzählen. Als ich endlich an meiner U-Bahn-Station angekommen war und den tschechischen Touristen erläutert hatte, wie sie am besten den Bus wechseln, stieg ich aus und fuhr mit der Metro und dem Skytrain bis zur Bootsstation des Chao Phraya. Dort dauerte es ewig, bis ich das richtige Pier fand, weil ich nicht in so ein teures Touristenboot einsteigen wollte. Ich sagte der Kassiererin auf dem Boot zwar, dass ich zum Wat Phra Kaew wollte, allerdings kam ich dort nie an, weil ich die Ausstiegsstation verpasst hatte. So fuhr ich gemütlich weiter in den Norden und wunderte mich bald über die fehlenden Touristen auf dem Kutter. Irgendwann entschied ich mich auszusteigen und war somit fast der einzige an dieser Stelle. Ich hatte keine Ahnung, wo ich gelandet war; war es noch Bangkok? In einer ziemlich leeren Gasse orientierte ich mich erst einmal und fand dann bald heraus, dass ich in Bangsue, einem der nördlichen Distrikte Bangkoks, gelandet war. So suchte ich nach Möglichkeiten, wieder von dort wegzukommen und lief viele Kilometer, bevor ich einen Hinweis auf eine Metro fand. Nach einer Stärkung und einem kleinen Einkauf im wohl fast größten Tesco Lotus Bangkoks kam ich auch endlich an der Metrostation an, fuhr zurück zum Siam Square und entschied mich aufgrund der bereits weit vorangeschrittenen Zeit, mit dem Bus wieder nach Hause zu fahren. Was für ein sinnloser Ausflug, oder?
Der Sonntag war ebenso wenig sinnvoll. Ich arbeitete ein wenig an meinem Sprachwissenschaftszeug, zu dem ich sonst keine Zeit habe, bereitete ein wenig die Schule vor und schlief mich aus.
Woche vom 8. bis 14. März
Ich hatte von einem Lehrer gehört, dass der Vater einer Zweitklässlerin Deutsch-Förderunterricht für seine Tochter wünschte. Da ich erstens montagnachmittags noch Kapazitäten hatte und es sich um die Schwester einer Basisstufenschülerin, die ich sehr mag, handelte, schrieb ich den Vater gleich an und erkundigte mich nach der Möglichkeit, die Nachhilfe zu übernehmen. So hatte ich bald einen Job für die Überbrückungszeit zwischen meinem montäglichen Vormittag und Thai in der Schule am Nachmittag.
Den Montagnachmittag hatte ich freibekommen, um mein Visum in der vietnamesischen Botschaft für die große Reise über Songkran zu ergattern. Gleich nach dem Mittagessen bestellte ich mir ein Taxi (was gar nicht so leicht war), kam in einen furchtbaren Stau, den es immer am Mittag in der Innenstadt gibt, und betrat bald das Gebäude der Botschaft Vietnams. Es sah ziemlich heruntergekommen aus, aber dafür hatte ich keine Probleme mit dem Visum. Formular ausgefüllt, abgegeben, Geld bezahlt und Reisepass dort gelassen. Das war’s. Nach nicht mal einer Viertelstunde konnte ich wieder gehen und so sparte ich Geld, indem ich den Bus zurück nach Hause nahm. Insgesamt brauchte der Bus wegen des anhaltenden Staus mehr als zwei Stunden, um bei mir zu Hause anzukommen.
So … mehr schaffe ich vor der großen Reise nicht, Fotos leider auch nicht. Ich melde mich in drei Wochen wieder. Aber trotzdem will ich noch verraten, was zwischen dem bisher Erzählten und meinem momentanen Leben alles passiert ist:
Ich war:
- live bei den politischen Unruhen dabei und lief zu Fuß durch eine Straßenblockade
- ziemlich krank, bin aber mittlerweile wieder reisetauglich
- ziemlich oft als Vertretungslehrer eingesetzt
- extrem mit riesigen Aufgaben in der letzten Woche beschäftigt: Heraussuchen der Definitionen über 100 englischer Wörter, Anfertigen des Schweiz-Tests für die 12. Klasse, Evaluation des Freiwilligendienstes nach einem halben Jahr, Erstkorrekturen aller Jahrbuchbeiträge (mittlerweile etwa 150 Seiten), Abrechnung von konsumiertem Wasser, Kaffee und Cola in der Lehrerschaft, Reisevorbereitung (Reiseroute, Basisvokabular) und Schreiben dieses endlos langen Beitrags
- Lichtassistent beim Musical der Primarstufe
- Klassenleiter der 4. Klasse für zwei Tage
Bis demnächst!
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Zurück zum Alltag …
14 02 2010Nun nutze ich endlich mal meine mittlerweile rar gewordenen Freistunden, um den Blog auf den neuesten Stand zu bringen, bevor das nächste Großereignis erlebt werden will: Die „Buffalo-Village“-Landschulwoche in Suphanburi von Montag bis Freitag nächster Woche. Seit meiner Rundreise durch Laos und China gibt es einiges zu berichten, denn ich habe den Blog seit fünf Wochen nicht aktualisiert! Jede Woche muss also kurz zusammengefasst werden, sonst wird es wieder ellenlang …
1. Woche (09.01. – 17.01.)
Nachdem ich von meiner Reise wieder gut in Bangkok gelandet war, bereitete ich mich wieder auf den Alltag vor: Wäsche waschen, Essen gehen, E-Mails checken und beantworten, anderen von meinen Erfahrungen und Erlebnissen berichten, schon die nächste Reiseroute planen, den Kühlschrank bis zum Rand auffüllen und natürlich erst einmal ausschlafen. Eine Besonderheit fiel mir sofort auf: Liss und Mira waren nicht mehr im Patarapak, unserem Apartment. Sie waren nämlich über die Ferien Richtung Innenstadt gezogen, würden dafür aber eine Stunde mehr Schulweg und eine höhere Miete in Kauf nehmen müssen. Philipp und der Mathelehrer, der mir schon immer gegenüber gewohnt hatte, waren geblieben. Daraus würde sich bald ein schwieriger Konflikt ergeben: Wo können wir nun Thai lernen!? Dazu später …
Ich würde in dieser Woche wohl kaum Freistunden haben, denn da ein Lehrer ausgefallen war, musste ich zahlreiche Vertretungsstunden übernehmen. Im Prinzip ist so etwas nie ein großes Highlight, da ein Lehrer der Vertretung ja gewöhnlich einen Arbeitsauftrag für die Schüler aufgibt. Am Dienstagvormittag aber, in einer Deutschvertretungsstunde der 8. Klasse, musste ich aushelfen: Die Schüler hatten den Auftrag, Satzglieder in vorgegebenen Sätzen zu bestimmen … ah, mein Lieblingsthema! Und da ich ihnen angeboten hatte, mich bei Problemen zu fragen, war ich dann auch umso froher, dass sie meine Hilfe annahmen. So konnte ich doch tatsächlich im Handumdrehen und ohne Vorarbeit Subjekt, Prädikat, Akkusativobjekte und Genitivattribute erklären und an der Tafel (ich denke, ziemlich verständlich) erläutern. Die Schüler schienen recht zufrieden mit meinen Ausführungen und konnten ihre Aufgaben so gut lösen. Am Dienstagnachmittag mussten wir die Sache mit Thai auf den Tisch bringen. Zunächst fand der Unterricht provisorisch im Büro des Hausmeisters statt, was uns aber bald nicht gefiel, da dort ein ATM stand, der bei jeder Abhebung lautstark die PIN „vorlas“ (man hörte es zumindest piepen und hätte wohl auch mitschreiben können, da jede Taste anders klang) und ebenso laut Geld abzählte. Außerdem störten die anderen sich an den herumfliegenden Mücken, die mir wiederum hier in Thailand gar nichts ausmachen. Wir würden also die Location ändern müssen, was aber ohne Einigung mit den Weggezogenen nicht ginge.
Am Donnerstagmorgen kam ich aufgrund eines wohl kaputten Motorradtaxis (der Fahrer meinte immer nur „yang“ und zeigte auf die Kette) schon etwas zu spät zu meiner eigentlichen Vertretungsstunde, ich fand allerdings keinen einzigen Schüler vor! Ich schaute in möglichen Klassen nach, scheuchte verschiedene Lehrer auf und recherchierte im Intranet, wo die Schüler wohl sein könnten. Irgendwann fiel mir dann ein: „Ist die Sekundarstufe heute nicht eislaufen?“ Also hätte ich mich ja gar nicht zur Schule beeilen müssen … Für die 3. und 4. Stunde war die so genannte „Integrationsveranstaltung“ vorgesehen, bei denen die Schüler von der 2. bis zur 6. Klasse verschiedene Posten absolvieren mussten. Ich war als „Runner“ eingeteilt und koordinierte so die Gruppen untereinander, denn es waren immer nur etwa 10-15 Minuten Zeit, um eine Aufgabe, ein Spiel oder eine Arbeit zu erledigen. Bei eventuellen Verzögerungen musste ich halt die jeweils anderen Gruppenleiter darüber informieren, sodass sie die Kinder noch beschäftigen konnten. Insgesamt hatten die Kinder viel Spaß bei den im Freien stattfindenden Übungen. Danach hätte ich eigentlich Französisch gehabt, aber da sowohl die richtige Französischlehrerin an dem Tag nicht da war und der eingesetzte Vertretungslehrer ebenfalls zum Schlittschuhlaufen war, fiel Französisch aus und ich übernahm eine Vertretung für „Ha-Le“, also „Hausaufgaben-Lernstunde“, und zwar mit der 2. und 3. Klasse. Bisher hatte ich mit dieser Altersgruppe noch nie etwas zu tun gehabt, aber es machte einfach nur Spaß, den kleinen bei den Hausaufgaben und Experimenten zu helfen. Die Betreuung der Basisstufe funktioniert an dem Tag auch nicht wie geplant (das zweite Malheur!), da ich am Donnerstag nun nicht mehr die langweilige Hofaufsicht haben und lieber mit den Kindern zum Essen gehen wollte. So hätte ich die andere Basisstufe (von Liss und Philipp) übernehmen sollen, da ich aber aufgrund der sich nicht zur Pause bequemenden Kinder aus der „Ha-Le“-Gruppe nicht früh genug kam, übernahm kurzerhand wieder Liss die eine und Mira die andere Basisstufengruppe. Auch nach der Mittagsbetreuung war wieder alles durcheinander: Eigentlich hätte ich in der 6. Stunde Mathe gehabt, mir wurde aber wieder „Ha-Le“ hineingeschoben. Also half ich wieder der 2. und 3. Klasse, die hier zusammen unterrichtet werden, bei ihren Experimenten und Spielen. Dann galt es noch einen Streit aufgrund von irgendwelchen getauschten Robotern zu schlichten und am Ende der Doppelstunde meinte ein Junge sogar zu mir „Sie sind einer der besten Lehrer, die ich je hatte.“ Das soll doch was heißen, oder? 🙂
Am Donnerstagnachmittag trafen wir uns noch einmal zu einer halbstündigen Konferenz bezüglich Thai-Unterricht, aber wieder kamen wir zu keiner wirklichen Einigung und es wurde auch mehr gestritten und argumentiert, als sinnvoll vorgeschlagen. Natürlich wollten wir nicht immer bis zu den anderen Richtung Innenstadt fahren, andererseits müssten Liss und Mira, die ja weggezogen waren, entweder immer bis zum Thai-Unterricht in der Schule bleiben und von da aus zu uns kommen oder nach Hause fahren, dann wieder zu uns und dann wieder nach Hause. Das gefiel den beiden ja auch nicht. Und der Thai-Lehrerin muss es ja auch noch passen! Im Endeffekt einigten wir uns darauf, weiterhin im Patarapak zu bleiben und uns immer ein Zimmer zu suchen (Philipps, meines, das des Mathelehrers oder das Büro des Hausmeisters, notfalls auch ein Café). Dafür verlegten wir den Donnerstagsunterricht nach vorne, sodass die Mädels nicht zu lange in der Schule bleiben müssten. Eine fast zufrieden stellende Einigung war also gefunden.
