Eine interessante Messe, ein kaputter Fuß und eine Woche Bettruhe?!

1 11 2009

Ich fange beim Sonntag (1.11.) vor genau einer Woche an, weiß jedoch nicht mehr, was ich da so sehr Erlebnisreiches getan haben soll. Meine Toilette hatte ich bis dahin immer noch nicht repariert, also rang ich mich, nachdem ich im hauseigenen Restaurant zu Abend gegessen hatte, dazu durch, den armen Hausmeister nachts um 10 Uhr darüber zu informieren, dass mein Klo nicht mehr funktionierte. Eigentlich mussten wir beide lachen, doch ich weiß, dass ihm nicht wirklich zum Lachen zu Mute war. Trotzdem suchte er sich einen Pömpel, folgte mir aufs Zimmer und löste das Problem im Handumdrehen … woran ich stundenlang herumprobiert hatte!

Auch der Montag danach war nichts Besonderes, obgleich man sah, dass alle Lehrer und Schüler viel frischer und erholter nach den Ferien aussahen. Wir unterhielten uns darüber, wer wo gewesen war und was man so erlebt hatte. Ich erfuhr, dass nicht nur Mira und ich in Kambodscha gewesen waren, sondern auch andere Lehrer und Schüler, dass sich viele am Strand gesonnt hatten und dass es einige sogar in ganz andere Länder, meist per Flugzeug, verschlagen hatte. Bis auf die Mittagspause mit der Basisstufe hatte ich nur Freistunden, so konnte ich mit vielen über die Ferien reden und auch einiges aus Kambodscha berichten. Im Eifer, dass ich die nachträgliche Gratulation zum 6. Geburtstag eines Basisstufenmädchens nicht verschwitze, vergaß ich, dass auch der Junge, auf den ich in den Hofpausen immer besonders achten sollte, in den Ferien Geburtstag hatte. Das merkte ich spätestens, als ich ihn zur zweiten Pause im Klassenzimmer abholen wollte und fast über seinen Kuchen, den er an die anderen Kinder verteilte, stolperte! Hastig gratulierte ich ihm und ergatterte noch ein Stück. Während meiner anschließenden Freistunde wusch ich das für den Kuchen verwendete Geschirr ab und freute mich auf die Mittagsbetreuung. Zwar fiel an diesem Tag der Thai-Unterricht wieder aus, aber da das Internet zu Hause ohnehin nicht gehen sollte, entschied ich, mich noch ein paar Stunden länger in der Schule aufzuhalten und alles Wichtige für die nächsten Tage vorzubereiten. Am Abend trafen wir vier Freiwilligen und Gregor, ein Praktikant der DsSB uns im Restaurant gegenüber, um jeweils eine kleine Foto-Show über unsere Ferien zu präsentieren. Dann gesellte sich noch ein Neuseeländer zu uns, den Mira auf ihrer Kambodscha-Reise kennen gelernt hatte, und damit ging der Montag zu Ende.

Der Dienstag verlief gewohnt stressig, wobei mir der Mädchensport mit der Basisstufe wieder am meisten Spaß bereitete. Sie freuen sich immer so, wenn ich ihre Spiele mitmache. Die Sportlehrerin bot mir an, dass ich mal ein neues Spiel für die Kinder einführen könnte, weil sie eigentlich noch nicht sehr viele kannten. Dankend nahm ich das Angebot an und versprach, was ich bis zur nächsten Woche leider nicht halten können würde … Am Nachmittag war wieder Lehrersport angesagt und mir graulte es schon wieder vor dem Heimweg, da ich abermals mit meiner 5-kg-Tasche mehrere Kilometer bis zur Bushaltestelle, an der ohnehin nur jede halbe Stunde ein Songthaew vorbeikommt, laufen musste. Doch dieses Mal war mir das Glück hold und eine Mutter eines RIS-Schülers hielt an, um mich bis zur Hauptstraße mitzunehmen.

