Schlangen, Sport und endlich Sprachkurs

22 11 2009

Dieses Mal gilt es, gleich zwei Wochen zusammenzufassen. Es waren wieder zwei sehr erlebnisreiche Wochen, von denen die erste eine Projektwoche in der Schule zum Thema „Typisch Thailand“ und die zweite eine gewöhnliche Arbeitswoche darstellte.

Am Montag (9.11.) begann also die Projektwoche der Primarstufe, bei der Liss und ich im Prinzip noch gar nicht wirklich vorgesehen waren. Zwar hatte mich ein Lehrer bereits auf den Besuch in einer Schlangenfarm angesprochen und ich hatte eine Mitteilung bekommen, beim Schattentheater mitmachen zu müssen, aber weder hatte ich eine Vorstellung von den Inhalten der Projekte, noch war ich mir sicher, wo und ob ich überhaupt eingeteilt war. Jedenfalls suchte ich mir also für den Montag eine Beschäftigung in meiner Basisstufengruppe: Hintergründe für ihre Bilder gestalten, d.h. einfach eine weiße Pappe mit Farbe bestreichen! Das Thema für die Basisstufe war „chang“, deshalb malten sie auch viele Elefanten und sangen ein Lied auf Thai dazu. Es war interessant, aber doch nicht wirklich sehr anspruchsvoll. Am Nachmittag sollte dann die ECDL-Prüfung im Physikraum stattfinden, vor der ich irgendwie keine Angst hatte, da ich die drei Probeprüfungen über das Wochenende problemlos bestanden hatte. Es waren auch ein paar Schüler und Philipp anwesend, drei Lehrer beaufsichtigten uns. Doch irgendwie war das Internet von Anfang an äußerst langsam. Es bestand nahezu keine Verbindung in die Schweiz, wo der Prüfungsserver steht, sodass es schon eine halbe Stunde dauerte, bevor der Erste überhaupt einen Test beginnen konnte. Ich hingegen saß zwei (!) Stunden in dem Raum vor meinem Rechner und konnte keinen einzigen Test starten, während andere schon zwei Tests erledigt hatten! Um 4, offizielles Prüfungsende, versuchte es ein Lehrer mit seinem Rechner noch einmal und als bei ihm nach einer Weile die Verbindung stand, konnte ich immerhin einen Test an seinem Mac durchspielen. So bestand ich mit 91% die Windows-Vista-Prüfung.

Am nächsten Tag (10.11.) sollte ich zusammen mit Mira beim Schattentheater mitmachen. Da ich keine Ahnung vom Basteln oder von Theater habe, wusste ich nicht, was mich erwarten würde und was ich von dieser Aufgabe halten sollte. Schließlich wurde mir gesagt, dass die Kinder eine Geschichte mit Thai-Namen erfinden sollen, die sie am Freitag mit den Figuren, die sie schon am Montag gebastelt hatten, hinter einer Schattenwand aufführen sollten. Zwischendurch sollte ich noch ein paar Englisch-Vertretungsstunden übernehmen, was aber weder mir, noch der Leiterin des Schattentheater-Projekts passte, weil ich doch dann kaum einen Bezug zu meiner Gruppe, die sich die „Geschichte von der Prinzessin Tippah“ ausgedacht hatten, hätte aufbauen können. Nachdem wir das „Script“ sozusagen fertiggestellt hatten, schrieb ich es schnell auf dem Computer, druckte es aus und wir übten die Szenen. Vor der Mittagspause stellten alle drei Schattentheatergruppen (Miras, meine und die der Projektleiterin) ihre bisherigen Leistungen vor, es gab jeweils Feedbacks, Kritiken und Komplimente von den anderen Schülern und nach der Pause sollte das Werk abgeschlossen werden. Am Mittwoch und Donnerstag war dann nämlich für jeden Schüler ein anderer Workshop an der Reihe. Während der Mittagsbetreuung erfuhren wir, dass wir ab sofort nicht mehr mit den Kindern mitessen dürften, da wir vier Freiwilligen ja nichts bezahlten, angeblich mit der Begründung, dass das Essen je nach Bezahlung abgezählt sei und so nichts mehr für die Kinder übrig bliebe. Wie dem auch sei, die RIS hat über ihre Kantine zu bestimmen und da können wir nichts machen. So würden wir halt ab sofort immer unser kostenpflichtiges Essen in der großen Kantine eine Etage tiefer holen müssen, während zwei von uns oben bei den Kindern bleiben sollten. Nachdem der Workshop Schattentheater für heute beendet war, fuhr ich nach Hause, fiel völlig übermüdet ins Bett und wachte erst zum Abendbrot wieder auf, um im Restaurant gegenüber unseres Apartments, wo wir mittlerweile schon Stammgäste waren, Essen zu gehen. Mittlerweile konnte ich genug Thai, um für die Bestellung kein Englisch mehr sprechen zu müssen. Schließlich fragte ich den Kellner sogar auf Thai, ob das kleine Mädchen, das immer um meinen Stuhl herumrannte, seine Tochter sei. Er verstand, verneinte und erklärte, sie sei seine Schwester. Nun ja, ich mache also Fortschritte mit der Sprache, aber es geht schleppend …

