Eigentlich wollte ich ja immer sonntags schreiben, aber gestern Abend wurde es so spät, dass ich keine Zeit mehr für den Blog aufbringen konnte. Aber dazu später.
In dieser Woche habe ich mehr mein Englisch und Thai als jede andere Sprache geübt. So gefällt mir das schon besser. 🙂 Angefangen hat es am Montag in meiner ersten Thai-Stunde, die natürlich auf Englisch war. So konnte ich gleich zwei Sprachen trainieren. Es ist ein so genannter „Thai für Lehrer“-Unterricht, der immer montags um 16 Uhr startet. Wir sind etwa 10 Leute, die den Unterricht besuchen, und es macht auch mit der Lehrerin wirklich Spaß.
Es war die Woche, in der wir unsere vorläufigen Stundenpläne kriegen sollten, doch so richtig wusste man uns auch nicht einzusetzen, da wir uns bisher immer eine Arbeit bei diesem oder jenem Lehrer gesucht hatten. Meine feststehenden Stunden waren nur Mathematik in der 7. Klasse der Realschule und die Basisstufenmittagsbetreuung. Die restliche Zeit verbrachte ich in den Bio-Sammlungen mit Philipp, wo wir öfter auch mal mit der Naturwissenschaftslehrerin und einem Mathe- und Physiklehrer ins Gespräch kamen. Es gab auch eine Überraschung für uns, weil wir den Raum, der zum Teil seit 20 Jahren nicht auf den neuesten Stand gebracht wurde, mit so viel Engagement modernisierten und aufräumten: Wir dürfen ab sofort immer für ein, zwei Stunden im Bio-Vorbereitungsraum an der European Computer Driving License (ECDL), also dem Europäischen Computerführerschein, trainieren, um am Ende sieben Prüfungen dafür abzulegen. Mira macht stattdessen einen Englischkurs, den sie am Ende auch mit einer Prüfung abschließt. Uns wird also hier nicht langweilig und wir haben immer etwas zu tun.
Ich glaube, es war am Dienstagvormittag: Philipp und ich durften während der Schulzeit in den Carrefour, ein großes Kaufhaus, fahren und fehlende Gegenstände für den Bio-Raum zusammenkaufen. Wie gerufen kam gerade ein Taxi an der Schule vorbeigefahren und erstaunlicherweise bekamen wir auch alles, was wir wollten!
Da ich ab sofort für die Pausenbetreuung eines Basisstufenjungen, der mitunter auch gewalttätig gegenüber den anderen Kindern wird, zuständig bin, komme ich auch mehr an die Kinder heran. Bei der Mittagsbetreuung kann man ja doch nicht mit allen reden und da ist man auch mehr der Aufpasser als Kumpel. In der Pausenbetreuung kann ich mich einfach hinsetzen, mit einigen Kindern etwas intensiver sprechen und aus weiter Entfernung beobachten, was der Junge macht. Bei Aggressionen schreite ich halt ein, dann muss er sich für den Rest der Pause neben mich setzen. Am Mittwoch hat meine Basisstufengruppe zwei Stunden Sport, also blieb ich gleich auch für diese Zeit. Die „Sporthalle“ steht hier im Freien; es gibt hier keinen, der nicht beim Sport schwitzt. Und nachdem ich anfangs nur die Geräte aufgebaut, kleine Anweisungen gegeben und beobachtend herumgestanden habe, wurde ich beim Abschlussspiel tatsächlich in meinem schicken Lehrer-Outfit (Hemd und lange, schwarze Hose mit Gürtel) mit einbezogen! Den Kindern machte es sichtlich Spaß, dass ich dabei mitspielte, aber den Rest des Tages hatte ich noch mit den vormittäglichen Schweißperlen zu kämpfen! Ab sofort darf ich aber immer mittwochs die Doppelstunde Sport und donnerstags die Einzelstunde der Jungen mitgestalten.
Am Mittwochabend habe ich, weil ich erstens nichts zu tun hatte und zweitens sehr neugierig bin, mich einfach in den Bus Nr. 143 gesetzt und wollte so weit fahren, bis ich wieder am Ausgangspunkt ankomme. Ich kam an der „Mall“, einer großen Einkaufspassage unweit von meinem Bezirk, vorbei, anschließend wendete der Bus und fuhr immer weiter Richtung Ortsausgang Bangkoks. Irgendwann verlor ich die Orientierung und hoffte nur noch, mir die Straßennamen merken zu können, um später nachzusehen, wo ich gelandet war. Ich stieg insgesamt zweimal um: Einmal an einer Endhaltestelle der Linie, sodass ich zum ersten Bus in der Schlange lief, um weiterfahren zu können; und ein zweites Mal, weil mein Bus einen Motorschaden hatte. In einer recht belebten Nebenstraße stieg ich dann aus, weil ich nicht wusste, wie lange der Bus noch bis zum Ausgangspunkt brauchen würde (ich war schon zwei Stunden unterwegs!), nahm mir ein Taxi und fuhr etwa 15 km wieder in die mir bekannte Umgebung. Als ich später im Internet nachsah, wo ich eigentlich war, wurde mir klar, dass ich wirklich fast außerhalb Bangkoks gelandet wäre (irgendwo entlang der Rom Klao).