Am Freitagabend hatte ich mich spontan entschlossen, endlich einen Schreibtisch und einen dazugehörigen Stuhl zu kaufen: Für insgesamt lächerliche 2200 Baht bekam ich beides zusammen. Den gesamten Samstag nutzte ich dann für eine Rundumreinigung meiner Wohnung, da ich den Schreibtisch nicht in den uralten Dreck stellen wollte. Ich rückte sogar Schränke und Bett ab, schaffte aber das Bad und den Balkon nicht mehr, da es bald zu Liss Richtung Innenstadt gehen sollte: Sie hatte am 4. Januar Geburtstag gehabt, also mussten wir den irgendwie nachfeiern. Das taten wir auch, und zwar in ihrem (eigentlich Miras) neuem Zuhause, zusammen mit einem Praktikanten unserer Schule und dem Mathelehrer. Jeder hatte etwas mitgebracht, hauptsächlich aber Alkohol. Und so wie es jetzt hier klingt, verlief der Abend auch: mit zahlreichen Bierflaschen, selbst gemixten Cocktails und irgendwelchen Trinkspielen, die nie enden wollten, ging der lange Abend nur noch verschwommen zu Ende. Das letzte Mal hatte ich 0.30 Uhr auf die Uhr geschaut, man sagte mir später, dass wir erst gegen drei zu Hause waren. Die Taxifahrt ist ein einziger Filmriss und ich weiß bis heute nicht, wie ich den komplizierten Weg in meine Wohnung gefunden habe: Das Taxi hatte vor unserer Soi gehalten, ich musste also noch 500 Meter geradeaus laufen und dann im richtigen Moment nach links abbiegen; nach halb 10 ist die Haustür verschlossen, also musste ich es irgendwie durch den Hinterhof geschafft haben. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich wohl am Fingerscan gestanden haben muss, bevor ich mit dem Fahrstuhl in die 6. Etage gekommen war. Am nächsten Morgen erwachte ich zumindest irgendwo in meinem Badezimmer … herrje, das war vielleicht eine Nacht. Ach ja, Philipp und Gregor, der damalige Praktikant an unserer Schule, waren zwar in demselben Taxi mit nach Hause gekommen, sollen dann aber noch in eine Bar gestolpert sein. Keiner kann sich daran erinnern, je das Taxi bezahlt zu haben. 😉
Das Telefon weckte mich: Irgendjemand sprach. Aber was? Ich verstand nur Bahnhof. Ach, es war Englisch … wer war das? Ahhh, Travis aus Neuseeland, den ich in Laos getroffen hatte und der mittlerweile in Bangkok angekommen war. Ja, wir hatten uns für diesen Sonntag verabredet. Schlaf- und alkoholtrunken schlug ich ihm Treffpunkt und Uhrzeit vor, wovon ich aber letztere selbstverständlich nicht einhalten konnte. Ich hatte immer noch einen Brummschädel und keine Lust auf irgendetwas, zwang mich aber ins Freie, um den Tag überhaupt zu nutzen. Wir trafen uns tatsächlich im MBK, dem wohl ungünstigsten Treffpunkt überhaupt, und suchten etwa eine halbe Stunde nach gutem Essen. Im Endeffekt war es etwas Japanisches, glaube ich. Wir unterhielten uns viel über Thai und Chinesisch, da er letzteres ziemlich gut sprach und ich nun auch einen gewissen Eindruck von der Sprache hatte gewinnen können und da Travis mittlerweile auch ein paar Wörter auf Thai hatte aufschnappen können. Ich glaube zumindest, dass er etwas besser in Chinesisch ist als ich in Thai, aber vielleicht wird sich das demnächst noch ändern. Danach gingen wir mehr zufällig zum „Silom Festival“, wo er sich mit neun Thais auf die Bühne traute und eine Art „Oishi Green Tea“ in schnellstmöglicher Zeit zu leeren versuchte, aber kläglich scheiterte. 🙂 Ich hatte ihm eigentlich das Besondere an Thailand um sechs Uhr abends zeigen wollen, aber aufgrund der zu lauten Musik in der Silom-Gegend fand es nicht statt: Alle Thais bleiben nämlich plötzlich auf der Stelle stehen und bleiben in diesem Zustand, bis der aus verschiedenen Lautsprechern zeitgleich tönende Königshymne zu Ende ist. Anschließend ging es noch – typisch Thai – auf den Chatuchak, wir drehten dort eine Runde und kehrten dann zum Baiyoke-Turm zurück, in dessen Umgebung wir noch etwas Lokaltypisches zu Abend aßen. Ich fand keinen Bus zurück nach Minburi, also nahm ich das Taxi und war damit schneller zu Hause als Travis, der zur selben Zeit in einen Bus zur Khao San gestiegen war. Um halb eins in meiner Wohnung angekommen, stolperte ich über den noch in der Verpackung befindlichen Schreibtisch und entschloss mich, ihn „mal schnell“ aufzubauen. Da ich keinen Akkuschrauber besaß, gestaltete sich die Arbeit als äußerst schweißtreibend, bis ich gegen halb vier endlich vor einem fertigen und zu benutzenden Tisch saß. Gute Nacht!
2. Woche (18.01. – 24.01.)
Auch von dieser Woche berichte ich nur die nennenswerten Szenen und nicht jeden Tag im Detail:
In der dritten Stunde am Dienstag begann ich, die Nachmittagskurslisten fertig zu schreiben. Dazu eine kurze Anmerkung: Ich hatte Handball als montäglichen Nachmittagskurs angeboten, es gab allerdings nur drei Anmeldungen (immerhin, von nur knapp 100 Schülern, die hatten abstimmen können! ;-)). Damit ein Kurs zustande kommen würde, brauchte man aber mindestens sieben Teilnehmer. Miras Kurse stießen dagegen auf große Nachfrage und sie hat sich nun mit zwei oder drei Nachmittagsaktivitäten herumzuschlagen. Nach der 4. Stunde verabschiedete ich noch den Lehrer der 4. Klasse, in der ich nun regelmäßig und recht häufig eingesetzt bin, denn er würde kurz danach mit drei ausgewählten Kindern der 4. Klasse nach München zu „1, 2 oder 3“ fliegen, um dort gegen Österreich und Deutschland anzutreten. Meine Arbeit beendete ich an dem Tag, nachdem ich die Listen für die Nachmittagskurse fertig gestellt hatte und schlief dann zu Hause bis zum Thaiunterricht.
Was wohl am Mittwochvormittag los war, weiß ich nicht, aber während der Pausenaufsicht kamen immer mehr der kleinen Thai-Mädchen (ja, zur Hälfte sind sie eigentlich auch Schweizer oder Deutsche) und setzten sich auf meinen Schoß. Mittlerweile bin ich, da ich in jeder Pause auf dem Spielplatz bin, schon eine Art Vertrauens- und Zufluchtsperson für die Kinder geworden. Ich genieße diese Anerkennung schon, habe aber gleichzeitig ein bisschen Angst vor dem Abschied in weniger als einem halben Jahr. In DaF der 4. Klasse durfte ich einen Text, bei dem die Schüler gewisse Laute einsetzen sollten, diktieren und anschließend eine Geschichte vorlesen, die sie dann schriftlich zu rekapitulieren hatten. Den Nachmittag verbrachte ich wieder mit Travis in der Innenstadt; wir schauten uns eine Muay-Thai-Show an und entschlossen uns dann, Bangkok bei Nacht vom Baiyoke-Turm aus mit einem gemütlichen Drink zu bestaunen. Tatsächlich fand ich gegen 22 Uhr noch meine heißgeliebte 113, die mich für nur 8 Baht bis fast vor die Haustür brachte.
Irgendwie fand ich, dass ich am Donnerstag überhaupt nichts in der Schule zu tun hatte, also beschäftigte ich mich mehr mit dem Heraussuchen von Billigflügen für meine Sommerreisen. Die Mittagsbetreuung mit der nun anderen Basisstufe klappte wunderbar, die Kinder (die ich ja vorher auch schon ziemlich gut kannte) fanden auch schnell Vertrauen zu mir. An diesem Nachmittag sollte Thai bei mir im Zimmer stattfinden, was meinem neuen Schreibtisch zuzuschreiben war. Anschließend wurde mir auf Drängen von Liss und dem Mathelehrer noch eine neue Frisur für 150 Baht verpasst, mit der ich mich dann am nächsten Tag vor der Schule zu verantworten hatte. 🙂
Der Freitagvormittag war hauptsächlich von der Anwesenheit des Buchautors Nic Dunlops und des Schweizer Botschafters für Laos, Myanmar und Kambodscha geprägt. Nic Dunlop war angeblich mit 19 Jahren nach Kambodscha gereist und hatte versucht, die Hintergrunde der Roten Khmer zu verstehen. Er ist dank des Aufspürens des Toul-Sleng-Leiters Kaing Guek Eav, besser als Comrade Duch bekannt, mitverantwortlich für den momentan stattfindenden Gerichtsprozess, in dem Duch aussagen muss. Da ich ja bereits selbst im S-21, auf den „Killing Fields“ und überhaupt in Phnom Penh gewesen war, ließ ich mir die dreistündige Veranstaltung natürlich nicht entgehen. Nach dem Mittagessen übernahm ich je eine Hälfte der Klasse 6 (nach 20 Minuten Wechsel), um mit ihnen die Zahlen bis 100 auf Französisch zu wiederholen. Die Klasse ist übrigens eine der eher anstrengenden an der Schule, aber mittlerweile habe ich einen recht guten Zugang zu den Schülern. Nach dieser Stunde hieß es Beeilung: Sofort nach Hause, Sachen packen für das Sukhothai-Wochenende, worauf ich mich mit Travis geeinigt hatte und den Bus nach Bangna nehmen, wo ich zum Abschluss der Woche noch Deutschunterricht geben musste. Leider verschlief ich wieder den Transfer zum zweiten Bus in Südrichtung, sodass ich mir dachte, es wäre günstiger, sofort auszusteigen und gleich in ein Taxi zu wechseln. Aber der Fahrer, der sich wohl nicht so recht mit Bangna auskannte, bestand darauf, über die Autobahn zu fahren, und zwar erst einmal weit in den Norden, um dann (nachdem ich mich vergewisserte, ob er denn wisse, wohin er führe) die Autobahnauffahrt in den Süden zu nehmen. Natürlich musste man hier wieder Maut bezahlen, die Strecke war ewig und das Taxameter stieg unaufhörlich. Mir wurde schon schlecht und ich ärgerte mich über den Fahrer. Dann nahm er auf der „Bangna Trat“, dem wohl kompliziertesten Straßensystem Bangkoks, auch noch einen U-Turn zu zeitig, was bedeutete, dass er zunächst wieder fünf Kilometer in die falsche Richtung fahren musste, bevor er den nächsten U-Turn in entgegengesetzter Richtung nehmen konnte. Insgesamt zahlte ich für diesen Super-Service 220 Baht plus Maut, das war mehr, als hätte ich direkt ein Taxi von mir zu Hause genommen. Von der Familie, deren Kindern ich ja bekanntlich besseres Deutsch beibringe, bekam ich sogar ein tolles Weihnachtsgeschenk, ich redete mit der chinesischen Mutter noch ein bisschen über ihr Heimatland und musste mich dann per Bus und Skytrain bis in den Norden zur „Northern Bus Station“ vorkämpfen, wo Travis schon auf mich wartete und von wo aus wir den Nachtbus nach Sukhothai nehmen wollten. Im Bus wurden sogar Decken verteilt, was angesichts der wie immer zu kalt gestellten Klimaanlage auch vonnöten war.
Wir kamen früh gegen halb fünf in Sukhothai an, nahmen etwas schlaftrunken ein herumstehendes Tuk-Tuk und ließen uns in das von Travis vorgeschlagene „Sila Resort“ fahren, weil er dort angeblich einen Kumpel kannte. Nachdem wir eingecheckt hatten, schliefen wir noch gemütlich in unserem geräumigen Zimmer bis um neun, bevor wir beim Frühstück auf Travis‘ Kumpel Mark und einen Ladyboy namens „Mister X“ trafen. Letzterer war der berühmt-berüchtigte Angestellte des Hauses überhaupt, nahezu jeder hatte etwas im Gästebuch über ihn verewigt und bald sollten wir auch merken, warum … Bis dahin hatte ich nur erfahren, dass er neben Thai und Englisch auch Deutsch, Japanisch, Laotisch, Spanisch und sonst welche Sprachen beherrschte! Dann nahmen wir, Travis und ich, uns ein kostenloses Mountainbike vom Resort und begaben uns zum so genannten historischen Park von Sukhothai, in dem sich die ganzen alten Khmer-Tempel befanden. Nach kurzem Nachfragen bei älteren Passanten auf Thai fanden wir den richtigen Weg, der aber zunehmend langweiliger wurde und im Vergleich zu der Fahrradtour zum Kuang-Si-Wasserfall absolut öde war. Zudem war es extrem warm an dem Tag, den Sattel fand ich viel zu hart und die Straße verlief schnurstracks geradeaus. Die Ankunft nach gut 25 Minuten schweißtreibenden Trampelns war auch nicht viel erfreulicher: Das Ticket für Ausländer kostete 100 Baht, das für Thais nur 20 Baht, also erhoffte ich mir mit meinen Thai-Kenntnissen Handlungsspielraum … Aber die Kassiererinnen blieben hartnäckig und fanden es gar nicht so witzig, dass ich ein bisschen Thai konnte – ganz anders die gute Frau, die uns frische Getränke verkaufte und die darüber staunte, dass ich so etwas wie „ich hätte gerne eine Dose Cola“ sagen konnte.
