Rundreise durch Kambodscha

24 10 2009

Das war er also: Mein erster Ausflug durch die wichtigsten Städte und Plätze eines außereuropäischen Landes – nur ich und mein Rucksack mit dem Nötigsten für knapp eine Woche Kambodscha. Viel hatte ich mir vorgenommen und ich muss sagen: Ich habe alles gesehen und geschafft, was ich wollte: Eine Zugfahrt von Bangkok bis zur kambodschanischen Grenze, die berühmten, Jahrhunderte alten Khmer-Tempel von Angkor, eine Bootstour durch den Tonlé Sap bis nach Phnom Penh, die noch an vielen Stellen von dem Khmer-Rouge-Regime vor 30 Jahren erzählt, den Strand von Sihanoukville ganz im Süden und eine Bustour entlang der Küste bis zurück nach Bangkok. Doch bevor ich diese Reise überhaupt antreten konnte, gab es noch drei wichtige Dinge zu regeln: Meinen sportgeprägten Donnerstag, die Einigung mit Mira, ob wir zusammen nach Kambodscha fahren sollten, und die letzten Hotelreservierungen …

Der Donnerstag vor einer Woche begann mit zwei Sportstunden der 10. Klasse, der ich als Vertretungslehrer ein paar Sachen zum Thema Handball beibringen sollte. Klar, als langjähriger Handballer sollte das für mich kein Problem sein, doch irgendwie hatte ich schon ein seltsames Gefühl, ob der Sport vor allem bei den Mädchen ankommen würde. Doch schließlich hatte ich ein gutes Trainingsprogramm mit Aufwärmung, Einwerfen und Täuschungsvarianten zusammengestellt, sodass am Ende über eine halbe Stunde für das Spiel, anhand dessen ich viele Regeln und Spielzüge erklären konnte, übrig blieb. Sogar die Mädchen spielten mit und manche Jungen zeigten echtes Potenzial! Nach einer mir gegönnten Freistunde hieß es Fußball mit den Basisstufenjungen. Auch hier gab es wieder ein paar, die wirklich etwas drauf hatten und andere, denen Fußball verständlicherweise wohl keinen Spaß machte. Nach der Pausenaufsicht durfte ich wieder ran: Handball mit der 11. und 12. Klasse. Ich baute ein paar neue Elemente ein, die ich bei der 10. Klasse weggelassen hatte, sodass am Ende weniger Zeit für das Spiel blieb. Trotz allem schien in diesen Klassen die Begeisterung noch höher, was mich echt stolz machte. Nun stand eigentlich nur noch die Präsentation in Deutsch an, doch die konnte ich ausfallen lassen, weil in der Stunde noch ein Test geschrieben werden sollte. Aus diesem Grund ging ich eher nach Hause, legte mich schlafen und wachte erst wieder zum DVD-Abend anlässlich der Verabschiedung einer Praktikantin der DsSB auf. Wir schauten „Die Welle“, einen Film, den ich sowieso schon immer mal hatte sehen wollen.

Der Freitag war der Planung meiner Kambodscha-Reise gewidmet: Die erste Stunde schlief ich aus, dann kam ich viel zu spät zur zweiten, weil ich noch etwas wegen der Französisch-Nachhilfe geklärt hatte. Doch da in Mathematik ohnehin nur ein Film zum Abschluss vor den Ferien geschaut wurde, musste ich dieses Mal nicht assistieren … eine Stunde mehr für meine Kambodscha-Vorbereitung! Ich reservierte also einen Platz in Phnom Penh im Dara-Reang-Sey-Hotel und bekam ein Sonderangebot für dieselbe Hotelkette in Siem Reap. Das nahm ich dann auch gleich an, beließ es aber auch bei diesen beiden Reservierungen; für Sihanoukville würde mir schon etwas vor Ort einfallen. Für die ZfA mussten wir an dem Tag noch eine Tätigkeitsbeschreibung abliefern, ansonsten verlief der Schultag bis zur 7. Stunde, bei mir also Französisch-Konversation mit der größten Klasse der DsSB, recht ruhig. Selbstverständlich freuten sich die Schüler auf die Ferien und konnten sich kaum konzentrieren. Als es dann endlich klingelte, freute auch ich mich auf meine bevorstehende Reise … und so richtig hatte ich mich mit Mira noch nicht geeinigt, ob wir nun zusammen, getrennt oder ob sie überhaupt nach Kambodscha reisen würde. Noch dazu bevorzugte sie es ohnehin, auf einem Dorf ohne Strom und Wasser zu leben, während ich herumkommen wollte. Ich wollte auch lieber auf dem Bangkoker Hauptbahnhof von Freitag zu Samstag übernachten, sie mitten in der Nacht mit dem Taxi dorthin fahren, weil unser Zug bis zur Grenze um 5.55 Uhr abfahren sollte … Bis zum frühen Abend war ich dann doch in Bangna, wo ich das erste Mal mit den beiden Kindern eine Stunde Deutsch lernte, bekam etwas zum Abendbrot, kaufte mir noch einen teuren, aber sehr guten Reiserucksack und machte mir mit Micha, dem fünften „kulturweit“-Freiwilligen in Thailand, aus, ihn in der Nacht zu besuchen, da er nahe dem Hua Lamphong, wohnte. Als Mira das mitbekam, entschloss sie sich auch dazu, die Nacht bei Micha durchzumachen und von dort aus früh zeitig mit mir zum Bahnhof zu fahren.

Alles, was jetzt folgt, kann auch als Reisetagebuch und Tipp für andere Kambodscha-Backpacker genutzt werden. Vielleicht werde ich auszugsweise hiervon auch etwas auf anderen Websites veröffentlichen. Viele Eindrücke sind subjektiv und sollen in keinster Weise eine Gesellschaft, ein Land oder gewisse Leute verletzen; scheint dies dennoch der Fall, so bitte ich meine Leser, mich darauf hinzuweisen, ich werde es umgehend löschen.

Mira und ich kamen überpünktlich halb 6 morgens auf dem Hua Lamphong an, von wo aus ein Dritte-Klasse-Zug für 58 Baht ab 5.55 Uhr bis Aranyaprathet fahren sollte. Die Fahrt dauerte sechs Stunden, die Sitze waren aus Holz und es gab keine Klimaanlage, nur offene Fenster. Mein Sitz brach während der Fahrt zusammen, ständig wurde Essen und Trinken für etwa 20 Baht das Stück angeboten und man saß recht eng; manche Leute bekamen nur Stehplätze. In Aranyaprathet angekommen, lernten wir einen Jura-Studenten und eine Medizin-Studentin aus Deutschland kennen, mit denen wir uns zunächst per Tuk-Tuk für insgesamt 100 Baht zum angeblichen Visa-Ausstellungsort in der Grenzstadt Poipet begaben. Die „Behörden“ schienen mit meinem e-Visa, das ich für 25 US$ online erworben hatte, nicht sehr glücklich. Dafür mussten Mira 1300 Baht und die anderen beiden 1500 Baht hinlegen. Normalerweise braucht man dafür Visabilder, und obwohl Mira sie vergessen hatte, lief alles recht reibungslos. Alle hatten nun ihr Visum und wir konnten aus Thailand ausreisen. Nach weiteren Kontrollen und ersten Eindrücken von Kambodscha reisten wir ein – ich muss sagen, obgleich das e-Visa noch nicht so bekannt ist, bin ich damit wohl am günstigsten und schnellsten gefahren. Ich hob zügig ein paar Dollar an einem ATM-Automaten ab und dann hatten sich die anderen schon in einen Shuttle-Bus zu dubiosen Taxiständen nach Siem Reap begeben. An dem Visa-Ausstellungsort in Poipet wurden wir noch vor Shuttle-Bussen u.Ä. gewarnt, nur damit wir ein Taxi von „denen“ nähmen. Schließlich stiegen wir dann in ein so genanntes „share taxi“ nach Siem Reap, für das jeder von uns 12 US$ zahlte. Dort angekommen, wurden wir in Tuk-Tuks verladen, die uns zu einem Hinterhof-Guesthouse für absolut niedrige Preise brachten. Wir stiegen aus und liefen zurück zu einem zentraleren Platz. Dort trennten sich Mira, ich und die anderen beiden; ich suchte mir einen Tuk-Tuk-Fahrer namens Pealy, der mich zu meinem Dara-Reang-Sey-Angkor-Hotel bringen konnte. Diesen Fahrer „mietete“ ich mir dann auch für die nächsten zwei Tage, wir machten eine Zeit für die Besichtigung Angkors aus und verabschiedeten uns. Beim Einchecken im Hotel gab es ein paar Schwierigkeiten, obwohl doch mein Name mit Reservierungsbestätigung auf dem Rezeptionsschalter lag; anschließend war der Empfang sehr herzlich, man bot mir ein Getränk an und zeigte mir den Raum. Wow! In so einer Luxus-Suite hatte ich noch nie vorher residiert: Es gab einfach alles, was man brauchte und nicht brauchte: ein großes Bett, eine Klimaanlage, einen Fernseher, einen Schrank, eine Dusche, eine Badewanne, ein Waschbecken aus Granit, täglichen Waschservice, eine tolle Lichtanlage vom Bett aus, Frühstück, Pick-up-Service und einen Swimming-Pool mit Unterwasserbeleuchtung. Mein Sonderangebot lautete 20 US$ pro Nacht, eigentlich kostete es 66 US$. Der Blick aus dem Fenster sei einmal unerwähnt, aber das ließ sich verschmerzen. Am Abend ließ ich mir ein Tuk-Tuk rufen, das mich für 2 US$ zum Angkor Mondial Restaurant mit Khmer-Show und Buffet und wieder zurück brachte, und bald darauf schlief ich in dem schönen Zimmer ein.

Der Sonntagmorgen begann mit der Reservierung meines Bootstickets nach Phnom Penh für den folgenden Tag. Entgegen meinem Erwarten musste ich ganze 36 US$ im Voraus bezahlen! Damit waren meine ersten 100 Dollar schon fast alle und ich hatte noch nichts Besonderes gesehen. Der Rest sollte dann für die Angkor-Tour draufgehen. Meinem Tuk-Tuk-Fahrer musste ich auch noch fünf Dollar für den Sprit leihen, weil er angeblich in der frühmorgendlichen Eile sein Portemonnaie vergessen habe. Die Straße zu den Tempeln war erstaunlich gut ausgebaut, ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Dennoch schien mir der Ausflug nahezu gesundheitsgefährdend: Man fuhr durch die staubige und stinkende Stadt und saß im Tuk-Tuk praktisch direkt hinter dem Auspuff des Mopeds, an dem der Wagen hing. Nach einer langen Fahrt durch den Wald, während derer ich schon zahlreiche Touristen erblicken konnte, erreichten wir endlich einen See, von dessen Ufer aus man schon einen ersten Eindruck vom Angkor Wat kriegen konnte. Doch zunächst fuhren wir daran vorbei und hielten am Angkor Thom, der größten Tempelanlage insgesamt, die weitere Tempel in sich beherbergt. Ich kaufte mir auf Zurufen eine Art Reiseführer namens „Ancient Angkor“ für ganze 8 US$! Im Laufe meines Trips durch die Anlage sank der Preis von Angebot zu Angebot, bis man mir das Buch am Ende meiner Tour für nur einen (!) Dollar verkaufen wollte. Spätestens hier am Angkor Thom lernte man, wie arm viele Leute in dem Land wirklich sind und schon bald konnte man sich vor Bettlern und extrem zähen Verkäufern nicht mehr retten. Wie dem auch sei, am Bayon, einem der mächtigsten Bauten der Welt, angekommen, setzte mich Pealy ab und ging in ein Restaurant. Ich sollte mir in der Zeit die gesamte Angkor-Thom-Anlage ansehen. Vom Bayon aus ging ich zu dem sich in Restauration befindlichen Bapuon und dann ein Stückchen abseits durch eine Tempelruine zumPhimeanakas, auf den man teils auf einer schmalen Holztreppe, teils auf uralten, gefährlich steilen Steintreppen hochklettern konnte, um die schöne Aussicht über den dichten Dschungel zu genießen. Danach lief ich ohne Plan – obwohl ich ihn ja gekauft hatte, nur nicht hineinschaute – zur so genannten Elefantenterrasse und waghalsig über eine sehr morsche Brücke zu den zwölf wahrscheinlich religiös nutzlosen Suor-Prat-Türmen.