Für den Mittwoch (11.11.) war es wichtig, dass ich nicht verschlafen durfte, denn ich war ja beim Projekt Schlangenfarm eingeteilt, was hieß, dass an diesem Tag eine Exkursion zur „Snake Farm Bangkok“ stattfinden sollte. Tatsächlich war ich auch pünktlich in der Schule – und auch fast alle Schüler! Auf der anderthalbstündigen Fahrt mit einem komfortablen Montri-Bus Richtung Innenstadt wurde die DVD „Ab durch die Hecke“ eingelegt; anfangs fand ich es eher nervig, da ich mich ziemlich interessiert mit einer ehemaligen Lehrerin der DsSB unterhielt, die nur noch manchmal an die Schule kommt, aber schließlich war der Film doch sehr erheiternd. Kann ich nur weiterempfehlen für langweilige Busfahrten! In der Schlangenfarm angekommen, besichtigten wir zuerst die Außenterrarien, dann gab es eine Show extra für uns, bei der uns verschiedene Schlangen, mal mehr, mal weniger aggressiv, vorgestellt wurden, und zum Schluss durfte sich jeder noch eine Anakonda um den Hals hängen lassen, was ich mir natürlich auch nicht entgehen ließ. Danach gingen wir noch in die Ausstellung im Schlangenhaus, ich half den Kindern bei der Aufgabe, von einigen Schlangen den lateinischen Namen zu finden, dann sahen wir noch einen Film zur Farm selbst und zum Abschluss wurde zwei Schlangen noch Gift entnommen, die anschließend total erschöpft in der Ecke lagen …

Auf der Rückfahrt schauten wir „Sams“, was auch sehr lustig war. Da wir ohnehin an meinem Haus vorbeifuhren, dachte ich, ich könnte doch gleich dort aussteigen und wäre so eher zu Hause. Blieb nur noch die Sache mit der Verständigung. Bis wir kurz vor meinem Haus waren, hatte ich ja Zeit zum Überlegen – und in jener Sekunde, als der Projektleiter dem Fahrer auf Englisch erklären wollte, dass ich bald aussteigen möchte, legte ich mit meinen hervorragenden Thai-Kenntnissen los und fragte „khun jud soi haa daai mai“. Er verstand zu meinem Erstaunen und tat, was ich befahl. Haha, ich hätte nicht gedacht, dass ich das hinkriegen würde, aber es hatte schließlich geklappt und ich war zu Hause. Am Nachmittag fuhr ich dann wieder nach Bangna zu den beiden Jungen, die Deutsch von mir lernen wollten, aber meine bisher herausgesuchte Busroute klappte irgendwie nicht, weil ich wohl den Ausstieg aus dem zweiten Bus verschlafen haben musste … so fuhr ich bis zur Endstation, alle stiegen aus und ich sah mich verwundert um. Nun mussten mir die nette Kassiererin und der Busfahrer erklären, dass ich zu weit gefahren war. Sie verstanden kaum Englisch und ich nur mit Mühe ihr Thai, aber es gefiel ihnen, mir ein paar Wörter beizubringen und meine Aussprache zu verbessern. Sie halfen mir auch, einen weiteren Bus zu finden, der mich dann zu der von mir gewünschten Station fuhr und so kam ich mit leichter Verspätung an. Ich lernte den Vater der Kinder, einen Deutschen, kennen und begab mich mit den total übermüdeten und unruhigen Jungen ins „Unterrichtszimmer“. Auf dem Nachhauseweg fand ich wieder den zweiten Anschlussbus nicht, sodass ich insgesamt von der 61. bis zur 111. Soi (≙ 3,5 km) lief, bis ich eine stärker befahrene Bushaltestelle fand. Völlig erschöpft von diesem Marsch stieg ich in einen Bus und fuhr endlich nach Hause.