Wie auch immer … der Park war, nachdem wir beide schon in Angkor und Ayutthaya gewesen waren, leider ziemlich enttäuschend. Wir waren schwer zu beeindrucken und es gab auch nichts außer eben ein paar Khmer-Tempelruinen, Buddha-Statuen und verfallenen Mauern. Man konnte nirgends hochklettern, sodass man auch keinen Überblick über die ohnehin nicht allzu große Anlage erhaschen konnte. Wir fragten uns beide ständig, warum die Reiseführer diese Stätte immer der in Ayutthaya vorziehen; diese Meinung konnten wir einfach nicht bestätigen. Dann gingen wir Mittagessen, ich probierte das von Travis vorgeschlagene „pad sii iu gai“, sprach es aber falsch aus, da ich keine gehabt hatte, was es sein sollte. Schließlich verstand die Bedienung, sie schrieb es mir sogar auf und erklärte mir, was es sei. Irgendwie schmeckte es mir aber überhaupt nicht. Dann kam die Bedienung wieder an unseren Tisch und bald stellte sich heraus, dass sie unglaublich gut Englisch sprach. Sie erklärte Travis, wie man am besten sein Visum an der nahegelegenen burmesischen Grenze verlängern konnte und war auch sonst sehr unterhaltsam, sodass wir kaum wieder gehen wollten. Anschließend radelten wir noch zu einer weiter entfernt gelegenen Tempelstätte, für die wir an der einen Seite noch einmal 100 Baht hätten hinblättern müssen, dafür auf der gegenüberliegenden Seite kostenlos hineinkamen. Wieder einmal war die Anlage ziemlich enttäuschend und wir nutzten sie nur zum Verschnaufen, bevor wir uns auf den Rückweg ins Resort in der Neustadt (Sukhothai ist in die Altstadt mit Tempeln und Neustadt mit Wohnhäusern unterteilt) machten.
Auf dem Rückweg mixten wir uns im BigC ein paar seltsame Erfrischungsgetränke zurecht und begaben uns danach zum Busbahnhof, damit ich meine Rückfahrkarte nach Bangkok für den nächsten Tag kaufen konnte – Travis wollte noch einen Tag länger bleiben. Die Fahrkarte bekam ich aber nicht, stattdessen fing uns eine Frau ab, die wirres Zeug auf Thai redete, bis ich begriff, dass sie eigentlich nur versuchte zu scherzen. Sie konnte praktisch kein Englisch, also musste ich nebenbei auch noch ein bisschen Dolmetscher für Travis spielen, was sich als nicht so leicht herausstellte. Ständig wollte sie meinen eben gekauften Donut haben, so lernte ich immerhin, wie das Ding auf Thai heißt. Jedenfalls versprach sie mir, dass ich mein Busticket auch am nächsten Tag noch kaufen könnte.
Wieder im Resort angekommen, entschieden wir, uns noch ein bisschen mit Alkohol für den Abend einzudecken, also schwangen wir uns wieder auf die Räder – klar, kein Problem, abends mal schnell zwei Kilometer in die Stadt zu fahren, oder? Weit gefehlt! Schon beim Verlassen des Resorts wurden wir von vielen kleinen Hunden angegriffen, die es wohl wirklich auf uns abgesehen hatten! Denen entkamen wir zwar, aber dann blieb da noch der Rückweg … bewaffnet mit Hochprozentigem kehrten wir also zurück durch die Seitengasse irgendwo an einem Fluss entlang Richtung Resort. Problem dabei: Um in das Resort zu kommen, mussten wir scharf links abbiegen, und zwar genau an der Stelle, wo die Hunde auf uns warteten. Die Idee war also, als sie abermals anfingen, uns anzugreifen, einfach so schnell es ging mit dem Rad vorbeizurasend, um die Hunde von der Stelle wegzulocken. Das schien anfangs auch zu funktionieren, aber bald bemerkten wir den großen Fehler … etwa 100 Meter weiter wartete ein riesiger, schwarzer, noch viel aggressiverer Hund auf uns, der vor allem, der vor mir fuhr, bis hinunter zur Hauptstraße verfolgte. Dabei fiel uns auf, dass der Hund lediglich gejoggt war, während wir mit unseren Rädern kein Stück schneller hätten fahren können. Glücklicherweise hatten die Hunde Angst vor Motorengeräuschen, sodass sie an der Hauptstraße anhielten und uns nicht mehr zurückließen. Na toll, was nun!? Unsere einzige Chance war, ein Auto anzuhalten und den Fahrer zu bitten, uns bis ins Resort zu fahren. Wie der Zufall es so wollte, kam natürlich gerade weder ein Tuk-Tuk noch ein passendes Auto, womit wir auch die Räder wieder zurückbekommen konnten. Also warteten wir gute 15 Minuten und schmiedeten andere Pläne, wie wir noch hineinkommen könnten, bis endlich ein freundliches Pärchen mit einem Pick-up ankam und in ebendenselben Weg abbog. Unsere Chance! Mit dem Auto war es tatsächlich kein Problem mehr, aber das Herz steckte mir immer noch tief in der Hose … was für ein Schock!
Mit dem Alkohol präsentierten wir uns dann „Mister X“, der uns selbstverständlich in sein Zimmer einlud. Nach allem, was ich schon von dem gehört hatte, war ich mir zwar nicht ganz so sicher, ob wir wirklich darauf eingehen sollten, aber schließlich konnte ja nichts passieren, solange wir uns nicht allzu sehr betränken. Neben unserem gekauften Sang Som holte „X“ noch einen Lao-Lao von irgendwoher und ich ahnte, dass dies ein langer Abend werden würde … Das Seltsame an diesem Typen war aber, dass er nicht nur alle möglichen Sprachen beherrschte, sondern auch noch Deutschland und Neuseeland, wo Travis herkam, bedeutend besser kannte als wir selbst. Das Kurioseste war doch tatsächlich, als ich ihm verriet, wo ich herkam: „Aus dem Osten von Deutschland“ – „und woher?“ – „Ja, aus einem Dorf in der Nähe von Berlin“ – „aus Brandenburg?“ – „ja, aber schon fast aus Sachsen, es ist eher in der Nähe von Dresden“ – „dann vielleicht aus Großenhain oder Riesa?“ – Da war ich dann doch baff! Wir konnte ein Thai solche Städte kennen? Schließlich hatte er aber zwei Jahre in Deutschland gelebt, seine Reisen durch Europa angeblich dank eines 100.000 Euro-Gewinns in einem deutschen Casino finanziert und einen deutschen Kerl geheiratet und sich dann wieder von ihm getrennt – er zeigte mir sogar das Scheidungsurteil! Auch den Neuseeländer beeindruckte „X“ mit unglaublichen Stories aus Neuseeland. Dazu kam noch, dass wir zwar alle immer etwas vom Alkohol nachnahmen, wir beiden Reisenden aber eigentlich schon nicht mehr konnten und auch früh aufstehen wollten. Und bevor noch etwas Seltsames passieren würde, begaben wir uns dann doch lieber ins Bett, in dem ich trotz allem noch recht früh am nächsten Morgen erwachte. Auf dem Busbahnhof kaufte ich mir dann ein Rückfahrticket nach Bangkok, musste aber aufgrund von Verspätung noch fast eine Stunde auf den Bus warten. In einem kleinen Shop traf ich „Mister X“ schon wieder, der unbedingt meine Telefonnummer hatte bekommen wollen. Travis hatte ihm geschickterweise gesagt, dass er das übernehmen konnte, was er dann aber „aus Versehen“ am Tag seiner Abreise vergaß. Schließlich sei „Mister X“ jedes Wochenende in Bangkok, um dort Party zu machen … Da bekam ich dann doch schon etwas Angst, dass er mich nicht auch einmal auf eine seiner tollen Partys einlädt. Die Busfahrt war ganz angenehm und so kam ich gegen Mitternacht in meiner Wohnung an.
3. Woche (25.01. – 31.01.)
Diese Woche sollte meinen bisherigen Stundenplan, der immer noch ziemlich viele Freistunden enthielt, schlagartig auffüllen. Nach dem Motto „wer Arbeit hat, her damit!“ schrieb ich eine E-Mail an das gesamte Lehrerkollegium und offerierte allen meine Hilfe in vielen Fächern, für die ich mich qualifiziert fühlte. Prompt kam die erste Antwort: DaF in der 2. und 3. Klasse erwünscht. Dann kam noch ein Lehrer: „Du suchst Arbeit? Die habe ich für dich“, bald kam die nächste E-Mail mit DaF-Angeboten, Französisch-Vorschlägen und auch nebenschulischen Tätigkeiten: Kaffeerechnung, Sportgeräteinventarisierung, Aufräumen der Bibliothek, Aktualisierung der Linksammlung zu Studienmöglichkeiten nach der Schule u.v.m. Wie gesagt, schlagartig war Arbeit da, die ich gebraucht hatte. Nun wurde ich, sagen wir es mal vorsichtig, wirklich ernst genommen und mittlerweile schätzen die meisten Lehrer auch die Anwesenheit der vier kulturweit-Leute ungemein. Denn wir tun alles, wozu die Lehrkräfte keine Zeit und eigentlich auch keine Lust haben, was aber einfach getan werden muss. Und da ich es nicht mag, still und arbeitslos in der Ecke zu hocken, nehme ich jede Arbeit gerne an!
Mitten in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch bekam ich starke Magenkrämpfe und mir wurde richtig schlecht, der Kopf dröhnte und ich konnte nicht mehr klar denken. Ich saß noch bis um eins am Computer und checkte die Flüge meiner Eltern, die im Sommer herkommen werden, bis ich mich umdrehte und eine riesige schwarze Pfütze um meinen Kühlschrank entdeckte. Meine gerade erst gekaufte und in den Kühlschrank gelegte Cola war ausgelaufen! Oh nein, alles klebte und die Ameisen hatten das Fest schon eröffnet! Also wischte ich mit meinem restlichen Klopapier (Küchentücher sind hier eine Rarität) den Boden auf und musste gegen drei sogar noch einmal ins 7-Eleven rennen, um eine neue Packung Klopapier zu kaufen. Etwas, was wahrscheinlich in Deutschland undenkbar wäre! 🙂 Unter Kopf- und Magenschmerzen wischte ich nun also die Cola auf, begab mich endlich ins Bett und meldete mich früh per E-Mail krank. Sofort schob ich meine Krankheit auf den am Vorabend gegessenen Fisch: Es war der letzte in dem Billigrestaurant, in dem es sonst eigentlich gut schmeckte, gewesen und er hatte auch schon nicht mehr so frisch ausgesehen. Bäh!
Am Donnerstag und Freitag schleppte ich mich zwar wieder in die Schule, trotzdem hatte ich an beiden Tagen durchweg noch alles Mögliche: Kopfschmerzen, Durchfall, Magenscherzen, Schwindelgefühle und teils sogar ein bisschen erhöhte Temperatur – was aber in Bangkok keine absolute Seltenheit ist. Neben meinen üblichen Fächern kümmerte ich mich vor allem um die Ausarbeitung des Schulprofils auf Englisch, glich es mehrmals mit dem Direktor ab und musste noch irgendwoher Bilder suchen. Weiterhin bin ich in letzter Zeit immer wieder mit Korrekturen für das Jahrbuch beschäftigt, sodass ich tatsächlich kaum noch Freistunden habe. Die letzte Stunde in der Woche, Französisch in der 6. Klasse, übernahm ich dieses Mal fast allein: Ich sollte die Zahlen bis Hundert auf Französisch diktieren, die Schüler mussten sie als Zahl schreiben; der zweite Teil des Testes war leicht für mich, da ich die Zahlen lediglich auf Deutsch sagen musste, die Schüler sie aber als Wort auf Französisch aufzuschreiben hatten. Die Lehrerin ließ mich diesen Test allein schreiben, weil sie wegmusste.