Dann suchte ich meinen Fahrer wieder (glücklicherweise hatte er mir die Nummer des Restaurants genannt) und er fuhr mich zu einem Tempel namens Ta Prohm, in dem auch der Film Tomb Raider gedreht worden war. Als ich nach einem längeren Marsch durch den Dschungel endlich ankam, merkte ich schnell, warum dieser Ort als Drehort auserkoren worden war: Es wirkte einfach unheimlich, gespenstisch und gleichzeitig aber auch sehr geheimnisvoll, wie die riesigen Würgefeigen mit ihren Wurzeln praktisch aus den Ruinen herauswuchsen. Ich stiefelte durch teilweise eingefallene Gemäuer, vorbei an riesigen Spinnenweben und von Weitem sichtbare Ameisenstraßen, bis ich am anderen Ende wieder herauskam. Auf der anderen Seite sollte mein Fahrer mich eigentlich wieder in Empfang nehmen, doch der ließ sich nicht blicken. Ich lief auf dem Markt, der mit bettelnden und handelnden Kindern übersät war, auf und ab, fand ihn aber nicht. Dann entfernte ich mich vom Markt, hätte aber nicht so leicht ohne Fahrer weiterkommen können, da der nächste Tempel gut zwei Kilometer entfernt war. Kurz vor der Verzweiflung half mir dann ein Junge, der erstaunlich viel auf Deutsch sagen konnte, meinen Fahrer zu finden. Ich hätte ihm sogar ein paar Riel (das ist die Landeswährung) gegeben, aber er wollte mir ständig seine kambodschanischen Flöten andrehen, die ich einfach nicht brauchte. Schließlich fanden wir zusammen dann Pealy, der mich zum letzten Tempel vor Angkor Wat brachte: Banteay Kdei. Hier traf ich gleich am Anfang auf die nervigsten Händler überhaupt, denen ich allen versprechen musste, dass ich ihre Bücher, Flöten, Armbänder, Ketten und sonstigen Waren auf dem Rückweg kaufen werde. Klar, das kann man schnell versprechen, aber mein Fahrer wartete ja auf dieser Seite des Tempels wieder auf mich – keinen Ausweg also, um die Händler zu umgehen. Ich traf auch auf ein paar Kinder, mit denen man sich auf Englisch und Deutsch gut unterhalten konnte. Sie verrieten mir ihre Namen und erklärten mir, dass sie am nächsten Tag wieder in die Schule müssten. Tipp meinerseits also: Lieber wochentags um die Vormittagszeit die Angkor-Anlagen besichtigen, umso weniger bettelnde Kinder muss man ertragen! Auf meinem Rückweg vom Banteay Kdei Richtung gegenüberliegendem Srah Srang, einem schon seit zehn Jahrhunderten existierenden See mit Plateau, traf ich wieder auf ein kleines Mädchen, das mir einfach so einen Armreif schenkte und dem ich dafür versprach, dass ich mir „ihren“ Laden ansehen werde, wenn ich zurück vom See komme. Ich hielt mein Versprechen und sah mir all ihre T-Shirts an. Dann verlangte ich ein blaues in der Größe M, auf dem wenigstens irgendetwas vom Angkor Wat stünde. Das gab es natürlich nicht, aber irgendwoher besorgte sie – das Mädchen war höchstens 12 Jahre alt! – mir dann doch eines, und ich gab ihr die versprochenen 3 US$. Ach Mensch … wie kann man diesen armen Menschen nur helfen? Das muss ein furchtbares Leben sein …

Bevor es zum Angkor Wat gehen sollte, wollte ich mich noch einmal in einem Restaurant stärken und kramte dazu meine letzten Dollar heraus – Riel hatte bis dahin kaum welche. Das Wirtshaus, an das mich Pealy brachte, schien von außen her nicht sehr vertrauenswürdig, aber es war innen sehr geräumig, sauber und das Essen schmeckte.

Schließlich fuhr mich Pealy zum Angkor Wat. Auf dem Weg dahin traf ich zufälligerweise Mira, die mir mit dem Fahrrad und einem Jungen entgegenkam. Dann redeten wir ungefähr gefühlte 30 Sekunden miteinander, bis ich wieder ins Tuk-Tuk und sie auf ihr Rad stieg. Das nächste Mal sollte ich sie erst wieder in einer Woche in der Schule sehen. 😉 Im Angkor Wat hielt ich mich dann gute zweieinhalb Stunden auf. Schon auf der Brücke, noch vor dem eigentlichen Eingang zum Tempel, wurde ich von einem, wie sich später herausstellte, Studenten empfangen, der mir einfach so ein paar geschichtliche und religiöse Erzählungen näherbrachte und mich herumführte, wo sonst kein Tourist entlang geht. Nach nicht einmal einer halben Stunde beendete er die Führung und verlangte Geld dafür. Mehr als zwei Dollar, die er bitter annahm, wollte ich ihm nicht geben; so viel hat er mir nun auch wieder nicht gezeigt. Das Nationalsymbol Kambodschas erklärt auf zahlreichen Steinreliefs an den Wänden diverse religiöse Riten, Kämpfe und Gottestaten. Nachdem ich mir alles im Tempel angesehen hatte, wanderte ich abseits jeglicher touristischer Route nördlich vom Angkor Wat in Richtung einer im Wald verborgenen Ruine. Der Weg dahin war schon etwas gruselig: Links und rechts standen seltsame Bäume im Morast, vor mir kroch ein 30 Zentimeter langer und 4 Zentimeter dicker roter Tausendfüßler über den Weg, an den Bäumen hingen und auf dem Boden krabbelten große blaue Spinnen, die ich zuvor noch nie gesehen hatte, und ständig verfolgten mich irgendwelche Moskitos. An der Ruine angekommen, fand ich leider nur einen einheimischen Fischer an einem mir unbekannten See vor. Der Weg zurück zur Zivilisation erschien mir ebenso gruselig, aber dennoch schaffte ich es, sodass ich noch zum Phnom Bakheng als letztem Tempel fahren konnte. Dieses Bauwerk kann man erst nach einer anstrengenden Bergbesteigung oder einem teuren Ritt auf einem Elefanten besichtigen, doch dafür hat man vom Gipfel des sich eigentlich in Restauration befindlichen Tempels aus eine wunderbare Aussicht über die Vegetation des Umlandes. Für den Rückweg nahm ich die Elefanten-Route, da ich es hasse, zweimal denselben Weg zu laufen. Dafür musste ich halt des Öfteren entgegenkommenden Elefanten ausweichen, kam aber trotzdem sicher unten an. Da nun auch mein Geld aufgrund von Almosen, Essen und Trinken alle wurde, musste ich zurück in die Stadt, am besten gleich nach Hause, um in den Pool zu springen. Das tat ich dann auch – und da es mittlerweile dunkel wurde und das Becken beleuchtet war, machte es umso mehr Spaß. Im Hotel holte ich mein bestelltes Bootsticket für den nächsten Tag ab und ließ mich von Pealy zu einem Handy-Shop für eine SIM-Karte zum Preis von 6 Dollar und anschließend zu einem sehr tollen Restaurant bringen. An dieser Stelle verriet er mir, dass er einen Kumpel, ebenfalls einen Tuk-Tuk-Fahrer, in Phnom Penh habe. Dieser könnte mich auch von der Bootsanlegestelle abholen und zwei Tage lang als mein persönlicher Fahrer fungieren. Ich ließ mir seine Handynummer geben, wir riefen ihn an und er willigte ein. Dann ging es zurück ins Hotel und ich gab meinem Fahrer wie versprochen 28 US$ für die drei Tage (20 Dollar für die Angkor-Tour und der Rest für alle übrigen Fahrten durch die Stadt).

Am Montagmorgen musste ich schon um sechs Uhr auschecken, da mein Boot um sieben ablegen sollte. Pealy hatte gemeint, er bräuchte etwa 40 Minuten mit dem Tuk-Tuk bis zur Anlegestelle. Hastig packte ich mein gesamtes Zeug in den Rucksack und zog los. Ich musste noch zu einem ATM, brauchte noch etwas zu trinken UND merkte nach fünf Minuten Fahrt, dass ich mein Handy-Ladekabel vergessen hatte! Wir kehrten noch einmal um und nun wurde es höchste Eisenbahn, dass ich zum Pier kam, um mein teures Ticket nicht verfallen zu lassen. Doch dieses Gefühl der Eile verging schnell, als wir durch das wohl ärmste Viertel von Siem Reap fuhren: Die Straßen waren überschwemmte, sandige Huckelpisten, die Kleider der Leute hingen irgendwo auf Zäunen oder einfachsten Leinen zum Trocknen, die Häuser waren aus einfachen Brettern auf Pfählen ins Wasser gebaut und die weiterführende Schule („Secondary School“ genannt) ähnelte eher einem Stall … teilweise mussten die Kleinen schon schwere Kübel schleppen und andere spielten in den Pfützen. Manche Häuser standen so weit im Wasser, dass sie nur per Boot erreichbar waren. Doch Letzteres sollte ich auf meiner Fahrt durch den Tonlé-Sap-See noch zu Genüge sehen. An der Bootsanlegestelle angekommen, drückte ich Pealy noch einen Dollar in die Hand, weil er mich ja noch einmal zurückfahren musste, dann stieg ich ins Boot, welches pünktlich um 7 Uhr ablegte. Übrigens: Alle Angebote VOR dem Boot, die sich auf Essen und Trinken beziehen, kann man getrost ignorieren. Das kann man auch alles an Bord kaufen, und sowieso sollte man sich für solche mehrstündigen Reisen durch Kambodscha immer etwas Proviant einstecken. 😉

Die Bootsfahrt durch den Tonlé Sap war zunächst sehr interessant, da man so einen guten Blick auf das schwimmende Dorf („Floating Village“), deren Bewohner sich während der Regenzeit nur mit Booten fortbewegen können, erhaschen konnte, wurde dann aber zunehmend eintöniger. Da unser Speedboat nur zu etwa einem Viertel besetzt war, konnte ich mich über drei Sitze gut schlafen legen. Im viel billigeren Bus von Siem Reap nach Phnom Penh wäre das natürlich nicht so schön gewesen. Schon bevor der Mekong in den Tonlé Sap mündet, konnte man die ersten kleinen Fischerhütten von Phnom Penh sehen, doch dann dauerte es immer noch eine gute Stunde, bis das Boot anlegte. Insgesamt sind wir etwa fünfeinhalb Stunden gefahren – das war schneller als geplant, weshalb auch mein Tuk-Tuk-Fahrer Sam noch nicht da war. Schon bevor man überhaupt aussteigen konnte, stürmten zahlreiche Tuk-Tuk-Fahrer ins Boot hinein und boten Fahrten zu allen möglichen Guesthouses an. Ich stieg unbeirrt aus, rief Sam an und er brachte mich schnell zu meinem Hotel. Dort fragte er gleich, wann er mich wieder abholen könnte und wohin ich möchte. So schnell war ich doch gar nicht! Ich wollte erst mal im Zimmer ankommen und mich akklimatisieren, bevor ich mir eine Sehenswürdigkeit nach der anderen zu Gemüte führte. Doch Sam wollte eine genaue Zeit und die Dinge, die ich unbedingt sehen möchte, wissen … Schon von außen wirkte das Hotel eher wie ein billiges Hostel; ich war halt noch von Siem Reap verwöhnt. Der Check-In war wieder schwierig und völlig chaotisch, doch schließlich bekam ich mein Zimmer für 15 US$ die Nacht. Nach dem ersten Eindruck von meinem moderaten Raum mit TV, großem Bett, hässlicher Klimaanlage, durchschnittlichem Bad und furchtbarem Blick aus dem Fenster in einen Hinterhof brachte mich Sam zu einem Restaurant. Dort lernte ich ganz unfreiwillig ein paar Bettler, die ich im Laufe meines Aufenthaltes in Phnom Penh noch mehrmals an anderen Stellen wiedertreffen sollte, kennen, aber auch den kanadischen Reiseleiter Johnny, der neben Deutsch und Englisch noch fünf andere Sprachen beherrschte. Für den Nachmittag verabredeten wir uns noch einmal, sodass ich schon wusste, wo ich zu Abend essen würde. Anschließend wollte Sam mich zu den „Killing Fields“, die an die Zeit der Roten Khmer erinnerten, führen, doch es setzte Regen ein, sodass er seinen Plan änderte und mich zum „Royal Palace“ fuhr. Dieses königliche Imperium war wirklich atemberaubend! Wie konnten in einem solch armen Land solch riesige und prunkvolle Prachtbauten stehen?! Anschließend ging es immer noch im Regen zum „National Museum of Cambodia“, in dem man viel über die alte Khmer-Kultur erfahren konnte. Mich interessierten jedoch viel mehr die Inschriften auf Alt-Khmer und Sanskrit in uralten, aber den heutigen sehr ähnlichen Khmer-Schriftzeichen. Danach ließ ich mich wieder ins Restaurant fahren, redete noch ein bisschen mit Johnny über Reisen und Sprachen, danach mit einer Kambodschanerin namens Linda, die erst vor Kurzem einen Deutschen geheiratet hat, aber aufgrund ihrer Herkunft kein Visum für Deutschland bekommt, und kam dann endlich nach Hause.

