Archiv für den Monat: März 2015

Pörkölt & Pálinka

Die letzte Woche war viel los, weshalb ich einige Sachen vor mir hergeschoben habe und jeden Tag aufs neue auf die mentale To-Do-Liste gesetzt habe (Wäsche waschen, Karteikarten kaufen, Bad putzen, Bilder ausdrucken, Kuchen backen, Tasche kleben, Blogeintrag schreiben … dies und das eben).
Darum hier jetzt ein kleiner Wochenüberblick:

Sonntag 22.3:
Wir waren bei Freunden von Julia im Studentenheim zum Grillen eingeladen, was auch ziemlich nett war (aber doch noch recht frisch, trotz Wintermantel). Daraufhin habe ich beschlossen, demnächst Wäsche zu waschen, da nun alles nach Rauch roch.

Montag 23.3:
War den Tag über wieder viel in der 1d und bin abends dann mit Julia und Ina zum Zumba gegangen. Eigentlich war geplant, dass ich mich anschließend noch mit einem anderen Freiwilligen aus Eger (Hallo Oliver, ich bin mir sicher du liest das irgendwann ;) ) treffe, der als Juror zu einer „Jugend debattiert international“ Veranstaltung an der DSB für den morgigen Tag eingeladen wurde. Wir haben das dann allerdings auf Dienstag abend verschoben, da das für mich entspannter war.

Dienstag 24.3:
Nach einem recht üblichen Schultag saß ich noch in der Musical AG der Grundschule mit drin, was wirklich interessant war. Ich bin schon sehr gespannt auf das ganze Stück.
Am Abend wollte habe ich mich wie bereits angekündigt mit Oliver getroffen. Mit am Start waren zwei weitere Kulturweitler: Marc, der seit letztem Herbst in Tata ist und Mark, ein Alumnus, der im Februar von seinem sechsmonatigen Freiwilligendienst aus China zurückgekommen ist und jetzt in Budapest lebt. Meine Erfahrungen mit dem Budapester Nachtleben sind bisher ja sowieso noch ziemlich beschränkt, aber das war auch das erste Mal, dass ich außerhalb des Pester Barviertels etwas trinken gegangen bin. Es war ein sehr cooler Abend mit den Jungs -informativ und anekdotenreich- in dessen Lauf ich auch zum ersten Mal einen Pálinka (ungarischer Obstbrand – quasi das Nationalgetränk) zu kosten bekam.

Mittwoch 25.3:
Da wir uns am Abend zuvor erst um zehn Uhr getroffen hatten und auch heute wieder der Wecker um kurz vor sechs klingelte, handelte es sich doch um eine recht kurze Nacht.
Nichtsdestotrotz handelte es sich um einen schönen Schultag, unter anderem wegen der beigefügten Geschichte, die Florence (Frau Schikora) im Englischunterricht zweifach zum Besten gegeben hat (und von der ich sichtlich begeistert bin):

Im Original handelt es sich um ein neuseeländisches Kinderbuch, dessen Bilder auch absolut zu der Geschichte mit dazu gehören (die konnte ich allerdings nicht alle hochladen).
Am nachmittag wollte ich mich nur kurz hinlegen, aber als ich die Augen wieder aufgemacht habe, war es schon sechs. Dabei haben wir (meine österreichischen Mitbewohnerinnen und ich) uns doch für den Pub Crawl der Elte Erasmus Studenten heute Abend angemeldet (und ich wollte doch jetzt wirklich mal Wäsche waschen). Also um sieben wieder Losgezogen in die Stadt, von Bar zu Bar und jeweils ein Spiel absolviert. Ich habe viele neue, nette Leute kennengelernt (sowie eine neue Pálinka Sorte, nur so zur Überschrift), und auch ein wenig mehr Orientierung erhalten was die Pester Pubs angeht. Ich bin allerdings gegen halb zwölf wieder nach Hause marschiert, da ich morgen ja wieder früh Schule haben würde.

Donnerstag 26.3:
Heute morgen war es noch recht frisch, doch im Laufe des Tages wurde es deutlich wärmer. In der Schule dann hat die 1d Pappmaché-Hühner gebastelt und die 1m „Kuck-kuck, Kuck-kuck ruft’s aus dem Wald. Lasset uns singen, tanzen und springen! Frühling, Frühling, wird es nun bald!“ gelernt und gesungen. Als ich dann aus der Schule raus gegangen bin war der Frühling so allgegenwärtig und durchdringend als wäre die Tristesse des Winters vor meinen Augen dahin geschmolzen. Aus den dünnen Zweigen schienen die Knospen nahezu hervor zu schießen und die ersten Grün-, Weiß- und Gelbtöne mischten sich unter das braun. Die Sonne schien und trotzdem fielen einzelne, schwere Regentropfen. Die Vögel zwitscherten in tausend Stimmlagen und es roch so unbeschreiblich vielfältig: Nach Forsythien, deren Blütenkelchen gerade ein Besuch von der ersten Hummel des Jahres abgestattet wurde. Nach sanften Regentropfen auf warmem Asphalt. Nach Frisch geschnittenen Hecken und vom Regen gereinigterer Luft.