Zwar gab ich auch noch den Deutschunterricht in Bangna wie fast jede Woche, aber da ich mich nicht so gut fühlte, fiel das Wochenende danach völlig ins Wasser. Eigentlich hatte ich zum Benefiz-Fußballspiel der „Hoffenheim Supporters Bangkok“ an unserer Schule kommen wollen, konnte mich aber am Samstagmorgen nicht dazu aufrappeln, mir ging es einfach immer noch zu schlecht. Der Körper normalisierte sich erst wieder am späten Sonntag.
4. Woche (01.02. – 07.02.)
Der Februar begann mit einer neuen Stunde: DaF in der 9. Klasse für eben Schülerinnen, denen es in Deutsch etwas schwerer fällt. Es gestaltete sich für mich aber auch nicht sehr leicht, Zugang zu ihnen zu finden, denn mit 15/16 Jahren hat man natürlich ganz andere Dinge als Schule im Kopf. In Deutsch wurde gerade die Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ von einem Schweizer behandelt, bei der ich natürlich viele Begriffe erklären musste. Teilweise erstaunte es mich schon, dass Begriffe wie Furche, müßig, mäßig, Äcker, brach und Knecht schlichtweg nicht bekannt waren – interessanterweise wussten selbst die Deutschen manchmal nichts mit diesen Wörtern anzufangen! Sie waren halt in einer Metropole weit entfernt von dem Land, in dem man eigentlich Deutsch spricht, aufgewachsen – und das nahmen die Deutschlehrerin und ich als Startpunkt für ein Experiment in der 12. Klasse, die ja bald auf eigene Faust in Deutschland überleben wollen: Wir würden in naher Zukunft ein Quiz über das Leben in Deutschland machen und sehen, ob sie tatsächlich eine Vorstellung von dem Leben in unserem Land haben.
Am Mittwochmorgen hatte ich nun zum ersten Mal DaF mit der 3. Klasse: Im Prinzip musste ich der kleinen Vierergruppe, die wir dank meiner Unterstützung von der 2. Klasse separieren konnten, nur bei der Ausarbeitung einer fiktiven Einladung helfen, vor allem der bisher nur thai- und englischsprachigen Schülerin, die im letzten Semester neu an die Schule gekommen war. Am nächsten Tag sollte sie dann Privatförderung von mir bekommen. Die Arme, sie wird neben mir auch noch von Mira und einer Sonderpädagogin der Schule auf Deutsch getrimmt, damit sie endlich anfängt zu sprechen. Wichtige Erklärungen müssen bisher auf Englisch (oder, wer kann, auf Thai) erfolgen, wenn man sich Zeit nimmt, geht es auch auf Deutsch. Dazu nutze ich das von Mira aus der Bibliothek ausgeliehene Bilderbuch und arbeite mich dadurch.
Ansonsten beschäftigte ich mich in der Woche vorrangig mit Korrekturen für das Jahrbuch und der Übersetzung von Elternbriefen ins Englische. Am Freitag in der 3. Stunde half ich wieder in der 9. Klasse aus. Dieses Mal sollte es nicht um DaF, sondern um die korrekte Gestaltung einer Praktikumsmappe gehen, da diese Klasse in den folgenden zwei Wochen in Betrieben in Bangkok und Umgebung eingesetzt sein würden. Nach anfänglichen Problemen mit dem Beamer und leichten Ungereimtheiten mit meinem Microsoft Word klappte die Umsetzung unserer Idee doch ziemlich gut: Es ging im Prinzip darum, den Schülern zu zeigen, wie sie alle Kriterien, die später in der Matura-Arbeit verlangt würden, korrekt in einem Textverarbeitungsprogramm einstellen können. Das Ganze wollen wir nach ihrem Praktikum erweitern, aber die erste Stunde diesbezüglich war schon einmal sehr erfolgreich.
Bald danach fuhr ich mit dem Klassenlehrer der 4. Klasse und der Thai-Lehrerin, die mit auf die Klassenfahrt in anderthalb Wochen kommen würde, nach Suphanburi in das so genannte „Buffalo Village“, um uns das Gelände, die Örtlichkeiten und die Leute schon einmal anzusehen, bevor wir mit der ganzen 4. Klasse dort antanzen würden. Die Autofahrt dauerte gute zwei Stunden, gleich nach der Ankunft aßen wir gemütlich im nahegelegenen Restaurant. Die beiden Lehrer staunten über meine Riesenportion, die mich noch nicht einmal satt machte. Das Gelände war beeindruckend, die Reisfelder riesig und schön grün, die Häuschen sehr komfortabel (ich würde ein eigenes bekommen!) und die Angestellten sehr organisiert und zuvorkommend. Die Rückfahrt dauerte gute drei Stunden, da der Verkehr in Bangkok gegen Abend immer sehr dicht wird. Dank der am Steuer sitzenden Thai-Lehrerin, die auch verständliches Deutsch spricht, wurden uns viele Fragen zum Verkehrssystem in Thailand authentisch beantwortet. Der Unterricht in Bangna musste selbstverständlich ausfallen.
Am Samstagmittag traf ich mich wieder mit Travis, der nun sein letztes Wochenende in Bangkok verbrachte und anschließend wieder nach Hause fliegen wollte. Wir entschlossen uns nach einiger Zeit, in den Lumphini-Park zu gehen, um dort die Flora und Fauna zu bestaunen. Eine willkommene Abwechslung auch für mich, denn ich war bisher erst einmal dort gewesen. Wir kamen an Scientology-Werbern vorbei, durchquerten den Park entlang des Sees, bestaunten zunächst die Fische und Schildkröten im Wasser und entdeckten dann einen Waran, etwa anderthalb Meter lang, der sich am Ufer sonnte. Wir setzten uns daneben und warteten … warteten … warteten. Ein thailändischer Junge versuchte, ihn aufzuscheuchen, scheiterte aber. Wir warteten weiter … und plötzlich bewegte sich der kleine Dinosaurier tatsächlich – in unsere Richtung! Langsam wurde es unheimlich und wir standen auf, liefen langsam rückwärts, und das Tier folgte uns. Aus sicherer Entfernung schaltete ich dann meine Kamera an und filmte. Das Tier verschwand zur Hälfte in einem Loch, setzte eine ordentliche Wurst dorthin und marschierte dann ins Wasser. Wir dachten erst, das Spektakel wäre schon vorbei, aber es begann erst: Ein paar Meter weiter hatte ein Thai mit Unmengen an Brot Unmengen an Vögeln angelockt, auf die der Waran es abgesehen hatte. Natürlich würde er keine Vogel schnappen können, dazu war er viel zu langsam. Aber da gab es ja auch noch Fische … und Schildkröten! Eine dieser armen Schildkröten war wohl zu unvorsichtig und schon fand sie sich im Maul des Warans wieder. Mann, das hatte ich auch noch nie gesehen! Die Schildkröte war dumm: Sie zog ihre Gliedmaßen nicht ein, weder Kopf noch Schwanz und auch nicht die Beine … so konnte der Waran sie leicht verletzen. Aber der Waran war auch irgendwie dumm: Er tat es nicht. Und ließ die Schildkröte sogar noch entkommen, nicht zuletzt auch wegen der Jubelrufe der umstehenden Thais. Da ich beide Aktionen gefilmt habe, werde ich sie demnächst bei Youtube hochladen. Den Abend verbrachten Travis und ich noch in der Sukhumvit, einem bekannten Barviertel in Bangkok, nachdem wir gute zwei Stunden irgendwo in der Lumphini-Gegend herumgelaufen waren, von denen ich immer nur alle zwei Kilometer eine Straße kannte, um Essen zu suchen. Das bekamen wir dann tatsächlich auch unglaublich billig in einer Nebenstraße der Sukhumvit.
Dann streunten wir noch durch die Nana-Gegend und landeten schließlich in einer deutschen Bierbar, in der die Bundesliga lief und ich versuchte, sie Travis zu erklären. Ich fand danach zwar einen Bus bis zur Ramkhamhaeng, aber keinen Anschlussbus. Stattdessen wartete ich mitten in der Nacht noch eine gute Stunde auf meine 113, bis ich mich entschied, doch ein Taxi zu nehmen.
5. Woche (08.02. – 14.02.)
In der letzten Woche passierte nichts Außergewöhnliches. Folgendes hätte ich auch schon einige Wochen vorher sagen können: Ich habe nun jeden Dienstag und Donnerstag je eine „Tutoring“-Stunde und am Mittwoch sogar eine Doppelstunde „Tutoring“, in der/denen ich eigentlich nichts weiter zu tun habe, als auf ein bis vier Kinder aufzupassen, die nicht wirklich wissen, was sie machen sollen, weil ihre Nachmittagskurse so spät oder ungünstig anfangen. Zudem ist nun auch wieder „Thai for teachers“ am Montagnachmittag und da ging es die letzten beiden Male so richtig in die Vollen: Uhrzeit, Wochentage und Monatsnamen! Ich bin froh, dass ich die ersten beiden Sachen nun ziemlich gut beherrsche, aber mit den Monaten wird es noch dauern. Kurze Beispiele zu den drei Themen:
Die Uhrzeit in Thailand wird, neben der viel zu formellen und ungebräuchlichen 24-Stunden-Anzeige, in je sechs Stunden unterteilt. Das heißt, man sagt zum Beispiel „drei Uhr nachts“, sechs Stunden später ist es „neun Uhr morgens“, sechs Stunden später „drei Uhr nachmittags“ und wieder sechs Stunden später „drei Uhr abends“. Am Kuriosesten ist 17.00 Uhr, denn man kann sowohl „fünf Uhr nachmittags“ als auch „fünf Uhr abends“ sagen, je nachdem, ob es noch warm oder schon kalt draußen ist. 🙂
Die Wochentage haben nichts mit unseren gemeinsam und fangen mit Sonntag an. Man muss halt sieben neue Wörter lernen: „wan aathit“, „wan dschan“, „wan angkhaan“, „wan phut“, „wan pharühat“, „wan suk“ und „wan sao“.
Die Monatsnamen erinnern auch an nichts, was einem bekannt vorkommen könnte; noch dazu sind sie extrem lang. Hier die zwölf Monatsnamen: „mak ga ra khom“, „gum phaa phan“, „mii naa khom“, „mee saa jon“, „phrüd sa phaa khom“, „mi thu naa jon“, „ga ra ga daa khom“, „sing haa khom“, „gan jaa khom“, „tu laa khom“, „phrüd sa dschi gaa jon“ und schließlich „than waa khom“. Na, wer findet heraus, wann man „khom“ und wann „jon“ verwendet? Ein Vorteil, der in unseren Monatsnamen fehlt …
Zurück zur Schule: Die Mittagsbetreuung hat sich nun wieder geändert. Ich gehe weiterhin mit „meine“ eigentlichen Basisstufe essen, Mira hat am Dienstag und Donnerstag den Kindergarten und Philipp geht am Donnerstag mit „seiner“ Basisstufe.
Am Mittwoch gab es in der Doppelstunde Sport mit der Basisstufe einen Verletzungsfall, weshalb ich – gutmütig wie ich bin – die junge Schülerin nicht nur in die Klinik gebracht habe, sondern auch noch über eine Stunde (!) auf ihre Mutter, die irgendwo vom Shopping kommen musste, um ihre Tochter abzuholen. Vielleicht war ich vorbelastet, zum einen wegen meines eigenen umgeknickten Knöchels vor einigen Monaten, zum anderen auch, weil ich die Schülerin so sympathisch fand, aber die Mutter war wirklich … wie soll ich sagen? … sehr gewöhnungsbedürftig. Wir mussten, zunächst auf mein Drängen, dann auf Drängen einer anderen Lehrerin unserer Schule, insgesamt viermal anrufen, bevor sich die Mutter in die Schulklinik bequemte. Mehr als ein kleines „sorry“ wollte ihr nicht über die Lippen. Mit scharfen Worten befahl ich ihr noch „töö tong pai roong phejabaan“ (sie muss ins Krankenhaus), was sie zum Glück dann auch tat. Ich war schon erstaunt, dass die Schülerin am nächsten Tag nicht nur wieder in der Schule war, sondern mir auch vom Fahrradfahren am Nachmittag zuvor, d.h. direkt nach dem Krankenhausaufenthalt, am Folgetag erzählte! Natürlich, ihre Knochen sind noch jung, aber was ich auch schon von ihr erfahren hatte, war, dass sie wohl nicht zu Hause bleiben dürfe und dass der Arzt dies aber eigentlich verordnet hatte. Nun ja, es ist ja nicht meine Tochter, aber Leid tat sie mir schon.