Der Donnerstag (12.11.) war der Auswertung der Schlangenfarmexpedition gewidmet; die Kinder arbeiteten in Gruppen, erstellten Plakate und ich konnte viel mit ihnen reden, lachen und erzählen, teils half ich bei der Gestaltung der Plakate, teils bei der Recherche an den Computern. Als der Workshop beendet war, kam die Deutschlehrerin, in deren Klasse ich ja noch eine Präsentation zur Geschichte der deutschen Sprache halten sollte, auf mich zu und meinte nur kurz: „Du machst doch jetzt die Präsentation in meiner Klasse, oder?“ Völlig überrannt stammelte ich wirres Zeug, mit den Gedanken war ich doch schon zu Hause … ich hatte mich eigentlich für den folgenden Tag vorbereitet, hätte aber natürlich sofort den Vortrag machen können. Das Einzige, was gefehlt hätte, wären die Kopien für die Schüler gewesen. So verschoben wir die Präsentation – in diesem Falle glücklicherweise – wieder auf die folgende Woche, da am nächsten Tag ja die Vorstellung der Projekte sein sollte. Auf dem Nachhauseweg ließ ich mich von einem Lehrer an der Hauptstraße absetzen, um ein Hotel für meine Eltern, die mich im nächsten Sommer besuchen kommen wollen, zu inspizieren. Leider war es an dem Tag wieder weit über 35 °C, sodass der Fußmarsch mit der schweren Tasche keinen Spaß machte. Nach dem Hotelbesuch fand ich auch keinen adäquaten Bus, also lief ich den restlichen Weg auch noch bis nach Hause (insgesamt also zwei Kilometer mit 6 kg Tasche und 37 °C Sonne). Den Abend verbrachte ich mit einer Reiseplanung für den Weihnachts- und Neujahrstrip nach Neu-Delhi über Land – und ich unterhielt mich bis spät in die Nacht endlich mal mit einer anderen kulturweit-Freiwilligen in Paraguay über ihre Erlebnisse dort. Es war schön, dadurch auch wieder an das tolle Vorbereitungsseminar erinnert zu werden, und wir freuten uns beide auf ein Wiedersehen im nächsten Sommer.