Der Mittwochvormittag begann mit schulfrei – und zwar für die Schüler! Die gesamte Lehrerschaft musste zur so genannten Fortbildung auf die WorldDidac 2009 Bangkok im Queen Sirikit Convention Center, einer großen Messe, auf der sich verschiedene Firmen mit ihren neuesten Erfindungen im Bereich Bildung präsentierten. Man konnte viel ausprobieren, wurde hin und wieder angesprochen und bekam einige Prospekte. Der wohl größte Stand ging von Deutschland aus, viel wurde auch vorgestellt aus Korea, Japan, Thailand und China. Da gab es beispielsweise Tafeln, auf denen man mit einem Magnetstift schreibt, die automatisch erkennt, ob die Antwort richtig oder falsch ist … oder wie wäre es mit Mikroskopen, deren Bilder auf der Tafel für alle sichtbar erscheinen? Auch Solarautos, die nur mit Sonne und Wasser fahren, waren eine der zahlreichen neuen Errungenschaften der bildenden Technik. Für die Lehrer war es Pflicht, bis 14 Uhr zu bleiben, Philipp, Liss, Mira und ich durften aber schon eher, das heißt um halb 11, gehen, da es für keine obligatorische Veranstaltung war. Was sollte man auch noch vier Stunden dort, wo ich doch in anderthalb Stunden jeden Stand zweimal besucht habe und von jedem ausgiebig beraten fühlte? Insgesamt fand ich die Messe wirklich sehr interessant und gut gestaltet, aber ich hatte mir mehr Stände erwartet. Anschließend gingen wir nach Chinatown, aßen beim Japaner und ließen uns von einem Thai, der wirres Zeug redete und uns immer wieder fragte, was wir heute schon so alles gesehen hatten, zum Bootssteg an den Chao Phraya fahren. Wir kauften uns ein Ticket und fuhren prompt in die falsche Richtung, denn unser Ziel hieß Nationalmuseum und nicht der Süden von Bangkok. So stiegen wir am nächsten Pier aus und fuhren mit demselben Ticket in die entgegengesetzte Richtung. Die Fahrt war angenehm erfrischend und auch recht schnell. Wir kamen auch bald am Nationalmuseum an, aber ich wusste ja, dass ich spätestens 16 Uhr zu Hause sein musste, um wieder zu den beiden Jungen zu fahren, denen ich Deutsch beibringe. Mittlerweile war es schon kurz vor zwei und mit dem Taxi bis nach Hause dauert es halt immer etwa eine Stunde, wenn man gut durchkommt. Dafür erwischte ich aber einen supernetten Taxifahrer, der mit mir viel Thai redete. Zunächst musste ich erklären, wer ich bin und was ich hier in Bangkok mache, dann sollte ich ihm von Deutschland erzählen: Welche Sprache man dort spricht, ob wir auch Taxis, Tuk-Tuks, Züge und Motorräder haben usw. Schließlich buchstabierte er erst seinen Namen auf Englisch, dann versuchte ich es auf Thai. Welch Glück, dass ich alle Buchstaben in seinem Namen kannte. Er erzählte mir, dass er Hunde liebt, und brachte mir die Tonhöhen bei, was ihn teilweise wohl sehr erheiterte. Schließlich schlief ich völlig übermüdet ein und kam sicher am Ziel an, sodass ich noch Luft bis zu den Deutschstunden hatte. Wieder zu Hause vom Unterricht arbeitete ich noch bis spät in die Nacht an meiner Präsentation in Deutsch, die ich endlich am Freitagmorgen halten sollte …

Da ich am Donnerstag die ersten beiden Stunden frei hatte, schlief ich auch aus und kam pünktlich zu meiner Pausenaufsicht. Ich öffnete die Tür der Basisstufe und sah schon wieder viel Kuchen! Wie ja bereits eher erwähnt, hatte auch ein Basisstufenmädchen in den Ferien Geburtstag. In der dritten Stunde, also meiner ersten, stand Sachkunde an. Der Klassenlehrer teilte seine 4., von der ich die eine Hälfte übernahm. Es ging um die Benutzung eines Atlasses, die wichtigsten Städte und Nachbarländer Deutschlands und das Erkennen und Einzeichnen von Grenzen. Mir machte die Stunde wirklich viel Spaß und so holte ich mir zusätzliche Stunden, bei denen ich diesbezüglich assistieren sollte.

