Vier von sechsundzwanzig

Die Taxifahrer machen sich schon Sorgen um ihr Einkommen, weil kaum Schüler in die Schule kommen. Schuld daran sind die Schweinegrippeviren, die wohl momentan im Umlauf sind. In Georgien wurden deshalb schon 267 Schulen geschlossen, allein in Tbilissi 108.

Die Krankenrate muss über 20 % betragen, damit eine Schule geschlossen wird. Bei uns sind es dafür zwei Prozent zu wenig. 18 % Abwesenheit auf Grund von Krankheiten und gefühlte 81 % Abwesenheit wegen… Jap, keine Ahnung. Weil die Eltern ihre Kinder aus Angst nicht in die Schule lassen, weil die Schüler sich absprechen und endlich einen Grund haben nicht in die Schule zu gehen, weil freie Zeit mit Freunden mehr Spaß macht, weil es sinnlos ist zu kommen.

Die Situation erinnert mich an die nach den Winterferien. Fast nur Lehrkräfte hängen in der Schule ab.

„Glaubst du die Schule wird auch geschlossen?“, frage ich voller Hoffnung auf ein Ende meines sinnlosen Daseins. Meine Kollegin schaut von den Ikonen auf dem Pult zu mir auf: „Nein, denke ich nicht. Ist aber besser so, denn sonst müssen wir am Wochenende in die Schule kommen.“ Ich bin verwundert: „Hä? Warum das denn?“ „Naja, dann werden die gestrichenen Schultage auf Samstage verteilt und nachgeholt.“ „Na, am Wochenende kommen die Schüler doch erst recht nicht.“, bemerke ich. Sie fügt nur hinzu: „Die Tage sind so oder so verlorene Tage.“

Wenn es hochkommt, sind vier von sechsundzwanzig Schülern anwesend oder auch mal einer von dreißig, meistens aber keiner. Sehen wir es mal positiv – so hat man wenigstens Zeit sich bei Kaffee und Tee ausgiebig mit den Kollegen zu unterhalten. Nicht nur schon darüber, was wir an meinem Gebi im Restaurant bestellen wollen :D, sondern auch über weniger Belangloses, wie das georgische Schulsystem:

Highschool is not destiny. Und das  ist ja nichts Neues. Doch hier schon mal gar nicht. Alle Schüler schließen die Schule nach der zwölften Klasse ab. Es gibt in Georgien weder vergleichbare „Real-“ noch „Hauptschulen“. In der zwölften Klasse müssen acht (wohl sehr leichte) Tests absolviert werden.

Was passiert dann? Entweder man fängt direkt an zu arbeiten, was sich nicht als wirklich leicht gestaltet bei dem Mangel an Arbeitsplätzen, bringt sich selbst etwas bei oder studiert eben, wie die meisten es hier versuchen. Nur so hat man annähernd eine minimale Chance einen Arbeitsplatz zu finden.

Mit ihrem Abschluss können sie aber lange noch nichts anfangen, denn wer studieren will, muss verschiedene Einstellungstests an der Uni bestehen, egal wie gut er oder sie in der Schule war. Eigentlich ja ganz nett, wenn keine Vorselektion getroffen wird und für jeden die selben Bedingungen gelten. Das jedoch auch nur in der Theorie.

„Wenn man Verwandte an der Uni hat, können die Prüfungen sehr leicht abgelegt werden. Leider passiert das immer noch in Georgien. Als ich studiert habe, habe ich den Neffen meines Professors in meinem Studiengang ganze zwei Mal gesehen. Er hat ein Diplom bekommen und arbeitet jetzt in irgendeinem Ministerium. Deshalb ist das Land so weit gekommen. Aber: Kommt Zeit, kommt Rat. Langsam, langsam schaffen wir das. Es gab viele Veränderungen in den letzten Jahren, seit dem Regierungswechsel.“

Der Schulabschluss bringt den Schülern also kaum etwas. Ich verstehe das nicht. „Und warum sind den Eltern die Noten dann so wichtig und weshalb sind die Schüler traurig, wenn sie mit einer acht (2+) benotet werden?“, frage ich. Und als Antwort bekomme ich: „Für die zukünftige Schwiegermutter, Mara, für die zukünftige Schwiegermutter.“ Na dann, Prost.