Für den Dienstag war ausgemacht, dass Sam mich halb 11 morgens vom Hotel abholte. Doch schon um 9 Uhr rief er an, dass ich lieber halb 10 mit ihm kommen sollte, weil wir einen weiten Weg zu den „Killing Fields“ vor uns hätten. Unten in der „Hotel-Lobby“, die eigentlich nur eine Mini-Rezeption und ein kleines Restaurant war, empfing mich mein Fahrer schon, doch ich bestellte ein deftiges Frühstück, sodass wir doch erst 10.30 Uhr losfuhren. Zum Choeung Ek, also den bei Touristen bekannten „Killing Fields“, dauerte es mit dem Tuk-Tuk eine gute halbe Stunde; wir fuhren durch Ghettos, schwierige Straßen und teils verwilderte Prärie. Aber schließlich kamen wir an und ich wusste nicht so recht, was mich erwarten würde. Ich hatte es mir wie ein KZ vorgestellt, aber es ähnelte eher einem Massengrab, auf dem es außer ausgestellten Schädeln, Texten und Bildern kaum noch etwas zu sehen gab, das an die Gräueltaten erinnerte. Ich fand es eher enttäuschend für so eine lange Tour, zwei Dollar Eintritt, die sengende Hitze und wieder zahlreiche bettelnde Kinder vor dem Eingang. Einem Kind habe ich 1000 រៀល (Riel, ca. 20 Cent) in die Hand gedrückt, schon kamen zehn weitere. Noch immer habe ich ihre Stimmen im Kopf: Ständig wiederholten sie „two thousand riel“, aber ich blieb kalt und stieg ins Tuk-Tuk, mit dem es nun zur Post gehen sollte, einem prächtigen Gebäude, das eher einem Rathaus ähnelte. Die Tour dahin führte mich durch wahrlich schöne Ecken von Phnom Penh, die ungelogen mit allen westlichen Parkanlagen mithalten könnten! Ich fuhr anschließend wieder in ein neues Restaurant. Nach einem Nickerchen unterzog ich mich rein aus Interesse einer Khmer-Massage, die ich insgesamt als viel schmerzfreier und gleichzeitig wirkungsvoller als eine Thai-Massage empfand. Nebenan gab es ein Restaurant für mein Abendessen, das sehr lustig ausfiel. Zunächst gab es zahlreiche Kellner, die sich mir alle vorstellten und die mir alle die Hand gaben. Mit dem einen, Laa, stieß ich immer wieder auf ein Bierchen an, man empfahl mir einen Fisch aus dem Mekong und ein kleines Mädchen namens Sobhamai arbeitete dort auch. Ständig wurde von irgendwoher mein Name gerufen, Laa wollte ständig anstoßen und Sobhamai brachte mir irgendwelche Früchte, mit denen sie mich dann fütterte. Das war schon ein seltsamer Laden, aber die Aussicht über die Flusspromenade war grandios. Zum Abschied umarmte mich das kleine Mädchen sogar und – das fand ich schockierend – verlangte noch ein paar Dollar extra von mir. Irgendwie bekam ich es hin, ihr nichts zu geben, aber ich fragte mich ernsthaft, ob sie das bei jedem so machte und ob sie wirklich dort für Geld arbeitete. Es gab im Übrigen noch mehr Kinder, die in dem Restaurant schufteten! Nach Hause konnte dann ich laufen; den Weg zu meinem Hotel kannte ich mittlerweile.

Der Mittwoch war mein Abreisetag aus Phnom Penh. Sam hatte mir bereits ein Busticket nach Sihanoukville für 6 Dollar besorgt, sodass ich ab 9.45 Uhr meinen Bus kriegen sollte. Frühestens um 9 wollte ich vom Hotel losfahren, doch schon um 8 rief Sam wieder an (?!). Beim Frühstück halb 9 stand er schon abfahrbereit vor der Tür. Er wollte halt nie zu spät kommen … Demzufolge waren wir auch überpünktlich an der Bushaltestelle; blieb nur noch eine Sache: Wie viel würde Sam für die drei Tage bekommen? Ich dachte, gebe ich ihm großzügig 30 Dollar, weil er ja alles für mich getan hatte, aber das gefiel ihm nicht. Er meinte, schon für die „Killing Fields“ würden andere 20 Dollar verlangen; er wollte also insgesamt 50 US$ von mir! Ich fand das echt unverschämt, aber dafür habe ich ja alles gesehen, was ich wollte. Man muss halt einsehen, dass Phnom Penh verhältnismäßig teuer ist.

Die Busfahrt nach Sihanoukville, Kâmpóng Saôm in der Landessprache, fand ich sehr angenehm; der Bus war ausreichend klimatisiert, ich saß am Fenster, die Straße war wunderbar ausgebaut und neben mir saß ein recht stiller Kambodschaner. Das Einzige, was mich störte, war der nervige Fernseher, auf dem irgendwelche uralten Schinken mit Superkriegern liefen. Es gab chinesische und englische Untertitel, so verstand ich wenigstens, wann die Kambodschaner im Bus lachten, verstand aber ihren Humor nicht wirklich. Ach ja, auf der Fahrt rief natürlich auch Sam wieder an und fragte, wie es mir ginge … ich glaube, er würde mich immer noch anrufen, wenn ich nicht wieder meine thailändische SIM-Karte nutzen würde!

In Sihanoukville angekommen kaufte ich mir ein Ticket nach Koh Kong, von wo aus ich wieder nach Thailand kommen wollte. Zahlreiche Motorradfahrer boten mir für wenige tausend Riel Fahrten zu besonders günstigen Hotels an, aber ich machte mich lieber selbst auf die Suche nach einem Guesthouse. Das erste, halbwegs gut aussehende nahm ich auch gleich: Für 11 US$ die Nacht bekam ich ein Zimmer im Erdgeschoss mit Klimaanlage, Fernseher, großem Bett und einem Fenster mit Blick in den Durchgang zum Hinterhof. Ich musste feststellen, dass es im Bad kein Licht und kein Klopapier gab, die Dusche mitten im Raum hing, es schon lange nicht mehr sauber gemacht wurde, das Abwasserrohr des Waschbeckens undicht war und dass auf dem „Schrank“, was eher einem Steinregal ähnelte, wohl noch nie geputzt wurde. Nun ja, ich hatte ja das billigste Zimmer bestellt und wollte ohnehin nur für eine Nacht bleiben. Ich packte meine Badesachen ein und begab mich für einen Dollar per Motorrad zum Ochheuteal-Strand. Das Wasser war wirklich sehr sauber, der Sand fein, die Liegen akzeptabel und das Wetter hervorragend! Leider gab es wieder zahlreiche Bettler und Händler, teils ziemlich zähe, aber das musste man verschmerzen.

Ich blieb bis zum Sonnenuntergang, lief dann, soweit ich mich erinnern konnte, den Weg zurück zu meiner Unterkunft und wurde den Rest für umgerechnet 50 Cent mit dem Motorrad gefahren. Ohne Abendessen schlief ich ein … das war also mein letzter Tag in Kambodscha, denn schon am nächsten Morgen sollte es, entsprechend meinem Plan, zurück nach Thailand gehen.

Da ich vergessen hatte, wann mein Bus nach Koh Kong fahren sollte, stand ich viel zu zeitig auf, hatte dafür dann aber genug Zeit, irgendwo zu frühstücken. Beim Auschecken fragte ich nach einem guten Restaurant, doch diese Empfehlung kann ich leider nicht weitergeben. Es gab keine Speisekarte, man verstand kein Englisch, statt „fried rice“ (gebratenem Reis) bekam ich trockenen und an dem Hühnchen war außer Knochen und Haut nichts dran. Schade eigentlich … Bis zum Busbahnhof konnte ich laufen, war danach aber total verschwitzt. Es war nicht sehr eindeutig, welcher Bus der richtige war, aber irgendwie kam ich dann doch hinein. Da mein Reisepass, meine Notfall-Baht und mein Proviant in meinem Riesen-Rucksack waren, nahm ich ihn mit nach oben, anstatt ihn in den Kofferraum zu tun … welch Fehler! Denn schon bald saß ein riesiger in Kambodscha lebender Finne neben mir, die Klimaanlage im Bus funktionierte nicht richtig und die Sitze waren schon ohne Rucksack zu eng, um mehrere Stunden darin auszuhalten. 8.15 Uhr ging es dann los und es wurde zur unbequemsten Busfahrt, die ich je erlebt habe. Ich sehnte mich nach einer Pause, die es nach zwei Stunden endlich gab. Trotz erstaunlich gut ausgebauter Straße waren wir gerade einmal 100 Kilometer gekommen. Rast wurde auf einem Dorf mit kleinem Restaurant gemacht, wo man sich eine kurze Erfrischung und eine Kleinigkeit zum Essen kaufen konnte. Meine Cola-Dose kostete umgerechnet etwa 30 Cent. Auf dem restlichen Weg nach Koh Kong stoppten wir immer mal wieder auf unerklärliche Weise für 10 Sekunden, dann ging es weiter. Die Straße zwang den Bus auch manchmal, Schritttempo zu fahren und nach weiteren zwei Stunden kamen wir in Koh Kong an einem guten Restaurant an. Hier ließ ich meine Fahrkarte für sieben weitere Dollar nach Trat verlängern, wo ich eventuell die Nacht verbringen würde. Ich setzte mich in dem Restaurant zu drei Sachsen, deren Ziel für diese Nacht Pattaya (!) war. Weder mit ihnen, noch mit sonst irgendwelchen Leuten habe ich mich großartig unterhalten. Mit dem Finnen neben mir klärten wir nur kurz, wer wir sind und was wir auf dieser Reise machten, und mit einer Kalifornierin, die in Bangkok Englischlehrerin ist, wechselte ich das eine oder andere Wort.

In der Grenzstadt Had Lek angekommen, wurden wir aus dem Bus geschmissen, unser Gepäck mit einem Wagen herübergefahren und in Richtung Visa-Schalter geschickt. Nach zwei langwierigen und schweißtreibenden Kontrollen waren wir in Thailand … unser Gepäck auch … aber der Bus nicht. Stattdessen standen die Koffer, Rucksäcke und Taschen an irgendeinem Laden, vor dem Minibusse parkten. Ein paar Kambodschaner verlangten Geld dafür, dass sie die Wagen mit den Koffern herübergefahren hatten, also gab ich ihnen 700 Riel (10 Cent), das musste reichen! Dann fragten irgendwelche Leute, wer nach Trat, wer nach Bangkok, wer nach Pattaya und wer nach Ko Samet wollte. Wir wurden entsprechend auf die Shuttle-Busse aufgeteilt, das Gepäck in den Kofferraum und zwischen die Sitze gepfercht und los ging die Fahrt. Nach 10 Minuten wurden wir in einen anderen dieser dubiosen Busse verladen, der nicht einmal vollgetankt war, bis wir schließlich eine recht angenehme Fahrt bis nach Trat hatten. Um 15.15 Uhr dort angekommen, suchte ich nach einem Ticketschalter für einen Bus nach Bangkok und sah, dass gerade um 15.30 Uhr der letzte losfahren würde. Wenn ich jetzt noch ein Ticket hierfür ergattern würde, würde ich ihn nehmen und müsste nicht in Trat oder auf Ko Chang übernachten, dachte ich mir. Gesagt, getan: Das Ticket für umgerechnet 3,50 Euro ins 360 Kilometer entfernte Bangkok war mir sicher, ich saß im Bus und kam kurz nach um neun abends in Bangkok an. Schnell noch ein bisschen Geld an der BTS-Station für die Waschmaschine gewechselt und los ging es nach Hause mit dem Taxi. Endlich wieder da!

