Es ist viel passiert Teil II und III; außerdem: ich bin dann mal in Chile

Halihalo,

in nicht mehr als 1 Stunde mache ich mich auf die Reise zum Zwischenseminar nach Chile. Da ich mir sicher bin viel zu erzählen zu haben wenn ich zurück bin, muss ich euch noch kurz, wie versprochen Teil II und II von  der Serie „Es ist viel passiert“ schreiben . Allerdings, Ihr könnt es euch denken, in kürzerer Fassung als gedacht.

 

Fangen wir mit Teil II an. Die Geschichte, wie ich endlich an mein Visum kam. 

Falls es welche von Euch noch nicht mitbekommen haben sollten, war es doch eine ziemliche Tortur an das Visum zu kommen. Hätte ich die nötige Vorgehensweise, die Menge an Geld, den Zeitaufwand und die zahlreichen Tränen die aus Wut und Frustration geflossen sind erahnt, hätte ich es mir wohl 10 x so gut überlegt, ob ich tatsächlich diese FsJ hier in Bolivien machen möchte.
Angefangen hat alles mit einer Liste, welche insgesamt 15 verschiedene Dokumente aufzeigte, welche man benötigt um das Visum zu bekommen. Wäre alles halb so schlimm gewesen, wenn man bei den jeweiligen Behörden, zu denen man ging um eins der 15 dokumente zu bekommen, nicht jeweils eine neue, mindestens ebenso lange Liste bekommen hätte.
Um nur meine Lieblingssituationen zu erzählen picke ich den einen oder anderen Behördengang exemplarisch raus.
Mein Lieblingsdokument war das medizinische Gutachten über meine Gesundheit. So ging ich eines Morgens ziemlich früh aus dem Haus um verschiedene Test durchführen zu lassen. Urinprobe, Bluttest, Röntgenbild der Lunge, BMI, Zahnuntersuchung, allgemine Gesundheitsbefragung … Ich habe dort den ganzen Tag verbringen dürfen und mich ab und zu nur gweundert, dass nicht noch vll. irgendwo aus einer Ecke eine Ratte langlaufen würde, nur um euch ein Gefühl dafür zu geben wie hygienisch und sauber es dort war.
Eine andere nette Sache war es, von  INTERPOL  ein Führungszeugnis zu bekommen. Unteranderem brauchte man dafür zwei Fotos im Halbprofil mit rotem Hintergrund in der Größe 4×4. Als mir gesagt wurde, dass meine Fotos nicht akzeptiert werden können, weil sie im 3/4 Profil und nicht im Halbprofil sind und dass außerdem das Rot zu kräftig wäre, kam ich mir doch etwas schikaniert vor. Denn am anderen Schreibtisch funktionierte das ganze ziemlich schnell auch ohne die richtigen Dokumente. Woran das wohl liegt möchte ich hier mal unausgesprochen lassen.
Nach 20 Fingerabdrücken ( ja tatsächlich 20 ) und 8 vergangenen Tagen bekam ich dann dieses Dokument ausgehändigt. Am selben Tag eine Freundschaftsanfrage in Facebook des dort arbeiteten Beamten. Seriös, nicht wahr ?
Sätze wie „Ach ne, heute haben wir das noch nicht, versuchen sie es doch morgen mal“ oder „Tut mir Leid, dass Sie sich falsch informiert haben aber sie brauchen noch 3 Kopien mehr“ oder „Der Direktor ist nicht da zum unterschreiben, wir wissen aber auch nicht wann er wiederkommt“ waren in den ingesamt 8 Wochen Standard geworden.
Was mich jedoch viel mehr überraschte, waren die Sätze die plötzlich aus meine Mund kamen: „Was meinte dein Anwalt dazu? Denn mein Anwalt hat gesagt …“. Ja genau einen Anwalt hatte ich für die ganze Sache auch, da man ohnen einen,  tatsächlich nicht weit kommt. Anschreiben, die nur vom Anwalt unterschrieben abgegeben werden dürfen oder notarielle schreiben , die immer wieder das gleiche bestätigen sollten, gehörten nämlich natürlich dazu.
Das ärgerliche an der ganzen Geschichte waren zusammengefasst zwei Dinge. Zum einen kommt man grade in einem wildfremden Land an, und anstatt sich einleben und wohlfühlen zu dürfen, fühlt man sich eher reichlich unwilkommen und wie eine Last am Bein. Der zweite Punkt ist, dass alle diese Behördenbesuche und Co. fast ausschließlich Vormittags unter der Woche zu erledigen sind und man somit sehr wenig Zeit für die Einsatzstelle hat, was gerade am Beginn eigentlich von Nöten wäre um sich einleben zu können.
Zum Abschluss dieses Themas noch der Witz an der Geschichte. Undzwar hat man 30 Tage Zeit sich dieses Visum zu besorgen, was aber rechnerisch einfach unmöglich ist, da z.b. Interpol alleine 10 Tage gedauert hat und ich währenddessen nichts anderes machen konnte, da für die folgenden Schritte das Zeugnis von Interpol schon vorhanden sein musste.
Nach Ablauf der 30 Tage zahlt man dann brav jeden Tag ein bisschen Strafe.
Nach 58 Tagen in Bolivien und wie gesagt einigen Nerven die draufgegangen sind hab ich mein Visum erhalten und war so glücklich und erleichter und von Sorgen befreit, dass es schon fast wieder schön war das alles durchzumachen – wobei … so schön dann doch wieder nicht.

