Angekommen in der wahren Mongolei

Sain bain uuu…. erstmal vorweg: Ich bin heil angekommen und habe schon fast meine erste Woche hinter mich gebracht. Kaum zu glauben… Die Eindrücke und Ereignisse überschlagen sich regelrecht und ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll zu erzählen. Beginnen wir mal chronologisch… Ich war heilfroh als ich schon am Moskauer Flughafen 4 nette, mongolische Frauen kennengelernt habe, die sich aus voller Begeisterung eine Deutsche gefunden zu haben, mit mir anfreundeten. So wusste ich schon vor Landung mehr als ich in jedem Reiseführer hätte erfahren können. Neben einer Visitenkarte und netten Einladung zu ihnen nach Hause habe ich vor allem sofort mitgenommen, dass die Mongolen ein sehr herzliches, offenes und freundliches Volk sind… und zu meinem Erstaunen sprechen auch einige ziemlich gutes Deutsch.

Dann wurde ich von meiner Betreuungslehrerin und meinem Gastpapa vom Flughafen abgeholt und in mein neues „Zuhause“ gebracht. Ich hatte echt sehr großes Glück mit meiner Gastfamilie. Die 4-köpfige Familie ist super nett und einfach nur zum gern haben. Ich wurde mit einem selbstgebastelten „Welcome“ und „Hello“-Schild über meiner Tür begrüßt und habe ein gemütliches Zimmer bekommen, auch wenn ich zu meiner Verwunderung feststellen musste, dass das neben dem Schlafzimmer der Eltern und dem Wohnzimmer das einzige Zimmer in der Wohnung ist. Ich habe das aber schnell geklärt und für die Familie ist es scheinbar gar kein Problem. Die 17-jährige Tochter schläft nun auf der Couch und der 8-jährige Bruder wie gewöhnlich in Bett der Eltern. Sie sind heilfroh mich hierzuhaben, da ich mit der Tochter, die nun deutsch studiert deutschlernen kann und dem Sohn ein bisschen bei seinem Englisch behilflich sein kann. Auch wenn sich die meisten Konversationen bis jetzt noch auf „Yes“ und „No“ beschränken. Beim UNO-Spielen (habe ich ihm sofort beigebracht) braucht man auch nicht recht viel mehr…

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Nach einem Tag Jetleg-Erholung und Ausschlafen ging’s auch schon los in die Schule. Diese liegt zum Glück zu Fuß nur 10 Minuten von meiner Wohnung entfernt. Zugegebenermaßen war ich von der Stadt erstmal ein wenig überfordert. Der Verkehr ist einfach wahnsinnig hier. So viele Autos, die kreuz und quer fahren, Polizisten die auf überlaufenden Kreuzungen scheinbar wilde Anweisungen geben und Kinder die tagtäglich diese Straßen (in meinen Augen zu vergleichen mit einer Autobahn) auf ihrem Schulweg überqueren… Aber keine Sorge, alles funktioniert einwandfrei 🙂 Die Mongolen haben Übung und ich habe mich mittlerweile auch schon ein wenig daran gewöhnt.

In der Schule habe ich in den ersten drei Tagen wegen allem möglichen bürokratischen Kram, Visumverlängerung und Ausweisbeantragung noch nicht allzu viel mitbekommen. Zumindest konnte ich mich schon in einige Deutsch-Stunden mit reinsetzten, bei einer Lehrerkonferenz das Deutsch-Kollegium kennengelernen, die Theater-AG besuchen und schon mein Projekt planen und mir einen Stundenplan für die nächsten Wochen erstellen (der sich bei dem planerischen Geschick der Mongolen bestimmt noch 5 Mal ändern wird :-)). Richtig geht’s dann aber erst morgen los!

Auch vom Essen habe ich schon einiges probiert. Von selbstgemachten Buuz, Reisgerichten über Sushi, gebackenen Maultaschen bis zum von den Mongolen heißgeliebten Milchtee habe ich schon alles durchprobiert und mitgekocht.