Der Freitag (13.11.) begann mit dem Aufbau der Workshops im Innenhof. Ich half also bei der Installation der Diashow für die Schlangenfarm, suchte entsprechende Verteiler aus der ganzen Schule zusammen und half hier und da ein bisschen beim Aufbau des Standes. Dann gab es eine kleine Eröffnungszeremonie vor der Schule in Form einer Rede der Primarstufenleiterin und eines Tanzes des Kindergartens, jeder Workshop wurde noch einmal kurz vorgestellt und im Anschluss konnten alle Eltern, Kinder und Lehrer in den Innenhof gehen, um die Stände zu bestaunen. Zeitgleich startete der Schlangenfänger mit seiner Show, ließ sich von einem seiner Tiere fast das Bein abschnüren und führte die armen Schlangen den Kindern vor. Kurz danach startete auch das Schattentheater, was ich leider nicht sehen konnte, da ich an diesem Tag die Englischvertretung der 9. Klasse übernehmen sollte. Wie es sich für einen solchen Lehrer gehörte, redete ich selbstverständlich nur Englisch und erwartete dies auch von den Schülern, wobei ihnen das ja hier nicht so schwer fällt. Das Mittagessen fiel dieses Mal so aus, dass es typisch thailändische Nudelsuppen gab, sodass ich mich zu einer Thai-Lehrerin setzte, mit der ich mich über den Schlangenfänger, die Projektwoche und die eigentlich chinesische und nicht thailändische Suppe unterhielt. Momentan ist ihr Deutsch noch besser als mein Thai, aber ich hoffe, das wird sich bald ändern. 😉 Anschließend hatte ich noch eine Englischvertretung in der 7. Klasse, die wieder eine Stillarbeit zu erledigen hatte. Danach waren kaum noch Lehrer da, so fuhr ich mit einem RIS-Mathelehrer nach Hause.

Am Samstag (14.11.) war ich unterwegs in der Stadt, kaufte mir eine Landkarte für Laos, ein großes Thai-Englisch-Wörterbuch, sah mir eine Casting-Show im Siam Paragon an und hatte mich auf richtig schöne Hamburger im McDonald’s gefreut – bekam aber nur matschige und kalte Cheeseburger. Von den vier bestellten ließ ich einen liegen, er ging einfach nicht mehr herunter. Anschließend kaufte ich mir noch ein paar CD- und DVD-Rohlinge in einem Computerladen, traf einen Lehrer vom Goethe-Institut, fuhr mit der MRT zum Hua Lamphong, um mir dort noch ein paar Ansichtskarten zu kaufen, und von dort aus mit meiner geliebten 113 zurück nach Hause. Bei meiner weiteren Recherche im Internet bezüglich meiner Weihnachtsreise musste ich einen herben Rückschlag erleiden: Mir wurde aus verschiedenen verlässlichen Quellen mitgeteilt, dass es um die 1000 Dollar kosten würde, wenn ich über Land von Tibet nach Kathmandu, der einzigen zugänglichen Route von Bangkok nach Neu-Delhi, reisen wollte, da man sich als Alleinreisender einer Reisegruppe oder einem örtlichen Führer anschließen müsste. Damit war meine Idee, eine solche Strecke per Landweg zu schaffen, geplatzt, doch ich schmiedete schon neue Pläne, um bis nach Shanghai zu kommen … Der Sonntag (15.11.) war auch nicht viel erlebnisreicher: Ich plante weiter meine Reise, verbrachte den Großteil des Tages im Bett und am Abend gab es wieder eine tolle kulturweit-Konferenz mit zwei anderen Freiwilligen (Paraguay und Bangladesch), währenddessen ich eigentlich superbillige Flüge für den Sommer buchen wollte, da die AirAsia-Aktion mit kostenlosen Sitzplätzen für kommenden Juni bis August an diesem Abend enden sollte. Leider kam ich aber zu spät und schon um 23 Uhr desselben Abends waren alle Flüge um einiges teurer …