Am Freitagmorgen kümmerte ich mich um meine E-Mails, schrieb ein bisschen an diesem Bericht, ging essen und fuhr mit dem Bus zu einer von mir auserkorenen Post, die aber freitags leider nur bis 13.00 Uhr aufhatte. So kaufte ich mir noch ein paar Utensilien in einer Mall und fuhr wieder nach Hause. Am Ende des Tages ging ich mit Liss und Philipp essen; sie hatten ihre Ferien mit ein paar Angestellten der DsSB auf Ko Tao und in Krabi verbracht, sodass wir uns alle viel zu erzählen hatte. Mira steckte immer noch in Kambodscha und will erst morgen, also am Sonntag zurückfliegen. Die Freitagnacht widmete ich dem Scheuern meiner Wohnung, reparierte und säuberte meinen tropfenden Kühlschrank und verstopfte irgendwie mit zu viel Klopapier die Toilette. Oh je …

Den heutigen Tag habe ich bisher ausschließlich zu Hause verbracht: Ich habe meine Präsentation in Deutsch vorbereitet, die Wohnung aufgeräumt, diesen Bericht geschrieben, versucht, meine Toilette zu retten, und ansonsten nichts Produktives getan. Jetzt muss ich den Hausmeister suchen, und danach ein Restaurant …

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Eindrücke, die ich gewonnen habe:

  • Das Erste, was mir als besonders hübsch auffiel, war das grüne Ampelmännchen. Die ganze Zeit über läuft es und je weniger Zeit dem Fußgänger bleibt, um noch bei Grün über die Straße zu gehen, desto schneller läuft das Männchen, bis es zum Schluss rennt. Sehr sinnvoll finde ich auch, wie ebenso in Thailand üblich, aber in keinem europäischen Land, in dem ich bisher war, die Zeitanzeige für Autofahrer und Fußgänger, wie lange noch Rot bzw. Grün ist.
  • Wenn keine Ampeln vorhanden sind, gibt es keine Kreuzungsordnung. Jede Straße ist gleichrangig, auch die, an denen ein STOP-Schild (darauf ist nur ឈប់ [tschup] zu lesen) steht. Selbst wenn es ein STOP-Schild gibt, wird also nicht angehalten, sondern nur flüchtig nach links und rechts geschaut und gegebenenfalls gewartet, wenn ein Stärkeres Auto kommt. Es gilt stets das Recht des Stärkeren.
  • Es herrscht Rechtsverkehr, aber es gibt zahlreiche importierte Autos, die das Lenkrad auf der rechten Seite haben, und es gibt natürlich auch Autos, die ein der Fahrtrichtung entsprechendes Lenkrad haben.
  • Überholt wird wie in Thailand links und rechts. Dabei wird auf Landstraßen immer gehupt; in Städten hupt man eher an Kreuzungen. Auch Fahrräder und fahrende Händler werden durch die Hupe vor einem Überholmanöver gewarnt.
  • Die Straßennamen sind für Ungeübte schwer zu finden. Auf Stadtplänen sind viele Straßen gar nicht benannt. Trotz allem sind sie aber nach einem gewissen Schema nummeriert, sodass man schon sagen kann, dass es eine recht gute Infrastruktur gibt.
  • Die Touristenstraßen haben teilweise europäischen Charakter, die Nebenstraßen sind größtenteils holprige Sandwege, die in der Regenzeit häufig überschwemmt sind. Es gibt Wege, die nur mit Motorrädern passierbar sind, und es gibt Straßen, die besser als viele westliche Autobahnen sind.
  • In den großen Städten gibt es mehr Motorräder als jegliche andere Fortbewegungsmittel. Viele Privatleute bieten sich mit ihren Krafträdern als Taxifahrer an und nehmen dafür ein paar Dollar. Überhaupt habe ich noch nie in meinem Leben so viele Motorräder auf einem Haufen gesehen!
  • Und wo keine Motorräder fuhren, da gab es Tuk-Tuks. Aber eine Fahrt im Tuk-Tuk ist auch nicht gerade gesund, vor allem, weil man direkt hinter dem Auspuff des Mopeds sitzt.
  • Das Reisen durch das Land und in die Nachbarländer wird einem auch sonst sehr leicht gemacht: Überall werden Bus- und Bootstouren sowie Flüge zu den nächstgrößeren Städten im In- und Ausland angeboten.
  • Das gesamte Land ist leider sehr dreckig und vermüllt. Es gibt wunderschöne Ecken in Phnom Penh, Sihanoukville und Siem Reap, aber die Müllberge, in denen nackte Menschen sitzen, überwiegen und bleiben im Gedächtnis. Der Strand von Sihanoukville ist absolut sauber, aber schon zehn Meter dahinter stapelt sich der Müll. Auch in den Dörfern auf dem Land, durch die ich gekommen bin, ist der Boden extrem staubig und vermüllt.
  • Trotzdem ist die Vegetation in ganz Kambodscha unglaublich schön! Man hat an vielen Stellen wunderbare Aussichten über die Wälder, den Dschungel und weite Grünflächen mit Kokospalmen.
  • Alle Läden und Händler akzeptieren und bevorzugen US-Dollar. Wechselgeld gibt es meist nur in Kambodschanischen Riel (1 រៀល entspricht etwa 4200 US$, man rechnet beim Bezahlen der Einfachheit halber aber immer einfach mal 4000). Es gibt im ganzen Land keine Cent-Münzen. Alles, was kleiner als ein Dollar ist, muss in Riel bezahlt werden. Oft werden sogar Thai-Baht und im Notfall auch Euro akzeptiert. Den Wechselkurs vom Euro kennen die Händler aber nicht.
  • Die Bankautomaten, also ATMs, geben nur in Dollar heraus – in 20ern und 50ern. Das ist zum Bezahlen besonders unpraktisch, da die meisten Händler, Restaurants und Fahrer so viel Geld auf einmal nicht wechseln können. Besser wäre, wenn die Automaten 10-Dollar-Scheine und hohe Riel-Scheine ausgäben.
  • Es gibt in allen Großstädten erstaunlich wenig Shops. Ich war es von Bangkok gewohnt, sich nur umdrehen zu müssen, um einen 7 Eleven, Tesco Lotus oder Family Mart zu sehen. Dafür überwiegen kleine Händler und Restaurants an den Straßenrändern. Wer Wasser oder Cola will, kann auch zu einem T-Shirt-Verkäufer gehen; überall stehen diese Getränkekühler herum, an denen man sich für 2000 bis 4000 Riel (30 bis 60 Eurocent) etwas kaufen kann.
  • Die Luft ist total staubig, dreckig, stickig und gesundheitsgefährdend. Das geht extrem auf die Schleimhaut. Ständig husten die Leute. Viele Kambodschaner ziehen den Schleim aus dem Hals hoch und spucken richtig auffällig auf die Straße, an den Strand, anderen vor die Füße etc. Wo es ausdrücklich verboten ist zu spucken, wird in eine Tüte gerotzt.
  • Die Sätze, die ich am häufigsten hören musste, waren „Where are you from?“ (Woher kommen Sie?), „Where’re you going?“ (Wohin gehen Sie?) und dann natürlich, wenn ich ihnen verraten habe, dass ich aus Deutschland komme „Wie heißen Sie?“ und „Wie alt sind Sie?“
  • Die Sprachkenntnisse aller Menschen in Kambodscha sind verhältnismäßig gut ausgeprägt. Ich war überrascht! Man kommt problemlos mit Englisch weiter, viele können wahrscheinlich noch Französisch, manche Straßen werden auch als „Rue“ bezeichnet. Die Händler können die wichtigsten Sätze zum Überleben in vielen Sprachen der Touristen, teils sogar besser als Schüler, die eine Sprache schon fünf Jahre lernen! Ein handelndes Mädchen erklärte mir, dass sie ihr Deutsch „hier“, also zwischen den Tempeln, Touristen und Marktständen, gelernt habe – und sie konnte sogar „Wollen Sie dieses T-Shirt kaufen? Eins für drei, zwei für fünf Dollar“ in fast akzentfreiem Deutsch sagen!
  • Die Bettler und Händler sind auf die Dauer aber wirklich sehr nervig. Sogar in Restaurants, Hoteleingängen, Bussen, Booten und Sehenswürdigkeiten wird gebettelt, was das Zeug hält. Viel schlimmer ist aber, dass es meist kleine Kinder oder verstümmelte Menschen ohne Arme, Beine, Augen, Zähne etc. sind, die betteln gehen müssen.
  • Insgesamt habe ich gemerkt, dass die Menschen in Kambodscha unglaublich nett und hilfsbereit sind, auch wenn sie meist bitterarm und noch immer traumatisiert sind

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Tipps für Reisende:

Wer auch in einer Woche von Bangkok aus durch Kambodscha reisen will, dem gebe ich hier ein paar Tipps, Daten und Fakten, die zu beachten sind. Dann dürfte alles ohne Probleme ablaufen. 🙂

Vor dem Ausflug sollten folgende Dinge vorhanden sein:

  • Ein e-Visum für 25 US$ (rund 17 Euro). Das geht ganz leicht online, erspart viel Ärger an der Grenze und ist günstiger als die meisten Anbieter in den Grenzstädten. Man kann es ausdrucken und mit Büroklammern im Reisepass befestigen.
  • Selbstverständlich auch ein gültiger Reisepass, zur Sicherheit auch Passbilder, werden aber weder bei einer Einreise nach Kambodscha, noch bei der Rückreise in ein Land, für welches man ein Visum hat, verlangt.
  • Genug Proviant für lange Fahrten zwischen den Städten.
  • Ein bisschen Geld, bestenfalls in Baht oder Dollar. Man kommt aber notfalls auch ohne aus und kann nach der Grenze abheben.
  • Eine SIM-Karte, die auch im Ausland funktioniert. Man kann sich für 6 US$ auch eine vom kambodschanischen Anbieter „metfone“ kaufen, um recht günstig innerhalb Kambodschas, aber auch nach Übersee telefonieren zu können.
  • Ein paar Englisch-, Französisch oder bestenfalls Khmerkenntnisse, denn mit Deutsch allein kommt man in Kambodscha nicht sehr weit.
  • Einen Plan, was machen und sehen will.

Die Fahrt kann jeden Tag um 5.55 Uhr im Hua Lamphong in Bangkok beginnen. Es fährt auch später noch ein Zug, aber dann kommt man nicht mehr am selben Tag über die Grenze. Das Ticket für den Zug kostet 58 Baht (ca. 1,10 Euro) und kann jederzeit kurz vor Abfahrt im Bahnhof geholt werden. Der Zug ist 3. Klasse, d.h. Holzbänke, die eventuell auch zusammenbrechen können, offene Fenster und natürlich keine Klimaanlage. Trotzdem ist die Fahrt recht angenehm, es gibt ständig kostenpflichtige Verpflegung und man sieht viel thailändische Landschaft. Ankunft in Aranyaprathet ist etwa halb 12 mittags.

Von Aranyaprathet nach Poipet, der Grenzstadt, ist ein Tuk-Tuk ganz praktisch. 50 Baht pro Gefährt sind ein fairer Preis; es passen bis zu drei Leute mit Gepäck in ein Tuk-Tuk. Man wird unter Garantie zu einer Visa-Stelle gebracht, die völlig überteuert ist. Einfach sagen, dass man weiterfahren will und schon ein Visum hat.

Am Grenzübergang in Poipet sollte man darauf achten, dass die bettelnden Kinder, die neben den Touristen herlaufen, einem nicht in die Tasche greifen, um zu klauen. Wichtig ist auch, dass man alle Dokumente bekommt und sorgfältig im Reisepass aufbewahrt, zumindest bis sie von irgendwelchen Behörden wieder herausgenommen werden; dazu gehören Visum, Stempel mit richtigem Datum, Ein- und Ausreisezettel für Kambodscha vollständig ausgefüllt und unterschrieben und ein gelbes Gesundheitszertifikat, das man am zweiten Grenzposten bekommt. Letzteres wird bis zur Ausreise aufbewahrt.

Von Poipet nach Siem Reap fahren „share taxis“, das man sich zu viert teilt, für 12 US$ pro Person. Als Alleinreisender sucht man sich besser drei Mitfahrer, sonst ist es zu teuer. Zu diesen Taxiständen fahren kostenlose Shuttle-Busse, man kann aber auch laufen. Es gibt alternativ auch Busse nach Siem Reap oder Sisophon, dem nächsten Ort, von wo aus die Taxis billiger sind.

In Siem Reap angekommen, sofort aus dem Taxi steigen – bezahlt hat man ja schon im Voraus – und entweder zum gebuchten Hotel laufen oder sich ein Guesthouse suchen. Ohne Klimaanlage kosten die meisten unter 10 Dollar, für eine AirCon zahlt man schon mal bis zu 5 Dollar mehr. Bloß nicht in Tuk-Tuks steigen, die einem Schwindelangebote mit billigsten Unterkünften machen wollen, das kostet am Ende nur extra. Hat man aber den Namen oder die Adresse eines gebuchten Hotels, so kann man sich getrost auf die meisten Fahrer verlassen, die einen für ein, zwei Dollar dorthin fahren.

