Nun bin ich genau eine Woche in Bangkok … und ich kann sagen, es war einfach nur geil. 😀
Ich habe so viel Interessantes erlebt, neue Menschen kennen gelernt, Sachen ausprobiert, die ich mir sonst nicht zumute, und gemerkt, dass dieses Jahr genau das ist, was ich wollte!
Jetzt muss ich also einen möglichst kurzen Artikel über die letzten 5 Tage erstellen. Ich glaube, er wird nicht sehr kurz werden, und ich hoffe, ihr lest ihn trotzdem mit Spannung. Momentan ist es 23.47 Uhr Ortszeit (18.47 Uhr in Deutschland), aber ich bin sicher, dass ich noch 2 Stunden an diesem Artikel schreibe. Ich möchte nicht jeden Tag einzeln aufzählen, sondern allgemein erwähnen und erläutern, was ich so die letzte Woche getrieben habe.
Mittlerweile komme ich sehr gut mit den Kindern der Basisstufe aus. Ich habe sie echt schon ins Herz geschlossen und ich habe auch von einer Erzieherin gehört, dass sie mich auch vermissen, wenn ich gerade mal nicht Mittagsbetreuung mache. Ich bekomme immer mehr Angebote, dass ich doch die kleinen Mädchen an die Hand nehmen sollte, wenn sie zum und vom Essen gehen. Aber auch Mira, Liss und Philipp sind bei den Kindern beliebt und jeder hat so seine „Lieblinge“. So verteilt sich die Gruppe gut auf uns und es macht uns auch viel Spaß. Ich freue mich schon, die Kleinen morgen Mittag wiederzusehen.
Mira hat jetzt hauptsächlich die ganztägige Basisstufenbetreuung übernommen, Philipp assistiert den ganzen Tag in den Bio-Sammlungen, Liss arbeitet administrativ für unseren Schulleiter und ich …? Tja, ich helfe bei allem ein bisschen und habe keinen Fixpunkt. Wenn der Mathelehrer es möchte, helfe ich seinen schwächeren Schülern, während er unterrichtet. Der Französisch-Koordinator hat mich schon als Nachhilfelehrer engagiert und sollte sogar französischen Muttersprachlern Nachhilfe in Literatur geben. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich will … :-S Ich darf aber demnächst wohl auch Handball im Sportunterricht begleiten, unterrichten, was auch immer. Darauf freue mich schon! Tja, und vielleicht existiert die Möglichkeit mit dem Deutschcamp vom Goethe-Institut aus noch. Das würde mich echt reizen, vor allem, weil ich ja von vornherein ans GI wollte.
In der Innenstadt war ich nun auch schon öfter. Erst habe ich mit Philipp gewagt, zunächst per Bus, dann per Boot über die Khlongs (Flüsse) bis zur Innenstadt durchzuschlagen. Das war auch recht billig (11 Baht der Bus, 18 Baht das erste Boot, 10 Baht das zweite, macht zusammen etwa 90 Cent). Da wir aber erst recht spät losgefahren sind und die gesamte Fahrt etwa2 Stunden dauerte, war es auch schon dunkel, als wir am Democracy Monument ankamen. So wirklich nach Innenstadt sah das aber nicht aus. Wir sahen uns um: kaum Hochhäuser, nur Autos, viele Leute, kein Fluss, kein großer Platz … nichts, was einem Stadtzentrum ähneln könnte. Dann haben wir den Chao Phraya, den Hauptfluss Bangkoks, gefunden. Dort lebten Leute auf unterstem Niveau. Einer hat nicht mal das Wort „English“ verstanden, andere putzten sich in einem der wohl dreckigsten Flüsse der Welt die Zähne und wieder andere saßen einfach nur am Steg und bettelten um Geld. Von Einheimischen erfuhren wir, dass wir uns eigentlich im Norden Bangkoks befänden und dass wir es wohl bis zum Zentrum nicht mehr schaffen würden. Also stiegen wir in ein Taxi, fragten freundlich, ob er uns zur „Lamkhamhaeng looi hog sib sii“ (so spricht man unsere Straße aus) fahren könnte, und knapp 1,5 Stunden später waren wir dann auch da.
