Sawatdii khrap, phuu aan thii rak (สวัสดีครับ ผู้อ่านที่รัก)
oder einfach: „Hallo, meine lieben Leser!“
Nun wird es langsam ernst und ich muss nun alles für die große Reise vorbereiten, zusammenpacken und fertig planen. Dazu gehört natürlich auch das Lernen des Thai. Ich werde einfach mal kurz darüber berichten, damit sich jeder vorstellen kann, wie es ist, sich so eine vollkommen andere Sprache anzueignen. Auch im Laufe des Jahres werde ich immer wieder über meine Fortschritte berichten:
Allgemeine Infos:
Deutsch ist als germanische Sprache dem indogermanischen Sprachzweig zugeordnet. Englisch ebenfalls. Französisch ist eine romanische Sprache, gehört aber auch zum indogermanischen Zweig. Russisch als slawische Sprache gehört auch dazu. Damit sind fast alle europäischen Sprachen miteinander verwandt, auch wenn man es heute kaum noch merkt. Man stellt dies erst an ausgewählten Wörtern fest (z.B. dt. neu, engl. new, frz. nouveau, russ. новый/novyj).
Ganz anders verhält es sich bei den asiatischen Sprachen, vor allem mit Thai, denn es ist eine Tai-Kadai-Sprache. Zu dieser Gruppe gehört als größere Sprache nur noch das Laotische (in Laos gesprochen), ansonsten lediglich Dialekte oder kleinere Sprachen in chinesischen und anderen südostasiatischen Provinzen. Das macht das Ableiten eines Wortes aus einer Sprachen unmöglich, wie man es vor allem aus dem Englischunterricht kennt.
Das Schwierige am Thai:
Im Prinzip ist Thai eine lernbare, aber anspruchsvolle Sprache. Neben der Isoliertheit als Tai-Kadai-Sprache stellen vor allem die für Europäer ungewöhnlichen Tonhöhen und Laute eine Schwierigkeit dar. Zudem ist die gekringelte, ornamentale Schrift mit ihren anfangs undurchschaubaren Regeln eine schwer zu überwindende Hürde. Am Erlernen der Thai-Schrift kommt man jedoch nicht vorbei, da es keine standardisierte Umschrift in die lateinische Schrift gibt. Das macht das Lesen von Straßennamen umso schwieriger, da jeder Stadtplan eine andere Möglichkeit der Transkription (Umschrift) verwendet. 😮
Es gibt fünf verschiedene Tonhöhen (mittel, hoch, tief, steigend, fallend), die die Bedeutung des Wortes beeinflussen. Ein falscher Ton bedeutet ein anderes Wort. Das ist wirklich anspruchsvoll! Zudem kann der Laut th (also behauchtes t wie in Ton) durch sechs (!) verschiedene thailändische Buchstaben wiedergegeben werden. Für den Laut t (unbehauchtes t wie in Strand) gibt es auch noch einmal zwei verschiedene Buchstaben. Aber das war es noch nicht: Es gibt noch einmal zusätzlich neun verschiedene Buchstaben, die am Wortende wie t in Strand ausgesprochen werden! Ähnliches passiert auch mit k bzw. kh! Darüber hinaus muss man sich durch 21 Vokale kämpfen, im Deutschen gibt es nur 8.
Ihr seht, die Laute und die Tonhöhen sind schon eine Herausforderung, aber ich nehme ja gerne Herausforderungen an. 😉
Das Leichte am Thai:
Wie auch das Chinesische hat Thai eine spielend leichte Grammatik vorzuweisen. Jeder, der beginnt, diese Sprache zu lernen, lacht sich über die Grammatik kaputt: Es gibt keinen Plural, keine Konjugation der Verben, keine Zeiten, keine Fälle und eine sehr leichte Satzstruktur. Ein typischer Anfängersatz lautet khau tschoop düüm nam som (เขาชอบดื่มน้ำส้ม), zu Deutsch Er trinkt gerne Orangensaft, wörtlich übersetzt heißt es aber: er/sie gerne trinken Wasser Orange. Ihr seht, die Grammatik ist also sehr leicht. Man kann auch mittels eines kleinen Wörtchens ein Substantiv zum Verb machen, ein Adjektiv zum Substantiv usw.