Für die Zeit in Siem Reap kann man sich einen dauerhaften Fahrer oder jeden Tag einen neuen suchen, aber immer vorher den Preis ausmachen! 20 US$ zum Angkor Wat inklusive kleiner Rundreise durch die Tempel für einen Tag sind in Ordnung. Der Eintritt kostet noch einmal 20 Dollar. Man sollte sich aber immer ausmachen, wo der Fahrer wieder wartet, bevor es zum nächsten Tempel geht, oder sich die Handynummer geben lassen.

Die Angkor-Stätte lässt sich am besten entweder mit einem persönlichen Fahrer oder per Fahrrad erkunden. Man kann auch immer einen anderen Fahrer von Tempel zu Tempel nehmen, Angebote gibt es genug, empfiehlt sich aber nicht. Einen Plan für das Gebiet gibt es am Anfang für horrende Preise von bis zu 8 US$, bis zum Ende der Reise hin wird er immer billiger, teilweise kostet das Buch „Ancient Angkor“ dann nur noch einen Dollar.

Was man unbedingt sehen muss: Angkor Wat (das Nationalsymbol), Ta Prohm (Drehort für Tomb Raider), Bakheng (wunderbare Aussicht vom Berg aus) und Bayon (beeindruckende Gänge und pompöses Erscheinen). Wer bettelnde und handelnde Kinder meiden will, geht wochentags am Vormittag; da sind diejenigen, die es sich leisten können, in der Schule. Überhaupt sollte man wenig kaufen, sonst ist das Geld schnell alle und es kommen immer mehr Händler auf einen zu, wenn sie sehen, dass man kauft.

Vor allem im Angkor Wat bzw. davor sollte man scheinbar kostenlose Führer, die einem dieses und jenes anfangen zu erklären, ablehnen, denn am Ende verlangen sie für wenig Gezeigtes viel Geld. Natürlich kann man auch nichts geben, aber das ist unhöflicher, als sie gleich von Anfang an zu meiden.

Von Siem Reap nach Phnom Penh gibt es zwei Möglichkeiten: Per Speedboat oder Bus. Das Boot fährt ab 7 Uhr morgens bis ca. halb eins mittags durch den Tonlé Sap bis in den Mekong, vorbei am „Floating Village“ (Schwimmenden Dorf). Der Bus braucht ähnlich lange und die Straße ist gut ausgebaut. Wer schlafen will, nimmt das Boot für 36 US$, denn hier kann man sich über drei Sitze hinlegen, wenn es nicht zu voll ist, und auch an Deck laufen. Der Bus kostet nur etwa 10 Dollar, kann auf die Dauer aber sehr unbequem werden, da man nicht aufstehen kann.

Wer ein Hotel in Phnom Penh gebucht hat, kann den Pick-up-Service von der Bootsanlegestelle aus nutzen, muss aber im Voraus beantragt werden. Dann wartet jemand mit einem Namensschild am Ankunftsort. Hat man keine Unterkunft, so sucht man sie sich lieber zu Fuß; man kommt direkt an der Flusspromenade an, wo schon zahlreiche Gästehäuser stehen.

Auch in Phnom Penh kann man sich wieder für einen vorher festgelegten Preis einen Tuk-Tuk-Fahrer „mieten“. Ich musste für drei Tage 50 Dollar bezahlen, hätte es aber sicher billiger haben können, hätte ich vorher gefragt. Die Fahrer sind alle sehr nett und erklären bei Bedarf auch gewisse Stätten. Für Alleinreisende ohne Fahrer bieten sich Motorräder an, die einen günstig von A nach B bringen.

Interessante Orte in Phnom Penh sind der „Royal Palace“ (1-2 Stunden Aufenthalt), das „National Museum of Cambodia“ (60-90 Minuten Aufenthalt, je nach Interesse) und Toul Sleng (2-4 Stunden Aufenthalt, täglich um 15 Uhr Video). Was man sich eindeutig sparen kann, ist „Choeung Ek“ (Killing Fields), denn erstens ist die Anreise furchtbar weit und teuer (17 km südlich von Phnom Penh) und zweitens sieht man nichts Besonderes außer Infotafeln, verwachsene Massengräber und ein Video (um die Mittagszeit kein Film). Der Eintritt kostet auch noch zwei Dollar. Je nach Interesse können die Märkte (vor allem Psah Thmei und …) eine Attraktion oder langweilig sein. Man kann halt billig kaufen, aber sie ähneln den Märkten in Bangkok.

Worauf man sich in Phnom Penh einstellen muss, ist, dass die westlich geprägten Restaurants, Tuk-Tuk-Fahrer und Sehenswürdigkeiten extrem viel Geld für so ein armes Land verlangen! Kleine traditionelle Khmer-Restaurants und Motorradfahrer spart Geld.

Meine Empfehlung: Sich unbedingt mal einer Khmer-Massage unterziehen und die Restaurants am Mekong besuchen, deren Essen wirklich erste Sahne war. Es ist auch immer interessant, den Kontakt zu Kambodschanern, die nicht betteln, zu suchen; dadurch erfährt man viel Neues über das Land.

Von Phnom Penh nach Sihanoukville fahren zahlreiche Busse, für die man an vielen Orten in Phnom Penh Tickets kaufen kann. Meiner hat 6 US$ gekostet und fuhr 9.45 Uhr nahe der Post los. Der Bus entsprach westlichem Niveau und nach 5,5 Stunden kamen wir an.

In Sihanoukville kann man sich wieder ohne Probleme ein Guesthouse suchen; am Busbahnhof angekommen, kann man den Berg, über den man mit dem Bus gekommen ist, wieder hochlaufen, wo es zahlreiche Unterkünfte gibt. Ich habe ein unterdurchschnittliches Zimmer mit Klimaanlage für 11 Dollar bekommen.

Man empfahl mir, der Ochheuteal-Strand sei für Ausländer der Beste. Auch wenn ich an den anderen Stränden nicht war, kann ich insofern die Empfehlung weitergeben, als dass das Meer und der Sand sehr sauber waren. Eine Liege aus Holz kostete einen Dollar, es gab viele günstige Restaurants in Wassernähe, aber dahinter – also etwa 50 Meter vom Strand entfernt – liegen Müllberge, die auch so riechen. Am Strand selbst muss man sich wieder auf tausende Essens-, Armreif-, Halsketten-, Massage- und Pediküre-Angebote einstellen; meist reicht kein einfaches „no“, sondern erst muss man versprochen, dass man es vielleicht später will. Auch hier ist die Angabe von Herkunft, Name und Alter fast ein Muss!

Von Sihanoukville gibt es ab 8.15 Uhr einen Bus, wenn man noch am selben Tag Bangkok erreichen will. Von hier aus gibt es auch noch spätere Busse nach Koh Kong (alle 10 US$). Die Fahrt nach Koh Kong war unglaublich anstrengend: enge Sitze, kaputte Klimaanlage und eine Pause nach zwei Stunden auf einem Dorf. In Koh Kong angekommen, kann man entweder aussteigen, weiterfahren (wenn man ein Ticket für „Thai border“ hat) oder sein Ticket für 7 Dollar umschreiben lassen, sodass man bis zur thailändischen Grenze kommt.

Die Grenze erreicht man gegen um eins, muss aussteigen und sollte darauf achten, alle Sachen aus dem Bus mitzunehmen, denn nach der Grenze wird man in Minibusse verladen. Je nachdem, welches Ticket man gekauft hatte, kann man nach Trat, Ko Samet, Pattaya oder Bangkok weiterfahren. Das Gepäck wird mit einem Wagen über die Grenze, wofür die Leute noch Geld verlangen (freiwillig).

Ich nahm den Bus nach Trat, kam dort um 15.15 Uhr an und bekam für 188 Baht (ca. 3,50 Euro) ein Ticket nach Bangkok für einen sehr guten Reisebus ab 15.30 Uhr, den letzten von Trat nach Bangkok an diesem Tag. Wir kamen über Chantaburi (16.45 Uhr) und Rayong (17.45 Uhr) schließlich entlang der Bangna Trad Road und der Sukhumvit an der BTS-Station Ekkamai in Bangkok um 21.15 Uhr an. Von hier aus kann man natürlich mit dem Taxi oder der BTS zurück zur Unterkunft in Bangkok.





Einen Monat in Thailand und ein Wochenende im Dschungel

14 10 2009

Meine treuen Leser wissen ja, dass ich eigentlich immer am Sonntag schreiben wollte, aber dieses Mal ging es wirklich nicht. Auch in der nächsten Woche kann ich dieses Datum nicht einhalten. Der nächste Artikel erscheint also erst wieder am 25. Oktober.

Da der Artikel, den ich für die vergangene Woche schreiben möchte, sehr lange dauert, mache ich das lieber zu Hause. Jetzt sitze ich in der Schule und lade nur erst einmal die Fotos hoch. Ein bisschen Geduld bitte! 🙂

Der Mittwoch voriger Woche begann mit Schulschwänzen. 🙂 Na ja, nicht ganz … Philipp, Liss und ich sind zum Immigration Office gefahren, um endlich einmal Klarheit bezüglich unserer Visa zu schaffen. Dafür nahmen wir uns ein Taxi und fuhren zur neuen Adresse der Einwanderungsbehörde. Als wir viel zu früh ankamen, wurden wir schon von einer Menschenschlange begrüßt und bald danach auch von einer Dame, die uns ein Bogen zur Verlängerung unserer Visa in die Hand drückte, obwohl wir ausdrücklich nur nach Informationen verlangten. Wir bekamen eine Nummer für einen Schalter und kamen auch sehr bald dran. Doch auch diese Dame nahm an, dass wir unser Visum verlängern, statt Infos darüber kriegen wollten. Während wir alles aufklärten, kam eine weitere Frau mit besserem Englisch an den Schalter und gab uns die benötigten Infos. Demnach stünde meiner Reise nach Kambodscha nichts mehr im Wege. Dann fuhren wir wieder zurück zur Schule und waren viel früher als geplant da. So konnten wir auch bald zur Mittagsbetreuung, die Mira sonst hätte allein übernehmen müssen, und anschließend durfte ich ein paar Spiele mit den Kindern machen.

Da am Nachmittag eine Konferenz für die Lehrer stattfand, mussten wir vier Freiwilligen die Kinder von der Basisstufe bis zur 7. Klasse betreuen. Ein Mädchen stand nicht auf der Anwesenheitsliste – und so wurde ihr besondere Aufmerksamkeit geschenkt, was sich bald als äußerst nützlich für mich herausstellen sollte. Da ich beim Heimweg ohne Fahrrad immer noch auf andere Verkehrsmittel angewiesen bin, hoffe ich stets auf ein Taxi, ein Songthaew (offener Bus mit zwei Sitzreihen), ein Shuttle-Bus, einen Lehrer oder eine Privatperson, um mich wenigstens bis zur Hauptstraße vorzubringen. Man kann diese Strecke kaum zu Fuß laufen, schon gar nicht mit meiner Tasche! Nach ewigem Warten erschien plötzlich das Mädchen, dessen Name nicht auf der Anwesenheitsliste gestanden hatte, und meinte „Sie können gerne bei uns mitfahren“. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen, und prompt fuhr mich ihre Mutter bis zu meiner Straße.

Am späten Nachmittag besuchte ich nach langer Anreise eine Frau in einem Hochhaus in Bangna, deren Kindern ich eigentlich Nachhilfe in Deutsch geben sollte. Wie ich damit weiter verfahre, weiß ich noch nicht genau; heute war ich aufgrund von Überschwemmungen auch nicht da. Jedenfalls ist die Gegend super schön und echt nobel. Weitere Details gebe ich auf Anfrage heraus. Am Abend ging es mal wieder in den Carrefour, wo ich langsam durch alle Reihen schlenderte und mitnahm, was ich je irgendwann mal gebrauchen könnte. Am Ende waren es gut 60 Euro, die ich ausgegeben hatte, aber ich denke, es war eine Investition in die Zukunft. Mit dem Taxi ging es dann zurück und ich musste Liss bitten, auf meine ganzen Einkaufstüten aufzupassen, während ich alle nacheinander hoch in mein Zimmer schaffte.