Am Freitag präsentierte ich der 12. Klasse, die ja bald im Kollektiv nach Europa gehen wollen, um dort zu studieren oder beim Bund eingezogen zu werden, den ultimativen „Deutschlandtest“, den ich selbst ein paar Tage zuvor ausgearbeitet hatte. Anfangs schienen sie nicht sehr begeistert darüber, aber je weiter sie sich vorarbeiteten, desto mehr realisierten sie, was ich mit dem Test eigentlich bezwecken wollte. Es handelte sich um Fragen, von denen jeder Deutsche den Großteil mühelos beantworten sollte, um in der Gesellschaft problemlos klarzukommen. Selbstverständlich kann keiner alles wissen, aber es ging auch um Preisvorstellung bezüglich Brötchenkauf, Benzinpreisen und Wohnmiete. Das alles ist ja in Thailand höchstens ein fünftel so teuer wie in Deutschland. Die Ergebnisse werde ich den Schülern erst nach ihrer Projektwoche mitteilen. Da ich vergessen hatte, dass die Schüler in Französisch diese Woche wieder einen Test schreiben sollten, blieb ich aus Versehen bis zur 7. Stunde, bevor ich eben realisierte, dass ich da gar nicht gebraucht werde. Dafür unterhielt ich mich in meiner freigewordenen Stunde mit den drei neuen Praktikanten, die nun bereits ein paar Wochen hier gewesen sind und bald wieder zurück in die Schweiz müssen, wie ihnen das Leben und die Arbeit in Bangkok bisher gefallen hat. Am Abend fuhr ich wieder nach Bangna, um den beiden diesmal sehr aufgeweckten und lernwilligen Jungen ein bisschen mehr Deutsch beizubringen, und zeigte dem Vater meiner Schüler meine Reisefotos aus Laos und China.
Das einzig Erwähnenswerte an diesem Wochenende war der Samstagabend, an dem mich der Mathelehrer kurzerhand überredete, mit ihm und seiner „Begleitung“ in die Khao San, wo auch Philipp, Mira und ihr Couchsurfer, Liss mit ihrer Mutter und Schwester, ein kolumbianischer Freund des Mathelehrers sowie ein Freund eines ehemaligen Praktikanten der DsSB bereits waren. Also trafen wir uns dort alle, gingen in diese und jene Bar, schließlich noch in eine Disko, um zufälligerweise die 12er aus der Schule zu treffen, bevor wir gegen zwei in ein Taxi gequetscht wieder nach Hause fuhren. Es war ein spaßiger und abwechslungsreicher Abend, der aber nicht jede Woche sein muss. Den heutigen Tag verbrachte ich eher in der Innenstadt und kaufte noch die letzten wichtigen Sachen für die Klassenfahrt ab morgen ein.
Der nächste Bericht folgt dann wahrscheinlich gleich nach der Klassenfahrt, wenn ich aus Suphanburi vom „Buffalo Village“ zurückgekommen bin.
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Was in der Woche vor der großen Reise geschah …
10 01 2010Da ich am Tag der Abreise keine Zeit mehr hatte, etwas im Blog zu hinterlassen, berichte ich nun auch, was vor vier Wochen in der Schule so passiert ist. Es war die letzte Woche vor den Ferien, vor Weihnachten, die letzte Woche im Jahre 2552 …
Ich habe keine Ahnung, wieso, aber am Montagmorgen (14.12.2009) klingelte einfach mein Wecker nicht. Ich hatte auch vergessen, mir den Handywecker als Sicherheit zu stellen. Als Konsequenz wachte ich doch tatsächlich erst um ca. 10 Uhr auf! Waaaas? Ich hätte schreien können! Damit hatte ich bereits einmal Pausenaufsicht und einmal Sachkunde verpennt; ebenso die Anwesenheitskontrolle, die ich für Liss übernehmen hatte übernehmen sollen, während sie mit Philipp und Michael, einem kulturweit-Freiwilliger am Goethe-Institut Bangkok, aufgrund ihres Visums in Singapur war. In null Komma nichts zog ich mich an und rannte an den Motorradtaxistand, befahl dem Fahrer, so schnell wie möglich zu fahren und kam völlig verschwitzt in der Schule an. Schnell die Anwesenheitsliste geschnappt und von Klasse zu Klasse gehechtet, dass ich ja alle noch erwischte, bevor einige schon wieder Schluss hatten, dann zum Sachkundelehrer gegangen, um mich für die verpasste Stunde zu entschuldigen, sowie in die Basisstufe, um dort die Wecker- Story zu beichten, bevor ich mit Mira endlich recht gelassen zur Mittagsbetreuung der Kleinen gehen konnte. Den Rest des Nachmittags (teils in der Schule, teils zu Hause) verbrachte ich noch einmal vor dem Zeugnis-Formular, das ich vom Deutschen ins Englische hatte übersetzen sollen. Denn jedes Mal, wenn man Bemerkungen darunter schreiben wollte, verschob sich das Layout. Das musste ich also noch ändern und gelang mir schließlich auch im Laufe des Tages. Am nächsten Tag wollten wir Schlittschuh laufen gehen, also fuhr ich am Abend noch ins Carrefour, um eine Jogginghose und Handschuhe zu kaufen …
Das habt ihr gerade überlesen, richtig? Noch einmal: Am Dienstag (15.12.) war Schlittschuhlaufen für die Klassen zwei bis vier angesagt. In Bangkok! Bei 35 °C im Schatten! Mein Schulweg gestaltete sich allerdings etwas unglücklich: Leider lief ich nicht gerade überpünktlich los, dann gab es bereits in unserer Soi Stau, auf der Ramkhamhaeng waren alle vier (bzw. für manche Autofahrer fünf) Spuren dicht und es war auch kein Motorradtaxi in Sicht, da alle dieses Reisemittel bevorzugt hatten, um durch den Stau zu kommen. Also schnappte ich mir ein Taxi und rief in der Schule an, dass ich aufgrund des Staus nicht pünktlich kommen würde. Der Taxifahrer erklärte mir, dass es einen Unfall gegeben hatte … und bei so etwas staut es sich schnell auch auf kleineren Straßen in Bangkok auf mehrere Kilometer. Endlich (mit nur leichter Verspätung) in der Schule angekommen, wollte ich schnell meine tolle neue Jogginghose anziehen, um nicht mit Stoffhose und Gürtel Schlittschuh laufen zu müssen. Aber wie der Zufall es so gewollt hatte, hatte ich doch tatsächlich sowohl die Hose als auch die Handschuhe zu Hause vergessen! Hm … also doch mit Gürtel auf’s Eis gehen. Dann hatte man mir gesagt, die Schüler und Betreuer würden, während ich mich umzog, schon mal alle zum Gate gehen – also ging ich zum Gate 8, weil von dort aus gewöhnlich auch Busse abfuhren. Völlig außer Atem musste ich an diesem Gate feststellen, dass dort niemand von unserer Schule war! Nach einem kurzen Telefonat erfuhr ich, dass man am Gate 1 auf mich gewartet hatte. Also hastete ich den ganzen Weg durch das Schulgelände zurück und kam absolut verschwitzt am Bus an, in dem ohnehin nur Betreuer saßen. Den Bus mit den Kindern holten wir auf dem Weg zur Eishalle dann sogar ein und so war meine Verspätung schon vergessen. Das Eislaufen machte übrigens sehr viel Spaß. Vor allem freuten sich natürlich die Kinder, als ich mich einmal direkt vor ihnen auf den Hosenboden setzte! Oft beschäftigte ich mich auch mit einem thailändischen Mädchen, das vorher noch nie auf Schlittschuhen bzw. Eis gestanden und dementsprechend furchtbare Angst davor hatte. Mit einem anderen Lehrer zusammen brachten wir ihr dann das Eislaufen auch recht gut bei … aber es war schon eine Herausforderung! Am interessantesten fand ich das Abschlussspiel mit allen zusammen: „ Schwarzer Mann“ durch die gesamte Eishalle! Das war vielleicht ein Spaß, als von jeder Seite je 25 Leute aufeinander zufuhren – und es gab nahezu keine Stürze!
In der Schule musste ich allein praktisch beide Basisstufengruppen zum Mittagessen begleiten, weil Mira krank war und die anderen beiden ja noch in Singapur um ihr Visum kämpften. Glücklicherweise kamen dann aber doch die Basisstufenlehrerinnen mit – ich musste sie dann nur allein zurückschaffen. Für den Nachmittag hatte ich mich mit einem Lehrer der 6. Klasse am Schwimmbecken mit seiner Klasse verabredet, damit ich den Kindern Schwimmtraining geben konnte. Während er zwei Gruppen Wasserball spielen ließ, trainierte ich mit einer Gruppe zu je fünf Schülern Brustschwimmen und Kopfsprung und war erstaunt, dass einige richtig was drauf hatten! Der Thai-Unterricht am Abend fand ohne Liss und Philipp statt, anschließend nahm mich die Thai-Lehrerin zusammen mit dem Mathe-Lehrer, der auch in unserem Apartment wohnt, noch mit in die Stadt, damit ich mir für meine China-Reise und er sich für seinen Deutschlandurlaub entsprechende Wintersachen kaufen konnten. Ich kehrte allerdings mit leeren Händen zurück …
Viel gibt es über den Mittwoch (16.12.) nicht zu berichten: Im Sport mit der Basisstufe betreute ich beim Stationenturnen den Barren, an dem sich die kleinen entlang hangeln sollten, und nach der Mittagsbetreuung ging ich zum DaF in die 4. Klasse, wo wir über das Eislaufen diskutierten: Die Kinder sprachen, ich machte dazu Stichpunkte an der Tafel, die die Kinder am Ende der Stunde wieder zu Sätzen zusammenbasteln sollten. Natürlich fand hier auch mein Sturz Erwähnung! Anschließend übernahm ich noch eine Aufgabe für Liss, die mittlerweile aus Singapur zurückgekehrt war, und musste mich dafür ins Microsoft Excel hineinfitzen.
Der Donnerstag (17.12.) war der Tag der Weihnachtsfeier. Am Vormittag fuhr ich in die Stadt, um Weihnachtsgeschenke für meine Familie zu kaufen, und danach beeilte ich mich in die Schule. Liss hatte noch die riesige Aufgabe bekommen, drei Ordner an Bewerbungen je zweimal zu vervielfältigen, d.h. aus drei mach neun. Philipp und ich nahmen ihr die Aufgabe aber ab, damit sie anderes Wichtiges tun konnte. Jeder Ordner enthielt etwa 200 Blätter, sodass unsere Arbeit bis ca. 17 Uhr dauerte! Dann wurde auch schon die Weihnachtsfeier in der Arena eröffnet, die mit viel Musik, Tanz und Witz sehr unterhaltsam war! Auch über meine eben erst gekaufte blinkende Weihnachtsmannmütze freuten sich die Kinder sehr. Am Abend gab es ein köstliches Buffet, noch mehr Tanz und Gesang von Schülern und Schülerinnen der DsSB, eine Tombola und als Abschluss Karaoke mit Liss: Am Anfang wollte natürlich keiner, aber als Liss selbst ein Weihnachtslied zum Besten gab und wirklich die gesamte Schüler- und Lehrerschaft, die komplette Schulleitung, alle Eltern und Angehörige und natürlich auch mich mit ihrem Gesang beeindruckt hatte, war der Damm gebrochen und immer mehr drängten sich zum Mikrofon, um auch ihr musikalisches Können unter Beweis zu stellen!