Das einzig Schwierige an der thailändischen Grammatik sind die Pronomina. Allein für das Pronomen „ich“ muss man zwischen männlichem und weiblichem Sprecher, der Sprachebene (sehr höflich, höflich, normal, Slang) und der Verwendung (gesprochen, Schriftsprache) unterscheiden. So ergibt sich nach meinem bisherigen Wissensstand für das Wort ich die Möglichkeit von 16 Übersetzungen! Seht selbst: phom, tschan, ditschan, guu, khaapadschaau, khaa, nuu, rau, graphom, gramoom, glaugraphom, pii, nong, loong, aattamaa und der eigene Name, den Thais oft statt der 1. Person verwenden. Das Gleiche könnte man auch für die 2. Person (du) machen, das spare ich mir jetzt aber. Trotzdem denke ich, dass diese Pronomina recht leicht zu lernen sind.
Bücher:
Zum Lernen des Thai verwende ich momentan folgende Bücher:
Grundkurs Thailändisch, Dr. Sandro Giovanoli, Nai Suk’s Editions, 1998, ISBN: 974-210-294-5
Das Deutsch-Thai Wörterbuch, Michael Veuskens, VVB Laufersweiler Verlag, 2005, ISBN: 974-85789-1-7
Sprachführer Thai, Langenscheidt, 2005, ISBN: 978-3-468-22354-9
Ich halte euch alle auf dem Laufenden, was meine Sprachkünste in Thai anbelangt. 🙂
Hi Timon,
danke für deinen Kommentar. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, um nichts Falsches zu sagen, aber ich versuch’s mal und korrigiere es später, falls es falsch war. 😉
Das mit dem Plural kann nur durch Zahlen und dementsprechende Klassifikatoren geklärt werden, z.B. „5 Kinder sind in Schweden“ hieße „luuk haa khon juu (thii) pratheet sawiiden“ (wörtlich: Kinder fünf Mensch sein [in] Land schwedisch). Für deinen Satz würde man einfach „khon“ als Übersetzung für „eine Gruppe von Menschen“ verwenden, soweit ich weiß.
Das mit den Zeiten ist nicht so absolut zu sehen. Es gibt schon Zeiten in Form von kleinen Partikeln, aber eben keine Veränderung des Verbs, so wie wir es aus den europäischen Sprachen kennen. Man unterscheidet (jetzt muss ich im Lehrbuch nachsehen):
gerade jetzt (gamlang)
nun (khana nii/diau nii/toon nii)
heutzutage (patdschuban)
immer wenn (toon thii/weelaa/khana thii)
Zukunft mit Zeitangabe(dscha)
jetzt gleich (diau dscha)
in + Zeitangabe, z.B. in 5 Minuten (iik)
soeben (phöng/müagii)
vor + Zeitangabe (goon/müa)
früher (müa goon)
als (toon thii/müa)
Das entspricht also im Prinzip unseren Zeitadverbien. Dein Satz „Eine Gruppe von Menschen war vor 100 Jahren in Schweden“ würde dann, nach meinem bisherigen Wissensstand, auf Thai „nüng rooi pii goon khon juu (thii) sawiiden“ (wörtlich: eins hundert Jahr vor Mensch sein [in] Land schwedisch).
Die Grammatik zu gebrauchen ist wohl recht leicht, aber ich denke, dass es dann mit dem Verständnis umso schwerer wird. 😉
Ich werde sehen, wann ich wieder mal einen Eintrag zum Thai verfasse.
Oy vey!
Das man allein durch Stimmhöhe eine total andere Bedeutung erreichen kann, war mir bewusst, nicht aber, dass dafür die Grammatik so einfach ist 🙂
Rein aus Neugier: Es gibt keinen Plural und keine Zeiten etc. Werden diese Sachen dann durch Signalwörter ausgedrückt? Also zum Beispiel: Sie (=Plural) „vor hundert Jahren“ (=Vergangenheit) sein in Schweden. Oder so ähnlich. Soll heißen: Eine Gruppe von Menschen war vor 100 Jahren in Schweden.
Schöner Eintrag, mehr davon bitte 😉