Für den Donnerstagnachmittag nahm ich mir mit Philipp vor, so billig wie möglich bis in die Innenstadt (rund 30 km) und zurück zu kommen. Wir stiegen in die uns empfohlene Bus-Nr. 113 ein und kamen nach einer Stunde tatsächlich im Siam Center an. Dort gingen wir ins MBK Center mit sechs Stockwerken und wahnsinnig viel Fashion! Auf jeder Etage gab es Kleidung, Handys und massig Ausländer. Ich kaufte mir einen extrem teuren Wecker, wir gingen in ein japanisches Restaurant und fuhren dann mit derselben Busnummer zurück bis zu unserer Straße. Insgesamt habe ich für den Fahrtweg 30 Baht bezahlt (umgerechnet 60 Cent). Das ist akzeptabel. 😀
Der Donnerstagabend war wieder voller Englisch: Mira, die in der „Couchsurfing“-Community aktiv ist, hatte von einem Treffen der Mitglieder in der Sukhumvit, der Cocktailbar-Straße Bangkoks überhaupt, gehört. So sind wir dann alle dorthin gefahren und nach ein bisschen Suche und Fragerei fanden wir den Treffpunkt auch. Wir trafen drei Amerikanerinnen, einen Malaysier, einen Polen und später noch ein paar andere Nationalitäten, die alle ganz unterschiedliche Gründe hatten, in Bangkok zu residieren. Manche wohnten schon längere Zeit hier, anderen waren nur auf Durchreise. Das war auch der erste Tag, an dem ich Insekten probierte! Einer der Anwesenden hatte Heuschrecken mit, die im Prinzip wie billige Chips schmeckten. Aber auch sonst war es ein sehr schöner Abend!
Zurück in der Schule: Von der DaF-Koordinatorin erfuhr ich von einem Deutschcamp, das vom Goethe-Institut organisiert wird und an der auch Schüler der DsSB teilnehmen. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und fragte vorsichtig nach einer möglichen Unterstützung der Lehrkräfte vor Ort. Bis zum heutigen Tag war nicht klar, ob wir (also Mira auch) überhaupt mitfahren könnten, weil wir für die Raumaufteilung nicht eingeplant waren. Ich sage euch nachher, ob oder ob nicht …
In der Schule bekomme ich nun auch immer mehr Angebote von Lehrern, bei denen ich mal hospitieren oder gar aushelfen dürfte. Das ist schon eine echte Ehre für mich! Vor allem freue ich mich über die Nachhilfeangebote von außerhalb, sodass ich auch neben der Schule noch ein bisschen verdienen könnte. Mit einer Mutter habe ich schon Kontakt aufgenommen, wir wollen uns bald mal treffen. So macht das Leben in Bangkok doch Spaß. 🙂
Diese Woche war der letzte Freitag im Monat – und das bedeutete „Casual Day“ (Lässiger Tag). Das heißt, alle Schüler (und eigentlich auch die Lehrer) dürfen anziehen, was sie möchten; sonst tragen sie ja die Schuluniform. Und ich war wirklich echt erstaunt, wie super-schick manche Mädchen kamen. In wahrscheinlich richtig teuren Kleidern spielten sie im Sand, aber trotzdem sahen sie aus, als würden sie eher auf ein Fest als zur Schule gehen. Die meisten Jungen kamen in Jeans oder kurzen Hosen. Ich finde, dass dieser „Casual Day“ eine echt schöne Tradition an der Schule ist.