Einen Tag später sind wir mit Tobias, Laura und Joelle, die alle in der 12. Klasse der DsSB sind, auf die Khaosan, die Partymeile in Bangkok schlechthin, gefahren, haben uns einen Cocktail genehmigt und sind dann in einen Club, der recht europäisch geprägt war. Die Musik war teilweise super, teilweise eher gewöhnungsbedürftig, aber vor den Thailänderinnen musste man sich echt in Acht nehmen. 😉
Da wir an diesem Abend die drei Schüler recht gut kennen gelernt hatten, trafen wir immerhin Tobi am nächsten Tag wieder. Dann ging es nämlich ins Siam Center, wo gerade ein Tanzwettbewerb oder so stattfand. Das war teils recht amüsant, aber auch anstrengend, denn wir konnten aus dem Siam erst wieder heraus, als es aufhörte zu regnen. Die Hinfahrt war für mich schon katastrophal, denn das Taxi war an meiner Seite undicht. Ich wurde also während der Fahrt schon nass! Im Siam Paragon, einem der größten Shopping-Center Asiens, holte ich mir dann endlich meine neue SIM-Karte, mit der für nur 1 Baht (2 Cent) pro Minute ins deutsche Festnetz telefonieren kann! Danach liefen wir noch bisschen die Rama I Road herunter, über den Skywalk zum Sky Train (auch als BTS bekannt) und fuhren zum Erawan-Schrein. Den ersten Teil des Abends verbrachten wir im Chit Lom Food Court, einem Restaurant, in dem es wohl jedes asiatische Gericht zum Aussuchen gab, und den zweiten Teil widmeten wir der Soi Sukhumvit 3, einem Araber-Viertel inklusive Shisha-Bar. Dort testete ich natürlich auch gleich mein Arabisch; jedenfalls bekam ich, was ich bestellt hatte, aber die Aussprache war wohl nicht so schön, wie die Bedienung es gerne gehabt hatte. Dann fuhr uns Tobi mit seinem Auto sogar wieder nach Hause! Mira verbrachte stattdessen den Abend bei Leuten, die sie über Couchsurfing kennen gelernt hatte.
Heute waren Philipp, Liss und ich schon früh morgens am Flughafen, um die von einer Thailänderin mitgebrachte Kreditkarte für Liss abzuholen, und dann ließen wir uns zum Chatuchak chauffieren. Diesen Markt, der nur samstags und sonntags steht, muss man gesehen haben! Er ist nicht nur Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt, sondern wohl auch der größte Markt seiner Art. Es gibt dort echt alles, auch absoluten Müll! Für Thais ist er wahrscheinlich nicht sehr billig, aber für Europäer und Amerikaner ein Schnäppchen-Markt. Es war heute nur leider so extrem heiß, dass das Shopping keinen großen Spaß bereitete. Am Nachmittag habe ich mich dann wieder auf gut Glück mit Philipp in einen Bus gesetzt, 8 Baht (16 Cent) gezahlt und einfach mal losgefahren, mal sehen, wo wir landen würden. Und tatsächlich brachte uns der Bus an einen Carrefour! Das ist einfach ein Paradies für uns, da wir hier wirklich alles kriegen, was wir brauchen.
In der Zwischenzeit habe ich mich auch richtig gut hier im Apartment eingerichtet: Für umgerechnet wohl weniger als 100 Euro kann ich hier nun ein Bügeleisen mit Bügelbrett, ein Wasserkocher, eine Nachttischlampe, ein vollgestopfter Kühlschrank mit recht westlicher Nahrung (er war beim Einzug leer), eine quer durchs Zimmer gespannte Wäscheleine und Geschirr mit ausreichend Besteck mein Eigen nennen. Das ist hier alles aber nicht nur spottbillig, sondern der Service in den Kaufhäusern ist erste Sahne: An jeder Ecke stehen etwa fünf Mitarbeiter; kommt man vorbei, bieten sie einem gleich ihre Hilfe an. Wenn man dann fragt, ob sie Englisch sprächen, holen sie gleich drei weitere Mitarbeiter heran, die wenigstens einen englischen Satz bilden können. Und hat man dann seinen Wunschgegenstand gefunden, wird er zunächst getestet (Bügeleisen z.B.), es wird ein Taxi gerufen (für einen Tisch z.B.) und es wird natürlich auch ein „delivery service“ innerhalb von 3 Tagen angeboten. Solch Personal ist in Deutschland leider ausgestorben. 🙁
Diese übertriebene Höflichkeit der Thais kann aber auch manchmal nerven: Bestellt man im Restaurant ein Glas „Gook“ (Coke), so bringen immer mindestens zwei Kellner ein Glas voller Eiswürfel und eine Cola-Flasche. Ein Teil der Flasche wird eingegossen, der Rest bleibt auf dem Tisch stehen. Hat man das Glas zu etwa 1/5 geleert, gibt es Nachschlag: Ein Kellner kommt, nimmt die Flasche, gießt das Glas wieder voll und legt noch zwei Eiswürfel drauf. Manchmal kommen sie einfach nur an und machen nichts weiter, als einen einzigen Eiswürfel ins Glas zu schmeißen! Das ist dann echt nervig. Mein bisher tollstes Restaurant-Erlebnis hatte ich am Donnerstag mit Philipp: Wir sind einfach in ein Thai-Restaurant gegangen und wollten etwas auf Englisch bestellen. Aber das Personal konnte weder Englisch noch konnten wir Thai. Eine Bedienung konnte zwei Wörter auf English: „fish“ und „rice“. Dann haben wir einfach „khaap“ (ja) gesagt und wir bekamen das wohl leckerste Thai-Essen überhaupt! Übrigens: Wir konnten auch nichts anderes bestellen, weil die komplette Karte in Thai-Schrift war. Selbst wenn ich es hätte lesen können, hätte ich noch nicht gewusst, was es ist. Aber so macht Essen auch Spaß!