Am Montag (16.11.) kam ich pünktlich, wie es sich gehörte, zur Schule und wurde, noch bevor ich das Schulhaus betreten konnte, vom stellvertretenden Schulleiter angesprochen, ob ich denn am heutigen Tag nicht die Sportvertretung übernehmen könnte, weil der Sportlehrer aus gesundheitlichen Gründen ausfiele. Hm, ich war mir nicht sicher, ob ich das wollte, sagte aber zu. Dazu musste ich natürlich wieder nach Hause, um Sportzeug zu holen. Zunächst arbeitete ich jedoch an einer Aufgabe, die ich mir von einer Englischlehrerin hatte geben lassen: Definitionen der möglichen Antworten in einem Lückentext des CAE 1 heraussuchen. Insgesamt ist es eigentlich eine Jahresaufgabe, aber so habe ich wenigstens in den Freistunden immer etwas zu tun. Dann schnappte ich mir Philipps Fahrrad, radelte nach Hause, ergriff mein Sportzeug, kehrte zurück zur Schule und kam so natürlich zu spät zur Pausenbetreuung, wofür ich mir verständlicherweise einen Tadel einfing. Dann erfuhr ich, dass ich an diesem Tag kein Sachkunde hatte, sodass ich eigentlich auch in dieser Stunde hätte das Sportzeug holen können, denn Sport sollte ich erst in der 5. Stunde haben – und zwar mit der 9. Klasse, die ich vorher noch nie unterrichtet hatte. Was sollte ich mit denen also machen? Ich wurde ja praktisch ins kalte Wasser geworfen, also machte ich, was ich am besten konnte: Handball. Sie bekamen von mir eine Einführung, wie man mit so einem runden Ding in der Hand umgeht, ich fand eine super Torhüterin und es gab wirklich ein paar Schüler, die richtiges Potential zeigten. Anschließend duschte ich schnell, raste zur Mittagsbetreuung der Basisstufe und hatte in der 6. Stunde mit der 11. und 12. Klasse wieder Sport. Mit denen hatte ich ja bereits Handball trainiert, also wollte ich mein Training ausbauen – leider vergaß ich aber, dass ich nur eine, nicht zwei Stunden bei ihnen hatte, sodass einige mich kurz vor Schluss der Stunde fragten: „Wie sollen wir das denn schaffen?“ Ich war verdutzt und wusste natürlich nicht, was sie meinten, bis sie mir erklärten, dass sie jetzt eine Prüfung zu schreiben hätten. Nun ja, das musste der folgender Lehrer jetzt verschmerzen … Anschließend hatte ich noch bei der 10. Klasse Sport. Ihnen ließ ich die Freiheit, ob sie lieber Handball spielen oder joggen gehen wollten. Zwei Mädchen entschieden sich für Letzteres, also spielten die anderen ein etwa halbstündiges Handballspiel, so lernten sie auch sehr viel Neues über die Sportart. Der Schultag endete mit dem Thai-Unterricht, der wieder sehr lustig war, denn dieses Mal lernten wir die Farben und ein paar hilfreiche Sätze zum Shoppen. Am Abend fuhr ich mit Philipp, Mira und Gregor ins Fashion Island und wir gönnten uns eine All-You-Can-EatSushi-Bar. Für 280 Baht pro Person stopften wir uns tatsächlich jegliche Art von Sushi, japanischem Essen und leckeren Getränken in die Bäuche und fürchteten, den Laden in den Bankrott zu treiben. 🙂 In der Nacht bereitete ich noch meine nächste Mathe-Stunde vor …