Besonders kurios fand ich den Freitagabend. Philipp und ich wollten ganz entspannt in unserer Straße in einem Thai-Restaurant zu Abend essen, doch die hatten alle wegen des heftigen Regens geschlossen. So liefern wir weiter und blieben vor einem Restaurant mit „Heineken“-Logo und „Today BBQ“-Werbung stehen. Dann kam ein Herr, wie sich später herausstellte, ein Australier, und meinte „Hey guys, this is the right place to be“ (also: Hey Jungs, hier seid ihr richtig). Wir folgten ihm und plötzlich gab uns ein anderer die Hand und sagte „Grüßt euch!“ Huch, wo waren wir denn hier gelandet …? Es saßen ein paar Deutsche und Australier am Tisch und meinten, wir sollten heute Abend vom Grill essen. Klar, für umgerechnet 3,50 Euro gab es „all you can eat“ vom Grill. Das Restaurant gehörte einem Deutschen und einer Thai. Später gesellten sich noch ein Österreicher und ein Engländer dazu. Wie konnte es sein, dass in gerade dem Bezirk, wo ich bisher kaum Ausländer gesehen hatte, plötzlich so ein deutsch-australischer Stammtisch vor unserer Nase auftaucht? Und das nur 200 Meter von unserem Apartment entfernt … Die Männer luden uns für den nächsten Samstag zum Oktoberfest ein, bei dem man für 5 Euro alles essen und trinken kann, was man will, sogar deutsches Bier! Aber eigentlich hatten wir schon Strandpläne für das nächste Wochenende …
Mein Wochenende begann wieder mit einer Blödheit: Ich sperrte mir meine SIM-Karte, weil ich versuchte, eine PIN einzugeben. Da ich aber nicht wusste, dass vorher schon eine Original-PIN auf der Karte war, probierte ich dreimal, weil das Telefon meine Eingaben immer mit „PIN-Status unverändert“ beantwortete. Tja, und dann war das Netz gesperrt. Ich sollte einen PUK eingeben, der ja normalerweise mitgeliefert wird, hier in Thailand aber nicht. Also musste ich am Sonntag wieder zum Fashion Island fahren, um mir Hilfe im true-Shop (so heißt mein Anbieter) zu suchen. Davor hieß es aber erst mal, zum „Thailand Philharmonic Orchestra“ in die Mahidol University am anderen Ende der Stadt zu fahren. Das war etwa 65 km von unserer Straße entfernt, also nahmen wir ein Taxi bis zum Wong Wian Yai, einem großen Platz, auf dem der König Taksin als Statue steht, und suchten per Tuk Tuk die BTS-Station, denn von dort aus sollte ein Shuttle-Bus zur Mahidol University fahren. Nach einer halben Stunde kamen wir an. Die Vorstellung war eigentlich sehr schön, den Anfang fand ich nur recht langweilig. Im Anschluss gab es ein abendliches Buffet, natürlich mit viel Reis und allerhand Thai-Essen sowie Salat, Kuchen und seltsamen Säften. Anfangs zog sich „kulturweit“ recht weit in die hinterste Ecke, aber gegen Ende des Abends gesellten wir uns dann zum Leiter des Goethe-Instituts, Herrn Spitz, der Schweizerischen Botschafterin und ein paar anderen höheren Leuten. Wir waren schon „bekannt“, da wir von einem Musiklehrer der DsSB VIP-Karten bekommen hatten. Man sagte uns, die Schweizer Botschaft habe uns zu dem Konzert eingeladen. Welch Ehre! 🙂 Der Weg zurück gestaltete sich auch nicht gerade leicht, da wohl kein Taxi in der Nacht 65 Kilometer fahren würde. Also nahmen wir erst ein Taxi in die Innenstadt und von dort aus wieder eines in unseren Bezirk. Während Mira und Philipp die Rückfahrt verschliefen, lernten Liss und ich ein paar Thai-Vokabeln mit dem Taxifahrer. Er kannte sich in dem Bezirk nicht aus und wir mussten ihm helfen, die richtige Straße zu finden.
Den Sonntagmorgen verbrachte ich allein in meinem Bezirk. Ich lief in Richtung Perfect Place, einer Siedlung für die „erhabenere“ Gesellschaft am Ende der Ramkhamhaeng 164, um mich mal umzusehen, wie einige der DsSB- und RIS-Lehrer sowie einige der Schüler beider Schulen hier leben. Endlich sah ich auch mal einen Waran direkt vor mir. Allerdings war er so scheu, dass ich nur ein halbwegs ordentliches Bild schießen konnte. Am Nachmittag fuhr ich dann, wie geplant, zur Fashion Island und versuchte, mich mit dem Taxifahrer auf Thai zu unterhalten. Wenn ich annähernd die richtigen Töne traf und er sich Mühe gab, verstand er mich sogar. Seine Sätze habe ich nicht kapiert, aber man kann ja immer schön „khaap“ sagen, das ist freundlich und fast immer richtig. Ich ließ also meine SIM-Karte bei einer sehr freundlichen Dame wieder entsperren, kaufte mir noch zwei Hemden und dies und das, war überrascht von so viel Entertainment (Mini Model Show, Sängerin, Cellisten) und traf zufälligerweise in dem Menschengedränge Tobi, mit dem wir ja schon mal aus waren. Am Abend ging es dann ins Goethe-Institut zur Wahlparty, wo wir erste Prognosen zur Bundestagswahl live über die Deutsche Welle mitverfolgen konnten. Wir trafen auch Micha, ebenfalls einen Freiwilligen von „kulturweit“, der seinen Dienst am Goethe-Institut absolviert, und Timo, den Chef des Deutschcamps. Er machte uns eigentlich eher wenig Hoffnung, dass wir überhaupt daran teilnehmen könnten. Jedenfalls waren das Buffet und das kostenfreie Bier sehr schön als Abschluss des Wochenendes.