Der Donnerstag begann ohne große Anstrengungen. Ich beendete meine Übersetzung, lud Office XP herunter, weil mein Computer die geplante Präsentation für Deutsch mit Office 2007 nicht anspielen konnte, und korrigierte die fehlerhaften PowerPoint-Folien. Da ich zusammen mit Mira mit einem Goethe-Bus zum Goethe-Institut gefahren werden sollte, um noch einmal kurz alles mit Timo, dem Koordinator des Deutschcamps, absprechen zu können, konnte ich schon eher gehen. Wir trafen Micha, einen anderen „kulturweit“-Freiwilligen, checkten dann im Ibis-Hotel ein und liefen zum Suan Lum Night Bazaar. Ich als Shopping-Muffel und als eher hungriger denn als interessierter Käufer wollte lieber durch den Markt rennen und nur schnell ein paar Flip-Flops, die ich zu Hause vergessen hatte, für das Deutschcamp erstehen, doch Mira blieb an jeder Ecke stehen und auch Micha schien an vielen Sachen sehr interessiert. Sie kaufte sich sechs gebrannte Filme an einem Stand, den sie eine gute halbe Stunde lang durchsuchte, und er beriet, welche Filme gut seien, bevor wir endlich zum Food Court, einem so genannte Coupon-Restaurant, stolzieren konnten. Anschließend drehten wir noch eine Runde im Lumpini-Park und fuhren dann mit dem Motorrad-Taxi zum Ibis zurück. Das war meine erste Fahrt mit so einem Ding – und dann saß auch noch Micha mit auf meinem Motorrad … das Gerät hatte es sichtlich schwer mit uns beiden, aber wir kamen sicher an und zahlten einen völlig überteuerten Preis dafür!

Im Hotel aßen wir Michas Kuchen, den er von uns zu seinem Geburtstag bekommen hatte, und sahen uns „My Sister’s Keeper“ an, einen recht traurigen Film, den Mira natürlich auf dem Basar geholt hatte. Das Hotelzimmer musste ich mir mit Mira teilen – und ich glaube, wir sind ganz gut miteinander ausgekommen, auch wenn wir das vorher nicht gedacht hätten!

Der nächste Morgen begann mit einem leckeren Frühstück in der Hotel-Lobby, wo wir schon einige Indonesier und Japaner erspähen konnten. Dann kam auch Timo und holte uns sowie auch alle anderen Nationalitäten ab, um sie zum Bus nach Khao Yai zu führen. Während die Teilnehmer einen bequemen Reisebus bekamen, mussten die Betreuer mit einem Minibus vom Goethe-Institut Vorlieb nehmen. Die Fahrt war aufgrund der Straßen teils recht unbequem, aber es war auszuhalten. Während des Trips erfuhr ich, dass wir 4 Tage im Camp bleiben würden … oh nein! Ich hatte doch nur Sachen für drei Tage mit. Und das Ladegerät für mein Handy hatte ich auch vergessen! Na ja, wird schon gehen, dachte ich mir. Mein Netzanbieter hatte dort schließlich sowieso keinen Empfang. Den Laptop hatte ich auch nicht mit, da es im Khao Yai ohnehin kein Internet geben würde. So musste der Blogartikel auch warten.

Da ich eigentlich als Mittler zwischen Betreuer und Teilnehmer mitgereist war, versuchte ich von Anfang an, mich den Schülern anzuschließen und am Abend etwas mit den Betreuern zu machen. So ging ich mit den DsSB-Jungen zu einer Hängebrücke über einen Sumpf, in den sie natürlich alle hineinfielen. Ich machte nicht mit, da ich ja ohnehin viel zu wenig Sachen und schon gar keine Badehose eingepackt hatte! Dann gingen die Jungen zum Pool, wo auch schon ein paar DsSB-Mädchen saßen, bis ein typischer Khao-Yai-Monsunregen einsetzte.

Anschließend trafen sich alle Betreuer in der so genannten Saalaa (Thai für „Pavillon“), um die Programmpunkte für den laufenden Tag zu besprechen. Als dann die Teilnehmer langsam eintrudelten, gab es verschiedene Spiele: Begrüßung mit Musik in allen fünf Sprachen (Deutsch, Japanisch, Thai, Hindi und Indonesisch), ein 6-Ecken-Spiel, bei dem man sich stets für eine von sechs Antworten entscheiden musste, und das Spiel „Alle Tiere sind frei“, ähnlich dem bekannten „Obstsalat“. Danach wurden das Reglement festgelegt und die Workshops vorgestellt, bei dem ich den Hindernislauf erklären musste. Das Ganze geschah natürlich in einfachem Deutsch und machte viel Spaß! Danach ging es zum Einschreiben für die Workshops am kommenden Tag: Sport war sowohl für den Vormittag als auch für den Nachmittag bis zum letzten Platz gefüllt. Dann ging es ans Teigkneten für die Stockbrote. Die Anleitung war auf Deutsch geschrieben – und obwohl in jeder Gruppe mindestens ein Schüler der Schweizer Schule war, gingen einige Teige wirklich in die Hose; mal zu flüssig, mal zu versalzen, mal zu klebrig. Aber am Ende konnten genug gerettet werden, um die Stockbrote über dem Lagerfeuer genießen zu können. Nachdem alle Teilnehmer pünktlich um 22 Uhr auf ihren Zimmern waren, konnten wir Betreuer den Abend bei ein paar Bier gelassen ausklingen lassen … bis auf Dieter und mich, die den Sport-Workshop am nächsten Tag leiten sollten. Wir bauten bis Mitternacht noch das Gestell für die Torwand auf, zogen alle Schrauben fest und konnten schließlich auch ins Bett gehen. Mein Zimmer teilte ich mir mit Pascal und Till aus der DsSB, doch die schliefen schon.

Der Samstag begann mit den Workshops. Als Sportler boten wir Hindernislauf mit Hürden, Ballzielwurf, Slalom und Frisbee-Zielwurf, Zweifelderball, Brennball und Torwandschießen an. In der Schweiz sagt man übrigens immer noch Völkerball. 😉 Der Workshop verlief sogar richtig gut und die Teilnehmer schienen echt begeistert. In der Mittagspause ging ich mit Micha auf den Berg, um den Schatz für den Schatzsuche-Workshop zu verstecken. Von da aus hatte man schon einen guten Überblick über das Sap-Tai-Resort, in dem wir residierten. Auch der nachmittägliche Workshop war sehr schön und wir ließen uns trotz des einsetzenden Regens nicht beirren. Als dann ein Fußball in den dreckigen Tümpel flog, musste Dieter über die Hängebrücke und fiel hinein. Auch Mira versuchte es noch, darüber zu gelangen, und schaffte es. Sie wollte unbedingt, dass ich das auch mache, aber da ich ja wusste, wie wenig Sachen ich mithatte, konnte ich mir das nicht erlauben.

Der Abend war mit Diskomusik aus allen vertretenen Nationen geschmückt und wer hätte gedacht, dass die Japaner so gut tanzen könnten? Auf jeden Fall hatten alle Teilnehmer, ob Inder oder Indonesier, Japaner oder Schweizer, Deutsche oder Thais, Rhythmus im Blut und waren schon sehr enttäuscht, aber auch geschafft, als die Musik am späten Abend ausging. Danach trafen wir uns noch als Betreuer im Restaurant zu unserer allabendlichen Runde.

Am Sonntag ging es dann endlich in den Dschungel, und zwar in den Khao-Yai-Nationalpark. Die Fahrt mit den Songthaews war schon sehr anstrengend, aber nicht so sehr, wie das ewige Warten am Einlass, denn wir waren in unserem Bus sehr viele „farangs“ (europäische Ausländer), die gewöhnlich den zehnfachen Eintritt zahlen müssen. Da ich aber meine ID-Karte von der Schule und andere Betreuer ihren thailändischen Führerschein mithatten, mussten sie schon nachgeben, denn welcher Tourist hat thailändische Dokumente?

Nach einer weiteren anstrengenden Fahrt kamen wir schließlich an einem Parkplatz an, wo wir aus den Bussen steigen, uns etwas zu trinken kaufen und schöne Egelsocken anziehen konnten. Die Wanderung verlief nach Nationen getrennt: Erst gingen die DsSBler, dann die Thais, danach die Japaner, schließlich die Indonesier und als letztes die Inder, welche am Ende über die meisten Blutegel klagten. Ansonsten sah man kaum seltene Tiere, hin und wieder ein paar riesige Schmetterlinge und Hinweisschilder auf Krokodile. Der Weg war schweißtreibend, teils sehr schwierig und auch gefährlich, führte über Baumstämme, Steine und Gewässer. Zunächst machten wir kurz Rast an einem kleinen Wasserfall, dann ging es weiter bis zum Parkplatz, wo wir, während einige noch immer im Dschungel steckten, als erste Gruppe erst einmal unser Proviant (Reis, was sonst!) essen und dann zum großen Haew-Suwat-Wasserfall laufen durften. Die meisten Schüler sprangen gleich in das Wasser, vor dem mit „no swimming“ gewarnt wurde, Mira auch, aber ich hielt mich mit den anderen Betreuern zurück, da ich ja keine Wechselsachen mithatte. Plötzlich setzte ein Monsunregen ein und in Sekundenschnelle waren alle Wege und die Treppe vom Parkplatz zum Wasserfall überschwemmt, sodass man fast schon durch die Rinnsale hätte schwimmen können. Na toll, jetzt war ich so nass, als wäre ich mit meinen Sachen in den Fluss unter dem Wasserfall gesprungen! Übrigens: Die Inder waren immer noch im Dschungel … und wir schon wieder abfahrbereit.

Die Rückfahrt verlief sehr müde, jeder nickte mal ein, manche schliefen sogar auf dem dreckigen und nassen Holzboden des Songthaew ein – und in einer Kurve krachte Pascal schlafend von der Sitzbank auf die ebenso schlafende Mira auf den Boden. Das sorgte für einige Minuten für ordentliches Gelächter, bis wieder ein paar einschliefen. Im Resort angekommen bereiteten sich alle Nationen auf den Kulturabend vor. Wir von der DsSB unterteilten noch einmal in die deutsche und die Schweizer Kultur und erstellten zwei Präsentationen. Dann startete der Kulturabend, doch vor den eigentlichen Präsentationen wurden noch richtig viele Fotos mit den anderen Nationen gemacht, in verschiedensten Positionen und mit den tollsten Grimassen, und es wurde Till und Paeng, den beiden Geburtstagskindern vom Sonntag, mit einer Unterschriftenaktion, kleinen Süßigkeiten und einem deutschen Ständchen gratuliert.

Endlich war es so weit: Der langersehnte Kulturabend begann mit den fünf Thai-Schulen, die jeweils ein anderes Programm vorbereitet hatten, mal mehr, mal weniger auf Deutsch. Dann stellten sich Japan mit Origami, Indonesien mit Tänzen, die Schweiz mit vielen Bildern und Plakaten, Deutschland mit der Nationalhymne und einem Walzer, sowie schließlich Indien mit Tanz und Gesang vor. Diesen schönen und sicher unvergesslichen Abend beendeten wir mit hauptsächlich indischer Musik, zu der noch einmal alle Nationen frei heraus tanzten. Wir versuchten, ein paar indische Bewegungen zu lernen, und bekamen des Öfteren auch Geschenke und Kostproben aus anderen Kulturen. Als eigentlich alle Teilnehmer schlafen sollte, was sie natürlich nicht taten, trafen wir uns als Betreuer wieder in einem Raum, um die letzten Tage zu besprechen, für ein nächstes mögliches Deutschcamp in einem anderen Land zu planen, und um noch einmal den letzten gemeinsamen Abend zu feiern. Paeng, das Geburtstagskind und eine Betreuerin, bereitete die Bildergalerie für den nächsten Morgen bis spät in die Nacht vor.

Am nächsten Morgen veranstalteten wir in der Saalaa einen tollen Kennlerntanz, bei dem „Mann“ immer um eine Partnerin nach vorn rückt. Danach wurde gewichtelt; wir Betreuer durften aber leider nicht mitmachen. Die meisten freuten sich riesig über ihren Wichtel, andere waren sehr enttäuscht. Es hatte am Samstag auch einen Workshop namens „Camplied“, welches nun endlich vorgetragen werden konnte:

Deutschcamp macht Spaß,
sehr schön, voll krass!
Deutschcamp im Park,
ist toll, echt stark!
Deutschcamp macht Spaß,
sehr schön, voll krass!
Zusammen sind wir hier!