Es klingelte … die Stunde war vorbei, ich ging ins Lehrerzimmer und dann wieder heraus. Ihr fragt euch jetzt, warum ich so einen Blödsinn erwähne? Tja, eben, weil auch ich mich frage, warum ich wieder aus dem Lehrerzimmer herausging – denn das sollte die komplette kommende Woche verändern! Irgendwie lief ich mit Liss zusammen die Treppe hinunter und wollte wahrscheinlich beweisen, dass ich schneller als sie Treppen laufen könnte, sodass ich die letzten beiden Stufen gleichzeitig nahm … zumindest versuchte ich das … und dann: Krrrk! Autsch, das tat weh! Ich war mit der Ferse auf der letzten Stufe hängen geblieben und verknackste mir so den Fuß. Sofort wusste ich, dass für mich dieser Tag erst einmal gelaufen war! Woran ich mich noch erinnere: Die Sportlehrerin der Basisstufe kam gerade vorbei, fragte, was mit mir passiert sei, und ich konnte nur antworten „Ich kann heute wohl nicht zum Sport kommen“. Dann humpelte ich zu einem Sitzplatz nahe der Treppe und wurde von zwei Eltern, die in der Küche halfen, mit Eis versorgt. Nach ein paar Minuten fühlte es sich auch wieder besser an und ich konnte zu ihnen in die Küche, um mich noch mal zu bedanken. Sie schickten mich vorsichtshalber in die Schulklinik der RIS, wo mein Fuß verbunden und die Schmerzen mit einer Salbe gestillt wurden. Plötzlich ging es mir wieder gut, als wäre kaum etwas passiert. Ich lief zurück in die Küche, unterhielt mich noch eine Weile – im Stehen (!) – mit den beiden Eltern über meinen Aufenthalt in Thailand und ging zurück ins Lehrerzimmer. Selbst den Sportunterricht ließ ich nicht ausfallen (allerdings stand ich größtenteils nur herum und beobachtete), im Mathematikunterricht erzählte ich den interessierten Schülern im Stehen von meiner Kambodschareise und in der 8./9. Stunde beaufsichtigte ich noch eine Klausur der 11. Klasse in Deutsch. Als ich nach diesen letzten zwei Stunden wieder aufstehen wollte, merkte ich schon, dass der Fuß inzwischen größer als der Schuh geworden war. Ich suchte mir eine Mitfahrgelegenheit, damit ich nicht mehr viel laufen musste und legte mich zu Hause sofort schlafen. Als ich am späten Abend aufwachte, war die Schwellung immer noch nicht zurückgegangen. Ich hatte Angst vor einem Bänderriss und entschied, mich am nächsten Morgen ins Krankenhaus zu begeben, falls es so schlimm bleiben sollte. Vorsichtshalber sagte ich auch die Präsentation in Deutsch ab – ich weiß bis heute nicht, was aus den ersten beiden Stunden an dem Freitag geworden ist, denn eigentlich sollte ich die Präsentation halten, weil die Lehrerin zur Fortbildung sein würde … Zudem fiel mir ein, als der Computer meldete, dass der Akkustand schon sehr niedrig sei, dass ich mein Ladekabel in der Schule vergessen hatte! Falls ich nun am nächsten Morgen nicht in die Schule kommen sollte, müsste ich das ganze Wochenende ohne Computer verbringen …!

Am Freitagmorgen entschied ich dann doch, aufgrund des Zustandes meines Riesenfußes, mich ins Krankenhaus zu begeben und mich in der Schule für diesen Tag abzumelden. Um Geld zu sparen, wollte ich es mit dem Motorrad-Taxi versuchen, aber der Fahrer verlangte 150 Baht! Dafür konnte ich mir auch ein Taxi nehmen. Meine vergeblichen Versuche, ihm auf Thai zu erklären, dass ich nur 80 Baht oder sonst nur 1000er-Scheine, die er ohnehin nicht wechseln könnte, hatte, halfen da auch nicht. Er verstand ja nicht mal „roong phajaabaan“, obwohl man eigentlich für dieses Wort keine Töne braucht! Jede Silbe hat einen normalen mittleren Ton, aber gerade das ist für uns Deutsche schwer; wahrscheinlich treffen wir eher die tiefen Töne … wie dem auch sei, als ich ihm den Namen des Krankenhauses nannte, dämmerte es ihm, aber der Preis blieb. Da mir das Taxi aber zu teuer war, nahm ich den Bus die Hauptstraße herunter, stieg etwa auf der Hälfte der Strecke aus und fragte nun die Taxifahrer der Reihe nach, ob mich einer für meine übrigen 60 Baht zum Samitivej Srinakarin fahren würde. Darauf ließ sich keiner ein, aber immerhin einer erbarmte sich und fuhr mich an eine Tankstelle, um einen meiner Tausender zu wechseln. Am Krankenhaus angekommen zeigte das Taximeter doch tatsächlich 63 Baht an, als hätte ich es gewusst! Aus Höflichkeit verlangte der Taxifahrer auch nur 60 Baht, wie ich es im Voraus mit ihm ausmachen wollte. 😉

