Da ich am Tag der Abreise keine Zeit mehr hatte, etwas im Blog zu hinterlassen, berichte ich nun auch, was vor vier Wochen in der Schule so passiert ist. Es war die letzte Woche vor den Ferien, vor Weihnachten, die letzte Woche im Jahre 2552 …
Ich habe keine Ahnung, wieso, aber am Montagmorgen (14.12.2009) klingelte einfach mein Wecker nicht. Ich hatte auch vergessen, mir den Handywecker als Sicherheit zu stellen. Als Konsequenz wachte ich doch tatsächlich erst um ca. 10 Uhr auf! Waaaas? Ich hätte schreien können! Damit hatte ich bereits einmal Pausenaufsicht und einmal Sachkunde verpennt; ebenso die Anwesenheitskontrolle, die ich für Liss übernehmen hatte übernehmen sollen, während sie mit Philipp und Michael, einem kulturweit-Freiwilliger am Goethe-Institut Bangkok, aufgrund ihres Visums in Singapur war. In null Komma nichts zog ich mich an und rannte an den Motorradtaxistand, befahl dem Fahrer, so schnell wie möglich zu fahren und kam völlig verschwitzt in der Schule an. Schnell die Anwesenheitsliste geschnappt und von Klasse zu Klasse gehechtet, dass ich ja alle noch erwischte, bevor einige schon wieder Schluss hatten, dann zum Sachkundelehrer gegangen, um mich für die verpasste Stunde zu entschuldigen, sowie in die Basisstufe, um dort die Wecker- Story zu beichten, bevor ich mit Mira endlich recht gelassen zur Mittagsbetreuung der Kleinen gehen konnte. Den Rest des Nachmittags (teils in der Schule, teils zu Hause) verbrachte ich noch einmal vor dem Zeugnis-Formular, das ich vom Deutschen ins Englische hatte übersetzen sollen. Denn jedes Mal, wenn man Bemerkungen darunter schreiben wollte, verschob sich das Layout. Das musste ich also noch ändern und gelang mir schließlich auch im Laufe des Tages. Am nächsten Tag wollten wir Schlittschuh laufen gehen, also fuhr ich am Abend noch ins Carrefour, um eine Jogginghose und Handschuhe zu kaufen …
Das habt ihr gerade überlesen, richtig? Noch einmal: Am Dienstag (15.12.) war Schlittschuhlaufen für die Klassen zwei bis vier angesagt. In Bangkok! Bei 35 °C im Schatten! Mein Schulweg gestaltete sich allerdings etwas unglücklich: Leider lief ich nicht gerade überpünktlich los, dann gab es bereits in unserer Soi Stau, auf der Ramkhamhaeng waren alle vier (bzw. für manche Autofahrer fünf) Spuren dicht und es war auch kein Motorradtaxi in Sicht, da alle dieses Reisemittel bevorzugt hatten, um durch den Stau zu kommen. Also schnappte ich mir ein Taxi und rief in der Schule an, dass ich aufgrund des Staus nicht pünktlich kommen würde. Der Taxifahrer erklärte mir, dass es einen Unfall gegeben hatte … und bei so etwas staut es sich schnell auch auf kleineren Straßen in Bangkok auf mehrere Kilometer. Endlich (mit nur leichter Verspätung) in der Schule angekommen, wollte ich schnell meine tolle neue Jogginghose anziehen, um nicht mit Stoffhose und Gürtel Schlittschuh laufen zu müssen. Aber wie der Zufall es so gewollt hatte, hatte ich doch tatsächlich sowohl die Hose als auch die Handschuhe zu Hause vergessen! Hm … also doch mit Gürtel auf’s Eis gehen. Dann hatte man mir gesagt, die Schüler und Betreuer würden, während ich mich umzog, schon mal alle zum Gate gehen – also ging ich zum Gate 8, weil von dort aus gewöhnlich auch Busse abfuhren. Völlig außer Atem musste ich an diesem Gate feststellen, dass dort niemand von unserer Schule war! Nach einem kurzen Telefonat erfuhr ich, dass man am Gate 1 auf mich gewartet hatte. Also hastete ich den ganzen Weg durch das Schulgelände zurück und kam absolut verschwitzt am Bus an, in dem ohnehin nur Betreuer saßen. Den Bus mit den Kindern holten wir auf dem Weg zur Eishalle dann sogar ein und so war meine Verspätung schon vergessen. Das Eislaufen machte übrigens sehr viel Spaß. Vor allem freuten sich natürlich die Kinder, als ich mich einmal direkt vor ihnen auf den Hosenboden setzte! Oft beschäftigte ich mich auch mit einem thailändischen Mädchen, das vorher noch nie auf Schlittschuhen bzw. Eis gestanden und dementsprechend furchtbare Angst davor hatte. Mit einem anderen Lehrer zusammen brachten wir ihr dann das Eislaufen auch recht gut bei … aber es war schon eine Herausforderung! Am interessantesten fand ich das Abschlussspiel mit allen zusammen: „ Schwarzer Mann“ durch die gesamte Eishalle! Das war vielleicht ein Spaß, als von jeder Seite je 25 Leute aufeinander zufuhren – und es gab nahezu keine Stürze!
