Auch heute fasse ich wieder zwei Tage vom Seminar zusammen, den 5. und 6. Damit ist dann auch schon über die Hälfte der wunderbaren, wohl unvergesslichen Seminarzeit verstrichen. Aber das große Abenteuer kommt ja erst noch …
Der 5. Tag begann in den gewohnten für den Nachmittag festgelegten Reflexionsgruppen, aber dieses Mal mit einem konkreten Programm: Anti-Bias. Was das heißt? Also, „bias“ kommt aus dem Englischen und bedeutet so etwas wie „Vorurteil“. In dem Programm sollte es also darum gehen, verschiedene Vorurteile von Ausländern über Deutsche, aber auch andersherum zu besprechen und zu analysieren. Unser Trainer Timo konnte das wieder sehr gut in ein interessantes Gruppengespräch verpacken. Am Anfang bekamen eine sehr spannende und empfehlenswerte Geschichte von einer meiner Gruppenmitglieder zum Thema vorgelesen. Wer sie auch mal lesen möchte, findet sie hier (PDF, 1,2 MB) ab Seite 13.
Der Nachmittag war mit zwei selbst zu wählenden Workshops vollgepackt. Zuerst besuchte ich „Grenzüberschreitungen – wo liegen die Grenzen der Anpassung?“, was mir sehr gut gefiel. Man lernte, wie weit man in seiner Anpassung gehen kann, wo die absolute Persönlichkeitsgrenze oder manchmal einfach nur die Bequemlichkeitsgrenze bei einem selbst liegt. Danach kam der Workshop „Geschlechterverhältnisse: weiblich – männlich – menschlich“, der mir irgendwie überhaupt nicht zusagte. Mir kam es eher wie eine Philosophiestunde oder Therapie vor, in der über eventuelle Transvestiten, die als drittes Geschlecht akzeptiert werden sollten, diskutiert wurde.
Nach der Reflexionsgruppe und dem Abendbrot ging mein Weg dann gen Berlin. Ein anderer Freiwilliger und ich waren Fahrer und so zogen wir zu zehnt durch Berliner Straßen, Clubs und die Szene, tanzten und feierten bis in die frühen Morgenstunden und kamen dann völlig übermüdet (aber noch so fit, dass ich zumindest Auto fahren konnte) wieder an der EJB an. Nach gut einer Stunde Schlaf ging auch das Programm von kulturweit wieder weiter.
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Wenig Schlaf und eine lange, laute und nicht ganz stressfreie Nacht konnten mich nicht gerade für die ab 9.00 Uhr anstehende Welthandelssimulation, die von Trainer Timo an das kulturweit-Team herangetragen worden war, motivieren, aber dennoch fand ich sehr viel Gefallen an dem Spiel. Für alle, die sich für das Spiel interessieren, biete ich wieder an, sich einfach bei mir zu melden. 😉 Im Groben geht es aber darum, den echten Welthandel zwischen der westlichen und der Dritten Welt in kleinen Gruppen zu simulieren. Die „Spieler“ werden in UNO-Mitglieder, Bankiers, Spekulanten, yellow press, serious press und Länderabgeordnete eingeteilt. Ich kam zufälligerweise zum Land Togo und durfte dafür Businessman sein. Es gab für unser Land auch einen Diplomaten. Nur Businessmen und Diplomaten dürfen während des Spiels, welches auf zwei Etagen ausgetragen wurde, von ihrem Platz aufstehen und mit der Bank bzw. den anderen Ländern verhandeln. Im Endeffekt waren wir zwar mit knapp 6000 Euro Schulden noch keine Weltmacht, aber immerhin das bestsituierte Dritte-Welt-Land im Spiel – dank unserer wirtschaftlichen Raffinesse! 😉
Leider war das Spiel schon nach anderthalb Stunden zu Ende, ich hätte gerne länger gewirtschaftet, gerade weil wir erst mit der Zeit in das Spiel hereinkamen und langsam begriffen, worum es ging. Die anschließende Auswertung fand ich persönlich extrem lang … und da ergriff mich dann auch der Schlaf, sodass ich kurze Zeit sicher auch einmal einnickte. Nach dem Mittagessen durften wir mit unserer freien Zeit bis 16.00 Uhr anfangen, was wir wollten. Das nutzten natürlich ich und meine Berlin-Kompagnons für einen ausreichenden Mittagschlaf.
Danach ging es wieder in einen Workshop: „Soziale Bewegungen weltweit“. Das war zwar jetzt nicht so das Thema, in das ich mich einbringen konnte, aber das Programm war trotzdem gut: Wir diskutierten über Entwicklungshilfe, Biopiraterie und den alternativen Nobelpreis. Leider kamen aber keine richtigen Diskussionen zustande, weil die Zeit nur sehr begrenzt war. In diese nur sehr knappe Zeit wurde auch noch ein Film über gekappte Stromanschlüsse in Südafrika und die Selbsthilfe dieser Bürger gepackt, der auch nicht ausreichend erörtert werden konnte.
Am späten Nachmittag wurde wieder reflektiert, Timo erklärt uns das Spiel „Big Buddy“, aber das gefiel mir nicht so, weil ich kein Rhythmus-Gefühl habe. Es kommt aber dabei sehr wohl auf den Rhythmus an, sonst rufen die anderen nämlich „Oh, shit!“ Bei Interesse an dem Spiel einfach wieder melden. 🙂
Den Abend lasse ich dieses Mal etwas gelassener ausklingen, so wie es zumindest bisher geplant ist. Vielleicht wieder am See oder mit ein paar Freunden, so wie ich einige hier mittlerweile schon nennen kann …