Der heutige Schultag war bei mir sehr verschlafen und nicht besonders abwechslungsreich. Am Vormittag bekam ich von einer Deutschlehrerin, die einst Linguistik studiert hatte, das Angebot, mal eine Sprachwissenschaftsstunde in der 11. oder 12. Klasse vorzubereiten und auch zu leiten. Darauf freue ich mich schon, auch wenn ich noch nicht sicher bin, was ich genau machen werde. Zwischendurch hatten wir eine Besprechung mit der Verwaltungsangestellten unserer Schule bezüglich unseres Visums; aber irgendwann haben wir sie damit nur weiter verwirrt, denn sie hatte andere Infos als wir. Nun will sie sich noch mal an die Botschaften in Deutschland und wir uns ans Immigration Office wenden. Ich möchte schließlich auch wieder nach Thailand herein, wenn ich ins Ausland reise. Während der Mittagspause lernte ich mit den Kindern wieder Thai. Sie waren ganz erstaunt, dass ich ein bisschen Thai zu schreiben und zu lesen vermochte und dass ich mit ihnen bis 20 zählen konnte. Ich bin mir recht sicher, dass ich bald schon einfache Sätze mit ihnen sprechen kann. Am Nachmittag war dann wieder mein offizieller Thai-Unterricht. Es war, wie schon vorige Woche, sehr amüsant und wir bekamen von einigen gesagt, dass das schwere Unwetter von Manila, Philippinen auch nach Thailand kommen sollte, sodass das nächste Wochenende völlig ins Wasser fallen würde. Da wollten wir doch eigentlich an den Strand …
Der Musiklehrer, der uns die Karten für das Philharmonie-Orchester besorgt hatte, nahm die Thai-Lehrerin, Liss und mich freundlicherweise heute mit und schaffte uns sogar bis zum Apartment. Überglücklich, dass wir nichts für den Rückweg zahlen mussten, fiel mir sogleich ein, dass ich meinen Schlüssel in der Schule am Schrank hatte stecken lassen. Also schnappte ich mir Philipps geliehenes Fahrrad, rief einen Lehrer an, dass er mal nachsehen sollte, ob der Schlüssel noch da sei, und radelte quer durch den Perfect Place bis zur RIS, an der ich von den Wachen zweimal hintereinander aufgehalten wurde. Der erste Wachtmann wollte nur meinen RIS-Swiss-Section-Ausweis sehen, dem zweiten musste ich meinen Namen, meine Lehrer-ID und meine Durchfahrtzeit aufschreiben. Ich holte schnell meinen Schlüssel und fuhr lächelnd an den Wachen vorbei wieder nach Hause.
Im Apartment angekommen, fand ich auf dem Fußboden die Rechnung für den halben Monat. Ich war mit allem einverstanden, aber wie konnte ich nur über 600 Baht (12 Euro) Strom verbrauchen? Na gut, der Kühlschrank läuft Tag und Nacht, die Klimaanlage wird oft angeschaltet und der Fernseher dudelt immer, wenn ich da bin. Aber trotzdem fand ich es sehr teuer – zumindest für Thailand. Im nächsten Monat wird es doppelt so teuer, weil ich ja bisher nur einen halben bezahlen muss.
Am Abend sind Philipp, Liss und ich wieder in ein Thai-Restaurant in unserer Straße gegangen, Mira stieß später hinzu. Ich bestellte auf Thai, denn das Menü war in lateinischen Buchstaben geschrieben und daneben gab es zwei Kategorien, eine davon war „gap khaau“ (mit Reis). Natürlich wollte ich Reis! Und die anderen beiden auch … doch nach ein paar Minuten kam ein netter Mann (keine Ahnung, ob er Kellner oder Gast war) an und meinte, heute sei Reis aus. Waaaas? Kein Reis in einem Thai-Restaurant? Wo gibt’s denn so etwas? Na ja … dann gab es halt „Makkaroni Chicken“. Es sah nicht sehr appetitlich aus, schmeckte auch etwas fettig, aber es ging.
Nun sitze ich hier in meinem Zimmer und möchte gerne Fotos hochladen. Doch irgendwie will der Blog nicht mehr … angeblich hätte ich schon zu viel hochgeladen, aber so groß sind die paar Fotos ja auch nicht gewesen. Ich versuche aber, mich so schnell wie möglich darum zu kümmern.
Ach ja, soeben habe ich eine E-Mail bekommen, dass ich am Deutschcamp teilnehmen darf. Jihaaa! 🙂
Übrigens: Ich bin nun auch in der Zeitung. 😉