… die ich dann auch gleich am nächsten Morgen (17.11.) verschlief! Ja, ob ihr’s glaubt oder nicht, ich habe den Wecker einfach überschlafen … und bin erst 7.25 Uhr aufgewacht (Schulbeginn ist 7.30 Uhr!). Da ich den Mathelehrer per Telefon nicht erreichte, musste Philipp, der schon in der Schule war, ihm Bescheid sagen. Schnell machte ich mich fertig und kam „pünktlich“ zur zweiten Stunde. Mann, war das peinlich! Dann rechneten wir meine herausgesuchten Mathe-Aufgaben, ich zeigte den Schülern einen neuen Rechenweg für den Dreisatz, den sie meines Erachtens auch ziemlich schnell verstanden hatten, aber den wir leider nicht mehr üben konnten, da ich ja nur noch eine Stunde hatte … Noch dazu kam ich erst zwei Minuten nach dem Klingeln zur anschließenden Pausenbetreuung des etwas zu aktiven Basisstufenjungen, weshalb ich die nächste Peinlichkeit einstecken musste! Ich musste erst einmal wieder herunterkommen und hatte glücklicherweise eine Freistunde. Die anschließende Sachkundestunde verlief dagegen bestens; wir behandelten die Bundesländer und deren Hauptstädte – wobei der Witz des Tages die Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern war. Na, wisst ihr’s? Allen lag es auf der Zunge, irgendwas mit „Schw…“ musste es sein, aber was nur? Dann schien es ein Junge sehr wohl zu wissen und er rief: SCHWEIN! Tja, das war dann natürlich der Lacher der Stunde. Er muss wohl beim Lernen das R ständig überlesen haben … Auch war die folgende Sportstunde mit den Basisstufenmädchen wie immer sehr lustig. Nach der Mittagsbetreuung durfte ich den Kindern wieder eine Geschichte vorlesen, dann war für mich Schluss und ich wurde freundlicherweise von einem Jungen aus der 12. Klasse bis zur Hauptstraße mitgenommen. Bis zu unserer ersten „kommerziellen“ Thai-Stunde schlief ich mich aus, dann holte ich die gute Frau wie abgemacht unten vorm Apartment ab, da man bei uns nur mit Fingerabdruck hereinkommt, und begleitete sie in Miras Zimmer, wo wir nun ab sofort immer Thai-Stunden nehmen sollten. Den Unterricht fand ich sehr schön und war ein bisschen stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte, die Lehrerin zu engagieren. Nach dem Unterricht gingen wir alle ins Mood Food und besprachen die Qualität der letzten Doppelstunde Thai. Fazit: Wir machen weiter, denn es war toll.

Da ich am Mittwoch (18.11.) immer die ersten drei Stunden frei habe, konnte ich die Zeit gut für die CAE-Definitionen nutzen. Anschließend trafen sich alle Schüler und Lehrer zur Aktion „Just Community“, bei der die Schüler in gemischten Altersklassen als Gruppe Vorschläge zur Verbesserung der Schule, insbesondere der Pausen hervorbringen sollen. Es gab sehr interessante, aber auch nicht so originelle Einfälle. Die Ideen reichten von Lehreruniform über eine Strandbar auf dem Schuldach bis hin zu einer Seilbahn auf dem Spielplatz mit einem Kiosk vor der Schule als Finanzierungsvorschlag! Andere wollten gleich die ganze Schule neu streichen, eine Kletterwand außerhalb der Sporthalle installieren oder einen Getränkeautomaten mit Wasser, grünem Tee und Orangensaft, da Cola an der Schule verboten ist. Tja, bin ja mal gespannt, was davon umgesetzt wird … Während der Mittagsbetreuung brachte ich manchen Kindern wieder ein paar deutsche Wörter in Schriftform bei, den Thai-Kindern zeigte ich es auf Thai. Es ist schon hilfreich, endlich die Schrift zu können, so kann ich sogar den kleinen Thais noch etwas beibringen, denn die Schrift können noch nicht alle von ihnen. Anschließend hatte ich noch eine Stunde DaF, bei der die Kinder eine kurze Revision über „Just Community“ schreiben sollten, und danach Prüfungsaufsicht für eine Elfklässlerin in Englisch. Zunächst dachte ich, es sollte nur eine Stunde sein, bis sie mich darauf hinwies, sie habe doch zwei Stunden Zeit. So war ich erst um fünf Uhr heim, schlief dann aber auch gleich zwölf Stunden bis zum nächsten Morgen.