Zu Hause habe ich dann endlich Zeit und Energie gefunden den Großteil der Dinge zu erledigen, die ich mir seit nun knapp einer Woche vorgenommen habe. Außerdem habe ich eine Luftmatratze von Julia organisiert, für Fynn, der zwei oder drei Nächte bei mir schlafen wird. Ich habe ein Gulasch nach ungarischem Originalrezept (also kein Gulyás, was erstmal nur ein Eintopf ist sondern ein richtiges Pörkölt) gekocht und versucht den Gasofen mit einem Apfel-Streussel-Kuchen zu bezwingen, was mir jedoch nur in Teilen gelungen ist. Das Gulasch ist ziemlich gut geworden, der Apfelkuchen hingegen ist unten angebrannt (obwohl er ansonsten gerade durch ist und fast noch Etwas Bräune vertragen könnte) was ihm nur die Bezeichnung genießbar zu Teil werden lässt. Aber das mit dem Ofen kriege ich auch noch raus.

Freitag 27.3:
Heute waren alle Kulturweitfreiwilligen in Ungarn zu einem Gespräch bei Herrn Szalai in die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen eingeladen (darum ist auch Fynn aus Pécs gerade zu Besuch). Er wollte sich direkt auf zehn Uhr dorthin begeben, ich bin noch für die ersten beiden Stunden zu mir in die Schule gefahren. Auf dem Weg zur ZfA bekam ich dann im Bus einen Anruf, am anderen Ende ein etwas unsicherer Fynn „Ich glaube ich bekomme die Tür nicht auf“. Nun ja, wir schließen die Wohnungstür für gewöhnlich zu, da sie über keinen richtigen Schließmechanismus verfügt. Meine Mitbewohnerinnen sind heute wohl beide sehr früh aus dem Haus gegangen und haben nicht bedacht, dass sie womöglich den armen Fynn in der Wohnung einsperren könnten. Ich bin dann natürlich sofort zurück zur Wohnung und habe ihn befreit. Dieser kleine Zwischenfall ließ uns allerdings eine halbe Stunde verspätet im ZfA-Büro eintreffen.
Im Anschluss an das Gespräch mit Herr Szalai und dem darauffolgenden Kávéház-Besuch sind wir zu acht noch durch Budapest spaziert, haben Markthalle und Szent István Basilika besucht und sind in einem Pub eingekehrt, wo „die Maß“ Bier umgerechnet weniger als zwei Euro gekostet hat.

Kuriositätenkabinett

Gestern war ein etwas sonderbarer Tag.
Der fing bei der Sonnenfinsternis an (Maximum: 10:48 Uhr in Budapest), die von einigen Lehrern mit Spannung erwartet wurde. Manche hatten extra Schutzbrillen gebastelt oder bestellt, um dann festzustellen, dass am morgen vom Rektorat ein Verbot ausgesprochen wurde,  das Schulgebäude zwischen 9 und 12 Uhr zu verlassen (damit die Schüler nicht in die Sonne blicken und möglicherweise Schäden davon tragen). Trotzdem war zumindest die Grundschule den größten Teil des Vormittags im Ausnahmezustand, wenn auch nur der (zugegeben für Erstklässler etwas langweilige) Livestream lief. Da hat es sich mit der Aufregung, die sich am Morgen immer weiter hochgeschaukelt hatte, dann auch erledigt. Um es mit den Worten einer Schülerin zu sagen: „Das ist voll langweilig, der Mond bewegt sich viiiiel zu langsam“.

Als ich dann, auf dem Weg nach Hause, aus der Tram ausgestiegen bin, habe ich festgestellt, dass im XIII. Kerület heute wohl Tag des Sperrmülls war. Vor jedem Haus türmten sich Berge aus Schränken, Gliedmaßen alter Kleiderpuppen, zerbrochenen Glasscheiben, Matratzen, Eimersammlungen und Umzugskartons voller buntem Allerlei. Ein Kuriositätenkabinett an jeder Straßenecke. Und kamen immer mehr Leute die ihre alten Sofas, Computer und Herdplatten anschleppten. zwei Jungs sind auf einem kaputten Bürostuhl durch dir Straßen gecruist, und ein altes Auto wurde durch die heruntergelassenen Fenster mit Sperrmüll befüllt. Am Abend als wir einkaufen gegangen sind wurde es noch schlimmer, da die kunstvoll errichteten Türme durch Plünderungen zum Einsturz gebracht wurden und die wenigsten Gehwege noch passierbar waren.

