Die Post ist da!

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Eigentlich wollte ich mich schon viel früher bei euch bedanken. Für die lieben Glückwünsche. Und, naja, eben für die Post. Ich dachte mir nur, ich warte bis sie halt auch wirklich da ist.

Das Ding mit der Post hier ist echt ein bisschen merkwürdig. Es gibt nicht mal Briefkästen  – die Rechnungen werden einfach an den Türrahmen geklemmt.  Dies sind meine bisherigen, zeitraubenden Erfahrungen:

Zustellungsversuch, der Erste: Die Jagd auf mein erstes heiß ersehntes Paket beginnt mit einem auf Georgisch bekritzelten Zettel, den ich in unserer Wohnung vorfinde und von einer Kollegin übersetzen lasse. Bei der zugewiesenen Poststelle bin ich leider eine halbe Stunde zu spät. Supermärkte, Restaurants und Co. – fast alles hier hat, selbst sonntags, 24 Stunden am Tag offen, aber die Post schließt natürlich schon um 17 Uhr… Ein paar Tage später komme ich nach einer langen Fahrt bis ans andere Ende der Stadt dann doch noch an mein Paket.

Zustellungsversuch, der Zweite: Beim zweiten Mal bekomme ich nicht mal mehr einen Zettel. Als ich die Hoffung schon längst aufgegeben habe, klingelt mein Handy: Eine SMS von der Post. Wo habt ihr denn bitte meine Nummer her?! Später erfahre ich, dass beim Kauf einer SIM-Karte eine Registrierung erfolgt. Deshalb musste ich damals nochmal zurück und meinen Reisepass holen….

Zustellungsversuch, der Dritte: Diesmal per Einschreiben. Gespannt verfolge ich den Weg des Pakets im Internet. Vier Tage vor meinem Geburtstag kommt es in Tbilissi an. Wer hätte das gedacht…Doch: Zu früh gefreut. Weitere zwei Wochen gammelt das Paket in einer der Poststellen herum. Immerhin! Irgendwann werde ich unruhig und kontaktiere – wie sonst auch immer – die Post per Mail. Diesmal bekam ich nämlich weder eine SMS noch einen Zettel. Mir wird geantwortet, ich könne das Paket abholen. Gut zu wissen. Zuversichtlich betrete ich mit der Paketverfolgungsnummer in der Hand die genannte Poststelle. Die Frau hinter dem Tresen tippt die Nummer in ihren Computer ein. Dann meint sie doch allen Ernstes zu mir, dass mein Paket nicht bei ihnen sei. Trotzdem die Post mir schon fünf Mal zu erklären versucht hat, dass sie ohne Verfolgungsnummer den Standort meiner Pakete nicht nachprüfen könne, nenne ich der Frau meine Adresse. Und schaue da. Es klappt. Die Post ist wohl doch in ihrer Filiale. Ich bekomme endlich mein Geburtstagspäckchen ausgehändigt!

Zustellungsversuch, der Vierte: Hoffnungslos frage ich die Frau hinter dem Tresen auch, ob zufälligerweise ein anderes Paket ohne Verfolgungsnummer für mich hinterlegt sei. Nein, aber sie könne das ja anhand der Adresse prüfen. Ich bin erstaunt: Zwei Pakete für mich liegen in zwei unterschiedlichen Poststellen Tbilissis. Sie verspricht mir, dass die Pakete zu mir nach Hause geliefert werden. Da bin ich ja mal gespannt….

Nun gut, so viel dazu. Ich habe, soweit ich mich erinnern kann, seit Ewigkeiten keinen Geburtstag mehr in einem anderen Land verbracht. Und ohne die Gummibärchen-Lichterkette. Und lange nicht so peinlich. Spaß hatte ich trotzdem, und zwar mehr als genug.

Melle hat mich mit ihren Pfannekuchen und einem Banane-Walnuss-Nutella-Kuchen verwöhnt, meine Mitbewohner haben mir eine wunderbare Nachttischlampe geschenkt und von meinen Kolleginnen habe ich Blumen bekommen und… ja, jetzt kommen wir zum peinlichen, aber mindestens genau so rührenden Teil der Geschichte.