Für den Donnerstagmorgen (19.11.) war ausgemacht, dass ich den Sportlehrer in den ersten beiden Stunden beim 500-m-Schwimmen und 3-km-Lauf unterstützen würde, weil er noch nicht wieder ganz fit sei. Für mich war es ein gutes Training, aber da ich lediglich als Schlusslicht bzw. Aufpasser mitlaufen sollte, war es keine besondere Anstrengung. Die nächsten Freistunden taten gut, um wieder auf normale Temperatur zu kommen, bis ich in der 5. Stunde wieder Sport mit den Basisstufenjungen haben sollte. Da ich aber nicht mitspielte, sondern nur beobachtete und bei Problemchen eingriff, war diese Stunde auch nicht wirklich mühsam. Ich wartete lange bis zur 8./9. Stunde, weil ich in da noch einmal mit einer anderen Klasse das Programm vom Morgen wiederholen sollte. Kurz davor kam aber der Sportlehrer ins Lehrerzimmer und meinte, er habe mich in den letzten beiden Stunden vermisst … hm, da lag in der Tat ein Missverständnis vor, denn zu der Zeit hatte ich ja Mathe gehabt. Zum Glück war ich dieses Mal nicht schuld an einer „verpassten“ Stunde, so konnte ich aber umso zeitiger nach Hause, wieder mal schlafen, meine Dokumente und losen Blätter sortieren und mich mental auf den Thai-Unterricht vorbereiten, der ab sofort immer dienstags und donnerstags stattfinden würde. Auch dieses Mal fand ich ihn wieder sehr amüsant und lehrreich.

Die erste Stunde des Freitags (20.11.) hatte ich wieder frei, so kam ich erst zum Matheunterricht in der 2. Stunde. Bis auf meine Kenntnis, woher das £-Symbol stamme, wurde von mir aber nichts Großartiges verlangt. Die CAE-Definitionen musste ich heute abschließen, da ich die restlichen freien Stunden über das Wochenende meinen China-Reise-Vorbereitungen und der Korrektur von 80 Seiten deutschem Text, die ich mir als kleinen Nebenverdienst außerschulisch aufgebrummt hatte, widmen wollte. Also nutze ich jede freie Minute in der Schule für die englischen Definitionen, was auch eine super Vorbereitung für meinen geplanten ACT oder SAT zur Bewerbung an einer amerikanischen Uni darstellte. Nach der Mittagspause klärte ich noch schnell, dass ich den Montagvormittag frei bekommen möchte, um in die chinesische Botschaft zu fahren, da man nur bei persönlichem Erscheinen ein Visum bekommt, bevor ich meine letzte Stunde in der DsSB für diese Woche hatte: Französisch-Konversation. Zuerst machte ich in einer kleinen Gruppe ein Konjugationsspiel mit einem Würfel, dann brachte ich zwei Schülerinnen, die neu in die Französisch-Klasse gekommen waren, die ich aber schon vom Schattentheater-Projekt kannte, die Grundlagen der französischen Konjugation bei. Als ich zu Hause angekommen war, zog ich mir schnell etwas Legereres an und machte mich auf nach Bangna zu den beiden Jungen, denen ich ja bekanntlich Deutsch beibringe. Der Verkehr war furchtbar und so musste der arme Daniel, der ältere der beiden Jungen, 20 Minuten auf mich warten. Danach kam Florian dran. Diese Trennung ist für den Lernerfolg viel effektiver und so erzählen sie auch mehr auf Deutsch. Bisher hatte ich sie immer zusammen, das war ziemlich unruhig. Als ich fertig war, unterhielt ich mich noch mit der Jüngsten im Hause: Vanessa. Sie spricht nur Englisch und ein bisschen Chinesisch. Auf dem Rückweg stieg ich aus Versehen in die 115 statt in die 113, weil die Zahl schlecht lesbar war. So fuhr ich einen furchtbaren Umweg, kam aber tatsächlich fast in Minburi, meinem Bezirk, an. Irgendwo auf der Suan Sayam stieg ich dann aus, lief auf die Seri Thai und fand mich plötzlich auf einer Autobahn, an der überall Verbotsschilder für Fußgänger standen … ich wusste zwar, wo ich hinmüsste, aber in diese Richtung gab es einfach keinen Weg! Also nahm ich mir ein Taxi und unterhielt mich mit dem Fahrer auf Englisch, Thai und Deutsch. Er gab mir auch seine Nummer, ich ihm meine und er meinte, ich könnte ihn stets anrufen, wenn ich mich mal verlaufen sollte. 🙂

