„Und was machst du dort eigentlich?“
Diese Frage durfte ich wohl schon duzende Male beantworten, entweder für locals oder meinen Verwandten zu Hause. Hier in Uruguay ist das Konzept eines Freiwilligen Sozialen Jahres nicht geläufig und für junge Uruguayos ein sehr ungewöhnlicher Weg, weil es hier auch keine dementsprechenden Institutionen gibt (von denen ich gehört habe), die eine solches Format anbieten. Man geht entweder direkt arbeiten oder in die Ausbildung und Universität.
Darum probiere ich dann zu erklären, dass ich ein Voluntariado (Freiwilligendienst) mache, aber selber noch nicht studiert habe. Wer bezahlt mich und was genau tue ich denn ausgerechnet hier, in der ländlichen Stadt Rocha? Zumindest gibt das immer genug Gesprächsstoff für den Anfang. Die lange und ausführliche Antwort ist die folgende:
Ich arbeite mit einer Mitfreiwilligen von kulturweit zusammen für die Organisation PROBIDES. Bei PROBIDES handelt es sich um eine Art aus Regierungsinstitution verbunden mit dem Umweltministerium und der Universidad de la República. Sie agieren teilweise stellvertretend als Sprecher für das UNESCO Biosphärenreservat Bañados del Este, was große Teile der Ostküste des Landes bis in den Norden nach Brasilien abdeckt.
Früher wurde hier in einem recht großem Team Forschung und Bildungsarbeit betrieben, heute ist das Team deutlich kleiner (9-10 Mitarbeiter inkl. Parkranger) und Sie sind verantwortlich für zwei Naturschutzgebiete. Das ist zum einen „Potrerillo de Santa Teresa“, ein Stück Land bei der Laguna Negra, die erst vor ein paar Wochen zum Nationalpark deklariert wurde. Und San Miguel, ein weiterer Nationalpark bei der Grenzstadt Chuy, im Nordosten des Landes. Wenn man auf einen Berg hochgeht, kann nach Brasilien und zur Laguna Merín schauen.
Zusätzlich bietet PROBIDES Bildungsexkursionen für Schüler’innen des líceos (Quinto de Biologico, Wissenschaftliches Profil ab ca. 16 Jahren) an, wo die Schülergruppen mit Dozenten und Wissenschaftlern einen Tag in den Naturschutzgebieten verbringen und Praktika über ausgewählte Themen wie Biodiversität der Vögel oder der Feuchtgebiete durchführen.
Meine Rolle als FSJ-ler ist es dabei oft Fotos zu machen. Diese zu archivieren und für Social Media, hauptsächlich Instagram, von den Aktivitäten zu berichten.
Außerhalb des „Schulsaison“ im September – November, sind wir oft mit einem Mitarbeiter zu den beiden Naturschutzgebieten gefahren, um dort den Parkrangern bei der Arbeit auszuhelfen und die Gegend kennenzulernen. Zusätzlich probiert unsere Chefin, die aktuelle Direktorin von PROBIDES, auch oft längere Ausflüge für uns Freiwillige zu organisieren, in denen wir für mehrere Tage bis zu einer Woche zu anderen Naturschutzgebieten wie Cabo Polonio, die Laguna Garzón oder die Isla del Padre fahren und dort den Parkrangern (guardparques) helfen. Das sind meist die Highlights, jedoch zur Zeit relativ selten, da die Regierung in Uruguay gerade wechselt und dadurch leider alles ein wenig verzögert wird.
Zuletzt verbringen wir aber auch ziemlich viel Zeit im Büro in Rocha, was seine Vor- und Nachteile hat, worüber ich noch einen separaten Artikel machen werde.
Bisher konnte ich durch die Arbeit bei PROBIDES unglaublich viel über den Naturschutz und die Biodiversität der Küste lernen, wie auch über das Zusammenspiel mit der Landwirtschaft und Tourismus.