Das war der Refrain, aber es gab noch fünf weitere Strophen, die kann ich aber leider nicht mehr. Auf jeden Fall hat es wirklich Spaß gemacht, das zu singen. Und ein Betreuer hat es mit seiner Gitarre begleitet. Dann folgte die von Paeng angefertigte Galerie der Fotos der letzten Tage, leider waren die Bilder aber recht klein eingefügt, sodass man nicht immer alles erkennen konnte. Anschließend wurde allen Nationen und allen Teilnehmern eine Urkunde ausgestellt, bevor wir unsere Sachen packen mussten. Nach dem Mittagessen setzte dann allgemeine Aufbruchstimmung ein, die letzten Adressen wurden ausgetauscht und nach ein paar Umarmungen wurden die DsSBler, die Japaner und die Inder in Minibusse gepfercht. Eine gute halbe Stunde später kamen dann auch zwei große Reisebusse, die die Inder, Indonesier und übrigen Betreuer mitnahmen. Im Bus unterhielt ich mich noch ausgiebig mit Timo, der bereits sieben Jahre in Thailand lebt und auch recht gut Thai spricht, zwei andere Betreuer lernten mit den Indonesiern ein paar hilfreiche Sätze auf Indonesisch und der Rest schlief.

Irgendwo in Bangkok kamen wir dann an – und von da aus nahmen Mira und ich dann ein Taxi nach Hause, wo ich endlich meine Sachen waschen konnte. Die gesamte Bus- und Taxifahrt über konnte ich meine Schuhe nicht mehr anziehen, weil ich sie nach dem Dschungelausflug mit in die Dusche zum Reinigen genommen hatte. Dank des vielen Regens in der Nacht wurden sie aber nie wieder trocken, also lief ich den gesamten Montag über barfuß durch das Resort, im Bus, in Bangkok bis nach Hause. An dem Abend konnte ich nicht mehr viel machen und schlief auch bald ein.

Am Dienstag ging es wieder in die Schule, aber da mittlerweile alle anderen Fahrradfahren, nur ich nicht, ist es mir früh selbst überlassen, wie ich zur Schule komme. Dieses Mal wollte ich es mit dem Motorrad-Taxi ausprobieren. Sie verstanden auch sofort, wohin ich wollte, und ich überholte so die Radfahrer. Dabei trockneten auch meine Haare, der Preis betrug umgerechnet 60 Cent und ich beschloss, das ab sofort immer so zu machen. Der Vormittag in der Schule war nicht besonders erwähnenswert, außer dass ich im DaF-Unterricht eine englischsprachige Schülerin privat betreut und beim Sport der Basisstufenmädchen Schwänzchenhasche sowie das so genannte Nesterspiel mitgemacht habe. Das sollte aber nicht der einzige Sport an diesem Tag für mich sein: Am Nachmittag war ja wieder Lehrersport, der die letzten Kraftreserven aus mir holte. Doch dieses Mal verarbeitete ich ihn besser als das letzte Mal und fühle mich noch immer gesund. Der Rückweg war abermals furchtbar, da ich wieder lange keine Mitfahrgelegenheit gefunden habe … und als ich dann endlich einen Taxifahrer finden konnte, verstand der mich ewig nicht, bis ich mich einfach hineinsetzte und sagte, er solle mal losfahren, ich werde ihm den Weg schon zeigen. Zu Hause angekommen wollte ich nur noch schlafen … und glücklicherweise konnte ich sogar ausschlafen, denn am Mittwoch habe ich immer die ersten beiden Stunden frei.

Ich fuhr heute also wieder mit dem Motorrad-Taxi zur Schule, kam gerade so pünktlich an und mein Tag begann mit einer Doppelstunde Sport der Basisstufe. Es gab Stationen, an denen sich jeder üben konnte; ich betreute hauptsächlich das Seilspringen, da viele Kinder so etwas vorher noch nie gemacht hatten. Danach musste ich erst einmal duschen – und war schneller fertig als ein paar Jungen, die sich nur umziehen sollten! Ich sah die Sportgruppe aber bei der Mittagsbetreuung schon wieder und danach erlaubte mir die Basisstufenleiterin sogar, dass ich heute mal eine Geschichte vorlese und mit den Kindern die Spiele festlege. Sozusagen war ich heute der Chef über die Kinder. 🙂 Anschließend konnte ich erstmals mit in den DaF-Unterricht der Primarstufenleiterin und durfte auch mithelfen, ein Diktat zu schreiben, das die Schüler danach selbst korrigieren sollten. Ich blieb noch etwas länger in der Schule, um die Fotos dieses Artikels hochzuladen. Ich musste eine halbe Stunde auf einen Songthaew warten, der mich bis zur Hauptstraße brauchte. Bis ich zu Hause ankam, verging über eine Stunde! Dann ging ich noch schnell mit Liss essen und bekam einen Anruf von der Schule, dass ich morgen die ersten zwei Stunden aufgrund von Lehrerausfall Handball im Sportunterricht trainieren sollte. Später bekam ich noch einen Anruf, dass ich noch am Nachmittag noch einmal für die älteren Klassen Handball unterrichten sollte. Zudem habe ich morgen Fußball mit den Basisstufenjungen und nachmittags noch eine Präsentation in Deutsch! Ich weiß schon, dass dieser Tag morgen echt Stress pur sein wird … und deswegen bereite ich nun auch meine Trainingspläne vor und spreche die Präsentation durch.

Der nächste Artikel wird länger auf sich warten lassen müssen: Ich werde ab Samstag in Kambodscha sein, und dort für eine Woche herumreisen. Der nächste Artikel erscheint also frühestes übernächsten Sonntag, dann aber mit einem großen Reisebericht!





Krankheit, Internetprobleme, aber dafür Strand und einen Hauptgewinn

6 10 2009

Da ich in dieser Woche enorme Internetproblemchen hatte, kommt dieser Artikel leider zwei Tage zu spät. Ich bitte meine fleißigen Leser, dies zu entschuldigen. Ab sofort soll immer ab Sonntagnachmittag deutscher Zeit ein neuer Artikel erscheinen.

Lasst mich also beim Dienstagvormittag vor einer Woche beginnen. Der Dienstag ist für mich der stressigste Tag, obwohl ich mir vorstellen kann, dass Mira und Liss mehr zu tun haben. Die ersten beiden Stunden helfe ich in der 7a in Mathematik, danach habe ich sofort nahtlos übergehend Pausenbetreuung. Die dritte Stunde habe ich gewöhnlich frei, da kann ich mich auf die anderen Stunden vorbereiten und meinen Computerführerschein weitermachen. Die vierte Stunde ist DaF (Deutsch als Fremdsprache) und Sonderpädagogik, was ich letzte Woche zum ersten Mal mitgemacht habe. Das macht wirklich Spaß, wenn die Viertklässler, die Deutsch nicht oder nur unzureichend als Muttersprache sprechen, sich in unserer schweren Sprache auszudrücken versuchen. Aber ich war echt beeindruckt, wie toll sie alles sagen und verstehen können! Nach DaF habe ich wieder Pausenbetreuung, wo ich mich um den etwas zu aktiven Basisstufenjungen kümmere; aber mittlerweile benimmt er sich schon viel besser! Die fünfte Stunde hatte ich letzten Dienstag noch frei, also traf ich mich mit der Deutschcampkoordinatorin von der DsSB und dem Sportworkshop-Leiter für das Deutschcamp zu einer Absprache, wie man was aufziehen könnte und wo Mira und ich eingesetzt werden könnten. Ich werde also beim Sport mithelfen! Diese freie fünfte Stunde habe ich ab heute auch nicht mehr: Sport mit den Basisstufenmädchen war eigentlich mein Vorschlag, weil ich mich schon so an die Kinder gewöhnt habe und weil die Basisstufenlehrerin meinte, dass es immer gut sei, ein zweites Augenpaar dabei zu haben. Und nach dieser Stunde bleibt mir wieder keine Verschnaufpause: Auf geht’s zur Mittagsbetreuung der Kleinen! Freizeit habe ich erst ab halb 2, dann eine zweieinhalbstündige Pause bis zum Lehrersport.

In der letzten Woche habe ich mich erstmals zum Lehrersport überreden lassen. Dafür hatte ich mir extra für Thais recht teure Sportschuhe, ein Sport-T-Shirt und eine Sporthose zugelegt. Ich hatte keine großen Erwartungen an den „Unterricht“, aber die Sportlehrerin legte richtig los! Alle Achtung! Schon nach etwa 5 Minuten schwitzte ich wie nach einer Stunde Sport in Deutschland, insbesondere weil die Sporthalle ja mehr Platz als Halle ist und weder mit Ventilatoren noch Klimaanlagen ausgestattet ist. Dass ich diese Anstrengung eine ganze Stunde durchhalten würde, bezweifelte ich die ganze Zeit über, aber schließlich rang ich mich sogar dazu durch, am Ende noch ein Fußballspiel mitzumachen. Nach einer ausgiebigen Dusche freute ich mich schon auf mein Bett zu Hause, doch weit gefehlt: Die Gates der DsSB waren um diese Zeit (halb 6 abends) schon geschlossen, also musste ich um die gesamte RIS, also die amerikanische Nachbarschule, herumlaufen, um schließlich aus dem allerletzten Gate herauszukommen. Da aber dort keine Taxis oder Busse fahren, musste ich außerhalb des Geländes mit meiner 6 kg schweren Tasche auf den Schultern, einem anstrengenden Schultag im Rücken und einer einstündigen Intensivsportstunde in den Gliedern den ganzen Weg am Zaun entlang zurücklaufen. Also zwei Kilometer können es schon gewesen sein. Glücklicherweise kam dann recht schnell ein Taxi …

Zu Hause angekommen, merkte ich schon, dass es wohl nicht so gut mit mir steht. Nicht nur die Glieder taten mir weh, sondern plötzlich auch der Bauch, der Kopf und auch alles andere. Ich wünschte mir eine schöne Thai-Massage, aber konnte nicht mehr aufstehen. Das Bett hielt mich fest. Mir war eiskalt, aber die Klimaanlage war aus, ich war zugedeckt und fror bei 40° C unter der Bettdecke. Was für ein seltsames Gefühl! Nachdem ich zu Hause angerufen und um Rat gebeten hatte, wurde Liss zu mir geschickt, die sich super um mich kümmerte. Sie hatte sogar ein Thermometer, sodass wir feststellen konnten, dass ich 39 Fieber hatte. Ich weiß bis heute nicht, was es war. Zumindest war es grauenvoll, unter Muskelschmerzen vom Sport krank zu spielen.

Den nächsten Tag, also Mittwoch, meldete ich mich früh von der Schule ab – beim Direktor. Aus diversen Gründen, die ich später erst erfuhr, wurde aber mein Fehlen nicht weitergeleitet, sodass ich vor allem in der Basisstufe von den Kindern, von Mira und von den beiden Lehrkräften vermisst und gesucht wurde. Eine Entschuldigungs-SMS am Nachmittag an die Basisstufenlehrerin machte die ganze Sache wieder ungeschehen. Das ist hier auch sehr schön: Man bekommt im Notfall alle Lehrer- und sogar Schüler-Handynummern heraus, da wir Freiwilligen Zugang zum Intranet haben. Eine weitere erwähnenswerte Sache an diesem krankheitsgeprägten Tag war, dass ich Liss‘ liebevoll verborgte Thermometer in der Nacht zerbrach, weil es vom Nachttisch rollte. Wie dankbar!

Aber wie sagt man so schön: Glück im Unglück! Während ich zu Hause meine Krankheit ausschwitzte bzw. ausfror, bekam ich eine E-Mail, die mich sofort wieder gesund werden ließ! Bevor ich überhaupt eine Ahnung hatte, was ich dieses Jahr über treiben werde, hatte ich an einem Latein-Wettbewerb mitgemacht, bei dem es um die Transkription und anschließende Edition von Leibniz-Texten aus dem 17. Jahrhundert ging. Mein Lateinlehrer hatte mir das empfohlen, ohne dass ich mir je Chancen dabei ausgerechnet hatte. Da ich so etwas aber ohnehin gerne mache, dachte ich mir, es könnte nicht schaden, etwas einzureichen. Tja … und am letzten Mittwoch bekam ich dann die E-Mail, dass ich der Gewinner des Wettbewerbs sei. Die Schwierigkeit hierbei ist nur, dass die Preisverleihung im November in Deutschland stattfinden wird … Wer Genaueres wissen will, schreibe mich bitte an. 😉

Irgendwann im Laufe der letzten Woche bekam ich eine E-Mail von der Basisstufenkoordinatorin, dass ich eine Übersetzung ins Englische für die neu einzuführende Kleinkindergruppe „Lernzwerge“ übernehmen könnte. Zehn Seiten erschienen mir nicht allzu schwer, also willigte ich ein. Erst als ich aber damit anfing, wusste ich die Schwierigkeit zu schätzen: Es waren viele Wörter und Wendungen in dem Text, die man eigentlich nur kennt, wenn man Englisch als Kind gelernt hat (z.B. Bezeichnungen von Kinderspielen und -liedern wie „Ich packe meinen Koffer“, „Kommt ein Vogel geflogen“ und Begriffe wie „Stuhleisenbahn“ und „Tischangebote“). Diese Übersetzung mache ich nun immer in meiner freien Zeit, komme aber auch nicht so wirklich voran. Ich habe immer noch drei Seiten vor mir!