Sonst läuft alles super in der Schule. Der Deutschclub findet nun zwei Mal in der Woche mit zwei verschiedenen Gruppen statt. Meine Mentorin wird sogar schon gefragt, ob Schüler, die keinen Deutschunterricht in der Schule haben, daran teilnehmen dürfen.

Und Spaß habe ich auch: Hier das alternativste Zebra ever. (; Und diese Schildkröte ist auch nicht schlecht. :D

11 Gedanken zu „Vier von sechsundzwanzig“

  1. Liebe Mara,

    da ich heute keine neuen Berichte im Blog vorgefunden habe, bin ich mal auf die verlinkten Seiten der Freundinnen Melle und Amelie gegangen. Da fand ich aber ein hübsches Foto im Blog von Melle, das dich und sie evtl. an Silvester oder Neujahr zeigt. Das liegt ja nun schon wieder ca. 7 Wochen zurück. Hoffe es geht dir gut und die zahlreichen Glückwünsche haben schon ihre Wirkung gezeigt.
    Bis du evtl. bei hoffentlich passablem Wetter wieder in der Natur und unternimmst was Besonderes?
    Freue mich schon auf einen neuen Bericht (und die Mädels sind ja wohl ähnlich taff drauf wie du!).
    Beste Grüße und bis demnächst.

  2. Hallo Mara, die allerbesten Glückwünsche – nachträglich, aber von Herzen – zu deinem Geburtstag. Ich wünsche Dir weiterhin erlebnis- und ereignisreiche spannende Tage in der Ferne. TG-News (soweit ich etwas mitbekommen habe):
    Mara Weinert hat mittlerweile erneut mit ihrer Musik die „Session am Freitag“ veredelt, Pascal Bodensohn geht für ne Weile den Animateur im Kinderparadies machen, bevor er Lehramt für Mathe und Sport in Marburg studieren will (kann ich mir übrigens ganz gut als Pauker vorstellen) und Jakob Brettinger hat bei der Cocktailparty seinen Schlüssel verloren…So unterscheiden sich die Biographien, hehe…Viele Grüße, eine schöne Zeit, Hals- und Beinbruch, Matthias

  3. Hallo Mara,

    zu Deinem Geburtstag wünschen wir Dir alles Liebe und Gute. Und natürlich auch noch spannende, seuchenfreie Monate in Georgien. Wir lesen immer wieder gerne Deinen Blog – ist eigentlich nie langweilig. Unsere geplante Ostertour nach Tiflis haben wir aufgrund der langjährigen Wetterprognosen für März dann doch ad Acta gelegt, aber irgendwann werden wir das angehen.Gerade für mich als Winzer ist eine Reise ins Geburtsland des Weines von besonderem Interesse. Dir noch viel Spaß beim Feiern (ist der Hammel schon geschlachtet?)
    Die Gönnheimer

  4. Hallo Mara, zu deinem Geburtstag alles Liebe und Gute, wünschen dir von Herzen, Udo + Birgit aus Gran Canaria

  5. Liebe Mara, wir hoffen, dass dich diese Nachricht noch heute erreicht. Denn wir wollten dich daran erinnern, dass du heute Geburtstag hast.
    Wer kennt das nicht? …in einem fremden Land …die Tage vergehen wie im Flug …und schwupp! hat man seinen Jahrestag vergessen. Auf alle Fälle kannst du jetzt in diesem Blogg (https://kulturweit.blog/comeawaywithme/2016/02/ geht ganz einfach: anklicken und warten) die dicksten digitalen Gegurtstagsglückwünsche von Corinna, Mona und Wolfgang nachlesen. (Wir haben sie zur Sicherheit auch auf einen analogen Block geschrieben – kriegst du, wenn du mal wieder da bist.)

