Lang, lang ist’s her …

Und offensichtlich schon so lange, dass meine Eltern bereits Vermisstenmeldungen über Facebook aussenden.

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Naturidylle in Kreisau

Ich war also vom 24.-28. Mai auf meinem Zwischenseminar in Krzyzowa auf dem ehemaligen Landsitz der Familie Moltke in Niederschlesien, Polen. Und irgendwie ist seitdem schon wieder so viel passiert, dass ich gar nicht all zu viel zu berichten vermag. Wir haben natürlich unglaublich viel reflektiert, wie es uns so geht in unserem Gastland/ Umfeld/Einsatzstelle/Freiwilligendienst und uns Gedanken darüber gemacht, was wir verändern/verbessern/beibehalten wollen. Aber wir haben natürlich nicht nur den ganzen Tag vor uns hin reflektiert, sondern waren auch mal einen halben Tag in Breslau, haben uns mit der Geschichte Mitteleuropas auseinandergesetzt (wobei der Schwerpunkt da eher auf Deutschland-Polen lag) und Filme für die Freiwilligen der nächsten Generationen gedreht. Dabei war es wunderbar mal wieder ein wenig Landluft zu schnuppern und aus der Großstadt rauszukommen. Jetzt habe ich unglaubliche Lust mal wieder reiten zu gehen.

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Am Lagerfeuer mit den anderen Kulturweitlern auf dem ZW

Aber auch schon die Hinfahrt zum Zwischenseminar war recht amüsant. Ich bin Samstagnacht mit dem Nachtzug aufgebrochen und in meinem Schlafabteil und im Abteil neben mir war eine, nach Amerika emigrierte Großfamilie, die vor 20 Jahren ihre polnische Heimat verlassen hatte, der sie nun einen Besuch abstatteten und das Ganze mit einer Reise durch Mitteleuropa verbanden. In meinem Abteil schliefen die „Second-Generation-Migrants“ (zwei Brüder Ende zwanzig und Mitte dreißig), die mir auch recht schnell im Laufe der Fahrt Pálinka – von Freunden die sie besucht hatten, welche eine eigene Brennerei besaßen selbstgebrannt – stilecht aus einer Jack Daniel’s-Flasche anboten. Es war eine sehr amüsante Fahrt, an deren Ende ich beim Umsteigen um 4:36 in Katowice sogar meine Mitfreiwillige Nathalie aus Pécs getroffen habe, welche die ganze Zeit über im selben Zug saß (aber leider keine so korrekten Mitreisenden vorweisen konnte wie ich).

Im Anschluss an das ZW bin ich dann langsam von Polen über Tschechien zurück nach Ungarn gereist. Die Reiseroute: Wroclaw (Breslau), Kraków (Krakau), Ostrava (Ostrau), Brno (Brünn), Budapest.

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Das Rathaus von Wroclaw/Breslau

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Die Villa Tugendhat in Brno/Brünn von Ludwig Mies van der Rohe

Na, das kennen wir dach aus Harry Potter

Hängende Schuhe in Ostrava

Ich habe wieder super viele nette Leute kennengelernt und es war wieder etwas mehr als nur eine Prise Spontanität dabei, aber letztlich ist alles gut gelaufen und ich habe viel zu sehen bekommen. Das was wir als deutsche so abfällig als Osteuropa titulieren hat definitiv mehr zu bieten als klauende Polen, Plattenbauten, und Industrieruinen.

Auch das Wetter stimmt gerade einfach: Während auf Sylt morgen frostige 13° herrschen sollen und auch Stuttgart morgen nur -aus ungarischer Sicht lachhafte- 24° zu bieten haben wird, liegen hier seit zwei Wochen die täglichen Maximaltemperaturen bei 33-35° und auch umm 22:00 herrschen noch 30°. Das verursacht so ein richtiges Sommerurlaubsfeeling: Ich möchte nur noch im Kleidchen durch die Gegend flanieren, und das Gefühl auskosten, abends ohne Strickjacke aus dem Haus zu gehen (eigentlich immer ohne Jacke aus dem Haus zu gehen).
Inzwischen war ich auch schon zwei mal in der Donau baden. Letztes Wochenende mit Allison und Oliver hinter Budapest auf der Csepel Insel/in Soroksár, wo es sich lohnen würde auf einer Insel im Donauarm ein kleines Ferienhaus zu erstehen.
Und heute war ich mit Rike und zwei Freundinnen von ihr, die sei Donnerstag bei mir waren in Esztergom. Wir haben den Ausblick der höchsten Basilika Ungarns genossen und waren danach mit Blick aufs Slowakische Ufer baden. Die beiden Freundinnen, Lena und Clara, machen gerade eine Roadtrip von Deutschland in den Balkan. Sie haben so tolle Sachen bisher schon erlebt, waren wandern in den slowakischen bergen (die echt hammer sind) und haben so tolle Bilder gezeigt, dass ich sowas mit einem von euch echt auch gern mal machen würde.11430241_1092530920775169_323236526_n11418216_1092530927441835_36727081_n

Schulisch stand in meiner ersten Woche nach dem ZW vor allem das Grundschulmusical „Rotasia“ im Vordergrund, welches die Schülerinnen und Schüler aus der zweiten und dritten Klasse Mittwoch und Donnerstag aufgeführt haben. Davor standen noch Proben an und ich habe die Beleuchtung gemacht, wobei die Austattung der Deutschen Schule da wirklich zu wünschen übrig lässt. Ein Spot der nur 15 min durchhält bevor er sich selbst abschaltet ist … nicht so gut. Das heißt man muss ihn so oft wie möglich zwischendrin ausschalten und hoffen. Und manchmal haut es hin (wie bei der zweiten Aufführung) und manchmal eben nicht. Könnt ihr euch ein neunjähriges Mädchen mit zittrigen Händen bei einem herzzerreißenden Gesangssolo vorstellen, das plötzlich im Dunkeln dasteht ? Ich schon und ich weiß sogar wie es sich anfühlt, sich dafür schuldig zu fühlen.
Das Musical  war aber trotzdem zauberhaft, die Kostüme waren fantastisch (die Eltern haben sie und das Bühnenbild größtenteils selbst hergestellt ) und die Kinder waren einfach super.

Danach musste ich mich auch schon ziemlich schnell um mein Freiwilligenprojekt bemühen, einen Schreibworkshop zu kreativem Schreiben, den ich mit drei verschiedenen Altersstufen durchführe. Der mit den Grundschülern und Grundschülerinnen hat schon am Donnerstag stattgefunden, und war auch sehr erfolgreich. Ich hätte allerdings noch gut eine Stunde länger dauern können. Ein Schüler hat mich am Freitag gefragt, wann es denn weiter ginge, daher schätze ich, dass ich mein Ziel – den Kindern Spaß am  kreativen Schreiben zu vermitteln- erreicht habe. Am Montag und Dienstag finden die Workshops mit den Gymnasiasten statt und da bin ich auch mal gespannt, was so für Texte entstehen.