In der Schule musste ich allein praktisch beide Basisstufengruppen zum Mittagessen begleiten, weil Mira krank war und die anderen beiden ja noch in Singapur um ihr Visum kämpften. Glücklicherweise kamen dann aber doch die Basisstufenlehrerinnen mit – ich musste sie dann nur allein zurückschaffen. Für den Nachmittag hatte ich mich mit einem Lehrer der 6. Klasse am Schwimmbecken mit seiner Klasse verabredet, damit ich den Kindern Schwimmtraining geben konnte. Während er zwei Gruppen Wasserball spielen ließ, trainierte ich mit einer Gruppe zu je fünf Schülern Brustschwimmen und Kopfsprung und war erstaunt, dass einige richtig was drauf hatten! Der Thai-Unterricht am Abend fand ohne Liss und Philipp statt, anschließend nahm mich die Thai-Lehrerin zusammen mit dem Mathe-Lehrer, der auch in unserem Apartment wohnt, noch mit in die Stadt, damit ich mir für meine China-Reise und er sich für seinen Deutschlandurlaub entsprechende Wintersachen kaufen konnten. Ich kehrte allerdings mit leeren Händen zurück …
Viel gibt es über den Mittwoch (16.12.) nicht zu berichten: Im Sport mit der Basisstufe betreute ich beim Stationenturnen den Barren, an dem sich die kleinen entlang hangeln sollten, und nach der Mittagsbetreuung ging ich zum DaF in die 4. Klasse, wo wir über das Eislaufen diskutierten: Die Kinder sprachen, ich machte dazu Stichpunkte an der Tafel, die die Kinder am Ende der Stunde wieder zu Sätzen zusammenbasteln sollten. Natürlich fand hier auch mein Sturz Erwähnung! Anschließend übernahm ich noch eine Aufgabe für Liss, die mittlerweile aus Singapur zurückgekehrt war, und musste mich dafür ins Microsoft Excel hineinfitzen.
Der Donnerstag (17.12.) war der Tag der Weihnachtsfeier. Am Vormittag fuhr ich in die Stadt, um Weihnachtsgeschenke für meine Familie zu kaufen, und danach beeilte ich mich in die Schule. Liss hatte noch die riesige Aufgabe bekommen, drei Ordner an Bewerbungen je zweimal zu vervielfältigen, d.h. aus drei mach neun. Philipp und ich nahmen ihr die Aufgabe aber ab, damit sie anderes Wichtiges tun konnte. Jeder Ordner enthielt etwa 200 Blätter, sodass unsere Arbeit bis ca. 17 Uhr dauerte! Dann wurde auch schon die Weihnachtsfeier in der Arena eröffnet, die mit viel Musik, Tanz und Witz sehr unterhaltsam war! Auch über meine eben erst gekaufte blinkende Weihnachtsmannmütze freuten sich die Kinder sehr. Am Abend gab es ein köstliches Buffet, noch mehr Tanz und Gesang von Schülern und Schülerinnen der DsSB, eine Tombola und als Abschluss Karaoke mit Liss: Am Anfang wollte natürlich keiner, aber als Liss selbst ein Weihnachtslied zum Besten gab und wirklich die gesamte Schüler- und Lehrerschaft, die komplette Schulleitung, alle Eltern und Angehörige und natürlich auch mich mit ihrem Gesang beeindruckt hatte, war der Damm gebrochen und immer mehr drängten sich zum Mikrofon, um auch ihr musikalisches Können unter Beweis zu stellen!
Nun war der Freitag gekommen, an dem meine große Reise losgehen sollte. Davor gab es aber noch eine ganze Menge zu tun: Früh war ganz normal Schule bis Mittag. Der Mathe-Lehrer hatte für die 7. Klasse ein wunderbares Video zusammengeschnitten, dessen Vorführung ich nur zu gern beiwohnte. Zu Hause stellte ich endlich meinen Bericht für den PAD fertig, druckte jegliche Dokumente, Reisepass-Scans, Reservierungen etc. aus, vergaß aber, auch mein seit Wochen zusammengestelltes Phrasebook für Thai, Laotisch und Chinesisch. Das musste Liss mir dann noch vorbeibringen, als ich schon zu Hause war. Das Weihnachtspaket an meine Familie zu Hause war bisher noch nicht einmal verpackt, zur Post musste es auch noch gebracht werden! Der Rucksack war auch noch nicht gepackt! Was nimmt man für drei Wochen ohne festes Zuhause mit? Fragen, etwas Stress und Hektik gehören halt zu solch einer Reise dazu. Das Ganze dauerte also bis halb sieben abends … und dann ging es los!