  6. Hallo liebe Mara,
    zu deinem Geburtstag die besten Wünsche!
    Gesundheit ,Glück und weiterhin so viel Lebensfreude???
    Mir hat die „Schildkröte “ auch besonderst gut gefallen?
    Liebe Grüße
    Elke

  7. Liebe Mara,
    jetzt kommt also nix von Schweine….GRIPPE“ sondern nur was von Schweine….GLÜCK. Das wünsche ich dir nämlich – so quasi 1 x pro Minute …bis zum 14.2. Macht ab jetzt (freitag 14.30 uhr) mindestens 2.000 Glückse (= offizielle Glücksmomente). Ist doch ganz ansehnlich! -und dann noch die Glückse bis zum auf die Welt kommen am Sonntag (war jetzt leider auf die Schnelle nicht zu recherchieren :)).
    PS.: Glückse vertreiben auch Viren!

  8. Helau und Alaaf, wie der Kölsche sagt!
    Bin gespannt, wie hoch hier der Krankenstand wird, wenn die Karnevals-Feiertage am Aschermittwoch ihr Ende finden. Da brauchts im östlichen Ruhrgebiet keine Schweinegrippe. Aber, ohne Scherzen (was ja bekanntlich das Immunsystem erheblich stärkt): Viren aller Art sind Teufelszeug für uns Menschen.
    Ich hoffe, liebe Mara, dass du so eine robuste Natur wie deine weiblichen Vorfahren aufweist. Frauen sind da naturgemäß meist im Vorteil. Ich mache mir um das junge Gemüse also nicht wirklich Sorgen.
    Wird denn der beschriebene ausgiebige Alkoholkonsum bei der Bevölkerung auch präventiv genutzt (ggf. in geringer Dosierung, z.B. im Hustensaft oder in einer Art Klosterfrau_Melissengeist)? Ich hatte lange Bonchitis und Hustensaft mit etwas Beiwerk war für mich echt ein Trost.

    So wird man dann irgendwann den Winter hinter sich bringen. Nur Geduld.
    Gestern habe ich an der Ruhr eine Wiese mit Tausenden Schneeglöckchen entdeckt. Und dein Urgroßvater Zimmermann sprach in dieser Jahreszeit immer von der hellen, aufstrebenden Natur, die du sicher im Umland von Tiflis bald beobachten kannst.
    Beste Gesundheit und viel Spaß am Leben – trotz !!! allem – also kurz vor dem „Gebi“ (meint doch Geburtstag – oder?)
    Deine Heike

  9. Liebe Martina,

    es saßen diese Woche schon ein paar Kinder mit Mundschutz im Unterricht und einige Lehrer haben Desinfektionsmittel dabei. Ich wasche einfach öfter Hände und verlasse mich auf mein Immunsystem. (;

    Guten Abbo! :D

  10. Liebe Mara,
    das ist ja richtig böse mit der Schweinegrippe – die ist ja derzeit echt weit verbreitet. Russland, Indien, Polen…. http://www.globalincidentmap.com/beta/disease-outbreaks-map
    …….da vergeht mir mal wieder das Hackfleisch-Essen – Für Sonntag ist eigentlich mit Reis und Hack gefüllter Hokaido geplant….der könnte vegetarisch werden.

    Spaß beiseite: Da würde ich vielleicht auch zu Hause bleiben. Wie schützt du dich denn? Ist vielleicht ne blöde Frage, denn mit Überziehen eines Ganzkörperkondoms ist es ja nicht getan, da bekommst du gleich gar keine Luft mehr – der Schutz ist wohl der gleiche wie bei anderen Tröpfcheninfektionen auch, oder?
    Ich kann es gut nachvollziehen, dass die Mütter lieber selbst nach ihren Kindern gucken – denn wer weiß schon, wie das geht und ob alle drauf achten. (Stichwort: Läusealarm).

    Die Schildkröte ist sooooooooo schön!

    Also in Spanien musst du auf den Unis auch erst mal Aufnahmeprüfungen machen und die jungen Leute Büffeln richtig dafür – auch dort sind die Prüfungen im Vergleich zum Abi sehr schwierig.

    Bleib gesund, meine Liebe.

    es grüßt dich Martina

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