Jaaabaaadaaabaduuuu, meine Eltern sind nach etwas Verspätung doch noch in Ulaanbaatar gelandet.
Gerade mal eine halbe Stunde nach einer holprigen Fahrt zu meiner Gastfamilie wurden sie dort mit einer regelrechten Willkommenszeremonie begrüßt, in die mongolischen Spezialitäten eingeweiht, bekocht und umschwärmt von allen Seiten. Die Mühe, die sich meine Gastfamilie gemacht hat wurde gleich mit den Mitbringsel aus der Heimat belohnt. Das große Lebkuchenherz mit „Grüßen vom Oktoberfest“ hat trotz guten Vorsätzen es nicht zu essen, nicht länger als 2 Stunden überlebt. Der Käsevorrat den ich bei meinen Eltern bestellt hatte (der Käse hier ist kein Vergleich zu dem daheim – er ist in meistens in einer Art Wurst verpackt) hat bei meinem Gastbruder für volle Begeisterung gesorgt. Da er noch nie einen Käse mit Löchern gesehen hatte, wollte er den von ihm getauften „Cartoon-Käse“, den er nur aus Tom& Jerry kennt, natürlich sofort probieren!
Ein wenig baff von der Gastfreundlichkeit meiner Gastfamilie und den ersten Bildern der Mongolei waren sie glaube ich erstmal froh, ein wenig Erholung im Hotel zu finden. Da ich natürlich nicht immer frei bekommen konnte, waren meine Eltern untertags von Sehenswürdigkeiten über Museum zu Aussichtspunkten unterwegs. Als wir uns dann abends getroffen haben, wurde ich immer von einem Schwall an Eindrücken und Ereignissen überrollt. Für sie ist die Mongolei eine komplett andere Welt. Einige Sachen waren für sie komplett fremd. Sie waren zugegebenermaßen schon ein wenig überwältigt von dem Verkehr, den vielen Leuten, den großen Shoppingmalls und direkt daneben armen Jurtenviertel, dem Staub, Smog und Dreck, den Straßenschäden und und und. Wenn ich ehrlich bin ging es mir am Anfang genauso, aber es ist echt erstaunlich wie schnell man sich an eine Stadt gewöhnen kann und sie mit anderen Augen sieht. So waren meine Eltern am ersten Nachmittag froh die „German Bakery“ gefunden zu haben und dort in aller Ruhe einen Kaffee mit Streuselkuchen zu genießen. Aber mit der Zeit hat sich das Bild der Mongolei durch eine schöne Folkshow, leckeres mongolisches, koreanisches, chinesisches Essen und vielem mehr um Einiges gebessert!! Vor allem die Leute und die Ausflüge aufs Land haben dazu beigetragen.
Als erstes ging es mit meiner Gastfamilie raus aus der Stadt zu einer riesen Tschingis-Statue. Die ist echt überwältigend. Mitten in der Steppe, im nichts, ragt eine unüberschaubare, schillernde Eisenstahl Statue hervor und bricht die Idylle des weiten Landes. Eines muss man den Mongolen lassen: Sie wissen wie mach eindrucksvolle Denkmäler baut. Erst vor zwei Jahren wurde der riesen Tschingis fertig. Innen gibt es ein Museum und man kann auf den Kopf des Pferdes steigen und eine Hammer Aussicht genießen und dem guten Herren direkt in die Augen sehen. Rund um die Statue sind in den nächsten Jahren noch 10.000 Reiter geplant. Ich glaube für knappe 50.000 Euro kann man sein Gesicht dort in einen seiner Genossen prägen lassen – das haben wir uns leider nicht ganz leisten können. Dafür haben wir uns das komplette Touri-Programm gegönnt und uns in mongolische Kleidung geschmissen. Das kam dabei raus:
Durch die Connections meiner Deutsch-Kollegin Micki haben wir dann noch eine 5-tägige Tour auf’s Land gemacht und uns einen Fahrer mit Auto gemietet. (Großes Dankeschön nochmal an Micki, für die tolle Planung!!) Das ist bei den Straßen, ohne Schildern und vielen holprigen Wegen auch wirklich nötig – Ich würde mich kein Stück trauen selbst hier Auto zu fahren. Auch wenn wir jeden Tag eine immense Strecke zurückgelegt haben, war es wirklich wert so weit zu fahren. Am Anfang dachten wir noch, dass es vielleicht ein bisschen eintönig auf Dauer wird, aber während der Fahrt wurde man immer von neuen Bildern überrascht. Kühe und Pferde waren unsere ständigen Begleiter, aber auch große Raubvögel konnten wir beobachten. Auch das Wetter trug dazu bei, dass der Ausblick bei der etwas holprigen Fahrt ständig wechselte. Bei der Hinfahrt hatten wir noch strahlenden Sonnenschein und noch wenig Schnee. Der kam dann aber in der der zweiten Nacht dicke in einem Schneesturm und bedeckte die Steppe komplett weiß.