Teil III Die Geschichte, was man alles tolles Unternimmt wenn man Besuch hat.

 

Ja ich hatte Besuch. Mein lieber Freund der Olli fliegte für mich um die halbe Welt nur um wenigstens  4 Wochen mit mir verbringen zu könnnen. Und wir haben tatsächlich tolle Sachen gemacht, wenn auch weniger als erhofft, da sich ja spontan mein Blinddarm zu Wort gemeldet hat, dass er doch gerne raus möchte.
Da ich jetzt gleich zum Flughafen muss verspreche ich eine kleine Fotocollage zu machen von den Orten an denen wir waren, dann muss ich jetzt nicht so viel berschreiben 😉
Wir waren also zum Beispiel in Coroico gewesen. Um dorthin zu kommen musste man früher die sogenannte Todesstraße nehmen. Heutzutage gibt es zum Glück eine neue Straße doch auch da kamen mir die Tränen und der unabwendbare Gedanke, dass meine letzte Stunden geschlagen hat. Bei 80 km/h den kurvigen Berg hinunter, wo 40 km/h erlaubt sind. Der sichtdichte Nebel und der Fakt, dass der Minibusfahrer auch 50 Meter vor der Kurve noch Lkws überholte, machte die ganze Sache leider wenig besser. Links von uns steile Felswände und rechts von uns ein Abhang , so geschätzte 750m tief. Angekommen war es dort jedoch wahnsinnig schön. Wir waren zwar mitten im Nirgendwo, aber das Hotel Sol y Luna ist in diesem Zusammenhang nur zu empfehlen. Mehr werden die Bilder erzählen.
In La Paz nutzten wir die gemeinsame Zeit den Kino VIP bereich mit zwei Liegesesseln und geliefertem Abendessen während des Films zu genießen, das Mondtal zu besichtigen, den Zoo zu besuchen, auf einem Bauernhof selber Milch zu machen und gefühlt alle Kaffees die La Paz so bietet auszuprobieren.
Außerdem besuchten wir einen Freund in El Alto, was zwar nur 20 Minuten entfernt ist, aber dennoch eine ganz andere Welt zu sein scheint.
Am vorletzten Tag haben wir es dann mithilfe einen Privattour doch noch geschafft zum Titicaca See zu fahren, was vorher wegen der OP nicht geklappt hatte. Zusammen mit unserem Guide haben wir uns in Copacabana umsehen können, zur Sonneninsel fahren können und dort die Inkatreppen und einige Ruinen gesehen bevor wir ein super leckeres, traditionelles Mittagsessen dort hatten. Aptapi wird das ganze gennant und besteht aus den Sachen, die Arbeiter mit aufs Feld zum Essen nehemen können. Einer hat z.b. eine Kuh zuhause und bringt Käse mit, der nächste pflanzt Kartoffeln an und bringt diese mit, der nächste hat Hühner und bringt Eier mit. Somit kommt einiges zusammen und alles wird geteilt. Schöne Sache wie ich finde. Das ganze wird einfach mit den Händen gegessen , was ja auch mal ganz nett ist.

Kurz nachdem Olli weg war bekamen wir in die Schule eine neue Pratikantin, die ich auch einfach mal als eine etwas andere Art von Besuch betrachte. Aber da ergreift man doch auch die Chance, zusammen etwas mehr vom Land sehen zu können. Also sind wir zusammen mit einer weiteren Kulturweitfreiwilligen aus La Paz über das verlängerte Wochenende am 1.Mai nach Uyuni in die Salzwüste gefahren. Dazu erzähl ich wircklich nciht viel, weil die Fotos mehr als 1000 Worte erzählen werden. Wir hatten dort die Möglichkeit in einem Hotel aus Salz gebaut zu schlafen in dem auch die Betten aus Salz waren. Das wurde einem zumindestens gesagt, ich habe es nicht probiert und mich selbst davon überzeugt. 😉 Tagsüber sind wir stundenlang durch die Wüste gefahren und haben auf einer Insel bestaunt, wie unglaublich groß Kakteene werden können. Evelina, die andere kulturweitfreiwillige, hatte sogar genug Mumm, um einmal durch die Salzwüste mit einem Gleitschrim zu fliegen, was mir durch meine OP leider vorenthalten blieb.
Es war ein supertolles Wochenende und ich hoffe wir werden noch mehrere von diesen haben.

 

 

Abschließend ( weil ich jetzt wircklich dringend los muss) sag ich nur noch : Ich bin dann mal in Chile.

Liebe Grüße eure Stephi

 

Es ist viel passiert! Teil I

Hallo meine Lieben,

jetzt ist es doch schon wieder eine Weile her, dass ich Zeit gefunden habe euch ein bisschen zu erzählen. Aber dafür jetzt!