Nun war der Freitag gekommen, an dem meine große Reise losgehen sollte. Davor gab es aber noch eine ganze Menge zu tun: Früh war ganz normal Schule bis Mittag. Der Mathe-Lehrer hatte für die 7. Klasse ein wunderbares Video zusammengeschnitten, dessen Vorführung ich nur zu gern beiwohnte. Zu Hause stellte ich endlich meinen Bericht für den PAD fertig, druckte jegliche Dokumente, Reisepass-Scans, Reservierungen etc. aus, vergaß aber, auch mein seit Wochen zusammengestelltes Phrasebook für Thai, Laotisch und Chinesisch. Das musste Liss mir dann noch vorbeibringen, als ich schon zu Hause war. Das Weihnachtspaket an meine Familie zu Hause war bisher noch nicht einmal verpackt, zur Post musste es auch noch gebracht werden! Der Rucksack war auch noch nicht gepackt! Was nimmt man für drei Wochen ohne festes Zuhause mit? Fragen, etwas Stress und Hektik gehören halt zu solch einer Reise dazu. Das Ganze dauerte also bis halb sieben abends … und dann ging es los!
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Viel Wasser und eine tolle Aussicht
13 12 2009Am Montag vor fast zwei Wochen (30.11.) schlief ich erst einmal die ersten beiden Stunden aus, denn die habe ich gewöhnlich frei. Nach meiner regulären Pausen- bzw. Sonderaufsicht für einen etwas zu aktiven Basisstufenschüler hatte ich schon wieder frei, dann erst begann mein Arbeitstag: Sachkunde (Arbeit an Plakaten zu den deutschen Bundesländern), Vorbereitung der Präsentation in Deutsch (die ich heute endlich halten sollte), Mittagsbetreuung der Basisstufe (die schließlich in Aufsicht auf dem Spielplatz mündete) und dann sollte ich eigentlich auch schon meinen PowerPoint-Vortrag über die Entwicklung der deutschen Sprache vor der 12. Klasse halten. Doch plötzlich sah ich, dass die Deutschlehrerin aufgrund eines Gesundheitsfalles ihres Sohnes mit dem Auto davonfuhr. Ich bereite trotzdem oder eher genau deswegen alles vor für meine Präsentation, wartete auf die verwunderten Schüler ob meiner Anwesenheit und startete auf Vorschlag des Philosophielehrers dieser Klasse mit der Frage, ob die Schüler denn wüssten, wie man die Verfolgung von Wörtern zu ihrem Ursprung nennt. Ich war erstaunt, dass sie tatsächlich das Wort „Etymologie“ kannten! Die Materie war ihnen also nicht ganz unvertraut. Ich begann mit einem Vergleich eines alt-, mittel- und neuhochdeutschen Gedichts, deren Aussprachen sie so amüsant fanden, dass ich es sogar noch einmal wiederholen sollte! Insgesamt schaffte ich alles, was ich den Schülern zeigen wollte, ließ mir aber noch Spielraum für eventuelle nächste Stunden. Und meine Zuhörer schienen sich nicht einmal zu langweilen, wenn man bedenkt, dass sie statt meiner Vorführung eher eine Freistunde gehabt hätten bzw. schon eher nach Hause hätten gehen können. Direkt im Anschluss traf ich einige bei der zweistündigen ECDL-Prüfung wieder, bei welcher dieses Mal das Internet hervorragend funktionierte und ich gleich drei Kategorien bestehen konnte: Microsoft Word 2007 (77 %), Microsoft PowerPoint 2003 (94 %) und IT-Grundlagen (86 %). Auch wenn ich mich tierisch über das schlechte Ergebnis der Word-Prüfung ärgerte, reichten zum Bestehen 75 %. Jetzt fehlen mir noch die drei schwersten Prüfungen: Excel, Access und Outlook. Nach dieser ECDL-Prüfung folgte gleich der Thai-Unterricht, in dem wir Richtungsangaben lernten, was selbstverständlich wieder sehr lustig war.
Die ersten vier Stunden (Mathe und Sachkunde) des Dienstags (1.12.) waren nicht erwähnenswert, dafür aber der Sportunterricht mit den Basisstufenmädchen in der 5. Stunde: Ich sollte wieder mal ein neues Spiel einführen und entschied mich für „Kettenfange“, was ich als nicht zu kompliziert für eine erste Klasse einstufte. Doch da bei diesem Spiel Teamwork gefragt war, was die Kinder in diesem Alter noch nicht ausreichend entwickelt hatten, funktionierte das Spiel kaum, die Kette wurde nicht länger – und wenn mal ein anderes Kind gefangen war, riss die Kette alle 10 Meter wieder auseinander, da sie sich nicht absprechen konnten. Die Sportlehrerin wollte das Spiel vereinfachen, in dem die Fänger nur nach dem Prinzip des „Schwarzen Mannes“ entgegen den Weglaufenden und nicht quer durch die Halle rennen sollten, aber auch hier mussten wir einsehen, dass sich manche einfach fangen ließen, während andere aus der Kette sich einfach nicht an die anderen anpassen konnten. Dieses Spiel würden wir also in nächster Zeit noch üben müssen. Nach der Mittagsbetreuung fuhr ich gleich nach Hause, hielt wie immer meinen Nachmittagsschlaf, schlürfte anschließend zum Thai-Unterricht in Miras Zimmer (das heißt auf Thai übrigens „hoong khoong Mira“, was stets für Belustigung sorgt) und so endete auch dieser Dienstag.
Am Mittwoch (2.12.) schlief ich wieder die ersten beiden Stunden aus, dann trainierte ich mit den Basisstufenjungen Fußball, während die Mädchen sich im Weitwurf und Weitsprung übten. Es war allerdings sehr heiß, sodass die meisten Jungen immer mal wieder aufgaben, später noch einmal einsetzten und dann aber doch zu den Mädchen gingen. In meinem Sportoutfit ging ich gleich zur Versammlung von „Just Community“ in der Sporthalle, bei der von den eine Woche zuvor vorgeschlagenen Verbesserungen der Schule die besten ausgewählt wurden: Seilbahn auf dem Spielplatz für die Basisstufe und Clubraum für die Älteren, wenn ich es richtig verstanden habe. Danach hatte ich alle Zeit der Welt zum Duschen, klärte noch kurz ab, was ich nach der Mittagsbetreuung mit den Viertklässlern machen sollte, da die DaF-Lehrerin krankheitsbedingt nach Hause gefahren war, und kümmerte mich um die Mittagsbetreuung. Anschließend sollte ich also die 4. Klasse allein haben, das war aber aufgrund der Aufgaben, die sie bearbeiten mussten, kein Problem. Auf einen Jungen, der ständig vorspielte, auf die Toilette zu müssen, um dem Unterricht zu entkommen, musste ich zwar besonders aufpassen, aber ansonsten verlief diese Stunde ganz angenehm. Mein nachmittäglicher Besuch bei der Familie in Bangna, um das Deutsch der beiden deutsch-chinesischen Jungen zu verbessern, viel aus, da meine beiden Schüler schon zu geschafft vom Unterricht in ihrer Schule gewesen waren. So nutzte ich meinen freien Mittwochnachmittag, um mich mal wieder richtig auszuschlafen.
Der Donnerstagmorgen (3.12.) begann gleich mit zwei Verspätungen: Da meine Handy-Uhr irgendwie falsch ging, kam ich ein paar Minuten zu spät zur Pausenaufsicht und da die Schulklingel extrem leise war, verpassten die Schüler auf dem Spielplatz den Beginn ihres nächsten Unterrichts, wofür ich mich gleich bei den jeweiligen Lehrern entschuldigen gehen musste. Meine Aufgabe sehe ich nun darin, dieses Schluklingelproblem zu beheben, das versuche ich aber leider bis heute noch vergebens! Mein Sachkundeunterricht fiel aus, da stattdessen Weihnachtsbasteln in der Klasse angesagt war – dafür war ich dann doch sehr ungeeignet. Normalerweise sollte ich in der 5. Stunde Sport mit den Basisstufenjungen haben, doch das hatte ich auf Wunsch der Französischlehrerin in eine Extra-Stunde Französisch für zwei neue Schülerinnen an der DsSB geändert, mit denen ich mich auf dem Flur an einen Tisch setzte und intensiv Französisch lernte, damit sie den Anschluss schaffen würden. Während meiner 45-minütigen Pausenaufsicht statt der Mittagsbetreuung jeden Donnerstag unterhielt ich mich nahezu die ganze Zeit mit dem Mädchen aus der 6. Klasse, dem ich eben noch Französisch beigebracht hatte. So gestaltete sich diese sonst so langweilige Pause ganz angenehm. In der anschließenden Mathestunde musste ich mich wieder um einen Sonderfall „vor der Tür“ kümmern, den ich selbstverständlich hier nicht weiter ausführe. Danach fuhr ich nach Hause, ging mit dem Mathelehrer einen Smoothie trinken und Kuchen essen, bis der Thai-Unterricht begann. Irgendwo zwischen den Gläsern und Tellern hatte ich meine Thai-Hausaufgaben gemacht; das Besondere an meinen Hausaufgaben ist immer, dass ich sie sowohl in der Umschrift, als auch in der richtigen Thai-Schrift mache. In dem Café hatte ich aber selbstverständlich kein Wörterbuch, also musste ich alles auswendig richtig schreiben bzw. raten, wie man es schreiben könnte. Unsere Thai-Lehrerin kontrollierte es dann, und tatsächlich hatte ich nur einen klitzekleinen Fehler gemacht: Ein Tonzeichen hatte gefehlt. 😉
Der Freitag (4.12.) war zweigeteilt: Zunächst war an diesem Tag Sportfest, bei dem Philipp und ich als Lauf- bzw. Schwimmersatz und Mira und Liss als Aufsicht bei den Kleineren eingeteilt waren, zum anderen gab es da am Nachmittag noch den Wochenendausflug nach Ko Samet. Schon beim Aufrufen des ersten Swim-and-Run–Teams durch den Sporttagleiter erschien eine Schwimmerin nicht – in Gedanken war ich schon in der Umkleidekabine, bevor ich noch durch’s Mikro hörte: „Daniel Krauße, bitte Badehose anziehen!“ Ich ging auf die Bühne, wie es jedes Team tat, und gehörte nun mit zu den 500-m-Schwimmern. Philipp stand als Läufer übrigens auch schon fest, da sich eine Läuferin im Vornherein abgemeldet hatte. Da ich unfreiwillig dem Team 1 zugeteilt worden war, startete ich auch gleich als Erster, und zwar mit einer unglaublich schlechten Zeit von etwa 10 Minuten auf 500 Metern. Nach meinem Durchgang schickte ich die erste Läuferin auf die Strecke. Als sie zurückkam, ging der zweite Schwimmer an den Start, nach dessen Ankunft der zweite Läufer den Schlusssprint hinlegte. Insgesamt kam unser Team auf den 5. von 19 Plätzen. Plötzlich holte mich eine Zeitnehmerin, noch bevor ich mich wieder umziehen konnte, zurück zum Schwimmerbecken und meinte, ob ich nicht noch einmal für ein anderes Team schwimmen könnte, da eine Schwimmerin, die zweimal hatte schwimmen wollen, gesundheitsbedingt nicht mehr den zweiten Lauf antreten könnte. So geschah es dann auch: Ich schwamm weitere 500 Meter in einer lächerlichen Zeit von 15 Minuten. Tja, ich bin halt eher ein Langstreckenausdauer- als ein schneller Schwimmer auf kurzer Distanz. Beim anschließenden Streetball der Oberstufe zählte ich noch die Punkte, sah mir die Staffelspiele aller Sportler an, ging zur Siegerehrung (bei der ich aufgrund meiner schlechten Zeiten selbstverständlich keine Erwähnung fand), zog mich danach in Windeseile um, rannte zum Auto einer Lehrerin, deren Familie mich großzügigerweise mit an den Strand von Ko Samet, etwa drei Autostunden von Bangkok entfernt, mitnahm. Am Samstag sollte nämlich Königsgeburtstag sein; da das aber dieses Jahr auf ein Wochenende fiel, bekam ganz Thailand den Feiertag am Montag geschenkt – das bedeutete also: verlängertes Wochenende! Diese Gelegenheit nutzten viele Lehrer und Familien der DsSB für einen Ausflug an die Strände Thailands, besonders Ko Samets.