Anlässlich meines Geburtstages sind sie nämlich mit mir in ein richtiges georgisches Restaurant mit Live-Musik gegangen. Aufgetischt wurde alles was das Herz begehrt, getanzt wurde reichlich und getrunken auch. Nino hat nämlich das Ergebnis der herbstlichen Weinernte aus Kachetien mitgebracht.

Einige Stunden später wurde das Licht im Restaurant ausgeschaltet. Die Band hat mir ein Geburtstagsständchen gesungen und ein Kellner hat eine spektakuläre Geburtstagstorte zu unserem Tisch getragen. Eine dermaßen süße Torte gab es zuletzt an meinem vierten Geburtstag in der Dominikanischen Republik. Das hatte Déjà-vu-Potenzial.

Und dann haben die gesamten Restaurantbesucher auf mich getrunken. Nicht, dass ich an diesem Abend schon genug mit warmen Worten überschüttet wurde… Ihr wisst ja, der Tamada beginnt mit einem Trinkspruch und im Anschluss erhebt jeder Anwesende in der Runde nacheinander sein Glas, um Worte zu diesem Thema zu finden.

Später hat der Sänger der Band mir noch ein Lied gewidmet. Gezwungenermaßen musste ich also auf die Tanzfläche. Ehe ich mich versehen konnte, stand auch schon einer der netten Kerle vor mir, der zu georgischer Volksmusik tanzen wollte. In den nächsten zwei Minuten, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit, konnte ich die Lieblingsworte meiner Mitbewohnerin widerlegen: „Shit happens. But not to us.“

Meine Kolleginnen haben sich wenigstens gut amüsiert, während ich die peinlichsten Minuten meines zwanzigsten Lebensjahrs schon über die Bühne bringen durfte. Hoffentlich.

An diesem Abend blieben keine Wünsche offen. Außer vielleicht… ein größerer Magen. Meine WG-Mannschaft hat sich jedenfalls riesig über das übrig gebliebene Essen gefreut, das meine Kolleginnen extra haben für mich einpacken lassen. Reste mitnehmen ist hier leider weniger üblich und so kam es, dass dieser Abend für so ziemlich jeden ein bisschen peinlich war.  (;

Was gibt es sonst so Neues? Die Stadtruinen in Tbilissi werden für eine Straßenerweiterung zugeschüttet, ich war für 5 Lari (ungefähr 2 Euro) beim Frisör, es gibt neue Geldscheine, Melles und mein geplanter Paraglideflug ist am georgischen Organisationstalent gescheitert, mir ist meine erste Hühnersuppe geglückt und wir haben wieder nach Münzen gesucht.

Schnut, schnut, schnut, was geht’s uns wieder gut.

4 Gedanken zu „Die Post ist da!“

  1. Liebe Mara,
    sieht alles spektakulär aus, erinnerte mich vom Schwung, den Darbietungen und den erzwungenen Mitmach-Aktionen – also der beschriebenen „Peinlichkeit“ durchaus an eine orientalische Hochzeit. Hoch-Zeiten kann man im Leben nicht genug haben, denn schwierige Tage bleiben uns ja leider auch nicht erspart.
    Ich freue mich, dass du so beliebt bei allen bist – und irgendwie schon eine richtige Georgierin, wie ich meine.

    Deine Blog-Beiträge sind mir immer eine Freude. Wie schön, dass du so ein interessantes Leben hast.

    Deine Heike

  2. Liebe Mara, ok, ich beginne zu verstehen, dass man mit Einschreiben eigentlich nur noch zu mehr Verwirrung im georgischen Postwesen beitragen kann. Weiterhin viel Erfolg bei der Jagd auf die noch fehlenden Sendungen…..ob`s wohl helfen würde, als Adresse Hauptpost anzugeben? Da weiß man wenigstens schon mal, wo man die Päckchen abholen kann. DDDD
    Wow, Unvergesslicher Geburtstag mit 19 Kerzen und großem Ausgehen.
    ……aber ich habe eigentlich gar nicht verstanden, wo die Peinlichkeit war……ist dies ein Lückentext? Bezug: Lücke in deinem Gedächtnis nach so viel Tamada-Runden? schmunzel
    Liebe Grüße und wieder einmal Danke für deinen amüsanten, lebendigen Blog.
    Martina

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