Wieso heißt der Eintrag „Es ist viel passiert! Teil I“? Er heißt Teil I weil es im Grunde drei Sachen gibt, über die ich etwas ausführlicher Berichten möchte. Und zwar „Die Geschichte, wie ich endlich an mein Visum kam“, „Die Geschichte, was man alles tolles unternimmt, wenn man tollen Besuch hat“ und „Die Geschichte, wie ich ein paar Tage im Krankenhaus lag.“.
Weil ich euch nicht mit allem auf einmal erschlagen möchte, fange ich hinten an, mit der Geschichte, wie ich ein paar Tage im Krankenhaus lag.

Es war also letzten Donnerstag. Gründonnerstag so gegen die Mittagszeit wollten Olli, mein Besuch, dazu aber in einem anderem Eintrag mehr, und ich einen Ausflug machen, um nicht zu viel vorne weg zu nehmen. Grade als wir mit dem Bus La Paz verlassen hatten und mitten im riesigem El Alto steckten, konnte ich die extrem plötzlich erschienen Schmerzen nicht mehr aushalten. Der Bus musste für mich anhalten und mit Hilfe des anwesenden tour guides haben wir es nach circa 20 Minuten geschafft, ein Taxi anzuhalten. Jetzt musste man also nur noch sagen „Ins Krankenhaus, bitte“ und in 25 Minuten wäre man da aber das wäre doch erstens zu einfach und zweitens nicht abenteuerlich genug. Nein, wir sagten zwar „Ins Krankenhaus,bitte“, na ja viel mehr musste Olli das sagen, da aus mir, außer ein paar verkrampften Geräuschen nicht mehr viel rauszuholen war.Doch  wir befanden und mitten in der Rushhour, um es noch mal zu betonen, in El Alto.Denn El Alto erinnert mich zumindest, immer an ein etwas zu groß geratenes Dorf mit eben auch einer Infrastruktur für nur ein paar hunderte Menschen ausgelegt. Da passiert es durchaus täglich, dass man sehr sehr lange im Stau steht, denn El Alto wird mittlerweile auf 1 Millionen Menschen geschätzt.
Außerdem gab es an diesem Tag noch einen großen Markt, der ebenfalls mitten drin liegt und quasi kaum zu umfahren ist. In dem Tempo 20 Sekunden fahren, 3 Minuten stehen, machten die Nerven des Taxifahrers nicht lange mit. Er sah in einem abwechseldem Rhythmus auf die Straße, durch den Rückspiegel zu mir und auf seine Uhr. Sein neuer Plan war alle Seitenstraßen zu benutzen, die er kannte. Das Problem: egal in welche Straße wir fuhren, Norden,Westen,Süden,Osten, asphaltiert oder unasphaltiert überall hunderte von Autos.
Lange Rede, kurzer Sinn nach fast zwei Stunden kamen wir am Krankenhaus „Clinica Alemana“ an.
Ich wollte unbedingt zu diesem Krankenhaus gebracht werden, da mit ein Bekannter hier in La Paz ganz am Anfang meiner Zeit erzählt hatte, dass er eine Freiwillige hatte, die in diesem Krankenhaus den Blinddarm rausbekommen hat und dass es das beste Krankenhaus hier sei. Wie der Zufall so will, war nach ein zwei Untersuchungen auch bei mir schnell klar, dass der Apendix raus genommen werden muss.
So lag ich also noch am selbem Tag unterm Messer.

Die Operation verlief einwandfrei und Morgen werden mir schon meine Fäden der drei kleinen Schnitte gezogen.
Karfreitag war dann sehr passend ein richtiger Fastentag, alles was ich bekam war Tee.
Ich war zwar nur zweieinhalb Tage im Krankenhaus aber hatte doch immerhin 6 nette Besucher die mit Blumen, Schokolade und Co. kamen. Danke an Euch!Die Schokolade darf ich auch schweren Herzens zumindest in nächster Zeit erst mal nicht essen.

Im Krankenhaus konnten alle Ärzte Englisch und um mich mit den Krankenschwestern zu verständigen hat mein Spanisch doch tatsächlich ausgereicht.
Es gibt dort nur Einzelzimmer mit eigenem kleinen Bad und Fernseher, was mir wirklich gut half, die Zeit außerhalb der Besuchszeiten tot zu schlagen.
Nicht nur das Krankenhaus und mein Arzt waren super, sondern auch meine Versicherung in Deutschland. Es benötigte tatsächlich nur ein Anruf der Notfall Hotline und schon war alles finanzielle mit dem Krankenhaus geregelt. Danke Dr.Walter GmbH!
Eine amüsante Sache hab ich noch bevor ich mich für heute verabschiede.
Von einer meiner Besucher hab ich erzählt bekommen, dass alle Kranken in Bolivien Wackelpudding bekommen würden. Und tatsächlich mit meiner ersten Nahrung, welche eine klare Brühe war, bekam ich ein Schälchen roten Wackelpudding dazu.

Also wurde ich Samstag entlassen und gestern ging es mir schon so gut, dass Olli und ich die Tasche packen konnte und nach – ach nein, dass ist eine andere Geschichte!

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