Da die anderen drei kulturweit-Freiwilligen mit den 12ern der DsSB mitfuhren, wollten wir uns irgendwie auf Ko Samet treffen, denn von uns vier hatte noch keiner eine Wohnung auf der Insel gefunden. Ich kam als erster in Ban Phe, dem Ort, von dem aus die Fähren und Speedboats nach Ko Samet fahren, an, bekam ein verspätetes Mittagessen bzw. frühes Abendbrot geschenkt, und suchte mir eine Fähre, da die anderen bereits ein Speedboat im Vornherein gechartert hatten. Die langsame und nicht sehr komfortable Fähre kostete mich für eine Hin- und Rückfahrt je 50 Baht. Da die anderen später ankamen, aber dann ein Speedboat nahmen, kamen wir etwa gleichzeitig auf der Insel an, jedoch ich am Haupthafen, die anderen am Ao Wong Duean, wo auch die 12er ihre Wohnung gebucht hatten. Mittlerweile war es bereits 6 Uhr abends und wir mussten dringend eine Wohnung bekommen. Ich suchte also den Norden ab, während die anderen im Südosten herumirrten. Nach einigen Telefonaten, Preisvergleichen und Rücksprachen einigten wir uns darauf, dass ich auch an den Wong-Duean-Strand kommen sollte, da die anderen drei eine Unterkunft für insgesamt 2000 Baht (d.h. für jeden von uns 500 Baht) gefunden hatten. Sicher wären die Zimmer im Norden billiger gewesen, aber so waren wir zumindest bei den Zwölftklässern und einigen Familien der DsSB. Mitunter waren auch der Strand und die Locations besser. Jetzt hieß es für mich nur noch, irgendwie in den Süden zu kommen, was aufgrund der einsetzenden Dunkelheit, meines geringen Budgets und der Unkenntnis der Insel nicht so leicht sein sollte. Obgleich ich mir ein Motorrad für 300 Baht pro Tag oder ein Taxi für mindestens 200 Baht bis zum gewünschten Strand hätte nehmen können, entschied ich mich für die billigste Variante: 4 Kilometer laufen! An ausgewählten Stellen fragte ich immer wieder, wo ich gerade sei und wo ich langgehen müsse, und dann war es auch eigentlich recht simpel. Lediglich die Wegweiser irritierten etwas: Der erste zeigte die Entfernung zum Wong Duean als 2000 Meter an, am nächsten stand 2200 Meter, dann kam eines mit 2400 Metern, bis ich schließlich vor einem mit 500 Metern stand. Einmal kurz um die Ecke gebogen, Philipp angerufen und schon waren wir vier wieder vereint. Ich legte kurz meine Sachen ab, zog mir eine Badehose an und sprang sofort ins mittlerweile stockdunkle Meer. Diese Gelegenheit nutzte Mira auch noch einmal für eine Abkühlung. Übrigens: Die Unterkunft war lediglich ein Doppelzimmer, allerdings mit Ventilator und Klimaanlage; das Bad war gewöhnungsbedürftig, aber bei Weitem ausreichend für uns Backpacker! 🙂 Den Abend verbrachten wir mit den 12ern zunächst bei einem gemütlichen, eher typisch thailändischen Abendbrot (jeder bestellte etwas und bot den Teller in der Mitte des Tische für alle an) und dann ging es in die Disko am Silver Sand, wo ich mir erst einmal einen Bucket „Sex on the Beach“ bestellt, den ich wider Erwarten dann doch allein leerte. Wir tanzten viel, sangen und merkten, dass die Bar wohl entweder die einzige auf ganz Ko Samet oder ein typischer Schwulentreff war. Langsam bekam ich doch etwas Angst vor dem seltsamen Kambodschaner, der sich immer wieder an mich heranmachte … bis ich mir mit zwei anderen Schülern der DsSB zwei Thai-Girls suchte, die wir ob unseres Alters und Aufenthalts in Thailand völlig belogen, da wir nicht davon ausgingen, sie je wiederzusehen … Mit dem Taxi (eher einem Songthaeo in Form eines riesigen, grünen Pickups) ging es geschwind über die Straßen, die für maximal 20 km/h ausgelegt waren, nach Hause in unsere „komfortable“ Wohnung.
Am Samstag (5.12.) war also Königsgeburtstag, doch der erwartete Besucheransturm blieb glücklicherweise aus. Ich stand recht früh auf, ging ans Meer und suchte den Strand. Blöderweise gibt es während der kalten Jahreszeit in der Nacht Ebbe und tagsüber Flut, weshalb auch die Restaurantstühle im Wasser standen. Ich schwamm von unserer Unterkunft aus bis zum Resort der DsSB-Familien, spielte mehrere Stunden mit deren Kindern, die ich ja aus der Schule bereits kannte, kombinierte Frühstück und Mittagessen am Nachmittag für erstaunlich billige 100 Baht, schloss mich dem Wasservolleyballspiel der 12er an und sonnte mich den Rest des Nachmittags und Abends. Die Nacht verbrachten wir wieder in der Silver-Sand-Bar, begegneten dieses Mal noch mehr Schwulen als am Vortag und trafen wieder auf die beiden Thai-Mädels, denen wir in der Nacht zuvor schon ausreichend Lügengeschichten erzählt hatten. Ich versuchte nun, die Lügen zumindest teils aufzuklären, aber da sie ohnehin viele, viele Jahre älter als wir waren, empfand ich es als nutzlos. Wir fuhren in zwei Gruppen nach Hause; die anderen drei, mit denen ich mir das Zimmer teilte, waren schon mit der ersten Fuhre heimgekommen – ich kam erst später mit einigen 12ern nach.
Auch der Sonntag (6.12.) spielte sich größtenteils am Strand ab. Nach meinem verspäteten Frühstück ging ich endlich ins Wasser und zog die 12er mit einem großen aufblasbaren Schwimmring, den man sich am Strand für wenige Baht ausleihen konnte, zu einer vor Anker liegenden Fähre etwa 200 Meter vom Strand entfernt. Dort kletterten wir dann hoch – was man in Deutschland natürlich nie dürfte! – und nutzten sie als Sprungturm mitten im offenen Meer. Den Rest des Tages verbrachten wir alle mehr liegend als schwimmend am Strand. Am späten Nachmittag bestellte ich im Restaurant als Einziger (denn zu solch einer Zeit aß kein anderer) einmal „khaao phat gai dschaan jai“. Den Riesenteller brachte mir die Kellnerin auch, beobachtete, ob ich ihn auch wirklich schaffen würde, und war am Ende sichtlich erstaunt, dass so viel in diesen „farang“ hineingepasst hatte. 😉 Unseren letzten Abend wollte wir in der Ploy Bar unweit vom Silver Sand verbringen und bestellten dort neben viel Bier und zwei Shishas auch Abendbrot – na ja, ICH versuchte es zumindest, die anderen hatten allerdings mehr Erfolg dabei. Ich verlangte doch tatsächlich dreimal, bei drei verschiedenen Kellnern, „fren frei“ (eine Verballhornung des englischen Gerichts „French Fries“), doch bekam am Ende nicht eine einzige Portion. Im Übrigen gab es natürlich Pommes, denn bei anderen Gerichten waren sie als Beilage dabei! Da in der Bar nichts los war, weder Tanz noch gute Musik, entschieden wir uns abermals, zum Silver Sand zu laufen und unsere Nacht in der offensichtlichen Schwulenbar zu verbringen. Irgendwie erspähten wir vereinzelt und je mit anderen Männern tanzend zwei Mädels, die genauso aussahen, wie die beiden, die wir an den beiden Abenden zuvor kennen gelernt hatten. Eine hatte uns erzählt, sie würde am nächsten Tag nach San Francisco fliegen, die andere müsse angeblich wieder nach Hause nach Pattaya. Nun ja, wir hatten ja auch gelogen mit unserem Alter … seltsamerweise schienen uns die beiden Thai-Girls auch gar nicht mehr zu kennen – ich sollte erst zu Hause erfahren, wieso. Dann entwickelte sich noch ein kleiner Streit mit einer Person nicht erkennbaren Geschlechts, die uns auf Englisch attackierte und dem Türsteher eine Lügengeschichte auf Thai auftischte, einer unserer 12er verschwand bis zum nächsten Morgen auf unerklärliche Weise und auf dem Nachhauseweg ging Philipp auch noch verloren und tauchte erst eine halbe Stunde später wieder im Zimmer auf, obgleich wir doch beide gemeinsam bis zu unserer Unterkunft gelaufen waren … was für eine Nacht!
Die Kompensation des Königsgeburtstages am Montag (7.12.) nutze ich gleich erst mal zum Ausschlafen. Dann frühstückte ich verhältnismäßig spät, auch wenn die anderen dies noch weiter Richtung Mittag verschoben, und klärte, wie ich wieder zurückkommen würde. Schließlich hatte mich die eine Lehrerin aus der Schule nur auf dem Hinweg mitgenommen, da sich schon jemand anderes für den Rückweg angemeldet hatte. So fragte ich die deutsch-chinesische Gastfamilie eines Austauschschülers der DsSB aus der Schweiz und prompt bekam ich ein Ja. Wow, das ging schneller als gedacht. Nun musste ich noch die Sache mit der Fähre klären, denn ich hatte natürlich noch ein Rückfahrticket für 50 Baht. Diese Fähre würde aber entweder erst um vier Uhr an unserem Strand oder stündlich ganz im Norden abfahren, wovon mir beides ungelegen schien. Also ließ ich das Ticket verfallen und stieg mit in das Speedboat der anderen – ohne zu bezahlen! Auf dem Nachhauseweg im Auto der freundlichen Familie, die mich mitnahm, realisierte ich, dass ihr Sohn auch in meiner Französischklasse war. Welch ein Zusammenhang! Ich wurde sogar noch zu einer zukünftigen Kartfahrt auf einer Strecke irgendwo zwischen Rayong und Pattaya eingeladen, worüber und worauf ich mich auch sehr freute, aber schon beim Anblick der Kartwagen war mir der Preis klar – 10 Minuten kosteten angeblich um die 1000 Baht. Dann kamen wir zu Hause an, ich packte meine sandige Wäsche in die Maschine und musste noch eine ganz wichtige Sache checken: Eines der Mädels aus der Bar hatte mir ihren vollständigen Namen gegeben, den ich – so hatte sie gemeint – bei Facebook suchen sollte. Ich hatte, ehrlich gesagt, wenig Hoffnung, sie dort zu finden, da ich sie am Abend zuvor ja angeblich mit einem anderen Typen sah, obwohl sie mir doch etwas von einem Flug nach San Francisco erzählt hatte. Aber wie der Zufall es so wollte, existierte dieser Name zusammen mit der Person auf dem Bild tatsächlich! In diesem Moment bereute ich eigentlich, dass wir sie bezüglich unseres Alters angelogen hatten (wir sollten angeblich alle um die 24 Jahre alt gewesen sein). Da sie aber ohnehin 28 und nun in den USA war, war es im Endeffekt doch auch egal, oder?. In den nächsten Tagen (die genauen Daten habe ich nicht mehr im Kopf, denn es war alles ziemlich wirr) musste ich also jegliche Lügengeschichten aufklären, aber da die eine der beiden wirklich nur das Nötigste auf Englisch konnte und sie äußerst verärgert schien, wurde ich gezwungen, ihr alles auf Thai zu erklären. Das schulte immerhin!
Am Dienstag (8.12.) war endlich mal wieder Schule: Während es in Mathe keine besonderen Vorkommnisse gab, lernte ich in der Sachkundestunde etwas Neues dazu: Alle Bundesländer haben Wappen (das wusste ich auch) und Flaggen! Die Wappen von Brandenburg, Sachsen, Berlin usw. waren mir bewusst und hätte ich sofort erkannt. Wer aber weiß, wie die Flaggen der jeweiligen Länder aussehen? Googelt es mal und ihr werdet euch wundern. 🙂 Schließlich empfahl ich für die Gestaltung der Bundesländer-Plakate, keine Flaggen, sondern stattdessen die Wappen zu nehmen. Der Sachkundelehrer ist übrigens Schweizer, weswegen er für jede Hilfe eines Deutschen dankbar ist. Die restlichen Stunden verliefen gewohnt ohne erwähnenswerte Szenen. Nach unserem Thai-Unterricht am Nachmittag ging ich auf Philipps Empfehlung mit selbigem und dem Mathelehrer, der mir übrigens gegenüber wohnt, in einem Restaurant in unserer Soi erstaunlich billig und gut essen, danach traf ich Gregor, einen Praktikanten an der DsSB, und seinen Kumpel, der drei Monate durch Indien gereist war, in einem anderen Restaurant und wir entschieden uns, noch eine Thai-Bar zu stürmen. Wir versuchten den leckeren Litschi-Cocktail zu bestellen, den wir einst bekommen hatten; ich stotterte auf Thai, was ich konnte: „khuat sii kaao“, „düüm naan“ (zeigte dabei auf das gleiche Getränk auf einem anderen Tisch), „saam gääo“ usw., wir bekamen aber schließlich, was wir wollten. Ich fragte den Kellner, wie das Zeug denn nennt („man tschüü arai„), und er meinte einfach „lindschii“, einfacher ging es wohl nicht. 😉 Schließlich bestellten wir noch eine Karaffe und dann gingen wir heim – nächsten Tag war ja Arbeit!