Einen anderen Tag irgendwann in der eben genannten Woche kaufte ich mir Thai-Lernhefte für die 1. Klasse. So will ich ab jetzt jeden Abend immer ein paar Buchstaben nach kindgerechter Art schreiben und lesen lernen. Das Schöne am Thai-Alphabet ist, dass jeder Buchstabe gleichzeitig auch eine Vokabel in sich enthält. Der erste Buchstabe heißt hier „go gai“, d.h. „go wie Huhn“, somit weiß ich, dass „gai“ ein „Huhn“ ist. Ein anderer Buchstabe heißt „thoo phuu thaau“, also „thoo wie alter Mann“ usw. Sollte ich also mal das Alphabet können, so kenne ich schon eine ganze Menge nützlicher Vokabeln! Und die anderen bringen mir die Kinder an der DsSB schon bei.

Donnerstag konnte ich nach einem Tag Bettruhe wieder in die Schule, obwohl es mir natürlich noch nicht sehr prächtig ging. Wie von den meisten Thailand-Touristen schon vorgewarnt, hielt auch der Durchfall noch eine Weile an. Ansonsten hielt ich mich den ganzen Donnerstag eher zurück, tat nicht sehr viel in der Schule und stand auch beim Sport der Basisstufenjungen nur herum, beobachtete und schritt ein, wenn jemand über die Stränge schlug. Irgendwann am Vormittag kam eine Deutschlehrerin zu mir und meinte, ich könnte doch mal eine Unterrichtseinheit über die Geschichte der deutschen Sprache oder die Kommunikationstheorien in ihrer 11. und 12. Klasse übernehmen. Wow, da fühlte ich mich echt geehrt, denn darüber hatte ich ja bereits eine ausführliche Facharbeit geschrieben – und noch dazu ist das ja mein Hobby! Ich zeigte ihr meine Powerpoint-Präsentation, die leider nur sehr langsam auf meinem Rechner lief, aber sie war trotzdem sofort begeistert. Der nächste Montag sollte mir gehören … Der Rest des Tages bestand größtenteils aus Diskussionen, wie wir das Wochenende wohl verbringen sollten. Ko Samet, Ayutthaya und Hua Hin standen zur Auswahl, doch uns zog es natürlich eher zum Strand als in eine andere Großstadt. Philipp und ich hätten nichts gegen einen Strandausflug nach Pattaya gehabt, aber Mira und Liss ekelten sich vor der Vorstellung, in die Sexmetropole überhaupt zu fahren. So mussten wir uns also erst am nächsten Tag entscheiden …

Der Freitagvormittag ist nicht besonders erwähnenswert, außer dass wir uns darauf einigten, für das Wochenende an den Strand Richtung Pattaya zu fahren. Mira musste erst noch überredet werden, aber nachdem Philipp, Liss und ich zugesagt hatten, standen die Pläne auch schon: Philipp wollte schon den Bus ab 1 Uhr nehmen. Liss musste ohnehin länger arbeiten und ich hatte auch in der 7. Stunde noch Französisch-Unterricht, bei dem ich die Hälfte der Klasse übernahm. So bot ich kurzerhand an, Miras Pausenbetreuung zu machen, damit auch sie schon mit Philipp losfahren konnte. Liss und ich blieben also noch in der Schule und wollten den Bus ab um 5 nehmen. Philipp informierte uns dann per Telefon, welchen Bus wir wo nehmen müssten … So weit, so gut, aber blöderweise verpassten das erste Gespann den Bus um 1 Uhr – und auch Liss und ich hatten Probleme: Unser Bus für um 5 war voll! So nahmen wir alle den Bus eine Stunde später, erreichten jeweils Pattaya nach etwa 3 Stunden und nahmen einen Shuttlebus, der im Preis (200 Baht = 4 Euro für die ganze Reise von 150 km!) inbegriffen war, zum Jomtien Beach. Dort trafen Liss und ich die anderen, die in der Zwischenzeit schon in der Bucht von Bangkok, die zum Golf von Thailand gehört, gebadet hatten. Am Abend aßen wir beim Schweden (!), wo Mira und ich um ein Bier wetteten, wer wohl das unaufgeräumteste Zimmer von uns beiden hätte, und machten uns dann auf zur so genannten „Walking Street“ nach Pattaya, die in etwa mit unserer Reeperbahn vergleichbar ist. Es war echt ein Erlebnis, sich mal diese ganzen Bars, Diskotheken, Prostituierten, Sextouristen, Billboards und Straßenverkäufer anzusehen. Die Temperatur war auch zum Aushalten. DIE Attraktion für Philipp und mich überhaupt war natürlich der Gang zum Meer, der durch eine Art Playgirl-Zoo führte, in dem die Thai-Frauen wir in Käfige eingesperrt alles anschrie und aufforderte, was nur annähernd männlich aussah! Das musste man sich halt ein, zwei Mal schon geben. 🙂

Die Nacht vom Freitag zum Samstag verbrachten wir in einem echt günstigen Hotel (etwa 3,50 Euro pro Person) mit allem, was man braucht und nicht braucht: Betten, Dusche, Toilette, Schrank, Klimaanlage, Fernseher und Bettwäsche. Am nächsten Morgen rannten Mira und ich als Erste an den Strand, um noch vor dem Frühstück das Meer zu genießen. Es war angenehm warm und für Pattaya auch erstaunlich sauber; der Dreck kam erst im Laufe des Tages. Ein paar Minuten später kam dann auch Philipp direkt vom Bett ins Meer gekrochen und schließlich auch Liss.

Dann kombinierte ich, was meinem Magen sicher gar nicht so gefiel, Frühstück und Mittag: Ich ging in ein recht kleines Thai-Restaurant, bestellte dieses Mal ohne ein Wort Englisch „khaau gap gai“ (Reis mit Hühnchen) und „nam soom“ (Orangensaft) und bekam – bis auf das Getränk – auch, was ich wollte. Statt Orangensaft brachte mir der Kellner Fanta. Wer weiß, warum …

Danach ging es wieder an den Strand, wir mieteten uns vier Stühle mit zwei kaputten Sonnenschirmen und verbrachten den Tag bis nachmittags halb vier so – teils liegend, teils schwimmend. Richtig nervig fand ich an dem Strand jedenfalls die Verkäufer. Wer braucht am Strand bitte Portraits, Tattoos, Vasen, Buddha-Figuren, Ketten, billige Souvenirs und DVDs? Gut … Mira braucht so etwas und hat sich neben einer Massage, Maniküre auch raubkopierte DVDs gekauft. Aber ich wollte eigentlich nur da liegen und schlafen. Ein Getränk hätte ich gerne gekauft, aber das war nie im Angebot! Trotz Sonnencreme haben wir uns alle recht unerwartet verbrannt, da hier eine andere Sonne als in Europa ist. Überall da, wo ich mich nicht eingecremt hatte, gab es rote Stellen: An den Unterarmen, auf den Füßen und sogar an den Knien! So einen seltsamen Sonnenbrand hatte ich noch nie. Aber auch die braune Liss und Philipp, der nur im Schatten lag, klagten anschließend über rotes Fleisch.

Auf der Rückfahrt erkrankte Mira dann im Bus, wir quetschten uns alle zusammen mit unserem Gepäck in das langsamste Taxi von Bangkok und kamen viel zu spät zum Abschiedsessen einer Praktikantin der DsSB. Der Taxifahrer hätte den Weg sicher selbst gefunden, aber wir schickten ihn über die Rom Klao, womit wir der Maut entgehen sollten. Damit kam aber der Fahrer nicht klar und ließ sich dann von uns leiten – bei etwa 20 km/h über die gesamte Strecke! So dauert die Fahrt vom Flughafen etwa eine dreiviertel Stunde, sonst schafft man es in einer viertel Stunde. Das Abschiedsessen fand beim Italiener in unserer Straße statt, und dort trafen wir auch ein paar Lehrer und kleine Schüler aus der DsSB. Welch Zufall!

Als wir endlich am Samstagabend wieder im Apartment ins Internet wollten, mussten wir alle mit Enttäuschung feststellen, dass es nicht ging. Okay, dann warten wir halt bis zum nächsten Tag …

Am Sonntagmorgen stand ich schon recht zeitig auf, versuchte vergeblich, ins Internet zu kommen, und schlief voller Enttäuschung wieder ein. Am frühen Nachmittag rang ich mich dann dazu durch, meine Hemden in die Wäscherei zu schaffen und ein teilweise ordentliches Zimmer zu schaffen, was jedoch im Laufe des Tages wieder zugemüllt werden sollte. Danach nahm ich mir vor, für so wenig wie möglich Geld bis zum Hua Lamphong, also dem Hauptbahnhof Bangkoks, von wo aus mein geplanter Zug nach Kambodscha für unter einem Euro fahren sollte, zu gelangen. Dabei nutzte ich den Bus, die BTS, die Metro und den Fußweg, bis ich nach drei Stunden und ohne Stadtplan endlich ankam – für umgerechnet etwa 80 Cent! Heute habe ich erfahren, dass der Bus, der bei uns vor der Haustür abfährt, sogar direkt bis zum Bahnhof fährt – das werde ich also auch noch ausprobieren! Der Rückweg nach Minburi, meinen Stadtbezirk, gestaltete sich dann schon als etwas schwieriger, denn in diese Richtung fahren nicht viele Verkehrsmittel. Als ich dann irgendwann recht dringend auf Toilette musste, gab ich mein Vorhaben, für unter einem Euro zurückzureisen, auf und nahm mir ein Taxi. Im Apartment angekommen, freute ich mich schon auf mein Internet – doch zu früh gefreut! Es ging immer noch nicht.

So trafen wir uns alle bei Mira, da der Router auf ihrer Etage seltsamerweise funktionierte. Nach einigem Telefonieren mit meinen Vater und Ausprobieren an unseren Laptops fand ich heraus, wo der Fehler lag: Die Router der anderen Etagen konnten keinen Gateway finden. Zwischendurch kontrollierte Philipp noch, ob nun Mira oder ich das unaufgeräumteste Zimmer hätte … und siehe da: Ich war der Gewinner! Kein anderer schaffte es, ein so unordentliches, zugemülltes und erschreckendes Zimmer zu haben. Indes bestand das Internetproblem auch den gesamten nächsten Tag noch, doch da hier montags Ruhetag ist, gab es keine Möglichkeit, den Apartmentleiter zu sprechen. Ab heute geht das Internet überall aber wieder.

Für gestern war eigentlich meine Präsentation in der 12. Klasse zur Geschichte der deutschen Sprache angesetzt, doch da weder mein Internet im Apartment noch mein PowerPoint ordnungsgemäß funktionierte, „verschonte“ mich die Deutschlehrerin und meinte, ich könnte es auch am Freitag in der Doppelstunde – was mir ohnehin besser passt! – halten. Leider bin ich aber Freitagmorgen schon im Deutschcamp, weshalb ich die Präsentation wohl auf nächste Woche verschiebe. Eigentlich soll ich sie auch in zwei Tagen in der 11. Klasse schon halten, aber mein PowerPoint ist immer noch nicht repariert. Mein Vater hat mir zwar Office XP hochgeladen, aber bei dem Internet hier im Apartment ist es schwer, dass ich es überhaupt herunterladen kann. Ständig fällt die Verbindung aus und der Download bricht ab. Heute in der Schule hat es auch irgendwie nicht geklappt; ich versuche es morgen noch einmal.

Gestern Nachmittag war wieder Thai und wir lernten typische thailändische Früchte kennen. Am nächsten Montag wollen wir sie sogar alle probieren. Heute lagen auch geschnittene „kentalup“ (Cantaloupe-Melone) und „maa muang suk“ (gelbe Mango) in der Kantine, sodass ich mit den Kindern gleich wieder ein bisschen Thai lernen konnte. Ansonsten verliefen meine bisherigen Nachmittage immer etwas verschlafen und meist vor dem Fernseher … natürlich auf Thai! Morgen Vormittag geht es mit Philipp und Liss ins Immigration Office in die Innenstadt, damit wir endlich Genaueres über unser Visum erfahren!

Leider habe ich am Strand keine Fotos machen können, deswegen borge ich mir später welche von den anderen. Auch sonst gibt es von der Woche kaum Fotos …

Update: Hier sind die versprochenen Fotos aus Pattaya:








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