Bei der schon einbrechenden Kälte war es auch kaum verwunderlich, dass die Touristensaison schon fast komplett vorbei war und wir in manchen Camps ganz alleine waren und nach uns die Jurten zusammengepackt wurden. Es gab keine Waschhäuser mehr, da die Rohre sonst gefrieren, deshalb mussten wir 5 Tage ohne Klo und Dusche auskommen, was aber zu dem Abenteuer fast dazugehörte. Und bei der super Aussicht konnte man auch über das Plumpsklo ohne weiteres hinwegsehen 🙂
In der Nacht wurde es echt schon sehr kalt, meistens war es jedoch sternenklar (und den Sternenhimmel in der Mongolei sollte man echt mal gesehen haben). In den Jurten hatten wir’s dafür umso kuscheliger warm. Nach dem Einheizen mit Holz, Kuhfladen und auch Kohle war es schon fast zu heiß um zu schlafen 😉
Auf unserem Tagesprogramm standen meistens Klosterbesuche, welche sich echt gelohnt haben. So zum Beispiel in Terelj, Karakorum und Kogenhan. Die farbenträchtigen Tempel sind echt beeindruckend.
Mein persönliches Highlight war das Kamelreiten in einem Wüstenstreifen in der Nähe von Karakorum, der alten Hauptstadt der Mongolei. Ganz im Gegensatz zum Pferdereiten zwei Tage später habe ich mich auf dem Kamel trotz der Höhe zwischen den Höckern sehr sicher gefühlt. Als kompletter Reitanfänger hatte ich schon sehr große Bedenken, ob ich mich das überhaupt trauen sollte. Aber nachdem ich mir dachte, ich muss das mal gemacht haben und einem versichert wurde, dass es kein Problem ist habe ich mich (ohne jegliche Reitausrüstung!!) auf ein Pferd gewagt. Dass die beiden mongolischen Guides mir wohl ein nicht so spaßig aufgelegtes Pferd gegeben haben, hab ich schon nach dem ersten Sprung auf die Seite, eine Sekunde nach dem ich mich hingesetzt hab gemerkt. Angespannt, auf meinem doch eher spartanischen Holzsattel hatte ich dann nach einer Weile Reiten und unkontrollierbaren Trotzanfällen meines Pferdes doch Angst bekommen. Auch weil ich an Antje (eine weitere Kulturweit Freiwillige in der Mongolei) denken musste, die auch schon unglücklicherweise vom Pferd gefallen ist. Das Pferd war sehr mürrisch, blieb ständig stehen, fing an zu laufen, machte absolut nichts von dem was ich wollte… Blöd, dass der Guide das irgendwie witzig fand, wie ich ängstlich auf dem Pferd saß und ihm versucht hab zu erklären, dass ich wirklich absteigen möchte. Nach einer Weile hat er dann doch verstanden, dass es mir ernst war und mich auf ein anderes Pferd gesetzt auf dem ich dann endlich ein wenig entspannen konnte. Aber gut, dass ich Pferd gewechselt hab, denn das Pferd, das ich am Anfang hatte, hat später auch bei dem Reitguide der dann auf ihm geritten ist auch nur Faxen gemacht und sie runtergeschmissen. Keine Ahnung wie das bei mir ausgegangen wäre. Nochmal Glück gehabt!!
Am Abend war in den meist leeren Camps nicht viel los. Da wir uns mit unserem Fahrer wegen fehlender deutsch, englisch und mongolisch Kenntnissen nur schwer verständigen konnten, haben wir das Shagai-Spielen, das trotz Sprachbarrieren möglich ist für uns entdeckt. Auch wenn er uns bis zum Schluss meistens abgezockt hat, haben wir schon Fortschritte im Schnipsen der Ziegen-Fußknöchelchen gemacht! Der Chingis-Vodka durfte natürlich nicht fehlen!
Nachdem meine Erzählungen nun ein unzumutbares Maß annehmen, hoffe ich dass ich euch ein wenig an der Reise teilhaben konnte und bin heilfroh, dass es meinen Eltern nach den gemischten ersten Eindrücken doch noch sehr gut auf unserer Abenteuerreise in der Mongolei gefallen hat! Es war schon ein wenig traurig, sie wieder zum Flughafen zu bringen. Aber der erste Monat ist ja schon rum und die nächsten vier werden mit Sicherheit noch viel schneller vergehen. Ich bin doch froh noch eine Weile hier zu bleiben…
Bei „Auf Reisen“ findet ihr noch ein paar weitere Bilder von unserem Ausflug.
Also macht’s gut und bis demnächst!!
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