Das Highlight der Woche war natürlich der Ausflug aufs Land. Ich hatte Glück und meine Gastfamilie ist zu ihren Großeltern auf’s Land gefahren. Nach einer holprigen, 3-stündigen Fahrt durch eine atemberaubende Landschaft, sind wir mitten in der Steppe beim Winterlager der Nomadenfamilie angekommen. Mein Gastpapa hat schon erzählt dass seine Großeltern Ziegen, Pferde, Schafe und Kühe haben, aber ich war überwältigt wie viele sie hatten… Es wimmelte überall nur von Tieren. An diesem Wochenende war außerdem ein besonderer Tag für die Pferde, denn diese wurden mit Brandmarken gekennzeichnet. Es war spannend zuzusehen wie die Pferde mit einem Lasso eingefangen und gebrandmarkt wurden. Echte Manneskraft war gefragt, was für die zusammengekommene Männertruppe kein Problem war. Ich habe dafür mit meiner Gastschwester die Schafherde eingetrieben und mit der Großmutter und den Tanten im Zelt gekocht. Ich musste feststellen, dass auf dem Land tatsächlich viel Fleisch gegessen wird, da sie sich hauptsächlich von dem ernähren was sie haben und das sind nun einmal ihre Tiere. Aber in den traditionellen Gerichten war auch viel Gemüse wie Kartoffeln oder Karotten mit drin. Auch wenn ich bei manchen Gerichten am Anfang ein wenig zögerlich war, hat alles super lecker geschmeckt…

Außerdem ist es Tradition auch in den umliegenden Jurten hereinzuschauen und die Leute zu begrüßen. Die meisten waren auch Teil der Familie oder enge Freunde. Alle Jurten waren unterschiedlich eingerichtet und es war erstaunlich wie viel man in einer Jurte so unterbringen kann. Als Zeichen der Gastfreundschaft, wird einem in jeder Jurte ein Becher Milchtee oder gegorene Stutenmilch gegeben und dazu Kekse, getrockneter Joghurt oder Bonbons gereicht. Da es in der Mongolei sehr unhöflich ist, etwas abzulehnen war ich mehr oder weniger gezwungen bei jedem Besuch von der Stutenmilch zu trinken. Ich muss zugeben, dass ich es als einzige nicht geschafft habe, den Becher Stutenmilch auszutrinken. Die Milch schmeckt zwar gar nicht so eigenartig wie erwartet, aber das war dann doch ein wenig zu viel für einen europäischen Magen 🙂 Die Milch, die hier frisch gemolken und dann getrunken wird ist jedoch richtig lecker, kaum zu vergleichen mit der die wir im Supermakrt bekommen… Der Abend wurde immer später und die Männer kamen von den Herden zurück und feierten draußen noch die Pferdekennzeichnung mit viel Gesang, Stutenmilch und dem ein oder anderen Glas Vodka 🙂 Wir machten’s uns schonmal in der Jurte gemütlich. Wir hatten Glück und es war noch relativ warm untertags, so dass es auch noch beim Einschlafen einigermaßen angenehm warm war. Aber es war auch kein Wunder, denn wir schliefen zu zehnt in einer Jurte mit nur 2 Betten. Ich hatte das Glück und teilte mir mit meiner Gastschwester ein Bett aber viele der Familie schliefen auf dem Boden. Ich erntete in meinem Pyjama aus Skiunterwäsche etwas komische Blicke und wurde auch wegen meinem Schal ein wenig belächelt, aber das steckte ich für eine angenehm warme Nacht weg 🙂 In der Nacht bin ich öfters aufgewacht und konnte den Geräuschen der Kühe, Pferde oder Hunde lauschen. Als wir am nächsten Morgen aufwachten und die Tür öffneten schneite es, der erste Schnee in diesem Jahr…

Doch bevor ich jetzt noch länger schreibe und ich nie ins Bett komme, zeige ich euch jetzt einfach noch ein paar Eindrücke der letzten Tage. Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte.

Hier kommt ihr zur Bildergallerie...

Alles in Allem kann ich sagen, die erste Woche hätte kaum besser laufen kommen und ich bin gespannt was mich noch alles erwartet 🙂

Bis bald, eure Chrissi

 

 

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