Vor dem Krankenhaus wurde mir gleich ein Rollstuhl angeboten, den ich dankend ablehnte. Das Stückchen sollte mein Fuß nun auch noch mitmachen. In dem riesigen Komplex angekommen, fragte ich nach der Orthopädie-Abteilung, wurde in die 3. Etage geschickt, die gar nicht so leicht zu erreichen war, und stand in der richtigen Etage vor der Baby-Abteilung. Weiteres Fragen war nötig und schließlich kam ich an, wo ich hinwollte. In meinem besten Thai gab ich den Damen zu verstehen, dass mir der Fuß wehtut, und schon bekam ich ein langes Formular auf Englisch, auf dem ich meinen Lebenslauf ausbreiten sollte. Ich musste sogar angeben, wer für mich entscheiden sollte, falls ich das nach der Behandlung nicht mehr selbst könnte. 😀 Und noch etwas: Da auf meinem Ausweis mein Nachname als „KRAUßE“ aufgeführt ist und die Thais sich ohnehin bemühen müssen, unsere Schrift zu lesen, bin ich ab sofort im Krankenhaus als Mr. KRAUBE bekannt. Aber danach ging alles ziemlich reibungslos: Ich wurde mit dem Rollstuhl zum Arzt gefahren, dieser beriet mich sehr gut auf Englisch, dann zum Röntgen und wieder zurück zum Arzt. Er diagnostizierte eine „ankle ligament injury“, also Bänderzerrung oder Supinationstrauma, wie auch immer es auf Deutsch heißt, und verordnete mir eine Woche Bettruhe. Schließlich schob man mich zur Kasse, an der ich die Unmengen an verschriebenen Medikamenten, die Behandlung, die Krücken und jegliche andere Gebühren bar bezahlen musste. Zum Glück hatte ich mir noch ein paar Tausender eingesteckt, bevor ich losgefahren war. Dann wurde mir ein Taxi gerufen und ich konnte in Ruhe nach Hause fahren.

Leider hatte ich zu Hause immer noch kein Ladekabel, also meldete ich per Handy, dass ich eine Woche ausfallen würde. Ich schlief ein und wurde von einem Anruf aus der Schule geweckt, ob ich tatsächlich eine Woche im Krankenhaus verbringen müsse! Na ja, irgendwie wurde meine Nachricht wohl missverstanden oder missverständlich weitergetragen … trotzdem war es gut zu wissen, dass sich alle Sorgen um mein Befinden machten. Das, was mich an der ganzen Sache ärgerte, war, dass ich nicht an Halloween, nicht am Lichterfest Loy Krathong und auch nicht am Unterricht in der nächsten Woche teilnehmen würde.

So geschah es dann auch, dass ich den gesamten Samstag zu Hause blieb, während sich die anderen für Halloween zurechtmachten und schließlich dann auch ausgingen. Aber ich fand es wirklich sehr toll, dass mir alle helfen wollten und Einkäufe für mich erledigten! Den Sonntag verbrachte ich damit, die Versicherungsunterlagen zusammenzusuchen, auszufüllen und schon einmal eine informative E-Mail an meine Auslandskrankenversicherung zu schreiben. Am Abend ging ich das erste Mal wieder auf die Straße, um mir im Restaurant gegenüber „seafood“ zu gönnen: Muscheln, Garnelen und irgendwelche Fischeier … sah nicht sehr appetitlich aus, schmeckte zum Glück a

ber gar nicht so schlecht. Danach trafen sich Philipp, Liss, Mira und ich wieder einmal, um einen Film zu schauen, aber mehr als eine Herr-der-Ringe-Parodie von Liss‘ Kumpels schafften wir zeitlich nicht.

Nun ist es wieder zwei Uhr nachts hier und eventuell wollte ich morgen bzw. heute mal in der Schule zum Loy Krathong vorbeischauen. Das entscheide ich, wenn ich aufwache …

Ach ja, Bilder gibt es dieses Mal fast keine, warum wohl?








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