Mein ganz „normaler“ Alltag

Mittlerweile ist ein wenig Routine in mein Alltag hier eingekehrt, auch wenn ich mich immer noch an das ein oder andere gewöhnen muss 🙂 Die Arbeit läuft seit Montag eigentlich richtig gut, auch wenn diese Woche Projektwoche war und ich meinem Stundenplan noch nicht wirklich nachgehen konnte, hatte ich jede Menge zu tun. Im Rahmen der Projektwoche zum Thema „Alexander von Humboldt – Wir erforschen unsere Umwelt“ hab ich in zwei Gruppen mitgeholfen. Die eine Gruppe „Alle Berufe sind schön“ (das haben sich die Schüler selbst ausgedacht :-)) sind wir in einige Firmen gefahren und haben Ausflüge gemacht. Mein persönliches Highlight war eine Kaschmir-Fabrik, in der wir alle Stufen der Fertigung mitverfolgt haben und den vielen Arbeitern im Betrieb über die Schulter schauen konnten. Man muss wissen die Mongolen fahren hier voll auf Kaschmir ab! Kein Wunder bei so vielen Schafen, Ziegen und Kamelen, die sie hier haben, bleibt viel Wolle für neue Pullover, Schals, oder Socken. Für ein anderes Projekt musste ich von einen Tag auf den nächsten ein Theaterstück über das Leben von Alexander von Humboldt schreiben, dass dann mit den Kindern einstudiert wird. Leicht überfordert mit der Aufgabe, habe ich einfach mal zugesagt, dass ich das mache und mich in meinem Glück versucht. Nach einigen Hochs und Tiefs der Schüler, Freudenausbrüche und „Kein Bock auf Theater“- Anfällen der Kinder bin ich mal gespannt wie das Resultat nächste Woche so aussieht.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass die Arbeit richtig Spaß macht, die Kollegen richtig nett sind und auch die Kinder cool drauf sind. Habe schon die lustigsten Begegnungen und Gespräche mit den Kindern gehabt. Ein Schüler meinte letztens zu mir „Du siehst aus wie Jesus“. Nachdem ich wohl ein bisschen komisch geschaut habe, sagte der Junge einfach nur noch: „Du bist hübsch“ und ist weggelaufen. Alle finden mich einfach seeeeehr groß und auch meine Augen sind einfach rießig . Nach den Einschätzungen meiner Schüler bin ich bei vielen noch ca. 16 oder 17 Jahre alt. Wenn ich dann richtig stelle, dass ich schon 23 bin (nach mongolischen Rechnungen sogar schon 24, denn die zählen immer ein Jahr mehr mit) kommt nur die Frage ob ich verheiratet bin und Kinder habe. Hier ist es nämlich ganz normal gleich früh an Familiengründung zu denken. Also ich falle definitiv für alle aus dem Rahmen…

An was ich mich wohl auch noch ein wenig gewöhnen muss, ist das Minibus, Bus und Taxi fahren. Busse sind super günstig und meistens komplett überfüllt und brauchen fast genauso lang als wenn man zu Fuß gehen würde, weil man meistens im Stau feststeckt. Dafür kann man aber meistens lustige Szenen beobachten. Heute hat eine Frau im viel zu vollen Bus ganz in Ruhe ihr Baby gestillt, bei meinem Sitznachbarn könnte ich bei seinem viel zu lauten MP3-Player Rammstein mithören, die Kontrolleurin, die die Centbeträge der Fahrgäste einsammelt drängelt sich durch die Menge und mir steigt jemand auf den Fuß und reicht mir daraufhin ganz selbstverständlich die Hand, als Geste der Entschuldigung. Das macht man hier bei jeder noch so fremden Person. Finde ich aber eigentlich ganz nett, diesen Brauch.

Viele Mongolen fahren für gewöhnlich auch gerne mit dem Taxi. Dazu hebt man einfach die Hand am Straßenrand und ziemlich schnell hält ein offizielles Taxi oder auch irgendein Autofahrer an und nimmt einen mit. Alleine ohne mongolische Sprachkenntnisse hab ich mich das noch nicht getraut, aber auch mit acht Mongolen zusammengequetscht in einem ganz normalen Taxi kann es schon mal abenteuerlich werden, wenn auf einmal der Reifen des Autos platzt und man mitten auf einer staubigen Standstraße am Stadtrand ausgesetzt wird. Ein anderer, für mich noch etwas eigenartiger Brauch ist es, dass man hier aus Aberglaube keine Taschen auf den Boden stellen darf. Mein kulturweit-Vorgänger hatte mir das schon erzählt und ich hab auch immer darauf geachtet. Aber als mir meine Tasche letztens einmal runtergerutscht ist, kam gleich ein Schüler hergerannt und hat sie mir auf den Schoß gelegt. Auch in der Schule ist erstaunlich, dass wirklich nichts auf dem Boden liegt.

Sonst hatte ich schon das Glück auf eine mongolische Hochzeit mitgehen zu dürfen. Der Sohn einer Kollegin hat geheiratet und die Tochter hat die Weltmeisterschaft in irgendeiner Kampfsportart gewonnen, also wurden alle Lehrer nach Hause eingeladen und es wurde gefeiert… aber so richtig! Alle haben Ansprachen gehalten, gesungen, viel gegessen und vor allem getrunken. Auch ich musste mich im Trinken beweisen und mir wurde ein Vodka nach dem anderen gereicht, dazu noch Champagner, Wein, Bier, Milchtee und Stutenmilch, oh wei oh wei 🙂

So das war’s erstmal! Ich lasse bald mal wieder was hören, vielleicht ist dann auch schon der wirkliche „Alltag“ eingekehrt 🙂

Hier findet ihr noch ein paar Bilder aus der Schule, der Theater AG und dem Ausflug in die Kaschmir Fabrik…

Das sind meine Kollegen in der Schule bei der Hochzeit und noch ein Bild vom festlichen Essen bei den Hochzeitspaar (Das links ist ein Schaf und rechts eine traditionelle Torte, mit gerocknetem Quark dekoriert)

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