Aber wir sind nicht nur einkaufen gegangen.Schnipp, Schnapp, Haare ab. Während Ina und Julia sich auf die Suche nach Alugrillschalen begaben, suchte ich einen Friseur (der mehr Englisch verstand als Hello, so einen hatte ich am Jázai marí tér schon gefunden und recht schnell, unverrichteter Dinge wieder verlassen) und ließ mir die Harre schneiden. Fühlt sich auch kurios an, so kurz.

So was wie Alltag

Inzwischen hat sich tatsächlich schon etwas wie ein Alltag ein gestellt, obwohl ich seit nicht einmal einer Woche hier bin.
Zumindest habe ich das Gefühl angekommen zu sein. Ich verstehe zwar die Sprache nicht, habe aber das Gefühl langsam den Rhythmus der Stadt zu erahnen und zumindest imitieren zu können. Ich beherrsche die wichtigsten Vokabeln (Guten Tag, Danke, Weißwein) und habe das System des ÖPNV verstanden.
Ich kaufe viel ein, aber vor allem koche ich in zu großen Portionen. Ich bin es einfach nicht gewohnt wirklich nur für mich alleine zu kochen, da ich sonst immer für mindestens ein Familienmitglied mitkoche und was übrig bleibt wird meist im Laufe des nächsten halben Tages verzehrt.
In der Schule erkennen mich schon einige Kinder (zum Teil als Clara, zum Teil als Frau Berger, was seltsam ist, da Frau Berger bisher nur auf dem Papier -bevorzugt in irgendwelchen Schreiben von Banken oder Versicherungen- existiert hat. Sollte tatsächlich mal jemand mit Frau Berger angeredet werden, war das entweder ein Irrtum -weil die Metzgersfrau ganz genau weiß, welche Familie sie gerade bedient, nur eben nicht, dass meine Mutter ihren Mädchennamen bei der Hochzeit behalten hat- oder bezeichnete meine Großmutter. Jetzt höre ich öfter Sätze wie „Frau Berger, kannst du mir helfen?“

Heute bin ich nach der Schule noch an der Donau entlang zum Parlament geschlendert und weiter zum Szabadság tér. Budapests Bausubstanz ist einfach beeindruckend. Von Gothik, über Barock, zum Jugendstil und weiter ist alles dabei und das recht bunt gemischt.

Gestern Abend waren wir auf einem international Dinner, das von der Elte Universität organisiert wurde. Wir (ein Franzose, eine meiner Österreichischen Mitbewohnerinnen und ich) haben Apfelstrudel gebacken und uns alle aals Österreicher ausgegebn, da mann eine Spezialitüt seines Landes kochen und mitbringen sollte. Natürlich waren viele Erasmusstudenten vertreten und so hab ich mich durch die Nationen probiert (Tarte au citron, Kaviar und ein russisches Brotgetränk, japanisches Hühnchen, ungarisches frittiertes Brot in Ei und Nudeln mit Mohn, Tzatziki, spanische „Kartoffeln für Arme“, Tomaten-Mozzarella, Pasta, und Tartufo), während ich immer mal wieder erklärt habe, worum es sich bei „unserem“ österreichischen Gericht handelt.

Deutsche Schule Budapest

Heute hatte ich meinen ersten Tag an der Schule.
Ich habe noch nicht wirklich etwas getan, habe mich vor allem mit den Gebäuden und den Lehrkräften vertraut gemacht, und mit Günni (meinem Mentor) einen Stundenplan für die nächsten zwei Wochen erstellt. Ich werde viel in der Grundschule unterstützen, und vor allem einzelne KInder fördern, aber auch in der Nachmittagsbetreuung dabei sein und mit den Kids spielen, basteln …
Die Schule liegt im hügeligen Buda, der Neubau des Gymnasium ist hell, offen und modern gestaltet (viel verglast, was sich bei der Hanglage natürlich anbietet) und verfügt über eine tolle Bibliothek. Der größte Teil der Grundschule liegt im anderen Gebäude, einem hellen, aber kleinen Altbauhaus mit hohen Decken, das dem Bild einer klassischen Grundschule gerecht wird.
http://www.deutscheschule.hu/de/

Nachmittags bin ich dann erst einmal groß einkaufen gegangen. Als ich dann zu Hause war und mir gerade noch etwas zu Essen gemacht habe, kam Ina nach Hause und hat mich und Julia gefragt, ob wir nicht zum Zumba-Kurs gehen wollen, der vom Studentensportclub der Elte-Universität angeboten wird. Also war ich heute Abend noch mit Ina und Julia (meinen zwei österreichischen Mitbewohnerinnen) beim ungarischen Zumba. Die anderen Teilnehmerinnen waren alle ungarisch, sodass ich Chancen habe -wenn ich dabei bleibe- tatsächlich ein paar Ungarinnen kennen zu lernen und nicht in so eine deutsch/europäische Parallelgesellschaft abzurutshen (was bei drei Erasmusmitbewohnerinnen ja schnell passieren kann)