Die letzten Tage des Seminars

10 09 2009

Auch wenn ich schon wieder zu Hause auf meinem Bett sitze und langsam der Alltagstrott einkehrt, den ich vielleicht in Bangkok vermissen werde, erinnere ich mich dem Blog zuliebe noch einmal an die letzten Tage des Seminars und fasse mich dieses Mal etwas kürzer:

Der 7. Tag begann in unserer Reflexionsgruppe mit dem Thema „Konfliktmanagement“. Wir bereiteten in kleinen Gruppen ein kurzes Schauspiel vor, um jeweils einen möglichen Konflikt im Gastland darzustellen. Das hat natürlich wieder für Amüsement gesorgt, sodass wir schon gut auf den Tag vorbereitet wurden.

Es ging nach dem Mittagessen nämlich mit einem „Sex-Experiment“ in den jeweiligen Regionengruppen weiter, weil uns eventuell auch dieses Thema in den Einsatzländern begegnen könnte. Jeder bekam einen Becher mit milchiger Flüssigkeit, die man je nach Aufgabe mit den anderen mischen sollte. Meine Aufgabe war „Du prostituierst dich“ … Na toll! Dementsprechend fiel der Gesundheitscheck am Ende dieses Experiments auch nicht so sehr positiv aus: Ich war infiziert, denn ich habe wohl mit einem anderen infizierten Becher verkehrt. 😀

Den restlichen Tag bis zu unserer abendlichen Reflexionsgruppe verbrachten wir in den jeweiligen Reflexionsgruppen und diskutierten nach Geschlechtern getrennt vor allem das Thema „Liebe, Sex und so …“

Der Abend ist, soweit ich mich erinnere, nicht besonders erwähnenswert.

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Da ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wie ca. 60% aller Freiwilligen an eine Schule gehe, war der komplette 8. Tag des Seminars dem Thema „Lehrer“ gewidmet. Ich habe viel der Trainerin Martina mitnehmen können; es war übrigens auch der erste Workshop, bei dem ich etwas mitgeschrieben habe. Martina baute immer wieder Spielchen ein, mit denen man kleine Kinder motivieren und ablenken kann, aber auch wir konnten viele Spiele vorführen und erklären, damit die anderen davon profitieren. Der ganze Tag hat sich echt gelohnt, und das wurde noch von einer Theatervorführung, einer Bundestagswahlsimulation und einem Massenfoto unterstützt.

Unsere letzte abendliche Reflexionsgruppe stand an und man merkte irgendwie, dass die Stimmung leicht in den Keller gerutscht war, denn zum einen wollten wir endlich alle ausreisen, zum anderen wusste wir aber auch, dass wir nach dem Seminar einige Leute, die man wirklich ins Herz geschlossen hatte, vermutlich nie wiedersehen würde. Zwar werde ich versuchen, zu vielen E-Mail-Kontakt zu halten, aber das wird wohl nicht in jedem Fall klappen. Deswegen freue ich mich auch schon auf das Nachbereitungsseminar in einem Jahr, wo ich zumindest die Hälfte wiedersehen kann.

Mittlerweile saßen wir auch immer als geschlossene Reflexionsgruppe beim Abendbrot und konnten noch einmal ganz ungezwungen über dieses und jenes reden.

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Der 9. Tag war DER Tag überhaupt, denn endlich merkten wir, was wir wirklich für Deutschland sind und wie wir vom Auswärtigen Amt gesehen werden. Die Busfahrt ins Auswärtige Amt in Berlin war dieses Mal nicht so stickig wie beim letzten Berlin-Trip, aber dafür mussten wir umso länger vor einem Seiteneingang des Amtes warten. Schließlich wurden wir hineingelassen und in den Europasaal geführt. Die ersten drei Stuhlreihen waren für die Botschafter reserviert, was uns schon sehr neugierig machte. Nach einem kurzen Film über und mit Herrn Steinmeier, der sich leider den ganzen Tag über nicht blicken ließ, mehreren Reden von Offiziellen und dem Staatsminister Erler sowie einer offenen Fragerunde wurden wir in den Protokollhof geführt, wo wir entsprechend einer einstudierten Choreographie im Fokus zahlreicher Fotographen, Journalisten und zwei Fernsehteams (eines davon war sogar die ARD!) standen. Ich fühlte mich richtig berühmt und elitär. 🙂

Anschließend wurden wir im Vorzimmer von unseren Botschaftern empfangen. Es waren nicht für alle Länder welche gekommen, aber dass der thailändische Botschafter nicht nur anwesend, sondern auch überaus freundlich war, freute mich umso mehr. Ständig schwärmte er von seinem Land, empfahl uns dieses und jenes und meinte auch, wir müssten unbedingt mal Laos besuchen. Na, wäre doch gelacht, wenn ich mir das entgehen lassen würde! Ich empfand es auch als einen Vorteil, dass der Botschafter kein Deutsch konnte, so musste ich zwangsläufig mein Englisch üben. 😉

Leider blieben die Botschafter nur etwa eine Viertelstunde, dann ging es auch schon zurück zum Werbellinsee. Den frühen Abend nutzen etwa 50 Freiwillige, darunter auch ich, für ein letztes Bad im kühlen Nass. Es war schön, noch einmal in so einer Gemeinschaft zu sein. Danach marschierten wir in kleinen Grüppchen zum anderen Teil des Sees, wo es Würstchen und Steaks vom Grill gab. Am Lagerfeuer konnte man noch einmal intensiver mit bestimmten Leuten reden und man lernte wieder einmal ein paar neue kennen. Schließlich wurde das Theater noch einmal aufgeführt und auch ein kleines Musical, den Trainern wurde gedankt und es gab eigentlich auch genügend Bier. So war dies wohl einer der schönsten Abende, wenngleich auch der letzte, des Seminars.

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Unglaublich, aber wahr: Der letzte Tag meines Vorbereitungsseminars! Den Morgen widmete ich dem Packen meiner Sachen, dafür hatte ich dann eine gute Stunde Zeit, meinen Schlaf nachzuholen, während die anderen erst nach dem Frühstück packten. Nun blieb als letzter „Workshop“ nur noch das lang ersehnte und gefürchtete Abschiedsritual; dabei war es ganz leicht. Es gab lediglich drei kurze Vertrauensspielchen, danach mussten wir uns aber auch schon verabschieden.

Da ich mit dem Auto angereist war, musste ich als einer der wenigen nicht mit dem stickigen Shuttle-Bus zum Berliner Hauptbahnhof zurückfahren. Dafür konnte ich alle in Ruhe verabschieden. Und nach etwa 100maligem „Viel Spaß,  viele neue Erfahrungen und pass auf dich auf“ und 50 Umarmungen stieg ich mit Katharina und Alice, die ich nach Berlin brachte, in mein Auto und genoss die Heimfahrt unter Vofreude, aber auch unter viel Sehnsucht nach den vielen neu gewonnenen Freunden … 🙁








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