Ob meines nächtlichen Barbesuchs entschied ich, die ersten beiden Freistunden des Mittwochs (9.12.) auszuschlafen und erst zum Sportunterricht der Basisstufe zu kommen. Es gab Stationen, ich übernahm die des Ballzielwurfes und staunte, wie gut manche mit fünf oder sechs Jahren schon werfen konnten. Nach der Mittagsbetreuung blieb ich mit den Kindern noch eine Weile auf dem Spielplatz, anschließend half ich der 4. Klasse im DaF-Unterricht und hoffte, dass ich danach frei hätte und nach Hause fahren könnte. Leider musste ich aber kurzfristig eine Biologie-Arbeit beaufsichtigen. Zu Hause angekommen, überlegte ich, in die Innenstadt zu fahren und auf den Baiyoke Tower II, klettern zu können, verwarf die Idee aber wieder und schlief ein. Irgendwann spät abends erwachte ich wieder und erarbeitete mir eine Liste von „survival phrases“ auf Thai, Laotisch, Chinesisch und Katonesisch für meinen geplanten Laos-China-Trip über Weihnachten und Neujahr, bevor ich mich wieder aufs Ohr haute.
Wieder ein freier Tag! Donnerstag (10.12.) war Tag der Verfassung, damit fiel abermals ein Arbeitstag weg und ich konnte meine Zeit in der Innenstadt nutzen. Am Vormittag ortete ich auf einer Karte den Baiyoke Tower II und bekam heraus, dass sich zwei BTS-Stationen ganz in der Nähe befinden sollten. Noch vor dem Mittag fuhr ich also mit der 113 in die Innenstadt, bestellte wie üblich meine vier Hamburger, Pommes und eine Cola auf Thai bei McDonald’s (die Kassiererin wollte mich aber nicht so recht verstehen), dann kaufte ich mir ein BTS-Ticket für die falsche Linie (es gibt momentan zwei, viele weitere sind im Bau oder in Planung), fuhr also zurück und kaufte mir eines in die richtige Richtung, dann merkte ich während der Fahrt, dass meine Zielstation (Sanam Pao) wohl viel zu weit vom Baiyoke entfernt war. Ich entschied also, wieder zwei Stationen zurück zu fahren und den Rest zu laufen. Das gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht, denn obgleich ich den Turm ständig sah, konnte ich ihn doch nicht so recht erreichen. Nach vielen Umwegen endlich angekommen, fuhr ich einfach mit dem Fahrstuhl nach oben. Das kostete erst einmal nichts und ich wurde freundlich empfangen, als sei ich Gast in dem Hotel. Der Fahrstuhl hielt ungefähr im 50. Stockwerk, von wo aus man Bangkok schon weit überblicken konnte, aber das reichte mir natürlich nicht, ich wollte höher hinaus! Doch bevor ich den nächsten Fahrstuhl betreten konnte, hielt mich eine Dame freundlich auf und fragte, ob ich denn Gast des Hotels sei. Ich verneinte und musste mir ein Ticket für 200 Baht kaufen. Das war es mir auf jeden Fall wert und schon ging es ab in die 83. Etage! Das war mir aber noch nicht genug, es ging noch höher: Eine Treppe führte ins 84. Geschoss, auf eine sich drehende Plattform ohne Verglasung. Das war ein richtig gutes Gefühl, so hoch oben (304 Meter) über Bangkok zu stehen. Hier verstand ich, warum kein Taxifahrer aus dem Westen in den Osten Bangkoks fahren würde – er wäre wohl fast zwei Stunden unterwegs. Ich habe die Luftlinien mal per Google Earth gemessen: Die Ost-West-Ausdehnung beträgt etwas mehr als 70 Kilometer und die Nord-Süd-Ausdehnung (wobei diese Messung entsprechend der Bangkoker Distrikte schwierig ist) liegt bei rund 50 Kilometern. Da die Gesamtfläche allerdings mit fast 8000 km² angegeben wird, dürften die Entfernungen bei Weitem größer sein. Das ist übrigens die halbe Fläche von Schleswig-Holstein oder dreimal so groß wie das Land Luxemburg. Und all das konnte ich von dem Turm aus sehen, es fühlte sich schon ein bisschen an wie in Amerika! Schließlich gab es noch einen Fahrstuhl, der direkt von der 83. Etage bis nach unten vor, so konnte man noch einmal die gesamte Höhe fühlen und Revue passieren lassen. Ich nahm einen anderen Ausgang aus dem Gebiet um den Baiyoke und schon nach 200 Metern durch einen überfüllten Markt traute ich meinen Augen nicht. Ich war auf der Phetchaburi gelandet, der Straße, die ich schon mit der 113 gekommen war! Den ganzen Stress mit der BTS hätte ich mir also komplett sparen können, denn es gab tatsächlich einen Bus, der mich direkt von mir zu Hause bis zum Turm hätte fahren können. Bevor ich aber nach Hause ging, entschied ich, mir noch die Umgebung um das Platinum anzusehen und erspähte einen zunächst recht klein scheinenden IT-Laden. Allerdings stand ich plötzlich mit im Pantip Plaza. Auf sieben (!) Stockwerken gibt es alles, was das Technik-Herz höher schlagen lässt. Wer im Bereich IT, Computer, Handy, Software, Elektronik etc. hier nichts findet, findet es wohl nirgends auf der Welt. Hier steht und liegt alles, was man braucht und nicht braucht: Von Einzelteilen bis hin zu fertigen Computern, von stylischen Mäusen über neueste Router bis hin zu Druckern aller Art, dazu jegliches Zubehör in Klein und Groß an mehreren hundert verschiedenen Ständen. Wer will, kann sich hier sein eigenes Heimnetzwerk einrichten und von allen Seiten beraten werden. Zusätzlich dürfen natürlich auch die zahlreichen Restaurants und kleinen Getränkestände nicht fehlen. Im obersten Stockwerk thront der Supermarkt namens IT City, dessen Name ja schon die Ware verrät. Im Prinzip muss man sich nur einen Saturn aus Berlin viermal größer vorstellen. 😉 Da ich gerade an einem Khlong in der Innenstadt war, nahm ich mir das Wassertaxi zurück bis zur Endstation in Minburi, die ich bereits kannte, und fuhr von dort aus mit dem Bus nach Hause.
Der Freitagvormittag (11.12.) war kaum erwähnenswert. Es gab einen Flohmarkt in der Schule, auf dem ich ein Buch mit Spielideen für Kinder erwarb, demzufolge war auch eher Schluss für alle Schüler. Ich hatte dem einen Mädel (die ich in der Bar kennen gelernt, bezüglich meines Alters belogen und schließlich doch im Internet wiedergefunden hatte) in der Schule meine Telefonnummer geschickt, weil sie sie haben wollte – ich bin mir noch nicht sicher, ob das so gut gewesen war. Schließlich fing sie bald an, mich per Telefon zu nerven und ich musste sie auf den Nachmittag vertrösten. Zu Hause angekommen, versuchte ich mit Jeaby, so ihr Spitzname (den haben alle Thais), per Handy in die USA zu telefonieren, aber die Verbindung war so schlecht, dass es nur ein „What?“-Gespräch wurde. Wir entschieden uns für Skype und bald begann eine dreistündige Unterhaltung (ungelogen!). Ich glaube, diese Unterhaltung hatte nur funktioniert, weil Jeaby von vornherein anders war und dachte, als Thais es eigentlich tun. Sie reist gerne, erkundet andere Länder und lebt in den USA. Demzufolge sprachen wir auch kaum Thai. Gewöhnlich bleiben Thais ja in ihrem Land oder kommen nur dank eines farang-Mannes in die westliche Welt. „Ein Schelm, wer da jetzt Böses denkt“ (danke für dieses Zitat, Marleen), aber sie ist 28 und natürlich war da nie etwas und wird nie etwas sein. Solange sie nicht jeden Tag per Telefon nervt, sollten wir auch weiterhin gute Freunde bleiben. Vielleicht profitiere ich auch bzgl. meiner Thai-Kenntnisse von ihr. Während des Gespräch bzw. auch danach musste ich noch eine dringende Arbeit für die Schule erledigen: Übersetzung eines Zeugnisses der 2. Klasse ins Englische. Das sollte selbstverständlich kein Problem sein, doch wie auch das Original sollte das Resultat als aktives Formular, das man direkt in Microsoft Word ankreuzen kann, erscheinen. Ich hatte mich damit noch nie vorher beschäftigt, aber im Endeffekt freute sich die Lehrerin, die es mir weitergeleitet hatte, sehr darüber, dass ich diese Arbeit doch noch erledigen konnte.
Das Wochenende war absolut unspektakulär. Den Samstag (12.12.) verschlief ich größtenteils und plante meine Reise durch die chinesischen Großstädte weiter, schmiss vorhandene Pläne über den Haufen und schmiedete neue. Am Abend setzte ich mich in die nahe gelegene Pizzeria (das wollte ich mir mal gönnen) und unterhielt mich nach einer Weile sehr interessiert mit einem thai-deutschen Pärchen, deren niedliche Tochter im Restaurant herumrannte und für Belustigung mit einem Papierflugzeug sorgte. Es wäre im Prinzip eine potenzielle Familie für die DsSB und das Mädchen in meiner Basisstufe gewesen, aber irgendwie hatten sie sich einst dagegen entschieden. Ich erzählte ihnen also ein bisschen über die Schule, machte sozusagen Werbung, aber auch über Deutschland (der Mann war immerhin schon über ein Jahrzehnt in Thailand), vor allem die DDR – auf Englisch, damit auch die Frau alles verstand.
Der Sonntagmorgen (13.12.) begann unfreiwillig schon um 7 Uhr: Ich hörte einen Wecker, nein, es musste ein Bohrer gewesen sein, aber nein, was war dieses schrille Geräusch vor meiner Tür? Schlaftrunken zog ich mir was an, öffnete die Tür und sah ein paar Leute über den Gang schlürfen. Nun bemerkte ich, dass es der Feueralarm sein musste. Ich nahm, wie es sich natürlich im Brandfall überhaupt nicht gehörte, den Fahrstuhl nach unten und traf dort auf die ebenso verwirrte und verschlafene Mira. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis der Hausmeister kam und dieses Geräusch abstellte. Jemand muss den Rauchmelder im Zimmer ausgelöst haben! Na, danke! Dann ging ich wieder schlafen und machte mich am frühen Nachmittag auf zum Chatuchak Weekend Market, um einen typischen Weihnachtseinkauf vorzuspielen. Leider fand ich nichts, nicht einmal Handschuhe, Weihnachtskarten oder sonst irgend nützliche Geschenke. Verärgert begab ich mich zum MBK, bestellte dort meine übliche Portion im McDonald’s (dieses Mal verstand die Mitarbeiterin mich sehr gut und ich sie!) und bewunderte die weihnachtliche Dekoration auf dem gesamten Siam Square. Wer hätte gedacht, dass ich dieses Jahr überhaupt Schneemänner, Tannenbäume und Weihnachtsbeleuchtungen mit Schriftzügen wie „Merry Christmas“ und sogar „Happy New Year 2010“ (obgleich wir ja hier bald das Jahr 2553 einleiten) sehen würde? Auf dem Nachhauseweg wollte ich mir im Carrefour noch Handschuhe zum einen für das Schlittschuhlaufen am Dienstag mit der DsSB, zum anderen für meine China-Reise kaufen, doch diese „thung müü“ gab es selbstverständlich nicht in meiner Größe. Trotzdem nahm ich viel zu kleine mit und würde ja sehen, ob sie dehnbar sind.
Mein nächster Bericht folgt wahrscheinlich noch einmal am kommenden Freitag. Ich werde den 20-Uhr-Zug nach Nong Khai nehmen und dort am nächsten Morgen eintreffen. Meine nächste Meldung wird dann eventuell als Rundmail aus Laos oder erst aus China erfolgen. Bis bald!
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