Und jetzt kommen noch zwei Kuriositäten:
- Am Mittwochnachmittag haben wir einen etwa 40 Zentimeter langen Waran über die Hauptstraße laufen sehen. Mittlerweile habe ich in Erfahrung bringen können, dass die Menschen hier zwar keine Angst vor den Tieren haben, aber dass sie einen Hausbesuch fürchten, weil das angeblich Unglück bringe. Nachts könnte man angeblich ein paar hundert Meter vom Apartment entfernt meterlange solcher Tiere sehen!
- Was macht man am Freitagabend, wenn man nasse Wäsche, eine Verabredung und keine Zeit hat? Genau, man kombiniert alles miteinander: Die nasse Wäsche habe ich mühselig mit meiner mitgebrachten Wäscheleine quer durchs Zimmer gespannt, die Verabredung war ein Essen beim Italiener mit Mira, Liss und Philipp … und Zeit hatte ich eigentlich keine. Ich zog also beim Herausgehen aus meinem Zimmer die Tür zu und merkte schon, oh je, das könnte Konsequenzen haben! Denn ich hatte die Wäscheleine vom Türriegel zum gegenüberliegenden Fenster gespannt. Die schwere Wäsche darauf klappte den Riegel um und ich hatte mich ausgesperrt! So konnte ich nicht mehr hinein, da half kein Drücken, Schieben und kein Zerren, die Tür blieb verriegelt. Ich bat den Meister und seinen Angestellten des Hauses um Hilfe … und als die den „Schaden“ sahen, fingen sie nur laut an zu lachen. Ich musste mehrmals erklären, wie dämlich ich die Wäsche aufgehängt hatte! In der Zwischenzeit kamen auch die anderen drei an meine Zimmertür und konnten sich vor Lachen nicht mehr halten. „Wir kann man nur …?“ Schließlich half nach mehreren vergeblichen Versuchen nur noch ein Schnitt durch die Wäscheleine mit einem 4 Meter langen Säbel über den Nachbarbalkon durch mein Fenster hindurch. Irgendwann ging dann auch die Tür wieder auf und ich sagte tausendmal „khor tood khaap“ (Entschuldigung) und „khoob khun khaap“ (vielen Dank). Die beiden lachten aber nur und meinten, es sei nicht so schlimm. Irgendwie wollte ich mich schon revanchieren, aber das hebe ich mir für den Abschied auf.
So … jetzt habe ich wieder viel geschrieben. Und ich habe es tatsächlich geschafft, diesen Artikel in weniger als 2 Stunden fertigzustellen. In ein paar Stunden ist wieder Schule und ich werde müde sein!
Bis demnächst!
Hallo Daniel!
Das hier schon gelesen?:
http://www.lr-online.de/regionen/Elsterwerda-Daniel-Krausse-betreut-in-Thailand-ein-Jahr-lang-Grundschulkinder;art1059,2690198,0
LG auch an die Anderen nach Bangkok!
Philipp
Hallo Daniel… habe grade mit Spannung deinen Blog durchgesehen. Freu mich, dass es dir in Thailand gefällt und ziehe nach wie vor den Hut vor deiner Entscheidung zu diesem Jahr. Werde wohl noch öfter vorbei schauen und sehen, was du so treibst.
Gaaaaaaaaaaaaanz liebe Grüße aus Germany!