Den Samstag (21.11.) verbrachte ich zu Hause und plante meine China-Reise im Detail durch, schrieb alles mit Datum und Zeit akribisch auf und buchte immerhin ein Hostel. So muss es doch mit dem Visum am Montag in der Botschaft klappen! Für den Abend hatten wir eine Einladung ins Sammakorn, einer Moobaan unweit von unserem Apartment ähnlich dem Perfect Place, zur Filmfigurenparty, die ein paar Lehrer unserer Schule organisiert hatten. Fehlte nur noch das Kostüm: Mira ging als gestiefelter Kater, Liss als Catwoman und ich als … ja, haltet euch fest: Pretty Woman! Ich zog Miras Kleid an, wurde geschminkt und gelockt und schon konnte die Party losgehen! Im Taxi setzte ich mich natürlich vor und machte dem Taxifahrer, der mich etwas verwundert beäugte, gleich klar „Mai tschai gathöi“. Ich weiß nicht, ob er es verstanden hatte, aber er lachte und grinste die ganze Fahrt über. Den Treffpunkt fanden wir auch nicht gleich, also musste ich einen anrufen, der bereits da war. Als wir endlich angekommen waren, schauten uns alle echt überrascht an, wie wir uns zurecht gemacht hatten und ich bekam schon gleich ein paar „heiße“ Angebote … als Pretty Woman. So pretty fand ich mich gar nicht, aber na ja … bei der Auslosung des originellsten Kostüms gewann ich dann auch. Mein Preis war ein silberner Oscar, der sich zu Hause als Musikspiel-Tigger entpuppte. Ansonsten war der ganze Abend sehr lustig, wir tanzten viel und unterhielten uns auch mit den „Angehörigen“ der bereits bekannten Lehrer.

Für heute (22.11.) hatte ich mir eigentlich vorgenommen, die verbleibenden 70 Seiten der bereits erwähnten Tschechisch-Deutsch-Übersetzung zu korrigieren, aber davon habe ich genau eine geschafft! Etwa um vier Uhr nachmittags versuchte ich, mit dem Bus zum Fashion Island zu gelangen, kam aber nicht an, also lief ich immer einige hundert Meter, wartete an einer Haltestelle wieder auf einen möglichen Bus und lief weiter, wenn ein solcher nicht kam. Irgendwann reichte es mir und ich hielt ein Taxi an. Der Fahrer war sehr beeindruckt, dass ich schon „so viel“ Thai nach nur 60 Tagen im Land konnte. Er wollte wissen, was ich noch für Sprachen könnte, also tat ich so, als könnte ich auch „ Französisch“>farangsee“. Demzufolge sollte ich ihm alle möglichen Wendungen ins Deutsche und Französische übersetzen, aber schon „Danke“ war ihm zu schwer. Das Einzige, was er bereits kannte, war „Bonjour“. 😉 Im Fashion Island selbst kaufte ich mir endlich einen Toaster, einen Fön, neue Hemden und einen Gürtel. Dann aß ich noch ausgiebig bei McDonald’s, man verstand dort sogar meine Bestellung auf Thai.

Dazu ein kurzer Thai-Kurs:

Es ist gar nicht so leicht, so etwas zu bestellen, denn ich kenne leider noch immer nicht den Klassifikator für Hamburger. Beispiel: Um „drei Colas“ zu bestellen, sagt man „goog saam gääo“ (wörtlich: Coke drei Glas), wobei „gääo“ ein Klassifikator für Sachen in einem Glas oder in Glasform sind. Menschen, Schüler, Leute, Lehrer usw. werden mit „khon“ („phüang soong khon“) gezählt, Flaschen mit „khuat“ („naam som nüng khuat“) und alles, was in Paaren auftritt (Schuhe, Ohrring) mit „khaang“ („roong thaau haa khaang“). Was man aber für Hamburger verwendet, weiß ich nicht. Vielleicht denselben Klassifikator wie für Brot oder eher wie für runde Sachen? „Mai ruu“. Trotzdem hat sie „häämböögöö sii“ verstanden.








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